Fire (Die Elite 2) - Vivien Summer - E-Book
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Vivien Summer

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Beschreibung

**Spiele niemals mit dem Feuer meines Herzens** Obwohl Malias außerordentliches Feuerelement immer deutlichere Formen annimmt, ist die 17-jährige Elite-Soldatin immer noch nicht von ihren Fähigkeiten überzeugt. Es ist, als ob sie einen wichtigen Teil von sich noch nicht gefunden hätte, aber nicht einmal ihr Mentor Chris kann ihr erklären, was es ist. Währenddessen spitzt sich die Lage in den obersten politischen Rängen immer weiter zu. Als sich die Situation plötzlich gegen sie wendet, kann nur noch Chris sie vor dem sicheren Tod bewahren. Dabei kommen sich die beiden wieder einmal unwillkürlich näher und Malia erfährt etwas über Chris, das alles, was sie je über den attraktiven High Society Boy gedacht hat, in ein anderes Licht stellt… //Alle Bände von Vivien Summers bittersüßen Dystopie-Welt: -- Spark (Die Elite 1)  -- Fire (Die Elite 2)  -- Blaze (Die Elite 3)  -- Dust (Die Elite 4)  -- Die Elite-E-Box (E-Book-Gesamtausgabe) -- Flood (Elite-Spin-off)//

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Vivien Summer

Fire (Die Elite 2)

**Spiele niemals mit dem Feuer meines Herzens** Obwohl Malias außerordentliches Feuerelement immer deutlichere Formen annimmt, ist die 17-jährige Elite-Soldatin immer noch nicht von ihren Fähigkeiten überzeugt. Es ist, als ob sie einen wichtigen Teil von sich noch nicht gefunden hätte, aber nicht einmal ihr Mentor Chris kann ihr erklären, was es ist. Währenddessen spitzt sich die Lage in den obersten politischen Rängen immer weiter zu. Als sich die Situation plötzlich gegen sie wendet, kann nur noch Chris sie vor dem sicheren Tod bewahren. Dabei kommen sich die beiden wieder einmal unwillkürlich näher und Malia erfährt etwas über Chris, das alles, was sie je über den attraktiven High Society Boy gedacht hat, in ein anderes Licht stellt …

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Vita

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© privat

Vivien Summer wurde 1994 in einer Kleinstadt im Süden Niedersachsens geboren. Lange wollte sie mit Büchern nichts am Hut haben, doch schließlich entdeckte auch sie ihre Liebe dafür und verfasste während eines Freiwilligen Sozialen Jahres ihre erste Trilogie. Für die Ausbildung zog sie schließlich nach Hannover, nahm ihre vielen Ideen aber mit und arbeitet nun jede freie Minute daran, ihr Kopfkino zu Papier zu bringen.

Sie wollen einen Kampf,ich gebe ihnen Krieg.Hast du geglaubt, dass du jedem vertrauen kannst?Wusstest du nicht, dass selbst der Teufel mal ein Engel war,der seine Dunkelheit mit einem Lächeln verschwieg?Erkennst du jetzt endlich, wie leicht es ist?

Prolog

Schon als die Lichter der Bar zu flackern begonnen hatten, spürte Jasmine, dass etwas nicht stimmte. Es war wie ein Hauch, der ihr über die nackten Arme fegte und ihr eine Gänsehaut bereitete, während sie ihren Cocktail zurück auf den Tisch stellte und sich die letzten Tropfen des Alkohols von der Oberlippe leckte.

»Nicht jetzt«, flüsterte sie, doch das einsetzende Dröhnen der Sirenen überdeckte ihre Worte unbarmherzig.

Jasmine war beigebracht worden, wie sie sich in diesem Fall zu verhalten hatte. Früher wäre sie in einen der nahe gelegenen Bunker gelaufen und hätte sich versteckt, doch sie war seit ein paar Monaten eine ausgebildete Soldatin und kannte keine Ausreden mehr. Außer, wenn es darum ging Alkohol zu trinken.

Aber das war damals bei der Präsidentenfeier keine Absicht gewesen. Immerhin war sie eingeladen worden, um zu trinken, also hatte sie das getan.

Der Cocktail, der jetzt vor ihrer Nase stand, von dem sie gerade mal einen Schluck getrunken hatte, war bislang ihr einziger an diesem Abend. Fast, als hätte sie es schon den ganzen Tag über gespürt, dass etwas nicht stimmte – obwohl das nicht sein konnte. Auch als Wassersoldatin hatte man keinen sechsten Sinn für einen Angriff.

»Komm, Alex, sitz da nicht so versteinert rum!«, rief sie ihrer Freundin zu, die beim Klang der Sirenen ganz bleich um die Nase geworden war. »Wir müssen in einen Bunker.«

Dass sie selbst es musste, damit sie sich eine Uniform holen konnte, ließ Jasmine vorerst unerwähnt.

Alex war noch nie besonders mutig gewesen, deshalb war sie froh, dass das Serum sie verschont hatte.

Auch, dass sie unter großem Zeitdruck stand, ließ sich Jasmine nicht anmerken. Sobald die Sirenen erklangen, hatte sie als inaktive Reservesoldatin nur fünf Minuten Zeit, sich für den Kampf bereit zu machen. Das beinhaltete den Weg zu irgendeinem Lager mit Montur und Waffen sowie das Umziehen und Ausrüsten. Aber das Letzte, was sie tun würde, wäre, ihre Freundin hierzulassen.

Also zog sie sie am Ellbogen aus der Bar und passte sich automatisch dem Laufschritt an, den sie sich in der Ausbildung antrainiert hatte. Auch wenn viele Passanten an ihr vorbeirannten, als ginge es wahrlich um ihr Leben, hielt Jasmine sich an ihr Tempo.

Mehrmals sah sie sich dabei prüfend um und suchte nach Anzeichen, dass das hier kein wirklicher Angriff, sondern nur eine Übung war.

Da die Menschen aber seit dem Angriff auf die Residenz vor wenigen Wochen sowieso ängstlicher als gewöhnlich waren, glaubte sie nicht, dass die Regierung jetzt auch noch eine Übung initiieren würde. Aber auch das behielt sie für sich.

Mit Alex an der Hand lief sie zum ersten Bunker, der sich ein paar Straßen weiter versteckt in dem Hinterzimmer eines Massagestudios befand.

Die Mitarbeiter dort waren für so einen Fall trainiert. Sie hatten die Luke längst freigeschoben und zählten jeden, der die Treppe nach unten stieg. Dass sie dafür Zuschüsse von der Regierung bekamen, war nur einer der Vorteile, den diese Arbeit beinhaltete.

Auch Jasmine ließ sich zählen und stieg die Treppe nach unten. Die Uhr, die seit dem Einsetzen der Sirenen in ihrem Kopf lief, zeigte gefühlte zwei Minuten an verbleibender Zeit an. Die Mitarbeiter konnten die Bunkerluke nicht ewig offen halten und wenn sie erst mal geschlossen wäre, müsste Jasmine warten, bis sie jemand befreite, und das konnte sie nicht zulassen. Deshalb beeilte sie sich, Alex abzusetzen, verabschiedete sich bei ihr und schloss sich den Soldaten in der Nähe einer kleinen Tür an, die sich unbedingt in den Raum drängeln wollten.

Ein bitterer Geschmack entstand in Jasmines Mund, aber sie riss sich zusammen. Sie war nicht die Einzige, die mit ihrer inneren Uhr zu kämpfen hatte und darauf hoffte, das alles wäre nur ein Probealarm.

Als Jasmine endlich dran war, griff sie sich eine verpackte Uniform der Größe 2 für Wassersoldaten, mit den blauen Streifen, und zog sie sich binnen Sekunden über ihre Klamotten. Für die Füße nahm sie sich ein Paar Schuhe der Größe 11.

Irgendwann während ihrer Ausbildung hatte sie sich angewöhnt, nur noch Kleidung zu tragen, in der sie ohne Probleme in die Uniform wechseln konnte. Mit ihren dünnen Leggings und dem langen Top hätte sie heute keine bessere Wahl treffen können.

In den letzten zwanzig Sekunden bestückte sie ihren Gürtel mit zwei Pistolen, Munition und einem Elektroschocker. Messer waren noch nie ihre Stärke gewesen.

Das Maschinengewehr griff sie sich zum Schluss, dann reihte sie sich hinter den hinauslaufenden Soldaten ein und warf einen letzten Blick in die Richtung, in der sie Alex abgesetzt hatte. Doch sie konnte sie nicht finden.

Jasmine ließ sich von den anderen Soldaten mitreißen, hielt dabei aber Ausschau nach weiteren Wassersoldaten, mit denen sie zusammenarbeiten konnte.

Kaum hatten sie die Oberfläche wieder erreicht, konzentrierten sich ihre Sinne auf etwas anderes: Feuer. Sie roch es, spürte es, weil es ihr größter Feind war.

Als sie sah, dass die Residenz brannte, verharrte sie eine Sekunde zu lang und wurde von einem Soldaten hinter ihr ermahnt weiterzulaufen.

Da verschwand auch das letzte bisschen Hoffnung, es könnte bloß eine lächerliche Übung sein.

***

Sie fluchte lautstark, als sie keine Munition mehr an ihrem Gürtel greifen konnte, und schlug dem Mann mit dem schweren Bein auf ihrer Brust den Lauf ihrer Waffe ins Gesicht.

Ein unterdrückter Schrei kam ihm über die Lippen, während Jasmine beruhigt feststellte, dass seine Wange aufgeplatzt war. Davon motiviert, rammte sie ihm den Ellbogen in die Magengrube und stieß ihn von sich hinunter.

»Miststück!«, zischte er ihr entgegen und streckte seine leeren Hände nach ihr aus, griff aber ins Nichts.

Mit einem gut gezielten Tritt gegen seinen Brustkorb kämpfte sie sich endgültig frei und rappelte sich wieder auf.

Das frühere Mädchen in ihr hätte sich gern für das Miststück revanchiert, aber das war wieder etwas, das sie während ihrer Ausbildung gelernt hatte: Ruhe bewahren. Sich nicht beeindrucken lassen. Nur zutreten.

Vermutlich würde der Stiefel einen schönen Abdruck auf dem Bauch des Mannes hinterlassen, aber das war es ihr wert. Am liebsten hätte sie ihm auch das Wappen des goldenen Drachens von der Jacke gerissen, aber sie musste sich um Munition kümmern. Wenn sie den heutigen Tag überleben wollte, bräuchte sie sogar ganz dringend welche, denn die Anzahl der Feinde schien sich trotz körperlicher Unterlegenheit zu vervielfachen. Fast so, als würde die verdammte Ameisenkönigin ihr Volk zu sich rufen.

Jasmine setzte sich in Bewegung, wobei ihr der Elektroschocker als einzige Waffe übriggeblieben war. Deswegen versuchte sie sich von feindlichen Soldaten fernzuhalten, nutzte aber bei manchen von ihnen den körperlichen Zustand aus. Diejenigen, die so schwach aussahen, dass sie bei einem einzigen Windhauch hätten zu Boden fallen müssen, knockte sie per Elektroschock aus und begann sie dann abzusuchen und zu entwaffnen. Leider fand sie keine Munition, doch das verhasste Messer nahm sie dankbar mit.

Es dauerte eine Weile, bis sie wieder etwas im dichten Nebel der Rauchbomben sehen konnte und darauf hoffte die Silhouetten wären Elementsoldaten, die ihr mit ihrem Munitionsproblem aushelfen konnten.

Ihr Maschinengewehr war ihr längst abgenommen worden. Es waren einfach zu viele, die zuerst auf die Frauen losgingen, weil sie dachten, sie wären die einfachsten Gegner. Dass Jasmine immer noch stand und abgesehen von einer am Arm aufgerissenen Uniform keine Kratzer hatte, zeugte vom Gegenteil. Sie war schnell und sie ließ sich nicht unterkriegen. Nur verfluchte sie ihren Körper dafür, dass er ihr das falsche Element geschenkt hatte. Um so viele Feinde zu überfluten, bräuchte sie schon mehrere Hydranten; oder am besten gleich den ganzen Ozean.

Zwar hatte sie gelernt, anderen Körpern das Wasser zu entziehen, aber die feindlichen Männer schienen darauf vorbereitet worden zu sein. Ihr blieb die perfekte Gelegenheit, sie lang genug festzuhalten, bisher verwehrt.

Als sie eine Bewegung am Rande ihres Blickfelds wahrnahm, sprang sie hinter ein am Straßenrand parkendes Auto und sah durch die verschmierten Scheiben hindurch. Beinahe alles in ihrer Umgebung erschien ihr wie durch einen grauen Filter; trist und verloren. Mit einem abwartenden Herzschlag ließ sie einmal prüfend ihren Blick über die Straße wandern, obwohl ihr Fokus immer noch auf dem Schatten lag, der mit stillen Schritten näher kam.

Jasmines Mund wurde trocken – sie würde ihn umbringen. Bisher hatte sie zu viele am Leben gelassen, aber jetzt war niemand hier, der sie davon abhalten würde. Es war ihre verdammte Aufgabe, ihrem Land zu dienen.

Noch bevor sie das Gesicht des Soldaten erkannte, hatten die blauen Streifen seiner Uniform vor ihren Augen reflektiert und sie sich daraufhin ein wenig entspannt.

Damit sie ihresgleichen aber nicht dazu brachte, auf sie zu schießen, kam sie langsam hinter dem Auto hervor und wartete, bis sie ihm in die Augen sehen konnte.

Wie zu erwarten, richtete er dennoch den Lauf seines Gewehres auf sie – aber über sein Gesicht huschte ein Ausdruck der Erkenntnis.

»Theo?«, hörte Jasmine sich wie in Trance fragen und lief schon auf ihn zu. Sie konnte nicht mehr sagen, wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber es war zu lange her. Er war damals noch kurz mit ihr in der Ausbildung gewesen, ein paar Wochen höchstens. Nach seinem Abschluss wurde er zu einer anderen Station versetzt und sie hatten seitdem den Kontakt verloren.

Es dauerte einen Moment, aber dann hatte auch er sie erkannt.

»Jasmine«, erwiderte er und ließ es dabei wie eine Begrüßung klingen. Er kam ihr ebenfalls entgegen.

»Was zum Teufel machst du hier in Haven?«

»Leben retten«, lautete seine kühle Antwort; so war er schon immer gewesen. »Und dich lassen sie auch frei rumlaufen?«

Jasmine zog Theo, ohne zu antworten, näher an das Auto, hinter dem sie sich gut verstecken konnten.

»Hast du Munition?«, fragte sie und holte ihre Pistole hervor.

Gott sei Dank ließ Theo sich keine Zeit, sondern griff an seinen Gürtel und überließ ihr seine Munition.

»Du solltest von hier verschwinden.«

»Was?«

Theo sah sie entschlossen an. Seine grünen Augen schienen das Einzige zu sein, das ihrer Umgebung ein wenig Farbe verlieh. »Jasmine«, sagte er und klang dabei so, als würde er seine Worte nicht noch einmal wiederholen. »Hier geht es um alles oder nichts, verstanden? Entweder du wirst getötet oder du kommst mit mir mit.«

Wieder sah sie ihn nur verständnislos an. »Mitkommen?«, hakte sie nach. Bevor sie noch etwas sagen konnte, hatten sie Schritte gehört.

Jemand kam auf sie zu, versetzte sie in Alarmbereitschaft, doch als Jasmine aufspringen wollte, hielt Theo sie am Ellbogen zurück. Erst da sah sie, dass seine Hand verletzt war. Jasmine war selbst blutüberströmt, weshalb sie sich im ersten Moment nicht mal sicher war, ob es sein Blut war, das sich auf seiner Hand befand, oder ihres; als sie jedoch sein verzerrtes Gesicht sah, wusste sie es. Es müsste eine tiefe Verletzung sein, wenn sie noch nicht geheilt war.

»Lucy«, rief Theo leise, woraufhin sich die Schritte noch einmal beschleunigten. Ein Schatten oder besser gesagt ein zierliches Mädchen tauchte hinter dem Heck des Wagens auf und erstarrte, als sie Theo erkannte.

Jasmines Blick glitt kurz über die Uniform der Windsoldatin, dann beruhigte sich ihr Herzschlag wieder.

Lucy kam näher und ging in die Hocke, um mit Jasmine und Theo auf einer Höhe zu sein. Einige Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst.

»Wir haben keine Zeit mehr«, flüsterte sie hektisch. »Ich habe jedem Bescheid gesagt, den ich finden konnte. Die meisten wollen bleiben.«

»Selbst schuld.« Theo presste die Lippen zusammen, während er Jasmines Ellbogen wieder losließ.

Blut war auf ihre Uniform gesickert, aber es war nicht so viel, dass es ihr Angst machte. Theo würde heilen, genau wie jeder andere Elementsoldat.

Für den Hauch einer Sekunde bemerkte Jasmine, wie Theo und diese Lucy sich ansahen. Dann unterbrach sie selbst ihre wirren Gedanken. »Kann mir mal jemand verraten, was hier los ist?«

»Wir hauen ab, tauchen unter.«

»Wieso?«

Theo verdrehte die Augen. Er war noch nie der Geduldigste gewesen, aber gäbe er Jasmine die notwendigen Antworten, würden sie nicht mehr hinter einem Autowrack sitzen und feindliche Angriffe befürchten müssen.

»Vertrau uns«, antwortete Lucy schließlich.

»Vertrauen? Wir müssen kämpfen, wir …«

»Wenn wir kämpfen, werden wir sterben. Es sind zu viele, Jasmine. Und Chris hat einen Plan«, erklärte Theo weiter, doch das Resultat war, dass er sie damit nur noch mehr verwirrte. Was hatte Chris auf einmal damit zu tun?

1

Zeit.

Sie ist etwas, das man nicht kontrollieren kann. Man fühlt sie; sie zerrt an einem, ist in ihr gefangen, weiß aber nicht, ob sie stehen geblieben ist oder davonrast. Jedem war dieses Phänomen bekannt – vor allem, wenn man sich wünschte, dass das, was man direkt vor Augen sah, nicht real war. Wenn man hoffte, bloß einen Film zu sehen, den man vorspulen konnte, um die schlimmen und angsteinflößenden Minuten zu überspringen.

Aber im Augenblick schien es eher, als würde mein Leben pausieren.

Unfähig mich zu bewegen starrte ich auf die Stadtmitte, wo die Residenz, der Mittelpunkt meiner Heimatstadt Haven in Flammen stand. Der Himmel darüber war orange gefärbt; die aufsteigenden, düsteren Rauchwolken reflektierten den Brand, sodass das erstickende Gefühl der Angst sich schnell in mir ausbreitete.

Der Anblick versetzte mich in einen merkwürdigen, tranceähnlichen Zustand. Ich hatte noch nie gesehen, wie mächtig Feuer sein konnte, auch wenn ich inzwischen ein Teil davon war. Es faszinierte mich, war schön und schockierend zugleich. Während die Rauchwolken allmählich den Himmel über der Stadt bedeckten, breiteten sich die Flammen umso schneller aus.

Da ich mich nicht rühren konnte, wusste ich nicht, wie schnell das Feuer in Wirklichkeit von der gesamten Stadtmitte Besitz ergriff. Ich konnte nur wie gebannt dorthin starren, wo ich mich vor rund einer halben Stunde noch befunden hatte. Hätte Chris mich nicht vorzeitig vom Training nach Hause geschickt, wäre ich dort gewesen.

Kurz flackerte die Sorge in mir auf, ihm und den anderen beiden, Kay und Ben, könnte etwas zugestoßen sein – aber das war unmöglich.

Christopher Collins hatte seine Ausbildung fast beendet und war durch und durch ein Soldat, der alles tun würde, um die Stadt und seine Rekruten zu beschützen. Meine Angst um sie war völlig unbegründet.

Obwohl sie nicht gänzlich verschwand, erinnerte ich mich wieder daran, was ich tun wollte. Mein Pflichtgefühl hätte mich eigentlich zur Residenz bringen sollen, wo ich als Feuerrekrut meine Uniform anziehen und Haven verteidigen musste. Eigentlich.

Mir war klar, dass Gouverneurin McCann in dieser Situation ihr Versprechen, mich während meiner Ausbildung auf keinen Einsatz zu schicken, brechen würde. Vielleicht war das ein Grund, wieso ich mich plötzlich aus meiner Starre lösen und meine Beine wieder spüren konnte.

Wie aus dem Schlaf gerissen, erinnerte mich mein rasender Herzschlag daran, dass ich meine Familie finden musste. Hektisch drehte ich mich um.

Der Großteil unserer Nachbarn war längst aus den Häusern verschwunden und ins Zentrum der Stadt gerannt, wo sich in der Residenz der größte und sicherste Bunker von allen befand. Anfangs hatte ich noch gehofft, es wäre wieder eine Übung, aber ich hatte mich getäuscht. Das Feuer war Beweis genug.

Jetzt war ich fast allein. Nur wenige Männer und noch weniger Frauen rannten mir entgegen. Einer von ihnen zog einen Koffer hinter sich her, als hätte er noch genügend Zeit gehabt, sein wichtigstes Hab und Gut zu packen. Mir konnte das egal sein. Mehr Sorge bereitete mir, dass die Straße beinahe leer war und ich meine Familie immer noch nirgendwo sehen konnte.

Sie war mir nicht entgegengekommen. Ich hörte meinen kleinen Bruder Aiden nicht weinen, so wie Jill es immer getan hatte, wenn der Alarm losgegangen war. Meine kleine Schwester war vor sieben Jahren an den Folgen der Gentherapien gestorben und genau aus diesem Grund hatte ich unglaubliche Angst davor, meine Familie zu verlieren.

Vielleicht waren sie zu Hause? Vielleicht dachten sie, ich würde zu ihnen kommen? Deshalb rannte ich los und ließ meinen Rucksack achtlos auf dem Boden zurück. Wer oder was die Stadt angriff, war mir in diesem Moment völlig egal. Für mich zählte nur, dass ich meine Familie wiederfand. Zwar hatte meine Rekrutierung erst vor ein paar Wochen begonnen, aber ich würde Dad, Mum und Aiden trotzdem um jeden Preis beschützen. Noch einmal würde ich die Schmerzen des Verlustes, die sich anfühlten, als würde man mir ätzende Säure in den Rachen kippen, nicht ertragen.

Ich versuchte meine Panik runterzuschlucken und mich darauf zu konzentrieren, noch schneller zu unserem Haus zu gelangen. Sehen konnte ich es schon, allerdings zerriss es mir das Herz, als ich sah, dass auch dort keine schützenden Eisentore den Zutritt versperrten.

Du glaubst doch nicht wirklich, dass deine Eltern so dämlich sind und sich gemütlich auf die Couch setzen, während die Stadt angegriffen wird?

Nein, ich glaubte es nicht, aber es war die einzige Hoffnung, die ich hatte. Wo sollten sie denn sonst sein, wenn nicht dort? Sie waren mir nicht entgegengekommen, aber vielleicht hatten sie in den anderen Bunkern Schutz gefunden. Da sich der nächste ein paar Straßen entfernt, etwas außerhalb der Stadt, befand, beschloss ich zuerst dorthin zu laufen, wenn ich sie in unserem Haus nicht finden würde.

Die Sirenen schrien noch immer und als ich feststellte, dass ich der einzige Mensch in dieser Straße war, wirkte die Umgebung so düster wie noch nie. Es fühlte sich einfach nicht real an, wie ich über den Asphalt rannte, hinter mir das Feuer, das sich von Gebäude zu Gebäude ausbreitete.

Erst bei unserem Haus angekommen hielt ich inne und musste mich am Zaun festhalten, um nicht zu stolpern und hinzufallen.

Magnetisch wurde mein Blick von der offenstehenden Haustür angezogen, die so ungeschützt war wie alle anderen in der Straße. Aber warum? Ein technischer Defekt? Grobe Fahrlässigkeit? Eiskalte Absicht?

Mein Herz schlug mir bis zum Hals; bei jedem dumpfen Pochen glaubte ich, es würde den nächsten Impuls nicht überleben.

Die Tatsache, dass trotz der abendlichen Dämmerung kein Licht brannte, ließ mich zittern und hoffnungsvoll einen Schritt weitergehen. Wenn es dunkel im Haus war, hieß das, dass sie möglicherweise gar nicht dort gewesen waren, als der Alarm losging?

Bevor ich allerdings nachsehen konnte, war ich an der Schulter gepackt und herumgewirbelt worden.

Automatisch hob ich die Arme, um mich gegen einen Angriff zu wappnen, und registrierte erst, dass ich schrie, als ich dem Mann in die Augen sah.

Keine Ahnung, ob ihn das für einen Moment so sehr aus der Bahn warf, dass er mich nur perplex anblinzelte, oder ob ihn etwas anderes verwirrte. Ich stieß unkontrolliert den Atem aus, als ich die Uniform der Elite erkannte – eine schwarze Montur mit den vertrauten hellgrauen Steifen an den Seiten, die mir sagten, dass er ein Windsoldat war. Auf dem linken Ärmel seiner Jacke funkelten mich die vier kleinen, in einem Viereck angeordneten, silbernen Sterne der Nationalflagge New Americas an. Sie standen für die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde, die die Soldaten aufgrund der Gentherapie beherrschen konnten.

»Was tust du hier, Lawrence?«, fragte er wütend und starrte mich gnadenlos an.

Wer auch immer er war, ich konnte mich nicht daran erinnern ihn je gesehen zu haben. Woher er meinen Namen kannte, wusste ich auch nicht.

Ich trat automatisch einen Schritt zurück, als befürchtete ich, er würde mich von meinem Plan abhalten.

»Meine Familie. Ich muss nur …«

»Deine Familie?«, unterbrach er mich skeptisch. »Hier ist niemand mehr.«

»Vielleicht …«

»Wir haben eine Anweisung.«

Er folgte meinem Schritt und hatte mich auf eine rasend schnelle, beinahe unsichtbare Art und Weise wieder am Arm gepackt. Nur Windsoldaten konnten sich so schnell bewegen, dass man es kaum sah.

Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.

»Ist mir egal«, zischte ich voller Wut und riss so heftig an meinem Arm, dass mir ein jäher Schmerz einen Herzschlag lang die Luft nahm. »Lass mich los!«

»Wenn die Sirenen angehen, müssen wir in die Residenz«, erklärte er mir gezwungen ruhig, als hätte er schon damit gerechnet auf eine sture Rekrutin wie mich zu treffen.

Aber das war mir egal. Mir war egal, was ich für Pflichten hatte oder was ein normaler Mensch in diesem Moment getan hätte. Ich wollte nur in dieses Haus und nachsehen, ob meine Familie noch da war und auf mich wartete.

»Nur einen Moment«, log ich in der Hoffnung, er würde mich einfach wieder loslassen.

Doch er blieb standhaft, verstärkte seinen Griff nur noch mehr und zog mich am Arm mit sich; weil er zwei Köpfe größer und mindestens doppelt so breit war wie ich, schleifte er mich mühelos vom Haus weg.

Egal, wie heftig ich mich dagegen wehrte, er ließ nicht los. Meine Hände krallten sich an unserem Zaun fest und schmerzten, als ich es immerhin kurz schaffte den Soldaten aufzuhalten.

Was wollte er eigentlich von mir? Wieso ließ er mich nicht einfach in Ruhe? Es konnte ihm doch egal sein, ob ich mein Leben aufs Spiel setzte.

Binnen einer halben Sekunde löste er meinen Griff um den Zaun und zerrte mich davon weg.

»Rekruten müssen in die Residenz gebracht werden«, meinte er und klang dabei so, als würde er etwas auswendig Gelerntes aufsagen.

Ich war wütend – und mir war gleichzeitig zum Heulen zumute. Am liebsten hätte ich mein Feuer gegen ihn verwendet, doch ausgerechnet jetzt schien ich es nicht greifen zu können. Morgen erst hätten Chris und ich mit dem Training anfangen wollen, weil ich zu stark für die leichten Übungen war. Schwer fiel es mir trotzdem noch meine Feuerkräfte zu kontrollieren.

»Und was ist mit meiner Familie?«, stieß ich unter zusammengepressten Zähnen hervor. Ich konnte genauso wenig aufhören mich gegen den Soldaten zu wehren wie er mich in Ruhe zu lassen.

»Die ist bestimmt in Sicherheit.«

»Ich will nachsehen.«

»Nein.«

Entschlossen blickte ich ihm in die Augen und spürte im selben Moment, wie meine Hand zu kribbeln begann. Bevor ich mein Feuer allerdings auf ihn loslassen konnte, hatte er sich unerwartet aufgerichtet und die Straße abwärts Richtung Bunker gestarrt. Dieser lag in unmittelbarer Nähe.

Windsoldaten hatten ein besseres Gehör als andere. Es lag an ihrem Element, dass sie Geräusche eher wahrnahmen; vielleicht konnte er sogar mein rasendes Herz schlagen hören.

Völlig unvorbereitet ließ er mich los und drückte mich zurück auf unser Grundstück.

»Versteck dich und bete, dass sie dich nicht finden.«

Dann begann er zu laufen und verschwamm direkt vor meinen Augen. Man sollte meinen, dass dieser Anblick völlig normal für mich war, doch ich hatte die Soldaten vor meiner Rekrutierung nur sehr selten in Aktion gesehen; und einen Windsoldaten bloß ein einziges Mal bei der Demonstration in der Bahn. Kurz ließ ich mich davon ablenken, doch dann hörte auch ich die Schüsse und stürzte den kleinen Weg zu unserem Haus hoch.

Auf den Treppen wäre ich fast ausgerutscht, aber noch bevor ich die Motorengeräusche zuordnen konnte, war ich im Flur verschwunden.

Beim Fenster angekommen riskierte ich einen kurzen Blick nach draußen und sah, wie der dunkle Geländewagen unserer Regierung langsam die Straße hinunterrollte. Zuerst wollte ich sofort wieder dorthin, doch mein Misstrauen warnte mich rechtzeitig und ließ mich erkennen, dass es nicht unsere Soldaten waren, die dieses Auto fuhren. Das Fenster im Dach war geöffnet worden, sodass sie im Wagen stehen und gleichzeitig die Umgebung mit gezückten Maschinengewehren absuchen konnten.

Das Symbol des Ostens, der goldene Drachenkopf, prangte auf den Monturen der Männer. Anders als bei unseren Soldaten befand es sich auf der Brust und schien mich höhnisch auszulachen.

2

Minutenlang verharrte ich so an der Wand und starrte direkt in unser Wohnzimmer, das leer und aufgeräumt vor mir lag. Zu gern hätte ich nachgesehen, ob ich irgendwo einen Hinweis finden könnte, wo meine Familie sich aufhielt, aber ich rührte mich keinen Millimeter. Ich traute mich nicht mal zu atmen, während ich mich auf das vorbeifahrende Auto konzentrierte. Da ich nicht genau einschätzen konnte, wie schnell sie fuhren, wartete ich so lange, bis es mucksmäuschenstill war.

Die Angst riss mein Herz in zwei Stücke. Meine Familie könnte sonst wo sein und ich stand hier rum und kam vor Panik fast um, weil der Osten, der schon immer die Gentherapien missbilligte, unser Land angegriffen hatte.

Ich schloss die Augen. Wir hätten so oder so mit einem Angriff rechnen müssen, doch wieso ausgerechnet heute? Wieso jetzt? Wieso dann, wenn ich gerade erst meine Ausbildung begonnen und keinen Schimmer hatte, was ich tun sollte?

Irgendetwas in mir hoffte noch, dass sich meine Eltern und Aiden irgendwo im Haus versteckten, denn meine Beine versuchten mich von der Wand loszureißen. Aber ich wusste mit grausamer Gewissheit, dass sie schon seit Stunden nicht mehr hier waren.

Von hier aus konnte ich gerade so durch den Türbogen in die Küche schauen und erkennen, dass Mums Nähzeug ordentlich in einem Körbchen auf dem Stuhl stand. Wäre sie zu Hause gewesen, hätte sie es sofort ausgepackt.

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