Familie mit Herz 84 - Sabine Stephan - E-Book

Familie mit Herz 84 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Nichts hat sich Stella in ihrem ganzen Leben sehnlicher gewünscht. Und sie wünscht es sich bald. Denn ihre biologische Uhr tickt ...
Stella ist siebenunddreißig, erfolgreiche Innenarchitektin - und Single. Nach einer schmerzlichen Enttäuschung hat sie sich geschworen, nie wieder von einem Mann abhängig zu werden. Wer nicht liebt, kann auch nicht verraten werden. Und ihre Wünsche kann sie sich auch allein erfüllen - bis auf einen!
Stella weiß, dass sie in diesem Punkt "Hilfe" braucht. Der Schritt fällt ihr unglaublich schwer, als sie alles daransetzt, den Mann zu finden, der ihr ihren Traum erfüllt, doch danach wieder aus ihrem Leben verschwindet ...


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Seitenzahl: 105

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Inhalt

Cover

Impressum

Ihr Traum von einem Baby

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nina Buday / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0464-9

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Ihr Traum von einem Baby

Nie sollte ein Mensch erfahren, wie sie sich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllte

Von Sabine Stephan

Nichts hat sich Stella in ihrem ganzen Leben sehnlicher gewünscht. Und sie wünscht es sich bald. Denn ihre biologische Uhr tickt …

Stella ist siebenunddreißig Jahre alt, erfolgreiche Innenarchitektin – und aus Überzeugung Single. Nach einer schmerzlichen Enttäuschung hat sie sich geschworen, nie wieder von einem Mann abhängig zu werden. Wer nicht liebt, kann auch nicht verraten werden. Und ihre Wünsche kann sie sich auch allein erfüllen – alle bis auf einen!

Stella weiß, dass sie in diesem Punkt „Hilfe“ braucht. Der Schritt fällt ihr unglaublich schwer, als sie alles daransetzt, den Mann zu finden, der ihr ihren Traum erfüllt, doch danach wieder aus ihrem Leben verschwindet …

„Genügt das? Oder soll ich noch eine Scheibe drauflegen?“

Die platinblonde Verkäuferin ließ den Blick aus ihren vergissmeinnicht blauen Augen zwischen ihrer Kundin und der Skala auf der Waage hin und her wandern.

„Legen Sie ruhig noch eine Scheibe dazu, und wiegen Sie’s aus“, antwortete Stella Rudolph, eine mittelgroße aparte Brünette mit makellos zarter Haut, slawischen Wangenknochen und leicht schräg gestellten, unwahrscheinlich hellen grauen Augen zerstreut, ohne die Waage zu beachten. Ihr Blick glitt schon interessiert weiter über die vielen Porzellangefäße hinter der gläsernen Ladentheke. „Was nehm’ ich bloß?“

Die Frage war mehr an sich selbst gerichtet, doch die Verkäuferin verstand die Aufforderung, der Kundin einige der angebotenen Spezialitäten ganz besonders zu empfehlen. Während sie eine weitere Scheibe des hauchdünn geschnittenen Parmaschinkens auf die Waage legte, schlug sie vor: „Vielleicht möchten Sie mal unsere Straßburger Gänseleberpastete probieren? Sie ist sehr zu empfehlen.“

„Wenn die nicht fett ist …“ Stella wirkte unentschlossen. „Wissen Sie, ich habe heute Abend nämlich einen Gast, der ungeheuer viel Sport betreibt und deshalb sehr auf seine Figur achtet.“

„Fett? Aber wo denken Sie hin!“, wies die Platinblonde diese Vermutung zurück. Energisch schüttelte sie ihre Engelslocken. „Fett ist überhaupt keine unserer Pasteten. Da können Sie ganz unbesorgt sein. Dafür ist aber eine delikater als die andere.“ Sie hatte den Schinken inzwischen verpackt, den Preis eingetippt und wartete nun auf weitere Anweisungen. „Auch die Lachsterrine schmeckt sehr pikant. Ganz mild im Geschmack.“ Sie deutete auf eine Schüssel mit einer rosafarbenen Paste. „Aber wenn es lieber etwas würziger sein soll, wie wär’s dann mit dem Kapernmus?“

Dienstbeflissen empfahl sie noch einige weitere Schmankerln in den Geschmacksrichtungen mild bis herzhaft, und das alles mit dem schönsten Zahnpastalächeln, wie in manchen Werbefilmen. Ganz so, wie es der Inhaber des Delikatessengeschäfts von allen seinen Angestellten verlangte.

„Bedenken Sie immer, meine Damen, der Kunde, der schließlich auch Ihr Gehalt bezahlt, ist bei uns immer König! Gleichgültig, wie heikel oder mitunter sogar quengelig er sich auch gebärden mag. Mit den Preisen, die er für unsere Waren zu bezahlen bereit ist, hat er sich Ihr Lächeln auch dann verdient, wenn Sie selbst am liebsten mit den Zähnen knirschen würden.“

Die Barbiepuppe, so vom Chef persönlich schon vom Tag ihrer Einstellung an auf die Launenhaftigkeit mancher wohlhabender Kunden vorbereitet, hatte sich stets an diesen Rat gehalten. Inzwischen besaß sie so viel Menschenkenntnis, dass sie längst gelernt hatte, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden. Diese Kundin hier, die den Laden nur gelegentlich besuchte, gehörte eindeutig zum Weizen – um bei dem Vergleich zu bleiben –, mit dem keine Schwierigkeiten zu erwarten waren. Und so empfahl sie, schlug vor und hatte am Ende erreicht, dass sie ihr eine prall gefüllte Einkaufstüte aushändigen und dafür einen stattlichen Betrag kassieren konnte.

Beim Anblick all der pikanten Köstlichkeiten war die Innenarchitektin Stella Rudolph sich dessen erst bewusst geworden, dass sie seit dem Frühstücksbrötchen nichts mehr zu sich genommen hatte. Und inzwischen war es schon fast Nachmittag. Um ihr Büro ausnahmsweise mal früher schließen zu können, hatte sie sich heute keine Mittagspause gegönnt. Dafür meldete sich jetzt bei ihr der Hunger.

Wenn ich schon sozusagen gerade an der Quelle bin, könnte ich doch eigentlich …? Stella überlegte nicht lange. Im ersten Stock über dem Geschäft gab es ein gemütliches kleines Restaurant, das nur einen Nachteil hatte: man bekam dort selten noch einen Platz. Trotzdem würde sie wenigstens mal einen Blick hineinwerfen.

Auch heute schien das Restaurant mal wieder bis auf den letzten Platz besetzt zu sein, wie Stella, oben angekommen, mit einem Rundblick zu ihrer Enttäuschung feststellen musste. Aber gerade als sie die Treppe schon wieder hinabsteigen wollte, schien ihr das Glück doch noch zuzulächeln. Von einem der gepolsterten Stühle am Fenster, von wo aus man einen wunderbaren Überblick über den mittelalterlich anmutenden Marktplatz mit seinem sechseckigen Springbrunnen als Mittelpunkt hatte, erhob sich schwerfällig eine recht füllige Dame.

Stella kämpfte sich sofort durch die nah beieinander stehenden Tischchen und Stühle bis zu dem runden Tisch am Fenster durch, ehe ihr unter Umständen noch ein anderer Gast zuvorkommen konnte. Höflich erkundigte sie sich: „Entschuldigen Sie bitte, wird dieser Platz frei?“

Die Frau knöpfte bereits ihren für ihre gedrungene Gestalt viel zu groß karierten Mantel zu.

„Wird er“, bestätigte sie. „Nicht nur der eine Platz, der ganze Tisch wird frei. – Nun, meine Liebe, willst du dich nicht erheben?“, wandte sie sich an die zweite Person am Tisch, eine wesentlich jüngere, der unverkennbaren Ähnlichkeit nach zu urteilen, wohl ihre Tochter. „Oder willst du das Buch hier erst noch zu Ende lesen?“

Die junge Frau war in ein Taschenbuch vertieft gewesen, das sie nun rasch zuklappte, nachdem sie ein aus bunten Seidenbändern kunstvoll geflochtenes Lesezeichen zwischen die Seiten geschoben hatte.

Schon zwei Minuten später gingen Mutter und Tochter an Stella vorüber auf die Treppe zu, nachdem jede von ihnen ihr noch freundlich einen guten Tag gewünscht hatte.

Zum ersten Mal an diesem Tag hatte Stella etwas Zeit für sich selbst. Sie studierte die Speisekarte, entschied sich für einen Salat mit Hähnchenbruststreifen und wartete auf die Bedienung. Die Wartezeit vertrieb sie sich damit, vom ersten Stock aus auf das bunte Treiben auf dem Marktplatz herabzuschauen. Heute war Wochenmarkt, und entsprechend lebhaft ging es auf dem Platz dort unten zu.

Als ihr Blick zufällig von einem Blumenstand in der Nähe des Brunnens angezogen wurde, erinnerte Stella sich daran, dass ihr noch Blumen für die Tischdekoration fehlten. Sie würde sie später dort unten kaufen. Das kleine Abendessen anlässlich Hagens Rückkehr nach sechswöchiger beruflicher Abwesenheit wollte sie heute ganz besonders festlich gestalten. Aus einem bisher nur ihr bekannten Grund, der das Ergebnis intensiver Überlegungen war, sollte das Festmahl sozusagen als „Stimulanz“ dienen.

Mit dem um fünf Jahre jüngeren Hagen Kroneiser, Projektleiter in der Elektronikbranche, war Stella seit nunmehr drei Jahren liiert – worüber sie sich selbst am meisten wunderte. Ein anfangs unverbindlicher Flirt hatte sich während dieser Zeit zu einer tiefen Liebe ausgewachsen. Jedenfalls was ihre eigenen Gefühle für ihn betrafen. Dass diese auch seitens Hagen in gleichem Maße erwidert wurden, dessen war Stella sich nicht ganz so sicher. Aber dass Hagen sie immerhin sehr mochte, darüber bestand für sie kein Zweifel.

Sie konnte es jedenfalls kaum noch erwarten, ihn wiederzusehen.

♥♥♥

Nachdem die reichlich abgehetzt wirkende einzige Bedienung ihre Wünsche notiert und sich sofort wieder entfernt hatte, ging Stella in Gedanken zum x-ten Mal durch, was sie Hagen am Abend sagen wollte. Wie sie ihm am schonendsten beibringen konnte, welche Überlegungen sie während seiner Abwesenheit angestellt hatte – und zu welchem Ergebnis sie dabei gekommen war …

„Weißt du, Liebling, ich habe sozusagen eine Art Bilanz meines bisherigen Lebens gezogen“, würde sie zu ihm sagen. „Und dabei ist mir klar geworden, dass ich an einem Punkt angekommen bin, an dem eine Entscheidung fällig wird.“

Stellas Blick verdüsterte sich. Nein, so ging das nicht. Falls sie so vorsichtig begann, würde Hagen innerlich sicherlich gleich eine Abwehrhaltung annehmen. Ein besonderes Essen, sein Lieblingswein, dezenter Schmuse-Jazz – er würde todsicher glauben, alles ziele nur darauf ab, ihn dazu zu bewegen, ihr endlich einen Heiratsantrag zu machen.

Was gerade lächerlich war, denn niemand kannte Hagens Bindungsängste besser als Stella. Bei allem, was sie nun immerhin schon seit drei Jahren miteinander verband, liebte Hagen im Grunde doch nichts mehr als seine Freiheit – wie sie zu ihrem Bedauern erkannt hatte. Die Freiheit, alle wichtigen Entscheidungen allein zu treffen.

Hagen hatte oft genug betont, dass er nicht an die dauerhafte Liebe glaube und deshalb weder jemanden von sich abhängig machen noch selbst abhängig werden wolle. Seine Kraft reiche nicht aus, in den heute so unsicheren Zeiten die Verantwortung auch noch für eine Familie mitzutragen.

Und das behauptete nicht etwa ein blasser, schmächtiger Hilfsbuchhalter, dessen Sessel in einem angeschlagenen Betrieb schon bedenklich wankte, sondern ein gesunder, sportlich durchtrainierter Mann von beinahe ein Meter neunzig, der einen sicheren, bestens bezahlten Job in der boomenden Elektronikbranche hatte und der auch sonst mit beiden Füßen fest auf der Erde stand.

Anfangs hatte eine solche Einstellung – die eines krassen Egoisten, wofür sie ihn hielt – Stella geschockt. Diese Meinung erschien ihr nur allzu selbstsüchtig. Aber da Hagen andererseits sehr liebenswert war und er, solange er sich nicht zu etwas gedrängt fühlte, auch sehr zuvorkommend sein konnte, versuchte sie nicht, offen seinen Egoismus zu kritisieren.

Nach Stellas Meinung verbargen sich hinter diesem nur die Bindungsängste eines Singles, der noch nicht dazu bereit – und möglicherweise auch wirklich noch nicht reif genug dafür war, sich uneingeschränkt zu seinen Gefühlen zu bekennen. Sie war sicher, dass sich Ängste dieser Art mit den Jahren ganz von selbst verloren. Was sie betraf, sie hatte es nicht eilig, zu heiraten. Ihrer Liebe zu Hagen tat dessen egoistische Einstellung jedenfalls keinen Abbruch. Wenigstens im Moment noch nicht.

Nach solchen Überlegungen nahm Stella sich nun doch vor, auf ihr Anliegen am Abend besser direkt – als erst nach weitschweifigen Umwegen zu sprechen zu kommen. Sie würde vor Hagen klar und unmissverständlich die Fakten auf den Tisch legen und ihn so mit ihrem Wunsch konfrontieren. Sie würde ihm versichern, dass mit dessen Erfüllung, zu der er beitragen solle, für ihn keinerlei Verpflichtungen verbunden seien. Weder emotionale noch finanzielle.

Vielleicht würde es zusätzlich noch helfen, Hagen von ihrer Aufrichtigkeit zu überzeugen, wenn sie zu bedenken gab, dass sie ihn – unfairerweise, gewiss – ja auch „überrumpeln“ und vor vollendete Tatsachen hätte stellen können, um zu dem von ihr gewünschten Ziel zu gelangen.

Doch einen winzigen Hoffnungsschimmer, den Stella sich kaum einzugestehen wagte, verband sie mit ihren kühnen Überlegungen trotzdem.

Wenn man bedachte, dass es mitunter immer noch kleine Wunder gab – vielleicht würde ein Baby, war es erst einmal auf der Welt, Hagens Einstellung zu Ehe und Familie doch noch ändern. Wer weiß?, dachte sie hoffnungsvoll.

Doch als habe sie sich damit bei einem verbotenen Gedanken ertappt, bemühte sich Stella gleich wieder um Sachlichkeit.

Ich werde Hagen vorschlagen: „Betrachte dich doch einfach als Samenspender im Dienste einer guten Sache, wenn es sich damit für dich leichter leben lässt. Nur, bitte, Hagen, verhilf mir zu einem Kind!“

♥♥♥

Während Stella mit kleinen Bissen den Salat weggabelte, den die Bedienung nebst einer Tasse Kaffee inzwischen vor sie hingestellt hatte, sann sie über die Ungleichbehandlung des Schicksals zwischen Mann und Frau nach.

Ein Mann blieb im Normalfall bis ins hohe Alter hinein zeugungsfähig. Er hatte damit jahrzehntelang die Möglichkeit, seinen vielleicht in frühen Jahren gefassten Entschluss, sich gegen ein Kind zu entscheiden, später immer noch zu revidieren.

Doch in einer Frau tickte unaufhaltsam die biologische Uhr. Sobald diese einmal abgelaufen war – kam jede Reue zu spät.

Ein Mann konnte sich durchaus zuerst einen sicheren Platz im Berufsleben erobern, ehe er eine Familie gründete, die er dann auch ausreichend versorgen konnte.

Für eine Frau waren dieser Möglichkeit von der Natur vorgegebene Grenzen gesetzt.

Verschrieb eine Frau sich in jungen Jahren zunächst einmal der Karriere, dann war der Zeitpunkt oftmals schon überschritten, zu dem sie sich noch bedenkenlos für eine andere Lebensform entscheiden konnte.

In dieser Beziehung stand Stella mit ihren fünfunddreißig Lebensjahren jetzt schon an einem Scheideweg. Nur wenige Jährchen blieben ihr noch, und sie würde ihren Wunsch, noch ein Kind zu bekommen, ein für alle Mal begraben müssen.

Das war Stella vor Kurzem erschreckend klar geworden, als sie sich die Zeit genommen hatte, intensiv über sich, über ihr Leben und auch über ihre Beziehung zu Hagen nachzudenken.