Frau Honig: Frau Honig rettet ein bisschen die Welt - Sabine Bohlmann - E-Book

Frau Honig: Frau Honig rettet ein bisschen die Welt E-Book

Sabine Bohlmann

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Beschreibung

Eine warmherzige Geschichte zum (Vor-)Lesen, die auch Eltern inspiriert

Wenn neun Kinder, ein Baby und eine Gans die Welt retten wollen, macht Frau Honig natürlich hoppladihoppo mit. Und wenn jeder nur ein bisschen was dafür tut, würde aus ein bisschen Weltretten eine Riesen-Weltretterei werden, die niemand mehr stoppen könnte. Und zwischen fliegenden Teppichen, schwebenden Breilöffeln, Wäschekorb-Achterbahnen, magischen Waschmaschinen und Feder-Schneegestöber muss sich Frau Honig auch noch um Weihnachten kümmern und den Zauber dieser magischen Zeit zu den Waisenkindern zurückbringen.

Von den Fans sehnsüchtig erwartet: der neue Band der Bestseller-Serie.

In dieser Serie bereits erschienen:

  • Und plötzlich war Frau Honig da (1)
  • Frau Honig und das Glück der kleinen Dinge (2)
  • Frau Honig und die Schule der Fantasie (Mini-Ausgabe)
  • Frau Honig – Wenn der Wind weht (3)
  • Frau Honig und die Geheimnisse im Kirschbaum
  • Frau Honigs zauberhafte Tipps fürs Wochenende

Begeisterte Leserstimmen:

„Großartige Bücher für Groß und Klein. Voller wunderbarer Worte, fantasiereichen Geschichten und Parallelen zum Alltäglichen. Viele Dinge aus den Büchern nutzen wir jetzt im Alltag. Große Freude beim Lesen und Vorlesen GARANTIERT!“

„Liebevoll erzählte Geschichten, mit vielen Details, Wissenswertes zum Thema Bienen und alle Teile können auch einzeln gelesen werden, da jeder Band die Geschichte einer neuen Familie erzählt. Auch für Erwachsene zu empfehlen.“

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Das Buch

Wenn neun Kinder, ein Baby und eine Gans die Welt retten wollen, macht Frau Honig natürlich hoppladihoppo mit. Und wenn jeder nur ein bisschen was dafür tut, würde aus ein bisschen Weltretten eine Riesen-Weltretterei werden, die niemand mehr stoppen könnte. Und zwischen fliegenden Teppichen, schwebenden Breilöffeln, Wäschekorb-Achterbahnen, magischen Waschmaschinen und Feder-Schneegestöber muss sich Frau Honig auch noch um Weihnachten kümmern und den Zauber dieser magischen Zeit zu den Waisenkindern zurückbringen.

Die Autorin

© christian hartmann.com

Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchronsprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben. Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh – Computerdokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft.

www.sabinebohlmann.com

www.facebook.com/SabineBohlmann/?ref=ts&fref=ts

www.instagram.com/missbeehonig/?hl=de

Der Verlag

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Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

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Viel Spaß beim Lesen!

Wenn jeder die Welt ein bisschen retten würde,würde aus ein bisschen Weltretten eine riesen Weltrettereiwerden, die niemand mehr stoppen könnte.

(Frau Honig)

Sabine Bohlmann

Frau Honig

Rettet ein bisschen die Welt

Mit Illustrationen von Joëlle Tourlonias

Planet!

Frau Honig lässt sich angeln

Der Wind blies den letzten Sommer davon. Er verlor keine Zeit, schnurstracks wehte er einen Hauch Herbst um die Ecke.

Frau Honig setzte ihren Korb und ihren Koffer ab, atmete den alten Sommer aus und den frischen Herbst ein. Sie knöpfte die sonnengelben Knöpfe ihres senfgelben Mantels zu und lächelte dem Wind hinterher.

»Einmal möchte ich Wind sein, dann wüsste ich, wo du den Sommer hinbringst, und ich wüsste außerdem, wo du den Herbst versteckst, wenn es Sommer ist. Ja, einmal würde ich gern Wind sein. Nur für einen kurzen Augenblick.«

Neben Frau Honig summte ungeduldig ein kleines Bienchen. Es schien sich zu beschweren.

»Ich werde doch mal kurz ein- und ausatmen dürfen. Wir atmen alle viel zu selten und wer atmet, ist durchaus im Vorteil. Denn man bekommt Luft und Luft ist äußerst wichtig, findest du nicht?« Wieder summte die Biene ungeduldig.

Frau Honig zog einen Zettel aus der Manteltasche. Sie las vor: »Waisenhausstraße. Da sind wir doch schon mal richtig.«

Sie verglich den Namen mit dem Straßenschild. Dann suchte sie die Häuser nach der Nummer 13 ab.

»Folge mir!«, rief sie der Biene zu, doch die flog bereits summend voraus.

An der Straße stand eine Frau. Sie trug eine Kleiderschürze und kehrte mit einem Besen die Blätter vom Gehsteig vor ihrem Haus.

»Entschuldigung?«, fragte Frau Honig und lächelte die Frau freundlich an. »Wo finde ich denn das Waisenhaus?«

Die Frau musterte Elsa Honig von oben bis unten. Gelber Rock, gelber Mantel, gelber Hut, gelbe Schuhe. Koffer und Korb. In Wirklichkeit handelte es sich natürlich um einen senfgelben Mantel, einen honiggelben Rock und dottergelbe Schuhe, aber für diese feinen Unterschiede hatte die Besenfrau keinen Blick.

»Das Waisenhaus ist am Ende der Straße. Doch Sie werden da niemanden antreffen, jeden Tag um Punkt zwölf ist Schwester Ambrosia mit den Kindern unterwegs.« Sie sah zur Turmuhr, dann die Straße hinunter. »Da kommen sie schon. Pünktlich wie der Glockenschlag.«

Frau Honig sah nun ebenfalls die Straße entlang. Eine seltsame Prozession kam auf sie zu. Vorneweg lief eine Nonne. Elsa Honig kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief, irgendetwas war seltsam. Es war die Art, wie die Nonne ging. Sie tippelte mit kleinen Schritten voran und schien immer wieder leicht zu schwanken. Ihr folgten sieben Kinder, zwei und zwei im Gleichschritt, gekleidet in weiß-blauen Matrosenuniformen. Ein größeres Mädchen schob einen altmodischen Kinderwagen, in dem ein kleiner Junge saß, ebenfalls im Matrosenanzug. Hinter der Kinderschar watschelte in einigem Abstand eine Gans. Die Kinder wandten sich nicht nach links und nicht nach rechts. Sie blickten stur geradeaus. Kein Lächeln huschte über ihre Gesichter. Auch die Gans stolzierte mit hoch erhobenem Kopf dahin.

»Seltsam, oder? Wie Pinguine. Wie eine Geisterprozession oder wie Geisterpinguine«, flüsterte die Frau und beugte sich dabei vertraulich zu Elsa Honig. »Jeden Tag dasselbe Spiel. Immer um 12 Uhr. Unheimlich, einfach unheimlich!«

»Das sind die Waisenkinder? Aus dem Waisenhaus?«, flüsterte Frau Honig zurück.

»Man sieht sie nur ein Mal am Tag. Sie werden im Waisenhaus unterrichtet. Darum gehen sie nicht in die Schule hier im Ort. Sie sprechen mit niemandem, auch die Schwester Ambrosia nicht. Und niemand spricht mit ihnen. So ist das hier.«

»Verstehe!«, meinte Frau Honig, hob einen Arm, als würde sie sich melden, und holte Luft, um zu rufen: »Halt, Schwester Ambrosia, warten Sie, ich bin das neue Kindermädchen, Elsa Honig mein Name.« Doch dann überlegte sie es sich anders, griff nach ihrem Koffer und ihrem Korb, nickte der Frau mit dem Besen zu und ging federnden Schrittes die Straße hinunter. Sie wollte vor dem Waisenhaus auf die Kinder und deren Erzieherin warten.

Schon bald kam sie auf eine hohe graue Mauer zu. »Mauern sind schon nicht schön. Aber graue Mauern sind noch viel unschönerer!«

Die Biene schien zu lachen und summte. »Bsss bsss bsssss.«

»Unschönerer ist sehr wohl ein Wort. Ein sehr schönes sogar!«, verteidigte sich das Kindermädchen.

An einem gusseisernen Tor, über dem aisen aus zu lesen war, das W und das H hatten sich wohl bereits vor einer ganzen Weile verabschiedet, blieb Frau Honig stehen. Sie rüttelte einmal kurz an der Klinke, aber das Tor war verschlossen. Durch die Gitterstäbe musterte Elsa Honig das riesige dunkle Gebäude. Die Fenster waren groß und die Scheiben trüb. Es sah nicht sehr gepflegt aus, fast so, als würde es bald auseinanderfallen. Frau Honig fröstelte, es hatte tatsächlich etwas von einem Geisterhaus. Sie schüttelte die gruseligen Gedanken ab, stellte den Koffer auf den Boden und nahm darauf Platz.

Ein paar Herbstsonnenstrahlen kitzelten sie an der Nase. Und das Kindermädchen schloss genüsslich die Augen.

Kurz schien Frau Honig eingenickt zu sein, denn als sie die Augen wieder öffnete, knallte das Tor mit einem Rumms zu. Sie sprang auf und konnte gerade noch die letzten Kinder erkennen, die in der großen Tür des noch viel größeren Hauses verschwanden.

»Hallo! Ich bin Frau …«, rief sie ihnen hinterher, doch niemand schien sie zu hören. Rumms. Die Tür schloss sich ebenfalls. Auch die Gans war verschwunden. Elsa Honig drückte energisch auf den altmodischen Klingelknopf. Einmal, noch einmal. Und noch einmal. Aber nichts rührte sich.

»Hallohooo!«, rief sie nun, so laut sie konnte. Und sie konnte sehr laut rufen. Noch einmal klingelte sie.

Endlich öffnete sich die Tür einen Spalt. Ein junges Mädchen erschien.

»Hedwig, fünfzehneinhalb Jahre«, fuhr es dem Kindermädchen durch den Kopf. Doch sie sprach es nicht aus.

»Honig. Elsa Honig ist mein Name. Die VFKDOEA schickt mich. Ich bin euer neues Kindermädchen.«

Hedwig kam auf das Tor zu, vor dem Frau Honig noch immer stand. Doch sie machte keine Anstalten, dieses zu öffnen.

»Wir brauchen kein Kindermädchen. Wir haben ja Schwester Ambrosia.«

»Das weiß ich, aber ihr seid eine ganze Kinderschar, plus Baby. Das kann doch eine einzige Betreuerin unmöglich schaffen.« Frau Honig linste um das Mädchen herum, erhaschte einen Blick in die offen stehende Tür und entdeckte zwei große neugierige Kinderaugen, die sofort wieder verschwanden. »Darf ich mal mit der Heimleiterin sprechen?« An den Fenstern tauchten nach und nach Kinderköpfe auf, die sie aber nur unscharf durch die trüben Scheiben erkennen konnte.

»Das geht nicht!«, meinte das Mädchen bestimmt.

»Und warum nicht?«

»Sie ist … krank! Sie liegt im Bett!«

»Aber eben ist sie doch noch lustig mit euch spazieren gegangen. Ich meinte sogar, einen kleinen Hüpfer zwischen den Trippelschritten wahrgenommen zu haben.«

Das Mädchen zuckte die Schultern. »Ja, sie hat sich ganz plötzlich nicht gut gefühlt. Migräne.«

Frau Honig nickte mitfühlend. »Wäre es unter diesen Umständen nicht sogar sehr praktisch, wenn ich übernehmen könnte? Das Baby muss sicher gefüttert und gewickelt …«

»Wir kommen gut zurecht, vielen Dank. Auf Wiedersehen«, unterbrach das Mädchen, wandte sich schwungvoll um und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen, im Haus. Mit einem Rumms schloss sich die Tür erneut.

»Aber …«, brachte Frau Honig noch heraus. Dann sah sie zu dem Bienchen hinüber. Es flog im Zickzack hin und her und vibrierte irgendwie. »Lachst du etwa? Also ich finde das alles andere als amüsant.«

Erneut ließ sich Elsa Honig auf dem Koffer nieder. »Nun, dann warten wir eben!«

Sie streckte die Arme in die Höhe. Mit den Fingern formte sie einen Kreis und sah zu, wie sich die Sonne darin fing. Sie ließ die Beine mal nach rechts, mal nach links fallen. Dann zeichnete sie mit der Fußspitze einen Halbkreis in den Schotter.

Die Biene flog einmal um ihren Kopf herum. »Bsss bsss bsssss«, meinte sie.

»Ach ja? Sie sprechen über mich? Dann scheine ich sie ja doch zu interessieren!«

»Bsss bsss bsss«, summte die Biene.

»Sei doch mal still, ich kann ja gar nichts verstehen.« Frau Honig richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Haus. Ihren Blick hatte sie starr auf die große Eingangstür gerichtet. Hinter einigen Scheiben erschienen wieder die Umrisse der Kinder.

»Sie ist immer noch da!«

»Sie sitzt vor dem Tor!«

»Ihr wird sicher bald langweilig!«

Elsa Honig lächelte. Es würde Jahre dauern, bis sie sich langweilen würde. Außerdem liebte das Kindermädchen Stimmen hinter Türen. Sie nannte sie Hintertür-Hörspiel.

»Ich glaub, die ist festgewachsen. Wie ein Baum!«

»Sie kommt einfach zu spät. Jetzt brauchen wir sie auch nicht mehr!«

»Aber sie hat einen Bienenkorb!«

»Na und?«

»Leute mit Bienen sind gut!«

»Der ist sicher nur Deko. Wie eine Imkerin sieht sie jedenfalls nicht aus!«

»Und was machen wir jetzt mit ihr?«

»Wir lassen sie da sitzen, was sonst? Wir können uns nicht um jeden kümmern!«

»Und wenn ihr was passiert?«

»Es ist ein schöner sonniger Herbsttag. Sie hat es warm und trocken!«

Frau Honig seufzte. »Muss ich?«, fragte sie die Biene, diese schien erst mit den Schultern zu zucken und dann zu nicken.

Langsam stand Elsa Honig auf, schnippte mit den Fingern, und es dauerte nicht lange, da schob sich eine dunkle Regenwolke über das Kindermädchen und ergoss sich über ihr. Sie stand still da und ließ es über sich ergehen. In null Komma nichts war sie klitschnass.

»Sie ist klitschnass!«, wisperte ein kleines Stimmchen besorgt im Hintertür-Hörspiel.

»Quatsch, es scheint doch … oh, es regnet tatsächlich!«

»Wir müssen sie retten, sonst ertrinkt sie!«

»Fiebie, niemand ertrinkt im Regen!«

In diesem Moment wurden Frau Honigs Füße bis zu den Knöcheln umspült. Gerade noch rechtzeitig hatte das Kindermädchen ihren Koffer und ihren Korb vom Boden hochgehoben. Der Gulli neben ihr war wohl auf wundersame Weise ganz plötzlich verstopft.

»Das Wasser steigt und steigt!«, rief eine Stimme ängstlich. Und tatsächlich war das Wasser auf einmal so reißend, dass Frau Honig ins Wanken geriet. Sie schwankte hin und her, bis der nächste Strudel ihre Beine mitzog und das Kindermädchen mit einem Quieker auf dem Boden landete. Es platschte.

Die Biene, die sich unter ein Blatt gerettet hatte, verdrehte die Augen. Man konnte es auch wirklich übertreiben, fand sie.

Frau Honig war für einen kurzen Moment in den Fluten verschwunden. Doch es dauerte nicht lange, da tauchte sie wieder auf und holte Luft. Ihr Hut schwamm davon.

»Wir müssen sie retten. Hedwig, tu doch was!« Eines der Kinder begann zu schreien. Die Tür öffnete sich, einige Kinder kamen in Gummistiefeln heraus und angelten von den Stufen aus mit Rechen und Besen nach dem Kindermädchen. Die kleineren Waisenkinder standen oben und feuerten die größeren an. Schließlich schafften sie es, die junge Frau durch das Tor, die kleine Treppe hoch und in das Waisenhaus zu ziehen.

Keuchend, nass und dreckig wurden sie dort von den kleineren Kindern jubelnd empfangen.

»Ihr habt es geschafft!«, freute sich ein Junge.

»Einen großen Fisch habt ihr da am Haken!«, lachte ein anderer.

»Sind Sie verletzt?«, fragte das älteste der Mädchen.

Frau Honig sah an sich hinunter. »Hui!«, sagte sie erst einmal, denn mehr fiel ihr im Moment nicht ein. »Ich hab ein W geangelt!«, rief sie dann erfreut aus und zog aus der Tasche einen Buchstaben hervor.

»Der gehört zum aisen aus«, kicherte ein Junge.

Dann versuchte das Kindermädchen aufzustehen, doch es ging nicht. »Ich fürchte, ich habe mir bei dem Sturz das Bein verletzt.«

»Ist es abgebrochen?«, fragte ein kleines Mädchen.

»Gebrochen heißt das, Fiebie!«, verbesserte ein anderes Kind sofort. »Was machen wir jetzt mit ihr?«

»Sie ist ganz schön dreckig.«

»Und nass …«

»Ich will sie hier nicht!«

»Das verstößt gegen die Regeln!«

»Ich finde, sie sieht nett aus. Und wenn sie sauber ist, kann man sicher gut mit ihr spielen!«

»Ähäm …« Frau Honig räusperte sich. »Ich kann euch hören. Ihr müsst nicht über mich sprechen, als wäre ich ein Brot. Wobei auch Brote vielleicht manchmal Ohren haben, wer weiß das schon?«

Draußen donnerte es. Die Kinder fuhren erschrocken zusammen. »Unter diesen Umständen wäre es wirklich sehr reizend von euch, wenn ich vielleicht eine warme Dusche nehmen könnte und mein Bein ein wenig ausruhen dürfte. Vielleicht so lange, bis es gesund ist und die Sonne wieder scheint.«

»Das müssen wir erst mit Schwester Ambrosia besprechen!«, sagte das größte der Mädchen.

»Oh, das kann ich auch gern übernehmen. Leider bin ich mit einem verletzten Bein keine große Hilfe, aber ich könnte vorlesen, Geschichten erzählen und zuhören, ja, zuhören kann ich auch mit nur einem Bein. Und wie ich gerade merke, kann man eine ganze Menge mit einem verletzten Bein!«

»Wir machen das schon. Los, kommt, wir fragen mal Schwester Ambrosia. «

Die Kinder verschwanden hinter einer Zimmertür. Nur das kleine Mädchen blieb bei Frau Honig stehen.

»Ich muss dich bewachen!«, sagte sie. »Damit du nicht wegläufst!«

»Nun, ich denke, die anderen hätten nichts dagegen, wenn ich weglaufen würde.«

»Aber ich, ich will dich behalten!«

»Das ist sehr lieb von dir!«

»Ich heiße Fiebie Müller. Ich hab einen Nachnamen.«

»Das ist großartig!«

»Ich bin die Einzige, die mit einem Nachnamen abgegeben wurde! Und weißt du was noch?«

»Was denn?«

»Es ist ein ganz besonderer Nachname. Findest du ihn nicht auch besonders hübsch?«

Frau Honig lachte. »Ja, Müller ist wirklich hübsch.« Noch einmal sprach sie den Namen gedehnt aus: »Müüüllllaaa. Man spitzt den Mund zu einem Kussmund, lässt das L schön perlen und am Ende öffnet sich alles zu einem Lächeln. Ein wirklich ganz wunderbarer Name, Fiebie Müller!«

»Danke!« Fiebie freute sich. Dann warf sie einen Blick auf den Bienenkorb. »Sind deine Bienen jetzt nass? Können die eigentlich schwimmen?«

»Zum Glück sind sie, wenn ich umziehe, nicht in ihrem Stock. Sie fliegen über den Wolken, da wo es warm ist und wo die Sonne scheint. Regen mögen sie nicht. So eine kleine Biene muss bei Regen wirklich aufpassen, dass sie nicht von einem Regentropfen erschlagen wird.«

Fiebie staunte. In diesem Moment flog eine einzelne Biene um sie herum. Fiebie blieb ganz still stehen. Sie verfolgte den Flug der Biene mit den Augen. »Und die da?«, flüsterte sie.

»Das ist meine ganz besondere Freundin, sie hilft mir, den richtigen Weg zu finden. Sie …«

Jetzt ging die Tür wieder auf und die Kinder kamen im Gänsemarsch in die Eingangshalle, in der Frau Honig immer noch pitschnass auf dem Boden saß. Ein großer Junge trug das Baby auf dem Arm. Ein blasses Mädchen die Gans.

»Wir haben …«, begann ein älteres Mädchen mit roten Haaren, doch ein kleineres stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Seite. »Ähm, ich meine, Schwester Ambrosia sagt, es wäre in Ordnung, wenn Sie eine Nacht hierbleiben. Wir bringen Sie in einen der Schlafräume. Da sind genug Betten frei. Jeder Schlafraum hat auch ein eigenes Bad.«

Und schon halfen ihr zwei Kinder auf und stützten Frau Honig. Die Treppe rauf, einen Gang entlang. Weitere Kinder gingen voraus oder folgten ihnen. Fiebie trug stolz den Bienenkorb, ein Junge den Koffer.

Elsa Honig ließ sich stöhnend auf das Bett fallen. »Vielen Dank!«, sagte sie zu ihren Helfern.

»Nur bis Ihr Bein wieder in Ordnung ist!« Eines der Mädchen hob streng den Zeigefinger.

»Übrigens, das ging vorher vielleicht etwas unter, mein Name ist Honig. Elsa Honig. Ich bin Kindermädchen!«

Die Kinder standen in der Tür und sahen Frau Honig stumm an.

»Ich bin …«, setzte eines der Mädchen an.

»Alberta, wir müssen uns nicht vorstellen, das lohnt sich nicht«, unterbrach sie ein anderes.

»Richtig. Wir müssen uns gar nicht erst aneinander gewöhnen, weil sie sowieso nicht lange bleiben wird!«

»Soll ich Ihnen beim Auspacken helfen?«, fragte ein Mädchen mit weißblonden Haaren leise.

»Sie muss nicht auspacken, auch das wird sich nicht lohnen!«, antwortete das große Mädchen, bevor Frau Honig selbst antworten konnte.

Und so schlossen sie die Tür und Elsa Honig war allein. Das dachte sie zumindest. Denn plötzlich robbte die kleine Fiebie unter dem Bett hervor.

»Ich hab mich unters Bett gerollt!«, meinte sie stolz.

»Und jetzt bist du ein kleiner verstaubter Staubwedel!« Frau Honig lachte. Sie beugte sich vor und klopfte Fiebies Matrosenkleid ab. Es staubte so sehr, dass Fiebie husten musste. Das Kindermädchen sah sich um. Im Schlafraum befanden sich zehn Betten, alle im genau gleichen Abstand an die Wand gestellt. Jedes Bett hatte ein Nachtkästchen und einen schmalen Schrank. An der Decke hing schief eine einzelne Glühbirne. Die Wände waren grau und in den Zimmerecken hatten es sich die Spinnen mit ihren Netzen gemütlich gemacht.

»Wir machen hier nicht sauber, weil hier niemand mehr schläft«, erklärte Fiebie, die Frau Honigs Blick gefolgt war.

»Verstehe!«

Die Tür ging erneut auf und das blasse Mädchen mit den hellen Haaren kam mit einem Tablett herein. Die Gans folgte ihr wie ein Hund.

»Ach, hier bist du, Fiebie. Wir brauchen dich unten in der Küche. Kartoffelzeit!«

Das Mädchen hauchte jedes Wort, sie sprach wie eine kleine Elfe.

Fiebie verdrehte die Augen. »Oh Mist, immer Kartoffelzeit!«

»Ich hab Ihnen einen Tee gemacht und ein Butterbrot.« Schnell stellte sie das Tablett ab.

»Das ist Flora, sie kann tanzen«, flüsterte Fiebie Frau Honig zu.

Die Tür ging erneut auf. Ein Junge hatte zwei Laternen in der Hand.

»Ich bring Ihnen Licht, die Lampe da oben funktioniert nicht.«

»Wir müssen erst wieder ganz viel Fahrrad fahren«, erklärte Fiebie, doch das Kindermädchen schien ihren Einwurf nicht recht zu verstehen.

»Ich habe auch Streichhölzer dabei.« Der Junge machte sich sofort daran, alle Kerzen anzuzünden.

»Vielen Dank!«, sagte Frau Honig gerührt.

Ein weiterer Junge kam, unter einem Arm eine Krücke, unter dem anderen ein Handtuch. Kein Wort kam über seine Lippen. Er stand einfach nur in der Tür und guckte Frau Honig mit großen Augen an.