Feindliche Übernahme - Thilo Sarrazin - E-Book

Feindliche Übernahme E-Book

Thilo Sarrazin

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Beschreibung

Das Zurückbleiben der islamischen Welt, die Integrationsdefizite der Muslime in Deutschland und Europa sowie die Unterdrückung der muslimischen Frauen sind eine Folge der kulturellen Prägung durch den Islam. Das zeigt Thilo Sarrazin in seinem neuen Bestseller. Auch Deutschland muss sich diesen Tatsachen stellen, wächst doch der Anteil der Muslime in Deutschland und Europa durch Einwanderung und anhaltend hohe Geburtenraten immer weiter an. Bei einer Fortsetzung dieses Trends sind die Muslime hier auf dem Weg zur Mehrheit. Unsere Kultur und Gesellschaft lassen sich nur schützen, indem die weitere Einwanderung von Muslimen gestoppt und die Integration der bei uns lebenden Muslime mit robusten Mitteln vorangetrieben wird. Denn alle Tendenzen, den Islam zu reformieren, sind bisher weitgehend gescheitert. So gibt es in keinem Land, in dem Muslime in der Mehrheit sind, Religionsfreiheit und eine funktionierende Demokratie. Stattdessen leidet die islamische Welt als Ganzes unter einem explosionsartigen Bevölkerungswachstum, und ihre Fanatisierung nimmt ständig zu. Thilo Sarrazin spannt einen Bogen von den Aussagen des Korans zur mentalen Prägung der Muslime, von da weiter zu Eigenarten und Problemen muslimischer Staaten und Gesellschaften und schließlich zu den Einstellungen und Verhaltensweisen von Muslimen in den Einwanderungsgesellschaften des Westens.

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THILO SARRAZIN FEINDLICHE ÜBERNAHME

Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Originalausgabe, 4. Auflage 2019

© 2018 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Dr. Annalisa Viviani

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-162-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-296-4

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-295-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

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Inhalt

Einleitung

Kapitel 1 Die Religion des Islam

Der Inhalt der koranischen Offenbarung

Hadithe und Scharia

Islamische Glaubensrichtungen

Der Islam und die weltliche Herrschaft

Islamismus und Terrorismus

Ein europäischer Islam?

Die islamische Prägung: Mentalitätsaspekte der koranischen Offenbarung

Kapitel 2 Die islamische Staatenwelt von Arabien bis Indonesien

Eine kurze Geschichte der islamischen Welt

Die Position der islamischen Staaten in der modernen Welt

Demografisches Gewicht

Wirtschaftliches Gewicht

Stellung in Wissenschaft und Technik

Stabilität, Demokratie, Krieg und Frieden

Der regionale Blick

Arabische Länder

Subsahara-Afrika

Türkei

Iran

Zentralasien

Der indische Subkontinent

Südasien

Zwischenresümee

Kapitel 3 Problemzonen islamischer Gesellschaften

Religion und Kultur

Kognitive Kompetenzen

Das Verhältnis der Geschlechter und die Rolle der Frau

Das Zerwürfnis mit der Moderne und der Vormarsch des konservativen Islam

Der heilige Text als Gefängnis des Denkens

Religion vor Demokratie und Menschenrechten

Religiöser Fundamentalismus und Terror

Kapitel 4 Die Muslime in den Gesellschaften des Abendlandes

Demografische Fakten und Perspektiven

Die Zahl der Muslime in Deutschland und Europa

Das Zusammenwirken von Einwanderung, Altersaufbau, Familiennachzug und Kinderzahl

Die andere Gesellschaft

Zur sozioökonomischen Situation der Muslime in Deutschland und Europa

Kognitive Kompetenzen

Arbeitsmarktbeteiligung und Transferabhängigkeit

Kriminalität

Mentale Aspekte und ihre Folgen

Parallelgesellschaften

Die Rolle der Verbände und Moscheegemeinden in Deutschland

Radikalisierung und Terrorismus

Zwischenresümee

Die Stellung der Frau und der muslimische Kinderreichtum

Die Interpretation der Kopftuchfrage

Heiratsverhalten und Geburtenhäufigkeit

Schleichende Islamisierung durch Einwanderung und Geburtenzahl

Kapitel 5 Was man tun muss

Ehrfurcht vor der Religion darf den Islam nicht vor Kritik schützen

Geistige Engführungen dürfen nicht unser Denken behindern

Befreiung der Einwanderungspolitik von Ideologie und Wunschdenken

Eine der islamischen Welt zugewandte und ernsthafte Außen- und Entwicklungspolitik

Robuste und realistische nationale Islampolitik

Schlussbemerkung

Dank

ANHANG

Anmerkungen

Tabelle 1: Demografische Eckdaten 1950-2100

Tabelle 2: BIP in Kaufkraftparitäten 2016

Tabelle 3: Indikatoren für Demokratie, Pressefreiheit, Korruption

Einleitung

In den letzten zehn Jahren hat es sich ergeben, dass ich immer mehr Artikel und Bücher las, die in irgendeiner Form die Religion des Islam berühren. Die christliche Kultur, in der ich aufgewachsen bin, ist mir kulturelle, aber nicht religiöse Heimat. Ich bin eher Agnostiker als religiös und habe Vorbehalte gegen Utopien jeder Art: Mit Unverständnis sah ich Ende der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, dass viele Altersgenossen linke Gedanken so trugen wie eine modische Haartracht – als Bestätigung für sie und als Zeichen an die Umwelt, dass sie zu den Guten, den Modernen und Fortschrittlichen gehörten. Für mich war es recht geistlos, aber auch ein Irrweg, sich um so fragwürdige Feldzeichen wie Bilder von Mao oder Che Guevara zu scharen.

Als die Mauer fiel und der Ostblock zusammenbrach, war ich erleichtert, weil eine große Bedrohung verschwunden schien. Die Hoffnung von Francis Fukuyama, nun sei Das Ende der Geschichte1 erreicht, fand ich zwar voreilig, denn menschliche Irrtümer, Bosheit und Unvernunft kommen niemals an ihr Ende, ebenso wenig wie der technische Fortschritt und die natürliche Evolution. Aber nach dem Zusammenbruch des Kommunismus glaubte ich an das allmähliche Ende eines unaufgeklärten religiösen Glaubens und war der festen Überzeugung, dass alle großen Religionen irgendwann den Weg gehen, der für das Christentum durch die Reformation vorgezeichnet wurde: nämlich das Sichbeugen vor den Gesetzen der Logik und des wissenschaftlichen Denkens – mit der Folge, dass Religion immer abstrakter, immer entfernter und folglich auch immer gleichgültiger wird.

Da hatte ich mich offenbar gründlich getäuscht. Das merkte ich auch im Lauf der Neunzigerjahre, aber ich blieb grundsätzlich unbesorgt: Ich fühlte mich nicht betroffen, wenn Kreationisten im amerikanischen Mittelwesten Darwins Evolutionstheorie ablehnten, wenn indische Hindus Sikh-Tempel stürmten oder die Mullahs im Iran die persischen Frauen unter das Kopftuch zwangen und Homosexuelle verfolgten. Das schien doch ziemlich weit weg. Samuel Huntingtons Buch Kampf der Kulturen2 blätterte ich 1997 eher lustlos durch. Ich empfand es als alarmistisch und in einem zu großen Rahmen angelegt. Da konnte ich ja gleich Der Untergang des Abendlandes von Oswald Spengler lesen.

Natürlich bekam ich mit, dass es an deutschen Schulen mit türkischen und arabischen Schülern öfter (und andere) Probleme gab als mit Italienern, Russen oder Polen. Aber das war, so glaubte ich, nur eine Frage der Zeit. Nach dem Flugzeugattentat auf das World Trade Center stieß ich auf das Buch von V. S. Naipaul: Among the Believers. An Islamic Journey3 aus dem Jahr 1981. Naipaul hatte 1979 und 1980 den Iran, Pakistan, Malaysia und Indonesien bereist. Eindrucksvoll beschreibt er in seinen persönlichen Begegnungen und Erlebnissen das Erstarken des islamischen Fundamentalismus vom Nahen Osten bis Ostasien und die dahinterstehende Gedankenwelt. Dieses 37 Jahre alte Buch ist aus heutiger Sicht geradezu seherisch. Nach seiner Lektüre beschlich mich in Bezug auf den Islam erstmals ein Gefühl der Sorge oder des Alarms.

2006 begegnete mir das Buch Die fremde Braut4 von Necla Kelek: Am Beispiel türkischer Einwanderer nach Deutschland zeigt es, dass diese größtenteils nicht etwa unsere Kultur annehmen, sondern ihre Kultur quasi in einer virtuellen Blase zu uns tragen und Assimilation verweigern. Diese Lektüre traf mittlerweile bei mir auf ein geschärftes Sensorium: Als Berliner Finanzsenator wurde ich auf vielfältige Weise mit den besonderen Integrationsschwierigkeiten bei vielen Türken und Arabern konfrontiert. Die soziale Problematik dieser Stadt war offenbar nicht zu trennen von der Problematik der muslimischen Minderheit.

Im August 2010 erschien Deutschland schafft sich ab. Es war konzipiert als Buch über die Risiken und Mängel des deutschen Sozialstaats. Aber es befasste sich in diesem Zusammenhang auch mit Bildung, Einwanderung, Integration und Demografie. Die dort enthaltenen – aus heutiger Sicht eher vorsichtigen – kritischen Anmerkungen zum Integrationsverhalten vieler Muslime und zur Religion des Islam führten quasi zu einer Zwangsverheiratung meines Namens mit der grassierenden Islamkritik. So wurde ich in wenigen Tagen in die erste Reihe der deutschen Islamdebatte katapultiert. Diese Debatte erfuhr einige Wochen nach dem Erscheinen meines Buches ihre vorläufige Krönung durch die Äußerung von Bundespräsident Christian Wulff: »Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.«

Anfang 2011 veröffentlichte Patrick Bahners Die Panikmacher,5 eine Fundamentalkritik an den deutschen Islamkritikern, zu denen er insbesondere Necla Kelek, Henryk M. Broder, Ralph Giordano und mich zählte. Für ihn ist der Islam nichts anderes als Religion, seine Glaubenssätze rechtfertigen sich jenseits unserer säkularen Staatlichkeit und sind insoweit einer säkularen Kritik definitorisch enthoben. Der Titel des Buches ist zwar aus heutiger Sicht angesichts der islamistischen Bedrohung in der Welt spektakulär missglückt. Der Standpunkt von Bahners ist aber rein logisch nicht widerlegbar. Er ist allerdings irreführend, denn er klammert das Gefährdungspotenzial, über das diskutiert werden könnte und müsste, bereits definitorisch aus.

In der unvermuteten Rolle eines prominenten Islamkritikers fühlte ich mich nicht wohl. So hielt ich mich in dieser Hinsicht zurück. Zwar wurde nichts von dem, was ich zum Islam in Deutschland schafft sich ab geschrieben oder vermutet hatte, seitdem wirklich widerlegt, aber publizistisch verfolgte ich in den Folgejahren andere Projekte.

Die Fragen, die mich damals bedrängten, haben sich seitdem nicht in Luft aufgelöst. Eine vielfältige Krise rund um die islamische Welt einschließlich der Muslime in Europa wird auch von vielen Muslimen selbst nicht mehr geleugnet. Gleichzeitig wird »Islamkritik« in vielen deutschen Medien und auch von Wissenschaftlern gerne immer dann delegitimiert, wenn sie ins Grundsätzliche geht. Der Islamwissenschaftler Mathias Rohe bezeichnet »Thilo Sarrazin, Hamed Abdel-Samad und Necla Kelek« als »prominente Vertreter« einer Desintegrationsindustrie, die »statt faktenorientierter Benennung von konkreten Problemen (…) weitgehend essentialistische Ansichten« verbreiten, »die den Islam als strukturell andersartig und inkompatibel mit europäischen Rechts- und Gesellschaftsordnungen abstempeln wollen«.6 Mathias Rohe wird es aushalten müssen, dass man Fakten anders bewerten kann, als er es tut.

Der von ihm erwähnte, in Ägypten geborene deutsche Politologe Hamed Abdel-Samad hatte sich in seinem Heimatland zunächst den Muslimbrüdern zugewandt. In Mein Abschied vom Himmel7 zeichnete er 2009 seine allmähliche Abwendung vom fundamentalistischen Islam nach. In den Folgejahren wurde er zu einem der bekanntesten deutschen Islamkritiker und hat dazu mittlerweile sechs Bücher veröffentlicht.8 Im Dezember 2016 beklagte er, dass die gesellschaftliche Stimmung die »Einschüchterung von und den Rufmord an Islamkritikern« begünstige. Kritik am Islam sei »in Europa tatsächlich unerwünscht«. Die Politik fürchte, Islamkritik könne zum einen »ihre Geschäfte mit islamischen Ländern, zum anderen ihre Migrations- und Flüchtlingspolitik stören«. Viele Muslime interpretierten Islamkritik »meist sofort als Angriff auf das Existenzrecht aller Muslime«. Für Journalisten und Intellektuelle aus dem linksliberalen Lager sei Islamkritik quasi automatisch fremdenfeindlich, rassistisch oder rechtspopulistisch.9 Der Politologe Bassam Tibi, Student bei Theodor Adorno, in Syrien aufgewachsen und seit 40 Jahren deutscher Staatsbürger, fühlt sich in Deutschland mit seiner kritischen Haltung zum politischen Islam seit vielen Jahren nicht willkommen: »Es gibt kritische Meinungen, die in diesem Land nicht gefragt sind. Für sie gibt es einen Maulkorb.« Deshalb sei er von den Medien ausgeblendet worden und erst 2016 nach den Ereignissen auf der Kölner Domplatte wieder in die Medien zurückgekehrt. »Ich hätte hier viel zu sagen, aber meine Meinung will man nicht hören.«10

Solche Diagnosen decken sich mit meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen. Typisch ist die Einstellung von Michael Thumann. In seinem 2011 erschienenen Buch Der Islam-Irrtum. Europas Angst vor der muslimischen Welt kritisierte er die europäische »Islam-Besessenheit« und erwartete, dass die damals erst wenige Monate alte »Arabellion« dem Nahen Osten Demokratie und Fortschritt bringt. Alle Probleme, die Islamkritiker dem Einfluss des Islam zurechnen, sind für ihn entweder eingebildet oder Ausdruck eines Modernisierungsrückstands, der mit dem Islam gar nichts zu tun hat. Dabei schließt er die im Namen des Islam ausgeübte Gewalt und den Terror von Al Kaida (der IS war damals noch unbekannt) ausdrücklich ein. Für Thumann steht fest: »Wenn man genau hinsieht, geht es diesen Gruppen in der Regel nicht um den Islam selbst. Die Religion ist Mittel zum Zweck. Sie wird zum Vehikel der Eiferer. Sie macht in vielen Fällen nicht das Wesen der Konflikte, Streitthemen und Hoffnungen aus. Die Religion prägt bisweilen die Oberflächen der Politik, aber nicht den Kern.«11

Die gläubigen Marxisten in Westeuropa wollten in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts den Kommunismus (also ihre Religion) nicht mit dem Blutgeruch des Stalin-Terrors oder dem Unterdrückungsapparat des Mauerbaus in Verbindung sehen. Sie leugneten den Zusammenhang. So verfahren auch viele gläubige Muslime, die Terror und Unterdrückung im Namen des Islam ablehnen. Der islamische Theologe Ahmad Nofal ist deshalb zwar ein Gegner der Salafisten. Er propagiert gleichwohl: »Es gibt nur einen Islam. Die Menschen und die Kulturen sind jedoch verschieden, daher gibt es Unterschiede in der Auslegung.« Seine Auslegung, den »Wasatiyya-Islam«, der für eine Koexistenz der Menschen eintritt, hält Nofal für den Mainstream. »Dieser Islam hat viel mit Jesu Botschaft gemeinsam, der ja auch nicht Hass und Feindschaft gepredigt hat. Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch einen anderen hasst.«12 Als Norm ist das ehrenwert, doch spiegelt es die ganze Wirklichkeit und Breite der islamischen Glaubensrichtungen?

Der algerische Schriftsteller Yasmina Khadra hatte als Offizier der algerischen Armee über viele Jahre gegen islamistische Terroristen gekämpft. Für ihn steht fest: »Mit der Religion haben die Attentate nichts zu tun. Man kann sie nur aus dem Geisteszustand des Terroristen erklären, mit seinem Glauben haben sie nichts zu tun. (…) Es ist falsch, eine Verbindung zwischen der Herkunft eines Mörders und seiner Tat herzustellen. Kein Muslim muss sich wegen der Terroristen schuldig fühlen. (…) Man kann diese Seuche nur bekämpfen, indem man sie isoliert und eben nicht mit einer Gemeinschaft in Verbindung bringt, die zu verteidigen die Terroristen vorgeben.«13 Das ist eine starke Proklamation. Aber kann man Stalins Untaten begreifen und den Sowjetkommunismus dabei ausklammern? Den Umfragen zufolge glaubte ein großer Teil der Deutschen noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, dass der Nationalsozialismus im Prinzip eine gute Sache war, nur die Ausführung sei schlecht gewesen. Diese Analogie mag polemisch wirken, aber nachdenklich stimmen sollte sie schon.

In den letzten Jahren sind alle mit dem Islam verbundenen Fragen an uns herangerückt. Das gilt sowohl für die Ideenwelt dieser Religion als auch für die Muslime selbst. Ich frage mich: Inwieweit bildet der Islam (in seinem ganzen Schillern von Religion bis politischer Ideologie) und inwieweit bildet die Einwanderung von Muslimen nach Europa eine Gefahr für die Zukunft der westlichen Gesellschaft und für unser Lebensmodell? Sind die unguten Gefühle, die ich offenbar mit vielen anderen teile, Ausdruck unbegründeter Ängste und möglicherweise unbewusster Vorurteile, oder haben sie einen rationalen Kern? Und wenn ja, worin besteht dieser, und was ist seine praktische Bedeutung? Dabei möchte ich das empirisch verfügbare Material und seine Deutungen vernünftig und belastbar interpretieren und darum vom bloßen Meinen, Glauben und Fürchten absehen. Ich hoffe, dass die Antworten mehr Klarheit für meine Sorgen und die Besorgnisse anderer bringen, indem sie die Sachverhalte präzisieren und so die Ängste kanalisieren oder relativieren.

Der Kern meiner Sorgen liegt in Folgendem: Die Europäer haben durch die Kombination von Wissenschaft und Technik, Herrschaft des Gesetzes und Demokratie ein bestimmtes Zivilisationsmodell geschaffen, dessen Freiheit und Wohlstand sehr attraktiv sind. Dieses Modell funktioniert aber nur, wenn es von den Menschen auch gelebt und verinnerlicht wird.

Viele Problemstaaten in Afrika und Asien eint das starke Wachstum ihrer Bevölkerung und der Umstand, dass die dort lebenden Menschen überwiegend muslimischen Glaubens sind. Der fehlende demografische Übergang dieser Länder in die Moderne zeigt, dass die aus dem Westen importierte Modernisierung von Medizin und Landwirtschaftstechnik die Mentalitäten der Menschen noch nicht ausreichend verändert hat. Für die unumgängliche Modernisierung im Sinne der technisch-wissenschaftlichen Zivilisation Afrikas und des Nahen und Mittleren Ostens ergeben sich möglicherweise Schranken aus der islamischen Tradition heraus.

An dieser Stelle kommt meine subjektive Sicht als Mitteleuropäer ins Spiel: Ich mag die menschliche Vielfalt und meine, dass jeder nach seiner Fasson selig werden sollte, solange er die Gesetze respektiert. Es liegt mir fern, mich in religiöse Überzeugungen oder in die Lebensziele und Lebensweisen anderer einmischen zu wollen. Und doch fühle ich mich wohler in einer Gesellschaft, in der die Unterschiede nicht übermäßig sind und die gemeinsamen Grundlagen fühlbar bleiben.

Natürlich sollen sich die Menschen mischen. Darum habe ich auch nichts gegen Einwanderung, sei es in Deutschland oder Europa. Aber die, die einwandern, müssen sich auch tatsächlich mischen. Es ist nicht gut und führt langfristig zu Unfrieden, wenn sich in der Gesellschaft Gruppen bilden, die ethnisch, religiös oder wirtschaftlich dauerhaft abgesondert sind und fast nur untereinander heiraten. Das führt zu Spannungen und mehrt nicht das gesellschaftliche Glück. Die durch Schichtung bewirkte Ungleichheit ist in jeder Gesellschaft Anlass für Spannungen, wenn sie ein gewisses Maß überschreitet. Diese Spannungen werden noch verstärkt und können eine gefährliche Sprengkraft annehmen, wenn Unterschiede im wirtschaftlichen Erfolg oder in der gesellschaftlichen Stellung für alle sichtbar mit Unterschieden in der ethnischen Herkunft oder der ausgeübten Religion einhergehen. Einwanderer sollten integrationswillig sein. Ihre Zahl sollte so bemessen und ihre Zusammensetzung so gemischt sein, dass sich in Europa keine verfestigten ethnischen Untergruppen bilden.

Der in Europa lange Zeit weitverbreitete Antisemitismus erklärte sich nicht nur aus der religiösen Sonderrolle der Juden, sondern auch aus ihren besonders großen Erfolgen in Wirtschaft und Wissenschaft. Das führte zu Neidreaktionen, die sich teilweise in Antisemitismus übersetzten. Umgekehrt ist es auch nicht gut, wenn sichtbar abgegrenzte Minderheiten, wie die Schwarzen in den USA, bei Bildungserfolg, Einkommen und Lebenserwartung deutlich schlechter abschneiden. Die vernünftigste Lösung wäre eine Aufhebung der Unterschiede durch Vermischung der verschiedenen Ethnien. Dies widerstrebt aber offenbar den Wünschen der meisten Menschen: Schwarze, Weiße und Ostasiaten heiraten in den USA zumeist unter sich. Bei Muslimen kann Integration durch Vermischung schon deshalb nicht funktionieren, weil gläubigen Muslimen die Heirat mit Ungläubigen verboten ist.

In Europa gab es bis vor wenigen Jahrzehnten kaum nennenswerte Gruppen nichteuropäischen Ursprungs. Hier lebten europäische Weiße, und soweit sie eine Religion hatten, war diese christlich. Das änderte sich in einigen Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden durch Zuzug aus den ehemaligen Kolonien, in anderen wie Deutschland oder Österreich durch Zuzug von Gastarbeitern aus der Türkei oder Nordafrika. Skandinavien wiederum war Vorreiter bei der Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen, sodass jetzt in Dänemark, Norwegen und Schweden große arabische Minderheiten leben.

Seit Jahrzehnten steigt in allen europäischen Ländern die Wahrnehmung, dass es mit den Einwanderern muslimischen Glaubens und ihren Nachkommen, die häufig schon in der dritten und vierten Generation in Europa leben, besondere Probleme gibt. Solch eine Wahrnehmung mag sich aus Vorurteilen speisen oder sich quasi als selbsterfüllende Prophezeiung aus gesellschaftlicher Diskriminierung ergeben. Aber ihre große Verbreitung ist eine gesellschaftliche Realität. Staatliche Organe sind hier zu Recht beunruhigt. In Deutschland war die Einrichtung der »Deutschen Islamkonferenz« durch Innenminister Wolfgang Schäuble im Jahr 2006 ein Ausdruck dieser Beunruhigung und ein Versuch ihrer Kanalisierung.

Während einerseits das Gefahrenbewusstsein in der Gesellschaft wächst, wird andererseits das Problem gerne verneint und soll nach dem mehrheitlichen Willen von Politik und Medien im Sinne politischer Korrektheit möglichst nicht benannt werden. Das Kunstwort »Islamophobie« ist ein Ausdruck dieser Tendenz. Mit dieser wissenschaftlich anmutenden »Diagnose« wird Kritikern und Besorgten entweder eine (krankheitsverwandte) psychische Anormalität oder eine unmoralische, dem Antisemitismus verwandte Geisteshaltung unterstellt.

In der vorherrschenden Sicht von Politik und Medien darf der Islam als solcher kein grundsätzliches Problem darstellen, weil sonst mehr Fragen entstehen, als man politisch zu beantworten in der Lage ist. Entsprechend gilt der Islamismus mit seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen vielen als eine Fehlentwicklung, die außerhalb des Islam steht. Besondere Integrationsprobleme muslimischer Einwanderer können aus dieser Sicht schon definitorisch nicht existieren. Wo sie gleichwohl bestehen, müssen andere Faktoren verantwortlich sein, sodass der islamische Glaube und besondere Integrationsprobleme der Gläubigen allenfalls in einer Scheinkorrelation miteinander zu tun haben. Kurz nach dem Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember 2016 beklagte Sigmar Gabriel: »Wir sind konfrontiert mit einer Ideologie, die allem entgegensteht, was unsere freie und demokratische Gesellschaft ausmacht. Dieser Kampf gegen ›den Westen‹ ist seit Jahren vorbereitet worden.« Aber das sei »ein Machtkampf unter dem Deckmantel der Religion«. Wer dem Ressentiment gegen »den Islam« nicht das Wort reden wolle, der dürfe »aus der Auseinandersetzung mit dem Dschihadismus gerade keine Religionsfrage machen«.14 Ähnlich äußerte sich Norbert Lammert im Deutschen Bundestag: »Wir bekämpfen nicht den Islam, sondern Fanatismus, nicht Religion, sondern Fundamentalismus.«15 Mit solchen Vorgaben verstellt das Establishment in Politik und Medien eine freie Sicht auf die Problemlage und deren voraussetzungslose Analyse. Wie soll man eine Antwort auf islamistischen Fanatismus finden, wenn es moralisch untersagt wird, die religiösen Quellen dieses Denkens zu untersuchen?

Dazu passt das blinde Auge der amtlichen deutschen Statistik: In allen Untersuchungen über Migranten und ihre Nachfahren, die anhand offizieller Statistiken angestellt werden, wird der Faktor der Religion vollständig ausgeblendet. Offenbar geben sich viele der Hoffnung hin, dass etwas, von dem man nichts Genaues weiß, auch kein Problem sein kann. Als es mir in Deutschland schafft sich ab gelang, trotz der statistischen Lücken einigermaßen verlässliches Material über die spezifischen Integrationsprobleme muslimischer Migranten zusammenzutragen, löste dies in Politik und Medien einen Aufschrei der Empörung aus. Ich fühlte mich an die Energie erinnert, mit der offizielle Stellen der Türkei all jene verdammen, die meinen, es habe vor hundert Jahren einen Völkermord an den Armeniern gegeben. Solch eine Empörung findet immer dann statt, wenn unwillkommene Fakten ein Weltbild in Gefahr bringen.

Im Oktober 2014 war ich Zuhörer, als Ayaan Hirsi Ali, die als junges Mädchen mit ihren Eltern und ihrer Schwester aus Somalia in die Niederlande eingewandert war, das Problem in einem Vortrag an der Universität Leiden beschrieb: Sie habe das kulturelle Angebot des Westens angenommen, verinnerlicht und davon profitiert. Ihre nahezu gleichaltrige Schwester habe es aber abgelehnt und gehöre nun zu jenen eingewanderten Muslimen, die der Kultur des Westens feindlich gegenüberstehen und sich in ihrem Muslimsein verschanzen. Zwischen den beiden Reaktionsweisen gebe es keine rationale Brücke, das mache auch sie ratlos. Sie warnte vor den Gefahren eines zunehmenden fundamentalen Islam, weil ein sehr großer und wachsender Teil der Muslime sich wie ihre Schwester verhalte. Er nehme zwar den westlichen Lebensstandard an, nicht aber die kulturellen Einstellungen, die diesen Lebensstandard erst ermöglicht haben.

Viele säkulare Muslime in der westlichen Welt argumentieren wie Ayaan Hirsi Ali (in Deutschland z. B. Bassam Tibi, Hamed Abdel-Samad, Necla Kelek, Güner Balci, Abdel-Hakim Ourghi, Ralph Ghadban). Viele Linke und Liberale hören das nicht gern. Für sie haben solche Warnungen einen rechtspopulistischen Geruch und unterstützen letztlich den Aufstieg von FPÖ, Front National oder AfD. So entstand in den letzten Jahren eine Lähmung offener Debatten, die zugunsten ebendieser Parteien wirkte und Befürchtungen noch verstärkte, statt sie zu zerstreuen.

Das schiere Gewicht des demografischen Faktors wird in solchen Debatten immer wieder unterschätzt. Einstellungen in der Gesellschaft ändern sich durch Änderung der demografischen und religiösen Mischung. Anschaulich gesprochen: Wenn große Teile Deutschlands so wie die Sonnenallee in Neukölln aussehen, kann durch neue Mehrheiten auch das Grundgesetz geändert werden, oder es kann sich die gelebte Verfassungswirklichkeit verschieben. Dagegen gibt es keinen Schutzmechanismus. Auch die Werte des Abendlands lassen sich nicht künstlich konservieren, wenn die sich neu bildenden demografischen Mehrheiten sie nicht teilen oder anders interpretieren. Wie das Beispiel der Türkei eindringlich zeigt, kann man in einem islamischen Land mit dem Mittel einer demokratischen Wahl sogar das westliche Demokratiemodell mit Meinungsfreiheit und Gewaltenteilung durch Mehrheitsentscheidung abschaffen.

Für viele Linke und Liberale in den Gesellschaften des Westens, aber auch für viele Vertreter des Christentums besteht die Faszination der Einwanderung von Muslimen offenbar darin, dass die Sitten, Traditionen und die Machtverhältnisse der als glaubenslos und materialistisch empfundenen westlichen Gesellschaften infrage gestellt werden und die Legitimität des abendländischen Projekts mitsamt Marktwirtschaft und Leistungsorientierung untergraben wird. Aus dieser Motivation heraus kann man dann ernsthaft die Behauptung aufstellen, dass eine muslimische Frau im Schleier eigentlich keine Unterdrückte sei, vielmehr eher der Westen gegenüber dem sichtbaren Ausdruck ihrer Religiosität intolerant ist.

Unter den Beschwichtigern und Verharmlosern gibt es drei Gruppen: zunächst jene, die keine Probleme mit dem »wahren« Islam sehen (was auch immer unter »wahr« verstanden wird). Sodann gibt es jene, die Probleme zwar sehen, sie aber für überschaubar, lösbar oder vorübergehend halten. Und schließlich gibt es jene, die die Benennung von Problemen oder die Herstellung einer Verbindung zwischen diesen Problemen mit dem »Wesen« des Islam als prinzipiell unzulässig oder als unbegründet ansehen und jenen Kritikern, die so denken oder argumentieren, Islamophobie oder rassistische Motive unterstellen.

Typisch für diese Tendenz zur Verharmlosung (die sich gleitend mit Leugnung mischt) war ein Interview, das der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und die stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Sawsan Chebli, im August 2016, wenige Wochen vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl, gemeinsam der FAZ gaben.16 Das Thema waren die Muslime in Berlin, und es war aufschlussreich, was zur Sprache kam und was nicht.

Die Politologin Chebli, Tochter palästinensischer Einwanderer, lehnte es ab, die Integrationsdebatte mit der Diskussion über Muslime, Islam oder Religion überhaupt zu vermengen. Sie bestritt damit implizit, dass der Islam als solcher oder in bestimmten Ausprägungen ein Integrationshindernis sein könne, und widersprach sich doch selbst, als sie sagte: »Mein Vater ist ein frommer Muslim, spricht kaum Deutsch, kann weder lesen noch schreiben, ist aber integrierter als viele Funktionäre in der AfD, die unsere Verfassung infrage stellen.« Dabei ist es schon eine Leistung, wie ihr Vater 40 Jahre in Berlin zu leben, ohne Deutsch zu lernen. Dies ist eigentlich nur aus einem weitgehenden Desinteresse an der umgebenden deutschen und europäischen Kultur und an sozialen Kontakten im fremden Umfeld zu erklären. Unklar blieb, nach welchen Maßstäben Chebli die Integration ihres Vaters in Deutschland für höher hält als die von vielen AfD-Funktionären.

Im weiteren Verlauf des Interviews bestand Chebli darauf, dass muslimische Frauen in Deutschland ihr Kopftuch durchweg freiwillig tragen. Sie verwies dazu auf ihre Mutter und ihre fünf Schwestern, allesamt Kopftuchträgerinnen. Sie wandte sich gegen berufliche Einschränkungen aufgrund des Kopftuchs. Einen Gegensatz zwischen dem Islam und der Identifikation mit Deutschland und dem Grundgesetz verneinte sie. Die Scharia regle zum größten Teil das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen und sei für sie als Demokratin kein Problem im Alltag. Der islamistische Extremismus treffe vor allem die Muslime selbst. Islamkritik aus der AfD setzte sie mit rassistischer Hetze gleich: »Da müssen wir Demokraten klar Stellung beziehen und Rassismus mit aller Vehemenz zurückweisen.«

Die zeitgemäße Auslegung des Islam sei »ein innerislamischer Prozess, der auch nicht von außen bestimmt werden sollte«, vom Euro-Islam halte sie nichts. Ein Problem erkannte sie immerhin an: »Als Muslim ist man nur Gott gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Das ist ein Segen, macht es aber zugegebenermaßen schwieriger, die Zusammenarbeit mit dem Staat zu organisieren.«

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller war in dem Interview im Wesentlichen Cheblis freundliches Echo. Den Begriff »Leitkultur« empfand er als zu eng gefasst, auch werde er gern politisch zur Ausgrenzung missbraucht. Das Grundgesetz müsse natürlich für alle verbindlich sein. Verträge mit muslimischen Verbänden und Vereinen seien anzustreben. Die Ausbildung für Imame am Islam-Institut der Humboldt-Universität müsse unterschiedliche Glaubensrichtungen abbilden, und es wäre, so Müller, jedenfalls ein großer Fortschritt, wenn in Berlin aufgewachsene und ausgebildete Imame auch in den Berliner Moscheen predigen könnten. Immerhin erkannte er an, dass Integration offenbar nicht automatisch erfolgt. »Für das Zusammenleben muss es einen klar benannten und für alle nachvollziehbaren Rahmen geben. Die für alle verbindlichen Regelungen müssen angesprochen werden.«

Damit wurde Müller deutlicher, als es noch vor einigen Jahren in Berlin üblich war. Aber auffallend blieb, welche Themen von den beiden Gesprächspartnern, die sich so freundlich die Bälle zuwarfen, ausgespart wurden:

der sich in weiten Teilen ausbreitende Fundamentalismus und die zunehmende Radikalisierung von Heranwachsenden und jungen Erwachsenen unter den Muslimen in Berlin und in Deutschland,

die Folgen der frühen Familiengründung und durchschnittlich höheren Kinderzahl bei den Muslimen. In Berlin stellen die Muslime einen Bevölkerungsanteil von 8–10 Prozent, aber ihr Anteil an den Schulkindern liegt bereits bei 15–20 Prozent. Amtliche Statistiken dazu gibt es leider nicht,

der überdurchschnittliche Anteil der jungen Muslime an der Gewaltkriminalität,

der weitverbreitete Antisemitismus unter den Berliner Muslimen,

die unterdurchschnittlichen Bildungsleistungen, der niedrige Anteil qualifizierter Berufe und die niedrigen Beschäftigungsquoten der Muslime im Erwerbsalter.

Michael Müller argumentierte im Berliner Wahlkampf nicht anders, als es jeder beliebige Vertreter von SPD, CDU, Grünen oder Linken getan hätte. In Bezug auf den Wahlausgang der Abgeordnetenhauswahl 2016 half das offenbar nicht. Für die Regierungsparteien SPD und CDU wurde sie zum Desaster.

Der Durchschnittseuropäer, der weder als Muslim aufgewachsen ist noch Islamwissenschaften studiert hat, kann sich über das »Wesen« des Islam und die Frage, ob dieser Religion bestimmte Gefahren innewohnen, die Muslime auch gefährlich werden lassen, naturgemäß kein Bild machen. Er kennt ja kaum seine eigene Religion, falls er überhaupt religiös ist. Andererseits wird der Durchschnittseuropäer mit Erscheinungen (bzw. mit Behauptungen über Erscheinungen) konfrontiert, die viele beängstigen: Terrorismus, Fundamentalismus, Unterdrückung von Frauen, Kopftuchzwang, überdurchschnittliche Kriminalität, unterdurchschnittliche Bildung, hohe Geburtenrate, großer Einwanderungsdruck, Rückständigkeit in den Herkunftsländern usw. Was ist davon Vorurteil? Was ist Verleumdung? Was hat ganz andere Ursachen als die Religion? Und wie schlimm und gefährlich ist das alles? Bis zu welchem Grad kann man es ändern? Und wie?

Im Angesicht des Islam ziehen sich »die Kirchen in Deutschland (…) auf Allgemeinplätze zurück, weil sie sich mit allen Religionsgemeinschaften in einem Boot sehen«, und bevorzugen eine Schönwetterdogmatik. Als der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert im Januar 2017 über die religiöse Prägung des Grundgesetzes sprach und konstatierte, wir müssten mit dem Abschied von kultureller Homogenität leben, erwähnte er den Islam mit kaum einem Wort.17 Die Frage, ob der Islam als solcher mit unseren kulturellen Grundwerten in Einklang steht und welcher Art das Spannungsverhältnis ist, wird weitgehend tabuisiert.

Mathias Rohe fordert, man dürfe »den Islam und sein Normensystem« nicht »entgegen allen historischen und gegenwärtigen Erfahrungen als unveränderliche, durchweg gegen säkular-rechtsstaatliche Ordnungen gerichtete Größe ansehen«, sondern müsse sich »mit der Vielfalt und Dynamik dieses Systems« konfrontieren.18 Das ist richtig, aber eine Religion existiert nicht unabhängig von ihren Gläubigen. Ihr Inhalt wird dadurch bestimmt, was die Gläubigen glauben, und kann deshalb genauso widersprüchlich sein wie die Überzeugungen der Gläubigen. Entscheidend ist also die Frage: Was glauben Muslime, und wie wirkt sich ihr Glaube auf ihr Verhalten aus? Die Frage nach dem »Wesen« des Islam ist zwar sinnvoll. Ihr Erkenntniswert wird aber dadurch begrenzt, dass die Frage nach dem »Wesen« einer Religion nicht getrennt werden kann von der Praxis der Gläubigen.

Bei heterogen zusammengesetzten Gruppen kann in Bezug auf einzelne Gruppenmitglieder die eine Aussage und in Bezug auf andere Gruppenmitglieder das Gegenteil davon wahr sein. Zu allgemeinen Aussagen kann man nur kommen, wenn man die vielen widersprüchlichen Aussagen in einer Häufigkeitsverteilung oder einem statistischen Durchschnitt verdichtet. Zu den Gefahren des Islam gilt deshalb: Für Einzelne mag das eine stimmen, für andere aber gilt genau das Gegenteil – wie bei Ayaan Hirsi Ali und ihrer Schwester. Es ist also auch eine Frage der statistischen Relationen und der Dauerhaftigkeit der zugrunde liegenden Verhaltensmuster. Die individuelle Erzählung hilft nur begrenzt, denn es gibt sowohl negative als auch positive Beispiele in großer Zahl. Entscheidend ist das Verhältnis der Zahlen, ihr positiver oder negativer Trend, die Gefährlichkeit negativer Erscheinungen, die Wahrscheinlichkeit endogener Veränderungen und die Möglichkeit, Veränderungen exogen zu bewirken.

Vieles deutet darauf hin, dass im Islam eine Tendenz zum Beleidigtsein und zum Sich-angegriffen-Fühlen angelegt ist, die mit unseren Begriffen von Meinungsfreiheit und Demokratie schwer vereinbar ist. Über dem Schriftsteller Salman Rushdie schwebt seit 1989 eine Todesdrohung der Islamischen Republik Iran wegen seines Romans Die satanischen Verse, der angeblich Mohammed und den Islam beleidigt. Der dänische Zeichner Kurt Westergaard ist seit 2002 wegen seiner Mohammed-Karikaturen Gegenstand konkreter Mordpläne und steht unter ständigem Polizeischutz. Die Schriftstellerin Sabatina James wurde in einer muslimischen Familie in Pakistan geboren und wuchs in Österreich auf. Sie weigerte sich, den Cousin zu heiraten, den die Familie ihr als Ehemann zugedacht hatte, und konvertierte zum Christentum. Von ihrer in Österreich lebenden Familie wird sie seitdem mit dem Tod bedroht. Sie lebt an einem unbekannten Ort. Der deutsche Publizist Hamed Abdel-Samad hält sich mittlerweile wegen der Todesdrohungen gegen ihn an einem unbekannten Ort im Ausland auf und steht unter ständigem Polizeischutz.

Solche Ereignisse und die seit Jahrzehnten wachsende Radikalisierung unter Muslimen überall auf der Welt waren ein Anstoß für dieses Buch. An seinen Anfang stelle ich die Frage nach dem »Wesen« des Islam. Meine Antwort suche ich im Text des Korans, so wie ich ihn als verständiger Laie ohne Kenntnisse des Arabischen in deutscher Sprache verstehe. Von daher versuche ich, das Spektrum der Deutungen des Islam aufzufächern, und untersuche näher, was Muslime unter dem Islam verstehen und wie der Islam die Lebenswelt, die Gesellschaften und die Mentalität der Muslime prägt. Dazu sammle ich verfügbare Fakten und interpretiere ihren inneren Zusammenhang. Bei meinen Deutungen versuche ich, nicht voreilig zu sein. Wer ihnen nicht folgt, wird die von mir dargelegten Fakten gleichwohl nicht übergehen können. Er muss sie in diesem Falle anders erklären. Ein bisschen ist es dann wie in einem Indizienprozess: Voneinander unabhängige Fakten, die jede für sich eine andere Erklärung haben mögen, können zusammen Schlussfolgerungen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ergeben, denen sich der verständige Betrachter eigentlich nicht entziehen kann.

Im Verlauf des Buches spanne ich einen Bogen von den Aussagen des Korans zur mentalen Prägung der Muslime, von da weiter zu Eigenarten und Problemen muslimischer Staaten und Gesellschaften und schließlich zu den Einstellungen und Verhaltensweisen von Muslimen in den Einwanderungsgesellschaften des Westens. Die Erkenntnisse daraus haben einen gruppenbezogenen statistischen Charakter. Sie beschreiben stochastische Zusammenhänge, die niemals sichere Rückschlüsse auf einzelne Personen oder auf die Kausalität einzelner Ereignisse zulassen. Das vermindert aber nicht ihre empirische Relevanz oder ihren teilweise bestürzenden Charakter. Statistische Erkenntnisse über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens werden ja auch nicht widerlegt durch den Umstand, dass der Kettenraucher Helmut Schmidt 95 Jahre alt wurde.

Kapitel 1 Die Religion des Islam

Der Inhalt der koranischen Offenbarung

Im islamischen Glauben ist der Koran das Wort Gottes – ausgesprochen und den Menschen überbracht durch seinen Gesandten auf dieser Erde, den Propheten Mohammed.

Da ich zur Religion des Islam nicht von Behauptungen und Einschätzungen aus zweiter Hand leben möchte, habe ich den Koran in der Übersetzung von Rudi Paret von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen.1 Paret äußert in seinem Vorwort die Einschätzung, »daß der Text im großen ganzen zuverlässig ist und den Wortlaut so wiedergibt, wie ihn die Zeitgenossen aus dem Munde des Propheten gehört haben«. Aus seiner Sicht gibt es »keinen Grund anzunehmen, daß auch nur ein einziger Vers im ganzen Koran nicht von Mohammed selber stammen würde«.2 Unklar ist dagegen die Entstehung der Zusammensetzung des Textes, auch innerhalb der Suren. Die 114 Suren sind nicht nach Inhalt, sondern grob in absteigender Reihenfolge nach ihrer Länge geordnet. Wie Paret schreibt, wird »das richtige Verständnis des Korans (…) dadurch besonders erschwert, daß die Ausdrucksweise des Originals oft abrupt und unausgeglichen ist«.3

Die Entstehungsgeschichte des koranischen Textes mitsamt der Vielfalt der Einflussfaktoren ist seit langer Zeit Gegenstand intensiver Forschungen.4 Liest man den Text historisch-kritisch, so vergrößert sich die Bandbreite seiner Aussagen erheblich.5 In der neueren Forschung wird vielfach bezweifelt, dass der Text des Korans von Mohammed stammt. Es wird angenommen, dass manche Teile deutlich älter sind, während andere erst im 9. Jahrhundert entstanden.6 Der tatsächliche historische Weg der Textentstehung ist allerdings für die religiöse Rolle des Korans als Offenbarungstext ohne Belang.

Der koranische Text ist an vielen Stellen schwer verständlich. Es gibt keine erkennbare Gliederung, in den meisten Suren auch keinen erkennbaren roten Faden und zudem ungeheuer viele Wiederholungen. Diese wiederum erleichtern das Verständnis der wesentlichen Aussagen. Gläubige Muslime nehmen in ihrer großen Mehrheit den Text des Korans als Botschaft Gottes wörtlich. So wird es vom Gesandten Gottes, dem Propheten Mohammed, verlangt, und so sehen es auch überwiegend die heute im Islam verbreiteten Lehrmeinungen.

Eine historisch-kritische Interpretation des Textes könnte – ähnlich wie im Fall der Bibel – auch zu einem anderen Ergebnis kommen. Sie gilt aber bei vielen Autoritäten des Islam als unislamisch. Die Anhänger einer historisch-kritischen Argumentation werden mit dem Vorwurf des Glaubensabfalls (Apostasie) oder der Gotteslästerung (Blasphemie) konfrontiert oder müssen gar um ihr Leben fürchten. Der aus der Türkei stammende, an der Universität Frankfurt lehrende Islamwissenschaftler Ömer Özsoy weist auf den unscharfen, bedeutungsreichen Charakter der arabischen Sprache hin, der dem Übersetzer großen Spielraum gibt und unterschiedliche Interpretationen ermöglicht. Man muss aus seiner Sicht auch die historischen Umstände der Offenbarung einbeziehen, sodass sich ein ähnliches Vorgehen wie bei der historisch-kritischen Bibelexegese empfiehlt. Allerdings ist diese Verfahrensweise bei der Koranexegese unüblich und wird von vielen Muslimen als »Reformtheologie« abgelehnt.7

Die Kernaussagen des Korans sind über den gesamten Text mehr oder weniger willkürlich verstreut und wiederholen sich vielfach. In der folgenden Darstellung ordne ich die Aussagen des Korans nach Gegenständen.a Gerade durch die Fülle der Wiederholungen gewinnt der oft zusammenhanglose Text eine überraschende Klarheit. Versteht man ihn wörtlich, so lässt er wenig Raum für Missverständnisse. Soweit ich im Folgenden die Aussagen des Korans interpretiere oder in einen Zusammenhang bringe, folge ich dabei ausschließlich meinem unmittelbaren Textverständnis aus der sorgfältigen Lektüre der Übersetzung von Rudi Paret. Ich klammere dabei bewusst alles aus, was ich ansonsten über den Koran und den Islam gehört und gelesen habe. So möchte ich der vorurteilsfreien Sicht eines verständigen Betrachters sine ira et studio möglichst nahekommen:

Gott

Immer wieder wird im Koran die Größe und Allmacht Gottes beschworen. Die meisten Suren beginnen mit seinem Lobpreis: Gott ist allmächtig, Er weiß alles, was auf der Welt geschieht, sieht alles, kennt jeden Gedanken, und nichts geschieht ohne seinen Willen. Er hasst die Ungläubigen, sie kommen alle in die Hölle. Barmherzig ist er nur zu den Gläubigen, sie kommen ins Paradies:

»Gott ist der Schöpfer von allem (…) Er ist Sachwalter über alles. Er hat die Schlüssel von Himmel und Erde.« (39/62 f.)8»Gott gehört der Osten und Westen. Wohin ihr euch (beim Gebet?) wenden möget, da habt ihr Gottes Antlitz vor euch. Er umfasst (alles) und weiß Bescheid.« (2/115)

»Gott bezeugt, daß es keinen Gott gibt, außer ihm. […] Er sorgt für Gerechtigkeit. Es gibt keinen Gott außer ihm. (Er ist) der Mächtige und Weise.» (3/18) »Gott vergibt nicht, daß man ihm (andere Götter) beigesellt. » (4/116) »Und Gott hat gesagt: Nehmt euch nicht zwei Götter! Es gibt nur einen einzigen Gott. Vor mir (allein) sollt ihr darum Angst haben.« (16/51)

»Ihr Menschen! Ihr seid es, die arm und auf Gott angewiesen sind. Gott aber ist es, der reich (…) und des Lobes würdig ist. Wenn er will, läßt er euch vergehen und eine neue Schöpfung (…) kommen (…)« (35/15 f.)

»Gott ist der Freund derer, die gläubig sind. Er bringt sie aus der Finsternis hinaus ans Licht. Die Ungläubigen aber haben die Götzen zu Freunden. […] Sie (…) werden Insassen des Höllenfeuers sein und (ewig) darin weilen.« (2/257) »Über die Zeichen Gottes streiten nur diejenigen, die ungläubig sind.« (40/4) »Sie werden (schon noch zu) wissen (bekommen, was mit ihnen geschieht), (…) wenn sie (…) Fesseln und Ketten an ihrem Hals haben und (…) in das heiße Wasser gezerrt werden und hierauf das Höllenfeuer mit ihnen geschürt wird.« (40/70 f.)

Diese wenigen Verse umfassen im Grunde die zentrale Botschaft des ganzen Korans:

die Allmacht und Allwissenheit des einzigen Gottes,

die ewige Verdammnis all jener, die nicht an ihn glauben,

die Barmherzigkeit gegenüber den Gläubigen und ihre Erhebung über die Ungläubigen.

Mit dem Ruf »Gott ist groß« (»Allahu akbar«) stürzten sich seit Mohammeds Zeiten die Gläubigen in den Kampf gegen die Ungläubigen. Und denselben Ausruf hat offenbar seit Jahren nahezu jeder Terrorattentäter auf den Lippen. Wo endet der Glaubenskern des Islam, und wo beginnt sein Missbrauch?

Mohammed und die koranische Offenbarung

Mohammed sah sich als den jüngsten Propheten in der Tradition der Propheten des Alten Testaments: Auch Jesus war für ihn nur ein Prophet in einer Reihe, die in ihm, Mohammed, Abschluss und Höhepunkt fand. Immer wieder bezieht er sich im Koran auf Erzählungen aus dem Alten Testament. Mannigfach wiederholt werden im Koran seine Klagen, dass viele auf ihn nicht hören wollen. Ihnen droht er in immer neuen Wendungen die Höllenstrafe an, während er umgekehrt denjenigen, die an seine Botschaft glauben, das Paradies verspricht. Den Umstand, dass ihm die koranische Offenbarung seiner Meinung nach zuteilwurde, hält er für den Beweis ihrer Wahrheit. Wer ihm nicht glaubt oder seine Worte bezweifelt, ist verstockt und böswillig und deshalb moralisch minderwertig:

»Mohammed ist der Gesandte Gottes. Und diejenigen, die mit ihm (gläubig) sind, sind den Ungläubigen gegenüber heftig, unter sich aber mitfühlend.« (48/29) »Euer Landsmann (…) ist nicht fehlgeleitet und befindet sich nicht im Irrtum.« (53/2)

»Ich folge (…) dem, was mir von meinem Herrn (als Offenbarung) eingegeben wird. Dies (…) sind sichtbare Beweise von unserem Herrn und eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für Leute, die glauben.« (7/203) Die koranische Offenbarung »ist eine von uns hinabgesandte, gesegnete Schrift. Folgt ihr und seid gottesfürchtig! Vielleicht werdet ihr (dann) Erbarmen finden.« (6/155) »Er (d.h. der Koran) ist die Aussage eines vortrefflichen Gesandten, nicht die eines Dichters.« (69/40 f.) »Und wenn der Koran vorgetragen wird, dann hört zu und haltet (…) Ruhe.« (7/204)

»Aber nun ist ein klarer Beweis und Rechtleitung und Barmherzigkeit von eurem Herrn zu euch gekommen. Und wer ist frevelhafter, als wer die Zeichen (…) Gottes für Lüge erklärt und sich davon abwendet?« (6/157) »Denen, die unsere Zeichen für Lüge erklären und sie hochmütig ablehnen, werden (dereinst) die Tore des Himmels nicht geöffnet, und sie werden solange nicht in das Paradies eingehen, bis ein Kamel in ein Nadelöhr eingeht. So vergelten wir (dereinst) den Sündern. Sie bekommen die Hölle zum Lager. Und auf ihnen sind Decken (aus Höllenfeuer). So vergelten wir (dereinst) den Frevlern.« (7/40 f.)

»Denjenigen, die glauben und tun, was recht ist, werden die Gärten der Einkehr als Quartier zuteil (…) für das, was sie (…) getan haben. Diejenigen aber, die freveln, wird das Höllenfeuer aufnehmen. Sooft sie aus ihm herauskommen wollen, werden sie wieder hineingebracht.« (32/19 f.)

Mohammed war natürlich auch Mensch, und als solcher liebte er offenbar die Frauen. Mit einer Begrenzung auf vier Ehefrauen, wie er sie ansonsten im Koran für die Gläubigen verfügt hatte, wollte er sich für seine Person nicht zufriedengeben. Zur Lösung des Problems übersandte ihm Gott eine Offenbarung, die Mohammed (und nur ihm unter den Gläubigen) mehr als vier Ehefrauen gestattete: »Prophet! Wir haben dir zur Ehe erlaubt: deine (…) Gattinnen, denen du ihren Lohn (…) gegeben hast; was du (an Sklavinnen) besitzt, (ein, Besitz, der) dir von Gott (als Beute) zugewiesen (worden ist); die Töchter deines Onkels und deiner Tanten väterlicherseits und deines Onkels und deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; (weiter) eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten schenkt und er (seinerseits) sie heiraten will. Das (letztere?) gilt in Sonderheit für dich im Gegensatz zu den (anderen) Gläubigen.« (33/50)

Die Muslime

Die Muslime sind durch ihren Glauben von Gott ausgezeichnet. Sie können deshalb zu Recht auf die Ungläubigen herabsehen und bilden eine besondere Gemeinschaft, die untereinander im Glauben wetteifert und dereinst ins Paradies eingehen wird. Sie stehen im Rang genauso über den Ungläubigen, wie Mohammed im Rang über der Gemeinschaft der Muslime steht:

»Und so haben wir euch (Muslime) zu einer in der Mitte stehenden Gemeinschaft gemacht, damit ihr Zeugen über die (anderen) Menschen seiet und der Gesandte über euch Zeuge sei.« (2/143) »Als der Vornehmste gilt bei Gott derjenige von euch, der am frömmsten ist.« (49/13) »Und die gläubigen Männer und Frauen sind untereinander Freunde und bilden eine Gruppe für sich.« (9/71) »Gott hat den gläubigen Männern und Frauen Gärten versprochen, in deren Niederungen (…) Bäche fließen, daß sie (ewig) darin weilen, und gute Wohnungen in den Gärten von Eden.« (9/72)

Der Glaubensinhalt des Islam und die Pflichten des guten Muslims

Der Islam ist keine sehr komplizierte Religion: Man muss an den einzigen wahren Gott glauben und einige Verhaltensvorschriften beachten: »Die Frömmigkeit (…) besteht (…) darin, dass man an Gott, den Jüngsten Tag, die Engel, die Schrift und den Propheten glaubt und sein Geld – mag es einem noch so lieb sein – den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem, der unterwegs ist, (…) den Bettlern und für (den Loskauf von) Sklaven hergibt, das Gebet verrichtet und die Almosensteuer bezahlt.« (2/177) An anderer Stelle heißt es ganz ähnlich: »Selig sind die Gläubigen, die in ihrem Gebet demütig sind, Gerede kein Gehör schenken, der Almosensteuer nachkommen«, nur mit ihren Ehefrauen und ihren Sklavinnen sexuell verkehren, »das ihnen anvertraute Gut treu verwalten, ihre Verpflichtung erfüllen und ihre Gebete einhalten. Das sind die, die die Erben sind, die das Paradies erben und ewig darin weilen werden.« Daneben besteht noch die Pflicht zur Wallfahrt nach Mekka und zum Fasten im Monat Ramadan. Für Leihgeschäfte dürfen keine Zinsen genommen werden. (30/39) Am Freitag soll man dem Gebetsruf folgen und die Geschäfte ruhen lassen. (62/9)

Im Übrigen gilt, dass man »das diesseitige Leben« nicht überschätzen soll, es ist »nichts als eine Nutznießung, durch die man sich (…) betören lässt«. (57/20) Auch sollte man sich deshalb möglichst keine Sorgen machen, weil ohnehin alles vorherbestimmt und Gottes Wille ist: »Kein Unglück trifft ein, weder (…) auf der Erde noch bei euch selber, ohne daß es in einer Schrift (…) wäre, noch ehe wir es erschaffen. Dies (…) ist Gott ein leichtes. (…) damit ihr euch wegen dessen, was euch (…) entgangen ist, nicht (…) Kummer macht und (damit ihr) euch über das, was er euch gegeben hat, nicht (zu sehr) freut (…)! Gott liebt keinen, der eingebildet und prahlerisch ist.« (57/1 22f.)

Ganz wichtig ist der richtige Umgang. Immer wieder ruft der Koran die Muslime dazu auf, sich abzusondern und den Kontakt mit Ungläubigen zu meiden. Nur aus taktischen Gründen, wenn Muslime in der schwächeren Position sind, ist eine Ausnahme erlaubt.

»Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Gott. Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen (…) wirklich fürchtet. (In diesem Fall seid ihr entschuldigt.)« (3/28)

»Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht Leute zu Vertrauten, die außerhalb eurer Gemeinschaft stehen!« (3/118)

»Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden!« (4/144)

»Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden!« (5/51)

»Du wirst nicht finden, daß Leute, die an Gott und den jüngsten Tag glauben, mit denen Freundschaft halten, die Gott und seinem Gesandten zuwiderhandeln, auch wenn es ihre Väter, ihre Söhne, ihre Brüder oder ihre Sippenangehörigen wären.« (58/22)

»Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht meine und eure Feinde zu Freunden, indem ihr ihnen (eure) Zuneigung zu erkennen gebt, wo sie doch nicht an das glauben, was von der Wahrheit (…) zu euch gekommen ist, und den Gesandten und euch (…) vertrieben haben (…), daß ihr an Gott, euren Herrn, glaubt.« (60/1)

Mohammed ruft die Muslime immer wieder dazu auf, sich abzusondern und den sozialen Umgang mit Ungläubigen zu vermeiden.

Die Ungläubigen

Religionen vertreten gewöhnlich zunächst nur die eigenen Interessen. Das galt auch für den jüdischen und den christlichen Glauben:

Die Juden hielten sich für das von Gott auserwählte Volk, dem von Gott als seine Heimstätte das Land Kanaan zugewiesen worden war. Das eroberten sie, dort wurden sie heimisch und verstreuten sich erst nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch den römischen Kaiser Titus über das Römische Reich. Für andere Religionen interessierten sie sich nicht. Sie unternahmen auch keine Bekehrungsversuche.

Das Christentum entwickelte sich im Römischen Reich als Religion einer Minderheit gewaltfrei über 350 Jahre, bis es schließlich kurz vor der Völkerwanderung zur Staatsreligion wurde. Als Staatsreligion entwickelte es erst 600 bis 1000 Jahre nach seiner Entstehung auch aggressive Elemente, die sich in Kreuzzügen, Judenverfolgungen und zuletzt in den Religionskriegen des 16. und 17. Jahrhunderts äußerten. Die letzten Zuckungen davon sind aber im Verlauf des 18. Jahrhunderts erloschen.

Ganz anders der Islam, so wie er sich im Koran darstellt: Im religiösen Gehalt eher rudimentär, wenig abstrakt und kaum über den monotheistischen Ansatz des jüdischen und christlichen Glaubens hinausgehend, gewinnt der Koran seine Spannkraft einerseits aus der Ehrfurcht vor dem einzigen Gott, die er in sich wiederholenden Formulierungen immer wieder variiert, andererseits aber aus dem Hass auf die Ungläubigen. Dieser Hass ist ein zentraler Teil der koranischen Offenbarung, ein beherrschendes Thema der meisten Suren, und er findet machtvollen sprachlichen Ausdruck.

Diesen im Koran propagierten Hass muss man in Zusammenhang sehen mit Mohammeds Gebot, den sozialen Umgang mit Ungläubigen zu vermeiden, und dem im Koran kodifizierten Heiratsverbot zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Nachfolgend eine Auswahl aus den Hunderten von Stellen des Korans, in denen zum Hass gegen Ungläubige aufgerufen wird.

»Für ihre Lügenhaftigkeit haben sie (dereinst) eine schmerzhafte Strafe zu erwarten.« (2/10)

»Gottes Fluch komme über die Ungläubigen.« (2/89)

»Bei den Ungläubigen ist es, wie wenn man Vieh (…) anschreit, das nur Zu- und Anruf hört (…). Taub (sind sie), stumm und blind. Und sie haben keinen Verstand.« (2/171)

»Und der Versuch, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, wiegt schwerer als Töten. Und sie werden nicht aufhören, gegen euch zu kämpfen, bis sie euch von eurer Religion abbringen – wenn sie (es) können.« (2/217)

»Diese (Gefolgsleute des Satans) wird die Hölle aufnehmen (…)« (4/121)

»Als die schlimmsten Tiere gelten bei Gott diejenigen, die ungläubig sind und (auch) nicht glauben werden (…).« (8/55)

»Die heuchlerischen Männer und Frauen gehören zueinander (und bilden eine Gruppe für sich) […] Gott hat den heuchlerischen Männern und Frauen und den Ungläubigen das Feuer der Hölle angedroht, daß sie (ewig) darin weilen.« (9/67 f.)

»Das Feuer verbrennt ihnen das Gesicht, wobei sie (in ihrer Qual) die Zähne fletschen. (…) ›Sind euch nicht (…) meine Verse (…) verlesen worden, worauf ihr sie (…) für Lüge erklärt habt?‹« (23/104 f.)

»Das ist der Lohn der Feinde Gottes (…), das Höllenfeuer, in dem sie eine Behausung für die Ewigkeit finden. (…) zum Lohn dafür, daß sie unsere Zeichen (…) geleugnet haben.« (41/28)

»Wer nicht an Gott und seinen Gesandten glaubt, (muß sich auf ein schlimmes Ende gefasst machen). Für die Ungläubigen haben wir einen Höllenbrand bereit.« (48/13)

Oft wird im Koran Gottes Barmherzigkeit angerufen und auf seine Liebe Bezug genommen. Diese Barmherzigkeit erstreckt sich aber ausschließlich auf die Gläubigen. Die Ungläubigen werden erst in dem Moment einbezogen, in dem sie sich zum Islam bekennen.

Christen und Juden

Für Mohammed sind Juden und Christen »Leute der Schrift«. Er sieht sich ja schließlich in der Reihe der Propheten von Moses bis Jesus. Er betrachtet sie deshalb nicht a priori als Ungläubige, ist aber dann umso erzürnter, wenn sie die aus seinem Mund offenbarte koranische Verkündigung nicht annehmen wollen:

»Ihr Leute der Schrift! Warum glaubt ihr nicht an die Zeichen Gottes, wo ihr doch (selber) Zeuge (der (…) Wahrheit) seid?« (3/70) »Ihr Leute der Schrift! Warum verdunkelt ihr die Wahrheit mit Lug und Trug (…) und verheimlicht sie, wo ihr doch (um sie) wisst?« (3/71)

»Ihr Gläubigen! Wenn ihr einem Teil von denen gehorcht, die die Schrift erhalten haben, werden sie euch, nachdem ihr gläubig geworden seid, wieder zu Ungläubigen machen.« (3/100) »Wenn die Leute der Schrift (ebenfalls) glauben würden (wie ihr), wäre es besser für sie. Es gibt (zwar) Gläubige unter ihnen. Aber die meisten von ihnen sind Frevler.« (3/110)

»Ihr, die ihr die Schrift erhalten habt! Glaubt an das, was wir (nunmehr) zur Bestätigung dessen, was euch (an früheren Offenbarungen bereits) vorliegt, (als neue Offenbarung) hinabgesandt haben!« (4/47)

»Ihr Leute der Schrift! Treibt es in eurer Religion nicht zu weit und sagt gegen Gott nichts aus, als die Wahrheit! Christus Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Gottes und sein Wort, das er der Maria entboten hat, und Geist von ihm. Darum glaubt an Gott und seine Gesandten und sagt nicht (von Gott, daß er in einem) drei (sei)!« (4/171)

»Und du bekommst von ihnen (d.h. den Juden) immer (wieder) Falschheit zu sehen – mit Ausnahme von (einigen) wenigen von ihnen, (die aufrichtig und zuverlässig sind).« (5/13)

»Ungläubig sind diejenigen, die sagen: ›Gott ist Christus, der Sohn der Maria.‹ Christus hat (…) gesagt: ›Ihr Kinder Israels! Dienet Gott, meinem und eurem Herrn!‹ Wer (dem einen) Gott (andere Götter) beigesellt, dem hat Gott (…) den Eingang in das Paradies versagt (…). Das Höllenfeuer wird ihn (…) aufnehmen. Und die Frevler haben (…) keine Helfer.‹« (5/72) »Sie (…) sagen: ›Der Barmherzige hat sich ein Kind zugelegt.‹ (…) Da (…) habt ihr etwas Schreckliches begangen.« (19/88 f.) »Wenn Gott sich Kinder hätte zulegen wollen, hätte er aus seinen (…) Geschöpfen nach Belieben (…) ausgewählt. « (39/4)

Immerhin konnten die Christen und Juden bis vor wenigen Jahrzehnten in den meisten islamischen Ländern, wenn auch als Bürger zweiter Klasse, ihre Religion weitgehend ungestört ausüben. Voraussetzung war, dass sie das Missionsverbot beachteten und die Kopfsteuer zahlten. Letztere war neben dem überdurchschnittlichen Kinderreichtum der Muslime ein Grund dafür, dass der Bevölkerungsanteil der Christen und Juden über die Jahrhunderte immer weiter schrumpfte. Für die wirtschaftlich weniger Erfolgreichen unter ihnen war nämlich der Übertritt zum Islam attraktiv, weil sie so die Kopfsteuer vermeiden konnten.

Auferstehung und Jüngstes Gericht

Der Tag der Abrechnung beim Jüngsten Gericht spielt im Koran eine zentrale Rolle. Mohammed kommt darauf immer wieder zurück. Die Beschreibung des Paradieses soll zum Glauben verlocken, während umgekehrt die Beschreibung der Hölle durch Erzeugung von Angst vom Unglauben abschrecken soll:

»Sag: Wem gehört, was im Himmel und auf der Erde ist? Sag: (Es gehört) Gott. Er hat sich (…) zur Barmherzigkeit verpflichtet. Er wird euch (…) sicher zu dem Tag der Auferstehung versammeln, an dem nicht zu zweifeln ist.« (6/12) »Das (…) ist ein Tag, zu dem die Menschen (…) versammelt werden.« (11/103) »Und am Tag der Auferstehung siehst du, daß diejenigen, die (…) gegen Gott gelogen haben, (…) finstere Gesichter haben. Ist nicht für die Hochmütigen ein Quartier in der Hölle (…)?« (39/60) »Die Unseligen werden dann im Höllenfeuer sein, wo sie (vor Schmerzen) laut aufheulen und hinausschreien.« (11/106)

Die Hölle

Nirgendwo ist der Text des Korans fantasievoller und variantenreicher als bei der Beschreibung der Qualen der Hölle für die Ungläubigen:

»Diejenigen, die nicht an unsere Zeichen glauben, werden wir (dereinst) im Feuer schmoren lassen. Sooft (…) ihre Haut gar ist, tauschen wir ihnen eine andere (dagegen) ein, damit sie die Strafe (richtig) zu spüren bekommen. Gott ist mächtig und weise.« (4/56)

»Für diejenigen nun, die ungläubig sind, sind Kleider aus Höllenfeuer zugeschnitten. (…) während ihnen heißes Wasser über den Kopf gegossen wird,« (22/19)

»Heute sollt ihr in ihr schmoren (…) dafür, daß ihr (…) ungläubig waret.« (36/64)

»Der Saqqum-Baum ist (in der Hölle) die Speise des Sünders. (Er ist mit seinen Früchten) wie flüssiges Metall und kocht im Bauch (der Sünder, die davon gegessen haben), wie heißes Wasser kocht.« (44/43 ff.)

Nichts ist davon zu spüren, dass auch Ungläubige Menschen sind, die Erbarmen verdienen, auch wenn sie aus der Perspektive der koranischen Offenbarung irren und an ihren Irrtümern festhalten. Die Barmherzigkeit Gottes bleibt auf die Gläubigen beschränkt. Die Wollust der Höllenbeschreibungen im Koran trägt sadistische Züge.

Das Paradies

Die koranische Offenbarung beschreibt das Paradies als eine Oase in der Wüste, als Schlaraffenland: Es gibt schattenspendende Bäume, unter denen Ruhebetten stehen. In den Niederungen fließen Bäche. Vor Hitze und Kälte ist man gleichermaßen geschützt. Es gibt seidene Gewänder für alle. Süße Früchte sind leicht erreichbar, und schöne Knaben versorgen die Paradiesbewohner mit gewürztem Wein, der keine Kopfschmerzen verursacht. Außerdem gibt es großäugige Jungfrauen für alle. Keine Angaben macht der Koran darüber, ob den gläubigen Muslimas, die ins Paradies eingehen, eine ähnliche Dienstleistung in Gestalt attraktiver junger Männer zuteilwird:

»Diejenigen aber, die glauben und tun, was recht ist, werden wir (dereinst) in Gärten eingehen lassen, in deren Niederungen (…) Bäche fließen, und in denen sie ewig weilen werden. Darin haben sie gereinigte Gattinnen (zu erwarten). Und in dichten Schatten lassen sie wir kommen.« (4/57)

»Sie und ihre Gattinnen liegen im Schatten (…) auf Ruhebetten und haben (…) Früchte (…) und (…) wonach sie verlangen.« (36/56 f.)

»Die Gottesfürchtigen (…) befinden sich an einem sicheren Standort, in Gärten und an Quellen, in Sundus- und Istabraq-Brokat gekleidet (…) einander gegenüber(liegend). So (…). Und wir geben ihnen großäugige Huris als Gattinnen, und sie verlangen darin (…) nach allerlei Früchten.« (44/51 ff.)

»Sie greifen in ihm (…) nach einem Becher (mit Wein), bei dem man weder (…) daherredet noch sich versündigt.« (52/23)

»Darin (…) befinden sich (…), die Augen (…) niedergeschlagen, weibliche Wesen, die vor ihnen (…) weder Mensch noch Dschinn entjungfert hat.« (55/56)

»Auf golddurchwirkten Ruhebetten liegen sie (…) einander gegenüber, während ewig junge Knaben unter ihnen die Runde machen mit Humpen und Kannen (…) und einem Becher (…) von Quellwasser, (mit einem Getränk), von dem sie weder Kopfweh bekommen noch betrunken (…) werden, und (…) Früchten, was (immer) sie wünschen (…), und Fleisch vom Geflügel, wonach (…) sie Lust haben. Und großäugige Huris (…), wohlverwahrten Perlen zu vergleichen.« (56/15 ff.)

»Wir haben sie regelrecht geschaffen (…) und sie zu Jungfrauen gemacht, heiß liebend und gleichaltrig. […] Eine ganze Schar (…) gehört den früheren (Generationen) an und (…) eine ganze Schar den späteren.« (56/35 ff.)

Das Paradies wirkt im Koran wie ein Fünf-Sterne-all-inclusive-Urlaub auf Gottes Kosten, einschließlich aller nur denkbaren sexuellen Dienstleistungen. Philosophisch ungelöst bleibt das Problem, das jeden tatkräftigen, geistvollen Menschen spätestens nach 14 Tagen in einem so ausgestatteten Paradies tödliche Langeweile überkommen würde. Aus gutem Grund hat deshalb der irdische Traumurlaub durchweg eine Dauer von nicht mehr als zwei Wochen.

Der Dschihad

Zahlreich und über den ganzen Koran verstreut sind die Verse, in denen Gott die Gläubigen durch den Mund des Propheten Mohammed zur Gewalt und zum Krieg gegen die Ungläubigen auffordert. Durch das Versprechen des Paradieses haben die Gläubigen nach dem im Koran ausgedrückten göttlichen Willen die Freiheit verloren, sich der Aufforderung zum Kampf gegen die Ungläubigen zu entziehen:

»Ihr Gläubigen! Fürchtet Gott und trachtet danach, ihm nahezukommen, und führet um seinetwillen Krieg (…)!« (5/35)

»Euch ist vorgeschrieben, (gegen die Ungläubigen) zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist.« (2/216)

»Und kämpft gegen sie, bis niemand (mehr) versucht, (Gläubige zum Abfall vom Islam) zu verführen, und bis nur noch Gott verehrt wird!« (2/193)

»Und laßt nicht nach (in eurer Bereitschaft), den Feind aufzusuchen (und zum Kampf zu stellen. Wenn ihr (unter den Beschwerden des Krieges) zu leiden habt, so hat er (ebenso darunter) zu leiden wie ihr. Ihr aber habt von seiten Gottes zu erhoffen, was er nicht zu erhoffen hat. Gott weiß Bescheid und ist weise.« (4/104)

»Ihr Gläubigen! Wenn ihr mit einer Gruppe (von Ungläubigen) zusammentrefft (und es zum Kampf kommt), dann seid standhaft und gedenket Gottes ohne Unterlaß (…). Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergehen.« (8/45)

»Prophet! Feure die Gläubigen zum Kampf an! Wenn unter euch zwanzig sind, die Geduld (und Ausdauer) zeigen, werden sie über zweihundert, und wenn unter euch hundert sind, werden sie über tausend von den Ungläubigen siegen.« (8/65)

»Gott hat den Gläubigen ihre Person und ihr Vermögen dafür abgekauft, daß sie das Paradies haben sollen. Nun müssen sie um Gottes willen kämpfen und dabei töten oder (…) (selber) den Tod erleiden.« (9/111)

Diejenigen, die sich dem Kampf entziehen wollen, indem sie gar nicht erst ausrücken oder die Flucht ergreifen, verlieren die Gunst Gottes und werden schwer bestraft:

»Wenn ihr davor flieht, zu sterben oder getötet zu werden, wird es euch nichts nutzen.« (33/16)

»Wenn ihr nicht ausrückt, läßt er euch eine schmerzhafte Strafe zukommen und ein anderes Volk eure Stelle einnehmen.« (9/39)

Grundsätzlich sollen die Ungläubigen getötet oder vertrieben werden. Sie können aber auch versklavt, gegen Lösegeld freigekauft oder begnadigt werden, wenn sie sich unterwerfen. Wer unter den Ungläubigen am Kampf nicht teilgenommen hat, darf milde behandelt werden. Gnade sollen jene unter den Ungläubigen erfahren, die sich zum Islam bekehren. Nach der Logik des Korans sind am Ende des Kampfes für den richtigen Glauben die Ungläubigen entweder tot, versklavt, vertrieben oder als Unterworfene tributpflichtig oder zum Islam bekehrt.

»Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift, sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und die Almosensteuer geben, dann laßt sie ihres Weges ziehen! Gott ist barmherzig und bereit zu vergeben.« (9/5)

»Der Lohn derer, die gegen Gott und seinen Gesandten Krieg führen und (überall) im Land eifrig auf Unheil bedacht sind, soll darin bestehen, daß sie umgebracht oder gekreuzigt werden, oder daß ihnen wechselweise (rechts und links) Hand und Fuß abgehauen wird, oder daß sie des Landes verwiesen werden. Das kommt ihnen als Schande im Diesseits zu. Und im Jenseits haben sie (überdies) eine gewaltige Strafe zu erwarten.« (5/33)

»Als sie sich dann schließlich über das freuten, was sie erhalten hatten, kamen wir plötzlich (…) über sie. […] Und die Leute, die frevelten, wurden ausgerottet. Lob sei Gott, dem Herrn der Menschen in aller Welt.« (6/44 ff.)

»Wie manche Stadt haben wir (…) zugrunde gehen lassen! Dann kam unsere Gewalt bei Nacht über sie, oder während sie Mittagsrast hielten. Und als dann unsere Gewalt über sie kam, blieb ihnen nichts anderes übrig als auszurufen: ›Wir haben (…) gefrevelt.‹« (7/4 f.)

»Wenn ihr (auf einem Feldzug) mit den Ungläubigen zusammentrefft, dann haut (ihnen mit dem Schwert) auf den Nacken! Wenn ihr sie schließlich vollständig niedergekämpft habt, dann legt (sie) in Fesseln, (um sie) später entweder auf dem Gnadenweg oder gegen Lösegeld (freizugeben.)« (47/4)

»Er ist es, der diejenigen von den Leuten der Schrift, die ungläubig sind (…), aus ihren Wohnungen vertrieben hat, zur ersten (…) Versammlung (…). « (59/2)

»Gott verbietet euch nicht, gegen diejenigen pietätvoll und gerecht zu sein, die nicht der Religion wegen gegen euch gekämpft, und die euch nicht aus euren Wohnungen vertrieben haben.« (60/8)

Der wichtigste Lohn des gläubigen Kämpfers sind die Wonnen des Paradieses, die ihn im Jenseits erwarten. Auf der Erde hat der siegreiche Kämpfer aber immerhin Anspruch auf 80 Prozent der von ihm gemachten Beute. Den Rest soll er spenden. Zur Beute zählen auch die erbeuteten Menschen einschließlich der Frauen:

»Wenn ihr irgendwelche Beute macht, gehört der fünfte Teil davon Gott und dem Gesandten und den Verwandten (…), den Waisen, den Armen und dem, der unterwegs ist […].« (8/41)

»Aber der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glauben, führen mit ihrem Vermögen und in eigener Person Krieg (…). Ihnen kommen (dereinst) die guten Dinge zu, und ihnen wird es wohl ergehen.« (9/88)