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Die alleinstehende Lodge, die inmitten der Natur steht, für Partys zu nutzen- das war ihr Plan gewesen. Aber einer verfolgt ein anderes Ziel und die Grube ist nun auf sich gestellt, um nicht nur zu überleben, sondern auch um aus dem Wald zu entkommen.
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Seitenzahl: 104
Veröffentlichungsjahr: 2021
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© 2021 Jill C. Kleiber
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN: 9783753465173
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt
„Leute, bevor wir jetzt zum nördlichsten Hinterland fahren: Haben wir alles eingepackt? Wir haben nicht wirklich die Möglichkeit, sonst irgendwas unterwegs zu holen.“ Fragend sah Laura alle nacheinander an. „Wir haben die Kühltasche mit den Lebensmitteln, unsere Rucksäcke und natürlich die Taschen mit dem Trinken und dem Alkohol, der für ganz Nordamerika reichen würde. Also… Ja, ich denke schon.“ Ava zählte alles auf, als sie den Blick nach hinten warf, um sich das halbe Chaos auf der Laderampe anzugucken, wobei sie ihr breites Lächeln im Gesicht hatte, dass schon seit Stunden nicht verschwinden wollte. Dabei wurde ihr allmählich klar, dass sie in den nächsten Tagen, wohl den Kater ihres Lebens bekommen wird. „Marty und du bist dir sicher, dass du den Weg noch kennst?“ „Ja man, zum tausendsten Mal!“ Noch während er das sagte, drehte er den Zündschlüssel um und gab Gas, um den Pick-Up richtig aufheulen zum lassen. Sofort lehnte sich Tommy leicht panisch nach vorne und sagte: „Und denk daran, dass das der Wagen von meinem Dad ist und-„ „Und da kein Kratzer ran kommen soll. Alles klar Boss, ich weiß. Wir sind alles mehrfach durchgegangen.“ Marty lachte auf. Er wusste nur zu genau, dass sein bester Freund auf der Rückbank genervt die Augen verdrehte von seinen Antworten. Langsam fuhr er als aus der Einfahrt raus und bog nach links ab, rollte dann die Straße weiter runter, an diesen (Laut seiner Meinung nach) hässlichen, amerikanischen, klassischen Reihenhäuser entlang, die er schon seit vielen Jahren kannte und schaltete das Radio leise ein. Das Fenster kurbelte er runter, ließ den Arm raushängen, an dem eine Schlange sich an seinem Unterarm rum schlängelte. Genau zwischen einem minimalistischem Tattoo einer Sonne, die hinter zwei Bergspitzen aufging und einer stilvollen Zeichnung von Anubis, dem ägyptischen Gott des Todes. Laura, die gerade im Rückspiegel kontrollierte, ob ihr Make-Up noch saß, vertraute ihm als Fahrer. Aber vielleicht redete sie sich das auch nur ein, weil Marty der Einzige von den Vieren war, der überhaupt einen Führerschein hatte und ihr Vertrauen war daher eher selbst erzwungen.
Über den Spiegel, sah sie zu Thomas und Ava. Ihre -man könnte sagen beste- Freundin hatte ihren Kopf gegen seine Schulter gelehnt; die hellblonden Haare, die an wenigen Stellen noch feucht waren von der Dusche, waren zu einem gewollt unordentlichen Dutt gebunden; sie sah gedankenverloren aus dem Fenster und wirkte einmal mehr wie ein stereotypisches White-Girl. Die rechte Hand von Tommy, ruhte auf ihrem Bein, baute diese gewisse Vertrautheit zwischen ihnen auf. Er hingegen sah zu Laura in den Rückspiegel, ihre Blicke trafen sich, sie lächelte schüchtern. Und genau das war merkwürdig bei ihr. Denn Laura war dieses Art von Mädchen, was unglaublich cool war, sich nie etwas von Typen sagen ließ, mit vielen Gerüchten (die natürlich fast alle komplett erfunden waren) und die zwischenzeitlich auf Partys dir den Joint aus der Hand klaute. Aber das würde man völlig okay finden. Denn es war schließlich Laura und sie war cool und es war cool mit ihr abzuhängen. So etwas wie ein schüchternes Lächeln gab es normalerweise bei ihr nicht. Aber diese ganze Reise wird nicht normal werden.
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„Komm schon, wach auf.“ Ava schlug ihre Augen auf und sofort zuckte sie zusammen, als sie Marty’s Gesicht so kurz vor ihrem tanzen sah, während sie immer noch leicht benebelt von dem Schlaf war. „Wir sind über irgendwas drüber gefahren und jetzt sind die verfickten Reifen kaputt. Wir müssen den Rest zu Fuß gehen.“ Auf einmal wurde sie hellwach, sah sich um. Sie und ihr Bruder, befanden sich noch im schwarzen Geländewagen (der protzig genug war und so perfekt zur Familie passte), während Laura gegen die Beifahrertür lehnte und eine Zigarette rauchte und Thomas wütend und frustriert gegen die Stoßstange trat und dabei aussah, wie ein kleines Kind, was seinen Willen nicht bekam- so sah man ihn hin und wieder mal. Es war schon dunkel, die Gruppe befand sich am Rande des Waldes und die Straße war alles andere als befahren- ein klassischer Anfang für jeden Horrorfilm. „Warum rufen wir nicht einfach einen Abschleppdienst?“ „Kein Empfang. Aber wir sind an dieser letzten Kreuzung. Also ist es nicht weit. Wir sind letztens den Weg sogar langewandert“ Ava wollte nicht weg vom sicheren Auto. Sie wollte nicht in dieser Dunkelheit durch einen riesigen Wald gehen. Wer weiß, was dort alles nur auf sie wartete. Bilder von Wölfen, Bären und verrückten Menschen mit Äxten jagten durch ihren Kopf. „Komm schon, du Pussy. Schnapp dir jetzt deine Sachen und dann geht’s los.“ Vielleicht war es dieses Vertrauen, dieses Gute und Positive in den Augen Ihres Bruders, was sie überredete. Vielleicht war es aber auch die Befürchtung allein hier zurück zu bleiben, der ihr den plötzlichen Mut verlieh auszusteigen.
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„Ja… Das wird also unser Zuhause sein, für die nächsten vier Tage.“ Tommy ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen und man hätte schon meinen können, dass seine Stimme in diesem Gebäude ein Echo warf, weil es so riesig war. Und auch wenn die anderen Drei schon das ein oder andere Mal hier waren (Ava war mindestens zweimal im Jahr hier oben), standen sie jedes Mal im Eingangsbereich und bewunderten die Lodge, als wäre das Gebäude aus Stein und Holz ein reinstes Wunder- bis Ava’s Aufmerksamkeit ganz woanders lag. „Tommy, hast du mein Handy gesehen?“ „Nicht seit du im Auto mit euren Eltern telefoniert hast.“ „Shit.“ Sie schlug sich innerlich gegen die Stirn. „Was denn?“ „Ich muss es im Auto liegen gelassen haben.“ Ava verschränkte die Arme vor der Brust und machte sich in ihren Gedanken fertig, dass sie nicht früher sicher gegangen war, ob sie alles mitgenommen hatte. Dann hätte sie sich den gesamten Weg sparen können. Obwohl sie sich eigentlich sicher war, dass da auf der Rückbank nichts mehr lag. „Na gut, dann geh ich noch einmal schnell zurück.“ „Ich komme mit, weil ich anscheinend meine Kippen liegen gelassen habe.“ Marty klopfte seine Jacken und Hosentaschen ab. „Seid ihr sicher, dass ihr da jetzt noch einmal rauswollt? Wir können das doch dann machen, wenn wir eventuell die Anderen abholen. In der Zwischenzeit kann Marty bei uns mitrauchen und du Ava, kannst erstmal mein Handy benutzen.“ Die Geschwister standen nebeneinander und da fiel mal wieder auf, wie ähnlich sie sich sahen. Ähnliche große, ähnliche Statur und ähnliches Gesicht. Dafür waren die Charaktere so unterschiedlich. Ava schüttelte nur den Kopf über den Vorschlag von Tommy und band ihren zweiten Schuh zu, den sie sich erst vor wenigen Augenblicken ausgezogen hatte. „Erst wolltest du nicht aus dem Auto aussteigen und jetzt willst du wieder zurück?“ „Ich brauche aber mein Handy, wenn Josh zum Beispiel anrufen sollte. Und Spaziergänge sind normalerweise auch wundervoll, wenn sie nicht in Wäldern sind, die Nachts unheimlich werden. Also, wir sind in spätestens… dreißig Minuten zurück. Plus, minus.“ Die letzten Worte, rief sie noch schnell ins Haus, bevor die Geschwister die Haustür hinter sich zu zogen. Und dann hätte man sie schon zählen können. Die Sekunden in denen Laura wartete, um sich dann inmitten des Wohnzimmers an Thomas zu schmiegen und sie anfing seinen Hals zu küssen. „Nicht hier." „Doch, genau hier und jetzt.“ Bevor er auch nur irgendetwas sagen konnte, presste sie ihre Lippen bestimmend auf seine. Gefühlskalt und schroff küsste er die dunkelgeschminkten, vollen Lippen zurück, drückte sie gegen die hinter ihr stehende Wand- was für Laura ein aussagekräftiges Signal war, das sie natürlich sofort falsch verstand. Ein Stöhnen entfuhr ihr. „Sie sind gerade weg.“ Nur mit einer Menge Selbstbeherrschung, konnte sie sich von ihm lösen, den Atem wieder finden und ihm die Tatsache, dass sie gerade unbeobachtet waren, erklären. „Also komm schon Tommy. Sonst kümmert es dich doch auch nicht, ob uns jemand erwischen könnte.“ Ihre zarten Hände wanderten wie gewohnt zu der Schnalle seines Ledergürtels und öffnete ihn schnell, so wie sonst auch immer. Und so wie sie sich dabei auf die Unterlippe biss, kamen in Thomas’s Kopf ganz falsche Gedanken hoch, die er sofort versuchte zu verdrängen. Lust und Liebe spiegelten sich in ihren grün-braunen Augen wieder. „Nein, ich kann das nicht. Nicht hier. Es gibt noch ein paar Sachen, die ich jetzt erledigen muss.“ Er ließ von ihr ab und schloss seinen Gürtel wieder, während er sich zwang an eben jene Dinge, die er zu erledigen hat, zu denken. „Aber wir haben gerade unsere Ruhe. Bitte. Du kannst das alles auch nachher machen: Ich beeil mich auch. Wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder so eine Chance haben.“ „Ich hatte nicht vor, hier überhaupt irgendwas mit dir zu machen.“ „Und warum hast du mich dann gefragt, ob ich zu dem scheiß Wochenende mitkommen will?“ Sie sah ihn verwirrt an und er blickte genauso verwirrt zurück. „Weil du einer meiner engsten Freunde bist und du die letzten Male auch immer dabei warst? Warum sollte ich dich nicht mitnehmen?“ „Okay, scheiß drauf, darüber reden wir später.“ Laura näherte sich seinen Lippen, doch er drückte sie erneut gegen die Wand. Schmerzen zuckten durch ihren Rücken. Bedrohlich baute, er sich schließlich vor ihr auf, sah ihr eindringlich in die Augen. „Lass mich jetzt gehen.“ Es waren nicht einmal unbedingt seine Aufgaben, die ihn von Laura’s Angebot weglockten. Es war eher die Tatsache, dass er sich unglaublich beobachtet fühlte und er dadurch an nichts erotisches denken konnte. Obwohl ihm der Gedanke, dass jeden Moment irgendjemand der anderen Gäste an die Tür klopfen konnte, während sie so beschäftigt waren, ziemlich reizvoll rüber kam. „Sie ist dir wichtiger, als ich es bin, oder? Waren all die Wochen nur Spaß für dich? Ich dachte, du würdest etwas für mich empfinden, Thomas. Sag mir, dass du mich liebst, bitte.“ Sie suchte etwas in seinem Blick. Eine Antwort, die Wahrheit. Mit jeder Sekunde die verstrich, wurde sie nicht nervöser, aber wütender. Auf Tommy, auf Ava und ganz besonders auf sich, da sie ihm ihren Körper so leichtfertig gegeben hatte, wenn er es denn wollte. „Sorry, aber ich habe dich nie geliebt. So war das nie gemeint.“ Und das war die reinste Wahrheit. „Also waren deine ganzen Worte gelogen.“ Stellte sie mit einer Stimme fest, die nicht verstecken konnte, wie verletzt und wütend und zugleich traurig sie war. Die vielen gemeinsamen Nächte, die vielen Küsse, die vielen Momente schienen ihm nichts zu bedeuten. Das alles war anscheinend ein Spiel für ihn. Aber Tommy sagte nichts mehr, sah sie nur regungslos an. Ihr Blick ruhte nun auf dem Boden; Sie wollte nicht, dass er sah, das sie kurz davor stand zu weinen und ihre Augen mit Tränen gefüllt waren Obwohl er es bestimmt eh schon gemerkt hatte. „Du wusstest von Anfang an, wie schwierig das mit uns werden würde. Und das ich Ava nicht verlassen würde- unter keinen Umständen. Und es tut mir ja auch leid, dass mir andere Sachen gerade wichtiger sind, als dich zu ficken.“ Im Gegensatz zu seinem Gesicht, klang seine Stimme eiskalt. Dann, ohne sie einen weiteren Blickes zu würdigen, ging er und ließ Laura mit einer Mischung, die sie empfand, wenn er nach einer dieser vielen gemeinsamen Nächte durch die Haustür verschwand und zurück zu seiner Freundin ging, um sie dann genauso zu küssen und anzugucken, wie er es kurz davor noch bei Laura tat. Ob Ava irgendwann mal aufgefallen war, das Tommy manchmal nach dem Parfüm von Laura roch? Oder keine Lust an Sex und dergleichen hatte, weil er es kurz zuvor noch von dem Mädchen bekam, das so etwas wie ein visuelles Gegenteil von Ava war? Laura hatte zwar keine Antwort, aber dafür wusste sie, dass es manchmal zu offensichtlich war, dass etwas eben nicht stimmte. Und Ava müsste entweder unglaublich dumm oder unglaublich blind sein, dass ihr bis jetzt noch nicht aufgefallen war. Schnell schnappte Tommy sich das Gepäck von sich und seiner Freundin und stapfte wütend in die obere Etage, wo sich die meisten Schlafzimmer und das größte Bad befand. Sollte Laura da unten doch vor Eifersucht und Wut schmollen. Es sollte ihm egal sein. Das hier sollte ein Wochenende ohne Skandale und ähnlichem werden und eigentlich hatte er ihr das auch schon vor Tagen klar gemacht. Aber so war sie eben. Laura dachte in den meisten Fällen zuerst an sich; sie hatte oft ein impulsives Verhalten und vor allem dachte sie nur selten an Konsequenzen. Es war schwer sie einzuschätzen. „Das wirst du noch bereuen Tommy.“
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„Hey, herzlich Willkommen in der besten Party-Location überhaupt! Der Familien-Lodge! Schön euch wieder zu sehen Freunde.“ Tommy hatte die Tür nun komplett aufgerissen, machte mit beiden Armen eine einladende Geste. „Man, schön dich zu sehen T. .“ „Wenn du nicht umgezogen wärst, dann wäre der Fahrweg zu dir auch nicht so lang und wir könnten uns öfters sehen." „Nicht mein Problem, dass du zu faul bist um zu mir ins Kaff zu fahren.“ Mike biss sich auf die Lippe, zog die Augenbrauen zusammen. „Aber willst du uns sagen, warum ihr nicht in den Garagen parkt? Immerhin habt ihr drei Stück davon, wäre halt sicherer.“