Florida Falcons - Play me naughty - Kari Tenero - E-Book

Florida Falcons - Play me naughty E-Book

Kari Tenero

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Beschreibung

Fake-Dating, bei dem die Funken sprühen!

Die berühmte Popsängerin Liv Rodriguez besucht inkognito mit ihrer besten Freundin ein Heimspiel der Florida Falcons. Zufällig werden sie beim Verlassen des Stadions in die falsche Reihe gedrängt und landen bei der Signierstunde der Spieler. Vor allem Davis Johnson, einer der Tight Ends, begeistert mit seinem guten Aussehen und seinem umwerfenden Lächeln weibliche Fans - trotz seiner Verschlossenheit.

Während sie sich mit Davis unterhält, wird sie fotografiert. Am nächsten Morgen prangt das Bild auf allen Titelseiten. Die Gerüchteküche brodelt. Doch sowohl das Management von Liv als auch das der Falcons sind sich sicher, dass es für beide Seiten erst mal das Beste wäre, so zu tun, als wären sie ein Paar. Das gefällt beiden nicht, wollen sie doch nicht noch mehr im Rampenlicht stehen.

Dennoch zeigen sie sich in der Öffentlichkeit als Paar, während es hinter den Kulissen heftig kracht. Ein Schlagabtausch folgt auf den nächsten. Wäre da nicht nur diese Anziehung. Und bald wissen sie beide nicht mehr, was Spiel ist und was Realität ...

Erlebe die knisternde Spannung auf und neben dem Spielfeld mit dem vierten Band der heißen und emotionalen Football-Romance-Reihe rund um die Spieler der Florida Falcons, die dir mit Sicherheit den Kopf verdrehen.

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Seitenzahl: 351

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelPlaylistPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35EpilogÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Fake-Dating, bei dem die Funken sprühen!

Die berühmte Popsängerin Liv Rodriguez besucht inkognito mit ihrer besten Freundin ein Heimspiel der Florida Falcons. Zufällig werden sie beim Verlassen des Stadions in die falsche Reihe gedrängt und landen bei der Signierstunde der Spieler. Vor allem Davis Johnson, einer der Tight Ends, begeistert mit seinem guten Aussehen und seinem umwerfenden Lächeln weibliche Fans - trotz seiner Verschlossenheit.

Während sie sich mit Davis unterhält, wird sie fotografiert. Am nächsten Morgen prangt das Bild auf allen Titelseiten. Die Gerüchteküche brodelt. Doch sowohl das Management von Liv als auch das der Falcons sind sich sicher, dass es für beide Seiten erst mal das Beste wäre, so zu tun, als wären sie ein Paar. Das gefällt beiden nicht, wollen sie doch nicht noch mehr im Rampenlicht stehen.

Dennoch zeigen sie sich in der Öffentlichkeit als Paar, während es hinter den Kulissen heftig kracht. Ein Schlagabtausch folgt auf den nächsten. Wäre da nicht nur diese Anziehung. Und bald wissen sie beide nicht mehr, was Spiel ist und was Realität …

Erlebe die knisternde Spannung auf und neben dem Spielfeld mit dem vierten Band der heißen und emotionalen Football-Romance-Reihe rund um die Spieler der Florida Falcons, die dir mit Sicherheit den Kopf verdrehen.

K A R I   T E N E R O

Play me naughty

Playlist

Interaktive Playlist zum Buch (performed by Fable Skyex), ab sofort bei allen gängigen Streamingplattformen unter dem Titel »Florida Falcons – play me« zu finden. Erlebe, wie Liv ihre Songs schreibt, fühlt und am Ende die Herzen berührt.

Fable Skyex – Fade away

Fable Skyex – Shadows of your love

Fable Skyex – Pressure in the Spotlight

Fable Skyex Love and battle (noch mitten in der Entstehungsphase)

Fable Skyex – Me and you

Fable Skyex – Fade away (Konzertstart)

Sam Razior – Dreams so big

Fable Skyex – Love and Battle

Fable Skyex – Echoes of goodbye

Prolog

Liv

»Beruhig dich, Liv. Du packst das«, murmle ich wahrscheinlich schon zum zehnten Mal, während ich darauf warte, angekündigt zu werden. Gerade läuft ein Werbespot auf dem großen Bildschirm hinter der Bühne, doch das trägt nicht wirklich dazu bei, meine Nerven zu beruhigen. Im Gegenteil. Ich wippe mit beiden Füßen auf und ab und atme immer wieder tief durch, um nicht komplett in Panik zu verfallen.

Im nächsten Moment ist der Spot zu Ende und die Kamera richtet sich auf den Moderator der Talkshow, der gerade die Bühne betritt. Die Menge auf den Sitzen jubelt und mein Magen dreht sich auf links. Doch selbst wenn ich mich übergeben sollte, würde nichts kommen, denn ich habe heute Morgen nichts essen können. Dazu ist der Kloß in meinem Hals viel zu groß und das flaue Gefühl in meinem Bauch zu übermächtig.

Langsam bin ich mir sicher, dass ich mich an dieses Leben wohl nie gewöhnen werde. Dabei stehe ich erst am Anfang meiner eventuellen Karriere. Und damit diese nicht gleich wieder vorbei ist, sollte ich meinen allerersten großen Auftritt heute nicht vermasseln.

Mühsam richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen im Filmstudio.

»Guten Abend, New York!«, begrüßt Ben Mostrow das Publikum und winkt den Menschen in seinem dunkelblauen Anzug zu. Dazu die blonden Haare, die in einer flachen Welle seinen Kopf bedecken, und es ist klar, dass er eine beginnende Glatze verstecken möchte.

Ganz anders als ich, die in dem kurzen rosafarbenen Glitzerkleid alles tun kann, nur nicht, sich zu verstecken. Dabei hat meine Musik nichts mit Glanz und Gloria zu tun, sondern spiegelt all die positiven und negativen Emotionen wider, die mich in den letzten Jahren begleitet haben und denen ich meine Stimme geschenkt habe.

Das Bild vor meinen Augen verschwimmt und ich suche Halt an der Wand zu meiner Rechten, während Ben, der mir vorhin sofort das Du angeboten hat, noch mit den allgemeinen Floskeln beschäftigt ist. Ich zwinge mich, mir nicht über das Gesicht zu wischen, um das Make-up nicht zu ruinieren. Stattdessen konzentriere ich mich auf einen kleinen schwarzen Punkt auf dem sonst grauen Boden. Das hier werde ich nie schaffen und eher auf die Bühne kotzen, als einen einzigen Ton herauszubringen.

Hinter mir werden auf einmal Schritte lauter. Kurz darauf fährt eine Hand mit sanftem Nachdruck über meinen Rücken. »Atme, Liebes«, redet Mia mir gut zu.

Langsam richte ich mich auf und sehe meine Agentin nur aus dem Augenwinkel an. »Das ist einfacher gesagt als getan«, zische ich und versuche irgendwie, meine Überforderung zu unterdrücken. Ich muss mich wenigstens an eine Strophe des Songs erinnern, den ich gleich performen soll.

Mia lächelt mich über den Rand ihrer runden Brillengläser hinweg an. Ihre braunen Haare hat sie wie immer vollkommen chaotisch hochgesteckt und wirkt in ihrem engen Hosenanzug mehr wie eine strenge Lehrerin und nicht wie die Frau, die mich bei allen Problemen, die in den nächsten Jahrzehnten auf mich zukommen werden, unterstützen soll.

»Glaub mir, es wird einfacher«, verspricht sie mir mit einem verhaltenen Lächeln auf den Lippen. Auch sie sieht jetzt zu Ben, auf dessen Prompter schon mein Name erscheint.

»Und jetzt habe ich die große Ehre, euch das neue Sternchen am Musikhimmel anzukündigen.«

Ich schlucke schwer und umklammere das Mikrofon in meiner Hand immer fester, weil es mir durch meine schwitzigen Finger zu gleiten droht.

»Seit der Highschoolzeit schreibt sie Songs, hat Wettbewerbe gewonnen und vor zwei Monaten ihren Durchbruch mit einem simplen Video auf TikTok geschafft, das ihre kleine Schwester hochgeladen hat. Heute darf ich euch das zwanzigjährige Ausnahmetalent mit ihrer aktuellen Single Fade away vorstellen.«

Kaum spricht er den Titel meines Songs aus, fluten unweigerlich Erinnerungen meine Gedanken.

Tu es für mich, bitte.

Mein Magen zieht sich erneut schmerzlich zusammen. Aber nicht, weil ich gleich auf die Bühne muss, sondern weil Ben über meine Familie spricht, obwohl wir im Vorfeld vereinbart haben, dass dieses Thema tabu ist. Sofort brennen meine Augen, denn ich bin gerade allein. Von meinen Liebsten konnte mich niemand begleiten. Auch nicht der wichtigste Mensch, für den ich das hier tue.

»Bereit?«, fragt Mia.

»Nein.«

»Einen großen Applaus für Liv Rodriguez!«, ruft Ben, streckt die Hand in meine Richtung aus und sieht mich erwartungsvoll an.

Ich verkneife mir die Tränen, atme erneut tief durch und zwinge mich zu dem Zahnpastalächeln, das Mia mich die letzten vier Wochen unerbittlich hat üben lassen, um die Nervosität besser verstecken zu können. Auf wackeligen Beinen trete ich aus dem Schatten, winke den vielen Gesichtern zu, die laut meinen Namen rufen, und lasse mich von den ersten Akkorden tragen.

Das ist für dich, Carol.

Kapitel 1

Liv

»Go Falcons! Go Falcons! Go Falcons!«

Die Jubelrufe um mich herum werden immer lauter. Sie füllen das gesamte Stadion aus und vibrieren fast schon schmerzlich in meinem Trommelfell. Normalerweise trage ich, wenn so viele Menschen um mich herum sind, geräuschreduzierende Buds. Doch heute bin ich nicht als Star unterwegs. Auch deswegen kann ich nur breit grinsen und lasse mich von der ausgelassenen Stimmung der Fans anstecken.

Kurz richte ich meine Cap, damit es weiterhin den größten Teil meines Gesichts verdeckt. Danach blicke ich zu Melissa – einer meiner engsten Freundinnen – und ihrer kleinen Schwester Kathy, die ebenfalls aus voller Kehle den Schlachtruf grölen, um die Florida Falcons anzufeuern.

Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen, nehme nur das Getöse wahr und genieße die Ruhe, die sich in mir ausbreitet. Oder vielmehr die Erleichterung, weil die Aufmerksamkeit gerade nicht mir gilt. Sie liegt allein auf den Männern unten auf dem grünen Feld mit den vielen unterschiedlichen weißen Streifen, deren Bedeutung ich nicht wirklich kenne. Und das wird sich mit Sicherheit auch niemals ändern, denn dazu fehlt mir die Zeit.

Unwillkürlich wandern meine Gedanken zu meinem nächsten Auftritt. Dem größten meiner bisherigen Karriere. Denn genau dort unten, auf dem Rasen des Clearwater Stadions, wo sich gerade die Florida Falcons einen unerbittlichen Kampf liefern, wird in vier Wochen der Superbowl ausgetragen und ich werde die Sängerin sein, die die Halbzeitshow bestreiten wird.

Schon allein bei der Vorstellung kribbeln meine Finger, ehe sie kalt werden und mich eine kurze Welle der Panik packt, die das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkt.

Eigentlich sollte man meinen, dass ich nach den fünf Jahren, in denen ich in regelmäßigen Abständen durch das Land getourt bin und einen Top-Ten-Hit nach dem anderen abgeliefert habe, so etwas wie Lampenfieber nicht mehr kenne. Aber das täuscht. Noch immer ist jeder Auftritt eine Herausforderung, die mit der bevorstehenden Show einen neuen Höhepunkt findet, weil ich bislang nie in so einem großen Stadion, geschweige denn vor so einem großen Publikum gespielt habe.

Das Getöse um mich herum wird erneut deutlich lauter und lenkt meine nervös kreisenden Gedanken zurück auf den Platz. Langsam öffne ich die Augen, die einen Moment benötigen, um sich an die abendliche Sonne zu gewöhnen, die gerade auf der anderen Seite des Stadions langsam am Horizont verschwindet.

»Die Falcons erobern die nächsten zehn Yards!«, schreit Melissa vollkommen heiser. Ihre braunen Locken tanzen, während sie mit ihrer Schwester auf und ab springt und dazu beiträgt, dass der Boden unter uns gefährlich schwankt und vibriert.

»Wow«, kommentiere ich nur, denn viel mehr würden die beiden bei der Geräuschkulisse auch nicht verstehen. Außerdem haben sie sich bereits zurückgedreht und feuern die Jungs in ihren schicken rot-weißen Trikots lautstark an. Gerade drehen einige der gut gebauten Männer Runden um den Platz. Darunter auch ihr Schwarm, der Mann mit der Nummer elf, der der Menge zujubelt. Soweit ich weiß, ist das der Quarterback, ein gewisser Chris. Ich bin mir sicher, dass Melissa und Kathy mir auf dem Weg ins Stadion noch viel mehr Infos eingetrichtert haben, aber ich erinnere mich bei bestem Willen nicht daran. Immerhin habe ich auch nicht damit gerechnet, heute im Stadion zu sitzen, sondern bin von einem lustigen Mädelsabend ausgegangen, der allein uns dreien gehört. Zumindest kann ich mir so bereits einen ersten Eindruck davon verschaffen, wie es ist, von den mittleren Rängen aus auf das Feld zu blicken. Leider nimmt mir das kein bisschen die Nervosität.

Schnell konzentriere ich mich wieder auf die Spieler auf dem Feld. Einige Meter hinter dem Quarterback läuft ein ziemlich schlanker und hochgewachsener Spieler, der viel eher meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil er nicht so überschwänglich wirkt und es mehr so aussieht, als würde er einfach nur die Runde mitrennen, um seine Pflicht zu erfüllen. Ich glaube, auch zu ihm haben die beiden Schwestern etwas erzählt. Ein ambitionierter Spieler, der sich aus sämtlichen Medien heraushält und von dem man kaum etwas weiß. Das genau so ein Verhalten die Fans anspricht, scheint ihm niemand gesagt zu haben. Vielleicht sollte ich ihm mal Mia vorbeischicken.

Sofort muss ich grinsen. Oder lieber nicht. Am Ende steht er noch auf einer Bühne und singt.

Bei ihm ist es wohl so ähnlich wie bei Bruce Wayne. Nachts der geheimnisvolle Batman, dessen Identität im Verborgenen liegt, am Tag ein angesehener Geschäftsmann oder eher Footballspieler. Jeder erwartet, dass er Leichen im Keller stapelt. Aber wahrscheinlich ist er einfach nur besser als andere, wenn es darum geht, seine schmutzige Wäsche abseits der Kameras zu waschen. Und wie schön muss es sein, wenn man nicht auf Schritt und Tritt verfolgt wird. Wenn das, was man trägt, nicht stundenlang in einer Talkshow ausgewertet wird und die neusten Trends für die jungen Mädchen in ganz Amerika setzt. Dabei habe ich das alles immer nur für eine Person getan, und diese habe ich am Ende enttäuscht.

Es wird erneut angepfiffen und meine wehmütigen Gedanken werden verdrängt.

»Die nächsten zehn Yards sind den Falcons sicher«, schreit Melissa, dreht sich zu mir und springt erneut wild auf und ab. »Mit dem nächsten Laufspiel erzielen sie einen Touchdown.«

Ich nicke verhalten, aber da hat sich Melissa bereits wieder dem Spielfeld zugedreht. Und während alle gebannt auf die Spieler schauen, kontrolliere ich nur, ob meine Cap richtig sitzt.

***

Die Falcons haben mit mehr als fünfzehn Punkten Vorsprung gewonnen. Entsprechend überschwänglich ist auch die Stimmung nach dem Spiel, während Melissa, Kathy und ich darauf warten, mit den anderen Fans die Tribünen zu verlassen. Wir schließen uns den Menschenmassen der linken Schlange an. Erst jetzt kommt der Gedanke zurück, dass meine zwei Bodyguards, in Zivil gekleidet, nur wenige Schritte hinter mir laufen. Flüchtig sehe ich über die Schulter. Paul mit seinem Dreitagebart und dem dunkelblauen Blouson nickt mir zu. Blake verschafft sich wie immer mit seinem strengen Blick einen Überblick.

»Es ist so schön, dass du heute Zeit hattest.« Melissa hakt sich bei mir unter und weckt damit direkt Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit an der Uni.

»Ich weiß nicht, ob du nicht eher mir die größere Freude bereitet hast.« Damit drehe ich mich zurück und lächle ihr zu, ehe ich sie enger an mich ziehe. Kathy läuft vor uns, sieht sich aber immer wieder nach uns um. Es tut so verdammt gut, wie eine normale Frau behandelt zu werden und nicht wie der Popstar, dessen Musik in der gesamten Welt gehört wird.

Kichernd betreten wir den Gang, der hinaus aus dem Stadion führt. Doch bevor wir wirklich vorankommen, lässt ein Fan den Schlachtruf der Falcons erneut aufleben. Nur wenige Sekunden später stimmen fast alle mit ein und durch die Masse vor uns geht ein Ruck.

Eng werde ich an die Menschen um mich herum gedrückt. Kurz bleibt mir die Luft weg und die Angst, dass mir die Cap vom Kopf rutscht und man mich erkennt, übernimmt die Oberhand. Ein unübersichtliches Gedränge beginnt, in dem ich Melissa und auch Kathy gerade so festhalten kann. Wir werden vom Hauptweg abgedrängt, rutschen förmlich an einer Absperrung vorbei, an der der Wachmann selbst die Kontrolle über die Menschen verliert, und stehen anschließend in einem Gang, in dem der Schlachtruf nur noch dumpf zu hören ist. Doch auch hier sind wir umgeben von Fans.

Hastig sehe ich mich um. Von Paul und Blake fehlt jede Spur.

»Wir müssen zurück«, sage ich nervös. Wenn ich in den ganzen Jahren auf der Bühne eins gelernt habe, dann, dass dies immer die Momente sind, in denen es viel zu brenzlig für mich ausgehen kann. Sollte mich jemand erkennen und es ist niemand da, der in diesem engen Raum schützend seine Hand vor mich halten kann, geht die wirkliche Panik los. Meine Fans lieben mich und wollen wortwörtlich ein Stück von mir besitzen. Am Anfang habe ich es immer als Glück gesehen, so behandelt zu werden, weil ich wusste, dass man meine Musik und mich gut findet. Aber mittlerweile zerrt es an meinen Kräften.

Ich höre schon Mia, die laut klagend bereut, mich auf meinen Wunsch hin inkognito einen Tag eher hierhergeschickt zu haben, bevor ich morgen zum ersten Pressetermin in dieses Stadion muss.

Melissa sieht unterdessen genauso hilflos aus, wie ich mich fühle, weil wir beide gehofft haben, dass wir wie normale junge Frauen Spaß haben könnten. Es ist selten geworden, dass ich für mich weggehe oder Luft zum Atmen bekomme, in denen meine Gedanken allein mir gehören. Deswegen schreibe ich aktuell auch einfach keine Songs, die mich berühren oder die mir etwas bedeuten. Eigentlich schreibe ich gar nicht.

»Es wird alles gut«, versichert mir Melissa, drückt noch fester meine Hand. »In diesem Stadion sind Football- und keine Liv-Fans. Keiner wird dich erkennen, weil hier keiner mit dir rechnet. In Ordnung?«

Ihre Erklärung beruhigt mich zwar nicht, trotzdem nicke ich. Anschließend zieht sie mich einfach mit sich mit. Ich kann nicht mehr tun, als es geschehen zu lassen, denn in meinem Kopf läuft schon mein ganz eigener Film, der sämtliche Horrorszenarien der letzten Jahre abspielt. In meinen Gedanken flackert das rosafarbene Glitzerkleid auf, das nach einer durchbrochenen Absperrung nur noch in Fetzen an meinem Körper hing. Oder die Frau bei einem Auftritt vor einem halben Jahr, die versucht hat, mir bei einer Signierstunde eine Strähne abzuschneiden, und die dann vom Sicherheitspersonal entfernt werden musste.

»Ich weiß, wo wir sind«, ruft Kathy, die als Einzige von uns dreien einen Durchblick zu haben scheint. Sie zeigt zu einer Tür, durch die die Fans treten. »Da vorn geben immer alle ihre Interviews. Aber bei den Heimspielen finden die hier vor dem Spiel und danach gleich auf dem Platz statt. Deswegen ist da bestimmt gerade die Signierstunde der Spieler.«

Die Verunsicherung verfliegt aus Melissas Blick. Dafür werden ihre rehbraunen Augen sekündlich heller. »Du verarschst mich?«

»Nein.« Kathy schüttelt bekräftigend den Kopf. »Das habe ich mal in einem Artikel gelesen. Das sind fast so etwas wie Meet and Greets und echt teuer.«

Sofort würde ich gern stehen bleiben, nein, flüchten, denn es kann nicht mehr schlimmer werden. Ein Raum voller Kameras? Da kann ich mich unmöglich verstecken. »Das geht nicht«, sage ich mit versagender Stimme. »Wenn man mich erkennt, dann … es war ein Fehler.« Meine Finger zittern. Immer wieder versuche ich, mich aus Melissas festem Griff zu befreien, während wir von den anderen Menschen weiter in Richtung Presseraum gedrückt werden. Doch sie lässt mich nicht los, sondern zieht mich eng an sich.

»Du schaffst das. Wir bleiben einfach am Rand stehen und warten, bis wir gehen können.«

Zögerlich nicke ich und finde mich kurz darauf in dem Raum wieder. Die anwesenden Fans verteilen sich und warten gespannt auf die Spieler. Dabei sehen auch andere so aus, als wären sie zufällig mit in die falsche Schlange geraten.

Gegen die aufsteigende Panik ankämpfend, suche ich nach dem Ausgang, der jedoch geschlossen ist. Im nächsten Moment tritt Melissa in mein Sichtfeld und legt ihre Hände an meine Wangen.

»Es wird alles gut. Um uns herum sind heute keine Reporter. Die Leute zahlen nicht dafür, Promobilder von dir zu schießen, damit du morgen in den Schlagzeilen stehst, sondern um Zeit mit den Spielern zu verbringen. Also atme durch. Das hier ist nichts anderes als eben im Stadion. Nur kleiner und gemütlicher.«

Und ob es das ist. Aber wenn ich jetzt wirklich in Panik verfalle, ist mir erst recht nicht geholfen.

Ich bin so stolz auf dich.

Die nächsten Erinnerungen rollen wie eine Lawine über mich hinweg.

Meine Augen brennen. Und das kannst du auch weiterhin sein, sage ich mir und nicke fahrig. Melissa wischt mir die einzelne Träne, die gerade über meine Wange rinnt, weg. Ich kann mir sogar ein gequältes Lächeln abringen. »Du bist immer noch so niedlich, sobald du versuchst, es allen recht zu machen.«

Auch Melissa schmunzelt. »Wenn ich mit einem Weltstar unterwegs bin, ist das irgendwie schwieriger als sonst.«

»Dein Mann verwöhnt dich eindeutig zu sehr.« Dabei strecke ich herausfordernd die Zunge heraus, denn sie weiß genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt. Sie hat sich erst vor ein paar Monaten von ihrem langjährigen Freund getrennt, nachdem dieser verkündet hat, sich neu verliebt zu haben. Seitdem steckt sie ihre ganze Freizeit und Liebe in einen kleinen Do-it-yourself-Laden am Strand, den ich zu gern besuchen würde. Aber wie immer fehlt mir leider die Zeit.

Düster funkelt Melissa mich an, bis sie ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengt. »Ha, ha, ha.« Dann löst sie sich von mir und tippt mir gegen die Stirn. »Sehr witzig. Dafür wirst du wohl zusehen müssen, wie ich mich gleich an Chris heranschmeiße.«

Ich erwidere ihren Konter mit einem Lächeln. Dieser Tag mit ihr gibt mir so viel Energie zurück wie schon lange nicht mehr, denn sonst rauben mir die Menschen eher meine Kraft, auch wenn es unbeabsichtigt ist.

»Du weißt, dass ich dir morgen von jedem Spieler die Unterschrift hätte besorgen können?«

»Ja, ich weiß, aber wozu haben wir uns halb zerquetschen lassen? Und außerdem scheint das Schicksal zu wollen, dass ich Chris gleich anschmachten kann.«

In all den Jahren hat sie sich nicht geändert, und dafür liebe ich sie.

Im nächsten Augenblick ist ein leises Rauschen zu hören, dann ertönt die Hymne der Falcons und eine Tür an der rechten Seite des viereckigen Raums wird geöffnet. Um uns herum wird das Getuschel lauter, bis der Trainer den Raum betritt. Ein großer Mann mit kurzen blonden Haaren, der selbst bis vor ein paar Jahren aktiv gespielt und hier im Stadion seine große Liebe wiedergefunden hat. Die Geschichte klingt so toll, dass man darüber mit Sicherheit einen grandiosen Song schreiben könnte.

Er begrüßt die Anwesenden und zeigt sich mit einem alles einnehmenden Zahnpastalächeln, das ihm wahrscheinlich angeboren ist, während ich es mir über Jahre antrainieren musste. Anschließend betreten vier Spieler den Raum. Als der ziemlich gut gebaute, blonde Quarterback durch die Tür tritt, seufzen Melissa und Kathy neben mir laut und schwer. Der einzige Platz, der leer bleibt, ist der von der Nummer 27, genau neben dem des heiß geliebten Quarterbacks, zu dessen Warteschlange Melissa und Kathy mich ziehen. Dabei scheinen sie vergessen zu haben, dass ich mich nicht vom Rand entfernen wollte. Aber die Chance auf ein Treffen mit Chris ist dann wohl doch zu verlockend.

Während sie sich in die Warteschlange einreihen, lehne ich mich gegen den leeren Tisch, ziehe meine Cap tiefer ins Gesicht und warte mit verschränkten Armen vor der Brust darauf, dass die beiden einen ihrer größten Wünsche erfüllt bekommen.

Kapitel 2

Davis

Nach dem gewonnenen Spiel herrscht in unserer Kabine eine ausgelassene Stimmung. Trevor tanzt halb nackt, nur mit seinem Handtuch bekleidet, auf einer der Bänke. Dabei schwingen seine Dreads wild hin und her. Keshaw, dem wir sonst kaum ein Lächeln abringen können, grinst breit und wippt sogar mit dem Fuß mit, während Leroy sein Wasser über die anderen Teammitglieder kippt, als hätten wir bereits den Superbowl gewonnen.

So aufgedreht waren die anderen schon lange nicht mehr. Immerhin glichen die letzten Spiele einem Überlebenskampf. Von verdienten Siegen konnte man nicht wirklich sprechen. Und auch wenn das heute endlich wieder anders war, will der feierwütige Funke nicht auf mich überspringen, weil die wöchentliche Aufmerksamkeit an meinem Nervenkostüm zerrt.

Leise seufzend lehne ich mich am Rand der Umkleide gegen die Wand und warte bereits umgezogen darauf, dass wir endlich zu Teil zwei unseres Pflichtprogramms übergehen können: die mir verhasste Autogrammstunde, die mich alle paar Wochen ereilt, wenn wir zu Hause spielen. Dabei kann ich mir definitiv Schöneres vorstellen, als mich wie der Hahn im Korb vor die lange Schlange an Fans zu setzen und meine Unterschrift auf eine der Autogrammkarten zu setzen. Die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit ist mir schon seit meiner Highschool-Football-Zeit unangenehm und erinnert mich viel zu sehr an ein Kapitel in meinem Leben, das ich nie wieder durchmachen möchte.

Zum Glück halte ich meinen Motorradhelm fest in der Hand, sonst würde man deutlich sehen, wie sehr ich zittere. Und nach den drei Jahren Profisport bei den Falcons bin ich mir sicher, dass sich das nicht mehr ändern wird. Leider kann ich den Medienrummel, die Aufmerksamkeit nicht komplett umgehen, denn sie gehören zu der Schattenseite, die meine Leidenschaft – das Footballspielen – mit sich bringt.

Im nächsten Moment öffnet sich die Tür der Kabine und reißt mich aus den Gedanken. Simon betritt in seinem roten Jogginganzug den Raum und mustert einmal die aufgekratzte Meute, die durch ihren Höhenflug das Stadion zum Schweben bringen könnte.

»Ich weiß, ihr wollt feiern, aber da draußen«, unser Coach zeigt über seine Schulter, »warten ganz viele begeisterte Fans auf euer Erscheinen. Also zieht euch endlich um. Ich erwarte euch in fünf Minuten im Presseraum.«

»In Ordnung«, ruft Chris, der gerade noch sein verschwitztes Trikot über dem Kopf geschwungen hat und nun seine Brustmuskeln zur Schau stellt.

Im Presseraum.

Die Worte hallen durch meinen Kopf. Das Blitzlichtgewitter, das mich meist in diesem viel zu kleinen Raum erwartet, flackert vor meinen Augen auf. Plötzlich fällt mir das Schlucken schwer. Dabei sind wir die nächsten sechzig Minuten ungestört, denn diese Zeit gehört allein den Fans und uns. Keine Presse. Keine übertriebene Aufmerksamkeit oder diese teilweise merkwürdig formulierten Reporterfragen, die ich nicht beantworten will, weil sie unweigerlich in ein Fettnäpfchen führen. Trotzdem schaffe ich es einfach nicht, die beiden unterschiedlichen Termine voneinander zu trennen.

»Na, dann los, machen wir uns fertig«, fordert Chris lautstark von den anderen Spielern, die heute mitmüssen.

Tief atme ich durch und fokussiere mich. Eigentlich mache ich mir wieder viel zu viele Gedanken. In den meisten Fällen wollen die Fans zu Chris oder Leroy, denn der Posten des Tight Ends ist zum Glück nicht so populär. Also heißt es einfach nur dasitzen, lächeln und gelegentlich den Stift schwingen. Jedenfalls rede ich mir das ein und schaffe es so, meine angespannten Nerven ein wenig zu beruhigen.

***

Genau nach den geforderten fünf Minuten sind meine Teamkameraden fertig und verlassen fast schon im Gänsemarsch die Umkleide. Nur ich verharre an Ort und Stelle, wippe unruhig mit dem Fuß auf und ab und stehe vor derselben emotionalen Schieflage wie immer, wenn ich mit der Autogrammstunde dran bin.

Trevor bleibt an der Tür stehen und blickt über die Schulter zu mir. »Ist alles in Ordnung?«, fragt er wie jedes Mal.

Wie die vielen Momente zuvor nicke ich und schenke ihm ein gequältes Lächeln, das er mir mit Sicherheit nicht abkauft. Dazu kennt er mich viel zu gut. »Könnte nicht besser sein.« Dabei ist alles besser als dieser beschissene Termin. Nervös fahre ich mir durch die Haare. Ich liebe Football. Ich liebe den Rausch auf dem Spielfeld und das Gefühl, einen Sieg eingeholt zu haben, den ich mit dem Team feiern kann. Aber alles andere, was mit dem Leben im Rampenlicht einhergeht, würde ich am liebsten komplett aus meinem Leben verbannen.

Mein Handy in der Brusttasche vibriert und zieht für einen kurzen Moment die Anspannung aus meinen Gedanken. Schnell greife ich danach, öffne die Nachricht darauf und muss sofort schmunzeln.

Du schaffst das und dann sehen wir uns 😉.

Diese Botschaft habe ich gebraucht. Ich atme tief durch und merke, wie sich meine aufgewühlten Gefühle beruhigen. Lächelnd tippe ich eine Antwort.

Wenn ich es überlebe 😉.

Und dann schaffe ich es endlich, mich zu erheben. Den Motorradhelm weiterhin fest in meiner Hand, das Handy in der anderen, laufe ich den langen schmalen Gang hinunter, durch den gerade einmal zwei Spieler in voller Montur gleichzeitig passen. Unsere Fotos hängen links und rechts an den Wänden. Das letzte ist von Simon, der in seinem Trainer-Outfit mit Kayla, seiner Frau, die in der PR-Abteilung arbeitet, Arm in Arm dasteht und breit in die Kamera lächelt. Das Bild bringt mich immer wieder aufs Neue zum Nachdenken. Keiner der beiden hat so wirklich eine ruhige Minute allein. Sie sehen sich ständig auf der Arbeit, danach zu Hause. Worüber redet man dann noch? Man benötigt doch auch einmal eine Pause vom Partner, um sich nicht selbst zu verlieren und seine Gedanken sammeln zu können. Trotzdem wirken sie glücklich und zufrieden, als hätte sie das Schicksal zusammengebracht. Etwas, wofür ich wohl in meiner Situation nie bereit sein werde.

Vor mir wird das Gemurmel lauter und meine Nervosität wieder stärker. Erneut schlucke ich schwer, hole tief Luft und betrete als letzter Spieler den kleinen eckigen Raum, in dem die Tische, an denen wir signieren, in einer Reihe aufgestellt sind. Davor tummeln sich bereits Menschen mit ihren rot-weiß gestreiften Shirts und der passenden Bemalung im Gesicht. Bloß an meinem Tisch haben sich nur wenige Fans versammelt. Wahrscheinlich, weil es wohl so aussieht, als würde ich gar nicht mehr aufkreuzen. Das wäre wirklich mein Wunsch, der sich leider nicht erfüllt.

Mein Handy vibriert abermals. Erleichtert nehme ich die kurze Ablenkung an.

Geht in Ordnung. Wir freuen uns auf dich.

Sofort wird mir warm ums Herz. Ja, sogar die Nervosität und Verunsicherung lösen sich ein wenig – zumindest bis zu dem Moment, in dem ich mich dem Tisch nähere und in eine Delle im Boden trete. Ich knicke zur Seite weg und kann mich gerade so rechtzeitig drehen, um hart auf den Tisch zu knallen. Das Geräusch meines Helms, der ebenfalls auf dem robusten Holz landet, hallt durch den Raum.

Ein leises, kaum hörbares Räuspern ertönt fast zeitgleich neben mir. Ich blicke auf und entdecke eine Frau mit einer rot-weißen Basecap, durch deren Schlaufe sie ihre langen blonden Haare gezogen hat. Ich sehe nur noch, wie sie kurz mit den Armen herumwirbelt, für den Bruchteil einer Sekunde in meine Richtung schaut und sich mit dem Rücken zu mir an den Tisch lehnt und so tut, als wäre nichts geschehen.

Ihre Pose mit den verschränkten Armen wirkt mehr so, als fühlte sie sich unwohl. Fast so, als wollte sie gar nicht hier sein. Dabei ist das vollkommen unmöglich. Jeder, der extra Geld dafür bezahlt, in diesem Raum seine Unterschriftensammlung zu vervollständigen, ist überglücklich und kommt mit einem breiten Grinsen an die Tische. Bloß sie nicht.

Oder … kurz wird mir mulmig. Ist sie nur wegen … mir bei der Signierstunde und ist verärgert, dass ich bis jetzt noch nicht sitze und sie bespaße?

Kurz sieht sie zum Nachbartisch, an dem Chris sich seine ebenfalls blonden Haare aus dem Gesicht streicht, nett lächelt und damit die beiden jungen Besucherinnen vor ihm zum Kichern bringt. Dabei zeigt sich auf dem Gesicht der Frau vor mir ein entspanntes Lächeln. Es hat etwas Befreites und Unbeschwertes.

Währenddessen schiebe ich meinen Helm über den Tisch, um ihn wie immer als zusätzliche Barriere am oberen linken Rand zu platzieren. Sie zuckt zusammen, fährt herum, verliert das Gleichgewicht, kippt zur Seite und landet hart auf dem Boden. Um uns herum wird es still. Alle sehen zu mir.

Alle!

Augenblicklich bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn. Mein Herz pocht wild und die Aufmerksamkeit, die in diesem Moment auf mir liegt, ist unerträglich. Und dann nicht einmal meinetwegen.

»Au«, erklingt nun ihre helle, klare Stimme.

Sofort knie ich mich neben sie. Der Schatten des Tisches stellt für einen kurzen Moment meine Rettung dar. Ich hole tief Luft, beruhige meine aufgewirbelten Gedanken und widme mich anschließend der Frau, die mit schmerzverzerrter Miene und geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken legt.

»Verflucht!«

»Spannende Choreografie. Zeigst du die öfter?«, frage ich ironisch. Mittlerweile ist das Gemurmel und Gekicher im Raum wieder vorherrschend und dadurch werden auch meine angespannten Nerven auf die Ersatzbank gedrängt.

Plötzlich hält sie inne, reißt erneut die Augen auf und mustert mich panisch. Doch weder bewegt sie sich, noch antwortet sie mir. Irgendetwas hat sie an sich, das mich an irgendjemanden erinnert. Diese tiefen dunkelblauen Augen, die so wirken, als würden gleich darin die Sterne funkeln, habe ich schon einmal gesehen. Aber wo?

Ohne ihren Blick freizugeben, strecke ich langsam meine Hand aus und warte darauf, dass sie sie ergreift. Es folgen mehrere schnelle Blinzler, dann greift sie sich an den Kopf, ihre Atmung beschleunigt sich und sie sieht sich hektisch um.

»Wo ist sie?« Auf einmal wirkt sie vollkommen verzweifelt.

Auch ich sehe mich um und finde ihre Cap auf der anderen Seite des Tisches, strecke mich und halte sie ihr vor die Nase.

»Suchst du die hier?«

Sofort hält sie inne, begutachtet die Cap und reißt sie mir aus der Hand.

»Ja, danke.« Hastig fasst sie ihre Haare zusammen, steckt sie zurück durch die Schlaufe der Kopfbedeckung, sieht sich unruhig um und holt anschließend tief Luft. »Glück gehabt«, murmelt sie. Nach wie vor nimmt sie mich nicht wirklich wahr. Dabei knie ich vor ihr und halte ihr meine Hand hin, weil ich ihr aufhelfen möchte. Jede andere Frau wäre mir schon um den Hals gefallen und hätte versucht, mir das Shirt vom Körper zu reißen, weswegen ich auch so gern meine Motorradkleidung aus Leder trage. Die ist einfach viel robuster.

Komischerweise muss ich anfangen zu grinsen, denn sie ist so ganz anders als die sonstigen Fangirls, die schon am Eingang des Stadions alles zusammenkreischen.

»Darf ich dann endlich den Gentleman spielen?«, frage ich amüsiert und mustere ihre zierliche Erscheinung, die in grauen Leggings und einem passenden Hoodie steckt, der ihr locker zwei Nummern zu groß ist.

Ruckartig dreht sie den Kopf zu mir und mustert mich mit ihren strahlenden Augen, die mich erneut zum Träumen einladen wollen. Etwas irritiert sieht sie von meinem Gesicht zu meiner ausgestreckten Hand und zurück und schüttelt flüchtig den Kopf, als müsste sie einen Gedanken vertreiben.

»Ja, entschuldige.« Vorsichtig greift sie zu.

Ich ziehe sie mit mir nach oben und muss anschließend ziemlich tief blicken, weil sie locker zwei Köpfe kleiner ist als ich.

So beiläufig wie möglich klopft sie ihre Sachen ab. »Wow, so groß sahst du auf dem Platz gar nicht aus.«

Zuordnen kann sie mich schon mal, was mir kurioserweise nichts ausmacht.

»Und mit der Nummer bist du zu Halloween bestimmt immer der Renner. Die kleinen Kinder müssen dich ja gleichzeitig fürchten und lieben.«

Fragend ziehe ich eine Augenbraue nach oben. Sie zwinkert in Richtung Tisch, auf dem mein Helm liegt. Erst jetzt verstehe ich, dass sie wohl auf das quietschende Geräusch meines Helms reagiert hat, den ich auf dem Tisch platziert habe, und nicht auf den halben Sturz, der den Raum erschüttert hat.

»Ach so, na ja, eigentlich stehen die Fans sonst vor dem Tisch und fallen nicht grundlos um.«

»Du meinst, weil sie dich anschmachten und du ihnen die Luft zum Atmen nimmst?«

Ich nicke und genieße dieses schelmische Grinsen auf ihrem Gesicht, das mir jetzt aus der Nähe noch bekannter vorkommt und gleichzeitig auch wieder nicht. Doch mein Kopf will einfach nicht die richtige Tür mit der Information öffnen.

»Um ein Fan zu sein, bräuchte ich mehr Zeit in meinem Leben. Aber meine Freundinnen sind es.« Mit ihren filigranen Fingern und den künstlichen Nägeln, die in der Farbe unserer Nationalfahne bemalt sind, zeigt sie auf die zwei jungen Frauen, die an Chris’ Lippen hängen.

Leise seufze ich und verneige mich vor dem Schicksal, dass ich in dieser Mannschaft nicht die erste Geige spiele. »Ja, Chris hat dafür wirklich ein Talent.«

»Das klingt ja fast etwas wehmütig«, stichelt sie und sieht mich verschmitzt von der Seite an.

Grinsend fahre ich mit dem Zeigefinger über den Tisch, auf dem die Stifte zum Signieren und meine Autogrammkarten liegen. »Wehmütig ist das falsche Wort. Ich bin eher dankbar, dass es die anderen sind, denen das Rampenlicht gehört.«

»Verständlich. Dafür ist nicht jeder gemacht.« Jetzt ist sie es, die so wirkt, als würde sie mit etwas hadern.

Mir brennt die Frage danach auf der Zunge. Ich öffne den Mund. Doch ein Jubelschrei holt sie aus ihrer kurzen Starre und lässt mich innehalten.

Die Frau mit den langen braunen Locken kommt auf uns zu und ergreift ihre Hände. Augenblicklich ist die Verletzlichkeit aus ihrem schmalen Gesicht verschwunden.

»O Gott, das ist der beste falsche Weg, den ich je in meinem Leben gegangen bin.«

»Das freut mich.« Plötzlich wirkt sie fast schon abgeschlagen, und ich frage mich, wieso.

Ihre Begleitung blickt nun zu mir. »Ach du meine Güte«, sagt sie ehrfürchtig. »Du bist ja riesig.« Anschließend sieht sie zurück zu der Frau und grinst breit. »So groß wirkt er im Fernsehen gar nicht.«

Mehr als ein Schmunzeln bekommt sie von ihr nicht zur Antwort. Ich hingegen frage mich langsam, was das heute für ein verdrehter Tag ist, an dem ich wie ein normaler Mann behandelt werde, der nicht jede Woche aufs Neue von Tausenden Fans im Stadion und vor dem Fernseher angefeuert wird.

Plötzlich räuspert sich jemand vor uns. Gemeinsam blicken wir nach links. Vor meinem Tisch hat sich in der Zwischenzeit doch eine kleine Schlange mit Fans gebildet, die darauf warten, ebenfalls Zeit mit mir verbringen zu dürfen.

»Ich glaube, das ist dann unser Signal zum Gehen«, kommentiert die blonde Schönheit. Erneut sieht sie zu mir. »Ich würde mich ja bedanken, aber ich habe noch kein Autogramm bekommen.«

Abgelenkt von diesem Lächeln, dem eine gewisse Schwere und gleichzeitig Anziehung innewohnt, benötigt es einen Moment, bis es in meinem Kopf klick macht.

»Oh, äh, natürlich.« Hastig greife ich nach Stift und Autogrammkarte und unterschreibe etwas unleserlich auf meinem eigenen Gesicht. Anschließend reiche ich sie ihr.

»Danke.« Schmunzelnd nimmt sie mir die Karte ab. Mit der anderen Hand umfasst sie die ihrer Freundin, während die jünger aussehende Frau noch ein paar Fotos von mir schießt. »Und viel Spaß beim Nicht-im-Rampenlicht-stehen.« Damit verlassen sie gemeinsam den Raum.

Kurz sehe ich ihnen nach und kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal ein so entspanntes Gespräch mit einer Frau geführt habe, die nicht zu unserem Team gehört. Da ist es fast schon schade, dass ich sie nicht nach ihrem Namen und ihrer Nummer gefragt habe. Andererseits ist es besser so, denn es würde mein Leben nur komplizierter machen. Also richte ich meine Aufmerksamkeit auf das junge Paar vor mir, lächle sie an und setze mich an den Tisch.

»Na, ihr zwei«, begrüße ich sie für meine Verhältnisse viel zu aufgeschlossen, was wohl an der eben erlebten Situation liegt. Ein letztes Mal schiele ich zur Tür. »Wie fandet ihr das Spiel?«

***

Eine Stunde später sitze ich endlich auf dem kalten Ledersitz meiner Kawasaki. Hart drückt sich das Muster der Griffe in meine Handflächen, während ich um die nächste Kurve in Richtung Strand abbiege. Die frisch geputzten Spiegel reflektieren die Straßenlampen und blenden mich. Die leicht kühle Luft weht um meine Nase und das Gefühl von Freiheit durchströmt mich. Genau wie im Stadion. Nur dass ich es hier ohne Publikum oder andere Menschen genießen kann, die darauf erpicht sind, irgendetwas von mir in einer Zeitung abzudrucken oder sich zu Hause einrahmen zu können.

Immer wieder sehe ich mich um und prüfe, ob mir jemand folgt. Doch ich kann niemanden entdecken. Auch sonst ist kaum jemand zu sehen, und ich biege in eine fast menschenleere Seitenstraße ein.

Als ich an deren Ende ankomme, halte ich an, schalte den Motor aus und ziehe den Zündschlüssel. Anschließend schiebe ich meine schwarze Maschine mit den silbernen Felgen in eine Garage. Entschlossen schließe ich das Tor.

Auf dem Weg zu den Treppen des alten gelbfarbenen Gebäudes auf der anderen Seite der gepflasterten Straße sehe ich mich ein weiteres Mal um. Doch nur ein paar Jungs spielen einige Meter weiter mit einem Ball. Währenddessen fliegen über mir ein paar Möwen zum Strand, der von hier aus knapp zwei Meilen entfernt ist.

Ich atme auf und mit jedem Schritt, den ich meinem Ziel näher komme, weicht die restliche Anspannung aus meinen Muskeln. Als ich den Summer betätige, ist mein Kopf leer und das Gefühl von Stress und Überforderung verflogen. Mit fast leichten Gedanken – die Frau mit den blonden Haaren spukt mir immer noch durch den Geist – betrete ich das Haus und fange an, breit zu grinsen.

Kapitel 3

Liv

Arm in Arm laufe ich mit Melissa bis zu meinem Hotel zurück. Kathy tippt unterdessen wild auf dem Handy herum und beachtet uns gar nicht. Meine beiden Personenschützer hingegen, die mich am Ausgang des Stadions wiedergefunden haben, folgen uns aufmerksam.

»Hach, auch wenn wir das einfacher hätten haben können, war es doch ein toller Nachmittag.« Melissa drückt mich fest an sich.

Lächelnd erwidere ich die Geste, muss jedoch ein Frösteln unterdrücken, sobald wir uns voneinander gelöst haben. Kaum ist die Sonne weg, fällt die Temperatur ein wenig und die Kälte, die gar keine richtige ist, kriecht mir unter den Hoodie. Die Müdigkeit steckt mir in jeder Faser meines Körpers, denn ich bin erst vor knapp sechs Stunden gelandet. Die letzten Auftritte am anderen Ende der USA waren anstrengend und fordern langsam ihren Tribut.

Ich verstecke ein Gähnen hinter meiner Hand. Wie gern würde ich mit zu Melissa gehen und den Abend bei einem Glas Wein ausklingen lassen. Aber das würde keiner von uns guttun und ihr nur unnötig die Presse auf den Hals jagen, auch wenn es eventuell für ihren Laden am Strand gut wäre. Dass mich bisher niemand erkannt hat, grenzt an ein Wunder, weil mich sonst die Leute schon von Weitem begrüßen.

»Es wäre so schön, wenn wir jetzt einfach, wie zu Studienzeiten, etwas trinken gehen könnten«, spricht mir Melissa aus der Seele.

Bei der Erinnerung an unsere tollen Abende, auch wenn unsere Studienfächer so komplett unterschiedlich waren, muss ich grinsen. Ich bin bei der Musik geblieben, Melissa jedoch ist vollkommen von der Biologie abgerückt, wenn man die Ketten, auf die man Korallen fädeln kann, außen vor lässt. »Wahrscheinlich würde ich ohnehin nach dem ersten Cocktail zu nichts mehr zu gebrauchen sein.«

»Das glaube ich auch«, entgegnet sie kichernd und verschluckt dabei einzelne Silben. Sie ist eindeutig durch die Begegnung mit der Mannschaft vollkommen gepusht – oder eher von der mit Chris.

»Davis und du scheint euch gut verstanden zu haben«, fügt sie hinzu und blickt kurz in den klaren Sternenhimmel, der von den vielen Lichtern um uns herum fast verschluckt wird.

Zum Glück kann sie deswegen nicht das Lächeln erkennen, das sich gerade auf meinen Lippen bildet. »Ja, er war … nett«, erkläre ich vage, ohne zu erwähnen, wie gut er mit den schwarzen Haaren und der Lederjacke aussah.

»Beeilt ihr euch mal?«, ruft Kathy in der nächsten Sekunde vor uns und bewahrt mich so vor weiteren Fragen zu Davis.

»Wir kommen schon.« Ich beschleunige meine Schritte und ziehe Melissa mit, bis wir das Hotel erreichen.