Fürsten-Roman 2550 - Caroline Thanneck - E-Book

Fürsten-Roman 2550 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Sarah Prinzessin von Hallertau glaubt sich verhört zu haben. Hat ihr der attraktive Magnus von Hardenberg tatsächlich gerade angeboten, das Schloss ihrer Familie mit einem genialen Geschäftskonzept zu retten, wenn sie ihn heiratet?

Es bleibt Sarah nur wenig Zeit, sich um das "Warum" Gedanken zu machen, denn trotz all ihrer Bemühungen ist Magnus‘ Angebot die sprichwörtlich letzte Rettung. So willigt sie schließlich in das außergewöhnliche Arrangement ein. Was die tapfere junge Frau nicht ahnt: Der Prinz ist unheilbar krank ...

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Seitenzahl: 132

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Inhalt

Cover

Impressum

Royales Herz in Gefahr

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: amriphoto / iStockphoto

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-6446-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Royales Herz in Gefahr

Er will das Schloss ihrer Familie retten – wenn sie seine Frau wird

Von Caroline Thanneck

Sarah Prinzessin von Hallertau glaubt sich verhört zu haben. Hat ihr der attraktive Magnus von Hardenberg tatsächlich gerade angeboten, das Schloss ihrer Familie mit einem genialen Geschäftskonzept zu retten, wenn sie ihn heiratet?

Es bleibt Sarah nur wenig Zeit, sich um das »Warum« Gedanken zu machen, denn trotz all ihrer Bemühungen ist Magnus’ Angebot die sprichwörtlich letzte Rettung. So willigt sie schließlich in das außergewöhnliche Arrangement ein. Was die tapfere junge Frau nicht ahnt: Der Prinz ist unheilbar krank …

Mein Name ist Magnus. Vor anderthalb Jahren wurde bei mir ein Tumor an der Wirbelsäule festgestellt. Ich habe Mediziner in Deutschland und den Staaten um Hilfe gebeten, aber alle haben mir dasselbe gesagt: Eine Operation ist ausgeschlossen.

Der Tumor liegt so ungünstig, dass ein Eingriff nicht nur eine vollständige Lähmung meiner Arme und Beine, sondern auch der Atmung bedeuten würde. Selbst beim bestmöglichen Ausgang der Operation wäre ich für den Rest meines Lebens ans Bett und eine Maschine gefesselt. Also habe ich alternative Methoden versucht. Alles. Misteltherapie. Vitamin C Infusionen. Chemotherapie. Ozonbehandlungen. Und noch ungefähr einhundert andere Ansätze der Behandlung. Alle haben versagt.

Ich weiß, was mir nun bevorsteht. Und ich habe mich entschieden: Bevor mich der Tumor endgültig ans Bett fesselt, werde ich mein Leben beenden. Wie viel Zeit mir noch bleibt? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines: Bis es so weit ist, will ich mein Dasein genießen. Ich werde mir nichts versagen und jeden einzelnen Tag auskosten, als wäre es ein ganzes Leben.

Goldene Sonnenstrahlen stahlen sich durch einen Spalt in den Gardinen in das Hotelzimmer und malten harmonische Streifen auf den Parkettboden. Die Wände waren in einem warmen Korallenton gestrichen, der mit der Zeit verblasst war und nun wunderbar mit den antiken Holzmöbeln und den roten Samtsesseln harmonierte. Der Raum war ebenso elegant wie gemütlich eingerichtet.

Magnus von Hardenberg war häufig übers Wochenende in Venedig. Dann wohnte er jedes Mal im Hotel Gabrielli. Er mochte die zentrale Lage ebenso wie die Diskretion des Personals. Außerdem bereitete Niccolo, der Koch, das beste Abendessen der ganzen Stadt zu. Von den Fenstern des ehemaligen Palazzos überschaute man die Lagune von Venedig. Der Markusplatz war nur wenige Gehminuten entfernt.

Ein Blick auf die Uhr verriet dem Prinzen, dass es kurz vor fünf Uhr morgens war. Er war es gewohnt, zeitig aufzustehen, weil er fand, dass das Leben zu kurz war, um es schlafend zu vertrödeln.

Das Bett knarrte unter ihm, als er sich aufsetzte. Neben ihm lag eine Frau und schlief noch. Ihre roten Locken fielen ihr zerzaust in die Stirn. Ihre Wange ruhte auf ihrer linken Hand. Unter der dünnen Decke war sie ebenso nackt wie er.

Nora, fiel ihm ihr Name wieder ein. Er hatte sie am vergangenen Abend in der Oper kennengelernt. Im Teatro La Fenice, einem prächtigen Bau aus dem 18. Jahrhundert. In der Pause zwischen zwei Akten der Oper Nabucco hatten sie zuerst Blicke und dann ein wissendes Lächeln getauscht. Seine Einladung zu einem Glas Champagner war von ihr akzeptiert worden. Dem ersten Glas waren weitere nach der Vorstellung gefolgt. Und nun lagen ihr dunkelrotes Kleid, ihre hohen Pumps und zarte Wäschestücke auf dem Boden verstreut, und die Erinnerungen an eine zärtliche Liebesnacht hallten noch in ihm nach wie das Echo eines fernen Liebesliedes.

Magnus war nur für diese eine Vorstellung nach Venedig geflogen. Nora wusste, dass er an diesem Tag wieder abreisen würde. Er war stets ehrlich zu seinen Partnerinnen und versprach nichts, das er nicht halten konnte.

Wie eine Zukunft zum Beispiel. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. Er zwang sich, seine Gedanken in erfreulichere Gefilde zu lenken, und dachte an den bevorstehenden Frühlingsball im Schloss seiner Familie. Das rauschende Fest war für Familie und Freunde gedacht und stets ein Höhepunkt des Jahres. Trotzdem fiel es ihm schwer, sich darauf zu freuen, denn er wusste, was seine Familie diesmal von ihm erwarten würde …

Von draußen drang das gedämpfte Rauschen der Wellen aus der Lagune herein. Der Prinz stand auf, trat ans Fenster und zog es weit auf. Ein spektakulärer Ausblick über die Lagune bot sich ihm. Noch war die Morgenluft herrlich klar, und das Wasser unfassbar blau.

Er ging ins Badezimmer, duschte und zog sich ebenso leise wie effizient an. Sein Spiegelbild zeigte ihm einen schwarzhaarigen Mann mit dunklen, bezwingenden Augen, einem energischen Kinn und einem sportlich gestählten Körper, dem man den Verfall nicht ansah. Noch nicht zumindest.

Magnus legte Wert auf eine gepflegte Garderobe und kombinierte an diesem Morgen einen dunklen Anzug zu seinem weißen Hemd. Sein Rollkoffer stand bereits neben der Tür. Er musste nur noch seine Kosmetikutensilien einpacken. Aus dem Seitenfach zog er ein Etui mit einem weißgoldenen Armband, an dem ein verspielter Blumen-Anhänger hing. Eine Aufmerksamkeit für Nora. Sein Dank für die vergangene Nacht. Er trug mehrere solcher Etuis in seinem Gepäck.

Er verließ das Zimmer und lenkte seine Schritte hinunter zur Rezeption. Hier bezahlte er und bat den Concierge, ihm ein Wassertaxi zu bestellen. Auf ein Vaporetto verzichtete er. Die öffentlichen Boote fuhren nur an festgelegten Stationen ab und hielten unterwegs mehrfach an.

Seine Privatmaschine wartete am Flughafen Marco Polo auf ihn. Das Frühstück würde er im Flugzeug einnehmen. Sein Kalender wartete an diesem Tag mit mehreren geschäftlichen Terminen auf, deshalb musste er seine Zeit effizient nutzen. Streng genommen hätte er sich den Ausflug nach Venedig zeitlich gar nicht leisten können, aber darüber zerbrach er sich nicht den Kopf. Ihm standen genügend Mittel zur Verfügung, um sich seine Wünsche erfüllen zu können. Zumindest noch.

Die trüben Gedanken legten sich wie eine graue Wolke auf sein Gemüt. Was ihm bevorstand … Nein! Rasch drängte er diese Überlegung in den hintersten Winkel seines Verstandes zurück. Der Ball im Schloss seiner Familie war genau die Art willkommener Ablenkung, die er brauchte, um weiterhin funktionieren zu können und nicht zu verzweifeln.

Er hatte Geschichten gehört, von Patienten mit einer ähnlichen Diagnose wie seiner, die dem Alkohol oder den Drogen verfallen waren. Er wusste, wie verführerisch das Versprechen des Vergessens war, aber dazu wollte er sich nicht hinreißen lassen. Seine Familie hatte ihn zur Disziplin erzogen.

Das kam ihm jetzt zugute: Er stellte Pläne auf und hielt sich daran. Privat und auch geschäftlich. Diese Eigenschaft hatte ihn bisher davor bewahrt, sich aufzugeben. Sollten die Schmerzen jedoch schlimmer werden, konnte alles geschehen.

Magnus presste die Kiefer so fest aufeinander, dass es schmerzte, während er vor seinem Hotel auf das Wassertaxi wartete. Seine Eltern hatten noch keine Ahnung, wie es um ihn stand, und er hatte keineswegs vor, sie vor der Zeit einzuweihen. Wenn sich sein Zustand verschlimmerte, war es früh genug, um es ihnen zu sagen. Vorher nicht …

***

Sarah von Hallertau hatte mehrere Jobs gleichzeitig: Sie fungierte im Schloss ihres Vaters als Wirtschafterin, Gärtnerin und oft auch als Handwerkerin, wenn wieder mal eine Wasserleitung tropfte oder ein Abflussrohr verstopft war. Außerdem richtete sie Feiern aus, für die das Schloss ihrer Familie gebucht wurde: Hochzeiten, geschäftliche Empfänge und Taufen. Allerdings kam es immer seltener vor, dass jemand bei ihnen feiern wollte.

Dabei war die Lage des Schlosses exzellent: An einem idyllischen See gelegen bot der romantische Bau mit den zahlreichen Türmen und Erkern ein zauberhaftes Ambiente. Efeu rankte sich an den alten Mauern empor und ein weitläufiger Garten umgab das Anwesen, bot Platz zum Flanieren und Träumen.

Früher hatte das Schloss zahlreiche Gäste angelockt. Jetzt jedoch verkam es immer mehr. Das Dach bröckelte. Der Garten verwilderte. Es fehlte am Geld, um die Anlage zu pflegen. Die Gästezahlen nahmen ab. Dadurch fehlten die Mittel, um notwendige Reparaturen durchzuführen, was wiederum zu noch weniger Buchungen führte. Eine Abwärtsspirale, der sich Sarah ebenso entschlossen wie vergebens entgegenstellte.

An diesem sonnigen Mittag im Frühsommer kniete die Prinzessin im Garten und zupfte das Unkraut zwischen den Rosenbeeten aus. Die Sonne brannte auf ihren Rücken. Sarah wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, ehe sie weitere unliebsame grüne Stängel ausriss. Obwohl sie nur Shorts und ein weißes Top anhatte, schwitzte sie tüchtig. Ein Strohhut mit breiter Krempe schützte ihren Kopf, konnte aber nicht verhindern, dass sich die Sommersprossen in ihrem Gesicht weiter ausbreiteten. Oh, wie gern wäre sie diese Sprenkel losgeworden und hätte eine so ebenmäßige porzellanzarte Haut wie ihre beste Freundin Miriam gehabt!

Sie rutschte unbehaglich auf der Erde herum, weil das lange Hocken ihren Rücken schmerzen ließ. Ein Marienkäfer landete auf ihrem Knie und krabbelte ihren Oberschenkel hinauf. Sarah ließ ihn auf ihren Finger krabbeln und setzte ihn sanft auf einer Rosenknospe ab.

»Hier kannst du dich sonnen«, sagte sie leise. »Und wenn du ein paar Blattläuse entdeckst, lass sie dir schmecken.«

Sie richtete sich auf und ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Der Wind spielte mit den Blättern der Rhododendren. Der Springbrunnen war längst versiegt, nur ein paar abgerissene Blätter dümpelten noch auf der Pfütze im Becken. Die breite Freitreppe hinauf zum Schloss war marode und gehörte eigentlich gesperrt, aber Sarah hatte sich noch nicht dazu aufraffen können, den Haupteingang zu verschließen und nur noch den Lieferanteneingang zu benutzen, denn damit wären sie dem Ende wieder ein Stück näher.

Das Gras auf dem riesigen Anwesen stand wadenhoch und gehörte dringend gemäht. Früher hatte sich ein Gärtner darum gekümmert, aber den konnten sie sich schon nicht mehr leisten. Sam war nach Berlin umgezogen und arbeitete nun in einer Großgärtnerei.

Sie hatte schon überlegt, Schafe anzuschaffen. Sie könnten das Gras niedrig halten und würden kostbare Wolle liefern. Allerdings müsste ein Stall hergerichtet und jemand gefunden werden, der sich mit der Haltung auskannte. Das würde wieder Kosten verursachen und noch lange kein Geld einbringen. Nein, daran war momentan nicht zu denken …

Ein leises Seufzen entfuhr ihr. Früher hatte ihre Mutter dafür gesorgt, dass der Haushalt reibungslos lief. Ihr war es immer gelungen, dafür zu sorgen, dass ausreichend Mittel zur Verfügung standen, aber sie war seit vielen Jahren nicht mehr da. Ihr Tod hatte eine Lücke gerissen, die sich wohl nie schließen würde. Sarah vermisste sie an jedem Tag, und sie wusste, dass es ihrem Vater ebenso ging. Der Fürst sprach mit seiner Frau, wenn er sich allein glaubte.

Sarahs Bruder war vor einem Jahr nach London gezogen, um sein Studium der Betriebswirtschaft zu beginnen. Seine guten Leistungen hatten ihm ein Stipendium verschafft. Nikolas kam nur noch selten nach Hause.

Sarah hatte ihr Studium im vergangenen Herbst abgeschlossen. An eine andere Arbeitsstelle als das Schloss war aber momentan nicht zu denken. Sie musste alle Kräfte aufbringen, um den Erhalt ihres Familiensitzes zu sichern.

Mit etwas Glück buchen uns die Rotgards wieder für das Sommerfest ihres Weinhandels, grübelte sie. Mit dem Geld können wir die Zufahrt zum Schloss neu asphaltieren lassen. Dort reiht sich inzwischen ein Schlagloch an das nächste. Niemand wird uns buchen, wenn er bei der Anfahrt im Auto durchgeschüttelt wird wie eine Rosine in der Teigknetmaschine.

Sarah schaute an den gelben Schlossmauern empor. Sie waren massiv, trotzdem stiegen die Heizkosten für das Schloss in astronomische Höhen. Dabei beschränkten ihr Vater und sie sich auf wenige Räume im ersten Stockwerk, die sie beheizten, die anderen Etagen waren unbewohnt. Selbst in ihrem Badezimmer hatte Sarah die Heizung abgeschaltet. Sie duschte sich jeden Morgen mit zusammengebissenen Zähnen. Ihrem Vater hatte sie das nicht erzählt.

Sein Badezimmer musste beheizt werden, weil seine Gelenkschmerzen sonst schlimmer wurden. Früher hatte in jedem Raum Lachen und Wärme geherrscht. Jetzt schien das Schloss in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein, und die Prinzessin hatte keine Ahnung, wie sie es wieder zum Leben erwecken konnte.

Auch die Ländereien lagen brach. Selbst zu dem See im nahen Wald verirrte sich höchst selten jemand. Nur Sarah ging gern dorthin, setzte sich auf den Steg und träumte, wenn es ihre Zeit erlaubte, was aber nur noch selten vorkam.

Eines der hohen Rundbogenfenster in der ersten Etage klapperte. Es hörte sich an, als würde es aus seinem Rahmen fallen, aber es wurde nur geöffnet. Fürst Gernot erschien in der Öffnung.

Er war ein drahtiger Mann, den man nie anders als ordentlich gekleidet sah. Seine braunen Augen leuchteten liebevoll. Er winkte Sarah zu, ehe er sich wieder in sein Arbeitszimmer zurückzog. Sicherlich saß er an der Buchführung seines Holzhandels. Das Geschäft half ihnen, über die Runden zu kommen. Trotzdem war ihr Vater in den vergangenen Jahren vor der Zeit gealtert. Der Verlust seiner Frau und die Sorgen um den Erhalt des Schlosses zehrten sichtlich an ihm.

Ich werde ihm auf der Terrasse eine Sitzecke einrichten, nahm sich Sarah vor. Einige hochstämmige Blühpflanzen werden die Ecke gemütlich machen. Wir nutzen den Garten viel zu selten.

So weit war die Prinzessin gerade mit ihren Gedanken gekommen, als hinter ihr eine helle Frauenstimme ausrief: »Huhu! Du bist ja fleißig.«

»Miriam!« Sarah wirbelte herum.

Ihre Freundin umarmte sie herzlich. Miriam sprühte von den kurzen, fransig in die Stirn gezupften Haaren bis zu den hochhackigen Sandalen schier vor Lebensfreude. Ihre Augen funkelten. Und sie schien ständig in Bewegung zu sein. Sie trug ein veilchenfarbenes Frühlingskleid, dessen Zipfelrock bei jeder Bewegung mitschwang.

»Schau mal, was ich hier habe!« Die Fotografin schwenkte ein Kuvert mit Golddruck in der Hand. Ihre Nägel waren leuchtend rot lackiert.

»Das sieht aus wie eine Einladung.«

»Genau. Sie gilt für uns beide. Rate, wo wir hingehen.«

»Zu Kate und William?«

»Schön wär’s. Rate noch mal.«

»Zu deiner Verlobung?«

»Nein, wir … Was?« Miriam riss die Augen auf. »Von einem Mann in meinem Leben müsste ich aber wissen!«

Sarah lachte. »Verrate mir doch einfach, was wir vorhaben.«

»Wir sind zum Frühlingsball der Hardenbergs eingeladen.«

»Oh.« Sarah verzog das Gesicht, als wäre ihr jemand auf die Zehen getreten. »Sei mir nicht böse, aber ich komme lieber nicht mit.«

»Sag das nicht. Weißt du, wie begehrt die Karten sind? Ich musste einen Kopfstand machen, um an die Einladung zu kommen. Warum willst du denn nicht hingehen?«

»Weil ich keine Zeit dafür habe.«

»Dann nimm sie dir. Bitte, Sarah. Das wird ein schöner Abend, und ich möchte ungern allein hingehen. Wie willst du deinen Traummann finden, wenn du nie ausgehst?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn überhaupt suche. Bei meinem letzten Versuch hat sich der Prinz in einen Frosch verwandelt. Das habe ich noch nicht vergessen.«

Sarah kniff die Lippen fest aufeinander. Johannes hatte sich als untreuer Frauenheld entpuppt. Sie hatte ihm vertraut und lange Zeit nichts von seinem Doppelleben geahnt, deshalb saß der Schmerz nun besonders tief.

»Beim nächsten Mann wird alles besser«, tröstete Miriam.

»Hast du das aus einem Ratgeber?« Sarah lächelte schief.

»Das weiß ich nicht mehr, aber es stimmt. Nach dem Debakel mit Johannes kann es schließlich nur aufwärtsgehen, nicht?«

»Das ist auch wieder wahr.«

»Dann ist es abgemacht. Wir werden uns richtig aufbrezeln und zum Ball gehen.«

»Aufbrezeln?« Sarah dachte an den spärlichen Inhalt ihres Kleiderschranks. Für neue Kleider fehlten ihr sowohl das Geld als auch die Gelegenheiten, sie zu tragen. Sie könnte höchstens das Kleid von ihrem Abschlussball aufarbeiten. Es hatte einen feinen Riss am Saum, aber mit etwas Geschick würde man das kaum bemerken. »Ich werde aussehen wie Aschenbrödel, aber vor dem Besuch der Fee.«

»Du meinst, danach. Heute bin ich nämlich deine gute Fee. Ich habe dir ein Kleid mitgebracht. Es ist noch in meinem Wagen. Wir können es gleich holen.« Miriam lächelte geheimnisvoll.

»Du leihst mir ein Kleid? Aber das geht nicht.«