Familie mit Herz 79 - Sandra Heyden - E-Book

Familie mit Herz 79 E-Book

Sandra Heyden

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Beschreibung

Melanie Bodendorf hat ihren Mann und ihre Kinder verlassen. Seit mehreren Jahren schon lebt sie mit ihrem Geliebten im Ausland. Als ihr Noch-Ehemann stirbt und die Kinder ins Heim müssen, reagiert sie nicht auf das Schreiben der Behörden. Ihr ist der Geliebte wichtiger als ihre beiden Kinder, die sie doch so sehr brauchen.
Aber Mona und Tim haben einen Schutzengel. Er führt sie geradewegs in die offenen Arme von zwei Menschen, die Liebe im Übermaß zu verschenken haben ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Verlassen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: PICADORPICTURES / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9917-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Verlassen

Zwei Kinder und ihre brennende Sehnsucht nach Liebe

Von Sandra Heyden

Melanie Bodendorf hat ihren Mann und ihre Kinder verlassen. Seit mehreren Jahren schon lebt sie mit ihrem Geliebten im Ausland. Als ihr Noch-Ehemann stirbt und die Kinder ins Heim müssen, reagiert sie nicht auf das Schreiben der Behörden. Ihr ist der Geliebte wichtiger als ihre beiden Kinder, die sie doch so sehr brauchen.

Aber Mona und Tim haben einen Schutzengel. Er führt sie geradewegs in die offenen Arme von zwei Menschen, die Liebe im Übermaß zu verschenken haben …

„Das Ehepaar Holthausen wäre nicht abgeneigt, den kleinen Tim Bodendorf zu adoptieren!“

Luise Hartmann starrte den kleinen, etwas übergewichtigen Mann hinter dem Schreibtisch fassungslos an.

„Aber das können Sie nicht zulassen, Herr Meinhart“, erwiderte sie entrüstet. „Das dürfen Sie einfach nicht zulassen.“

Leberecht Meinhart, Leiter des städtischen Kinderheimes, kannte die Erzieherin Luise Hartmann seit vielen Jahren und runzelte nun überrascht die Stirn.

„Ich weiß ja, dass Sie die beiden Bodendorf-Kinder besonders in Ihr Herz geschlossen haben, Frau Hartmann. Aber man darf deshalb nicht die Zukunft der Kinder aus den Augen verlieren. Die Holthausens gehören zu den angesehensten und reichsten Familien der Stadt. Sie können dem Jungen ein glänzendes Leben bieten.“

Luise Hartmann wandte sich ab und sah zornig aus dem Fenster. Über eine kleine Grünanlage hinweg konnte sie zum Spielplatz blicken, wo große und kleine Kinder herumtobten und sich vergnügten. Sie sah auch den kleinen Tim Bodendorf und seine ältere Schwester Mona. Gerade fünf Jahre alt war er kürzlich geworden und sah aus wie ein Engel mit den hellblonden Locken und den großen Augen.

Die achtjährige Mona, ebenso blond wie Tim, hielt ihren Bruder an der Hand und sah den spielenden Kindern zu. Seit einem halben Jahr lebten sie nun schon hier im Heim, aber Freunde hatten sie immer noch nicht gefunden. Besonders die stille, zurückhaltende Mona achtete auf Distanz zwischen sich und anderen.

„Sie haben natürlich recht, Herr Meinhart“, sagte Luise jetzt. „Seit nahezu dreißig Jahren arbeite ich in meinem Beruf, und ich darf sagen, dass ich nie ein Kind bevorzugt behandelt habe. Ich liebe alle Kinder, die ich betreue. Aber das Schicksal der beiden Bodendorf-Kinder berührt mich doch sehr tief.“

Luise drehte sich wieder um und musterte ihren Vorgesetzten.

„Sie dürfen die Kinder nicht trennen. Sie haben doch nur noch sich. Ihr Vater war ein Kaufmann, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlug und es mit den Kindern weiß Gott nicht leicht hatte, aber er hat sie geliebt und trotz aller Schwierigkeiten niemals im Stich gelassen. Sein plötzlicher Tod vor einem halben Jahr war für die Kinder schlimm genug, Sie dürfen sie nicht auch noch trennen.“

„Glauben Sie mir, ich weiß das alles sehr wohl, Frau Hartmann“, seufzte der Heimleiter auf. „Bis jetzt ist das Ganze ohnehin nur Spekulation. Ohne die Einwilligung der Mutter darf das Jugendamt sowieso keiner Adoption zustimmen.“

„Der Mutter!“, fuhr Luise verächtlich auf. „Was erwarten Sie von einer Frau, die ihre Kinder im Stich gelassen hat, um ein leichtes, sorgenloses Leben zu führen? Sie lebt mit ihrem Liebhaber in Saus und Braus und verschwendet nicht einen einzigen Gedanken an ihre Kinder! Oder hat sie sich nach dem Tod ihres Mannes vielleicht gemeldet, oder auf den Brief der Behörden?“

„Nein, das hat sie nicht.“

Luises große, schlanke Gestalt straffte sich. Trotz ihrer fünfundfünfzig Lebensjahre und den silbernen Fäden im dunklen, kurzen Haar, wirkte sie sehr anziehend. Nachdenklich starrte sie wieder aus dem Fenster und beobachtete die Bodendorf-Kinder, die immer noch abseits von den anderen am Rande des Spielplatzes standen.

„Ich weiß nicht, wie eine Frau nur wenige Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes ihre Familie einfach im Stich lassen kann, so einfach bei Nacht und Nebel zu verschwinden, ohne Gruß, ohne Nachricht. Ich kann mir nur vorstellen, dass es schon sehr tiefgreifende Ursachen haben muss.“

„Haben Sie nicht eben noch diese Frau selbst verurteilt?“, wunderte sich Leberecht Meinhart.

Luise nickte. „Ich verurteile sie auch jetzt noch. Aber vielleicht sollte man versuchen, sie zur Besinnung zu bringen.“

„Welchen Sinn sollte das haben? Nachdem man ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht hatte, hat man sie von dem Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt und ihr mitgeteilt, dass ihre Kinder in unserem Heim untergebracht wurden. Es kam nicht eine einzige Reaktion von dieser Frau. Mit keinem Wort, keiner Zeile zeigte sie Interesse für ihre Kinder.“

„Sie haben doch die Adresse von Frau Bodendorf, Herr Meinhart?“, wollte Luise wissen und zeigte ein entschlossenes Gesicht.

„Natürlich.“

„Bevor man resigniert, sollte man alle Mittel ausschöpfen, finden Sie nicht? Geben Sie mir die Adresse. Ich werde ihr noch einmal schreiben. Vielleicht bewirkt ein persönlich gehaltener Brief ein bisschen mehr als die offiziellen Schreiben der Behörden. Und vielleicht wäre es nicht schlecht, Bilder von den Kindern mitzuschicken. Bilder bewirken oft viel mehr als bloße Worte.“

Der Heimleiter schien zu überlegen. Dann nickte er.

„Möglicherweise haben Sie recht, Frau Hartmann. Schreiben Sie der Frau. Ich werde mich beim Jugendamt dafür einsetzen, die Kinder vorerst nicht zu trennen.“

Luise lächelte ihm dankbar zu.

♥♥♥

Mona Bodendorf entdeckte ihren Bruder auf der Treppe hockend. Von der obersten Stufe aus beobachtete er mit bedrücktem Gesicht das bunte Treiben in der Eingangshalle des Kinderheims. Viele Erwachsene kamen, Kinder liefen ihnen freudig entgegen, und gemeinsam verließen sie das Heim.

Mona kannte das schon. Es war Samstag, und viele Heimkinder wurden von Verwandten, Freunden, Müttern oder Vätern abgeholt, um das Wochenende in einer Familie zu verbringen.

Der kleine Tim sah traurig auf, als sich seine Schwester neben ihn setzte.

„Warum holt uns denn keiner ab?“, wollte er wissen.

„Wir haben niemanden mehr“, gab Mona zurück und legte liebevoll den Arm um ihren kleinen Bruder. „Du weißt doch, dass Papa keine Verwandten mehr hatte.“

Tränen standen in den großen Augen des kleinen Jungen.

„Warum sind sie alle tot, Mona? Alle haben jemanden, der sie liebhat. Warum haben wir niemanden?“

„Ich hab’ dich lieb“, versicherte sie ihm. „Und irgendwann finden wir sicher auch neue Eltern.“

„Quatsch“, sagte jemand hinter ihr, und Mona fuhr erschrocken herum.

Der dicke Malte blickte finster auf die Geschwister herab. Er gehörte zu den älteren Kindern, war schon fast vierzehn und nicht sehr beliebt, weil er immer nur nörgelte und die kleineren Kinder ärgerte.

„Ihr kriegt nie neue Eltern“, fuhr er jetzt unbeirrt fort. „Weil ihr nämlich gar nicht adoptiert werden könnt.“

„Weshalb nicht?“ Mona hatte keine Ahnung, was der dicke Malte von ihnen wollte.

„Weil ihr keine Waisenkinder seid. Eure Mutter müsste mit einer Adoption einverstanden sein, sonst ist gar nichts zu machen.“ Malte freute sich diebisch über das plötzlich sehr blasse Gesicht der kleinen Mona.

„Unsere Mutter ist tot“, sagte sie mit gepresster Stimme, und ihr kleiner Bruder nickte.

„Ja, unsere Mama ist tot.“

„Ist sie nicht“, triumphierte der Junge. „Sie lebt, aber sie will euch nicht haben. Deshalb ist sie von euch abgehauen.“

Mona sprang wütend auf und funkelte den gehässigen Widersacher aus blitzenden Augen an.

„Das ist nicht wahr!“

„Ich hab’s doch selbst gehört. Gestern, als die Hartmann und der Meinhart über euch sprachen.“

Angewidert verzog Mona ihr hübsches Gesicht.

„Du hast gelauscht! Schäm dich!“

„Wen stört’s“, erwiderte Malte, hob gleichgültig die Schultern und ging an den Geschwistern vorbei.

Tim zupfte ungeduldig an den Jeans seiner Schwester, und sie hockte sich wieder hin.

„Stimmt das? Will unsere Mama uns nicht haben, hat sie uns nicht lieb? Ist sie deshalb nicht bei uns?“

Mona antwortete nicht gleich. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Nächte, in denen sie nicht schlafen konnte und in denen sie ihren Vater manchmal betrunken im Wohnzimmer vorfand. Weinend, flehend und fluchend zugleich hatte er in solchen Nächten auf das Bild ihrer wunderschönen Mutter gestarrt.

„Warum, warum?“, hatte er oft gerufen. „Warum hast du mich und die Kinder alleingelassen, Melanie? Weißt du nicht, wie sehr ich dich liebe und wie sehr wir dich brauchen?“

Mona hatte diese Worte so oft gehört, immer, wenn die Verzweiflung ihren Vater übermannte.

„Ich weiß nicht, ob sie uns liebhat“, sagte Mona schließlich leise. „Jedenfalls will sie uns nicht haben.“

„Nein, das glaube ich nicht!“ Tim sprang auf und schnitt seiner Schwester eine Grimasse. „Du bist genauso eklig wie der dicke Malte!“

Schreiend lief er davon. An der Tür zu dem Zimmer, das er mit seiner Schwester bewohnte, lief er Luise Hartmann in die Arme.

„Hey!“, rief sie. „Was ist denn mit dir los, Timmi?“

Tränen liefen über das zarte Gesicht, und Luise strich ihm begütigend über die blonden Locken.

„Der dicke Malte hat gesagt, dass meine Mama gar nicht tot ist und dass sie von uns weggelaufen ist, weil sie uns nicht haben wollte“, schluchzte er laut in Luises Armen. „Und Mona sagt das auch.“

Luise stockte der Atem.

„Na ja“, meinte sie schließlich ruhig. „Tot ist deine Mutter wirklich nicht, Timmi. Aber sie hat euch sicher nicht allein gelassen, weil sie euch nicht liebt.“

„Aber sie will uns nicht haben“, begehrte der Junge auf.

In diesem Augenblick tauchte Mona auf.

„Musstest du deinem Bruder das sagen?“, sparte Luise nicht mit Vorwürfen.

„Der dicke Malte hat’s ihm gesagt“, verteidigte sie sich. „Er hat dich und Herrn Meinhart gestern belauscht, Tante Luise. Aber er hat ja recht, oder? Mein Papa hat oft geweint deswegen. Manchmal war er auch zornig, aber meistens furchtbar traurig. Er hat immer gewünscht, dass sie zurückkommen soll.“

„Vielleicht kommt sie ja eines Tages zurück.“

Mona starrte die Erzieherin, die ihren Bruder im Arm hielt, stumm an.

„Ja, das wäre schön“, gab sie dann zurück. „Aber ich glaub’s nicht.“

Monas Zweifel berührten Luise Hartmann tief, und sie strich dem Kind liebevoll über das Haar.

„Du musst nur ganz fest daran glauben, Mona“, versicherte sie lächelnd. „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.“

♥♥♥

Melanie Bodendorf saß in einem eleganten Abendkleid vor dem Spiegel in ihrem Ankleidezimmer und legte letzte Hand an ihr Make-up. Eigentlich unnötig, denn auch ohne die Hilfsmittel der Kosmetikindustrie war sie eine verführerisch schöne Frau, die sich in der Anbetung zahlreicher Verehrer sonnte.

Immer wieder fiel ihr Blick auf die beiden Fotografien, die vor ihr lagen. Ihre Kinder, Mona und Tim. Wie hübsch sie geworden waren in all den Jahren, und doch wirkten sie irgendwie traurig.

Leise Schritte ließen Melanie aufhorchen, und sie sah lächelnd auf, als Charles de la Conta das Zimmer betrat. Besitzerstolz leuchtete aus seinen Augen, als er nun ihrem Blick begegnete, und er küsste sie mit heißen Lippen.

Melanie liebte ihn, und noch immer konnte sie es nicht ganz fassen, dass ausgerechnet er, der gut aussehende, französische Graf, sich auch in sie verliebt hatte.

„Wie weit bist du?“, erkundigte er sich, und in den dunklen Augen loderte eine Glut, die Melanie immer wieder aufs Neue erregte. „Du weißt, die Rothschilds warten nicht gern auf ihre Gäste.“

Sein Blick fiel auf die Bilder. Zögernd nahm er sie auf.

„Was sind das für Kinder?“

„Meine eigenen“, erwiderte Melanie leise. „Ich erhielt die Fotografien heute – mit einem Brief ihrer Erzieherin.“

Der Graf betrachtete die Bilder eingehend.

„Hübsche Kinder“, meinte er dann. „Sie sehen dir ähnlich. Aber sagtest du nicht, sie leben bei deinem Mann?“

Melanies Augen wurden groß.

„Hans ist vor einem halben Jahr gestorben“, erinnerte sie ihn. „Ich habe dir den Brief des Jugendamtes doch gezeigt.“

„Richtig, ich erinnere mich.“

Er ließ sich lässig auf den Diwan sinken, der in seiner Nähe stand, und musterte die schöne Frau, die seit nahezu vier Jahren seine Lebensgefährtin war. Er hatte sie bei einem Freund kennengelernt, zufällig, und war vom ersten Augenblick an von ihrer Schönheit fasziniert gewesen. Aber er war nicht der Einzige, den ihre Schönheit beeindruckte. Auch andere bemühten sich um diese schöne Deutsche, doch ihm war es schließlich gelungen, sie zu erobern, und das machte ihn immer noch stolz. Sie war sein Besitz, mit dem er sich schmückte, und er genoss die neidvollen Blicke seiner Freunde.

„Ich nehme an, sie sind jetzt in einem Heim?“, wollte er wissen.

Melanie nickte nur und begann, ihr Haar mit diamantbesetzten Kämmen aufzustecken.

„Du hast mir nie erzählt, weshalb du eigentlich deine Familie verlassen hast?“

Melanie fuhr herum und starrte ihn verwundert an.

„Ich hatte bisher nie den Eindruck, dass es dich interessiert.“

„Aber jetzt interessiert es mich“, gab er zurück. „Weshalb hast du deinen Mann und deine Kinder verlassen?“