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Mit der Nachstellung der zwölf Heldentaten des Herkules, bekannt aus der griechischen Mythologie, verschleiert ein Serienkiller in Hannover den wahren Grund für seine Taten.
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Seitenzahl: 355
Veröffentlichungsjahr: 2019
John Drexler
Fehleinschätzung
© 2019 John Drexler
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7497-9108-8
Hardcover:
978-3-7497-9109-5
e-Book:
978-3-7497-9110-1
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1
Kennen Sie das Gefühl? Sie wachen auf, Ihr Kopf brummt und ein hartes Stück Stahl wird in Ihren Nacken gepresst. So erging es mir: Spontan hatte ich keine Ahnung, wo ich war, stattdessen einen Brummschädel und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Aber nicht verzagen, analysiere die Situation, sagte ich mir. Was wurde da in meinen Nacken gedrückt? Pistole? Revolver?
„Steh´ auf, Du Sack, oder willst Du den ganzen Tag im Bett faulenzen?“
In diesem Moment fiel mir wieder alles ein… fast wünschte ich mir, es wäre wirklich ein Schießeisen. Leider gehörte die Stimme meinem Bruder, und das kalte Stück Stahl war der Griff seines Golfschlägers. Ich drehte mich um, quälte meinen geschundenen Körper in die Vertikale und schaffte es sogar, die Augen zu öffnen! Es war einer dieser Momente, in denen ich meinen Bruder nicht leiden konnte. Während ich mich fühlte, als hätte man mich in einer Regentonne die Niagarafälle heruntergeworfen, stand er strahlend und ausgeschlafen vor mir. Blonde, schulterlange Locken, 1,82 m groß, durchtrainiert, braun gebrannt, strahlend weiße Zähne. Und auch noch reaktionsschnell: dem Kissen, dass ich ihm an den Kopf werfen wollte, wich er geschickt aus.
„Wie spät ist es?“
„Kurz vor Mittag, Bruderherz! Wirst Du es in der nächsten halben Stunde schaffen, Dich einigermaßen herzurichten?“
Ich hatte schon das Gefühl, dass er mich etwas aufziehen wollte! Oder? Aber bevor ich mich nicht sortiert und geprüft hatte, wer und wo ich bin (und vor allem wie viele? Aufgrund meines Schädelbrummens bestimmt mehr als zwei…), verkniff ich mir jeden weiteren Kommentar und ging ins Bad.
„Seit wann trägst Du 75C?“
„Hä?“ Die Antwort flog mir in Form eines roten BHs an den Kopf. Ich schaute ihn an und überlegte. Das letzte Mal trug ich, glaube ich, einen BH auf einer Feier an der Universität, aber seither nie wieder. Logische Schlussfolgerung: Kann nicht meiner sein. Schon jetzt merken Sie, wie genial ich trotz meines Zustandes kombinieren konnte, nicht wahr?
„War es gut? Ihr habt euch ja schon gleich nach dem ersten Cocktail prima verstanden“, rief mein Bruder von nebenan. Den Worten folgte ein Slip, ebenfalls in rot. Mittlerweile kam die Erinnerung so langsam wieder.
„Cornelia? Brünett, schlank, Sekretärin?“ fragte ich.
„Corinna, der Rest stimmt.“
„Ich weiß nicht mehr alles, aber ich glaube, es war gut“ antwortete ich, während ich dem Typen, der mir aus dem Spiegel entgegen starrte, eine Gesichtssanierung verpasste. Ich war zwei Jahre älter als mein Bruder, sah ihm aber abgesehen von den Haaren recht ähnlich.
„Brauchst Du was gegen Kopfschmerzen? Dr. Reuters Spezialmix?“
„Unbedingt!“ Es handelte sich da um irgendeine Kopfschmerzmedizin. Keine Ahnung, was mein Bruder da zusammen mischte, aus Erfahrung wusste ich aber, dass es wirkte. Denken Sie jetzt bitte nicht, ich würde mich regelmäßig betrinken! Ich trinke eher wenig Alkohol…. mit sehr seltenen Ausnahmen! Abgesehen davon brauchte mein Bruder nicht zu spotten. Nach der Weinprobe vor drei Tagen war ich es, der ihn ins Bett bringen musste.
Knapp 20 Minuten später war ich geduscht rasiert und angezogen. Und das Kopfschmerzmittel begann auch zu wirken. Während wir zum Bordrestaurant gingen, half mir mein Bruder, den gestrigen Abend zu rekapitulieren.
„Also, erst habt ihr getanzt, dann habt ihr die Cocktailkarte durchprobiert. Und so gegen Mitternacht seid ihr dann verschwunden.“
„Okay, ich kann mich schemenhaft erinnern, was….“
„Dr. Reuter?!“ rief es plötzlich hinter uns.
„Ja?“ kam es von uns beiden, während wir uns umdrehten. Hinter uns stand eine ältere Dame, die uns etwas ratlos anstarrte.
„Ich meinte eigentlich… Dr. Reuter…“ Der ratlose Blick blieb.
Mein Bruder setzte sein bestes Zahnpastalächeln auf und ging auf die Frau zu.
„Das ist mein älterer Bruder Andreas. Er hört auch auf den Namen Dr. Reuter. Wie geht es Ihrem Hals?“
„Fantastisch! Seit Sie mich eingerenkt haben, sind die Schmerzen wie weggeblasen….!“
Es vergingen weitere Minuten mit Süßholzraspeln und Schwärmereien, dann konnten wir zu Tisch gehen.
Sie werden vielleicht bemerkt haben, dass mein Bruder und ich `Doktoren´ sind. Mein jüngerer Bruder Martin ist Arzt und arbeitet als Unfallchirurg an einer Klinik in Hannover. Ich habe Psychologie, Biologie und Kriminalistik studiert und arbeite hauptberuflich als Sonderermittler bei der Polizei auch in Hannover.
Martin und ich nahmen unser Mittagessen im Rossini Restaurant auf Deck 11 an Bord der Aida Luna ein. Wir hatten uns eine gemeinsame Mittelmeerkreuzfahrt gegönnt. Geplant hatten wir so etwas schon länger, bisher passte es aber terminlich nicht so gut. Entweder war einer von uns beruflich oder privat gebunden. Oder wir konnten uns auf kein Reiseziel einigen. Momentan hatten wir aber beide keine feste Beziehung … obwohl das bei Martin relativ ist, er hat selbst Schwierigkeiten, seine kurzlebigen Beziehungen zu sortieren. Also sind wir ins Reisebüro gegangen und haben die Eckdaten für unsere Reise festgelegt (Mischung aus Kultur und Erholung). Entschieden haben wir uns dann für eine Kreuzfahrt mit der Aida Luna ins östliche Mittelmeer. Alles in allem war es eine sehr entspannende Reise, auch wenn Clubschiffreisen nicht so ganz meine Welt sind. Wir besuchten die `Perlen der Ägäis´, die ´Trauminseln der Dodekanes´ und die `Kultstätten des Peloponnes´…. so oder ähnlich stand es im Reisekatalog. Wir haben viele Ausflüge gemacht, aber auch die Ruhe auf See genossen. Vor allem war es ein Auffrischen alter Erinnerungen: Mein Bruder und ich hatten vor Jahren während des Studiums schon einmal eine Reise in diese Gegend unternommen und alle bekannten und unbekannten Kultstätten abgeklappert. Unsere Eltern hatten uns auf ein humanistisches Gymnasium geschickt, wo wir Latein und Altgriechisch lernten. Gott sei Dank hatten wir Lehrer, die den Stoff gut vermittelt und so schon früh unser Interesse an der griechischen und römischen Kultur geweckt hatten.
Am nächsten Tag sollte das Schiff den Hafen von Piräus anlaufen, von dort sollte es weiter über Athen per Flugzeug nach Hannover gehen.
Nach dem Mittagessen faulenzten wir an Bord und aßen später gemütlich zu Abend, bevor ich dann in die Kabine ging. Allein! Wohlgemerkt.
Gerade hatte ich die Tür geschlossen, als das Telefon klingelte. Nur zwei Leute kannten meine Nummer an Bord des Schiffes: mein Bruder und …. Mutter! Ich hoffte, es wäre Martin und befürchtete, es wäre Mutter. Weit gefehlt! Rechnen Sie immer mit dem schlimmsten, dann schockt Sie nichts mehr.
„Reuter?“ fragte ich vorsichtig.
„Anderten!“ polterte es mir aus dem Hörer entgegen.
„Scheiße!“
„Wie bitte?“ Hatte ich das Sch-Wort etwa laut gesagt?
„Tag, Chef, schön Ihre Stimme zu hören!“ Wäre es doch nur Mutter gewesen.
„Reuter, lügen Sie nicht! War verdammt schwer, Ihre Nummer herauszufinden! Wann sitzt Ihr Hintern wieder am Schreibtisch? Ich brauche Sie und Ihr Team, hier brennt die Luft!! Und kommen Sie mir jetzt nicht mit der Nummer, der Empfang sei schlecht und Sie würden mich nicht hören!“ Als ob ICH so etwas tun würde! Ja, und mir geht’s gut, danke für´s Fragen, und der Urlaub war auch toll. Mein Chef ist eine Seele von Mensch.
„Was gibt es denn so Furchtbares?“ unterbrach ich seinen Redeschwall.
„Hier schlitzt ein Serienkiller die Leute auf. Ich habe Ihnen eine Akte nach Hause bringen lassen. Durchlesen, dann Montag früh Punkt sieben bei mir im Büro! Fragen?“
„Kann ich auch etwas früher da sein, wenn ich Lust habe?“ stichelte ich.
„Reuter, treiben Sie es nicht zu weit! Denken Sie an meinen Blutdruck. Anderten, Ende!“
Der Hörer wurde aufgelegt. Blutdruck? Was für einen Blutdruck mögen 1,65m große Beamte mit der Figur eines Pottwals haben? Geistige Notiz: Bruder fragen.
Eigentlich mag ich meinen Chef, aber ich kann es mir nicht verkneifen, ihn ab und zu zur Weißglut zu bringen. Er poltert zwar im besten Kasernenhofesperanto, kümmert sich aber sehr gut um seine Leute und weiß, wovon er redet.
Ein Serienkiller! Solche und ähnliche Fälle sind die Spezialität meines Teams!
Also noch etwas Urlaub genießen, bevor es wieder ans Alltagsgeschäft ging.
2
Die Details des letzten Seetages und der Rückreise will ich Ihnen ersparen. Es interessiert Sie sicher auch nicht, dass mein Bruder die Telefonnummern von fast allen Stewardessen an Bord des Olympic-Airbus bekam, der uns von Athen nach Hannover geflogen hat. Er hätte auch die Nummer des braungebrannten Stewards mit dem elastischen Gang haben können …. sei´s drum!
Am frühen Nachmittag landeten wir in Hannover Langenhagen, passierten die Zollkontrolle, fanden unser Gepäck und steuerten den Ausgang an, um auf unseren Abholer zu warten.
„Nicht da. Unpünktlich wie immer!“ konstatierte Martin.
„Sei nicht so, schau mal, dort kommt sie doch…!“ Ich zeigte in Richtung Rolltreppe. Dort teilte sich die Menschenmenge wie das Rote Meer, allerdings nicht für das Volk Israel, sondern für eine ähnlich imposante Erscheinung. Etwas über 1,70m groß, lange blonde Haare mit einer rosa Schleife, schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift ´Touch me, I´m a pussycat`, dazu rosa Leggins und schwarze Stiefel. Ein Student aus der Reisegruppe neben mir fasste es perfekt zusammen: “Schaut euch den Ausschnitt an …, ich wusste gar nicht, dass man Sprengstoff so offen lagern darf! Die braucht ja einen Waffenschein für ihre Titten!“
In der Tat ist unsere Schwester sehr gut gebaut und bildhübsch!
„Andreas…“ setzte mein Bruder an.
„Ich weiß, Martin!“ seufzte ich.
Wenn sich unsere Schwester so kleidete, gab es eigentlich nur zwei Gründe. Entweder man hatte ihr ambulant eine Gehirnhälfte amputiert oder sie plante einen Besuch bei Mutter! Ich wollte die Hoffnung nicht ganz aufgeben, aber ich glaubte, die Sache mit der Hirn-OP konnte ich vergessen.
„Hallo Jungs! Gut erholt?“ Umarmung, Küsschen. „Mutter hat uns zum Kaffee eingeladen.“
Mist, wie vermutet! Aber als brave Söhne fügten wir uns in unser Schicksal.
Unsere Schwester Vanessa hat ein leicht gespaltenes Verhältnis zu unserer Mutter, sie wurde als jüngstes von uns drei Kindern immer etwas bevormundet und mehr verhätschelt als nötig. Das hat sie wohl zum Familienrebellen gemacht. Sie liebt ihre Mutter, muss sie aber immer provozieren. Meist tut sie das mit ihrer Kleidung. Und meist kommt dann von Mutter der Spruch: „Ach Kind, wie kann sich eine erfolgreiche Rechtsanwältin nur so kleiden?“
Unsere Schwester Vanessa ist nämlich eine erfolgreiche und knallharte Anwältin, auch wenn sie heute das blonde Dummchen spielte. Ihre Brillanz und Hartnäckigkeit waren bei Kollegen gefürchtet und bei der Presse beliebt. Trotz ihres relativ jungen Alters von 32 Jahren hatte sie schon einige Aufsehen erregende Prozesse geführt. Und außerdem war sie noch Mutter zweier bezaubernder Kinder! Und ich meine wirklich bezaubernd, nicht so ekelhafte Bälger, wo man nur Nettes über die Kinder sagt, weil man noch etwas von den Erzeugern will!
Da Sie jetzt ein weiteres Familienmitglied kennen gelernt haben, kann ich Ihnen eigentlich gleich auch noch etwas über unsere Eltern erzählen. Mutter ist Hausfrau und residiert in der elterlichen Villa im Zooviertel von Hannover. Früher war sie Französischlehrerin, aber seit der Geburt ihres ersten Kindes (also seit meiner Geburt, sofern sie uns nicht weitere Geschwister verschwiegen hat), blieb sie zu Hause. Sie erscheint manchmal etwas naiv, ist aber eine sehr gutherzige Frau und nicht dumm. Unser Vater, Heinz Reuter, war Bankier. Er ist zwar schon seit geraumer Zeit im Ruhestand, aber noch regelmäßig dabei, sein Geld zu vermehren.
Wahrscheinlich halten Sie mich und meine Geschwister jetzt für eine verwöhnte Bande, da wir aus einem sogenannten ´guten Elternhaus´ stammen. Aber ich muss Sie enttäuschen! Uns wurde nicht ´Zucker in den Hintern geblasen´, wie es damals unser Spieß im Panzeraufklärungsbataillon 1 in Braunschweig formuliert hätte. Wir mussten mit anpacken, für unser Taschengeld Rasen mähen, Zeitungen austragen oder sonstige Arbeiten erledigen. Hat uns keinesfalls geschadet. Erst nach Ende unserer Ausbildung gab es eine finanzielle Zuwendung.
Wollen Sie Einzelheiten über das Kaffeetrinken bei Mutter wissen? Sicher nicht, ich erzähle es Ihnen aber trotzdem. Mutter schlug wie erwartet innerlich die Hände über dem Kopf zusammen, als sie Vanessa sah. Und Vanessa genoss es natürlich!
Mein Bruder ließ mal wieder seine Wäsche zum Waschen da (Martin ist zwar ein sehr guter Chirurg, aber Wäsche waschen, eine Waschmaschine bedienen oder überhaupt eine zu besitzen, war nicht sein Ding). Und mir wurden meine grauen Haare an den Schläfen vorgehalten.
Gegen 17 Uhr fuhr Vanessa uns nach Hause. Erst Martin in seine Junggesellen-Wohnung, dann mich.
Ich hatte mir vor einigen Jahren ein Häuschen am Stadtrand von Hannover gekauft. Altes Bauernhaus, rote Backsteine, 2 Scheunen, großer Garten, Lage am Waldrand. Das Haus hatte ich mir über die Jahre renoviert und ausgebaut. Eine Scheune ist zur Garage umfunktioniert, in der anderen habe ich mir in mühseliger Kleinstarbeit meine Bibliothek eingerichtet. Boden, Wände, Gebälk waren aufgearbeitet worden, außerdem hatte ich mir noch eine Empore einbauen lassen, die mit dem ehemaligen Heuboden verbunden war. Ein Verwandter hatte mir eine umfangreiche Büchersammlung hinterlassen, alles in allem stapelten sich in den Regalen knapp 16.000 Exemplare, einige davon waren über 200 Jahre alt.
Im Haus erwartete mich ein Stapel Post, unter anderem auch die angekündigte Akte von Anderten über den Serienmörder und ein heftig blinkendes Lämpchen am Anrufbeantworter. Dreimal Anderten, zweimal Werbung, einmal eine gewisse Corinna…. woher hatte die bloß meine Nummer? Egal. Ich richtete mich erstmal wieder ein und ging dann auf meine Terrasse mit der Akte, der Post und einer Flasche Bier. Ich widmete mich diesen drei Dingen in umgekehrter Reihenfolge. Man soll es ja mit der Arbeit nicht überstürzen, also die Serienmörderakte zuletzt!
3
Die Akte war ziemlich dick, also musste schon einiges passiert sein. Es begann mit einem Mord vor knapp einer Woche (nach meiner Abreise, ich hatte also ein Alibi!) in Hannover.
Das Mordopfer war ein Rentner Ende sechzig, Witwer, allein lebend. Otto Kerner. Ehemaliger Lehrer. Sein Hauptinteresse galt wohl seinen Terrarien. Er wurde gefunden, weil eine Zoohandlung ein neues Exemplar für seine Sammlung liefern wollte. Da niemand öffnete, ging der Lieferant ums Haus und sah das Opfer durch das Kellerfenster in seinem Blut liegen. Todesart war Enthauptung, die Tatwaffe war nach Ansicht der Gerichtsmediziner ein Schwert. Das war aber noch nicht alles; es fanden sich noch Verbrennungsspuren am Hals (Herkunft unklar), außerdem war der Rumpf mit einer Kettensäge in zwei Hälften zerteilt worden. Dementsprechend schrecklich sahen auch die Tatortfotos aus: an Wänden, Decke und Fußboden waren überall Blutspuren. Zudem fehlte die rechte Hand. Im Zimmer brannten Kerzen und Teelichter, an der Wand stand, mit dem Blut des Opfers geschrieben, ´Γvoδiσε αυτov´, sprich ´Gnoti se auton´. Das ist altgriechisch und heißt ´Erkenne dich selbst´.
Zeugen gab es keine, ebenso wenig weitere verwertbare Spuren außer einer Besonderheit: Im Rachen des Opfers fand man ein Haar! An sich nichts Besonderes, aber man sucht ja nach Spuren. Die Analyse ergab, dass es sich nicht um Menschenhaar handelte, sondern um Tierhaare der Art … und da stutze ich: Panthera leo bleyenberghi. Dank meiner Latein- und Griechischkenntnisse wusste ich, dass ein Löwe gemeint war, genauer gesagt der Angola- oder Katanga-Löwe, der, wie im Bericht zu lesen war, im westlichen Afrika beheimatet ist. Wie kam solch ein Haar in den Rachen eines Mordopfers? Er hielt sich keine Löwen als Haustiere, hatte kein Löwenfell im Haus und war auch nicht in Afrika gewesen! Sonst keine Spuren? Unglaublich! Es gibt in der Kriminalistik die sogenannte Locard´sche Regel, die besagt, dass kein Kontakt zwischen zwei Objekten vollzogen werden kann, ohne dass diese wechselseitige Spuren hinterlassen. Sie wurde von Edmond Locard entwickelt, der studierter Mediziner und Jurist war, sich aber später verstärkt der Kriminalistik zuwandte. Hoffentlich konnte ich den Tatort noch einmal mit meinem Team begehen! Wie der Täter das Haus betreten hatte, wusste man nicht; Einbruchsspuren waren keine zu finden. Im Bericht ging man davon aus, dass dem Mörder die Tür geöffnet worden war.
Der zweite Fall ereignete sich sechs Wochen vorher in Leipzig: Ein Geschäftsmann namens Albrecht Löwe wurde von seiner Haushälterin tot im Schlafzimmer aufgefunden. Die beiliegenden Fotos zeigten, dass ´tot´ untertrieben war! Die Leiche war kaum mehr als menschlicher Überrest zu erkennen, eher ein blutiges Fleischpaket. Der Bericht des Gerichtsmediziners brachte etwas Licht in die Angelegenheit: Todesursache war ein Bruch des Zungenbeins. Falls Sie nicht gerade Anatom sind: Das Zungenbein ist ein sehr kleiner, hufeisenförmiger Knochen oberhalb Ihres Kehlkopfes. Dieser Knochen bricht sehr gerne, wenn man erwürgt wird. Erwürgen war auch die Todesart. Post mortem, also nach dem Tod, waren dem Opfer große Teile der Haut abgezogen worden. Auch hier fehlte die rechte Hand. Der Täter drang durch die Hintertür ein, Wertgegenstände wurden nicht entwendet. An der Wand fand sich der gleiche Spruch mit Blut geschrieben wie indem anderen Fall, auch hier zahlreiche brennende Kerzen. Spuren hatte der Täter sonst nicht hinterlassen, weder Fingerabdrücke, noch DNS, noch sonst verwertbare Hinweise. DNS kennen Sie? Desoxyribonukleinsäure, Träger unserer Erbinformation, nachweisbar im Blut, Sperma, Gewebe. Und einmalig, so dass man Personen damit identifizieren kann. auch hier fand man ein Löwenhaar, gleiche Art, sogar gleiches Tier! Daher hatte man die beiden Fälle miteinander in Verbindung gebracht.
Sonst gaben die Berichte nichts Auffälliges her, keine Zeugen, keine Motive, keine Ideen.
Solche Fälle sind also mein tägliches Brot. Ich hatte für das Studium der Akten geschlagene zwei Stunden gebraucht, mir Spurenauswertungen, Laborberichte und Tatortfotos angesehen. Ist Ihnen etwas aufgefallen? Freut mich, mir nämlich nicht. Da es mittlerweile schon dunkel wurde, rechnete ich nicht mit einem Lichtblick, sondern ging zu Bett. Manchmal kommen gute Ideen im Schlaf!
In den folgenden Tagen erholte ich mich noch etwas, brachte Haus und Garten auf Vordermann und suchte mir in meiner Bibliothek einiges über Löwen heraus. Panthera leo bleyenberghi, der Angola-Löwe, ist nichts Besonderes. Nicht gefährlicher oder bedrohter als andere Arten, sieht auch aus wie ein Löwe, reicht wahrscheinlich auch so.
Ich machte mir Notizen zu einigen Fragen, die ich noch klären wollte, mehr Ideen hatte ich vorerst nicht.
Den Montag – erster Arbeitstag nach dem Urlaub – begann ich mit einem Zehn-Kilometer-Lauf durch ein nahe gelegenes Waldstück. Bei dieser Gelegenheit nehme ich gern mal den Hund meiner Nachbarn mit. Er ist ein brauner Labrador, der auf den Namen Curt (mit C, darauf legen seine Besitzer Wert!) hört. Nach einer heißen Dusche und einem guten Frühstück fuhr ich zur Arbeit Und damit präsentiere ich Ihnen eins meiner Schmuckstücke: mein Auto. Ein Mercedes Offroader GL 450 in schwarz. Unheimlich extravagant, ich weiß, aber so ein Geländewagen war schon immer mein Traum! Ich rollte also mit meinem Schlitten majestätisch auf den Parkplatz der Polizeiwache und wurde gleich beim Aussteigen von Thriebes begrüßt. Thriebes müssen Sie gesehen haben! Wenn Sie die Fernsehserie ´Colombo´ noch kennen und sich an den Trenchcoat erinnern, den Peter Falk in der Serie trug, dann sind Sie schon mal ausreichend über den Modegeschmack von Thriebes informiert. Dazu noch die Figur und das Aussehen von Luciano Pavarotti und ein Ford Taunus Baujahr ´81 in hornhautumbra… Fertig ist Hauptkommissar Rainer Thriebes, Angehöriger und stellvertretender Leiter meiner Sonderermittlungsgruppe.
Thriebes ist eine Seele von Mensch, aber lassen Sie sich von seinem Schmuddellook und seinem gütigen Lächeln nicht täuschen! Er ist nicht nur unheimlich scharfsinnig, er hat auch eine Kehrseite, die keiner bei ihm vermutet hätte. Als ich 2005 die Leitung der Sonderermittlungsgruppe übernahm, hatte ich wahrscheinlich den gleichen Eindruck, wie Sie gerade auch: ich hielt ihn für einen ziemlich abgehalfterten Cop Anfang 50. Vorurteile, okay, aber ich bin auch nur ein Mensch!
Seine herausragende Ermittlungsarbeit bei unserem ersten gemeinsamen Fall belehrte mich jedoch eines Besseren. Das große Erwachen kam dann, als ich mit meiner damaligen Freundin Christina kurz vor Weihnachten im ´Theater am Aegi´ ein Konzert mit klassischer Klaviermusik besuchte. Die Musiker waren hervorragend und am Klavier saß…. Thriebes! Im feinsten Anzug, kein Schmuddellook mehr! Die Musik war fantastisch. Ich war sehr begeistert, hatte ihn aber vorerst nicht darauf angesprochen.
Wenige Tage später, ich hatte Christina in ein italienisches Restaurant eingeladen, lief mir wiederum Thriebes völlig unerwartet über den Weg: ich brütete gerade über der Weinkarte, als sich jemand näherte und mir im Vorbeigehen zurief: “Nehmen Sie eine Flasche vom ´Brunello di Montalcino´, Boss!“ Es war Thriebes, diesmal in Begleitung seiner Frau und wiederum im feinsten Zwirn. Die Empfehlung war übrigens gut! Später habe ich ihn auf sein Doppelleben angesprochen. Er meinte mit verschmitztem Lächeln, dass er ein Leben als Polizist und eines als Privatmensch führe. Wenn man den Polizisten Thriebes für etwas ´unterbelichtet´ hielte, würde ihm das nur seine Arbeit erleichtern!
Mit der Zeit wurden Thriebes und ich gute Freunde; außerhalb der Arbeit treffen wir uns regelmäßig bei einer guten Flasche Brunello di Montalcino.
„Morgen, Boss! Gut erholt?“
„Guten Morgen, alter Mann. Bin für alles bereit! Wie sieht es aus? Anderten hat mir ja schon einiges zum Lesen gegeben.“
„Dann weißt Du ja schon das Meiste. Er hat Druck von oben, also erwarte nicht, dass er zu gut gelaunt ist. Wir treffen uns kurz nach sieben im Besprechungsraum!“
„Was ist mit Dirk und Katja?“ fragte ich.
„Sind auch beide da. Katja ist vom Lehrgang zurück.“
„Und?“
„Lehrgangsbeste! Wie immer!“ Ein bisschen Stolz schwang in seiner Stimme mit.
Dirk und Katja waren die beiden anderen Mitglieder unseres Teams.
Dirk Wessling ist Anfang 30, größer als der Durchschnitt, sportlich. Früher war er bei der Militärpolizei der Bundeswehr als Personenschützer tätig. Er betreibt mehrere Kampfsportarten und ist nebenbei noch Ausbilder für Scharfschützen. Halten Sie ihn nicht für einen hirnlosen Muskelprotz; er ist ein sehr guter Ermittler. Verheiratet, eine Tochter.
Katja Zimmermann ist unser Küken. Sie hatte Biochemie studiert, bevor sie zur Polizei kam. Anfangs war sie im Labor, dann habe ich sie vor knapp zwei Jahren in unser Team geholt.
Punkt 06: 59 Uhr war ich im Vorzimmer von Andertens Büro.
„Morgen, Moneypenny. Wie ist die Lage?“ Andertens Sekretärin Rita Eggers hatte zwei Hobbies: ihre Enkel uns James-Bond-Filme. Moneypenny war ihr Spitzname.
„Morgen! M erwartet Sie schon.“ Sie spielte das Spiel gern mit.
„Dicke Luft?“
„Und ob!“
Es blieb kaum Zeit, ihr von meinem Urlaub zu erzählen, als schon die Tür aufging und mir Anderten entgegenstürmte. Im Schlepptau Staatsanwalt Hogrefe.
„Reuter, schön, dass Sie endlich da sind!“
Endlich? Es war 07: 02 Uhr!
„Die Herren kennen sich ja.“ Der Staatsanwalt und ich schüttelten uns die Hand. „Ab ins Konferenzzimmer, Thriebes trägt vor!“
Im Besprechungszimmer bereitete Thriebes schon alles vor. Ich begrüßte Katja, Dirk und die anderen Anwesenden, dann legte Thriebes los.
Er schilderte ausführlich beide Fälle, zeigte Fotos und fasste die bisherigen Ermittlungsergebnisse zusammen.
„Wir haben zwei Morde. Der erste in Leipzig, der zweite hier in Hannover. Übereinstimmend sind drei Merkmale: erstens die grausame Verstümmelung der Leichen inklusive Amputation der rechten Hand, zweitens das Löwenhaar, aufgrund dessen wir die Fälle in Verbindung bringen konnten, drittens die Dekoration des Zimmers mit Kerzen und dem griechischen Spruch. Bisher keine verwertbaren Spuren, keine Zeugen, kein Motiv. Gibt es Fragen?“
Gab es nicht.
„Reuter leitet die Ermittlungen, um die Presse kümmere ich mich. Ansonsten gilt Maulkorb für alle“, blaffte Anderten.
Damit war die Besprechung beendet. Katja, Thriebes, Dirk und ich gingen in unsere Büros. Ich sah kurz die Unterlagen durch, die sich mittlerweile auf meinem Schreibtisch angesammelt hatten, dann trafen wir uns in unserem kleinen Besprechungsraum.
„Das Wichtigste zuerst“, meinte Dirk und verteilte Kaffee.
Im Besprechungsraum hatten Katja und Thriebes schon Fotos und Berichte an unsere Pinnwände geheftet.
„Einzige Verbindung ist das Löwenhaar…“, eröffnete Thriebes unser Brainstorming.
„Wo bekommt jemand Löwenhaar her?“ fragte Katja.
„Kunstfell, Afrika, Zoo…“, schlug Dirk vor.
„Laut Laborbericht war an einem der Haare noch Blut, also wahrscheinlich nicht von einem Kunstfell. Also eher Afrika oder Zoo“, meinte Katja.
Ich nickte zustimmend. „Denke ich auch. Es handelt sich um das Haar einer bestimmten Löwenart. Also lasst uns mal prüfen, ob es diese Löwen überhaupt in deutschen Zoos gibt.“
„Sollen wir da alle Zoos abtelefonieren? Es gibt doch sicher zig Löwen in Deutschland! Zoo, Zirkus, eventuell Tierhandlungen oder Privatbesitzer!“
Da hatte Katja natürlich Recht, aber die Sache ließ sich ja eingrenzen.
„Zur Not ja, obwohl ich denke, dass es irgendeine Liste gibt. Aber ich gehe mal davon aus, dass der normale Zoobesucher nicht so einfach an Löwenhaare herankommt. Vielleicht gab es einen Einbruch, und er hat sich die Haare auf diesem Weg besorgt.“
„Ich werde mich darum kümmern“, erwiderte Katja.
„Gut, Katja. Nächste Frage: Warum Löwenhaar?“
„Er markiert seine Opfer“, schlug Dirk vor. „Aber warum Löwe?“
„Ist es die Bedeutung des Löwen an sich: Macht, Stärke, Herrschaft? Sternzeichen? Oder eine falsche Fährte?“ fragte Thriebes. „Oder ein Hinweis auf die afrikanische Abstammung des Täters? Ich würde gern in der Richtung recherchieren. Vielleicht finde ich auch etwas wegen der Kerzen und des griechischen Spruches heraus.“
„Einverstanden. Dirk und ich werden uns morgen noch mal am Tatort ´Schlangenzüchter´ umsehen. Hat schon jemand geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen den Opfern gibt?“ fragte ich in die Runde.
„Ich werde mich darum kümmern, wenn wir wieder da sind“, antwortete Dirk.
„Danke! Dann an die Arbeit. Ich will Ergebnisse!“
4
Dirk und ich fuhren zum Haus des zweiten Mordopfers. Es war ein großes Einfamilienhaus, Flachdach, großer Garten, viele Bäume. Den Schlüssel hatten wir unserem Beweismittelraum entnommen. Wir öffneten die Tür und traten ein. Schon beim Eintreten schlug uns ein muffiger Geruch entgegen. Der Mord war mehr als eine Woche her, man merkte schon, dass länger nicht gelüftet worden war.
„Wer kümmert sich denn um die Tiere?“ wollte ich wissen.
Dirk sah in den Akten nach: „Ein Zoogeschäft hat sich bereit erklärt. Zumindest bis Monatsende kommt regelmäßig jemand zum Füttern und Reinigen vorbei. Man hat denen einen Schlüssel für einen separaten Kellereingang gegeben. Die spekulieren wohl auf die Tiere…“
Im Erdgeschoß gab es neben Küche und Bad ein Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer. Die Einrichtung stammte aus den siebziger Jahren. Auf den Tischen und Kommoden standen viele Familienfotos. Der Mann war Witwer, seine Frau starb Mitte der 90er Jahre an Krebs. Weitere Angehörige gab es wohl nicht. Man sah, dass das Haus einem Tierliebhaber gehörte: es war viel Fachliteratur vorhanden. An den Wänden hingen zahlreiche Tierfotos, offenbar vom Opfer selbst gemacht. Alle waren beschriftet mit Tiernamen, zoologischen Informationen und Datum sowie Ort der Aufnahme. Wir sahen uns im Haus um, fanden aber nichts, was uns weiterhelfen konnte. Der eigentliche Tatort war im Keller. Hier war der Geruch nach Tieren intensiver, außerdem lag ein leicht metallischer Geruch in der Luft.
Der ganze Keller war an den Wänden mit Terrarien zugestellt: Schlangen, Kröten, Eidechsen, Spinnen, Heuschrecken und diverse andere Tiere. Alles machte, vom Geruch abgesehen, einen sehr gepflegten Eindruck. Das Mordopfer musste unheimlich viel Zeit in seine Tiere investiert haben. Am Boden in einem größeren Kellerraum waren noch Reste einer Blutlache zu sehen, weitere Blutspritzer verteilten sich an Wänden und Decke. Der Mörder hatte mit seiner Kettensäge wie im Schlachthaus gewütet. An der Wand stand in ca. 30 cm großen Buchstaben der griechische Spruch.
„Mit Akut und Gravis an korrekter Stelle“, bemerkte ich.
„Wovon redest Du?“
„Von den Betonungszeichen!“ Ich zeigte Dirk die entsprechenden Symbole auf den Buchstaben. „Muss ein Fachmann für Altgriechisch sein!“
Wir sahen uns ausführlich um, konnten aber nichts finden, was nicht auch schon die Kollegen vor uns entdeckt hätten. Ich begann gerade, mir die Tiere anzuschauen, als es oben klingelte.
„Ich mache auf“, sagte Dirk und verschwand. Wenige Augenblicke später kam er mit einer älteren Frau wieder die Treppe herunter.
„Das ist Frau Kampmann. Sie hatte das Opfer offensichtlich zuletzt lebend gesehen.“
Mir war der Name aus den Akten bekannt, sie hatte als Zeugin ausgesagt. Wir stellten uns vor.
„Was können wir für Sie tun?“
Als sie die Blutspuren sah, wurde sie blass, fing sich aber schnell wieder.
„Ich habe Sie reingehen sehen…“, stotterte sie.
„Frau Kampmann wohnt gegenüber“, erklärte Dirk.
„…. und da wollte ich mal fragen, ob es schon was Neues gibt.“
„Leider nein. Aber Sie können uns vielleicht weiter helfen. Ich weiß, dass Sie sicher schon ausführlich befragt worden sind, aber trotzdem: Erzählen Sie uns etwas über Herrn Kerner. Was für ein Mensch war er?“
„Er arbeitete vor seiner Pensionierung an unserer Schule als Biologielehrer. Ich bin auch Lehrerin, wissen Sie. Otto war so ein guter Mensch! Die Tiere waren sein großes Hobby, er hat die meiste Zeit des Tages hier unten verbracht.“
„Hatte Herr Kerner Feinde? Neider? Freunde?“
„Nein, er war recht einsam seit dem Tod seiner Frau. Seine einzige Abwechslung war der Besuch von Schulklassen, denen er seine Tiere zeigte.“
„Andere Hobbies?“
„Nur die Tiere. Schauen Sie sich um: alle Tiere gesund, die Terrarien sauber und gepflegt, überall Beschriftungen mit Informationen zum Tier. Sie waren seit dem Tod seiner Frau sein Ein und Alles!“
„Mir ist aufgefallen, dass einige Beschriftungen auf dem Kopf stehen. Hat das eine besondere Bedeutung?“
„Unmöglich!“, entrüstete sich Frau Kampmann. „Wo?“
„Gleich hier, Nummer 36 mit der Erdkröte.“ ich zeigte ihr das entsprechende Terrarium.
„Das kann nicht sein. Er war so ordentlich. Da muss jemand das Schild umgedreht haben.“
Dirk meldete sich nun auch zu Wort: „Hier bei Nummer 48 mit der Inselnatter steht die Beschriftung auch Kopf.“
Wir sahen uns um und fanden zwei weitere Terrarien, bei denen die Beschriftung falsch herum angebracht war: Nummer 7 mit Zebrakrebsen und Nummer 19 mit einer Walzenspinne.
„Das kann ich mir nicht erklären. Hier war alles immer so aufgeräumt.“ Mit diesen Worten wollte Frau Kampmann beginnen, ein Schild umzudrehen.
„Nicht anfassen!“, hielt ich sie zurück. „Sie zerstören sonst eventuell Fingerabdrücke.“
„Meinst Du, der Täter hat die Schilder herumgedreht?“
„Sicher, Dirk. Setz die Anfangsbuchstaben der Tiere zusammen, beginnend mit der niedrigsten Terrariennummer.“
„Gut, also Z….W….E….I. Zwei! Ich rufe die Spuren-sicherung an.“
„Okay.“ Ich stand mittlerweile vor dem Terrarium mit den Zebrakrebsen. „Frau Kampmann., wissen Sie, warum die Kieselsteine alle in der Mitte auf einem Haufen sind? Muss das so sein?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Dann würde ich gern unter dem Haufen nachsehen.“
„Nur zu, die Tiere sind friedlich.“
Ich esse zwar ganz gern Krebse, aber alles, was mehr als vier Beine hat und lebendig ist, ist mir nicht so ganz geheuer. Dennoch nahm ich mit Hilfe von Frau Kampmann den Deckel ab und schob mit einer Pinzette den Kies beiseite.
Unter dem Kies fand sich eine abgetrennte Hand.
Pünktlich mit dem Eintreffen der Spurensicherung hatte sich Frau Kampmann von dem Schock erholt.
Die Hand und die vier Schilder der Terrarien wurden ins Labor gebracht. Wir sahen uns noch mal gründlich um, fanden aber sonst nichts weiter.
Am Nachmittag musste ich zur Universität. Ich war vom Polizeipräsidium für eine Tätigkeit als Dozent an der Uni freigestellt. Pro Semester halte ich mehrere Vorlesungen vor angehenden Psychologen, Juristen oder Medizinern zu dem Thema ´Forensische Psychologie´ und ´Kriminalistik´. Zu den Themen habe ich auch zwei Bücher geschrieben, außerdem einige Publikationen in Fachzeitschriften. Meine Schwester sagt immer, ich könnte von den Vorlesungen und den Tantiemen leben, aber ich gehöre zu den Leuten, für die die Arbeit auch ein Stück weit Hobby bedeutet.
5
Zwei Tage später, am Mittwoch, setzten wir uns zusammen um die ersten Ergebnisse zu besprechen. Meine Kollegen und ich hatten mittlerweile einiges zusammengetragen. Anderten hatte für den Nachmittag eine Besprechung mit der Staatsanwaltschaft anberaumt, bei der ich vortragen sollte.
Wir versammelten uns um den Tisch. An den Wänden hingen mittlerweile neue Tatortfotos, außerdem Landkarten und verschiedene Bilder von Löwen, Haaren und Gebäuden. Vor dem Bild eines griechischen Tempels blieb ich stehen.
„Das ist doch die Orakelstätte von Delphi?“
„Goldrichtig“, meinte Thriebes und trat neben mich.
„Jetzt lass mich mal überlegen: Stand nicht an der Wand des großen Tempels der Spruch ´Erkenne Dich selbst´? Der Spruch, der an den Tatorten auf Griechisch mit Blut an die Wände geschmiert wurde?“
„Dein Lehrer wäre stolz auf Dich. Ich musste etwas recherchieren, aber dann fiel es auch mir wieder ein. Ich fange am besten mal an.“
Thriebes trat zum Laptop und begann. Der Beamer warf ein Bild der Tempelanlage von Delphi an die Wand.
„Hier seht ihr ein Luftbild von Delphi. Es ist eine Tempelanlage in Nordgriechenland. Ihr habt vielleicht schon von dem Orakel gehört. Eine Priesterin saß in einem Tempel, ließ sich von irgendwelchen Dämpfen benebeln und gab dann Weissagungen von sich. Böse Zungen behaupten, dass die Sprüche von einer Gruppe Priester vorgefertigt waren. So konnte bei entsprechenden Kunden Einfluss auf die politische Lage genommen werden. Abgesehen davon, musste man für die Vorhersagungen wohl auch gut bezahlen.“
„Und der Spruch?“ fragte Katja.
„´Γvoδi σε αυτov´ heißt ´Erkenne Dich selbst´. Es gibt viel Literatur zu dem Spruch, die ich Euch aber ersparen möchte. Ich wüsste nicht, was den Spruch mit Otto Kerner verbindet. Bei Löwe ist es einfacher. Ich habe herausgefunden, dass er mal in Griechenland Urlaub gemacht hat. Ob er auch in Delphi war, weiß keiner. In anderen Fällen taucht dieser Spruch übrigens nicht auf!“
„Sehr schön, Rainer. Vieles deutet also auf eine Verbindung zu Griechenland hin. Behalten wir das mal im Hinterkopf. Machst Du weiter, Katja?“
„Klar! Der Zoodirektor von Hannover konnte mir eine Liste von Zoos nennen, in der es Angola-Löwen gibt. Auf der Liste stand auch der Leipziger Zoo. Da wir in Leipzig schon ein mutmaßliches Opfer hatten, habe ich zuerst dort angerufen.“
„Und?“ fragte Dirk.
Katja strahlte. „Bingo. Zwei Wochen vor dem Mord an Löwe wurde in den Zoo eingebrochen, genauer gesagt ins Löwenhaus. Lediglich das Schloss war aufgebrochen, entwendet oder beschädigt wurde nichts. Es gibt auch ein Überwachungsvideo, das ich mir noch ansehen muss. Außerdem möchte ich gern ein DNA-Abgleich zwischen den Löwenhaaren, die wir an den Tatorten gefunden haben und dem Fell der Tiere aus dem Leipziger Zoo vornehmen.“ Sie sah in meine Richtung. „Wenn Du einverstanden bist, fahre ich nachher nach Leipzig und hole mir das Material.“
„Gute Arbeit. Mach das!“ Wie bei jedem Lob errötete Katja auch dieses Mal. aber sie hatte das Zeug zu einer guten Ermittlerin, deshalb war sie ja auch ins Team gekommen.
Als nächster trug Dirk vor.
„Einen direkten Zusammenhang zwischen den Opfern gibt es nicht. Kein Hinweis auf Kontakte oder gemeinsame Bekannte. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie beide schon mal juristische Probleme hatten, die durch die Presse gingen.
Beginnen wir mit dem ersten Opfer. Albrecht Löwe hatte eine Spedition in Leipzig. 2006 hatten in kurzem Zeitabstand drei seiner Lkw schwere Unfälle. Zwei Fahrer starben, einer ist seither Invalide. Die polizeilichen Untersuchungsberichte ergaben, dass seine Fahrzeuge schlecht gewartet waren. TÜV-Plaketten waren gefälscht, Reparaturen wurden nur notdürftig erledigt. In allen Fällen wären die Unfälle vermeidbar gewesen. Außerdem hat er seinen Fahrern wohl mächtig Druck gemacht und mit Entlassungen gedroht, wenn sie ihre Termine nicht einhielten.“
„Gab es eine Verurteilung?“ fragte ich.
„Nein, es konnte kein wirklich Schuldiger gefunden werden. Die anderen Fahrer machten wohl aus Angst um ihre Jobs keine vernünftige Aussage. Lediglich jemand aus der Geschäftsführung musste gehen. Ich habe mit einem Kollegen der Leipziger Polizei gesprochen, der damals an den Ermittlungen beteiligt war. Löwe hatte wohl einen findigen Anwalt, der ihm auch geraten hatte, den Familien eine Entschädigung zu zahlen, um die Wogen zu glätten. Die Kollegen haben schon geprüft, ob jemand von seinen ehemaligen Mitarbeitern als Täter in Frage kommt. Ohne Erfolg. Sonst gab es bei ihm nichts Besonderes.“
„Drohbriefe?“ fragte Thriebes.
„Nichts dergleichen. Bis zu seinem Tod nahm er es mit der Fahrzeugflotte etwas genauer, seitdem ist auch nichts mehr vorgefallen.“
„Und wer führt den Betrieb jetzt?“ erkundigte sich Katja.
„Zurzeit ist ein Verwalter vom Amtsgericht eingesetzt. Was weiter wird, ist noch unklar.“
„Okay, wenn es keine weiteren Fragen gibt, erzähl uns mal etwas zu Otto Kerner.“
„Gut. Otto Kerner hatte Anfang des Jahres Probleme mit einer Tierschutzorganisation. Man warf ihm vor, die Tiere illegal importiert zu haben und sie nicht artgerecht zu halten. Es wurde auch Anzeige erstattet. Die Aufsichtsbehörden haben sich alles angeschaut. aber nichts gefunden. Er konnte Papiere für jedes Tier vorlegen und Gutachter haben ihm eine vorbildliche Haltung und Pflege der Tiere bescheinigt. Er hatte sogar für jedes Tier eine Art Krankenakte mit Impfbescheinigungen und tierärztlichen Untersuchungs-ergebnissen angelegt. Alles clean. Dementsprechend wurde das Verfahren eingestellt. Allerdings wurde in der Zeit sein Haus zweimal mit Farbbeuteln beworfen und sein Auto zerkratzt. Man verdächtigte die Tierschutzorganisation, konnte aber nichts nachweisen.“
Thriebes wollte wissen, um welche Organisation es sich handelte.
„Die heißen ProAnimal. Ist eine kleine Gruppe aus Niedersachsen, die viel rumstänkern, aber noch nichts Großes bewegt haben. Sind nie gewalttätig geworden, obwohl man annimmt, dass sie gerne mal Farbbeutel werfen oder ähnliche Aktionen durchführen. Ich sehe mir heute noch mal die Mitgliederlisten an und gucke, ob ich was wegen Vorstrafen finde.“
Ich fasste zusammen: „Also zwei Opfer, die schon mal im Rahmen einer Ermittlung in der Presse waren. So könnte der Täter seine Opfer gefunden haben. Wegen der Löwenhaare kann uns Katja morgen mehr sagen. Mit den altgriechischen Sprüchen sind wir noch nicht weitergekommen. Bleibt noch die Hand…. Hat Kolle sich schon gemeldet?“
Kolle war der für uns zuständige Gerichtsmediziner der Medizinischen Hochschule Hannover. Schon seit Jahrzehnten war er Ansprechpartner für die Polizei. Im Rahmen der Rechtsmedizin gab es wohl nichts, was Kolle noch nicht gesehen hatte. Er lieferte oft genug Hinweise, die zur Aufklärung der Fälle beigetragen hatten.
Auf meine Frage nach Kolle sahen mich meine Mitarbeiter betreten an.
„Das hat Dir wohl noch keiner gesagt?“ fragte Thriebes. „Kolle hatte während Deines Urlaubs einen Herzinfarkt, er liegt in der MHH auf der Intensivstation.“
Wenn man Kolles Lebensweise kannte, wunderte mich das nicht. Starker Raucher, übergewichtig, zuckerkrank, Bluthochdruck, Weinliebhaber. Mein Bruder hat ihn mal als ´internistisches Polytrauma´ bezeichnet. Trotzdem war ich erschüttert, ich schätzte ihn unheimlich.
„Wir wollen demnächst mal bei ihm vorbeischauen“, meinte Katja. „In der Gerichtsmedizin soll ein neuer Arzt angefangen haben, der dann unser Ansprechpartner wird. Abgesehen davon haben wir was wegen der Hand, die Du gestern bei den Krebsen gefunden hast.“
Ich wartete gespannt, während sie den Bericht heraussuchte.
„Abtrennung ante mortem. Es ist die Hand von Löwe, dem ersten Opfer aus Leipzig.“
Ante mortem bedeutet, dass die Hand amputiert wurde, als das Opfer noch am Leben war. Der Gerichtsmediziner fand eine glatte Schnittfläche und ging von einem Schwert oder ähnlichem als Tatwaffe aus.
Es war also wohl nur eine Frage der Zeit, bis wir einen dritten Tatort mit der Hand von Otto Kerner finden würden.
„Dann stellt mir bitte noch eine kurze Präsentation Eurer Ergebnisse für die Staatsanwaltschaft zusammen. Und Katja macht sich auf den Weg nach Leipzig.“
Bis zum Mittagessen beschäftigte ich mich noch mit Akten, später trug ich Anderten und dem Staatsanwalt vor. Man gratulierte uns zu den ersten Ergebnissen und hoffte, dass es keine weiteren Opfer geben würde. Leider vergebens!
6
Um kurz nach sechs Uhr, ich wollte gerade zum Präsidium fahren, wurde ich per Handy benachrichtigt, dass unser Täter wahrscheinlich wieder zugeschlagen hatte. Ich ließ den Rest meiner Leute informieren und fuhr los.
Kurz vor sieben Uhr kam ich in Bordenau an, einem kleinen Dorf zwischen Hannover und Wunstorf. Der eigentliche Ort des Geschehens war nicht schwer zu finden. Fahrzeuge der Polizei, des Rettungsdienstes und der Feuerwehr blockierten die halbe Dorfstraße. Ich fragte mich durch und erwischte schließlich einen Verantwortlichen vom Wunstorfer Polizeipräsidium.
„Carsten Becker“, stellte er sich vor. „Schön, Sie kennen zu lernen, Dr. Reuter. Ich habe schon mal zwei Ihrer Vorlesungen besucht. Sehr beeindruckend!“
„Freut mich! Haben Sie mich rufen lassen?“
„Ja. Ich habe von den Fällen gehört, und das hier sieht ähnlich aus. Lassen Sie uns reingehen, ich zeige Ihnen alles.“
Rundherum standen Scheunen und Ställe; außerdem Traktoren und anderes Gerät für die Landarbeit. Es wimmelte von Polizisten; Kollegen der Spurensicherung und andere Ermittler erledigten ihre Arbeit. Wir gingen auf den Eingang eines Bauernhauses zu. Vor der Haustür standen mehrere herunter gebrannte Kerzen und Teelichter.
Becker berichtete: „Gegen 5.30 Uhr kam die Zeitungsfrau. Sie fand die brennenden Kerzen und Teelichter vor der Tür, außerdem stand die Haustür auf. Als sie von drinnen Hilferufe hörte, lief sie weg und alarmierte die Polizei.“
„Dann gibt es dieses Mal keine Todesopfer, wenn noch jemand um Hilfe rufen konnte?“ fragte ich hoffnungsvoll.
„Ja und nein.“ meinte Becker. „Eine Frau war im Haus gefesselt und hat um Hilfe gerufen. Ihr und ihrem Baby ist nichts passiert. Leider haben wir ihren Mann tot in der Scheune auf dem Hof gefunden. Das dort ist die Ehefrau, Frau Abbetmeyer.“
Im Wohnzimmer des Hauses saß eine junge Frau, in Decken eingehüllt, mit einem Säugling in den Armen. Ein Notarzt war bei ihr, außerdem erkannte ich Regina Eyshold, eine Polizeipsychologin aus Hannover. Sie winkte mir kurz zu und signalisierte, dass sie mich später sprechen wolle.
„Ich zeige Ihnen, wo die Frau gefesselt war. Oben im Kinderzimmer.“
Ich folgte Becker in die obere Etage.
Das Kinderzimmer war so eingerichtet, wie man es gewohnt war. Babyspielzeug, Bett, Wickelkommode. Zwei Mitarbeiter der Spurensicherung in ihren weißen Tyvek-Overalls suchten das Zimmer ab. Wir blieben an der Tür stehen.
„Sehen Sie hier, sagt Ihnen das was?“ Becker machte mich auf eine Stelle neben einem Schrank aufmerksam. Dort stand mit schwarzem Filzstift etwas an die Wand geschrieben.
„Das Land der Griechen mit der Seele suchend“, las Becker vor.
„Iphigenie auf Tauris, ein Werk von Goethe“, ertönte der Bass von Thriebes hinter uns.
„Moin, Boss, melde Team vollzählig eingetroffen.“ Ich machte ihn mit Becker bekannt.
„Was meinten Sie? Goethe?“ griff Becker den Faden auf.
„Ja, Iphigenie war eine Tochter Agamemnons, eines Königs von Mykene. Iphigenie wurde auf die Insel Tauris entführt.“
„Und im ersten Aufzug, erster Auftritt heißt es: Und an dem Ufer steh´ ich lange Tage. Das Land der Griechen mit der Seele suchend…“ ergänzte ich. „Also wieder Griechenland!“
„Sieht also nach Ihrem Täter aus.“
„Ja, Herr Becker. Da heben Sie schnell geschaltet.“
Wir gingen wieder ins Erdgeschoß und trafen dort auf die Polizeipsychologin. Regina Eyshold war eine resolute Mittvierzigerin. Sie strahlte so eine Ruhe und Fürsorglichkeit aus, dass sich jedes Opfer gleich geborgen fühlte. In dieser Situation die richtige Frau am richtigen Platz.
„Allzu viel kann ich Ihnen noch nicht bieten, sie ist noch ziemlich durcheinander. Es sieht wohl so aus, als sei der Täter gegen halb fünf ins Haus eingedrungen und hat die Familie geweckt. Er hatte eine Waffe. Der Mann musste seine Frau an die Heizung fesseln, dann wurden ihm selbst Handschellen angelegt. Danach hat der Täter das Baby geholt und zur Mutter gebracht. Er hat sogar eine Decke, Schnuller und Windeln in Reichweite gelegt. Dabei hat er irgendwas von einer besseren Welt gemurmelt. Dann hat er den Ehemann mitgenommen. Sie sind zuerst ins Arbeitszimmer, dann aus dem Haus gegangen. Er hat einen grauen Stoffanzug getragen, mit Haube. Frau Abbetmeyer sagt, es hat wie Krankenhauskleidung ausgesehen, nur in grau. Darüber trug er einen braunen Ledermantel. Mehr weiß ich noch nicht.“
Ich bedankte mich. Es hatte keinen Sinn, ihr weitere Fragen zu stellen. Regina war ein Profi, sie würde so schnell wie möglich alle Informationen erfragen.
Ich fand Dirk und Katja und bat sie, sich im Arbeitszimmer umzusehen. Mich interessierte noch die Scheune, in der der Tote gefunden wurde. Carsten Becker zeigte mir den Weg.
Die Scheune an sich sah völlig normal aus: Heuballen, landwirtschaftliche Geräte. Nur der Tote passte nicht ins Bild. Von der Polizei aufgestellte Scheinwerfer erhellten die grausige Szene. Er