Feisty ladies 1: Nie wieder - Kim Jackson - E-Book

Feisty ladies 1: Nie wieder E-Book

Kim Jackson

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Beschreibung

Wenn Julie sich etwas vornimmt, tut sie alles, um dieses Ziel zu erreichen – auch, wenn es um Männer geht. Als ihr der geheimnisvolle und zurückhaltende Jay über den Weg läuft, empfindet sie starke Gefühle wie nie zuvor. Doch Jay scheint zunächst kein Interesse zu haben, bis er ihr ein ungewöhnliches Angebot macht. Julie ist zögerlich, doch was hat sie zu verlieren? So findet Julie sich in der Mitte einer heißen Dreiecksbeziehung wieder, in der sie manchmal von ihren eigenen Gefühlen schier zerrissen wird. Ist sie in der Lage, mit dem Gefühlschaos umzugehen? Oder wird sie sich am Ende verbrennen? "Never Again" ist der erste Band aus Kim Jacksons erotischer, sinnlicher "Feisty Ladies"-Reihe.

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Seitenzahl: 333

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Kim Jackson

Feisty ladies 1: Nie wieder

Übersezt von Patrick Zöller

Saga

Feisty ladies 1: Nie wieder

 

Übersezt von Patrick Zöller

 

Titel der Originalausgabe: Feisty ladies 1: Aldrig igen

 

Originalsprache: Dänisch

 

Coverbild: Shutterstock

Copyright © 2020, 2022 Kim Jackson und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726985863

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Schöne Frauen

An alle meine feisty ladies (you know who).

Es ist wunderbar, euch zu haben, ihr seid mein engster Kreis. Ihr habt mich nicht nur gezwungen, im Netz nach den merkwürdigsten Dingen über Sex (Sex, Sex, Sex) zu suchen, sondern ihr habt mir auch erlaubt, euch die Bilder zu zeigen, die auf meinem Computer aufgetaucht sind.

Wir haben gelacht, diskutiert und uns gezankt, und ich habe nicht immer meinen Willen bekommen. Damn girls!

 

Und dann sind da noch all die anderen feisty ladies, ihr alle, meine Follower und Leserinnen.

Der Titel der Reihe ist kein Schnellschuss. Er ist euch allen gewidmet, denn wir Frauen sind genau das, jede von uns auf ihre Weise. Feisty!

Viele glauben, man sei eine schwache Frau, wenn man sich in einer Beziehung befindet wie die, auf die sich Julie in dieser Erzählung einlässt. Aber genau das Gegenteil ist der Fall.

Die Frauen in meinen Geschichten sind stark. Sie wissen es vielleicht nicht, aber sie alle tragen ihre Kämpfe in sich.

Das tue ich, und das tust du auch.

Vergiss das nie.

Niemals wieder

Julie

„Nein danke“, sage ich frustriert. Ich habe echt keine Lust, auch nur noch eine Sekunde an dieses Arschloch zu verschwenden, das auch noch mein Ex ist. „Du hattest zwei Chancen, und jetzt ist es aus. Jetzt kannst du guten Gewissens sämtliche Schlampen mit deinem Schwanz beglücken, auf die du scharf bist und brauchst dir dabei noch nicht mal mehr irgendwelche Lügen für mich aus den Fingern zu saugen.“

„Komm schon, Süße, das ist ja wohl nicht nur meine Schuld. Dazu gehören immer zwei“, sagt der Vollidiot doch tatsächlich, und ich wette darauf, er glaubt es sogar.

„Sorry, wie war das?“, schreie ich ins Handy, während die Wut eine bisher ungekannte Intensität erreicht, was nichts Außergewöhnliches ist, wenn ich mit ihm rede. Und wie immer werde ich meine Wut an irgendetwas auslassen, sollte ich dieses Gespräch nicht auf der Stelle beenden. „Ich bin schuld daran, dass du untreu bist – mal wieder?“

„Du weißt doch, was für einen Appetit ich habe, Süße“, entschuldigt er sich. „Mit den anderen war ich nur zusammen, um dich ein wenig zu schonen.“

Ich bin sprachlos. Obwohl es so viele Dinge gibt, die ich ihm an den Kopf werfen will, kommt kein einziges Wort heraus.

„Gib mir noch eine Chance, und ich verspreche dir, ich kümmere mich um professionelle Hilfe.“

„Hilfe? Du kannst mich mal“, zische ich, und anstatt diese Unterhaltung einfach abzubrechen und das Handy wegzulegen, feuere ich es mit aller Kraft gegen die Wand und …

… habe mal wieder kein Telefon mehr. Als ich letztes Mal mit ihm Schluss gemacht habe, flog es aus dem Fenster.

War ich am Boden zerstört, als wir das erste Mal Schluss gemacht haben? Ja, absolut. Habe ich tagelang geheult? Ja. Habe ich ihn immer noch geliebt, obwohl er mich betrogen hatte? Ja, das habe ich, jedenfalls glaubte ich es. Das war auch der Grund dafür, dass ich ihm noch eine Chance gegeben habe. Diese Chance dauerte zwei Monate, bis mir eine Freundin ein Bild schickte. Es zeigte ihn, die Zunge tief im Hals eines viel zu jungen Flittchens.

Er ist vierunddreißig, und ich bin neunundzwanzig. Er ist ein Arschloch, und ich bin Single – mal wieder.

Seufz.

Stürzt dieses Mal wieder die Welt über mir zusammen? Ja, oder … Ich weiß es einfach nicht. Es tut schon weh, aber mein Herz ist nicht gebrochen. Letzteres setzt wohl voraus, dass man die Person liebt und von einer gemeinsamen Zukunft träumt, oder? Es ist schwer, jemanden zu lieben, der so selbstverliebt ist, dass für Liebe zu einer anderen Person kein Platz ist. Die zwei Monate, in denen wir uns wiederfinden wollten, bestanden aus nichts als Streitereien und zugeknallten Türen. Es war, als hätte ich ihn nach unserer Pause endlich so gesehen, wie er wirklich ist. Dass ich ein so riesengroßes Ego übersehen konnte, unglaublich.

Ich bin verletzt und spüre Lust, mich zu revanchieren, auf irgendeine Weise. Nun bin ich nicht der Typ, der losrennt und mit dem Erstbesten in die Kiste springt, aber es hätte schon etwas, sich mal gehen zu lassen, nur für eine Nacht, und es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Würde er es erfahren? Ja, verdammt noch mal. Wenn unsere gemeinsamen Freunde nicht plaudern, die auch regelmäßig in der Bar auftauchen, in der ich mich heute Abend mit meiner Freundin treffe, dann werde ich selbst dafür sorgen, dass er es erfährt.

Na dann, ich bin ein freier Vogel und werde wieder alleine in meinem Bett schlafen. Ich hasse die Einsamkeit, die an mir hochkriecht, sobald ich das Licht ausmache. Hasse es zu wissen, dass ich mitten in der Nacht aufwachen werde und nur die Einsamkeit mir Gesellschaft leisten wird.

Ich nehme mein Diensthandy und schreibe eine SMS an meine Freundin.

Ich: Habe ihn in die Wüste geschickt, und auch wenn du mir nicht glaubst: Dieses Mal ist es für immer.

Sara: Du brauchst ein neues Handy, wie ich sehe. Und ich glaube dir, Süße. Du musst mir versprechen, dass du heute Abend die Zügel mal ein wenig locker lässt. Ich sage ja nicht, dass du irgendeinen Typen bumsen sollst, aber versprich mir, einfach mal Spaß zu haben. Es wird dir guttun, glaub mir. Und ja, ich werde dich daran erinnern.

Ich: Versprochen. One-night-stand mit einem geheimnisvollen Fremden, klingt nicht schlecht. Machst du ein Bild und schickst es diesem Arschloch?

Sara: Bringst du sowieso nicht, von uns beiden bin ich der Vamp.

Ich: Heute bin ich dran.

Sara: Nun mach dich mal nicht verrückt. Such dir einen, mit dem du flirten und ein bisschen knutschen kannst, dann hast du deine Grenzen schon ein ganzes Stück überschritten.

Sie hat recht. Ich bin nicht besonders draufgängerisch, aber heute Abend gelten andere Regeln.

Ich: Lass dich überraschen.

Sara: Entspann dich und genieß die Show, heute Abend kannst du noch was lernen

;-) Ich werde auf jeden Fall einen abschleppen.

Ich: Du weißt schon, dass du dich anhörst, als wärst du zwanzig.

Sara: Und?

Ich: Du bist zweiunddreißig.

Sara: Sehe aber aus wie neunzehn.

Ich: Warst du mal wieder im Kurs für gestärktes Selbstbewusstsein?

Sara: Hast du etwa wieder mit Bo gequatscht?;-)

Bo ist mein Lover, oder nein, ich meine mein Ex-Lover.

Ich: 'tschuldigung.

Sara: Die Bemerkung über mein Alter sei dir verziehen, aber nicht dein 'tschuldigung. Du weißt doch ganz genau, dass ich dir nicht böse sein kann.

Ich: 'tschuldigung für das 'tschuldigung.

Sara: Um sieben an unserem Tisch?

Ich: Yes. Nicht vergessen: erst was essen, dann was trinken.

Ich lösche unseren SMS-Austausch und packe zusammen. Ich bin Anwältin, habe vor kurzem beim Finanzamt angefangen und hasse meinen Job jetzt schon. Nicht meine Kollegen, von denen einer nach dem anderen am Stress zugrunde geht. Die Arbeit macht einfach keinen Spaß. Nun könnte ich mich auch nicht erinnern, dass irgendjemand gesagt hat, Arbeit müsste immer Spaß machen. Andererseits habe ich studiert und einen erstklassigen Abschluss hingelegt, also müsste ich mich in meinem Job eigentlich wohlfühlen und auch etwas mehr verdienen, als es zurzeit der Fall ist. Ich halte bereits Ausschau nach Stellenanzeigen, obwohl ich erst zwei Monate dabei bin. So geht das jedes Mal, ich halte es nie lange im selben Job aus. Dabei liegt es nie an den Kollegen, immer nur an der Arbeit. Ich langweile mich viel zu schnell.

Meinem großen Bruder geht's genauso. Er ist sechsunddreißig, rastlos und im Augenblick mal wieder zwischen zwei Jobs. Unsere Eltern sind ganz anders. Sie sind nach Jütland gezogen, der Ruhe wegen.

Was soll's, genug davon. Heute Abend werde ich Spaß haben und vergessen, dass es in meinem Leben einmal mehr bergab geht. Oder geht's bergauf? Ich weiß es nicht. Im Moment kommt es mir jedenfalls vor wie steil bergab.

Jay

Wie immer ist Kasper schon da, als ich in der Bar auftauche. Noch ist nicht viel los, aber das wird sich ändern. Wir sind noch nie hier gewesen, aber von Zeit zu Zeit mal was Neues ausprobieren, kann nur gut sein.

Ein Freitagabend im Zentrum der Stadt. Allerdings habe ich nicht vor, allzu lange hier herumzuhängen. Wenn er noch kein interessantes Projekt gefunden hat, dann soll er gefälligst Charlotte anrufen. Sie kennt uns schon seit ein paar Jahren und ist sicheres Terrain.

Ich bin nur wegen Kasper hier, um ihm einen Gefallen zu tun. Er wollte Ausschau nach neuen Projekten halten, die interessant für uns sein könnten. Tatsächlich bin ich nicht sonderlich in Stimmung, aber ich habe es ihm versprochen, und ich halte mein Wort.

Er bemerkt mich erst, als ich den Mantel ausziehe.

„Hej, Kasper“, begrüße ich ihn und wir umarmen uns kernig, aber flüchtig. Für mich ist es wichtig zu wissen, wie er drauf ist, und wenn wir uns zur Begrüßung kurz umarmen, dann weiß ich genau, ob wir den Abend sausen lassen können oder ob er bei der Sache ist.

„Was Spannendes dabei?“, frage ich und bestelle einen Whisky.

Er schüttelt den Kopf. „Nicht wirklich. Eine vielleicht, aber ich glaube, du wirst nicht besonders begeistert sein.“

„Tatsächlich?“, frage ich und nippe an meinem Drink. „Dann lass mal sehen.“

Kasper lässt den Blick durch das Lokal schweifen, seufzt und dreht sich zu mir. „Entweder ist sie schon weg oder zur Toilette.“

Ich lächele beruhigend. „Immer locker bleiben. Wir können jederzeit Charlotte anrufen, wenn heute unbedingt was laufen soll.“

Er nickt und setzt sein Pretty-Boy-Gesicht auf, und ich sehe ihm an, dass er lieber Neuland erkunden will. Scharf darauf ist, auf Entdeckungsreise zu gehen. So ist er, und das wusste ich, als ich vor drei Jahren beschloss, ein Team mit ihm zu bilden.

Er ist so angespannt, dass ich lächeln muss. „Komm, trinken wir erst mal ein Glas und quatschen ein bisschen“, sage ich.

Kasper murmelt zustimmend; nicht, weil er müsste. Anscheinend sieht er ein, dass es besser ist, erst mal runterzukommen

Ich bin siebenunddreißig und Miteigentümer mehrerer Ölbohrplattformen weltweit. Meine drei anderen Kompagnons, Adrian, Nick und Leander, sind zurzeit im Ausland, um ein paar Meetings wahrzunehmen. Wir sind viel unterwegs, in allen Teilen der Welt, das bringt das Unternehmen mit sich, aber dieses Mal habe ich das Vergnügen, das lausig kalte Weihnachtswetter in Dänemark zu genießen. Meine Kompagnons halten nächste Woche noch die Stellung, dann werde ich einen von ihnen ablösen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist Leander als Nächster mit ein paar freien Tagen dran.

Es ist ein ziemlich einsames Dasein, aber ich bereue es nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn es abends spät wird oder dass mein Bett leer ist, wenn ich nach Hause komme.

Wäre ich mit meinem Leben nicht zufrieden, würde ich es ändern. So einfach ist das. Es läuft, ich bin erfolgreich und habe nicht vor, daran etwas zu ändern.

Mein Vater ist tot, meine Mutter liegt momentan mit gebrochener Hüfte im Krankenhaus. Die bevorstehende Operation wird sie natürlich überleben, aber die Tatsache, dass sie im Laufe der letzten Jahre immer gebrechlicher geworden ist, liegt wie ein Stein auf meinen Schultern.

Ansonsten habe ich keine Familie, und das macht mir auch nichts aus. Ich habe keine Zeit für eine Familie. Zum Teufel, ich habe noch nicht mal Zeit, meine alte Mutter zu besuchen.

Kinder? Nein, und ich werde auch nie welche haben. Man stelle sich bloß vor, sie entwickeln dieselben krankhaften Tendenzen wie ich. No way! Das will ich nicht verantworten. Außerdem würde das wohl voraussetzen, dass ich mich verliebe und mein Bett mit einer Frau teile.

Noch einmal: Ich genieße es wirklich, allen Platz zur Verfügung zu haben, wenn ich schlafe.

Hätte ich Lust dazu, könnte ich von heute auf morgen das Arbeiten einstellen und von meinem ganzen Geld leben, aber warum sollte ich das tun? Was soll ich dann machen? Ich arbeite gerne, gerne auch zwölf-vierzehn Stunden jeden Tag. Auch daran werde ich nichts ändern.

Es sei denn, ein Abend wie dieser steht an.

Ein bisschen Spaß hin und wieder muss sein. Allerdings kann so ein Abend auch anstrengend sein. Wir sind ständig in Alarmbereitschaft, wenn wir nach neuen Projekten Ausschau halten.

Eine vollbusige Blondine winkt Kasper zu und versucht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihre dunkelhaarige Freundin sitzt mit dem Rücken zu uns, ist aber dabei, sich umzudrehen.

Die Blondine ruft Kasper etwas zu, und ich tippe ihm auf die Schulter. „Kennst du die beiden vielleicht?“ Gott bewahre, hoffentlich nicht.

Er lacht und pfeift wie ein Bauarbeiter, der einem schönen Mädchen hinterherschaut.

Es nervt mich jedes Mal, wenn er so etwas tut, und ich verleihe meiner Stimme Autorität: „Lass das!“ Ich mag es nicht, wenn Frauen nicht als das behandeln werden, was sie sind, die schönsten und genialsten Schöpfungen im Universum. Kaper sollte das wissen.

Er spurt sofort, entschuldigt sich, er habe sich einen Moment nicht im Griff gehabt.

Kurz darauf lehnt er sich zu mir und sagt: „Sieh sie dir an. Genau die, nach der wir suchen.“

Ich schüttelte den Kopf, ohne mich noch einmal umzudrehen. „Nein. Sie ist … nicht mein Stil.“

Kasper sieht mich überrascht an. „Nicht die Blondine, die andere.“

Ich drehe den Kopf und sehe zu den beiden Frauen hinüber, genauer gesagt zu der, die mit dem Rücken zu uns sitzt. Im selben Moment dreht sie sich um und schaut in unsere Richtung. Der Anblick des Strohhalms zwischen ihren Zähnen macht etwas mit meiner Libido, und augenblicklich ist mein Interesse geweckt. Dass sie sich hastig wieder abwendet, als wolle sie nicht, dass wir ihren Blick bemerken, macht die Sache perfekt.

Wir haben sie gefunden.

Sie ist schlank. Ungefähr eins siebzig. Maximal fünfundfünfzig Kilo. Die Nase ist schwer einzuschätzen, aber die Augen … Auch bei der etwas schummrigen Beleuchtung ist deutlich zu sehen, dass die dunklen Augen einen Mann auf Touren bringen können. Schuhgröße? Hmm … Ich tippe mal auf siebenunddreißig.

Bin ich so gut? Ja, bin ich. Ich habe Übung darin, Frauen blitzschnell zu checken.

„Stell uns mal deiner blonden Freundin vor“, fordere ich Kasper auf, und wir machen uns auf den Weg zu ihnen.

„Wir sind im Spiel?“, fragt er und jubelt beinahe wie ein Junge, dem der Vater sagt, dass er mit ihm ins Tivoli geht.

„Mal sehen, ob sie interessiert ist.“

Julie

„O, wow“, stöhnt Sara theatralisch. „Sieh dir mal die beiden da an. Die können uns doch gerne mal den Abend versüßen, und von mir aus auch die ganze Nacht.“

Ich drehe mich halb auf meinem Stuhl um, um zu sehen, wen sie für uns ins Visier genommen hat. Es ist jedes Mal dasselbe, wenn wir auf Tour sind. Sara entdeckt irgendwelche Männer, die so aussehen, als suchten sie nach weiblicher Gesellschaft, und irgendwann verziehen wir uns, wenn wir keine Lust mehr auf sie haben. Wie zwei Teenagerinnen.

An der Bar stehen zwei Männer in Anzügen und reden über etwas, das dem einen offenbar ziemlich wichtig ist, den anderen aber anscheinend nicht besonders interessiert.

„Keine Bürohengste“, beschwere ich mich und sauge an dem Strohhalm, den ich aus ihrem Drink genommen habe.

„Aber die sind doch richtig süß“, kreischt sie fast und zupft an ihrem Top herum, um ihren Busen besser zur Geltung zu bringen. Auf ihren Busen bin ich richtig neidisch. Meine Brüste sind klein, aber ich bin sowieso ziemlich zart gebaut, und schließlich soll alles zusammenpassen, wie meine Mutter mir einzureden versuchte, als ich im Teenageralter war und heulte, weil sie nicht größer waren.

Dann dreht der eine sich um, und Sara lacht wenig damenhaft. „Ach du je, das ist ja Kasper.“

„Welcher Kasper?“, frage ich desinteressiert, drehe mich aber trotzdem um und betrachte den Mann, der seinen Blick über die anwesenden Gäste des Lokals wandern lässt, als suche er nach Gesellschaft.

„Der bei meinem Bruder auf der Hochzeit war. Sein Trauzeuge.“

Ich kneife die Augen zusammen, um das Gesicht in dem mäßigen Licht besser sehen zu können. „Ach der“, sage ich, ohne mich auch nur im Geringsten an ihn erinnern zu können, und wende mich wieder ab.

„Warte mal.“ Sara steht auf und fuchtelt mit der Hand über ihrem Kopf herum. „Kasper, he Kasper, komm, setz dich zu uns“, ruft sie.

Zum Teufel, ich habe keine Lust auf Bürohengste, die uns den ganzen Abend am Hacken hängen.

Den Strohhalm immer noch im Mund, schaue ich in Richtung der beiden, um sie kurz abzuchecken. Kasper ist blond, das Haar ein bisschen verwuschelt, aber das steht ihm gut. Er hat ein Playboy-Gesicht und einen Körper, der mir garantiert den Atem raubt, wenn ich ihm erlaube, meinen zu erkunden. Sogar von hier aus sind der flirtende Blick und das Lächeln nicht zu übersehen, das um seine Lippen spielt. Er ist auf der Suche nach einer Zuckerschnecke, daran gibt es keinen Zweifel.

Und bevor die Nacht vorüber ist, wird er eine vernaschen.

Der andere Mann ist etwas größer und wohl auch ein wenig breitschultriger. Im Gegensatz zu Kaper hat er dunkles, ich würde sogar sagen schwarzes Haar. Die Augenfarbe ist nicht auszumachen, aber ich gehe mal davon aus, dass sie dunkel sind, denn er hat etwas Düsteres an sich, und dazu würden dunkle Augen ganz ausgezeichnet passen. Das Gesicht ist markant, und mit der geraden Nase ähnelt er einer Statue, dazu gemacht, andere Männer vor Neid erblassen zu lassen, weil sie nicht so perfekt aussehen wie er.

Kasper bemerkt uns.

„Kasper, verflixt noch mal“, lacht Sara. „Jetzt komm schon. Und bring die Sahneschnitte da neben dir mit. Hier ist jede Menge Platz.“ In meine Richtung sagt sie stöhnend: „Shit, die sind beide echte Leckerbissen, aber dieser Dunkle … mmh … der hat so was Düsteres an sich, so was Ungezähmtes.“

Kasper lächelt und winkt, aber bevor er die Einladung annimmt, dreht er sich um und beugt sich zu seinem Freund, um ihm etwas zu sagen.

Der Typ schüttelt den Kopf, ohne auch nur in unsere Richtung zu sehen.

Was zum Teufel bilden die sich ein? Hat Kasper etwa gefragt, ob sie die Einladung annehmen sollen und dieser seltsame Kerl hat nein gesagt?

„Sara“, sage ich peinlich berührt, „setz dich wieder hin. Sie haben keine Lust auf uns. Und ich habe ehrlich gesagt auch keine …“

Ich werfe einen Blick über die Schulter und will den Satz zu Ende bringen, aber Kaspers Freund schaut in unsere Richtung. Tatsächlich sieht er mich direkt an. Okay, die Augen sind stahlgrau … und was für ein Blick! Als schickte er kleine, vibrierende Blitze zu mir herüber. Erschrocken drehe ich mich um. Von jetzt auf gleich hämmert mein Herz.

Ich verstehe nicht, was mit meinem Körper passiert. Ich kenne ihn nicht, habe ihn nie gesehen, und trotzdem spüre ich ein bisher nicht gekanntes Verlangen. Als hätte er mir gehört, in einer anderen Zeit, und endlich könnte ich ihn zurückbekommen.

„Yes!“, stößt Sara triumphierend aus. „Sie kommen.“

Shit, shit, shit.

Meine Handflächen werden feucht und ich bin nervös, ohne zu wissen warum. Das hier ist echt keine gute Situation.

„Sara, ich hab' echt keinen Bock auf …“

„Hej“, streichelt eine tiefe Stimme mein Ohr, als habe sie Hände, die mein Herz sanft umfassen, und alle Sinne seufzen träumend.

„Hallo die Herren“, flirtet Sara ohne Hemmungen drauflos. „Na, Kasper? Wie läuft's denn so?“

„Wie geschmiert“, höre ich seine Antwort. Seine Stimme ist voller unausgesprochener Versprechen über Vorspiel und Küsse, doch reagiere ich nicht so heftig auf sie wie auf die Stimme des anderen Mannes.

Sie umarmen sich, und er stellt uns seinen Begleiter Jay vor. Ein Geschäftspartner.

„Und das hier ist meine etwas peinlich berührte Freundin Julie“, stichelt Sara. „Sie kann nicht laufen, deshalb bleibt sie sitzen. Nicht etwa, weil sie unhöflich wäre oder so etwas.“

Ich verdrehe die Augen Richtung Himmel und sage so laut, dass alle drei es hören können: „Doch, ich bin unhöflich. Meine Mutter hat mich nicht streng genug erzogen, ich war ungehorsam und sie hat aufgegeben, mir Manieren beizubringen, als ich noch ein Kind war.“

Der dunkelhaarige Riese setzt sich auf den Stuhl neben mir, und sein Bass bemächtigt sich der weiblichen Lust in mir. „Es gibt Methoden, das zu ändern.“

„Entschuldigung, wie war das?“ Perplex sehe ich ihn an, und in dem Moment, in dem unsere Blicke aufeinandertreffen, ist es, als hielten seine Augen mich in seiner gänzlich unberührten Welt gefangen. Ich will mich befreien, aber er lässt es nicht zu.

„Gehorsam“, erklärt er ruhig und knöpft sein Jackett auf, sodass er bequemer sitzen kann. „Es gibt einige Methoden, jemandem Gehorsam beizubringen.“

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe verblüfft zu, wie er einen Schluck von seinem … Whisky, vermute ich, trinkt. Er stellt das Glas ab.

„Ja, das glaube ich gerne, dass es die gibt“, antworte ich leise und betrachte ihn viel zu eingehend. Habe ich den Satz missverstanden oder ist er wirklich so dreist, sofort zur Sache zu kommen?

Diese grauen Augen sind unglaublich anziehend, auch wenn keinerlei Wärme in ihnen zu finden ist. Aber ich bin sicher, dass dieser erstklassige Körper mich auf ganz andere Art wärmen kann.

Ich weiß, dass mindestens zwanzig Bekannte von mir heute Abend hier sind, die auch Bo kennen. Er würde es sofort erfahren, wenn ich die Bar mit diesem Herkules im Schlepptau verlasse. Mit diesem Gedanken wächst mein Mut, und ungeniert mustere ich den Mann mit einem Fahrstuhlblick.

Kaspers Lachen holt mich zurück und ich sehe ihn an. Er sieht richtig gut aus, nur auf eine andere Weise. Er hat das gewisse Etwas, und er weiß es auszuspielen, das muss ich ihm lassen. Er wirkt freundlich und zuvorkommend, während sein Begleiter auf hochnäsige Art zurückhaltend ist. Nichtsdestotrotz zieht sein Freund meine Aufmerksamkeit auf sich.

Die Gesellschaft der beiden Männer macht mich unruhig, ich bin aufgekratzt und kann nicht anders, als sie mit zwei Pumas zu vergleichen, von denen der eine den anderen mitgenommen hat, um ihm zu zeigen, wie man auf Jagd geht.

„Was trinken die Damen?“, fragt Kasper und sieht abwechselnd mich und Sara an. Offenbar ist er es, der etwas lernen soll.

„Alles, wo Alkohol drin ist“, erwidert sie und lacht. „Nein, Quatsch, Julie mag Whisky und ich alles, worin ein Schirmchen steckt.“

„Frauen sollten keinen Whisky trinken“, brummt der Dunkelhaarige, und diese Aussage provoziert mich.

Na gut, könnte sein, dass ich ihn doch nicht mit nach Hause nehme.

„Sagt wer?“

Er schaut mich an, und wieder kann ich mich seinem Blick nicht entziehen.

„Sage ich“, entgegnet er seelenruhig und ohne zu lächeln, was andeutet, dass er es so meint, wie er es sagt.

„Und was du sagst, ist Gesetz?“ Ich tue wirklich mein Bestes, um nicht zu zeigen, wie faszinierend seine harte und kühle Ausstrahlung auf mich wirkt.

„Für manche schon“, antwortet er doch tatsächlich.

Überrascht sehe ich Kasper an, der lächelt, als sei es ganz normal, dass sein Freund hochfahrende Einschätzungen über sich selbst abgibt.

Obwohl ich mich nicht noch einmal von Jays Blick gefangen nehmen lassen will, zwinge ich mich, ihm in die Augen zu sehen, während diesmal ich provoziere. „Lass mich raten. Manche sind unter anderem Kasper.“

Ich weiß nicht, warum ich das sage; erwarte, dass Kaper sauer auf mich ist, aber der freundliche Flirtexperte gibt keinen Mucks von sich. Jay dagegen scheint meine Aussage zu überraschen, doch nur für einen kurzen Moment, und mich beschleicht ein Anflug von schlechtem Gewissen, denn natürlich ist er nicht Kaspers Chef oder so etwas Ähnliches.

„Sie ist ganz schön scharf“, lacht Kasper und klopft Jay freundschaftlich auf die Schulter.

Jay wendet den Blick keine Sekunde von mir ab. Habe ich schon gesagt, dass er mich an einen Puma auf Jagd erinnert?

Es ist, als würde er mich lesen, Seite für Seite. Mich ausziehen, ein Teil nach dem anderen, und das lässt mich unruhig auf meinem Stuhl herumrutschen.

Soll ich mich wirklich auf einen One-Night-Stand einlassen und es Sara mal so richtig zeigen?

Natürlich bemerkt er meine Aufgekratztheit, und der stahlgraue Blick erforscht meinen Körper. Ich bekomme eine Gänsehaut von der Art, auf die er abcheckt, ob ich … tja, ich weiß nichts was … in sein Beuteschema passe? Ich weiß nur, dass dieser Mann so viel mehr ist als das, was meine Augen sehen.

„Was?“, fauche ich beinahe, weil sein Schweigen mich fieberheiß werden lässt.

„Mach dir nichts aus ihm“, höre ich Kaspers sanfte Stimme viel zu dicht an meinem Ohr, und überrascht wende ich mich ihm zu. „Er ist der nachdenkliche Typ. Er braucht ein bisschen, um aufzutauen, also …“

Aus dem Augenwinkel sehe ich in Jays Richtung und knurre dabei „er seht mir eher aus wie einer, der einen Plan ausheckt, und ich fürchte, er plant, wie er mich am schnellsten vernaschen kann.“

Kasper lacht, und wie er es hinbekommt, weiß ich nicht, aber sein Lachen klingt schmeichelnd, und seine Worte sind verführerisch: „Dann sprich doch einfach mit mir, ich unterhalte mich gerne mit dir, meine Schöne.“

Es ist ein sehr verlockendes Angebot, denn er sieht gefährlich gut aus und es ist so einfach, sich in den blauen Augen zu verlieren. Trotzdem sehe ich wieder Jay an, und damit ich nicht das Gefühl habe, er hätte unseren Ich-seh-dir-in-die-Augen-Wettkampf gewonnen, schnappe ich mir sein Whiskyglas. Mit einer Selbstsicherheit, über die ich normalerweise nicht verfüge, führe ich es zum Mund und nehme einen ordentlichen Schluck.

Okay, er ist besser als der, den ich normalerweise trinke, aber wohl auch teurer.

Ich halte ihm das Glas hin und sage stolz: „Ich bin eine Frau, und ich trinke Whisky, wenn ich Lust darauf habe.“

Der Blick der grauen Augen bleibt an meinen Lippen hängen, während sein Bass meine Sinne liebkost. „Du hast da …“ Langsam beugt er sich vor und hebt eine Hand an mein Gesicht. Ein heißer Schauer läuft durch meinen Körper, als sein Daumen meine Unterlippe berührt. Ein sanfter Druck, und als er den Finger wegnimmt, spüre ich an der Stelle, an der er gerade noch war, ein prickelndes Brennen. Während er mir wieder in die Augen sieht, hält er den Finger an seinen Mund und leckt ihn mit der Zungenspitze ab.

Ist das zu fassen!

Verführung auf die banalste Art und Weise.

Ich nehme alles, was ich über diese Person gedacht und gesagt habe, zurück. Er ist der dreisteste Kerl, der mir je begegnet ist. Nur mit dieser kleinen Geste hat er meinen Körper dazu gebracht, förmlich zu zittern vor Begierde. Ich spüre fast, wie mein Höschen feucht wird.

„Vielleicht bringe ich dir eines Tages bei, wie man Whisky trinkt.“

Okay. Und schon werfe ich alles über den Haufen, was ich gerade gedacht habe. Wie überheblich kann man eigentlich sein?

Ich versuche, mein Verlangen abzukühlen und antworte: „Du kannst mir überhaupt nichts beibringen.“

Die grauen Augen leuchten amüsiert auf, und wenn ich mich nicht täusche, schwingt etwas Humor in seiner Stimme mit. „Da irrst du dich gewaltig, mein kleines Bunny. Ich kann dir so einiges beibringen.“

Mein kleines Bunny? Was zum Henker bildet er sich ein? Meine Nasenspitze wandert ein paar Zentimeter nach oben. „So? Und was kannst du mir beibringen?“

Er beugt sich vor und deutet mit dem Finger an, dass ich näherkommen soll. Mir ist klar, dass er mir irgendein perverses Angebot machen will, aber ich kann nicht anders. Denn ich will unbedingt wissen, ob und wie sein Duft auf mich wirkt.

Ich rutsche auf meinem Stuhl nach vorne, und er tut es mir nach. Erst nachdem seine warmen Lippen - natürlich wie zufällig - meine Wange streifen, flüstert er: „Ich kann dir Disziplin beibringen.“

Die Schmetterlinge im Bauch nehmen Fahrt auf.

Seine Dreistigkeit macht mich an.

Ich sollte mich wieder zurücklehnen, habe aber noch gar nicht auf seinen Duft geachtet. Kaum merklich atme ich etwas tiefer durch die Nase ein, und auch sein Duft kitzelt die Begierde in mir, wirbelt meine weibliche Fantasie auf und schleudert mich durch die Luft, bevor meine Sinne auf wieder Boden unter die Füße bekommen. Nur sein Duft war schon genug, um das in mir auszulösen.

Ich schließe die Augen und höre, wie meine Stimme vibriert, als ich hauche: „Disziplin?“

„Disziplin“, wiederholt er, ohne sich zu bewegen.

Shit, ich will ihn! Ich will von diesem düsteren Mann genommen werden. Und in diesem Moment ist mir egal, ob Bo davon erfährt oder nicht. Ich will unbedingt wissen, was Jay mit mir machen wird.

„Und wie?“, frage ich neugierig und öffne die Augen. Er zieht sich gerade so weit von mir zurück, dass wir uns in die Augen sehen können.

„Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.“ Er lässt den Blick über mein Gesicht wandern und klingt beinahe hingebungsvoll, als er kaum hörbar erklärt: „Ich würde es sehr genießen, dir ein wenig Disziplin beizubringen.“

Wach ich oder träum ich, er macht mich so geil, und wären wir alleine, dürfte er mit mir machen, was er will. Zum Glück rettet Sara mich.

„Hey, Julie, du scheinst dir ja zu Herzen zu nehmen, worüber wir geschrieben haben, was?“

Ich blinzele, um mich aus seinem Bann zu befreien, und lehne mich zurück, vollkommen durch den Wind. Während ich in die Wirklichkeit zurückkehre, stöhne ich beinahe vor Lust. Mein Körper fühlt sich betrogen. Er will von diesem dunklen Gott befriedigt werden.

Dann zieht Kasper meine Aufmerksamkeit auf sich, und obwohl ich ihn deutlich spüre, ignoriere ich Jays Falkenblick, der mich nicht loslässt. Es ist schwer, aber Kasper hat etwas an sich, das ihn sehr viel zugänglicher wirken lässt als seinen Freund.

Irgendwann stellt er sein Glas ab und verkündet: „Es geht nicht anders, aber ich muss die Gesellschaft für einen Augenblick verlassen. Ist das okay?“

Natürlich antworten Sara und ich, das sei kein Problem, aber als Kasper sitzen bleibt, wird mir klar, dass er auf Jays Zustimmung wartet. Überrascht sehe ich Jay an, der mich mit nachdenklicher Miene betrachtet.

Fast spüre ich, wie sein Blick mich aufsaugt, und merke den krankhaften Impuls, mich auf seinen Schoß zu setzen zu winden, bis sich bei ihm etwas regt und ich ihn an seiner intimsten Stelle spüren kann.

Zum Teufel, es ist Saras Schuld. Sie und ihre Art, mich herauszufordern, zu beweisen, dass ich kein bisschen langweiliger bin als sie.

Kasper räuspert sich und reißt Jay aus seinem tranceartigen Zustand. Er blinzelt ein paar Mal, während Kasper seine Frage wiederholt. Jay nickt und nimmt sein Glas. Er antwortet: „Ja, das ist okay.“

Verwundert schaue ich den düsteren Mann an. Meine Aussage, Jays Wort sei Gesetz für Kasper, war nicht ernst gemeint. Aber Kasper hat es nicht verneint. Und Jay ebenfalls nicht. Kasper sagte nur, ich sei ganz schön scharf. Bin ich zu weit gegangen? Nein, die Vorstellung, Jay könnte tatsächlich über Kasper bestimmen, ist zu eigenartig.

Moment mal!

Sind sie zusammen? Ein Pärchen?

Aber wenn es so ist, was wollen sie dann von Sara und mir?

Verblüfft starre ich Jay an, dessen Gesichtsausdruck aber nichts verrät. Okay, ich kenne ihn ja auch nicht, aber etwas sagt mir, dass man auch dann nicht in ihm lesen kann wie in einem offenen Buch, wenn man ihm schon sein ganzes Leben lang nahesteht.

Aber was soll's, ich habe Sara und mir versprochen, heute Abend an die Grenzen zu gehen, so here it goes. Voller Neugierde rutsche ich auf meinem Stuhl nach vorne und springe über meinen Schatten. „Darf ich dich etwas fragen?“

Er verharrt zurückgelehnt auf seinem Platz. „Ja, klar.“

Mit gedämpfter Stimme, so dass niemand uns hören kann, frage ich: „Was seid ihr?“

Er lächelt hochnäsig. „Was wir sind?“

Ich schüttele den Kopf und beuge mich zu ihm hin, „also, ich meine … Was …?“ Ich betrachte seine entspannte Haltung und ahme ihn nach, als er mir vor ein paar Minuten mit einem Finger andeutete, ich solle näherkommen.

Jetzt ist die Reihe an ihm.

Mit einer Schnelligkeit, die mich erschrocken nach Luft schnappen lässt, packt er mein Handgelenk, ohne seine Position zu verändern. „Wenn du willst, dass wir uns näherkommen, musst du zu mir kommen.“

Mit angehaltenem Atem lasse ich den Blick nach unten wandern. Meint er wirklich, ich soll mich auf seinen Schoß setzen, damit er mir eine Antwort gibt?

Verlegen schüttele ich den Kopf. „Nein, ist nicht so …“

Er lässt nicht los, sondern lockt: „Ich antworte auf alle Fragen, die du stellst.“

Verunsichert beiße ich mir auf die Unterlippe und sehe Sara mit nervösem Blick an, die ihm offensichtlich glaubt, was er sagt. Der Moment ist gekommen, um meinen Worten in unserem SMS-Austausch Nachdruck zu verleihen.

Ich sehe ihm wieder in die Augen und will gerade vorschlagen, Sara könne sich doch auf seinen Schoß setzen, als er mir zuvorkommt. Seine Stimme knabbert an meinem Ohrläppchen, als er sagt: „Du bist es, die ich will, Bunny.“

Mehr Schmetterlinge im Bauch, und ich nehme meinen Mut zusammen. Schließlich soll ich ihn ja nicht reiten oder so was. Ich sitze nur auf seinem Schoß, keine große Sache.

Mit meiner Hand in seiner hilft er mir zwischen seine Beine, und ich lasse mich vorsichtig nieder. Ich sitze nur auf seinem rechten Bein, aber die Berührung reicht aus, um in meinem Körper eine warme Explosion nach der anderen auszulösen.

Ich weiß nur, dass Sara vor Verblüffung gleich vom Stuhl fallen wird. So weit bin ich noch nie gegangen.

Nachdem ich mich zurechtgesetzt habe und den Rücken vor lauter Nervosität etwas zu gerade halte, spüre ich seine Hand auf meiner Taille. Sie streichelt nicht, liegt nur da wie ein Schutz gegen die anderen Gäste, die immer zahlreicher werden.

„Bist du so nett und reichst mir mein Glas?“

Ich beuge mich vor und nehme sein Glas, habe dabei aber das deutliche Gefühl, dass die Frage nicht als Frage gemeint war. Es klang eher nach einem Befehl, und ich gehorche nur wegen seines freundlichen Tonfalls.

„Danke.“

Er trinkt nicht. War es ein Test?

„Was wolltest du mich fragen?“

Mir wird flau, denn in diesem Moment wirkt der Gedanke ziemlich abwegig. Wenn er und Kasper ein Pärchen sind, würde er ja nicht wollen, dass ich mich auf ihn setze.

Dann ist Kasper zurück, und er sieht uns nicht einmal verwundert an oder macht eine anzügliche Bemerkung darüber, dass ich es mir auf dem Schoß seines Freundes gemütlich gemacht habe. Er benimmt sich, als sei das ganz normal und nichts Außergewöhnliches.

Ich will aufstehen, aber Jays tiefe Stimme lässt mich zögern.

„Bleib!“

Soll ich? Nein, auf keinen Fall.

„Ich glaube, es ist das Beste, ich setze mich wieder auf meinen Platz“, sage ich entschuldigend und will aufstehen, aber seine große Hand verstärkt den Druck auf meine Taille. Wie sich die Hand unter meine lose sitzende Bluse geschoben hat, weiß ich nicht, aber ich spüre die Berührung Haut auf Haut und erstarre. Es fühlt sich viel zu gut an.

„Ich würde deine Frage sehr gerne beantworten“, lockt er mich und sorgt so dafür, dass ich mich anders entscheide und sitzen bleibe.

„Wie kannst du da so sicher sein? Was, wenn es eine allzu persönliche Frage ist?“ Ich verändere ein wenig meine Position, sodass ich etwas mehr mit der Seite zu ihm sitze. Ich will wieder von seinem mystischen Blick gefangen genommen werden.

Seine Hand befindet sich immer noch unter meiner Bluse.

Er sieht wirklich gut aus, wenn er so zu mir aufschaut. Der kräftige Hals ist entblößt, und der Adamsapfel bettelt förmlich darum, geleckt zu werden.

„Ich sagte, ich antworte dir, ganz gleich welche Frage du stellst. Ich möchte dein Vertrauen gewinnen, und wenn ich dir dafür sagen muss, was du wissen willst, tue ich das gerne. Also, schieß los.“

Leicht irritiert, lächele ich. Seine Worte klingen etwas kryptisch. „Erst mal brauche ich einen neuen Drink.“

„Das muss warten“, entscheidet er, als könne er über mich bestimmen. „Du hast eben erst den zweiten und etwas von meinem Whisky getrunken.“

Mit großen Augen schaue ich ihn an. „Vielleicht willst du meinen Führerschein sehen? Ich bin ein großes Mädchen, knapp dreißig. Ich glaube, diese Entscheidung kann ich schon selbst treffen.“

Er wirkt nachdenklich und murmelt so leise, als spreche er mit sich selbst: „Hmm, Bunny ist wohl doch kein so passender Spitzname für dich. Vielleicht besser …“

Ich bin durcheinander, und um meine Nervosität zu überspielen, frage ich lachend: „Vielleicht besser was?“

Sein Blick wird eine Ahnung dunkler, und ein gefährlich knisterndes Glühen leuchtet darin auf, als er antwortet: „Vielleicht ist Brat ein passender Spitzname für dich.“

Ich habe nicht die geringste Ahnung, was er meint, bin aber sicher, dass es eine Beleidigung ist. „Ist das Englisch, oder was?“

Er unterdrückt ein Lächeln. „Das klären wir ein anderes Mal. Für den Augenblick ist Bunny genau richtig.“

„Ich finde, mein richtiger Name passt zu mir.“

Er sagt nichts, betrachtet mich nur auf eine Art, die mir das Gefühl gibt, ich säße nackt auf ihm und er könne sich gut vorstellen, ebenfalls nackt zu sein.

„Okay, du bist echt seltsam“, lache ich unsicher und will aufstehen.

„Stell deine Fragen. Es kann sein, dass du anders denkst, wenn du die Antworten hörst.“

Ich sehe hinüber zu Kasper, der uns die ganze Zeit über im Auge behält, während er mit Sara flirtet. Er nickt mir aufmunternd zu, und ich blicke auf Jay herunter.

„Okay, Mr. Mystisch.“

Wieder geschieht etwas in seinen Augen, und obwohl es nicht möglich ist, kommt es mir so vor, als würde der Sauerstoff um mich herum weniger, als seine Hand sanft meine Taille drückt. Seine Lippen öffnen sich nur ein klein wenig, und doch ist es genug, dass ich fantasiere, wie sie meine berühren. Es scheint so, als gefalle ihm der Spitzname, den ich ihm gerade verpasst habe.

Mein Blick klebt an seinen Lippen. Sie sind so verführerisch. Verlockend …

„Komm zurück zu mir“, flüstert er, aber sein Mund ist zu erregend und es fällt mir schwer, mich auf etwas anderes zu fokussieren. Er richtet sich ein wenig auf und rückt etwas dichter an mein Gesicht heran. „Das ist zu früh, Bunny.“ Es ist, als fänden die Worte einen direkten Weg zum unteren Teil meines Körpers, und ich beiße mir fast auf die Zunge, um nicht träumerisch zu seufzen.

Die einladenden Lippen formen ein sexy Lächeln, und er flüstert: „Komm zurück zu mir.“

Er bringt mich wirklich völlig aus der Fassung, und vielleicht interpretiere ich in seine Worte nur hinein, dass er für etwas Dunkles, Hemmungsloses und Neues steht. Alles an ihm setzt lustvolle Fantasien in meinem überhitzten Gehirn in Gang.

Erst als er sagt “Willst du jetzt so nett sein und auf mich hören?“ bin ich im Stande, mich von dem unsichtbaren Band zwischen uns zu befreien. Darüber, dass er es auch diesmal anders als eine Frage klingen lässt, will ich mir gerade keine Gedanken machen.

Mit rauer Stimme frage ich: „Was ist Kasper für dich?“

„Wie meinst du das?“

Mein Blick weicht seinem aus, und er befiehlt: „Sieh mich bitte an, wenn du so persönliche Fragen stellst.“

Ja, ich sage befiehlt, weil er es zwar als Bitte formuliert, es sich aber wieder absolut nicht so anhört.

Ich tue es, und meine Neugierde siegt. „Seid ihr … ein Liebespaar?“

Jays Blick wandert zu Kasper, bevor er meinen wieder in seinen Bann zieht. Er macht sich nicht über mich lustig und antwortet ernsthaft: „Nein. Ich steh' nicht auf Männer. Aber wir teilen uns für gewöhnlich dieselbe Frau.“

Mein Körper wird angenehm flau, noch bevor er die Worte ausgesprochen hat. Mein Gehirn ist in Alarmbereitschaft, rät mir, mich schleunigst aus dem Staub zu machen, aber der Rest von mir schmilzt einfach nur dahin wie Butter, die an seinen Beinen hinunterläuft und in den Ritzen zwischen den Dielen verschwindet.

„Es ist nicht so, wie du es dir in deiner Fantasie gerade ausmalst“, gluckst er, und die Wärme seines Lachens überrollt mich und löst dabei einen wohligen Schauer in mir aus. Beinahe kühl, als sei es das gewöhnlichste Gesprächsthema der Welt, fragt er. „Hast du es schon mal mit zwei Männern gemacht, Bunny?“