Fire&Ice 22 - Tom Gear - Allie Kinsley - E-Book

Fire&Ice 22 - Tom Gear E-Book

Allie Kinsley

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Beschreibung

Ruby Warren steht vor einer unerwarteten Herausforderung: Ein Unfall zwingt sie, sich ausgerechnet von dem Physiotherapeuten Tom Gear behandeln zu lassen. Ihrem Ex-Freund. Was rein professionelle Treffen hätten sein sollen, entpuppt sich schnell als viel mehr – die Nähe und Berührungen wecken längst vergessene Gefühle in ihr. Doch trotz der unbestreitbaren Anziehungskraft zwischen den beiden wehren sie sich gegen das, was sie nie wirklich überwunden haben. Die Erinnerungen an ihre explosive Beziehung und das zerbrochene Vertrauen stehen zwischen ihnen. Haben sie eine zweite Chance oder ist das, was einst war, endgültig verloren? Eine packende Second-Chance, forced Proximity-Romance, die die Grenze zwischen Vergebung und Wiederholung auf die Probe stellt. Der 22. Band der fesselnden Bestseller-Reihe Fire&Ice ist ein 2nd Chance Liebesroman auf 350 Seiten. Er ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Fire&Ice

Band 22

Tom Gear

Allie Kinsley

Inhaltsverzeichnis

Fire&Ice

Vorwort zur Reihe

1 HELLO AGAIN

2 BEHANDLUNG

3 ER

4 EISKALT

5 MONATSTREFFEN

6 ZWISCHEN UNS

7 ZUSAMMEN

8 FREUNDE

9 TALIN

10 TALIN PART 2

11 ZU VIEL

12 DIESER ABEND

13 EPILOG

BONUSKAPITEL

Silberhochzeit

Bereits erschienen:

Fire&Ice 1 – Ryan Black

Fire&Ice 2 – Tyler Moreno

Fire&Ice 3 – Shane Carter

Fire&Ice 4 – Dario Benson

Fire&Ice 5 – Brandon Hill

Fire&Ice 5.5 – Jack Dessen

Fire&Ice 6 – Chris Turner

Fire&Ice 6.5 – Gregor Zadow

Fire&Ice 7 – Logan Hunter

Fire&Ice 7.5 – Jonas Harper

Fire&Ice 8 – Julien Fox

Fire&Ice 9 – Luce Suarez

Fire&Ice 10 – Joey Parker

Fire&Ice 11 – Matthew Fox

Fire&Ice 12 – Fabio Bellini

Fire&Ice 13 – Alex Altera

Fire&Ice 14 – Taylor Falk

Fire&Ice 15 – Dave Cooper

Fire&Ice 16 – Juan Garcia

Fire&Ice 17 – Alessio Lopez

Fire&Ice 18 – Jason Shaw

Fire&Ice 19 – Bonuskapitelbände

Fire&Ice 20 – Tyson Blackwell

Fire&Ice 21 – Sandro Costa

Fire&Ice Spin-off:

Weil wir wir sind (Sweet like Candy)

Protect Me 1 – 8

Dangerous Love –Sammelband 1+2

Boston Firefighter 1 – Vom Feind gerettet

Boston Firefighter 2 – Eine zweite Chance für den …

Boston Firefighter 3 – Eine Fakebeziehung mit dem …

Boston Firefighter 4 – Verliebt in den besten Freund meines Bruders

New York Bad Boys – Yearn for Adam

New York Bad Boys – Yearn for Slade

New York Bad Boys – Yearn for Deacon

New York Bad Boys – Yearn for Liam

New York Bad Boys – Yearn for Nick

Wir sind mehr als Liebe – Curley

Wir sind mehr als Liebe – Riaz

Wir sind mehr als Liebe – June

Wir sind mehr als Liebe – Elyas

Wir sind mehr als Liebe – Damien

Hollywood Badboys 1 – Dylan

Hollywood Badboys 2 – Nate

Hollywood Badboys 3 – Sean

Hollywood Badboys 4 – Lucas

Hollywood Badboys 5 – Conner

Hollywood Badboys 6 – Davy

Hollywood Badboys 7 – Gian-Luca

Boston Billionaires 1-3

Gemeinschaftsprojekte:

Cinderella 1&2

Snow White

Single Bells – Ein Professor zum Verlieben

Big Four – Ein Anwalt zum Küssen

Alaska Love – Ein Arzt zum Verlieben

Ein Milliardär zum Verlieben

Zweite Chance am ersten Advent

Christmas Beauty – Eine Fake-Beziehung mit dem Biest

Philadelphia Pucks – Caden&Paris

Philadelphia Pucks – Orlando&Alice

Philadelphia Pucks – Lincoln&Page

Ein Touchdown für Emmi

Ein Center für Romy

Ein Cornerback für Stella

Boston Badgers 3 – Goals&Chances

Shelter Love – Big Boss im Welpenglück

Irish Guys – Irland, Träume und ein CEO

Kiss me in January – Verliebt in einen Single-Dad

Texas Love: Für immer und ewig!

Copyright © 2025 Allie Kinsley

All rights reserved.

SW Korrekturen e.U., www.swkorrekturen.eu

Cover Foto: bigstockphoto.com, Stockfoto-ID: 17544977

Copyright: prometeus

Vorwort zur Reihe

Mir ist es wichtig, dass all meine Fire&Ice-Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Das ist eigentlich nicht schwer, da alle Geschichten weitestgehend in sich abgeschlossen sind. Die Figuren kommen natürlich in allen Bänden immer einmal wieder vor.

Also nicht erschrecken, wenn euch der ein oder andere Name nichts sagt. Gerade an großen Festivitäten erwähne ich viele Menschen aus den vorangegangenen Bänden, damit die Fans dieses Paars wissen, was es bei ihnen so Neues gibt. Wenn ihr wissen wollt, wohin diese Protagonisten gehörten und in welchem Band sie ihre große Liebe gefunden haben, dann schaut euch doch mal den kleinen Fire&Ice-Stammbaum an.

Nach mittlerweile zwölf schönen Jahren mit Fire&Ice gibt es natürlich auch einige Kinder. Ob sie irgendwann ihre eigene kleine Spin-off-Reihe bekommen werden? Vielleicht.

Um bei allen Neuigkeiten immer auf dem aktuellsten Stand zu sein und regelmäßig kostenlose Fire&Ice-Bonuskapitel zu lesen, meldet euch am besten bei meinem Newsletter unter www.allie-kinsley.de an.

1 HELLO AGAIN

TOM

Den Gin in der Hand saß er zurückgelehnt auf einem der schwarzen Ledersofas des Chase Clubs. In der großen Diskothek von Chris Turner, einem seiner besten Freunde, gab es einen separaten VIP-Bereich, in dem er und seine Freunde es sich an diesem Abend gemütlich gemacht hatten.

Er genoss den dröhnenden Bass der Hip-Hop-Beats, die in diesem Bereich des Clubs den ganzen Abend lang ausgespielt wurden. Es gab andere Floors mit Techno- und Electro-Kram, mit dem er allerdings nichts anfangen konnte.

Von seinem Sitzplatz aus sah er nicht nur die kleine Tanzfläche im VIP-Bereich, sondern konnte auch auf die große unterhalb sehen, in der sich die Menge zum Takt bewegte.

Er trank einen weiteren Schluck und das kühle Getränk rann seine Speiseröhre hinunter in seinen Magen und breitete sich dort mit wohliger Wärme aus. Er ließ seinen Blick durch den VIP-Bereich schweifen und zu seinen Freunden, die an diesem Abend anwesend waren.

Es waren deutlich weniger als damals. Früher war beinahe jeden Abend der gesamte VIP-Bereich voll mit den Mitgliedern von Fire&Ice. Doch die meisten seiner Freunde hatten mittlerweile Familie und Party stand nicht mehr an oberster Stelle ihrer Prioritätenliste.

Er sah hinüber zu Chris, der sich gerade mit Davin und Mase unterhielt. Chris' Frau Nicky war nicht anwesend. Sie war schwanger mit Zwillingen und die beiden freuten sich nach all den Fehlgeburten extrem darauf. So richtig konnte er sich Chris immer noch nicht als Vater vorstellen. Aber sein bester Freund hatte in den letzten Jahren eine so gewaltige Kehrtwende hingelegt, dass wahrscheinlich alles möglich war.

An Mase' Seite saß Hannah, die junge Feuerwehrfrau, die zusammen mit Sonny beim Department 616 arbeitete. Letzterer war ebenfalls mit seiner Freundin Eliza da. Die hielt sich aber krampfhaft an einem Glas Tonic fest und sah ein bisschen so aus, als würde sie lieber nach Hause gehen.

"Ich bräuchte dringend noch eine Aushilfe", sagte Matt in diesem Moment zu Sonny und rieb sich dabei stöhnend über das Gesicht. "Ich wollte eigentlich kürzertreten. Jetzt, da Zoey wieder schwanger ist, wollte ich ihr mehr abnehmen. Aber im Moment ersticke ich beinahe in Arbeit. Gerade weil Ruby noch immer krankgeschrieben ist."

Sonny grinste. "Da musst du ein ernstes Wörtchen mit Dave sprechen."

Matt lachte. "Würde ich ja, aber leider Gottes seh ich selbst, dass es ihr wirklich nicht gut geht. Sie kommt regelmäßig für ein paar Stunden vorbei, aber lange sitzen bereitet ihr noch große Schmerzen."

"Was ist passiert?", fragte Tom, ehe er sich zurückhalten konnte – dabei ging ihn all das doch überhaupt nichts an. Ruby ging ihn nichts an. Seit Jahren hatte er nichts mehr mit ihr zu tun und das hatten sie beide bewusst so gewählt.

Die Art, wie sich sein Herz für einen Moment verkrampfte, erinnerte ihn daran, dass sie das so gewählt hatte. Ruby war es, die entschieden hatte, dass sie beide nicht zusammenpassten, dass sie nie zusammenpassen würden. Sie war es, die ihn aus ihrem Leben gestrichen hatte. Für ihn war schon mit 17 Jahren klar gewesen, dass Ruby die Liebe seines Lebens war, dass es keine andere Frau geben würde, die jemals an sie heranreichen konnte.

Und genau das war der Grund, warum er auch jetzt nachfragen musste, was passiert war und wie es ihr ging. Denn er fühlte sich noch immer für sie verantwortlich, für ihren Schutz und für ihr Wohlbefinden. Auch wenn ihm rational klar war, dass er damit überhaupt nichts mehr zu tun hatte.

Sein Herz sagte ihm etwas anderes.

Sein Herz drängte ihn dazu, jetzt sofort aufzustehen, sie aufzusuchen und nachzusehen, wie es ihr ging, was passiert war und wie er alles irgendwie besser machen konnte. Dabei hatte sie ihm doch schon vor all den Jahren klargemacht, dass er alles für sie immer nur noch schlechter machte, dass sie ihn nicht mehr in seinem Leben haben wollte.

Sonny trank einen Schluck von seinem Drink und stellte ihn auf dem kleinen Glastisch vor sich ab.

Dann sagte er: "Sie war zusammen mit Bonny auf einer Penthouse-Party unten am Mystic River und dann gab es einen Brand im Treppenhaus und die beiden haben versucht, alle Anwesenden zu evakuieren. Als Ruby den letzten betrunkenen Typen die Treppen nach unten schleifen wollte, ist dieser gestolpert und hat sie mit sich gerissen. Sie sind dann zusammen ein paar Stufen nach unten gefallen. Dabei hat sie sich vor allem am Rücken, aber auch am Knöchel verletzt."

Tom zog die Augenbrauen zusammen. "Aber es ist doch schon zwei Wochen her."

Nach so einer Zeit sollte sie bereits wieder arbeiten können, oder?

Sonny nickte. "Ja, sie war auch schon das ein oder andere Mal bei Dave, aber der kann ihr nicht wirklich helfen. Er gibt ihr Schmerzmittel und sagt, dass sie zur Physio gehen soll."

Das wäre wahrscheinlich auch das Sinnvollste, dachte Tom und konnte sich gerade noch so beherrschen, auf seinem Arsch sitzen zu bleiben, um nicht zu ihr zu laufen und sich die Sache persönlich anzusehen. Es ging ihn nichts an. Es ging ihn verdammt noch mal nichts an.

Er biss die Zähne aufeinander, aber es fiel ihm verdammt schwer, einfach nichts zu tun, nichts zu sagen, sich nicht einzumischen. Alles in ihm schrie danach, zu ihr zu gehen und ihr erst mal einen Anschiss dafür zu verpassen, dass sie sich von diesem Kerl hat die Treppe runterreißen lassen, dass sie überhaupt dortgeblieben war. Sie hätte einfach ihre Füße in die Hand nehmen sollen und rauslaufen wie all die anderen feigen Idioten auch. Den Rest hätte sie der Feuerwehr überlassen sollen.

Ja, natürlich, Nächstenliebe, einander helfen und so weiter. Aber nicht sie! Sie musste sich immer als Erstes in Sicherheit bringen. In keiner Welt stand es zur Debatte, dass Ruby sich für jemand anders in Gefahr brachte. Er wollte sie dafür zur Rede stellen und diesen Kerl dafür umbringen.

Im Augenwinkel bemerkte er, dass seine Hand zitterte, so fest hatte er sie um das Tonic-Glas geschlungen. Nur mit allergrößter Willenskraft konnte er seine Muskeln lösen und seine Hand wieder ein wenig lockern.

Sonny sprach weiter über den Vorfall und wie es dazu gekommen war, dass die Kunstwerke, die illegal in dem Treppenhaus angebracht waren, zu brennen begonnen hatten.

Er lachte auf. "Es gibt nicht umsonst Brandschutzverordnungen, aber diese Schickimicki-Typen meinen immer, dass sie alles besser wüssten und dass für sie die Regeln nicht gelten."

Toms Herz schlug noch immer viel zu schnell, doch er versuchte sich zusammenzureißen. Es ging ihn nichts an, es ging ihn alles nichts an. Er war nicht für sie verantwortlich.

Als er den Blick hob, traf er auf den von Matt. Seine dunklen Augen bohrten sich in seine und er schien genau zu analysieren, was in Tom vor sich ging. Er fixierte ihn geradezu und Tom hasste diesen Blick. Er kannte ihn. So war es immer mit Matt. Als könnte er in die Seele seines Gegenübers sehen und herausfinden, was der andere nicht aussprechen wollte.

Tom schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu zeigen, dass er es lassen sollte. Er war niemand, der analysiert werden musste. Seine Vergangenheit mit Ruby musste nicht analysiert werden und schon gar nicht vor Matt, der ja quasi dafür gesorgt hatte, dass Ruby überhaupt wieder in seinem Leben auftauchte.

Sie hätte wegbleiben sollen. Sie hätte weiter am anderen Ende der Stadt leben sollen, in anderen Kreisen – dort, wo er nichts mit ihr zu tun hatte, wo er sie nicht traf und nicht wiedersah. Nie wieder.

Allein der Gedanke sorgte für einen Stich in seinem Herzen.

RUBY

"Autsch!", fluchte sie, als Dave an eine Stelle an ihrem Rücken drückte.

"Tut immer noch so weh, hm?", sagte er und berührte sie ein wenig sanfter.

"Ja, um ehrlich zu sein", gab sie zu, weil sie langsam wirklich am Verzweifeln war.

Nichts schien zu helfen. Sie konnte nicht ordentlich schlafen und auch die Arbeit in der Kanzlei fiel ihr verdammt schwer. Bereits nach wenigen Stunden war es kaum noch auszuhalten.

Dave rollte auf seinem Stuhl zurück, bis er ihr gegenübersaß und ihr dabei ernst in die Augen sah. Sie zog ihr Shirt nach unten und versuchte seinem Blick auszuweichen.

"Ruby, wenn du willst, dass es endlich besser wird, dann solltest du dir wirklich einen Physiotherapeuten suchen. Ich kann nicht ausschließen, dass nicht irgendwelche Blockaden in deinem Rücken sind. Du musst es dir so vorstellen: Wenn der Körper irgendwo eine Schwachstelle findet, dann versucht er die Muskeln rund um das Gebiet anzuspannen. Es nennt sich Schutzspannung, weil er versuchen möchte, den verletzten Bereich auszugleichen. Das wird nicht besser, wenn du es nicht behandelst. Da kann ich dir noch so oft Schmerzmittel verschreiben und Spritzen geben."

Ruby zog die Nase kraus und nickte. "Ich weiß. Ich weiß doch. Aber es ist wirklich verdammt schwer, überhaupt irgendwo einen Termin zu bekommen." Von einem bezahlbaren wollte sie überhaupt nicht sprechen, denn ihre Krankenversicherung übernahm diesen Teil nicht. "Hast du nicht irgendwelche Übungen für mich?"

Dave schnaubte. "Es gibt Dinge, die sollte man lieber professionell machen lassen."

Seufzend zuckte sie mit den Schultern. "Ja, wenn ich jemanden finde."

Dave schlug mit seinen flachen Händen auf seinen Oberschenkel und rollte ein Stück zurück. "Du weißt genauso gut wie ich, dass Tom das mit Sicherheit übernehmen würde, ob er freie Termine im Kalender hat oder nicht."

Sie zuckte zusammen, ehe sie es vermeiden konnte. Natürlich wusste sie das.

Obwohl … war es heute immer noch so? Aber damals war es definitiv so gewesen, dass Tom alles für sie getan hätte – immer. Er war wie ein riesiger Beschützer, hatte sie mit all dem beinahe erdrückt.

Nur vor ihm selbst hatte er sie nie beschützen können. Oder hatte sie sich nicht beschützen können?

Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass zwischen ihr und Tom so verdammt viel vorgefallen war, dass sie nicht zu ihm gehen konnte, um ihn um Hilfe zu bitten. Sie konnte es nicht, weil sie nicht sehen wollte, dass er sofort wieder alles für sie stehen und liegen lassen würde, dass das zwischen ihnen immer noch so intensiv, so überwältigend war.

Und sie konnte es nicht, weil sie Angst hatte, dass er es ablehnen würde, dass all das, was sie einmal mit ihm gehabt hatte, tatsächlich vorbei war, dass dieser eine Fels in der Brandung, der ihr ganzes Leben bestimmt hatte, wirklich nicht mehr da war, dass sie ihn unwiderruflich von sich gestoßen hatte.

Was gut wäre … aber ihr das Herz brechen würde. Auch nach all den Jahren war es für sie kaum vorstellbar, dass es ein Leben ohne Tom geben würde. Ja, sie hatte versucht, ihn aus ihrem Umkreis zu streichen, aber wirklich gelungen war ihr das nie. Er war immer da gewesen, in all den Jahren, in all ihren Gedanken und in ihrem Herzen.

"Also, damit das jetzt klar ist: Du gehst zur Physiotherapie und wenn du sonst niemanden findest, dann kneifst du jetzt einfach die Arschbacken zusammen und gehst zu Tom, okay?"

Sie nickte – aber nicht, weil sie Dave unbedingt zustimmte, sondern weil sie schon immer verdammt schlecht im Nein-Sagen gewesen war … so verdammt schlecht. Wahrscheinlich war das das Wort, das sie in ihrem ganzen Leben am wenigsten ausgesprochen hatte.

Sie zog sich wieder an und ließ sich dann noch das Rezept von Dave ausdrucken, ehe sie die Praxis verließ und hinaus in die warme Frühlingsluft ging.

Jeder Schritt schmerzte, nicht nur in ihrem Rücken, sondern auch in ihrem Knöchel.

Verdammt! Wie lang konnten solche Verletzungen bitte wehtun? Und warum zum Teufel musste Dave recht haben? Warum konnte er ihr nicht einfach ein paar Tipps zum Training und zum Dehnen geben. Sie brauchte nur irgendwelche Gerätschaften, an denen sie ihre Muskulatur wieder in den Griff bekommen würde, und dann würde alles von selbst gut werden.

Aber nein, sie sollte ja zur Physio gehen und am besten noch zu dem Typen, mit dem sie doch nichts mehr zu tun haben wollte.

Sie schüttelte den Kopf. Nein, falsch. Sonst wäre sie schließlich nicht hier, nicht wahr?

Sie hatte versucht, Tom aus ihrem Leben zu streichen, aber auch nach all den Jahren war es vollkommen unmöglich gewesen. Er war immer Teil ihrer Gedanken und wahrscheinlich war sie genau deshalb hierher zurück in seinen Dunstkreis gekommen – weil sie es einfach nicht länger ausgehalten hatte ohne ihn. Weil Tom es war, der ihr immer das Gefühl gegeben hatte, dass alles irgendwie wieder gut werden würde, dass er es gut machen würde.

Sie wollte ihn um sich haben als Freund an ihrer Seite, diesen einen Fels in der Brandung, auf den sie sich immer hatte verlassen können. Sie hatte wirklich versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen – war kläglich gescheitert.

Ihr Blick fiel nach unten auf ihre Tattoos, die all die Narben verdeckten. Narben, die sie sich selbst zugefügt hatte, und Narben, die ihr Typen zugefügt hatten, zu denen sie ebenfalls nicht hatte Nein sagen können.

Sie hasste sich selbst dafür – dafür und für ihre Schwäche –, aber um ehrlich zu sein, war es nach dieser Kindheit auch kein Wunder, dass sie irgendwie vollkommen verkorkst war.

Aufzuwachsen in verschiedensten Pflegefamilien, wo eine schlimmer war als die nächste, war einfach nicht der beste Start in ein psychisch gesundes Leben. Doch unter all den herrschsüchtigen Menschen in ihrem Leben gab es, glaubte sie, nur einen einzigen, der es dabei immer gut mit ihr gemeint hatte.

Tom.

Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und fragte sich, wann sie jemals aus all ihren Fehlern lernen würde, während sie humpelnd die Straße entlanglief. Sie wollte zu Matt, zumindest ein paar Stunden arbeiten.

Matthew Fox hatte der Himmel geschickt.

Wann hatte sie jemals einen so geduldigen Arbeitgeber gehabt wie ihn? Jeder andere hätte sie schon lang vor die Tür gesetzt. Und weil sie seine Geduld nicht überstrapazieren wollte, versuchte sie zumindest so viel wie möglich zur Arbeit zu kommen.

TOM

Er ärgerte sich über dieses lächerliche Abmahnschreiben, das an diesem Tag in seinem Briefkasten gewesen war. Sein Logo sei zu ähnlich wie das einer anderen Physiotherapie-Praxis. Ernsthaft? Physiotherapie war keine Wissenschaft und in Boston gab es mehr als genug Arbeit für alle.

Er wusste es schließlich, denn sein Terminplan war immer rappelvoll. Er versuchte seit Jahren, seine Stunden zu reduzieren. Aber irgendjemand kam immer mit dem absoluten Notfall um die Ecke. Er hatte so viel zu tun, dass er sich überhaupt nicht vorstellen konnte, wie eine andere Praxis sich mit so lächerlichen Kleinigkeiten wie Logos aufhalten konnte. Seines war locker zehn Jahre alt und er hatte es irgendwo bei Pixabay runtergeladen. Wahrscheinlich war es an der Zeit, sich mal etwas Ordentliches machen zu lassen. Aber er war einfach niemand, der sich mit solchen Dingen auseinandersetzte.

Er drückte die Tür zur Anwaltskanzlei seines Freundes auf und betrat dann den Vorraum.

Es war eine dieser typischen Kanzleien mit braunem Ledersofa, einer schweren braunen Holztheke, hinter der die Assistenten vor einem großen vollgestellten Bücherregal stand. Die Bücher sahen alle gleich aus, typisch Paragrafenwälzer, in denen doch heutzutage sowieso niemand mehr nachsehen würde.

In diesem Moment ging die Tür zu den hinteren Räumlichkeiten auf und er erwartete seinen Freund. Leider Gottes war es nicht Matt, sondern Ruby, die den Raum betrat.

Sie sah so verdammt schön aus, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzte. Die langen weißen Rastazöpfe hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr über den Rücken bis zur Taille hing. Sie trug einen schwarzen Rollkragenpullover und schwarze enge Jeans, dazu Ballerinas, die ihre Beine endlos lang aussehen ließen.

Ihre cremefarbene Haut hob sich stark von dem Schwarz ab. Augenblicklich erschienen Bilder vor seinem inneren Auge, wie sie sich mit dieser weichen Haut, den blassen Schenkeln auf seinem Bettlaken gerekelt hatte.

Damals hatte sie ihre weißblonden Haare noch offen getragen, nicht in diesen Zöpfen. Sie hatte deutlich weniger Tattoos auf ihren Armen gehabt. Aber sie war nicht weniger schön gewesen.

Auch heute war ihr Gesicht noch jugendlich, hatte diesen irgendwie verletzlichen Touch, der ihn schon damals getriggert hatte, der in ihm auch heute noch das Bedürfnis auslöste, sie sofort in seine Arme zu ziehen und darauf aufzupassen, dass niemand ihr irgendetwas tun würde.

Aber es war nicht nur ihr Aussehen, das das in ihm auslöste, sondern auch alles, was er über ihre Vergangenheit wusste – über die unzähligen Misshandlungen, die sie bereits als Jugendliche hatte einstecken müssen. Vielleicht hatte er deswegen schon immer auf sie aufpassen wollen.

Er biss die Zähne aufeinander und versuchte dieses beinahe übermächtige Gefühl zu verdrängen.

Sie war im Türrahmen stehen geblieben und starrte ihn an wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ihre dunklen Wimpern bewegten sich schnell auf und ab, während ihre Augen hektisch den Raum scannten, als würde sie einen Ausweg suchen. Dabei hatte er ihr doch nie etwas getan … also fast nie – zumindest nicht willentlich. Alles andere … nun, es war Vergangenheit und er würde es sowieso nicht mehr ändern können.

Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab, weil er wusste, dass er sie nervös machte. Sie hatte es noch nie gut ertragen, wenn er sie so eingehend gemustert hatte. Und auch heute konnte er sich kaum erklären, wie sie überhaupt mit Matt als Boss zurechtkam. Schließlich hatte Matt das unheimliche Starren quasi erfunden.

"Ich wollte zu Matt", presste er hervor und versuchte krampfhaft, etwas im Raum zu finden, auf das er sich konzentrieren konnte. Da setzte sie sich wieder in Bewegung und er bemerkte augenblicklich, wie schlecht sie lief. Er konnte ihr die Schmerzen von hier aus ansehen.

Ärger stieg in ihm auf. Wie konnte sie ihrem Körper das über Wochen antun?

Aber er ärgerte sich nicht nur über sie und ihre fast schon fahrlässige Art ihrer Gesundheit gegenüber, sondern auch über sich selbst – weil er es einfach nicht sein lassen konnte. Sie ging ihn doch nichts an. Sie ging ihn absolut nichts an.

Und dennoch …

"Warum zum Teufel lässt du das nicht endlich behandeln?", knurrte er, und selbst in seinen Ohren klang seine Stimme viel zu scharf.

Ruby zuckte zusammen und er wusste, dass er es wieder einmal übertrieben hatte. Es dauerte einen Moment, dann setzte sie ihren Weg fort und nahm hinter dem Tresen Platz, während sie murmelte: "Es ist halt nicht so einfach, jemanden zu finden."

"Ja, heute ist wohl dein Glückstag", sagte Matthew Fox, der ebenfalls den Raum betreten hatte – sogar ohne dass es Tom bemerkt hatte.

Aber nun ja, das machte Ruby nun mal mit ihm, nicht wahr? Sie schaffte es immer, ihn vollkommen aus dem Konzept zu bringen und dafür zu sorgen, dass sein ganzer Fokus, seine ganze Aufmerksamkeit ausschließlich auf ihr lag.

"Mein Freund Tom hier ist Physiotherapeut, aber das weißt du ja, Ruby", sagte Matt und trat auf den Tresen zu.

Er legte einige Unterlagen ab und stützte sich dann mit dem Unterarm darauf.

"Und weil Tom hier mein guter Freund ist und gerade irgendeinen Rechtskram von mir möchte", er grinste Tom an, "schafft er es sicher, für dich einen Termin freizuräumen, damit du mir endlich wieder mit deiner vollen Arbeitskraft zur Verfügung stehst."

Tom biss die Zähne zusammen. In Psychospielchen war Matt einfach der Meister. Er hatte es tatsächlich geschafft, ihnen beiden auf einen Streich ein schlechtes Gewissen einzureden.

Er überreichte Matt das Schreiben, das in seinem Briefkasten war. "Das ist der Rechtskram, bei dem ich deine Hilfe brauche."

Matt warf einen Blick darauf und nickte. Dann sah er ihn mit erhobener Augenbraue an. "Und … hast du einen freien Termin für meine Mitarbeiterin?"

Tom knirschte einen Moment lang mit den Zähnen und sah Matt aus zu Schlitzen verengten Augen an. Er wusste ganz genau, was er da tat. Schließlich hatten sie oft genug darüber gestritten, dass Ruby jetzt bei ihm arbeitete.

"Montag um zwei", knurrte er schließlich und hoffte inständig, dass Ruby absagen würde, dass sie Nein sagen würde.

Innerlich lachte er beinahe auf, denn das würde nicht passieren. Ruby würde niemals einfach so Nein sagen.

"Okay, Montag um zwei", hörte er sie mit zitternder Stimme sagen und wusste genau, dass sie unter Matts Blick zusammengebrochen war.

Verdammte Scheiße!

Nun hatte er sie nicht nur in der gleichen Stadt und im gleichen Freundeskreis, sondern auch auf seiner verdammten Behandlungsliege mit ihrer Haut unter seinen Händen. Das konnte nur in einer Katastrophe enden.

RUBY

Als sie am Abend allein zu Hause auf ihrem Sofa saß und sich ein paar vegane Gummibärchen in den Mund schob, verfluchte sie sich selbst dafür, dass sie so schwach war.

Sie hatte einen Termin bei Tom in der Praxis, ernsthaft? Das war wohl die mit Abstand schlechteste Idee, die sie jemals gehabt hatte. Aber was hätte sie schon tun sollen?

Tom verunsicherte sie immer noch so, dass sie quasi überhaupt keine eigene Meinung mehr hatte und sein … nun, beinahe Anschiss, den er ihr an diesem Tag verpasst hatte, hatte sie sowieso schon vollkommen aus dem Konzept gebracht.

Dass ihr Boss Matt sie dann noch in Grund und Boden gestarrt hatte, bis sie einfach gesagt hatte, was er hören wollte, war dem Ganzen nicht unbedingt zuträglich gewesen.

Sie verfluchte sich selbst dafür. Sie hasste sich selbst dafür. Wie sehr wollte man sich bitte selbst bestrafen? Vielleicht hatte sie ja doch eine masochistische Ader und hatte deswegen zugesagt.

Eigentlich hätte sie schlichtweg antworten sollen, ob die beiden eigentlich den Arsch offen hatten. Aber hey, stattdessen hatte sie einfach zugesagt. Warum auch nicht? Wie viel dämlicher konnte eine einzige Frau bitte sein?

Stöhnend legte sie sich einen Arm über die Augen. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war sie noch nie gut darin gewesen, kluge Entscheidungen zu treffen. Sie hatte unter allen Möglichkeiten immer die schlechteste ausgewählt. Selbst damals, als sie sich dafür entschieden hatte, Tom zu verlassen.

Von da an war ihr Leben schließlich erst so richtig bergab gegangen. Eine weitere Talfahrt hatte ihr bevorgestanden, als sie sich dazu entschieden hatte, Tom vollkommen aus ihrem Leben zu streichen. Ja, dann war es erst so richtig schlecht geworden.

Aber hey, sie hatte ja schließlich früh gelernt, dass es immer noch mal bergab gehen konnte und irgendwann, da war sie sich ganz sicher, war sie im Tal angekommen.

Sie schüttelte über sich selbst den Kopf und machte sich lieber daran, ihrem Hobby nachzugehen. Schon vor langer Zeit hatte sie ein nebenberufliches Grafikstudium begonnen. Es machte ihr unfassbar Spaß, die Programme kennenzulernen und mit all ihnen zu spielen. Sie mochte Ästhetik, mochte es, Farben und Formen zu kombinieren.

Gerne hätte sie sich auch in ihrer eigenen Wohnung mehr ausgetobt, aber um ehrlich zu sein, reichte die Kohle einfach nicht dafür, um alles so herzurichten, wie sie es gern hätte. Und das, obwohl Matt ihr weiterhin vollen Lohn bezahlte, obwohl sie seit über vier Wochen nicht mehr voll arbeitete.

Matthew Fox war ein Geschenk des Himmels und wahrscheinlich hätte sie keinen besseren Arbeitgeber finden können.

Sie zog die Nase kraus bei diesem Gedanken und fügte dann selbst hinzu: Das Einzige, was er noch besser hätte machen können, wäre ein bisschen weniger von diesem dominanten Gestarre, das ihr immer das Gefühl gab, dass sie ihm auf jeden Fall zustimmen musste.

Keine Widerrede – niemals.

Zu seiner Verteidigung sei jedoch zu sagen, dass das sowieso ihrem Naturell entsprach. Oder sie hatte es über all die Jahre mit all den schrägen Typen einfach nicht besser gelernt.

Wer wusste das schon.

TOM

Er riss die Meilen auf seinem Laufband herunter. Der Vorteil einer eigenen Praxis war, dass er auch die passenden Sportgeräte hatte, die er benötigte. Nicht nur, um seine Kunden wieder fit zu bekommen, sondern auch, um sich selbst immer auf dem bestmöglichen Stand zu halten.

Er war bei Kilometer neun angekommen, doch seine Gedanken drehten sich immer noch weiter im Kreis. Dabei hatte er so sehr gehofft, dass er sich diesen Tag einfach von der Seele rennen konnte.

Es waren ja nicht nur Patienten, über die er sich geärgert hatte, sondern auch dieses dämliche Schreiben, mit dem er zu dem dämlichen Matt gegangen war, der diesen dämlichen Vorschlag gemacht hatte, dass Ruby ja bei ihm einen Termin bekommen könnte. Und er war so dämlich und hatte zugesagt.

Dämlich, dämlich, dämlich!

Gott, wann würde er endlich anfangen, gute Entscheidungen zu treffen? Entscheidungen, die ihn nicht in solche Situationen brachten. Oder sogar wie damals ins Gefängnis.

Der einzig positive Aspekt an dieser beschissenen Entscheidung damals war, dass er in seinem Antiaggressionsprogramm auf Shane Carter gestoßen war. Über Shane war er dann irgendwie in diesen Fire&Ice-Freundeskreis gestolpert und sie hatten zusammen etwas geschafft, was er damals nicht für möglich gehalten hatte.

Dass diese Freundschaft zwischen ihnen allen heute noch bestand, war absolut verrückt. Aber sie einte diese furchtbare Vergangenheit und das daraus entstandene gemeinsame Hobby.

Über Shane hatte er auch Ryan kennengelernt und Ryan war vom Schicksal ein bisschen besser gesegnet als der Rest von ihnen. Nach dem Tod seines Vaters hatte dieser nicht nur JB-Industrials geerbt, sondern auch sonst ein Riesenvermögen.

Ryan hatte ihm damals den Kredit gegeben, um diese Praxis aufzumachen. Er hatte es schon vor Jahren abgezahlt, hatte sich nichts zuschulden kommen lassen und jeden einzelnen Cent zurückgegeben – schneller als vereinbart und Ryan war mehr als zufrieden damit.

Nun hatte Tom alles, was er sich jemals gewünscht hatte: gute Freunde, ein tolles Leben, genug Geld, um es wirklich zu genießen, eine eigene Praxis, sein eigener Chef zu sein.

Alles … außer Ruby, die Liebe seines Lebens, die am Montag bereits hier auftauchen würde.

Er schüttelte über seine eigene Blödheit den Kopf und fragte sich, ob er sich tatsächlich immer weiter selbst quälen wollte.

Oder warum zum Teufel er nicht einfach Nein gesagt hatte.

Weil du dir selbst nicht die Blöße geben wolltest, zischte die Stimme in ihm und sie hatte recht.

Es wäre ihm verdammt peinlich gewesen, seinem Freund erklären zu müssen, warum er nicht dazu in der Lage war, seine Mitarbeiterin zu behandeln.

Matt hätte es besser wissen müssen. Tom hatte doch von Anfang an klargemacht, dass er mit Ruby nichts mehr zu tun haben wollte.

Und nichts mehr zu tun hieß vor allem, nicht in ihrer Nähe zu sein und sie nicht anzufassen. Denn er war sich zu einhundert Prozent sicher: Wenn seine Finger erst mal wieder ihre samtweiche Haut berühren würden, dann würde sein innerliches Drama von vorn beginnen.

2 BEHANDLUNG

RUBY

Aufgewühlt lief sie die Straße hinunter in Richtung der angegebenen Adresse. Heute würde die erste Behandlung bei Tom stattfinden. Sie war nervös und würde eigentlich am liebsten in die andere Richtung laufen. Weg von ihm, weg von all dem. Sie wollte ihm nicht so nah sein, sie wollte ihn überhaupt nicht wiedersehen, und das, weil sie ihn wiedersehen wollte. Und jedes Mal, wenn die beiden aufeinandertrafen, wurde dieses Bedürfnis noch schlimmer.

Sie hatte sich selbst belogen, als sie zurück in seinen Dunstkreis gezogen war. Sie hatte sich eingeredet, dass es nichts damit zu tun hatte, dass sie auch nach all der Zeit so viel für ihn empfand und so gern wieder in seiner Nähe sein wollte. Nun, es war ein Fehler, das konnte sie sich langsam wirklich eingestehen.

Alles an ihr sprach ganz deutliche Bände. Sie hatte noch immer Gefühle für ihn, diesen einen Mann, der ihr Leben so sehr geprägt hatte. Selbst jetzt, als sie die Straße hinunter zu seiner Praxis lief, klopfte ihr Herz ganz schnell und ihre Gedanken drehten sich unaufhörlich im Kreis.

Schon von Weitem entdeckte sie das grüne Schild mit dem weißen Männchen darauf, das auf seine Physiotherapie-Praxis aufmerksam machen sollte.

Sie wusste, warum er Grün gewählt hatte – so war Tom eben: pragmatisch, grün, Hoffnung, Heilung, Gesundheit.

Aber Grün war nicht seine Farbe, war es nie gewesen. Seine Farbe war Blau, wie seine Augen, so intensiv wie seine Blicke, die ihr unter die Haut gingen.

In all den Jahren, die sie ihn nicht gesehen hatte, war er noch schöner geworden, seine Züge kantiger und maskuliner. Sein blondes Haar trug er noch immer recht kurz. Dafür war sein Bart länger und voller als damals. Er war muskulöser geworden. Mit Anfang zwanzig, war er ein athletischer junger Mann gewesen, aber jetzt sah er aus wie ein Fitnessmodel – breite Schultern, definierte Muskeln, so, als könnte er es mit jedem da draußen aufnehmen. Aber das konnte er ja auch damals schon, nicht wahr?

War das nicht eines ihrer Probleme gewesen?

Sie schob den Gedanken beiseite, als sie vor der Eingangstür ankam. Ihre Hände waren schweißnass und sie wischte sie an ihren Oberschenkeln ab, ehe sie die Tür zur Praxis aufdrückte.

Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie den Vorraum betrat. Auch hier war alles in dem gleichen, fast schon quietschigen Apfelgrün ausgestattet. Sie blieb ein wenig unschlüssig im Raum stehen, doch noch ehe sie sich dafür entscheiden konnte, was sie als Nächstes tun sollte, betrat Tom den Raum.

Er sah zum Anbeißen aus. Die weißen Hosen lagen eng um seine muskulösen Oberschenkel, genauso wie das weiße Poloshirt, das seine durchtrainierten Arme frei ließ. Er sah sie mit ernster Miene an und umklammerte krampfhaft eine Karteikarte, die er in der Hand hielt.

Einen Moment lang standen sie beide einfach nur da, musterten ihr Gegenüber und wussten beide sichtlich nicht, was zu tun war.

"Hast du ein Rezept?", sagte er mit rauer Stimme und ein Schauder lief ihr über den Rücken.

Gott, er hörte sich so verdammt gut an.

Schnell riss sie sich selbst aus ihrer Starre und wühlte in der kleinen Handtasche nach dem Zettel, den Dave Cooper ihr in die Hand gedrückt hatte. Ihre Hände zitterten, als sie ihm den Wisch entgegenstreckte.

Dass Tom es sehr wohl bemerkte, sah sie an der Art, wie seine Augenbraue nach oben wanderte, als er ihr den Zettel aus der Hand nahm.

Es war ihr peinlich, ultrapeinlich!

Aber er … nun, er hatte schon immer diese Macht über sie gehabt, er hatte sie schon immer nervös gemacht, auf eine irgendwie gute Art. Weil Tom nun mal Tom war, ihre erste große Liebe, der Mann, der ihre Welt so bis in die Grundfeste erschüttert hatte. Der erste, der sie jemals geliebt hatte.

Nach ihrer grauenhaften Kindheit und diesem Weitergereicht-Werden von Pflegefamilie zu Pflegefamilie war er der erste gewesen, der sie liebte und nicht einfach nur das Geld wollte, das er vom Staat dafür bekam, auf sie aufzupassen.

Tom sah das Rezept an und biss für einen Moment die Zähne zusammen. Dann schnappte er sich eine Registerkarte von dem kleinen Tresen rechts im Raum und drehte sich um zu der Tür, aus der er gekommen war.

"Komm mit", sagte er und sie folgte ihm auf wackeligen Knien.

Ihre Augen brannten, weil all das sich so richtig und so falsch gleichzeitig anfühlte. Diese Kälte, die zwischen ihnen war, war beinahe unerträglich und dennoch war es so schön, endlich wieder in seiner Nähe zu sein, seine Stimme zu hören, seine Blicke zu spüren.

Tom setzte sich auf einen kleinen weißen Rollhocker und schrieb etwas auf die Karte, die er mitgenommen hatte. Er sah für einen Moment lang auf und ihre Blicke trafen sich. Dann senkte er schnell den Kopf und deutete in die rechte Ecke.

"Da kannst du deine Sachen ablegen. Erzähl mir kurz, was passiert ist, und mach den … Oberkörper … frei." Er stolperte über die letzten Worte, während er den Blick krampfhaft auf die Karteikarte hielt. "Den … ähm, äh, BH kannst du natürlich anlassen", stammelte er weiter.

Sie erstarrte mitten in der Bewegung, denn erst jetzt wurde ihr klar, was anscheinend ihm gerade auch aufgefallen war. Sie musste sich ausziehen und er würde sie anfassen.

Verdammt!

Ihre Stimme zitterte, genauso wie ihre Hände, als sie sich auszog und antwortete: "Ich bin … äh, so ein bisschen blöd die Treppe runtergefallen."

Er schnaubte und murmelte: "Weil du einen beschissenen, betrunkenen Scheißkerl das Treppenhaus runterschleppst, anstatt dich selbst in Sicherheit zu bringen."

Sie zuckte zusammen. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass Tom ihr das übel nahm. Für ihn war es schließlich immer nur um ihre Sicherheit gegangen.

"Ich … ich hätte ihn doch da nicht sterben lassen können."

Er schnaubte und sah auf, blickte sie so durchdringend, so anklagend an, dass sie sich ganz klein und schuldig fühlte. "Hättest du. Du hättest dich in Sicherheit bringen müssen."

Sie biss sich auf die Unterlippe und hatte irgendwie das Gefühl, sich bei ihm entschuldigen zu müssen – was absurd war, aber … nun ja, so war es schließlich immer zwischen ihnen gewesen, nicht wahr? Tom hatte den Ton angegeben und sie … sie hatte ihm gehorcht. Irgendwie hatte sie erwartet, dass es nach all den Jahren anders wäre, dass sie nun erwachsener und selbstbestimmter wäre. Okay, das war wohl ein Trugschluss gewesen.

Sie riss ihren Blick von seinem los und beschrieb ihm stattdessen lieber, wo genau sie Schmerzen hatte und was ihr so schwerfiel in den Bewegungen.

Er sagte nichts mehr, während sie all das ausführte, und als sie sich zu ihm zurückdrehte, bemerkte sie den Moment, als seine Augen an ihren Brüsten hängen blieben. Ihre Knie wurden noch weicher und das Atmen fiel ihr deutlich schwerer, und zwar nicht wegen des Schmerzes in ihrer Brustwirbelsäule.

"Leg dich auf den Bauch", sagte er und sofort kribbelte es zwischen ihren Beinen, als wäre das hier eins seiner Sexspielchen und nicht eine simple Physiotherapie-Stunde.

Verdammt!

Sie kam seiner Aufforderung nach, wie sie es immer getan hatte, und hörte, wie er ganz langsam neben die Liege trat.

"Dave hat aber alles geröntgt so weit, richtig?"

"Ja. Es … es ist nichts und ich weiß nicht, warum's immer noch so wehtut."

Sie verstummte augenblicklich, als seine Finger ihre Haut berührten. Elektrische Stromschläge zischten durch ihren ganzen Körper, trafen sie vollkommen unvorbereitet und sorgten dafür, dass ihre Atmung schneller ging. Seine Hände waren warm und geschickt, als sie ganz langsam ihren Rücken ertasteten. Stück für Stück, fest und routiniert, während sie beinahe zu kollabieren drohte.

"Du musst dich ein bisschen entspannen", sagte er und seine Stimme war weicher geworden, irgendwie einlullend, während er langsam ihren Arm bewegte.

Nun, entspannen war unter diesen Voraussetzungen gar nicht so einfach. Ihr ganzer Körper war in Alarmbereitschaft und wenn er weiter so über ihre Haut streichelte, würde sie im Anschluss definitiv ein frisches Höschen brauchen.

Okay, das hier war die mit Abstand schlechteste Idee aller Zeiten gewesen, eine absolute Freakshow und sie wusste nicht, wie sie dem jemals hatte zustimmen können.

Innerlich lachte sie auf, weil sie ganz genau wusste, warum sie all dem zugestimmt hatte. Da waren drei herrische Männer gewesen, die ihr alle drei befohlen hatten, in diese Praxis zu kommen: Dave, Matt und Tom selbst. Sie wäre niemals in der Lage dazu gewesen, Nein zu sagen.

Und dann war noch dieser kleine Teil in ihr, der so oder so hatte Ja sagen wollen, der seit so vielen Jahren darauf bestand, dass sie endlich Ja sagte, dass sie endlich wieder zu ihm ging. Dieser kleine Teil, gegen den sie sich so lange so vehement gewehrt hatte.

TOM

Es fiel ihm so verdammt schwer, viel schwerer, als er es für möglich gehalten hätte. Alles hieran sorgte dafür, dass er sich zwölf Jahre zurückversetzt fühlte, in eine Zeit, in der sie noch an seiner Seite gewesen war, in der es selbstverständlich gewesen war, dass er sie anfassen konnte, überall an ihrem schönen Körper.

Ihr Körper, der sich so sehr verändert hatte. Alles an ihr war reifer geworden, irgendwie weicher und runder, obwohl sie noch genauso schlank, fast schon dünn war wie damals.

Aber ihre Brüste waren voller. Gott, er hatte sie gesehen, diese anbetungswürdigen Brüste, die seine Hände genau ausfüllen würden. Der petrolfarbene Spitzen-BH hatte nur das Nötigste verdeckt.

Sie waren bildschön, einfach perfekt, wie damals schon. Aber irgendwie größer und noch anziehender. Oder spielte ihm seine Erinnerung da nur einen Streich?

Er wusste es nicht. Doch er war mehr als dankbar dafür gewesen, als sie sich endlich auf die Liege gelegt hatte.

Auch jetzt sah er noch genug von ihrem wunderschönen Körper: die schmale Taille, der kleine knackige Arsch, den er Gott sei Dank nicht behandeln musste. Es reichte schon, dass seine Finger über ihre samtweiche Haut an ihrem Rücken streichen mussten.

So weich, so gut. Ja, sie fühlte sich so viel besser an als damals – oder er hatte dieses Gefühl einfach verdrängt, wie seine Fingerspitzen kribbelten und dieses Kribbeln langsam hinaufzog durch seine Arme, in seinen ganzen Körper und sich dann unterhalb seiner Gürtellinie sammelte.

Er liebte die Art, wie ihre Arme sich unter seinen Bewegungen spannten und lösten. Er liebte alles an diesem Anblick. Außer der Tatsache, dass sie immer wieder schmerzerfüllt zusammenzuckte, wenn er einen empfindlichen Punkt an ihrem Rücken berührte.

Es waren definitiv einige Prellungen, aber auch ganz viel Schutzspannung und Blockaden, die er hatte lösen können.

Dass er sich überhaupt einigermaßen auf seine Arbeit konzentrieren konnte, war ein Wunder. Sie roch so gut, genauso wie damals. Es war dieses Parfum von Lacoste – Pink irgendwas, er wusste es nicht mehr. Aber sie hatte definitiv noch das gleiche und es trieb ihn in den Wahnsinn.

Es verschaffte ihm Flashbacks aus früheren Zeiten, als würde der Geruch noch so viel mehr in ihm auslösen, als ihr purer Anblick es bereits tat.

Sanft massierte er die großen Muskelstränge unterhalb ihres Schulterblatts. Manchmal stöhnte oder wimmerte sie und sofort begann sein Schwanz in seiner heute irgendwie viel zu engen Hose zu zucken.

Ernsthaft, Junge? Das kann echt nicht wahr sein, dachte er und sah kopfschüttelnd auf sein bestes Stück hinab. Es war eine verdammte Katastrophe.

---ENDE DER LESEPROBE---