Flakka-Cannibals - Klaus-Bernd Padberg - E-Book

Flakka-Cannibals E-Book

Klaus-Bernd Padberg

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Beschreibung

2024 wird in Deutschland Cannabis legalisiert. Experten sehen die bisherige Drogenpolitik als gescheitert an. Die Legalisierung weicher Drogen führt bei Abhängigen vermehrt zum Konsum härterer Drogen. In Deutschland kommt es 2030 zu einer Überflutung mit einer der gefährlichsten Drogen der Welt, Flakka oder Flex genannt. Es kommt zu Angriffen von Drogensüchtigen auf unbeteiligte Bürger. Unschuldige Kinder werden von Flakka-Kannibalen umgebracht. Menschen werden angesprungen und Süchtige beißen ihnen in die Gesichter. Bürgerinnen und Bürger trauen sich nicht mehr vor die Haustür und leben in Angst und Schrecken vor den Flakka-Kannibalen. Die Drogenszene gerät bundesweit außer Kontrolle. Reicht es aus, die Drogensüchtigen weg zu sperren, um die Ausnahmezustände in der BRD wieder in den Griff zu bekommen? Ist ein neues Gesetz notwendig, das den Konsum von Drogen verbietet?

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Seitenzahl: 346

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Jacqueline PadbergDr. Klaus-Bernd Padberg

Flakka-Cannibals

Deutschland 2030

Politthriller

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,das Versagen der Drogenpolitik in der Bundesrepublik wird in diesem Thriller apokalyptisch dargestellt. Dennoch. Wer kann den Bürgerinnen und Bürgern garantieren, dass es ausgeschlossen ist, dass es eines Tages in Deutschland zu einer Überflutung mit der Droge Flakka/Flex kommt? Die Bundesregierung? Wirklich? Ist sie nicht vielmehr mit ihrer Drogenpolitik gescheitert, wenn Flakka sich in Göttingen Ende 2023 bereits besorgniserregend ausgebreitet hat? Wie kann die Bundesregierung dann sicher sein, dass sie alles unter Kontrolle hat? Muss sich die Bevölkerung tatsächlich nicht sorgen und können Kinder hierzulande aufwachsen, ohne dass ihre Eltern befürchten müssen, dass ihr Nachwuchs Opfer eines Flakka-Kannibalen wird? Sind die Gesetze hart genug, um Drogensucht bei jungen Menschen zu verhindern, oder sind sie zu lasch? Ihre Meinung ist uns wichtig.

Viel Spaß beim Lesen.

2024 wird in Deutschland Cannabis legalisiert. Experten sehen die bisherige Drogenpolitik als gescheitert an. Die Legalisierung weicher Drogen führt bei Abhängigen vermehrt zum Konsum härterer Drogen.

In Deutschland kommt es 2030 zu einer Überflutung mit einer der gefährlichsten Drogen der Welt, Flakka oder Flex genannt. 

Es kommt zu Angriffen von Drogensüchtigen auf unbeteiligte Bürger. Unschuldige Kinder werden von Flakka-Kannibalen umgebracht. Menschen werden angesprungen und Süchtige beißen ihnen in die Gesichter. Bürgerinnen und Bürger trauen sich nicht mehr vor die Haustür und leben in Angst und Schrecken vor den Flakka-Kannibalen.

Die Drogenszene gerät bundesweit außer Kontrolle.

 Reicht es aus, die Drogensüchtigen wegzusperren, um die Ausnahmezustände in der BRD wieder in den Griff zu bekommen?

Ist ein neues Gesetz notwendig, das den Konsum von Drogen verbietet? 

Jacqueline PadbergDr. Klaus-Bernd Padberg

Flakka-Cannibals

Deutschland 2030

Politthriller

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1Doppelmord im Elternhaus

2Das blutige Erbe

3Amoklauf im Supermarkt

4Der ungebetene Gast

5Evakuierung im Krankenhaus

6Zivilcourage mit Todesfolge

7Randale im Wohnhaus

8Amoklauf in der Schule

9Stellungnahme des BKA

10Ist ein neues Gesetz in der BRD notwendig?

11Franz‘ Sohn

12Tote auf dem Rathausplatz

13Drama auf einem Kinderspielplatz

14Der Kriegsveteran

15Das Interview

16Lauf um dein Leben!

17Achim

18Das Volk in Aufruhr

19Das neue Gesetz

1 Doppelmord im Elternhaus

In Deutschland hat sich 2030 eine Droge namens Flakka so verbreitet, dass fast kein Tag vergeht, an dem nicht ein Drogenabhängiger nach dem Konsum dieser Droge Amok läuft. Die Dealer sind schwierig zu ermitteln und finden immer wieder neue Wege, den Stoff zu verkaufen. Die Bevölkerung ist zu wenig darüber informiert, was diese Teufelsdroge alles anrichten kann.

Wie alles begann.

Ein älteres Ehepaar besitzt außerhalb von Berlin einen wunderschönen, freistehenden Bungalow mit zwei Etagen. Sie sind erst vor wenigen Monaten in den Ruhestand gegangen und genießen jetzt ihr Leben. Die Familie hat aber ein dunkles Geheimnis, von dem niemand etwas weiß, und das ihr zum Verhängnis wird.

Ihr Sohn ist seit Jahren drogenabhängig und lebt auf der Straße. Die Nachbarn und Freunde wissen das nicht. Die Rentner erzählen immer, dass ihr Junior nach dem Studium in die USA ausgewandert sei. Er arbeite dort erfolgreich als Fotograf.

In Wirklichkeit hat er keine abgeschlossene Berufsausbildung und stattet seinen Eltern von Zeit zu Zeit einen Besuch ab. Dann erhält er eine warme Mahlzeit und ein paar Euro von ihnen. Die Nachbarn glauben, dass der junge Mann ein Neffe der Rentner ist, um den das Ehepaar sich gelegentlich kümmert. Die Eheleute verleugnen ihren eigenen Sohn, weil es ihnen peinlich ist, dass er vor Jahren abgerutscht ist und drogenabhängig wurde. Timo ist durch seine jahrelange Drogensucht so heruntergekommen und gealtert, dass ihn niemand erkennt. Bevor der Junkie den Bungalow verlassen darf, muss er immer warten, bis es draußen dunkel geworden ist. Das ist die Bedingung, die seine Eltern ihm für die Erlaubnis, sie besuchen zu dürfen, stellten. Sie wollen nicht Gefahr laufen, dass er öfters bei ihnen gesehen wird und ihn jemand erkennen und dem Ehepaar unangenehme Fragen stellen könnte.

Flakka, in der Bundesrepublik auch als 'Flex' bekannt, macht seit Jahren Schlagzeilen in Deutschland. Timo konsumiert die Droge nicht, obwohl er einige Junkies aus der Szene kennt, die das tun. Er weiß, dass diese Plastikdroge schnell abhängig macht. Sie ist gefährlich, und sie zerstört Menschen binnen kurzer Zeit geistig und körperlich.

Auf die Republik verteilt sitzen 2030 die Dealer in zahlreichen Städten in ihren Wohnungen und stellen die synthetische Droge her. Sie versorgen die Junkies jetzt in Berlin regelmäßig mit Flakka. Warum breitete sich diese Teufelsdroge in der BRD massiv aus? In den frühen 2010er Jahren wurde ein Heroin-Ring zerschlagen. Nach dem Ereignis sahen sich die Dealer nach kostengünstigen Varianten um und wurden auf Flakka aufmerksam. Ein Gramm des Stoffes kostet Drogenabhängige weniger als zehn Euro. Für eine Konsumeinheit wird aber lediglich 0,05 g MDPV1 benötigt. Die Junkies spritzen, rauchen oder schniefen es. In Deutschland ist Flakka verboten. Seit 2023 ist es wieder vermehrt in Umlauf.

Im Jahr 2030 ist es in der Bundesrepublik in vielen Städten weit verbreitet. Der Anteil von Flakka an allen gehandelten Drogen nimmt ein ungeahntes Ausmaß an.

Timo hat sich vorgenommen, es niemals zu kaufen. Er weiß, dass Flex regelrechte Kannibalen aus Menschen macht. Er lässt lieber die Finger von dem gefährlichen Stoff. Er will keine Wahnvorstellungen, paranoide Schübe oder Panikattacken durch Flex bekommen. Ein vernünftiger und ratsamer Vorsatz, den Timo eines Tages über Bord wirft.

Seit Corona wurde es für ihn auf der Straße schwieriger mit dem Schnorren. Das änderte sich nach der Pandemie nicht. Seine Eltern sind seit geraumer Zeit nicht mehr bereit, ihm Geld für Drogen zu geben. Ihr Sohn ist inzwischen vierzig Jahre alt, und sie finden, dass es an der Zeit ist, dass Timo anfängt, etwas in seinem Leben zu ändern. Sie verlangen von ihm, dass er einen Entzug macht. Das ist nicht in Timos Interesse. Er kann nicht ohne seine Drogen durch den Alltag kommen. Er hat nicht vor, sich in eine Entzugsklinik zu begeben. Das sagt er aber seinen Eltern nicht. Er bittet sie, nachdem er auf der Straße kaum noch Geld schnorren kann, ein paar Tage bei ihnen unterkommen zu dürfen. Timo lügt seiner Mutter vor, zeitnah einen Entzug zu beginnen, wenn er wieder in sein Elternhaus zurückkommen darf. Seine Eltern stimmen schweren Herzens und mit großem Zweifel Timos Einzug zu. Sie geben ihrem Sohn zehn Euro pro Tag, die er sich gut einteilen soll. Die Summe ist für Zigaretten, Kaugummi und Kaffee vorgesehen. Etwas anderes darf Timo sich von dem Geld nicht besorgen. So ist es mit seinen Eltern vereinbart. Der Betrag sei nicht für den Kauf von Drogen gedacht. Tue er es trotzdem, müsse er sein Elternhaus wieder verlassen, ermahnen sie ihren Sohn. Timo stimmt der Bedingung zu. Das ältere Paar hofft, dass ihr Kind diesmal den Absprung schafft. Ihre Gefühle sind ein Mix aus Elternliebe und verzweifelter Hoffnung.

Timo nimmt das Geld und macht sich trotz seines Versprechens wenige Tage nach seinem Einzug auf den Weg zu seinem Drogendealer. Er versucht, mit ihm zu verhandeln, da er weiterhin sein Heroin bekommen will. Der Dealer lehnt ab und bietet dem Junkie an, dass er ihm für die paar Euro lediglich 'Badesalz' anbieten könne. Flex wird in der Szene als 'Badesalz' bezeichnet. Baden kann man darin jedoch nicht ... Damit müsse er sich dann eben begnügen, meint der Dealer. Timo will das Teufelszeug nicht konsumieren, aber was soll er machen? Etwas anderes kann er sich derzeit nicht leisten. Er zögert einen Augenblick, überlegt, kauft es und zieht frustriert von dannen.

Als er zu Hause zur Tür hereinkommt, sitzen seine Eltern vor dem Fernseher und schauen 'Tatort'. Dass sie in wenigen Stunden tot sein werden, können sie nicht wissen.

Timo geht auf Zehenspitzen in sein Zimmer. Er hat keine Lust, sich zu rechtfertigen, wo er jetzt herkommt. Er hat Suchtdruck und kämpft mit Entzugserscheinungen. Er braucht dringend Stoff und zweifelt, ob er das Flakka rauchen soll.

Timo wartet ein paar Stunden ab. Er hadert mit sich. Mitten in der Nacht hält er es dann nicht mehr aus. Die Sucht gewinnt Oberhand. Er steht auf und legt kleine Splitter der Droge in seinen Tabak, als er sich die Zigarette dreht. Es stinkt, dieses Flakka, grübelt er. Das Zeug riecht wie alte, gebrauchte Socken, findet der Junkie und grinst vor sich hin. Er nimmt erneut einen Zug und noch einen. Das Lachen wird ihm aber schon bald vergehen. Die Wirkung von Flakka entfaltet sich und wird jetzt zu seinem Höllentrip.

Er liegt wenige Minuten später im Rausch auf seinem Bett und wälzt sich auf seiner Matratze. Seine Eltern bekommen das nicht mit, da sie schon vor einer Stunde nach oben gingen, um sich schlafen zu legen. Timo kämpft mit Wahnvorstellungen und ist nach der Einnahme von Flakka in seiner eigenen Welt gefangen. Er ist hellwach und unruhig. Er schwitzt und hat Herzrasen. Ihm ist sehr warm. In seiner Vorstellung ist er auf einem Schiff. Das Boot droht zu sinken, und er kommt nicht weg. Seine Eltern lachen ihren Sohn aus und versperren ihm den Weg, als Timo ins Meer springen möchte. Er soll nach dem Willen seiner Eltern ertrinken? Das Wasser steigt im sinkenden Schiff. Er will nicht sterben! Warum lassen ihn seine Eltern nicht aus dem Boot? Warum soll ihr einziger Sohn ertrinken? Der Junkie versteht es nicht. In seinem Wahn schlägt er mit den Fäusten immer wieder auf seine Bettdecke. Dann dreht er sich vom Bett weg und versucht, die Zimmerwand hochzulaufen. Er halluziniert, dass das Wasser ihn jeden Moment erreichen und dass er ertrinken wird. Er krallt seine Hände an der Tapete fest und ist damit beschäftigt, Halt zu bekommen, um die Wand hochkrabbeln zu können. Er legt sich auf den Fußboden und beginnt mit Schwimmbewegungen. Er glaubt sich im Wasser und will dem drohenden Ertrinkungstod davonschwimmen. Er streckt den Kopf empor, damit er sich nicht verschluckt und ertrinkt. Dann findet er in seinen Wahnvorstellungen doch einen Weg, an seinen Eltern vorbeizukommen. Die lachen ihn nur aus! Timo öffnet seine Zimmertür und rennt hinunter in die Küche. Für ihn ist es die Kombüse, die noch nicht unter Wasser steht. Er hat jeglichen Realitätsbezug verloren.

Seine Eltern schlafen zu diesem Zeitpunkt tief und fest. Als der Junkie barfuß auf dem Holzboden der Küche steht, sieht er plötzlich Wasser, das unter der Tür eindringt. Die Kombüse droht zu überfluten! Er verfällt in Panik, nimmt Geschirrtücher, um den Türspalt abzudecken, damit das Wasser nicht mehr eindringen kann. Es ist vergebens. Timo greift in seinem Wahn nach allem, was er finden kann, um zu verhindern, dass das Wasser in die Küche eindringt. Seine Eltern sitzen in Timos Phantasie am Küchentisch und lachen ihren Sohn aus. Sie freut es, dass er ertrinken wird. Seine Bemühungen sind umsonst. Das Wasser läuft unter der Tür hindurch, und die Kombüse steht für Timo zur Hälfte unter Wasser. Der Tisch und die Stühle schwimmen bereits. Seine Eltern sitzen immer noch ruhig auf ihren Hinterteilen und lachen ihren Sohn aus, obwohl sie längst ertrunken sein müssten. Der Süchtige bildet sich ein, dass das Wasser den beiden nichts anhaben kann. Nur er soll ertrinken? Er muss jetzt einen Weg finden, um zu überleben. Und das wird er nur, wenn er seinen Eltern entkommt. Da ist er ganz sicher. Timo schnappt sich das große Küchenmesser aus dem Messerblock und rennt aus der Küche. Er ist jetzt im Gang des Schiffes und sucht nach einem Weg aus dem sinkenden Boot. Er läuft hoch ins Schlafzimmer. Nein! Schon wieder stellen sich seine Eltern ihm in den Weg! Sie waren doch gerade noch in der Kombüse. Der Junkie verzweifelt. Er muss sie ausschalten, sonst wird er im Boot ertrinken!

Timo stellt sich vor das Bett und sieht seine Mutter an. Seine Phantasie ändert sich plötzlich. Sie ist jetzt eine böse Hexe, die nur ein Ziel hat: Er soll auf dem Schiff vor ihren Augen ertrinken. Sie lacht ihn aus und setzt sich im Bett aufrecht. Sie zeigt mit dem Finger auf ihren Sohn und faucht. In Timos Phantasie verkörpert sie das typische Bild einer bösen Hexe. Sie trägt ein zerfleddertes Kopftuch, das speckig ist und Löcher hat. Die alte Frau hat einen zu langen Schneidezahn, der bei ihrem hämischen Grinsen zum Vorschein kommt. Sie hat zwei hässliche Warzen im Gesicht, und ihr Blick ist einfach nur diabolisch. Timo versteht nicht, warum seine Mutter sich so gemein verhält. Sie ist zu einer Hexe mutiert. Sie war doch eben noch unten in der Kombüse. Wie konnte das Wasser so schnell die Treppe hochlaufen, und warum füllt sich die Schiffskabine seiner Eltern jetzt mit Wasser? Wieso ertrinken sie nicht, und warum soll er als ihr einziger Sohn sterben? Timo phantasiert, dass er nur eine Möglichkeit hat, an seinen Eltern vorbei aus dem Schiff herauszukommen.

Er muss sie töten! Er greift seine Mutter im Schlaf an. Er packt sie an den Haaren und schneidet ihr in einem Zug mit dem Küchenmesser die Kehle durch. Sie zuckt nur kurz. Da sie geschlafen hat, bemerkt sie lediglich für den Bruchteil einer Sekunde, dass Timo ihr den Kopf nach hinten zieht. Dann kommt schon der Tod.

Das Blut läuft am Hals entlang auf das Bettlaken. Die Adern pulsieren für einige Sekunden sichtbar, bevor die rote Flüssigkeit nur noch langsam rinnt. Die Augen der Mutter sind weit aufgerissen.

Timos Vater ist aufgewacht und realisiert nur teilweise, was vor sich geht. Er springt sofort aus dem Bett und will vor seinem verrückt gewordenen Sohn flüchten, als er das Messer sieht. Es gelingt ihm nicht. Timo schnappt ihn sich. Er hält den Rentner am Pyjama fest und rammt seinem Vater die große, scharfe Klinge in den Oberschenkel. Der Junkie hat eine Arterie getroffen. Sein Vater schreit kurz auf und versucht, mit seinen Händen die Blutung zu stoppen. Er verliert viel Blut. Er schreit um Hilfe und ist in Panik. Timo packt ihn von hinten brutal am Schopf. Er sticht ihm in die Brust, ins Gesicht und in die Augen. Timos Erzeuger ist längst tot und liegt am Boden. Sein Sohn schneidet ihm die Lauscher ab. Der Junkie hört nicht auf, auf ihn einzustechen. Er kann sich nicht beruhigen. Er sitzt auf seinem Vater und sticht immer wieder zu. Die abgeschnittenen Ohren liegen auf dem Teppichboden.

Der Wasserpegel im Schlafzimmer sinkt. Als Timo annimmt, dass er nicht mehr ertrinken muss, beruhigt er sich ein wenig. Er geht nach unten in die Kombüse und läuft unruhig mit dem Messer auf und ab. Es schockiert ihn nicht, dass er gerade seine eigenen Eltern umgebracht hat. Das realisiert er gar nicht. Für ihn war es die einzig richtige Entscheidung, um selbst mit dem Leben davonzukommen. Plötzlich sieht Timo, dass das Wasser wieder unter der Küchentür durchkommt. Es erreicht seine nackten Füße. Der Junkie bekommt sofort Panik und springt immer in die Höhe, abwechselnd von einem Bein auf das andere. Es ist nicht vorbei! Sein Vater und seine Mutter lachen ihn in seiner Vorstellung nach wie vor aus! Timo rennt nach oben. Er sticht unzählige Male auf seine Mutter ein, die im Bett liegt und lange tot ist. Er schneidet ihr ebenfalls beide Ohren ab. Dann rammt er seinem Vater, der regungslos am Boden liegt, wieder die Klinge in die Brust. Der Wasserpegel sinkt. Timo atmet auf. Erst einmal ist Ruhe! Er nimmt die abgeschnittenen Ohrmuscheln und geht hinunter in die Küche. Er sitzt dort stundenlang mit den Ohren seiner Eltern in den Händen auf einem Stuhl und starrt vor sich hin. Er ist unruhig und hat Schwierigkeiten, gerade sitzen zu bleiben. Er rutscht immer wieder von der Sitzfläche, führt Selbstgespräche und muss die Ohren fallen lassen und sich mit den Händen abstützen, damit er nicht vom Stuhl fällt.

Etwas später stellt er fest, dass das Wasser um seinen Sitzplatz herum ansteigt. Der Junkie redet sich erneut ein, dass er ertrinken wird. Er stakst zügig durch das Wasser und rennt in den Garten. Er kann das Schiff verlassen! Aber das Wasser steigt empor! Er muss etwas tun! Timo sieht eine Axt und zieht sie aus dem Holzstumpf. Dann geht er zurück nach oben ins Schlafzimmer. Er spaltet seiner Mutter den Schädel und hackt ihr die Beine ab, nachdem er sie vom Bett heruntergezogen hat.

Neben dem Torso liegen die abgetrennten Beine, und ihr Schädel ist zerschlagen. Dann stößt Timo einen Wutschrei aus und dreht die Leiche des alten Mannes auf den Rücken. Er holt mit der Axt aus und schlägt kräftig zu. Er lässt sie im Brustkorb seines Vaters stecken. Die Kleidung des Junkies ist blutverschmiert, und er kommt nicht zur Ruhe. Er wischt sich mit dem linken Arm den Schweiß von der Stirn und reißt sich seine Klamotten vom Körper. »Diese Hitze! Es ist fürchterlich heiß!« Timo glüht!

Es dauert fast 26 Stunden, bis er endlich einschlafen kann. Als der Junkie aufwacht, trägt er keine Kleidung. Er liegt splitterfasernackt auf dem Sofa, erinnert sich schwach und bekommt Gänsehaut. Als er auf Zehenspitzen nach oben ins Schlafzimmer geht und das Massaker sieht, wird ihm speiübel. Timo übergibt sich. Er hat ein Blutbad angerichtet und seine Eltern umgebracht.

Die Wirkung des Flakka ist verflogen. Der Trip ist vorbei. Jetzt wird Timo erst bewusst, was er getan hat. Die Erinnerungen an das sinkende Schiff und seine Angst zu ertrinken kommen zurück. Er bekommt Magenkrämpfe. Er muss raus aus dem Zimmer und stürzt hinunter in die Küche. Er ist völlig durcheinander und kommt nur langsam zu klaren Gedanken. Panisch setzt er sich mit zitternden Händen an den Küchentisch und hyperventiliert. Dann starrt er auf die abgeschnittenen Ohren. Erschrocken springt er auf. Er muss raus aus dem Haus! Der Junkie rennt in den Garten und überlegt.

Er will auf gar keinen Fall für die beiden Morde ins Gefängnis wandern. Timo sagt sich immer wieder, dass er das ja nicht gewollt habe. Er weint. Er reißt sich zusammen und wischt sich die Tränen von seinen Wangen ab, als er mit seinen nackten Füßen durch das Gras streift. Er realisiert erst jetzt, dass er komplett nackt ist. Er muss wieder zurück in das Haus gehen.

Timo zwingt sich und rennt nach oben, ohne direkt in das Schlafzimmer seiner Eltern zu sehen, als er zum Badezimmer geht. Er nimmt ein Bad und zieht frische Sachen an. Dann sucht er die Geldbörsen seiner Mutter und seines Vaters in der Küche und im Wohnzimmer. Bevor er sein Elternhaus verlässt, sieht er aus dem Fenster, ob die Luft rein ist. Weit und breit ist niemand zu sehen. Er lässt die Gardine fallen. Timo atmet auf und rennt schnurstracks vom Grundstück.

In den nächsten Tagen hebt er größere Beträge vom Konto seiner Eltern ab. Es ist Sommer, und im Bungalow ist es sehr warm. Die Putzfrau von Timos Eltern hatte eine Woche Urlaub. Als sie an ihrem ersten Arbeitstag die Haustür aufschließt, lässt sie ihre Handtasche fallen und hält sich die Nase zu. Es stinkt bestialisch im Haus. Sie hat Mühe, sich nicht zu übergeben. Als sie die Küche betritt, bemerkt sie, dass vier blutige Ohren auf dem Fußboden liegen und der Küchenboden blutverschmiert ist. Sie ist schockiert und hält sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund. Die Frau rennt augenblicklich aus dem Haus und zückt ihr Smartphone. Aufgeregt schildert sie der Polizei, was sie entdeckt hat.

Ein Streifenwagen ist wenige Minuten später vor Ort. Die eingetroffenen Beamten befragen die Putzfrau nur kurz und betreten dann alleine das Haus. Nach geraumer Zeit kommen sie zurück und telefonieren sofort mit der Zentrale. Die Mordkommission wird verständigt.

Als Tom Bensky mit seinem Kollegen Sturm im Schlafzimmer steht, trauen sie ihren Augen kaum. Sie haben ein Bild des Grauens vor Augen. Die Beine der toten, alten Frau wurden abgetrennt und liegen neben ihr auf dem Teppich. Ein scharfes, großes Messer findet sich im Ehebett. Die Laken sind rot und blutgetränkt. Auf der rechten Seite vor dem Bett liegt ihr Ehemann mit einer Axt, die in seinem Brustkorb steckt. Die Polizisten sehen, dass beide Opfer keine Ohren mehr haben. Was zum Teufel ist hier nur vor sich gegangen?, fragen sie sich.

»Mein Gott,« sagt Bensky zu seinem Kollegen, »wer hat denn hier gewütet? Das hat mit einem Raubmord nichts zu tun. Hier ist jemand komplett durchgedreht. Das ist ja ein Massaker.«

»Die KTU ist unten in der Küche. Sie haben mich gebeten, dass wir nicht zu lange hier oben bleiben, Tom, damit die Spurenlage sauber bleibt. Wir sollten runtergehen und uns erkundigen, ob die Kollegen schon etwas für uns haben!«

Wer zum Teufel hat so ein Massaker angerichtet? Sturm schlägt erst einmal die vielen Fliegen weg, die ihm um den Kopf schwirren. Er sieht sich die zerstochenen Augen des Rentners an und bekommt Kopfschmerzen. Der Verwesungsprozess ist aufgrund der hohen Temperatur im Schlafzimmer stark fortgeschritten. Die Leichen sind aufgedunsen, und die Fliegen tummeln sich darauf. Überall klebt Blut, an den Wänden, auf dem Teppichboden und an den Möbelstücken. Der Gestank im Haus ist kaum auszuhalten. Die Leichenteile werden nach den ersten Untersuchungen in die Rechtsmedizin gebracht.

Bensky und Sturm gehen hinunter in die Küche. Es ist Bensky ganz recht, nicht zu lange oben im Schlafzimmer bleiben zu müssen. Das hält ja kein Mensch aus, diesen Gestank! Fürchterlich. Die Kollegen von der KTU können einem manchmal echt leidtun, denkt er, als Sturm sich an die KTU wendet.

»Könnt ihr schon was sagen?«

»Wir sind hier unten bald fertig. Geldbörsen fehlen. Kein Geld in der Küche und auch nicht im Wohnzimmer. Die Papiere haben wir gefunden. Die lassen wir euch noch heute zukommen. Es sieht nicht nach einem oder mehreren geplant vorgehenden Tätern aus. Das scheint hier eher ein Amoklauf gewesen zu sein.«

»Ja, das vermuten wir ebenfalls. Vielen Dank erst einmal, Kollegen.«

Sturm und Bensky sind froh, dass sie endlich an die frische Luft gehen können. Sie atmen tief ein und aus.

»Was für eine Scheiße! Hoffentlich klärt sich die Sache schnell.«, meint Bensky, als die Ermittler in den Wagen steigen, um ins Präsidium zu fahren.

Der Pathologe Dr. Joseph Roth führt die Obduktionen durch. Kommissar Tom Bensky sucht ihn wenig später mit seinem Kollegen Sturm auf, weil er ein paar Fragen hat.

»Sagen Sie, Dr. Roth, haben die Opfer mitbekommen, dass ihnen die Ohren abgeschnitten wurden? Und war die Frau am Leben, als der Täter ihr mit der Axt die Beine abgehackt hat? Hat der Mann noch gelebt, als er mit der Axt ....? Ich hoffe nicht, dass er zu dem Zeitpunkt bei Bewusstsein war. Doktor?«

Der Rechtsmediziner sieht sich den gespaltenen Schädel der Rentnerin noch einmal in Ruhe an. Er tritt näher an die Leiche heran und wirft Bensky einen Blick zu.

»Nein, der Frau hat man zuerst die Kehle durchgeschnitten. Dadurch war sie auf der Stelle tot. Sie ist verblutet. Und das männliche Opfer wurde mit dem Messer ins Bein und in den Brustkorb gestochen. Und das etliche Male. Beide haben nicht mehr mitbekommen, dass ihnen die Ohren abgeschnitten und dass sie mit der Axt bearbeitet wurden. Den Ruhestand stellt man sich anders vor, Herr Kommissar. Ich möchte nicht tauschen mit dem Ehepaar.«

»Sehr witzig, Doktor!«, murmelt Bensky, als er sich bedankt und die Rechtsmedizin verlässt.

Der Fall wird aufgrund der Bargeldabhebungen mit der EC-Karte zügig aufgeklärt. Die Zielfahnder können Timo schnell ausfindig machen. Sie nehmen ihn fest, als er am selben Geldautomaten erneut versucht, Geld abzuheben. Bensky kann nicht fassen, was der Mann seinen Eltern angetan hat. Jetzt sitzt der Täter im Verhörraum. Der Junkie zittert am ganzen Körper. Er erzählt dem Ermittler alles, an was er sich erinnert.

»Hören Sie, ich hatte keine andere Wahl. Ich musste sie töten. Ich wäre ansonsten auf diesem Schiff ertrunken. Sie wollten mich umbringen, und überall war Wasser. Eine Alternative gab es nicht. Sonst wäre ich gestorben. Meine Eltern wollten, dass ich sterbe. Sie haben mich sogar ausgelacht, als ich sie angefleht habe, mich vom Schiff springen zu lassen. Sie hatten nur das Ziel, dass ich krepiere. Ich wusste mir nicht anders zu helfen und habe sie umgebracht. Diese Wahnvorstellungen kamen von diesem Flakka. Ich hatte Paranoia davon. Ich weiß, dass der Stoff übel ist. Ich wollte ihn nicht konsumieren. Aber meine Eltern haben mich kurz gehalten. Deshalb habe ich mir das billige Zeug gekauft. Irgendwas musste ich ja nehmen. Wie sollte ich das Craving sonst aushalten? Sie hätten mich nicht so knapp halten dürfen! Meine Eltern sind schuld.«

Bensky und sein Kollege schütteln nur den Kopf, als sie den Verhörraum verlassen. Sturm fragt.

»Wenn das stimmt, kann er dann überhaupt verurteilt werden, Tom? Ich nehme an, dass er unter Drogeneinfluss doch gar nicht zurechnungsfähig war? Oder irre ich mich da?«

Bensky zuckt nur mit den Schultern und sagt, dass das ein Richter entscheiden müsse. Ihre Aufgabe sei es, Morde aufzuklären, und das hätten sie getan. Sturm findet es trotzdem schrecklich, dass zwei Rentner auf so eine brutale Art sterben mussten, weil bei ihrem Sohn Timo Drogen im Spiel waren.

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Die Geschichte ist ein gefundenes Fressen für die örtliche Boulevard-Presse. In einem halbseitigen Artikel wird über den Vorfall in dem Haus berichtet. Der Bürgermeister zeigt sich entsetzt, dass ein derartiges Verbrechen in seiner Stadt passiert ist. Alle offiziellen Stellen reden von einem bedauerlichen Einzelschicksal. Auf die Tatsache, dass die Tat unter dem Einfluss der Droge Flakka begangen wurde, geht er nicht weiter ein.

Als der Bürgermeister von einem Einzelfall spricht, sieht die Opposition die Chance, politisch Land gutzumachen. Der Fraktionsvorsitzende der CDU weist darauf hin, dass Göttingen im Jahre 2023 schon ein Hotspot für die Droge Flakka gewesen sei. Das habe das Landeskriminalamt damals bestätigt. Ursache für die Verbreitung von Flex/Flakka sei ein Schlag des Kriminalamtes gegen den Heroinhandel im Jahre 2012 gewesen. Daraufhin hätten die Süchtigen zu 'Badesalz' gewechselt, dem damals geläufigen Handelsnamen für Flex/Flakka. Die CDU-Fraktion habe nachweislich schon zu damaliger Zeit dringenden Handlungsbedarf gesehen, aber die SPD habe mit Unterstützung der Grünen ja nicht reagiert. Die Opposition habe sich somit nichts vorzuwerfen, sondern die in der Regierung stehenden Parteien seien ursächlich für die Zustände in Göttingen verantwortlich. Es sei bedauerlich, dass die schöne Heimatstadt Berlin inzwischen als der Drogen-Hotspot für Flex/Flakka in Deutschland gelte. Die Opposition fragt die Regierung der Stadt Berlin eindringlich, was diese gegen die starke Ausbreitung des Drogenhandels, insbesondere am Waageplatz, zu tun gedenke? Die Antwort lasse auf sich warten. Das sei zu erwarten gewesen.

Der Doppelmord bleibt einige Wochen in der Lokalpresse, danach ist die Tat vergessen. Man wendet sich wieder anderen Themen zu.

2 Das blutige Erbe

Achim ist der Neffe des ermordeten Paares. Er ist entsetzt, als er hört, welches Drama sich in Berlin abgespielt hat. Seiner Frau erzählt er aus triftigem Grund nichts von dem Doppelmord. Er ist ganz aus dem Häuschen, als er erfährt, dass er den Bungalow erbt. Die Opfer machten vor Jahren schon ein Testament, in dem Achim als alleiniger Erbe eingesetzt wurde. Wegen seiner Drogensucht hatten die Eltern Timo enterbt. Er erhält nur seinen Pflichtteil. Sie wollten ihm nach ihrem Tod auf keinen Fall seine Sucht finanzieren.

Als Achim vom Erbe erfährt, bricht er in Freudentränen aus. Ein Sparbuch mit 50.000 Euro erbt er ebenfalls. Er ist von Beruf Fliesenleger, lebt mit seinen Liebsten in Göttingen und ist Alleinverdiener. Er muss eine Frau und drei Kinder versorgen. Große Sprünge können sie von seinem Gehalt nicht machen, aber sie kommen über die Runden. Seit vielen Jahren träumt die Familie von einem eigenen Haus. Sie haben ihren Wunschtraum nie aufgegeben. Jetzt wird ihr Traum endlich wahr. Achim war als Kind oft bei seiner Tante und seinem Onkel zu Besuch. Er hatte seit Jahrzehnten aber keinen näheren Kontakt mehr. Warum sie ausgerechnet ihn als Erben einsetzten, ist ihm nicht erklärlich. Seine Freude über die Erbschaft ist verständlicherweise groß.

Achim wurde über die Morde an seiner Tante und an seinem Onkel unterrichtet. Seiner Frau Sybille verschweigt er die Morde zunächst. Sie hatte bis 2024 in einem Restaurant in Göttingen als Bedienung in Vollzeit gearbeitet. Eines Abends geschah dort ein schreckliches Unglück. Ein Mann, der unter Drogeneinfluss stand, war in die Gaststätte gestürmt und hatte wie ein Wahnsinniger auf Angestellte und Gäste eingestochen. Er richtete ein Blutbad und unvorstellbares Leid an. Der Drogenabhängige tötete zwei Bedienungen und drei Menschen, die ihr Abendessen in dem Restaurant genießen wollten. Sybille hatte Glück im Unglück. Der Täter hatte ihr das Messer in die linke Niere gestochen. Das Organ konnte nicht mehr gerettet werden. Seither lebt Achims Frau mit nur einer Niere. Der Vorfall hat ihr psychisch sehr zugesetzt und belastet sie bis heute. Ihr ist zudem bekannt, dass der Täter nach dem Konsum von Flakka so ausgerastet war. Die Medien machten keinen Hehl daraus und berichteten umfangreich darüber.

Die Droge Flex war 2023 ein großes Problem in Göttingen. Die Stadt entwickelte sich bis 2030 zum Flex-Hotspot von Deutschland, danach wurde es Berlin. Dass die Lage in anderen Bundesländern aktuell nicht besser ist, ist dem Ehepaar nicht bekannt. Sie schalten oft um oder stellen das Radio aus, wenn in den Medien über Gewaltverbrechen, die unter dem Einfluss von Drogen stattfanden, berichtet wird. Sybille triggert das Wort 'Flakka' bis heute. Das weiß Achim. Aus diesem Grund hat er seiner Frau nicht erzählt, was sich in Berlin in dem Bungalow abgespielt hat.

In Göttingen gibt es bei ca. 120.000 Einwohnern mittlerweile über 200 Drogenkonsumenten, die diesen gefährlichen Stoff regelmäßig konsumieren. Achim und Sybille wissen, dass einige der Junkies schon mal unter Drogeneinfluss Amok laufen. Es stand in der Zeitung, dass Flakka von den Dealern in ganz normalen Wohnungen in Göttingen zusammengepanscht wird. Erst vor wenigen Tagen gab es wieder eine Razzia. In einer Zweizimmerwohnung wurden Unmengen von Flakka konfisziert und sechs Männer verhaftet. Das hatte ihr ältester Sohn Kevin, der davon im Internet gelesen hatte, seinen Eltern berichtet.

Sibylle hat schon seit Jahren den Wunsch, diese Stadt zu verlassen. Sie glaubt, dass dieses Drogenproblem nur in Göttingen existiert. Ein Umzug in eine andere Ortschaft war der Familie aber aus finanziellen Gründen bislang nicht möglich.

Achim wurde vom Notar informiert, dass in dem Bungalow zwei brutale Morde unter Drogeneinfluss stattfanden. Als der Notar ihn umfangreich aufklärt, was in dem Haus passiert ist, bekommt Achim Gänsehaut. Nachdem er die Schlüssel und Papiere erhalten hat, fährt er mit einem unwohlen Gefühl im Bauch hin, um sich selbst ein Bild zu machen. Er spricht mit Sybille und fährt erst einmal alleine nach Berlin, um sich alles anzusehen und Formalien zu erledigen.

Das Haus mit zwei Etagen im Bungalow-Stil liegt in einer bevorzugten, gehobenen Wohngegend. Niemand käme auf den Gedanken, dass in dieser adretten Gegend ein derart abartiges Verbrechen passieren könnte. So ist es aber geschehen. Es gibt einen gepflegten Vorgarten und einen älteren Baumbestand im Garten. Insgesamt macht das Objekt einen ansprechenden Eindruck, findet Achim.

Mit einem flauen Gefühl im Magen nimmt er den Hausschlüssel aus seiner Hosentasche und schließt auf.

Es riecht fürchterlich, denkt er, als in der Küche das Blut sieht. Er inspiziert sämtliche Räume und verlässt das Haus schnell wieder. Im Internet sucht er nach einem Tatort-Reiniger und wird fündig. Er fährt am gleichen Tag zu der Firma, unterschreibt einen Vertrag und gibt die Schlüssel ab. Der Fliesenleger bittet den Unternehmer, zeitnah alle Spuren im Haus zu beseitigen. Achim kann sich nicht vorstellen, dass der Bungalow nach der Tatortreinigung bewohnbar sein wird. Nach zwei Wochen erhält Sybilles Mann einen Anruf.

»Wir sind fertig mit Ihrem Objekt. Es duftet wieder angenehm frisch in Ihrem Haus. Sie werden keinen Tropfen Blut mehr finden. Die Immobilie ist bezugsfertig. Wohin sollen wir denn den Zweitschlüssel und die Rechnung schicken?«

Achim antwortet, dass er am Montag persönlich vorbeikommen werde, um die Schlüssel abzuholen. Dann werde er auch gleich die Forderung begleichen. So verbleibt er mit dem Unternehmen.

Er legt zum Wochenbeginn über 750 Kilometer an einem Tag für die Hin- und Rückfahrt zurück. Er fährt nach Bezahlung der Rechnung des Tatort-Reinigers direkt zum Bungalow. Es sind keine Spuren des Verbrechens mehr in der Immobilie zu finden. Nichts deutet darauf hin, dass sich in diesem Haus zwei schreckliche Morde ereignet haben. Der Bungalow ist klinisch rein, und es duftet im ganzen Haus. Er reibt sich vor Freude die Hände, schießt ein paar Fotos für seine Familie von den Räumlichkeiten und fährt zufrieden heim.

Am Abend erzählt er seiner Frau Sybille vom Haus. Die beiden Morde verschweigt er ihr lieber weiterhin. Sie fällt Achim um den Hals, als sie die Fotos anschaut. Sie ist aufgeregt und kann kaum erwarten, das Objekt zu besichtigen. Endlich raus aus diesem Göttingen! Weg aus dieser Drogenstadt! Endlich Ruhe und Frieden, denkt die Mutter. Ein Traum, von dem sie seit Jahren träumt, erfüllt sich für sie.

Am Wochenende fährt das Paar mit seinen Kindern los. Die ganze Familie verliebt sich sofort in die Immobilie. Die Kids verplanen und verteilen die Zimmer schon vor dem Einzug. Der Schulwechsel stellt für sie kein Problem dar. Sie möchten raus aus Göttingen. Achim findet in Berlin schnell eine Festanstellung als Fliesenleger, denn Handwerker werden händeringend gesucht.

In den Sommerferien geht es los. Die Familie zieht in die Weltstadt Berlin. Der Bungalow befindet sich in gehobener Wohnlage und hat 216 Quadratmeter Wohnfläche. Zunächst herrscht eitel Sonnenschein. Der Umzugsstress verdeckt Fragen, die bei Ruhe vielleicht gestellt worden wären.

Dass Flakka in Berlin von vielen Drogenabhängigen konsumiert wird, erfährt Sybille wenige Tage, nachdem die Schule in der Großstadt begonnen hat. Und sie wird informiert, welches Drama sich in ihrem Bungalow abgespielt hat.

Als sie ihre Kinder vor der Schule abgesetzt hat und auf dem Rückweg vor einer roten Ampel stehenbleibt, glaubt sie zu träumen. Ein nackter Mann sitzt auf einem Baum! Es macht den Anschein, als wenn er versucht, mit einem dicken Ast zu kopulieren! Er rammelt auf dem Baumstamm herum. Niemand hupt hinter Sybille, als sie bei Grün nicht losfährt. Alle Autofahrer schauen auf den Nackten. Viele sind empört und entsetzt. Achims Frau steigt aus. Es stehen schon einige Passanten auf dem Bürgersteig und beobachten den Mann. Sie sieht ihn sich genauer an. Er schreit immer wieder, dass er allmächtig sei, und versucht, Sex mit dem stämmigen Ast zu haben. Er hat eine Erektion und durch sein Scheuern eine Verletzung am Oberschenkel. Der Mann kopuliert weiterhin mit dem Baum. Es hat den Anschein, als ob er die Menschen, die unter ihm auf der Wiese stehen, gar nicht wahrnimmt. Die Leute sind verwirrt. Sie wissen nicht, dass der Konsum von Flakka bei dem Mann den Wahn ausgelöst hat, Geschlechtsverkehr mit einem Baum haben zu wollen. Sybille schüttelt nur den Kopf, als sie wieder in ihr Auto einsteigt und überlegt. Vielleicht gibt es mehr Spinner auf der Welt, als ich angenommen habe? Sie erzählt einer Nachbarin, die sie an diesem Morgen aufsucht, von dem Vorfall. Die Frau möchte die neue Anwohnerin in der Nachbarschaft herzlich willkommen heißen. Sie berichtet, dass sie den Mann kenne. Er sei ein Drogenabhängiger. Das hatte sich Achims Ehefrau schon gedacht und stellt fest.

»Ja, er muss aber ein massives Drogenproblem haben. Welcher normal denkende Mensch würde auf die Idee kommen, mit einem Baum Sex haben zu wollen? Ich frage mich, was die nehmen, dass sie so irre werden? In Göttingen hatten wir viele Junkies. Dieses Flakka ist dort zu einem großen Problem geworden. Ich hoffe, dass es in Berlin nicht so schlimm ist. Es ist schrecklich und beängstigend zu sehen, was Drogen mit manchen Menschen machen. ... Sollen wir nicht ins Haus gehen? Dann koche ich uns einen frischen Kaffee.«

Die Nachbarin ist einverstanden. Die Frau sieht sich etwas ängstlich um und folgt Sybille in die Küche.

»Wissen Sie, ich finde es ja schön, dass das Haus wieder bewohnt wird. Aber ich glaube, ich hätte das nicht gekonnt, nach allem, was hier passiert ist.«

»Wieso? Was meinen Sie? Was ist hier denn passiert?«, fragt Sybille und hat gleich ein ungutes Gefühl.

»Ja, hat man Ihnen denn nichts von den beiden Morden erzählt? Es ist doch grausam, was den Rentnern hier passiert ist. Sie sind nachts brutal mit einem Messer und einer Axt abgeschlachtet worden, und niemand hat das mitbekommen. Stellen Sie sich das mal vor. Da liegen Sie seelenruhig in Ihrem Bett und schlafen, und nebenan werden Ihre Nachbarn von Einbrechern umgebracht! Und Sie bekommen nichts davon mit! ... Ach, das wussten Sie gar nicht? Verzeihung, das ist mir jetzt aber peinlich! Ich dachte, Sie wüssten ... Ich habe angenommen, dass Sie informiert sind. Das tut mir leid. Nun ja, wie dem auch sei. Dieser Korb ist für Sie und Ihren Mann. Es ist ein Willkommensgeschenk von mir und meinem Ehemann. Ich muss jetzt los und die Fenster putzen. Grüßen Sie Ihren Gatten bitte lieb von uns! Wir sehen uns bestimmt bald einmal wieder. Und danke für den Kaffee. Er war köstlich.«

Die Nachbarin kann gar nicht so schnell verschwinden, wie sie möchte. Sybille wird schwindelig, und sie ist kreidebleich im Gesicht. Sie bringt die Frau wortlos zu Tür. Sie kann nicht fassen, was sie gerade erfahren hat. Warum hat Achim ihr nicht gesagt, dass in ihrem Haus zwei Menschen umgebracht wurden?

Am Abend, als die Kinder im Bett liegen, macht sie ihrem Mann große Vorwürfe. Achim rechtfertigt sich und beruhigt seine Frau.

»Ja, es stimmt, Schatz. Mein Onkel und meine Tante sind hier ermordet worden. Es war aber kein Einbrecher. Die Nachbarin erzählt Unsinn. Meine Verwandten wurden von ihrem eigenen Sohn getötet. Er hatte ein massives Drogenproblem, und seine Eltern verlangten, dass er einen Entzug macht. Da ist er durchgedreht, weil sie seine Drogensucht nicht mehr finanzieren wollten. ... Ich konnte dir das nicht sagen. Du hättest doch niemals zugestimmt, hier einzuziehen, wenn du das vorher erfahren hättest. Es gibt aber keine Spuren mehr von dem Verbrechen. Es ist gründlich saubergemacht worden. Ein Tatortreiniger war hier. Wir können hier unbesorgt wohnen und haben nichts zu befürchten.«

Sybille sieht Achim schockiert an, rümpft die Nase und hat berechtigte Zweifel.

»Ich weiß nicht, ob ich länger in einem Haus wohnen bleiben will, in dem zwei Menschen tot herumgelegen haben. Etwas gruselig finde ich das schon, um ehrlich zu sein. Du hättest mir das nicht verschweigen dürfen! Welche Drogen hat der Sohn denn genommen, dass er seine eigenen Eltern gekillt hat? ... Das weißt du nicht? Das ist aber doch wichtig. Nicht dass es hier schlimmer ist als in Göttingen mit den Drogenabhängigen. Das kann möglich sein, Achim! Stell dir vor, dass dieses Flakka sich auch hier verbreitet hat. Dann laufen bald nur noch Irre in Berlin herum. Oder in ganz Deutschland! Oh, mein Gott. Müssen wir ins Ausland flüchten? Wie sollen wir uns sonst vor den Junkies schützen?«

»Sybille, Süchtige gibt es auf der ganzen Welt. Wir brauchen nicht auszuwandern. Vielleicht leben in anderen Ländern sogar mehr als hier? Dann musst du schon zum Mond fliegen. Da sind die Chancen gering, einen Junkie zu treffen. Es gibt keinen Grund, mein Engel, hier auszuziehen. Du kannst dich hier im Bungalow sicher fühlen, das verspreche ich dir.«

Sabine schmiegt sich auf dem Sofa an ihren Mann und hofft, dass er Recht behält.

Flakka breitet sich weiter in Berlin aus. Die Situation ist jetzt schon nicht mehr in den Griff zu bekommen. Aber das wissen Sybille und Achim noch nicht ...

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Drogenabhängiger durchdreht oder unter Flakka Amok läuft. Flex stellt eine Gefahr für die Bürgerinnen und Bürger in Berlin dar. Das wird der Öffentlichkeit von den Politikern bislang verschwiegen. Der Bürgermeister der Großstadt befürchtet, dass die Menschen in Panik verfallen könnten, wenn sie wüssten, dass Flakka aus Junkies aggressive Kannibalen macht. Er lässt die Einwohner deshalb lieber im Ungewissen. Die Vorfälle in der Stadt häufen sich aber. Es vergeht nicht viel Zeit bis zum nächsten Unglück. An einem Montagmorgen, als die Familie beim Frühstück am Tisch sitzt, läuft ein trauriger Bericht im Radio. Sybille stellt das Gerät lauter.

Ein Berliner sprang heute Nacht aus dem Fenster seiner Wohnung. Er hatte zuvor länger splitternackt am geöffneten Fenster gestanden. Er rief immer wieder, dass die Dinosaurier leben und ihn tottrampeln würden, wenn er nicht springe. Die Polizei versuchte alles, den Mann zu beruhigen. Die Feuerwehr verschaffte sich zugleich Zugang zu der Wohnung des Opfers, als es auf die Fensterbank stieg und aus dem siebten Stock des Wohnhauses sprang. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. Die Hintergründe, warum er sich von Dinosauriern verfolgt fühlte und aus dem Fenster sprang, sind abschließend nicht geklärt. Offizielle Stellen glauben, dass der Konsum der Droge 'Flakka' die Handlung des Mannes ausgelöst hat. Junkies, die wir interviewt haben, kannten den Süchtigen. Sie berichten, dass die Droge Flakka zunehmend zum Problem in Berlin geworden ist und dass das Opfer sie regelmäßig konsumierte. Wir werden Sie ausführlich informieren, sobald es Neuigkeiten gibt, und wünschen Ihnen einen angenehmen Wochenstart.

Achim steht sofort auf und stellt das Radio aus. Seine Kinder möchten wissen, was für eine Droge denn 'Flakka' genau sei? Ihr Vater kann und will es ihnen nicht erklären. Er bittet seine Söhne stattdessen, sich für die Schule fertigzumachen, und fährt sie hin. Tagsüber während der Hausarbeit grübelt Sybille die ganze Zeit über die Meldung nach. Sie erinnert sich an die Bluttat, die sich vor Jahren in Göttingen in dem Restaurant ereignete, in dem sie arbeitete. Am Abend, als ihr Mann zu Hause ist und die Kinder im Bett liegen, erkundigt sie sich.