Familie mit Herz 97 - Sabine Stephan - E-Book

Familie mit Herz 97 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Schwanger mit sechzehn! Eine schlimme Situation, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Mit sechzehn ist man doch selbst noch ein Kind! Mit sechzehn ist man nicht reif genug, um die Verantwortung für ein Baby zu übernehmen. Wer mit sechzehn Mutter wird, verbaut sich die ganze Zukunft.
Wer kennt diese Argumente nicht!
Doch so merkwürdig es klingt: Karlotta ist sechzehn, schwanger - und sie freut sich auf ihr Kind. Für ihr Baby ist sie bereit, auf lange Partynächte, auf waghalsige Abenteuerurlaube und so manche lustige Treffen mit der Clique zu verzichten. Zusammen mit ihrem Freund Fabian, der fest zu ihr steht, will sie allen beweisen, dass sie es schaffen kann, eine gute Mutter zu sein. Ja, Karlotta will gegen all die Vorurteile und überzogenen Moralvorstellungen ankämpfen, die in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschen, wenn ein Teenager ein Kind bekommt. Sie ahnt ja nicht, dass der schwerste Kampf der gegen ihre eigene Mutter sein wird. Aus Angst vor dem Tuscheln der Nachbarn und dem Gerede ihrer Freundinnen verlangt sie von Karlotta etwas Ungeheuerliches ...


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Seitenzahl: 110

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Inhalt

Cover

Aus Angst vor der Schande

Vorschau

Impressum

Aus Angst vor der Schande

Wenn ein Kind ein Kind bekommt

Von Sabine Stephan

Schwanger mit sechzehn! Eine schlimme Situation, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Mit sechzehn ist man doch selbst noch ein Kind! Mit sechzehn ist man nicht reif genug, um die Verantwortung für ein Baby zu übernehmen. Wer mit sechzehn Mutter wird, verbaut sich die ganze Zukunft. Wer kennt diese Argumente nicht!

Doch so merkwürdig es klingt: Karlotta ist sechzehn, schwanger – und sie freut sich auf ihr Kind. Für ihr Baby ist sie bereit, auf lange Partynächte, auf waghalsige Abenteuerurlaube und so manche lustige Treffen mit der Clique zu verzichten. Zusammen mit ihrem Freund Fabian, der fest zu ihr steht, will sie allen beweisen, dass sie es schaffen kann, eine gute Mutter zu sein. Ja, Karlotta will gegen all die Vorurteile und überzogenen Moralvorstellungen ankämpfen, die in unserer Gesellschaft immer noch vorherrschen, wenn ein Teenager ein Kind bekommt. Sie ahnt ja nicht, dass der schwerste Kampf gegen ihre eigene Mutter sein wird. Aus Angst vor dem Tuscheln der Nachbarn und dem Gerede ihrer Freundinnen verlangt sie von der Tochter etwas Ungeheuerliches ...

Es war Mittagszeit. In dem lauschigen Stadtpark ruhten sich die Menschen aus den umliegenden Büros und Geschäften von dem Stress der Arbeit aus und nutzten die kurze Pause, um in der Ruhe der Natur neue Kraft zu tanken.

Manche spazierten gedankenverloren über die schattigen Wege, andere belagerten die wenigen Parkbänke und ließen in der sanften Wärme der Sonne ihre Seele baumeln.

Abgeschieden, durch einen üppig gewachsenen Busch vor neugierigen Blicken geschützt, saßen zwei junge Menschen auf einer Bank. Es schien, als hätte das Liebespaar die Gunst der Stunde genutzt und sich zu einem heimlichen Treffen verabredet.

Doch bei näherem Hinsehen erkannte man, dass das Paar ernste Probleme hatte. Das Gesicht des blutjungen Mädchens war tränenüberströmt, und der Junge wirkte betroffen und hilflos zugleich.

»Ich weiß nicht weiter, Fabian!« Die sechzehnjährige Karlotta Melchior schluchzte verzweifelt auf. »Was soll ich denn jetzt nur machen?«

Fabian Brand, der achtzehnjährige Freund von Karlotta, fuhr sich nervös durch die Haare. Er schwieg. Unruhig rutschte er auf der Bank umher.

Was ihm seine Freundin vor wenigen Minuten eröffnet hatte, zog auch ihm den Boden unter den Füßen weg. Den Schock musste er erst einmal verdauen.

»Bist du denn absolut sicher? Ich meine ...« Er brach verstört ab.

Das junge Mädchen nickte unglücklich. »Der Arzt hat es mir doch bestätigt, es ist kein Irrtum möglich. Ich bin schon Anfang des dritten Monats.«

»Hast du denn vorher gar nicht gemerkt, dass du schwanger bist?« Der Junge schüttelte bestürzt den Kopf. »So etwas spürt ein Mädchen doch!«

Karlotta sah ihren Freund misstrauisch an.

»Denkst du, ich habe absichtlich so lange damit gewartet, dir die Wahrheit zu beichten? Glaubst du, ich wollte verhindern, dass du mich zur Abtreibung überredest? Was denkst du denn von mir?«

»War nicht so gemeint, Lotta«, antwortete Fabian beschwichtigend und legte sanft den Arm um ihre bebenden Schultern. »Ich kann mir nur einfach nicht erklären, warum du so gar nichts bemerkt hast. Da gibt es doch Anzeichen!«

»Natürlich gibt es die. Aber bei mir waren sie nicht so ausgeprägt. Mir war weder übel, noch hatte meine Regel ausgesetzt. Es war alles wie immer. Erst Anfang dieser Woche habe ich dieses seltsame Unwohlsein gespürt. Mir war ständig schwindelig, und ich hatte quälende Kopfschmerzen. Ich bin ja dann auch gleich zum Arzt gegangen.«

Karlotta strich sich eine Strähne ihres braunen, lockigen Haares aus dem sommersprossigen Gesicht und stöhnte unglücklich. »Was dabei herausgekommen ist, habe ich dir gerade berichtet«, setzte sie abschließend hinzu.

»Ich kann einfach nicht begreifen, wie du schwanger sein kannst. Das gibt es doch gar nicht, du nimmst doch die Pille!«

Fabian sprang erregt von seinem Platz auf und lief unruhig hin und her. Zehn Schritte hin, zehn zurück.

Karlotta hob mutlos die Schultern und ließ sie wieder fallen.

»Wir haben uns zu sehr auf diesen angeblich so sicheren Schutz verlassen. Wir hätten noch besser aufpassen müssen.«

»Unsinn! Normalerweise ist dieses Verhütungsmittel absolut zuverlässig. Es muss an dir gelegen haben. Hast du die Pille nicht regelmäßig eingenommen, irgendwann mal vergessen?«

»Nein, hab ich nicht. Jetzt gib nicht mir allein die Schuld.«

Nun sprang die werdende Mutter ebenfalls auf, ihre kleine Stupsnase, die ihr Freund so liebte, war blass vor Zorn, und die haselnussbraunen Augen funkelten im Feuer ihrer Empörung.

»Wenn du von mir und dem Kind nichts mehr wissen willst, dann sag es gleich. Du wärst nicht der erste Vater, der sich feige aus dem Staub macht«, zischte sie aufgebracht

»Das ist doch Blödsinn, das weißt du genau«, wehrte Fabian betroffen ab. »Ich würde dich niemals im Stich lassen. So etwas käme mir gar nicht in den Sinn. Aber den Schreck muss ich erst einmal verdauen. Das ist doch klar, oder? Du fängst mich in der Mittagspause ab und überfällst mich damit, dass wir ein Kind erwarten!«

Karlotta blickte betreten zu Boden.

»Tut mir ja auch leid. Ich wollte dich schonender darauf vorbereiten. Aber ich war so durcheinander. Ich habe einfach nicht mehr gewusst, was ich tun soll. Meinen Eltern kann ich es doch nicht sagen.«

Der Junge setzte sich seufzend.

»Das wirst du aber müssen, Lotta«, erwiderte er ernst. »Du bist noch minderjährig. Du musst mit ihnen sprechen – und zwar so schnell wie möglich.«

»Ich habe solche Angst davor, Fabian. Du kennst sie doch, weißt wie sie darauf reagieren werden.«

Das junge Mädchen schlug die Hände vors Gesicht und weinte haltlos.

Fabian hatte Mühe, seine aufgelöste Freundin zu beruhigen. Sanft streichelte er über ihren Rücken.

»Du musst keine Angst haben. Ich bin doch bei dir. Wir werden das gemeinsam durchstehen.« Er lächelte bekümmert. »Schließlich bin ich ja ebenso an dieser Misere beteiligt.«

»Ein Kind ist doch keine Misere!« Schon wieder regte sich Zorn in Karlotta, und sie befreite sich unwirsch aus Fabians Umarmung. »Wie kannst du so was sagen!«

»In unserem Alter ist es eine Katastrophe«, entgegnete ihr Freund ruhig. Sein sympathisches Gesicht wurde noch eine Spur blasser. »Wenn du nüchtern überlegst, musst du mir recht geben. Du bist sechzehn Jahre alt und ich eben mal achtzehn. Wir stecken beide noch in der Ausbildung. Du bist Schülerin, und ich habe gerade mein Abitur in der Tasche und wollte demnächst mit meinem Maschinenbaustudium beginnen. Von was sollen wir denn leben, Lotta? Und von was ein Kind großziehen? Mit dem, was ich bei meinen Aushilfsjobs verdiene, können wir uns bestimmt nicht über Wasser halten. So sehr mich der Gedanke auch reizt, Vater von einem süßen Baby zu werden, ich muss den Tatsachen ins Auge sehen.«

»Du willst also, dass ich das Kind abtreiben lasse«, folgerte die Sechzehnjährige tonlos.

Mit Tränen in den Augen wandte sie sich von ihm ab und ging mit schnellen Schritten davon, bevor Fabian sie aufhalten konnte.

♥♥♥

Karlotta war schrecklich niedergeschlagen und verstört. Irgendwie hatte sie erwartet, dass er ganz anders reagieren würde. Sie liebten sich doch, warum war da ein Kind eine Katastrophe? Es stimmte, sie waren noch sehr jung, und es würde bestimmt nicht leicht werden, ein Kind großzuziehen und ihm ein liebevolles Zuhause zu geben. Aber andere Paare hatten es auch schon geschafft. Doch ihr Freund zog die Möglichkeit einer Ehe nicht einmal in Betracht.

»Warte, Lotta! Das meine ich doch gar nicht!« Fabian rannte seiner Freundin bestürzt nach. Endlich hatte er sie eingeholt und hielt sie energisch fest. »Kein Mensch hat von Abtreibung gesprochen«, keuchte er. »Ich will doch nur, dass wir uns überlegen, wie es weitergehen soll.«

»Du hast auch nicht von Heirat gesprochen«, bemerkte Karlotta eisig. »Dieser Gedanke ist dir noch gar nicht gekommen.«

»Weil er kaum zu realisieren ist«, erwiderte der Junge nüchtern. »Wir sind beide noch viel zu jung. Ohne die Einwilligung deiner Eltern kann ich dich sowieso nicht heiraten, und die werden sie mir wohl kaum geben. Du weißt, wie sie zu unserer Beziehung stehen.«

»Ja.« Karlotta nickte bekümmert. »Aber zumindest die Illusion hättest du mir nicht rauben müssen. Du hättest mich wenigstens für einen kurzen Augenblick in dem Glauben lassen können, dass du das Baby nicht völlig ablehnst. Es ist dein Kind, Fabian! Ich kann es doch nicht einfach töten.«

»Das sollst du auch nicht.« Fabian zog das Mädchen zärtlich in seine Arme. »Wir finden schon eine Lösung. Nur, ohne deine Eltern können wir keine Entscheidung treffen. Du bist noch minderjährig, Lotta.« Er sah nervös auf die Uhr. »Ich habe meine Mittagspause schon weit überschritten, ich muss sofort zurück. Es tut mir leid, aber wir reden heute Abend weiter darüber.«

Er hauchte seiner Freundin einen Kuss auf die Wange und hastete davon. Doch nach wenigen Metern blieb er, einem inneren Impuls folgend, stehen und drehte sich noch einmal um.

Wie klein und hilflos das Mädchen wirkte! Es tat ihm weh, sie in ihrer völligen Zerrissenheit allein lassen zu müssen. Aber er durfte seinen Job nicht aufs Spiel setzen, schon gar nicht jetzt, wo er in Zukunft für ein Kind sorgen musste. Wenn er nur wüsste, was er nun unternehmen sollte! Er war genauso verwirrt wie Karlotta. Es würde noch ein harter Kampf mit ihren Eltern werden. Das Ehepaar Melchior lehnte ihn rigoros ab. Es waren wohlhabende, sehr konservativ eingestellte Leute, ein mittelloser Student wie er passte nun mal nicht in ihre Familie. Mehr als einmal hatten sie ihm das deutlich zu verstehen gegeben und ihm mit Konsequenzen gedroht, sollte er sich nicht von ihrer Tochter fernhalten.

Doch ihre Liebe war stärker gewesen als die Macht der Eltern, und so hatten sie sich heimlich getroffen. Aber mit der Heimlichkeit war es nun vorbei. Er konnte sich jetzt schon lebhaft vorstellen, welchen Aufstand die Melchiors machen würden, wenn sie die Wahrheit und obendrein die große Neuigkeit erfuhren.

Fabian seufzte müde. Es war schon eine verdammt prekäre Lage, in die er und Karlotta nun unversehens hineingeraten waren. Aber irgendwie mussten sie einen Ausweg finden. Eine Abtreibung widerstrebte ihm genauso wie seiner Freundin.

Die Kirchturmuhr schlug unerbittlich die Stunde an, und Fabian fröstelte, als er an den Ärger mit seinem Chef dachte. Der legte allergrößten Wert auf Pünktlichkeit. Aber selbst wenn er sich noch so beeilte, heute schaffte er es nicht mehr rechtzeitig.

♥♥♥

»Hast du Ärger bekommen?«, empfing Karlotta ihren Freund am Abend.

Sie hatten sich in einem nahe gelegenen Waldstück verabredet, das schon oft der Ort ihrer heimlichen Treffen gewesen war.

»Der Alte hat getobt«, berichtete Fabian zerknirscht. »Hat mich allerhand Überredungskunst gekostet, ihn wieder zu besänftigen. Er hat mir schon mit Kündigung gedroht, falls ich nochmal unpünktlich bin. Aber das ist nicht so wichtig. Was ist mir dir? Hast du mit deinen Eltern gesprochen?«

»Nein, das war gar nicht möglich«, erwiderte die werdende Mutter bedrückt. »Papa ist überraschend auf Geschäftsreise, und Mama hat wieder mal ihre übliche Migräne. Da ist sie absolut nicht ansprechbar. Wie soll ich ihr da auch noch mit dieser tollen Nachricht kommen? Ach, Schatz, ich bin völlig verwirrt. Wenn ich nur wüsste, was wir jetzt tun sollen!«

Hilflos malte sie mit dem Fuß Kreise in den weichen Waldboden.

»Wir werden eine Lösung finden, Lotta. Aber das muss eine Lösung sein, die unsere Eltern mit einbezieht. Sollten sie zu der Überzeugung kommen, dass eine Ehe tatsächlich für uns und das Baby das Beste ist, stelle ich mich bestimmt nicht dagegen. Ich würde mir eine feste Arbeit suchen und mein Studium verschieben.«

»Das würdest du wirklich tun?«

Karlottas dunkle Augen glänzten vor Freude. Glücklich warf sie sich in Fabians Arme und schmiegte sich eng an ihn.

»Ja.« Der Junge räusperte sich verlegen und streichelte zärtlich über den Rücken seiner Freundin. »Ich habe es mir genau überlegt, konnte den ganzen Nachmittag an nichts anderes mehr denken. Mit Einwilligung deiner Eltern würde ich dich sofort heiraten. Nur ich fürchte, gerade die werden sie niemals geben.«

»Vielleicht doch«, erwiderte Karlotta trotzig. »Dich als Schwiegersohn zu bekommen, ist immer noch das kleinere Übel für sie. Stell dir doch mal vor, was für ein Aufsehen es erregen würde, wenn ich, ihre einzige Tochter, ein uneheliches Kind bekäme – und das auch noch im Alter von sechzehn Jahren! Einen derartigen Skandal könnten sie sich in ihrer gesellschaftlichen Stellung doch gar nicht leisten.«

In ihren Augen blitzte Entschlossenheit, als sie zu ihrem Freund aufblickte.

Optimistisch fuhr sie fort: »Ich bin eigentlich ganz zuversichtlich. Mein Vater wird zwar toben, und meine Mutter wird sich in ihre Migräne flüchten, aber dann werden sie uns doch ihre Zustimmung erteilen. Sie können gar nicht anders.«

»Da bin ich mir nicht so sicher«, murmelte Fabian sorgenvoll. Sanft schob er das Mädchen von sich. »Ich denke, dein Vater wird mich aus dem Haus werfen und zu allem Übel noch bei der Polizei anzeigen, weil ich mich trotz seines ausdrücklichen Verbotes seiner minderjährigen Tochter genähert habe.«

Karlotta schüttelte den Kopf.