Flirting with Forever - Claire Kingsley - E-Book
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Flirting with Forever E-Book

Claire Kingsley

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Beschreibung

Wird er ihre Regeln brechen?

Nora Lakes ist kultiviert, erfolgreich und glücklicher Single. Sie liebt ihr Lebens so wie es ist, auch wenn es mit der Karriere nicht ganz rund läuft. Ihre besten Freundinnen starten gerade mit Hochzeit, Baby und Eigenheim in einen neuen Lebensabschnitt, doch das ist nicht das, was Nora will. Auch Dex St. James, der unfreundliche Typ von nebenan, Tattoo-Künstler und Single Dad eines Teenagers, passt so gar nicht in ihre Welt.

Irgendwie kreuzen sich jedoch ständig ihre Wege. Und plötzlich ist da diese unglaubliche Chemie zwischen ihnen und dann dieser eine Kuss, der Noras Welt zum Schwanken bringt. Dex sucht sein Forever-Match, Nora etwas Unverbindliches. Doch wenn diese Unterschiede aufeinandertreffen, sprühen die Funken ...

 

 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Wird er ihre Regeln brechen?

Nora Lakes ist kultiviert, erfolgreich und glücklicher Single. Sie liebt ihr Lebens so wie es ist, auch wenn es mit der Karriere nicht ganz rund läuft. Ihre besten Freundinnen starten gerade mit Hochzeit, Baby und Eigenheim in einen neuen Lebensabschnitt, doch das ist nicht das, was Nora will. Auch Dex St. James, der unfreundliche Typ von nebenan, Tattoo-Künstler und Single Dad eines Teenagers, passt so gar nicht in ihre Welt.

Irgendwie kreuzen sich jedoch ständig ihre Wege. Und plötzlich ist da diese unglaubliche Chemie zwischen ihnen und dann dieser eine Kuss, der Noras Welt zum Schwanken bringt. Dex sucht sein Forever-Match, Nora etwas Unverbindliches. Doch wenn diese Unterschiede aufeinandertreffen, sprühen die Funken ...

Über Claire Kingsley

Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen. Ein Leben ohne Kaffee, E-Reader und neu erfundene Geschichten ist für sie nicht vorstellbar. Claire Kingsley lebt mit ihrer Familie im pazifischen Nordwesten der USA.

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Claire Kingsley

Flirting with Forever

Aus dem Amerikanischen von Ivonne Senn

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

1: Dex

2: Nora

3: Nora

4: Dex

5: Nora

6: Dex

7: Dex

8: Nora

9: Nora

10: Dex

11: Nora

12: Dex

13: Dex

14: Nora

15: Dex

16: Nora

17: Dex

18: Nora

19: Nora

20: Dex

21: Nora

22: Dex

23: Dex

24: Nora

25: Dex

26: Dex

27: Nora

28: Dex

29: Nora

30: Dex

31: Nora

32: Dex

33: Nora

34: Nora

35: Dex

36: Nora

37: Nora

Epilog: Nora

Bonus-Epilog: Nora

Dex

Impressum

Lust auf more?

1

Dex

Meine neue Nachbarin bedeutete Probleme.

Das verriet mir ein Blick. Mit zusammengekniffenen Augen musterte ich die Frau durchs Fenster: lange dunkle Haare, die zu einem wippenden Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Leggings, die sündhafte Kurven umschmeichelten. Und sie wusste eindeutig, wie sie die einzusetzen hatte. Ich war überrascht, dass die Möbelpacker überhaupt ihre Arbeit erledigen konnten.

Sie grinsten sie an. Flirteten mit ihr. Obwohl sie bei ihr nie eine Chance hätten. Und sie schien jede Sekunde davon zu genießen und die Aufmerksamkeit förmlich aufzusaugen.

Jupp. Probleme.

Meine Tochter Riley tauchte in einem Einhorn-T-Shirt und Jeans oben an der Treppe auf. Ihre braunen Haare hatte sie zu zwei französischen Zöpfen geflochten – zu flechten war ihre neueste Leidenschaft. Ohne mich wirklich anzusehen, kam sie die Treppe herunter und ging, ohne einen Ton zu sagen, in die Küche.

Ich stieß den Atem aus. Sie bedeutete eine ganz andere Reihe von Problemen. Mit ungefähr zwölf Jahren war aus meinem süßen Mädchen ein hormongesteuerter Teenager geworden. Und ihr dreizehnter Geburtstag vor ein paar Monaten hatte die Situation nicht verbessert. Ihre Laune wechselte von schweigend und mürrisch zu gesprächig und lebhaft, und ich konnte daher nie genau wissen, mit welcher Riley ich es zu tun bekommen würde. Vor Kurzem war sie beim Abendessen in Tränen ausgebrochen, und als ich sie fragte, was los sei, schluchzte sie nur: »Ich weiß es nicht.«

Erwachsen zu werden war schwer.

Genauso, wie ein Mädchen im Teenageralter aufzuziehen. Vor allem ganz allein.

Ihr Körper hatte außerdem begonnen, sich in eine alarmierende Richtung zu entwickeln. Zum Glück waren ihre Wangen nach wie vor rundlich und machten so deutlich, dass sie noch ein Kind war.

Ich war für das alles noch nicht bereit.

»Hey, Ry?« Ich ging vorsichtig auf die Küche zu, nicht sicher, ob ich ihr nahekommen sollte. Es war, wie mit einem wilden Tier zu leben – vollkommen unvorhersehbar. »Was steht an?«

»Tee.«

Einsilbige Antworten waren in letzter Zeit auch normal, vor allem während der schweigsamen, mürrischen Phasen. Natürlich könnte sich das jede Sekunde ändern, und dann würde sie anfangen, von dem Buch zu erzählen, das sie gerade las, oder sich über die Mathehausaufgaben aufzuregen.

Ich versuchte, flexibel zu bleiben. Keine Ahnung, ob das richtig war. Eine Weile glaubte ich, die Sache mit dem alleinerziehenden Vater gut hinzukriegen, aber in letzter Zeit kamen mir immer mehr Zweifel.

Vielleicht würde ich ihr noch ein paar Worte mehr entlocken können. »Es sieht so aus, als würde jemand in das alte Olson-Haus einziehen.«

Sie holte einen Teebeutel aus dem Schrank und hängte ihn in einen Becher. »Ja.«

Ich wartete, ob sie noch mehr sagen würde, aber nein.

Okay, Neuigkeiten aus der Nachbarschaft reichten nicht, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Also würde ich es mit einer Frage versuchen. »Hast du dieses Wochenende Hausaufgaben auf? Das habe ich gestern ganz vergessen zu fragen.«

»Ja.«

»Brauchst du Hilfe?«

»Nein.«

»Falls doch, sag mir Bescheid.«

Keine Antwort.

Offenbar war es an der Zeit, ihr einfach ihren Freiraum zu lassen. »Ich muss bald zur Arbeit und komme heute vermutlich spät nach Hause. Hast du alles, was du brauchst?«

»Alles gut.«

Wow, zwei Worte. Das war doch was.

»Im Kühlschrank stehen noch Reste von gestern fürs Abendessen. Oder du kannst dir selbst was machen.«

»Okay.«

Sie goss heißes Wasser auf ihren Teebeutel, nahm den Becher und ging in Richtung Treppe.

»Ich hab dich lieb«, sagte ich so leise, dass ich eigentlich nicht mit einer Antwort rechnete.

Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu. »Ich dich auch.«

Das spürte ich tief in meiner Brust. Wenn das der längste Satz war, den ich heute aus ihr rauskriegen würde, dann war ich zufrieden.

Manchmal fragte ich mich, ob sie diese Dinge tat, damit ich nicht völlig den Verstand verlor. Als wenn ein Teil von ihr wüsste, dass ich diese kleinen Erinnerungen brauchte, um zu wissen, dass mein süßes Mädchen immer noch in ihr steckte.

Ich ging ins Wohnzimmer zurück und schaute erneut aus dem Fenster. Die Frau von nebenan tippte etwas in ihr Handy, und ich konnte den Blick nicht abwenden. Es war nicht nur ihr Körper – auch wenn der definitiv schön anzusehen war. Nein, sie hatte eine Ausstrahlung, als wäre sie elektrisch aufgeladen.

Dank Phil von gegenüber wusste ich bereits mehr über sie, als nötig war. Sie war Single – oder zumindest nicht verheiratet – und lebte allein. Ich weiß nicht, wie er an diese Informationen gelangt war, aber das war typisch für ihn. Phil war immer der Erste, der wusste, was in unserer Straße los war.

Nicht, dass es wichtig wäre. Single oder nicht – sie war nicht mein Typ.

Ehrlich gesagt war keine Frau mein Typ. Dating hatte ich schon vor langer Zeit von meiner Agenda gestrichen. Vielleicht würde ich eines Tages wieder damit anfangen, aber irgendwie bezweifelte ich das. Im Moment war ich vollkommen darauf konzentriert, meine Tochter aufzuziehen. Und sobald sie auf eigenen Beinen stehen würde, würde ich es genießen, niemandem mehr Rechenschaft schuldig zu sein.

Weshalb es keinen Sinn ergab, dass ich weiter durchs Fenster die Frau von nebenan anstarrte. So toll war sie nun auch wieder nicht.

Okay, doch, das war sie.

Wenn man auf so etwas stand.

»Dad?«

Ich wirbelte herum. »Ja?«

»Was starrst du da an?«

Verdammt. »Nichts.«

»Warum stehst du dann da und schaust aus dem Fenster?«

Na super, ausgerechnet jetzt beschloss sie, in ganzen Sätzen zu reden? »Ich schaue nur. Es ist schön draußen.«

Sie runzelte verwirrt die Stirn. Diesen Blick bekam ich von ihr oft. »Aha.«

»Was ist los? Brauchst du etwas?«

Sie streckte mir einen Zettel hin. »Das musst du für die Schule unterschreiben.«

»Wofür ist das? Einen Ausflug?«

»Nein. Ich falle in Sport durch.«

Ich ging zu ihr und riss ihr den Zettel aus der Hand. »Wie kann man denn in Sport durchfallen?«

Sie zuckte mit den Schultern, lieferte mir aber keine Erklärung.

Ich las das Schreiben. Ry war tatsächlich dabei, in Sport durchzufallen, und als Grund nannte ihre Lehrerin mangelnde Teilnahme.

»Was soll das heißen?«, fragte ich. »Sitzt du während des Unterrichts bloß da und machst gar nichts?«

»Schätze schon.«

»Du schätzt? Ry, das ist keine Antwort. Du kannst nicht in irgendeinem Fach durchfallen, schon gar nicht in einem wie Sport. Wo du doch so gut bist!«

Sie sah missmutig zu Boden. »Ich werde nicht durchfallen. Ich hole die Punkte irgendwo anders wieder rein.«

»Hast du bereits mit deiner Lehrerin darüber gesprochen?«

»Nein.«

»Aber das machst du noch?«

»Ja.«

»Muss ich mit ihr reden?«

»Nein.«

Kopfschüttelnd – wirklich? In Sport durchfallen? – nahm ich das Schreiben mit in die Küche und wühlte in der Krimskramschublade nach einem Stift. Doch als ich meine Unterschrift auf die gestrichelte Linie setzen wollte, merkte ich, dass der Stift nicht schrieb. Verdammt. Ich nahm einen anderen und probierte ihn auf einem Post-it aus, um sicherzugehen, dass er funktionierte. Er war knallgrün, aber das war egal. Ich unterschrieb und gab Riley den Zettel zurück.

»In ein paar Tagen werde ich nachfragen, und dann hast du besser einen Plan, wie du deine Note verbessern kannst.«

»Okay.«

Ich sah ihr nach, als sie wieder nach oben ging, und fühlte mich hilflos. Mein Instinkt sagte mir, dass irgendetwas los war. Ry hatte ihr ganzes Leben lang geturnt, deshalb sollte der Sportunterricht für sie ein Klacks sein. Sie musste nur hingehen und mitmachen. Aber aus irgendeinem Grund verschloss sie sich.

Das passierte in allen Bereichen ihres Lebens. Ihre Noten ließen nach. Seit Monaten war sie nicht mehr bei einer Freundin zu Hause gewesen und hatte aufgehört, andere Kinder zu sich einzuladen. Egal, was ich auch versuchte, unsere Unterhaltungen waren kurz und einsilbig. Beinahe ungelenk. Was seltsam war. Wir hatten einander immer so nahegestanden.

Was war bloß aus dem glücklichen kleinen Mädchen geworden, dessen Lieblingsplatz mein Schoß gewesen war?

Aus dem Nichts heraus überkam mich ein Gähnen, was mich daran erinnerte, wie schlecht ich letzte Nacht geschlafen hatte. Nicht schlafen zu können war ätzend, aber es schien, als könnte ich nichts dagegen unternehmen. Manchmal schlief ich ganz okay, aber in den meisten Nächten lag ich mehrere Stunden wach. So war es schon seit Jahren.

Ich ging in die Küche zurück und setzte eine frische Kanne Kaffee auf. Ich brauchte einen Wachmacher, bevor ich zur Arbeit ging. Als Tätowierer konnte ich es mir nicht leisten, während der Arbeit verschlafen zu sein. Wenn man jemandem etwas permanent mit Tinte in die Haut stach, durfte man sich keine Fehler erlauben. Heute Abend hatte ich ein paar Vorgespräche und einen Kunden, der kam, damit ich an seinem Sleeve weiterarbeitete. Darauf freute ich mich – das Tattoo wurde großartig –, und dafür musste ich definitiv klar im Kopf sein.

Während ich darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück, um weiter nach draußen zu schauen. Die Frau war noch da und flirtete immer noch mit einem der Möbelpacker. Er ging die Rampe zu seinem Truck hoch, und in diesem Moment schaute sie für eine Sekunde in meine Richtung.

Es war, als hätte mich ein elektrischer Schlag getroffen. Ich spürte ihn in meiner Brust. Und er kam mir wie ein böses Omen vor.

Ich würde mich von ihr fernhalten müssen. Nur weil sie direkt nebenan wohnte, bedeutete das nicht, dass ich etwas mit ihr zu tun haben musste. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, waren weitere Frauenprobleme. Ich warf einen Blick nach oben in Richtung von Rileys geschlossener Zimmertür. Ja, davon hatte ich genug in meinem Leben.

2

Nora

Umzuziehen war einfach albern.

Dabei musste ich die Möbel und Kisten nicht mal selbst schleppen. Dafür hatte ich Möbelpacker angeheuert, was bedeutete, dass ich eher eine Führungsrolle einnahm. Doch selbst nur darauf zu achten, dass alles in die richtigen Zimmer gebracht wurde, und die Sachen durchzusehen war viel Arbeit.

Joey, einer der Umzugsjungs, kam aus dem Haus und grinste, während er die Rampe zu seinem Truck hochging.

Er war süß. Nicht so süß, dass ich ihn einladen würde, zu bleiben, aber wir hatten Spaß gehabt. Mit einer Gruppe muskulöser Männer zu flirten, hatte den Umzug in ein neues Haus definitiv angenehmer gemacht.

In mein neues Haus.

Ich hatte mich auf der Stelle in dieses Haus verliebt. Es lag in einer ruhigen Sackgasse, hatte zwei Etagen, einen hübschen Parkettfußboden, neue Haushaltsgeräte, war in neutralen Farben gestrichen und wartete nur darauf, dass jemand es sich zu eigen machte. Die malerische kleine Veranda vorne bot gerade ausreichend Platz für einen Bistrotisch mit Stühlen, und die großen Fenster ließen viel Licht herein.

Doch jetzt, wo ich hier war, mein gesamtes Leben in Kartons gepackt, fragte ich mich, worauf ich mich da eingelassen hatte.

Als ich gestern die Schlüssel abgeholt hatte, war das Haus völlig leer und unbewohnt. Nun herrschte hier das reinste Chaos aus Möbeln und Umzugskisten.

Und der Garten. Wie es aussah, hatte der vorherige Besitzer aufgehört, sich um ihn zu kümmern, während er auf den Abschluss des Verkaufs gewartet hatte. Das Gras war zu hoch, und ich hatte keine Ahnung, bei welchen Pflanzen es sich um Unkraut und bei welchen um Blumen und Büsche handelte.

Ich hatte noch nie zuvor einen Garten. Das würde interessant werden. Vor allem angesichts dessen, dass die Gärten der anderen Häuser in der Straße liebevoll gepflegt waren.

Ich stemmte die Hände in die Hüften; irgendwie würde ich es schon herausfinden.

Aber zuerst brauchte ich einen Arbeitsplatz. Und Schlaf. Und idealerweise eine Möglichkeit zu kochen, auch wenn in den nächsten Tagen definitiv erst einmal der Lieferservice auf dem Programm stehen würde.

Mein Handy vibrierte mit einer Nachricht von April, meiner Chefin. Als wenn ich daran erinnert werden müsste, dass ich auch noch einen Job hatte.

Was wollte sie? Sie wusste, dass ich am Umziehen war.

Ich beschloss, die Nachricht vorerst zu ignorieren und mich später darum zu kümmern. Erst einmal brauchte ich einen Platz zum Sitzen – und ich musste meinen Laptop finden.

Joey kam mit einer Sackkarre voller Kartons die Rampe herunter und blieb neugierig vor mir stehen. »Wohnst du hier ganz allein? Kein Mann oder Freund?«

»Nein. Nur ich.«

»Heißt das, dass du Bewerbungen annimmst?«

»Warum? Glaubst du, du würdest ein Vorstellungsgespräch bekommen?«

Er grinste, und seine geraden weißen Zähne blitzten auf. »O ja. Mein Lebenslauf weist ziemlich beeindruckende Fähigkeiten auf.«

Ich stemmte die Hände in die Hüften und verdrehte die Augen. »Das sagen sie alle.«

Er zwinkerte mir zu, ehe er im Haus verschwand.

Sein Kollege kam mit einem ähnlich selbstbewussten Grinsen raus. »Glaub nichts von dem, was er sagt. Er redet bloß Unsinn.«

»Und ich schätze, dir soll ich glauben?«

Er hielt auf der Rampe an und straffte die Schultern, so dass seine Brustmuskeln sich unter dem T-Shirt anspannten. »Natürlich.«

»Bedeutet das, dass seine Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen?«

»Ja. Mein Kumpel da drinnen hat Probleme, gewisse Dinge zu finden. Wenn du verstehst, was ich meine.«

»Schade. Es ist so schön, wenn ein Mann sich auskennt.«

»Deshalb nennt man mich den Navigator.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Hat dich jemals jemand so genannt?«

Wieder grinste er. »Nein. Das habe ich mir gerade ausgedacht. Aber es klingt gut, oder?«

»Vielleicht solltest du nächstes Mal kurz nachdenken, bevor du so einen Spruch loslässt.«

Ich ließ ihn am Truck zurück und ging ins Haus, um mir anzusehen, wie weit die Jungs schon gekommen waren.

Es herrschte das reine Chaos.

Beim Anblick der überall herumstehenden Kartons stieß ich einen Seufzer aus. Die Jungs schienen alle Sachen in die richtigen Zimmer geräumt zu haben, aber die Unordnung war eine krasse Erinnerung daran, wie viel Arbeit noch vor mir lag. Wieder einmal fragte ich mich, worauf ich mich hier bloß eingelassen hatte.

Nora Lakes, Hausbesitzerin. Und nicht nur von irgendeinem Haus, sondern von einem in einer ruhigen Sackgasse in einem Vorort. Das hier war der Inbegriff von Familienglück. Die meisten meiner Nachbarn hatten Minivans in der Auffahrt und Schaukeln im Garten stehen. Es war so anders als die Wohnung in der Stadt, in der ich bisher gewohnt hatte.

Aber ich hatte entschieden, dass es an der Zeit war, sesshaft zu werden. Meine drei besten Freundinnen hatten inzwischen alle Ehemänner und Häuser, und das Leben in meinem alten Apartment war ohne Everly und Hazel als direkte Nachbarinnen nicht ansatzweise so lustig gewesen. Es hatte sich angefühlt, als wäre es Zeit für eine Veränderung – eine Verbesserung.

Die Ehe war nichts für mich, doch eine Frau musste schließlich nicht heiraten, um in ihrem Leben ein neues Kapitel aufzuschlagen. Und um erwachsen zu werden.

Deshalb hatte ich ein Haus gekauft.

»Ma’am?«

Joeys Stimme aus dem Schlafzimmer sorgte dafür, dass sich meine Schultern verspannten. Hatte er mich gerade »Ma’am« genannt?

Er trat in den Flur, und ich setzte eine weichere Miene auf. Ich wollte ihm meine Schwäche nicht zeigen.

»Sorry, hast du mich gerufen?«, fragte ich.

»Ja, ich war mir nicht sicher, ob du da bist. Sollen wir das Bett zusammenbauen? Dann hast du heute Nacht wenigstens einen Platz zum Schlafen.«

»Das wäre super, danke.«

»Kein Problem.« Er grinste, als erwartete er, dass ich mich bei der Erwähnung meines Betts auf eine weitere Runde Flirten einlassen würde.

Aber Ma’am? Ernsthaft?

Ich tat, als würde ich seinen spielerischen Gesichtsausdruck nicht bemerken und suchte mir einen Weg durch die Kartons in die Küche. Vermutlich war das nur ein Ausrutscher gewesen, und er redete seine Kundinnen ständig so an.

Andererseits waren die beiden Möbelpacker schätzungsweise zehn Jahre jünger als ich. Mindestens.

Ich seufzte. Wann war das passiert?

Mir kam eine Idee für eine Kolumne über die Erfahrungen der modernen Frau mit dem Älterwerden. Von der ersten Erkenntnis, dass man nicht mehr einundzwanzig war, über die verschiedenen Lebensphasen und wie man sie mit Eleganz und Anmut meisterte. Das wäre eine großartige Serie, vor allem, wenn ich Frauen verschiedener Altersgruppen und Lebensläufe finden und interviewen könnte …

Ich brach den Gedanken ab. Es hatte keinen Sinn. April würde das niemals abnicken, wenn ich nicht einen Weg fände, es zu einer Geschichte über Sex zu machen. Das war das Einzige, was sie von mir sehen wollte.

Sex in jedem Alter? Das würde sie vermutlich gut finden. Aber es war lange nicht so interessant. Als wenn eine Frau nur glücklich sein konnte, wenn sie regelmäßig Orgasmen bekam und verschaffte.

Ich mochte Sex genauso sehr wie jeder andere Mensch – vermutlich sogar mehr –, doch ich war es langsam leid, ständig darüber zu schreiben. Es gab so viel mehr im Leben einer Frau als das, was ihre Vagina machte.

Und mein Tätigkeitsbereich bestand einst aus mehr, als lediglich über Blowjobs zu schreiben.

Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mich über meine Arbeit zu beklagen. Ich hatte gerade eine Hypothek für ein Haus aufgenommen, und meine Stelle war deshalb ziemlich wichtig für mich, egal, was ich darüber dachte.

Die Kartons in der Küche waren vollkommen willkürlich aufeinandergestapelt und blockierten meinen Zugang zu fast allem, einschließlich des Kühlschranks. Ich hatte ein paar Tüten mit verderblichen Lebensmitteln auf der Arbeitsplatte stehen, die ich wegpacken musste, also fing ich an, die Kartons zu ordentlicheren Reihen zusammenzuschieben.

Wieder vibrierte mein Handy, doch dieses Mal war es Hazel, die sich erkundigte, ob es gut voranging. Meine drei Freundinnen hatten alle angeboten, mir zu helfen, aber ich hatte ihnen versichert, dass ich das schon allein hinbekommen würde. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, dass man ab einem gewissen Alter seine Freunde nicht mehr fragte, ob sie einem beim Umzug halfen, und einfach Möbelpacker engagierte wie ein Erwachsener.

Ich machte ein Foto von der chaotischen Küche und schickte es an unseren Gruppen-Chat.

Ich:Wir machen Fortschritte!

Hazel:Ich schätze, das Ausrufezeichen soll einen falschen Enthusiasmus vortäuschen, damit wir uns keine Sorgen machen, dass dir alles über den Kopf wächst.

Ich:Zugegeben, du hast recht. Aber ich schaffe das schon.

Everly:Bist du sicher? Wir können immer noch vorbeikommen.

Hazel:Wir könnten wenigstens helfen, alles auszupacken.

Sophie:Du brauchst es nur zu sagen.

Ich liebte meine Freundinnen so sehr. Sie waren einfach die Besten.

Ich:Noch ist das nicht nötig. Aber wenn ich in den nächsten Tagen kein Land sehe, komme ich auf euer Angebot zurück.

Everly:Alles klar. Ich freue mich so für dich!

Sophie:Ich auch! Ich kann es kaum erwarten, das Haus zu sehen.

Hazel:Das geht mir genauso.

Ich steckte das Handy wieder in den Bund meiner Leggings. Es war so schön zu wissen, dass die Mädels mir jederzeit helfen würden, und ich wusste, sie meinten es ehrlich. Aber sie alle hatten ihr eigenes Leben und selbst viel um die Ohren. Ich hatte das Gefühl, dass ich das hier allein schaffen musste.

Wenigstens hatte ich mir inzwischen einen Weg zum Kühlschrank freigeräumt. Ich packte alle Sachen hinein und beschloss dann, wieder nach draußen zu gehen, um zu schauen, wie weit die Jungs mit dem Ausräumen des Trucks waren.

Sie waren so gut wie fertig. Es mussten nur noch ein paar Dinge ins Haus gebracht werden. Ich atmete tief die kühle Frühlingsluft ein. Es war hier so ruhig. Daran würde ich mich erst einmal gewöhnen müssen. Aber ich wusste, dass es mir hier gefallen würde.

Ein Mann kam aus dem Haus nebenan, und ich musste zweimal hinsehen.

Groß, dunkelhaarig, kantiger Kiefer mit einem leichten Bartschatten. Sein T-Shirt spannte sich über der muskulösen Brust und den breiten Schultern, und seine Arme waren vollständig tätowiert.

Er war überhaupt nicht mein Typ. Im Gegenteil. Ich zog elegante Gentlemen vor. Ein Anzug für einen Mann war, was mich betraf, wie Dessous für Frauen. Gesichtsbehaarung war in Ordnung, solange sie perfekt gepflegt war. Ich mochte Männer, die Türen aufhielten und einem den Stuhl zurechtrückten. Männer, die gut rochen und Schuhe trugen, die genauso teuer waren wie meine. Männer, die wie aus dem Ei gepellt und kultiviert waren.

Warum also starrte ich diesen Typen an, als hätte ich noch nie zuvor einen Mann gesehen?

Seine Jeans war abgetragen und vermutlich schmutzig. Sein T-Shirt war schlicht grau. Und die Tattoos? Wieso musste man seine Haut unter so viel Tinte verstecken? Das war vollkommen unnötig.

Er warf einen Blick in meine Richtung und musterte mich kurz von Kopf bis Fuß. Dabei veränderte sich seine Miene kein bisschen, so dass ich nicht wusste, ob ihm gefiel, was er sah.

Nicht, dass es wichtig wäre.

Trotzdem. Konnte er nicht wenigstens lächeln? Die meisten Leute in der Nachbarschaft waren sehr freundlich gewesen. Phil von gegenüber hatte zweimal vorbeigeschaut – einmal, als ich die Schlüssel abgeholt hatte, und dann noch mal heute früh, als der Umzugswagen vorgefahren war. Aber dieser Typ gönnte mir nicht mal ein Nicken.

Er stieg in seinen Wagen – eine schwarze Limousine, die so langweilig war wie sein Outfit. Dabei sah er eher aus, als gehörte er auf ein Motorrad und nicht in eine Familienkutsche.

Ich musste zugeben, dass ich ein wenig fasziniert war. Wer war mein geheimnisvoller, unfreundlicher, tätowierter Nachbar?

Er fuhr davon, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, und ließ mich mit meiner Neugierde allein zurück.

3

Nora

Ich stand von meinem Schreibtisch auf, reckte die Arme über den Kopf und streckte mich. Mein Büro war noch nicht ganz eingerichtet – ganz zu schweigen von organisiert –, aber es war benutzbar. Die Hälfte der Zeit arbeitete ich von zu Hause aus, deshalb waren dieser Raum, mein Schlafzimmer, das Bad und die Küche meine Priorität gewesen.

Das kleine Gästezimmer, das ich zum Büro umfunktionalisiert hatte, ging nach vorne raus, und das Fenster ließ wunderbar viel Licht herein. Ich würde weitere Regale benötigen, und zum Glück hatte ich dafür Platz. Sobald ich mich darum gekümmert und ein paar Bilder aufgehängt hatte, wäre es ein ganz bezaubernder Arbeitsplatz.

Sich nach so langem Sitzen zu strecken fühlte sich gut an. Zum Glück hatte ich mit meiner Einschätzung richtig gelegen, und es hatte sich bei Aprils Nachricht am Wochenende nicht um einen Notfall gehandelt. Sie hatte mir nur eine Liste mit Ideen für meine nächste Kolumne geschickt, die wir in unserem üblichen Meeting am Montagmorgen besprochen hatten. Jetzt war es an mir, aus diesen Ideen etwas Ansprechendes – und Klickbares – zu machen.

Klickbar war enorm wichtig.

Und das wurde zu einer immer größeren Herausforderung, weil vor allem April entschlossen schien, mich als Sex-Autorin abzustempeln.

Klar, ich schrieb über Sex. Einige der beliebtesten Artikel, die ich als freie Bloggerin verfasst hatte, hatten Sex zum Thema gehabt. Mein Artikel So geht ein großartiger Blowjob war viral gegangen und hatte mir überhaupt erst die Aufmerksamkeit von Glamour Gal Media eingebracht. Als sie mir anboten, mich aus meinem Blog herauszukaufen und mich zu einem Teil ihres Onlinemedien-Imperiums zu machen, war ich vor Freude fast geplatzt. Es war mir vorgekommen, als wäre mein Traum wahr geworden.

Doch jetzt war meine Kolumne Lebe dein bestes Leben bloß noch ein Schatten dessen, was sie mal gewesen war. Anstatt über alle möglichen Dinge zu schreiben – Freundschaft unter Frauen, Female Empowerment, Gesundheit und Schönheit, Mode und ja, auch Sex – wollte April, dass ich ständig neue Wege fand, um Anleitungen für gute Blowjobs zu geben.

Sex sells, sagte sie immer.

Und damit lag sie nicht falsch. Aber ich war es langsam leid. Als wenn mein einziger professioneller Wert darin bestand, dass ich das Wort »Schwanz« sagen konnte, ohne dabei rot zu werden.

Ich ging in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Auch wenn das Haus selbst schon etwas älter war, war es von innen komplett renoviert worden. Die Küche war mit den weißen Schränken, hellgrauen Arbeitsflächen und dunkelgrauen Fliesen einfach bezaubernd. Ich holte einen Krug mit Eistee aus dem Kühlschrank, schenkte mir ein Glas ein und ging nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen.

Mein Bistrotisch mit den Stühlen war zauberhaft und passte perfekt auf die süße Veranda. Wolken zogen am blauen Himmel vorbei, und der Duft von frisch gemähtem Gras hing in der Luft. Phil von gegenüber war gerade dabei, die Hecke vor seinem Haus mit einer großen Heckenschere zu trimmen. Ab und zu trat er einen Schritt zurück, um seine Arbeit zu überprüfen. Als er mich sah, winkte er, und ich winkte zurück.

Das war nett.

Mein anderer Nachbar – der grimmige Tätowierte – fuhr auf seine Einfahrt. Seit meinem Einzug hatte ich ihn ein- oder zweimal gesehen, aber nur flüchtig, wenn er kam oder ging. Ein Mädchen von ungefähr zwölf oder dreizehn Jahren stieg auf der Beifahrerseite aus. Laut Phil, der jeden in der Straße zu kennen schien, war es seine Tochter. Ich wusste nicht, was mit ihrer Mutter passiert war, jedoch, dass die beiden allein lebten.

Womit der Brummbär alleinerziehend war.

Das hätte ihn für mich nicht noch faszinierender machen sollen. Ich stand nicht darauf, Single-Dads zu daten. Genauso wenig wie tätowierte Männer. Aber aus irgendeinem Grund machte es mich neugierig.

Was nicht bedeutete, dass ich mich von ihm angezogen fühlte.

Also nicht übertrieben angezogen.

Er stieg aus und ging direkt auf die Haustür zu. Seine Tochter warf einen Blick in meine Richtung. Ich hob die Hand und wackelte mit den Fingern. Sie schenkte mir ein Lächeln.

Und ihr Dad? Nichts. Er ignorierte mich und ging, gefolgt von seiner Tochter, ins Haus.

Das Summen meines Handys riss mich aus meinem Starren. Der Name auf dem Display ließ mich innehalten. Landon. Das war interessant.

Landon und ich waren vor ein paar Jahren mal zusammen ausgegangen. Damals war er für mich genau richtig gewesen. Ich mochte Männer, die mich gut behandelten, sich im Schlafzimmer auskannten und es vorzogen, die Dinge locker zu handhaben, während sie trotzdem ein gewisses Maß an Monogamie aufbrachten, solange sie sich mit mir trafen. Langfristige Bindungen waren nichts für mich, aber eine von vielen zu sein war es auch nicht. Ich würde nicht mit einem Mann schlafen, der am nächsten Tag sofort mit einer anderen vögelte. Natürlich erwies ich den Männern den gleichen Respekt. Landon hatte meinen Vorstellungen entsprochen.

Bis er mehr wollte, als ich zu geben hatte. Eine engere Bindung, um genau zu sein. Er war zu anhänglich geworden und hatte damit meinen Fluchtinstinkt ausgelöst. Das war der Zeitpunkt gewesen, an dem ich die Beziehung hatte beenden müssen. Alles in allem waren wir im Guten auseinandergegangen.

Was wollte er also jetzt? Noch eine Chance? Oder nur eine Nacht mit einer Frau, die er einst toll gefunden hatte?

Landon:Hey. Ist bereits eine Weile her. Ich wollte bloß hören, wie es dir geht.

Ich:Stimmt. Ist schon lange her. Mir geht es gut. Und dir?

Landon:Mir auch. Vor ein paar Monaten habe ich einen neuen Job angetreten. Passt alles.

Ich:Das ist super. Ich bin gerade in ein neues Haus gezogen.

Landon:Großartig. Das würde ich gern mal sehen.

Ich musterte das Display und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen. Hoffte er auf eine Einladung oder wollte er nur Neuigkeiten austauschen?

Landon:Hast du heute Abend schon was vor?

Ich:Das kommt drauf an. Was schwebt dir vor?

Landon:Ich würde gern dein neues Haus sehen.

Mein neues Haus? Tja, das beantwortete meine Frage. Er hoffte auf eine Einladung.

Kurz überlegte ich. Wollte ich, dass er heute Abend vorbeikam? Wir hatten uns gut verstanden, vor allem im Bett. Wenn ich ihn einlud, wusste ich, was ich davon haben würde. Mir könnte Schlimmeres passieren als eine Nacht mit Wahnsinnssex. Oder zumindest mit gutem Sex, denn wir wollen mal nicht übertreiben. Aber guter Sex war besser als keiner, oder? Es war bereits eine ganze Weile her.

Trotzdem: Der Gedanke, mit Landon zu schlafen, sprach mich eigentlich nicht an. Kein dumpfes Gefühl der Wärme, kein angenehmes Kribbeln zwischen den Beinen.

Ich:Sorry. Ich glaube nicht.

Landon:Bist du sicher? Wir könnten uns auch bei mir treffen.

Ich:Danke für das Angebot, aber ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist.

Es entstand eine lange Pause, und ich fragte mich, wie er meine Zurückweisung wohl aufgenommen hatte. Ich wollte seine Gefühle nicht verletzen – er war ein netter Kerl –, aber ich würde mich von ihm nicht zu etwas überreden lassen, das ich nicht wollte. Vor allem nicht, wenn dazu gehörte, dass ich mich auszog.

Landon:Kein Problem. Ich dachte, ich versuche es mal. Pass auf dich auf.

Ich:Du auch.

Ich legte das Handy weg. Wäre das auch erledigt.

Mein Körper suchte sich diesen Moment aus, um mich daran zu erinnern, wie lange es her war, dass ich mit einem Mann intim geworden war. Es war länger her, als mir lieb war. Trauriger, aber wahr: Zuletzt hatte meine Gynäkologin bei meinem jährlichen Check-up vor ein paar Monaten meine Geschlechtsteile berührt – denn auch wenn man vorsichtig ist, ist es wichtig, auf seine Gesundheit zu achten. Dennoch bereute ich es nicht, Landon abgewiesen zu haben.

Der brummige Tätowierte kam aus seinem Haus, und das leichte Kribbeln zwischen meinen Schenkeln wurde zu einem Feuerwerk. Hitze stieg in mir auf.

Was sollte das?

Okay, er war sehr männlich. Welche Frau würde nicht diese breite Brust und die muskulösen Arme ansehen und eine biologische Reaktion darauf haben? Er sah aus wie ein Mann, den man an seiner Seite haben wollte, wenn die Welt unterging und man einen Beschützer brauchte, um am Leben zu bleiben. Als könnte er mit demselben Talent und Selbstvertrauen ein Auto kurzschließen, ein Tier zum Abendessen erlegen und einen sexuell befriedigen.

Aber ich lebte in der echten Welt, und das Gefühl kam nur durch meine Hormone.

»Hey, Dex.« Phil hielt lange genug im Schneiden seiner Hecke inne, um meinem Nachbarn zuzuwinken. »Wie läuft’s?«

Dex hob eine Hand. »Ganz gut. Und bei dir?«

»Kann mich nicht beschweren. Einen schönen Tag.«

»Dir auch.«

Er konnte also freundlich sein. Interessant.

Sein Blick glitt zu mir, und ich nutzte die Gelegenheit, um zu lächeln. Nur zu, brummiger tätowierter Mann. Ignorier meinen nachbarlichen Gruß.

Genau das tat er.

Ohne meine Existenz auch nur im Geringsten zur Kenntnis zu nehmen, stieg er in sein Auto, fuhr rückwärts aus der Einfahrt und verschwand.

Wie unhöflich.

Genervt nahm ich einen Schluck von meinem Eistee. Was hatte der Typ für ein Problem? Ich wusste nicht, was mich mehr störte: dass er mich ignorierte oder dass mich das irritierte.

Aber mal ehrlich, hätte es ihn umgebracht zu winken? Zu nicken? Irgendetwas? Ich meine, er war nicht zu jedem unhöflich. Er hatte gerade eine sehr höfliche Interaktion mit Phil gehabt. Mehr wollte ich doch gar nicht.

Ein paar Minuten später kam seine Tochter aus dem Haus. Sie schaute die Straße hoch und runter, als suchte sie nach ihrem Vater, und ich fragte mich, ob sie sich wohl davonstehlen wollte. Ihre Bewegungen wirkten zögernd, als hätte sie Angst, dabei erwischt zu werden, wie sie gegen irgendeine Regel verstieß.

Aber sie verließ das Grundstück nicht. Und es tauchte auch kein Junge, der vermutlich zu alt für sie war, in einem zerbeulten Auto auf, um mit ihr irgendwo hinzufahren, wo ihr Vater sie niemals würde hinfahren lassen.

Nicht, dass mir so ein Szenario irgendwie bekannt wäre.

Okay, doch. Abgesehen von dem Teil mit dem Vater. Meiner hätte da sein müssen, um mitzubekommen, dass ich zu einem gefährlichen Typen in den Wagen steige.

Das Mädchen steckte sich Kopfhörer in die Ohren und sah aus, als wollte es sich auf die Treppe setzen – sie könnten auch einen Bistrotisch und -stühle gebrauchen. Doch dann warf sie mir einen Blick zu und hielt inne.

Ich lächelte und winkte. Ihr Dad mochte ein Idiot sein, aber das bedeutete nicht, dass sie genauso war.

Ihr zögerndes – beinahe schüchternes – Lächeln sorgte dafür, dass ich sie sofort ins Herz schloss.

»Hi.« Ich winkte noch einmal. »Ich bin Nora.«

Sie nahm ihre Kopfhörer heraus. »Äh, hi. Ich heiße Riley.«

»Schön, dich kennenzulernen, Riley.«

»Gleichfalls.«

»Hättest du Lust, mir bei einem Glas Eistee Gesellschaft zu leisten?«, fragte ich. »Drinnen habe ich noch mehr.«

Ein weiteres, kaum merkliches Lächeln spielte um ihre Lippen. Sie war bezaubernd.

»Okay.«

Ich bedeutete ihr, herzukommen und sich zu setzen. Sie steckte die Kopfhörer weg und ließ sich auf einem der Stühle nieder, während ich nach drinnen ging, um mir nachzuschenken und ihr auch ein Glas zu holen.

Dann setzte ich mich wieder zu ihr an den Tisch. »Ich habe ganz vergessen, zu fragen, ob du ihn gesüßt haben willst. Der hier ist ohne Zucker. Wenn ich schon Kalorien trinke, ziehe ich es vor, dass sie in Alkohol schwimmen.«

Sie zog die Augenbrauen leicht zusammen, als wäre sie ein wenig verwirrt. »Ungesüßt ist perfekt. Ich stehe nicht so auf Süßes.«

»Ich auch nicht. Salziges ist mein Untergang.«

»O mein Gott, meiner auch! Ich gebe immer extra Salz auf meine Pommes, und mein Dad hält mich für verrückt.«

»Sieh einer an, wir haben bereits etwas gemeinsam.« Ich hob mein Glas. »Auf neue Freunde!«

Sie stieß mit mir an, dann nahmen wir beide einen Schluck.

»Also, Riley. Erzähl mir von dir. Wie alt bist du?«

»Dreizehn.«

»Und in welche Klasse gehst du?«

»In die siebte.«

»Wie ist das so? Gefällt dir die Schule?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Sie ist ganz okay, schätze ich.«

Ich schüttelte langsam den Kopf. »Die siebte Klasse war nicht mein Lieblingsjahr.«

»Echt nicht? Warum?«

»Aus so vielen Gründen. Zum einen war es das Jahr, in dem mir Brüste gewachsen sind und ich überhaupt keine Ahnung hatte, was ich damit anstellen sollte. Eines Tages bin ich ohne BH in die Schule gegangen, und die Jungs haben angefangen, mich Nora Nippel zu nennen.«

Riley zuckte zusammen. »Das ist gemein.«

»Siebtklässler lassen viel zu wünschen übrig. Ich freue mich jedoch, dir sagen zu können, dass einige von ihnen sich weiterentwickeln. Allerdings dauert das mindestens noch zehn Jahre.«

»Ist schon gut. Ich habe Anfang des Jahres ein wenig für einen Jungen geschwärmt, aber dann entschieden, dass er zu kindisch ist.«

»Das war klug. Für diese Sachen hast du später noch ausreichend Zeit. Was interessiert dich so?«

Achselzuckend senkte sie den Blick. »Ich weiß nicht. Vermutlich Kunst.«

»Was für Kunst? Zeichnest du?«

»Ja. Und ich male.«

»Wirklich? Wie interessant. Vielleicht kannst du mir deine Werke irgendwann mal zeigen.«

»Du willst meine Sachen sehen?«

»Auf jeden Fall. Aber nur, wenn du dazu bereit bist. Kunst kann sehr persönlich sein.«

»Das stimmt«, sagte sie mit einem Hauch von Bewunderung in der Stimme. Als würde es sie überraschen, dass ich das verstand. »Bist du auch Künstlerin?«

»Ah, ich wünschte, ich wäre es.« Ich winkte ab. »Aber so ein Talent habe ich leider nicht.«

»Was machst du so? Ich meine, beruflich.«

»Ich schreibe.«

»Echt? Das ist dein Job?«

»Jupp. Ich habe eine wöchentliche Kolumne über … na ja, Frauenthemen.« Über das Thema meines aktuellen Artikels wollte ich nicht unbedingt mit einer Dreizehnjährigen sprechen.

»Ich liebe es zu schreiben.«

»Wirklich? Sieh uns einer an, wie wir immer mehr Gemeinsamkeiten finden. Was schreibst du denn?«

»Vieles. Ich habe ein paar Geschichten verfasst und bekomme für meine Aufsätze immer gute Noten. Manchmal schreibe ich auch Gedichte.«

»Das liebe ich. Wie schön für dich.«

Wir tranken noch einen Schluck. Ich wollte ihr gerade eine weitere Frage stellen, um das Gespräch in Gang zu halten, als sie mir zuvorkam.

»Wo hast du vorher gewohnt?«

»In Seattle. Ich hatte dort eine schöne Wohnung, aber dann habe ich entschieden, dass ich gern mehr Platz hätte. Und etwas Eigenes.«

»Gefällt es dir hier?«

»Ja. Es ist ein schönes Viertel, und alle sind so nett.« Bis auf deinen Dad. »Was ist mit dir? Wie lange wohnst du schon hier?«

»Seit ich klein war. Mein Dad hat die Gegend ausgesucht, weil sie gut für Kinder ist.«

Ihre Antwort weckte in mir die Frage, was mit ihrer Mutter war. Doch das fragte ich nicht. Es war zu persönlich, vor allem, wo wir uns gerade erst kennengelernt hatten.

»Sieht so aus, als hätte er recht gehabt.«

»Hast du denn keine Kinder?«

Ich lachte – vermutlich lauter, als ich sollte. »Nein. Sorry. Ich habe keine Kinder. Ich wohne hier ganz allein.«

»Dann bist du nicht verheiratet?«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Definitiv nicht.«

»Hast du Haustiere?«

»Auch nicht. Nun ja, ich hatte mal kurzzeitig eine Katze, aber die gehörte eigentlich nicht mir. Meine Freundin Sophie ist für eine Weile bei mir eingezogen, als sie eine harte Zeit mit ihrem jetzigen Ehemann hatte. Sie hat sich damals eine Trennungskatze zugelegt, die sie aber mitgenommen hat, als sie wieder ausgezogen ist. Habt ihr Haustiere?«

»Nein. Wir hatten mal einen Fisch, aber der ist gestorben, und wir haben uns keinen neuen zugelegt. Was ist eine Trennungskatze?«

»Das ist eine Erfindung von Sophie. Sie war traurig, und ihre Lösung dafür war, ein Tier zu adoptieren.«

Riley lächelte. »Das ist lustig.«

»Stimmt. Sophie ist zauberhaft. Eine der süßesten Frauen, die du je kennenlernen wirst. Das gilt für alle meine drei besten Freundinnen.«

»Du hast drei beste Freundinnen?«

»O ja. Everly, Hazel und Sophie. Was das angeht, kann ich mich echt glücklich schätzen.«

»Sind sie alle so hübsch wie du?«

O mein Gott, ich liebte dieses Mädchen. »Wie lieb von dir, das zu sagen. Und ja, auch wenn wir alle sehr unterschiedlich sind. Die meisten Leute würden nicht denken, dass wir befreundet sind. Was ist mit dir? Wer ist deine beste Freundin?«

Sie senkte den Blick, und ihre Offenheit zog sich zurück wie Blütenblätter, die sich in sich selbst zusammenrollen. »Ich habe eigentlich keine beste Freundin.«

Die Traurigkeit in ihrer Stimme zupfte an meinem Herzen. »Die hatte ich in deinem Alter auch nicht.«

»Wirklich?« Sie sah mich hoffnungsvoll an.

»Wirklich. Ich hatte Probleme, mit Mädchen meines Alters zurechtzukommen, bis ich Everly und Hazel kennengelernt habe. Das war aber erst in der achten Klasse.« Ich wirbelte den Eistee in meinem Glas herum, so dass die Eiswürfel klimperten. »Die Sache mit Freundschaften – und auch mit Jungs – ist die, dass man sich niemals mit dem Erstbesten zufriedengeben sollte. Es ist schön, Leute zu haben, mit denen man Spaß haben kann, aber man sollte gut darauf achten, wen man zu seinen engsten Vertrauten zählt.«

»Du meinst, es ist besser, keine Freunde zu haben als schlechte Freunde?«

Ich legte den Kopf schief und dachte einen Moment darüber nach. »Ja. Schlechte Freunde sind im Grunde keine Freunde, oder?«

»Vermutlich nicht.«

»Und man will sich nie verstellen müssen, nur damit andere einen mögen.«

Sie nickte langsam, als würde sie das alles aufnehmen. Ich hoffte, dass ich ihr gute Ratschläge gab. Ich war daran gewöhnt, solche Unterhaltungen mit Frauen meines Alters zu führen, nicht mit Kindern. Aber es wirkte wie etwas, das Riley hören musste.

Wir unterhielten uns noch eine Weile – über Filme, Musik und unsere Lieblingsserien. Sie trank ihr Glas aus und stellte es auf den Tisch.

»Ich sollte mal wieder nach Hause gehen. Ich muss noch Hausaufgaben machen.«

»Okay. Aber versprich mir, dass du mich mal wieder besuchen kommst.«

Sie lächelte. »In Ordnung.«

Wir standen beide auf, und sie zögerte einen Moment. Mein Instinkt sagte mir, dass sie vielleicht eine Umarmung brauchte.

»Darf ich dich umarmen?« Vorsichtig streckte ich die Arme aus.

Sie trat näher und schlang die Arme um mich. Wie süß von ihr.

»Bis bald«, sagte ich.

»Ciao.«

Sie ging nach Hause und winkte mir vor der Haustür noch einmal zu, bevor sie hineinging.

Vielleicht war ihr Vater nicht sonderlich freundlich, doch er hatte eine bezaubernde Tochter großgezogen. Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, mich mit einer Dreizehnjährigen anzufreunden, aber jetzt, wo es passiert war, war ich mit der Wahl meiner Nachbarschaft noch zufriedener.

Es fühlte sich ein wenig so an, als hätte es so sein sollen.

4

Dex

Da ich ein wenig Zeit zwischen zwei Kunden hatte, beschloss ich, nach Hause zu fahren und mit Riley zu Abend zu essen. Ich liebte meinen Job, aber die Arbeitszeiten waren alles andere als ideal. Tattoostudios öffneten oft spät und blieben lange auf, was nicht förderlich war, wenn man allein eine Tochter großzog. Wir hatten Wege gefunden, wie es funktionierte, und jetzt, wo sie alt genug war, um allein zu bleiben, wurde es immer leichter. Dennoch mochte ich es nicht, wenn sie zu viel Zeit ohne Aufsicht verbrachte, dazu war sie mit ihren dreizehn Jahren noch viel zu jung.

Ich schickte ihr keine Nachricht, um ihr zu sagen, dass ich kommen würde. Nicht, dass ich glaubte, sie dabei zu erwischen, wie sie gegen irgendeine Regel verstoß. Sie war ein liebes Mädchen, und ich wusste, dass ich mich sehr glücklich schätzen konnte. Über die Tracking-App, die wir beide benutzten – sie nannte sie unsere Spionage-App –, konnte sie, wenn sie wollte, jederzeit sehen, wo ich gerade war. Aber dennoch wollte ich sie ab und zu daran erinnern, dass ich sie erwischen könnte, wenn sie sich nicht an eine unserer Abmachungen hielt.

Zu Hause hielt ich am Briefkasten an, und es wurde mal wieder deutlich, dass ich keiner war, der täglich nach seiner Post schaute. Der Briefkasten war so voll, dass einige Umschläge ganz hinten geknickt wurden. Ich steckte mir sie alle unter den Arm und ging die Auffahrt hinauf.

Und ich schaute definitiv nicht nach nebenan, um zu sehen, ob die Nachbarin draußen war.

Okay, ich tat es doch.

Ich musste ihr zugutehalten, dass sie sehr ruhig war. Ich bekam sie kaum zu Gesicht, und es gab bisher keine Anzeichen dafür, dass sie eine nervtötende Nachbarin sein würde. Keine laute Musik und auch kein konstanter Strom an Besuchern, die die Straße mit ihren Autos zustellten. Ihr Garten könnte ein wenig Zuwendung gebrauchen, aber das Problem hatte sie geerbt, deshalb konnte ich es ihr eigentlich nicht vorwerfen.

Trotz des schönen Wetters war sie nicht zu sehen. Vermutlich war sie bei der Arbeit.

Schnell schob ich sie aus meinen Gedanken, betrat das Haus und legte die Post auf den Tresen in der Küche. Auf dem Küchentisch standen noch die Beweise für Rileys nachmittäglichen Snack, doch von meiner Tochter war nichts zu sehen.

»Hey, Ry?«

Keine Antwort.

Vermutlich hatte sie ihre Kopfhörer drin.

Ich ging nach oben und klopfte an ihre halb geöffnete Tür. »Riley?«

Sie saß auf dem Bett, den Rücken gegen ein paar Kissen gestützt. Um sich herum hatte sie ihre Schulbücher ausgebreitet, und auf ihrem Schoß lag ein Notizblock. Sie nahm einen ihrer Kopfhörer raus. »Oh, hey, Dad. Was machst du denn hier?«

»Ich hatte ein wenig Zeit und dachte, dass wir zusammen zu Abend essen könnten.«

»Cool. Was gibt es?«

Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. So weit hatte ich noch nicht gedacht. »Ich weiß nicht. Wollen wir mal schauen, was wir im Kühlschrank haben?«

»Klar.« Sie klappte ihr Buch zu und folgte mir nach unten.

Ich öffnete den Kühlschrank und beäugte den Inhalt, während sie sich an den Tresen lehnte.

»Musst du dieses Wochenende Hausaufgaben machen?«

»Nö. Habe ich schon erledigt.«

Ich zog skeptisch die Augenbrauen in die Höhe. »Du bist wirklich an einem Freitag nach Hause gekommen und hast als Erstes deine Hausaufgaben gemacht?«

Sie zuckte mit den Schultern. »So muss ich mir den Rest des Wochenendes über keine Gedanken mehr darüber machen.«

»Wie bist du nur so klug geworden? Das haben die meisten Erwachsenen noch nicht mal verstanden.«

»Das habe ich von Grandma«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen.

Ich musste grinsen. »Damit hast du vermutlich recht.«

Meine Mom hatte oft auf sie aufgepasst, als Riley noch klein gewesen war.

»Was macht deine Sportnote?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ganz okay. Ich kriege vermutlich eine Drei.«

»Eine Drei? Komm schon, Ry, das kannst du besser. Das ist keine große Kunst.«

»Wenigstens falle ich nicht durch.«

»Stimmt auch wieder.« Ich versuchte, sie wegen ihrer Note in Sport nicht zu sehr zu bedrängen. Zumal es schön war, mal wieder ein normales Gespräch mit ihr zu führen. Und um ehrlich zu sein, war eine mittelmäßige Note in Sport auf der Middleschool kein Weltuntergang. »Kannst du mit Spaghetti leben?«

»Ich liebe Spaghetti.«

Ich nahm Hackfleisch heraus. Riley holte ein Glas mit Soße und eine Packung Spaghetti aus dem Vorratsschrank. Während ich anfing, das Hack zu braten, brachte sie einen Topf mit Wasser zum Kochen.

Dann schaute sie sich die Post an, die ich auf den Tresen gelegt hatte, und hielt ein Magazin mit einer Frau auf dem Titel hoch. »Was ist das?«

»Keine Ahnung. Vermutlich hat Reggie wieder die falsche Post in unseren Briefkasten gesteckt.«

»Oh. Das ist für Nora.«

»Wer ist Nora?«

»Unsere neue Nachbarin.«

Das erregte meine Aufmerksamkeit. »Die, die letzte Woche eingezogen ist? Woher weißt du, dass sie Nora heißt?«

»Ich habe sie kennengelernt.«

»Wann?«

»Vor Kurzem nach der Schule. Sie war draußen und hat mich auf einen Eistee eingeladen.«

»Wie bitte? Du weißt, dass du nicht zu anderen Leuten ins Haus gehen sollst, ohne mir Bescheid zu sagen.«

»Ich war nicht in ihrem Haus. Wir haben auf der Veranda gesessen.«

»Ich weiß nicht, wie ich das finde.«

»Warum? Ich gehe ständig zu Phil und Donna, wenn sie draußen sind. Das ist quasi das Gleiche.«

Als das Hack anfing zu brutzeln, rührte ich es mit dem Pfannenwender um. Mir fiel kein guter Grund ein, warum mich die Sache so störte. Riley hatte recht – auf der Veranda einer Nachbarin zu sitzen war kein Verstoß gegen die Regeln. Und vermutlich war daran auch nichts falsch. Trotzdem: Ich kannte diese Frau nicht, und etwas daran, dass meine Tochter bei ihr gewesen war, ging mir gegen den Strich. Ich war nicht sicher, ob ich wollte, dass Riley sich mit unserer Nachbarin anfreundete.

»Sei bloß vorsichtig. Wir wissen nichts über sie. Menschen sind nicht immer so, wie sie wirken.«

»Ja, ich weiß.« Sie sah die restliche Post durch. »Da sind einige Sachen für sie. Soll ich sie zu ihr rüberbringen?«

Ich funkelte die Post an, als wäre sie dafür verantwortlich, im falschen Briefkasten gelandet zu sein. »Nein. Das mache ich schon.«

Wieder zuckte Riley mit den Schultern und legte die Umschläge hin. »Okay.«

Ich gab ihr den Pfannenwender, damit sie sich um das Hack kümmern konnte, während ich schnell die Post durchging und alles, was meiner Nachbarin gehörte, zur Seite legte. Nora Lakes. Das war ein hübscher Name. Ich würde ihr von Reggie erzählen müssen. Er war schon seit einer halben Ewigkeit für unsere Briefzustellung zuständig. Und auch wenn er ein supernetter Kerl war, hatte seine Genauigkeit, was das Verteilen der Post anging, in den letzten Jahren immer mehr nachgelassen. Wir waren alle daran gewöhnt. Es war normal, eine Gruppe an Nachbarn zu sehen, die Post untereinander austauschte.

Hoffentlich würde er mir nicht weiterhin die von Nora zustellen.

»Ich bin gleich zurück.«

»Okay.« Riley hielt den Pfannenwender hoch. »Ich habe das hier im Griff.«

»Danke, Kleine.«

Ich ging mit der Post nach nebenan. Auf der Einfahrt stand kein Auto. Vermutlich war sie nicht zu Hause. Was gut war. Ich würde die Sachen einfach auf ihrer Veranda lassen. Das würde mir auch den Ärger ersparen, mit ihr reden zu müssen.

In der Straße war es ruhig. Blauer Himmel, ein paar wenige Schönwetterwolken. Es versprach ein angenehmer Abend zu werden. Wenn ich später nicht noch einen Kunden hätte, hätte ich mir jetzt ein Bier aufgemacht und mich nach draußen gesetzt.

Ich wollte gerade den ersten Fuß auf ihre Einfahrt setzen, als mein Blick auf den unglaublichsten Hintern fiel, den ich je gesehen hatte. Abrupt blieb ich stehen.

Verurteilt mich bitte nicht. Er war direkt vor mir. Da hätte jeder Mann angehalten und gestarrt.

Nora kniete mit dem Hintern in der Luft in ihrem Vorgarten und grub eine Pflanze aus. Zumindest glaubte ich das. Denn alles, was ich sehen konnte, war dieser wunderbare Po.

Ich konnte mich nicht rühren.

Sondern nur starren.

Wie lange? Keine Ahnung.

Ich starrte immer noch.

Ohne mich zu bewegen.

Und ich konnte nicht aufhören, mir vorzustellen, wie meine Hände diese runden Hüften umfassten und ich in sie hinein …

»Hey, Dex. Was siehst du dir da an?«

Meine Rückenmuskeln verspannten sich, als Phils Stimme von der anderen Straßenseite zu mir herüberhallte. Für eine Sekunde hoffte ich, dass Nora Kopfhörer trug.

Das tat sie auch. Dennoch hatte sie ihn gehört.

Ihr Kopf wirbelte herum, und der Anblick von ihr, wie sie mit hochgerecktem Hintern über ihre Schulter zu mir sah, half nicht, die Situation zu verbessern.

Ein Muskel in meinem Kiefer zuckte, und ich riss den Blick von ihr los. »Hey, Phil. Nichts. Ich bringe bloß die Post rüber.« Ich hielt sie hoch, wie um meine Unschuld zu beweisen.

»Ah. Du hast da so gestanden, als wäre ein Stinktier oder so im Garten.«

»Nein. Kein Stinktier.« Nur eine lächerlich scharfe Braut mit einem Po, für den Männer in den Krieg ziehen würden.

Und dieser Po war immer noch direkt vor mir. Sie hatte sich nicht gerührt, sondern sah mich bloß weiter mit einem amüsierten Lächeln über ihre Schulter an.

Ihre Lippen waren auch nicht zu verachten.

Wem wollte ich hier was vormachen? Sie war heiß.

Aber ich war nicht der Mann, der sich an ihr verbrennen würde.

»Sorry.« Erneut wedelte ich mit der Post. »Einige Ihrer Briefe sind in meinem Briefkasten gelandet.«

»Oh. Das ist nett von Ihnen.« Endlich richtete sie sich auf und erlöste mich damit aus meinen Qualen. Sie nahm die Kopfhörer heraus und wischte sich die Erde von den Händen. »Danke.«

Ich gab ihr die Post und wollte mich gerade zum Gehen wenden, als sie sagte: »Ich bin übrigens Nora.«

Ich ergriff ihre dargebotene Hand. Lange, schlanke Finger. Weiche Haut. »Dex.«

»Schön, Sie kennenzulernen. Riley habe ich bereits getroffen. Sie ist ganz bezaubernd.«

Das entlockte mir ein Lächeln. Wie könnte es auch nicht? »Danke. Ja, sie ist toll.«

Phil kam zu uns herüber. Er trug ein T-Shirt, Cargoshorts und seine üblichen roten Crocs. Die ganze Nachbarschaft machte sich über seine Schuhe lustig, aber das war ihm egal. Er nannte sie seine Dad-Schuhe und meinte, wenn wir alle wüssten, wie bequem die seien, würden wir sie auch tragen.

Ich hatte zwar viel aufgegeben, seitdem ich Vater geworden war, doch bei roten Crocs war wirklich Schluss.

»Sieht so aus, als hätten Sie eine Menge Arbeit vor sich«, sagte er mit einer Geste zu Noras ungezähmten Vorgarten.

»Das stimmt«, antwortete sie. »Ich habe keine Ahnung, was ich da tue, aber mal ehrlich, wie schwer kann das schon sein?«

»Nun ja, eine ordentliche Gartenpflege ist komplizierter, als die meisten Leute glauben«, erwiderte Phil mit der Stimme eines gütigen alten Weisen. »Der richtige Dünger, Mittel gegen Unkraut, die angemessene Bewässerung …«

Er fuhr fort, doch ich blendete ihn aus. Phil war unglaublich stolz auf seinen Garten und konnte einem bei diesem Thema ein Ohr abkauen. Das alles hatte ich schon mehrfach gehört.

Noras Augen wurden nach dem zweiten oder dritten Satz glasig, aber sie nickte weiter. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich genervt war, weil Phil hergekommen war, um über Rasenpflege zu reden, oder ob ich für die Unterbrechung dankbar sein sollte. Nora hatte etwas an sich, dass alle meine inneren Alarmglocken schrillen ließ.

Probleme.

Sie bat mich mit einem flehenden Blick, sie zu retten. Phil erklärte gerade, wie wichtig es war, den Rasen diagonal zum Verlauf der Straße zu mähen.

Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Gut zu wissen«, sagte ich. »Kein Wunder, dass dein Rasen so gut aussieht.«

»Danke, Dex. Ich bin ziemlich stolz darauf.«

Nora lächelte, doch mir entging nicht die Erleichterung, die über ihre Miene huschte. »Danke für die Tipps. Ich werde mal sehen, ob ich den Zustand des Gartens verbessern kann.«

»Tja, es ist auf jeden Fall nett, Sie in der Nachbarschaft zu haben«, sagte Phil. »Wir brauchen hier mehr junge Familien.«

»Danke. Wobei ich allein wohne.«

»Klar. Ich weiß, dass Sie nicht verheiratet sind oder so.« Sein Blick glitt zu mir. »Hey, Dex ist auch nicht verheiratet. Vielleicht könnt ihr beide …«

Erneut schlug ich Phil auf den Rücken, aber dieses Mal ein wenig fester. »Es war schön, dich zu sehen, Phil.« Ich nickte Nora zu. »Sie auch.« Ich musste hier dringend weg.

Sie verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln und musterte mich einmal kurz von Kopf bis Fuß. Für einen Moment konnte ich nur den Schwung ihres Halses sehen, von ihrem Kinn bis zu ihrem Schlüsselbein und den wundervollen Brüsten darunter.

Sie war umwerfend.

Und ich starrte sie schon wieder an.

Entschieden riss ich den Blick von ihr los und widerstand dem Impuls, auf dem Weg zurück zu meinem Haus meine Hose zu richten. Das Letzte, was ich wollte, war, auf subtile Weise zuzugeben, welche Reaktion sie in mir ausgelöst hatte.

Verdammt, diese Frau war gefährlich. Und ich hatte das Gefühl, dass sie das auch wusste.

5

Nora