Frieden finden in Zeiten des Krieges - Pema Chödrön - E-Book

Frieden finden in Zeiten des Krieges E-Book

Pema Chödrön

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Beschreibung

»Wenn wir wollen, dass es Frieden auf dieser Welt gibt, müssen wir unerschrocken genug sein, die unnachgiebige Starre unseres Herzens zu besänftigen. Es geht darum, den weichen Punkt zu finden und dabei zu bleiben. Das ist wahre Friedenspraxis.«

Wir leben in einer von Kriegen und Konflikten beherrschten Welt. Oft stehen wir der Vielzahl von Krisen hilflos gegenüber, und die Frustration führt zu Wut und Hass, auch in uns selbst. Wie durchbricht man diesen Kreis des Unglücks? Die weltberühmte buddhistische Nonne und Autorin Pema Chödrön beleuchtet das Thema aus einer klassisch buddhistischen Perspektive, bleibt dabei aber ganz nah an der Praxis: Denn nur wer Frieden in sich findet und aktiv praktiziert, kann beitragen zu einer friedvolleren Welt.

  • »Wenn niemand damit anfängt, etwas Harmonie zu schaffen, werden wir niemals in der Lage sein, in dieser Welt ein gesundes geistiges Klima zu entfalten.« (Chögyam Trungpa Rinpoche)
  • Zum ersten Mal als Sonderausgabe

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Seitenzahl: 65

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Pema Chödrön

Frieden finden inZeiten des Krieges

Herausgegeben von Sandy Boucher

Aus dem Englischen von Meikeund Stephan Schuhmacher

Anaconda

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt undenthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugteNutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzungdurch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitungoder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere inelektronischer Form, ist untersagt und kann straf- undzivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten,so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir unsdiese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Standzum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Übersetzung von Meike und Stephan Schuhmachererschien erstmals 2006 im Arbor Verlag.© 2006 by Pema ChödrönBy arrangement with Shambhala Publications, Inc., Boulder

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliogra­fischeDaten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung.

© dieser Ausgabe 2023 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagmotiv: shutterstock / Illustration Forest

Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de

Satz und Layout: InterMedia – Lemke e. K., Heiligenhaus

ISBN 978-3-641-30325-9V002

www.anacondaverlag.de

»Wenn niemand damit anfängt, etwasHarmonie zu schaffen, werden wir niemals in derLage sein, in dieser Welt ein gesundes geistigesKlima zu entfalten. Jemand muss den Samenlegen, damit geistige Gesundheit auf dieserErde entstehen kann.«

Chögyam Trungpa Rinpoche

Inhalt

1

Den Frieden üben in Zeiten des Krieges

2

Den Mut haben, abzuwarten

3

Nicht anbeißen

4

Unsere Einstellung zum Schmerz ändern

5

Mitfühlendes Verweilen

6

Positive Unsicherheit

1

Den Frieden üben in Zeiten des Krieges

Krieg und Frieden beginnen im Herzen eines jeden Einzelnen. Doch obwohl alle Wesen in Frieden leben möchten, scheint unsere über Generationen hinweg praktizierte Methode, Frieden herbeizuführen, nicht gerade sehr effektiv zu sein: Wir suchen nach Frieden und Glück, indem wir in den Krieg ziehen. Das kann selbst in unserem häuslichen Umfeld passieren, in der Beziehung zu den uns am nächsten stehenden Menschen. Vielleicht kommen wir ja müde von der Arbeit nach Hause und wollen einfach nur unsere Ruhe haben, doch zu Hause ist aus irgendeinem Grund die Hölle los und wir fangen an, die anderen anzuschreien.

Warum tun wir das? Wir wollen bloß ein wenig Glück und Leichtigkeit und Frieden, doch was machen wir? Wir regen uns noch mehr auf und alle um uns herum ebenfalls. Dieses Szenario ist uns nur allzu vertraut: in unserem Heim, an unserem Arbeitsplatz, in unserer Gemeinschaft und sogar, wenn wir einfach nur Auto fahren. Wir rollen so dahin, plötzlich drängt sich jemand vor uns – und was passiert dann? Nun, wir sind davon überhaupt nicht angetan, kurbeln die Fensterscheibe herunter und brüllen den anderen Autofahrer an.

Krieg beginnt, wenn wir unser Herz hart werden lassen. Und sobald wir uns unbehaglich fühlen, kann das sehr leicht geschehen. Das Ganze mag oft nur eine Kleinigkeit sein, aber es kann auch schwerwiegende Formen annehmen, kann in Hass und Vorurteilen münden. Dies ist wirklich sehr betrüblich, denn wenn wir unser Herz verhärten, ist die Motivation dahinter im Grunde der Wunsch, ein wenig Erleichterung zu erlangen, etwas Befreiung von dem Stress, den wir gerade empfinden.

Jemand schenkte mir einmal ein Gedicht, in dem ich eine Zeile fand, die Frieden ganz gut definierte: »Das Harte in unserem Herzen weich machen.« Wir können über die Beendigung des Krieges sprechen und wir können für die Beendigung des Krieges auf die Straße gehen, wir können alles in unserer Macht Stehende tun, aber der Krieg wird niemals enden, solange unser Herz anderen gegenüber verhärtet ist.

Eine Kettenreaktion kommt in Gang, und es würde mich wundern, wenn Sie nicht wissen, wovon ich spreche. Irgendetwas geschieht – es kann so unbedeutend sein wie das Summen einer Mücke –, und etwas in Ihnen fängt an, sich zusammenzuziehen. Wenn die Sache größer ist als eine Mücke – vielleicht reicht Ihnen sogar schon eine Mücke –, beginnt etwas in Ihnen sich zu verschließen, und ehe Sie es sich versehen, setzt unmerklich die Kettenreaktion des Leidens ein: Wir fachen den Ärger mit unseren Gedanken an, und diese Gedanken werden zu dem Treibstoff, der den Krieg entzündet. Der Krieg kann so aussehen, dass Sie die klitzekleine Mücke zerquetschen. Aber ich meine natürlich auch den Krieg innerhalb der Familie, den Krieg im Büro, den Krieg auf der Straße und den Krieg zwischen Nationen, den Krieg in der Welt.

Wir beschweren uns oft über den Fundamentalismus anderer Leute. Doch wann immer wir unser Herz hart werden lassen, was passiert dann mit uns? Da ist zuerst dieses Unbehagen, dann ein Zusammenziehen, ein Zumachen, und schon hat die Kettenreaktion begonnen, und wir werden sehr eigen und meinen, es sei gerechtfertigt, die Mücke zu töten oder den Menschen im Auto anzubrüllen oder was auch immer. Wir werden selbst zu Fundamentalisten, das heißt, wir werden sehr selbstgerecht in Bezug auf unseren eigenen Standpunkt.

Jarvis Masters, ein Gefangener in der Todeszelle, hat eines meiner Lieblingsbücher geschrieben; es trägt den Titel Finding Freedom.1 In einem Kapitel, das »Zornige Gesichter« heißt, berichtet Jarvis, wie er eines Tages seinen Fernsehapparat ohne Ton laufen lässt, weil er das Licht des Fernsehers zum Lesen nutzt. Nur hin und wieder blickt er zum Bildschirm auf und ruft dann zu den anderen Zellen hinüber, um zu fragen, was auf dem Bildschirm gerade passiert.

1Jarvis Masters sitzt in den USA nach einem sehr umstrittenen Gerichtsurteil seit über fünfzehn Jahren in der Todeszelle. Er hat im Gefängnis eine innere Wandlung durchgemacht, ist heute praktizierender Buddhist und Autor und setzt sich in seinen Schriften mit der Frage auseinander, ob Gewaltlosigkeit in unserer Gesellschaft möglich ist. (Anm. d. Übers.)

Beim ersten Mal ruft jemand zurück: »Das ist der Ku-Klux-Klan, Jarvis, sie machen ein riesiges Geschrei und behaupten, die Schwarzen und die Juden wären für all ihre Probleme verantwortlich.« Eine halbe Stunde später ruft er wieder: »He, was passiert da gerade?« Und eine Stimme ruft zurück: »Das sind die Greenpeace-Leute. Sie demonstrieren gegen die Verschmutzung von Flüssen und dagegen, dass Bäume gefällt und Tiere verletzt werden und unsere Erde zerstört wird.« Einige Zeit später fragt er wieder: »Was geht da gerade ab?« Und jemand antwortet: »Oh Jarvis, das ist der US-Senat, und der Typ, der gerade am Pult redet, gibt den anderen, der anderen Seite, der anderen politischen Partei, die Schuld für all die finanziellen Probleme, die das Land hat.«

Da fängt Jarvis an zu lachen und ruft zurück: »He Leute, heute Abend habe ich einiges gelernt. Manchmal tragen sie die Kluft des Klans, manchmal tragen sie die Klamotten der Greenpeace-Leute und manchmal tragen sie Anzug und Krawatte – aber sie haben alle dieselben zornigen Gesichter.«

Ich habe einmal in einer Illustrierten einen Bericht über einen Friedensmarsch gelesen. Als eine Gruppe von Friedensaktivisten von dem Marsch zurückkam, schnitten einige Kriegsbefürworter ihnen den Weg ab und ließen sie nicht weitergehen. Alle fingen an zu schreien, und im Nu war die schönste Schlägerei im Gange. Ich dachte mir: »Moment mal, da stimmt doch was nicht an diesem Bild. Wie kann jemand mit seinem Schild, auf dem das Peace-Zeichen prangt, auf andere Leute einschlagen?«

Wenn Sie das nächste Mal auf jemanden zornig werden, prüfen Sie Ihre gerechte Empörung, prüfen Sie Ihren Fundamentalismus, der den Hass auf diese Person nährt – weil dieser Mensch doch wirklich übel ist, dieser Politiker, jener Führer oder jener Boss eines großen Unternehmens. Oder vielleicht sind Sie wütend auf eine einzelne Person, die Sie persönlich oder jemanden, den Sie lieben, verletzt hat. Ein fundamentalistischer Geist ist ein Geist, der rigide geworden ist. Zuerst verschließt sich das Herz, dann erstarrt der Geist in einer bestimmten Anschauung, und schließlich können Sie Ihren Hass auf einen anderen Menschen aufgrund dessen rechtfertigen, was er repräsentiert, was er sagt und was er tut.