Fürsten-Roman 2572 - Charlotte Vary - E-Book

Fürsten-Roman 2572 E-Book

Charlotte Vary

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Beschreibung

Es war einmal ein Liebestraum ...
Doch blinde Eifersucht macht Esther das Leben zur Hölle
Von Charlotte Vary

Prinzessin Esther hat Angst! Angst vor der wie wahnsinnigen, unberechenbaren Liebe eines Mannes, der es nicht ertragen kann, dass sie seine Gefühle nicht mehr erwidert. Überall lauert er ihr auf, beobachtet jeden ihrer Schritte mit flammenden Blicken, und es gibt keine Möglichkeit, ihm zu entkommen.
Vielleicht, so hofft die Prinzessin verzweifelt, wird er endlich Ruhe geben, wenn er von ihrer Verlobung mit Prinz Frederik erfährt. Wie sehr sie sich irrt, muss sie schon bald darauf erkennen: Auf Frederik ist geschossen worden!

Liebe Leserinnen und Leser, Autorin Charlotte Vary erzählt packend von einer wahnhaften Liebe, die sich zur Besessenheit steigert, und sie zeigt, welche Gefahr sich dahinter verbergen kann.

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Seitenzahl: 107

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Inhalt

Cover

Impressum

Es war einmal ein Liebestraum …

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Alena Varchenko / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7881-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Es war einmal ein Liebestraum …

Doch blinde Eifersucht macht Esther das Leben zur Hölle

Von Charlotte Vary

Prinzessin Esther hat Angst! Angst vor der wie wahnsinnigen, unberechenbaren Liebe eines Mannes, der es nicht ertragen kann, dass sie seine Gefühle nicht mehr erwidert. Überall lauert er ihr auf, beobachtet jeden ihrer Schritte mit flammenden Blicken, und es gibt keine Möglichkeit, ihm zu entkommen.

Vielleicht, so hofft die Prinzessin verzweifelt, wird er endlich Ruhe geben, wenn er von ihrer Verlobung mit Prinz Frederik erfährt. Wie sehr sie sich irrt, muss sie schon bald darauf erkennen: Auf Frederik ist geschossen worden!

Durch den Park von Schloss Weikersberg gellte der schrille Schrei einer Frauenstimme. Der alte Gärtner, der eben die Rosenrabatten bewässerte, hob erschrocken den Kopf. Das war die Doleschal, das Kindermädchen, die da so schrie. Und es kam vom Fischteich her. Der Alte ließ die Gießkanne fallen und setzte sich auf seinen steif gewordenen Beinen in Bewegung.

Drunten am Teich sah er eine Frauengestalt aufgeregt am Ufer hin und her laufen, mit gerungenen Händen. Er verdoppelte seine Geschwindigkeit.

Als er, nach Atem ringend, am Teich ankam, war zum Glück gerade eine Tragödie verhindert worden. Ein halbwüchsiger Junge trug die vierjährige Prinzessin Esther auf seinen Armen aus dem Wasser und legte sie behutsam auf den Rasen. Er stieß die helfende Hand des Kindermädchens beiseite und begann sachkundig, das Kind künstlich zu beatmen. Es hustete, spuckte und schlug schließlich die Augen auf.

„Gott sei Dank!“, seufzte Frau Doleschal leise. Dann setzte sie laut und gebieterisch hinzu: „Die Prinzessin muss sofort in trockene Sachen und ins Bett! Sonst holt sie sich noch eine Lungenentzündung.“

„Daran hätten Sie früher denken sollen!“, warf der zwölfjährige Junge hart hin. „Warum haben Sie nicht besser aufgepasst? Wenn ich nicht dazugekommen wäre, wäre Esther ertrunken!“

Das Kindermädchen zuckte zusammen. „Was erlaubst du dir, Jakob?“, stieß sie empört hervor. „Ist ja gut, dass du helfen wolltest.“ Sie blickte sich scheu um. „Aber du musst nicht so brüllen! Ich bin dir ja dankbar, aber mach nicht solchen Wirbel! Der Gärtner hätte die Kleine auch herausgefischt. Also, ich kann wirklich nichts dafür! Esther ist so ungehorsam! Als ihr kleiner Hund ins Wasser fiel, war sie nicht mehr zu halten. Dabei hat man ihr Dutzende Male verboten, ans Wasser zu gehen.“

Der Hund? Ja, wo war der überhaupt?

Der winzige Kerl, ein Malteser, paddelte verzweifelt und japsend dem Ufer zu. Jakob watete ins Wasser und zog ihn am Genick heraus. Das Tierchen schüttelte die Tropfen aus seinem Fell und war schon wieder munter.

Inzwischen hatte Frau Doleschal ihre Schutzbefohlene auf die Arme genommen und strebte eilends dem Schloss zu. Sie hatte vor, es durch die Hintertür zu betreten. Ihre Durchlaucht musste ja nicht unbedingt etwas von dem peinlichen Vorfall erfahren.

Aber das Kindermädchen hätte nicht mit Jakob Hofers hartnäckiger Beharrlichkeit gerechnet. Er riss ihr die kleine Prinzessin förmlich aus den Armen und erklärte sehr bestimmt: „Ich bringe Esther in ihr Zimmer!“

„Also, so geht das nicht!“, entrüstete sich Frau Doleschal. „Das ist nicht deine Aufgabe! Und wie du aussiehst! Du bist ja tropfnass und schmutzig! Wenn dich die Herrschaften sehen!“

Zeternd und jammernd lief sie hinter dem langbeinigen Jungen her, der bereits die Freitreppe emporstieg.

Natürlich mitten durch die Halle!, dachte die Doleschal entsetzt. Wenn nun Ihre Durchlaucht …

Und da tauchte sie auch schon in der Tür des Empfangssalons auf, Ihre Durchlaucht Giovanna von Weikersberg-Valtellina. Ihre schwarzen Augen maßen verwundert die Gruppe: den triefenden, schlammbeschmierten Jungen, der ihre ebenfalls nasse jüngste Tochter auf den Armen trug, und dahinter das verlegene Kindermädchen, das wohl ein Mauseloch suchte, um sich darin zu verkriechen.

„Was ist passiert?“, fragte die Fürstin streng.

„Die Prinzessin war ungehorsam und ist gegen meine Anordnung zum Teich gelaufen, Durchlaucht“, stammelte Frau Doleschal. „Und dabei …“

„Die Prinzessin wäre beinahe ertrunken, Durchlaucht“, mischte sich Jakob Hofer ins Gespräch, während die Doleschal ihm giftige Blicke zuwarf. „Sie muss sofort in trockene, warme Sachen.“

Die dunklen Augen der schönen Fürstin blitzten zornig.

„Veranlassen Sie das, Frau Doleschal!“, herrschte sie das Kindermädchen an. „Ich komme dann gleich hinauf und will genau und wahrheitsgemäß über den Vorfall unterrichtet werden. Das wird noch ein Nachspiel für Sie haben, meine Liebe!“

Esther hatte sich inzwischen aus Jakobs Armen freigestrampelt und war auf ihre Mutter zugelaufen.

„Der Jakob hat mich aus dem Weiher gefischt, Mama!“, rief sie, von der Wichtigkeit ihrer kleinen Person überzeugt. „Ich hatte schon ganz viel Wasser geschluckt! Bitte, sei nicht böse! Lady ist ins Wasser gefallen! Ich konnte sie doch nicht ertrinken lassen! Sie ist ja noch so klein. Wo ist meine Lady überhaupt?“

„Dein Hündchen ist gesund und munter, Prinzessin“, antwortete Jakob liebevoll und hielt ihr das kleine Geschöpf hin, das eifrig sein Fell trocken leckte.

„Danke, Jakob, du bist so lieb!“, erwiderte die Prinzessin.

„Du gehst jetzt mit Frau Doleschal nach oben und bleibst im Bett, bis ich komme!“, befahl die Fürstin. „Über deine Eigenmächtigkeit reden wir noch! Jakob, der Herr Balthasar wird dir trockene Kleider geben! Wenn du dich umgekleidet hast, kommst du ins Arbeitszimmer meines Mannes! Er wird dir danken wollen.“

„Das ist nicht nötig, Durchlaucht“, antwortete Jakob Hofer. „Jeder hätte das getan. Ich kann schwimmen, die kleine Prinzessin nicht.“ Aber er war doch rot geworden vor Stolz.

Etwas später saß er in einer schwarzen Hose und einem Hemd, das der Haushofmeister ihm gegeben hatte, vor dem Schreibtisch des Fürsten Rudolf und hatte aufgeregt die Hände ineinander verflochten.

Der Fürst maß den mageren, hochaufgeschossenen Zwölfjährigen wohlwollend. Er kannte den einzigen Sohn einer Häuslerwitwe aus dem nahen Dorf Thursee. Seine Mutter arbeitete aushilfsweise in der Schlossküche, wenn es aus besonderen Anlässen mehr zu tun gab als üblich.

Die Hofers waren arme Leute. Den Vater hatte vor Jahren in den Bergen eine Lawine verschlungen. Seitdem wohnte Marie Hofer mehr schlecht als recht allein mit ihrem Buben in dem baufälligen Häuschen. Sie wusch auch in der schönen Jahreszeit für die Sommerfrischler und pflegte im Winter Alte und Kranke im Dorf. So waren die Lebensumstände ihres Sohnes nicht gerade berauschend.

„Das war eine sehr mutige Tat von dir, Jakob!“, lobte der Fürst. „Ich danke dir von ganzem Herzen. Da, bring das deiner Mutter! Sie wird’s brauchen können!“ Er reichte dem Buben einen größeren Geldschein hin, den dieser aber zurückwies.

„Dazu hat’s keinen besonderen Mut gebraucht, Durchlaucht“, entgegnete Jakob. „Und dafür nehm ich kein Geld.“

„So stolz, Jakob?“, wunderte sich der Fürst. „Nun, meine Frau wird schon einen Weg finden, es gutzumachen. Und wenn du einmal einen Wunsch hast, dann wende dich ruhig an mich. Geh jetzt zu Frau Klein! Sie hat deine Kleidung trocken gebügelt. Das Hemd und die Hose da kannst du behalten!“ Er erhob sich und drückte dem Jungen die Hand. „Bleib so, wie du bist, Jakob! Und sei deiner braven Mutter eine Stütze!“

Aufrecht und rot vor Stolz verließ Jakob das Schloss. Er war nicht zum letzten Mal dagewesen, da war er sich sicher.

Oben in ihrem Zimmer war die lebhafte kleine Prinzessin Esther kaum in ihrem Bett zu halten. Sie hatte zwar viel Wasser geschluckt, war aber schon wieder putzmunter. Die Strafpredigt ihrer Mutter hatte sie bereits weggesteckt. Und Jakob Hofer war für sie ein Held, der Märchenprinz, der sie gerettet hatte.

Sie war ein entzückendes Geschöpf, die vierjährige Prinzessin Esther, wie sie da in ihrem spitzenbesetzten himmelblauen Nachthemd in den Kissen ihres Himmelbetts kauerte und das niedliche Malteserhündchen zärtlich an sich drückte.

Esther war die Jüngste der vier Weikersberg’schen Kinder. Vielleicht hingen die Eltern gerade deshalb so stark an der Prinzessin. Sie war von zierlichem Gliederbau, lichtblond und blauäugig wie der Vater. Auch Leopold, der Älteste, war so. Die beiden Schwestern jedoch waren Abbilder der Mutter, einer Contessa aus altem italienischem Adelsgeschlecht. Poldi war schon sechzehn und studierte in Salzburg in einem Gymnasium mit Internat. Anna, Nanni genannt, war vierzehn und besuchte die Klosterschule von Mariazell. Nur die zehnjährige Lucia lebte noch das ganze Jahr über in Schloss Weikersberg.

In den Ferien, wenn alle Geschwister anwesend waren, ging es laut und lustig zu im Schloss. Das Fürstenpaar erzog seine Kinder in aller Natürlichkeit und liebte sie herzlich.

Die Weikersbergs wurden im Dorf Thursee geschätzt und respektiert. Man hing an seinen Durchlauchten, die weder stolz noch gespreizt waren, sondern eine natürliche Würde ausstrahlten. Außerdem war der Fürst ein geschätzter Arbeitgeber. Zum Schloss gehörten ein kleines Gut und eine Molkerei, wo Käse und Butter hergestellt wurden.

Das Schloss war ein schöner, stilreiner und großzügiger Barockbau im Steirischen Salzkammergut, einer wahren Bilderbuchlandschaft. Im Süden ragte der meist schneegekrönte Dachstein, im Norden das Tote Gebirge mächtig auf. Dazwischen waren grüne Matten und liebliche Seen verstreut. Hier ließ es sich gut leben.

Lucia stand am Fußende des Bettes ihrer kleinen Schwester und blickte strafend auf Esther hinunter.

„Mama hat mich ausgeschimpft, weil ich nicht auf dich aufgepasst habe!“, grollte sie. „Dabei war ich doch gerade erst von der Schule heimgekommen. Warum hörst du auch nicht, du Fratz? Man hat dir doch gesagt, du sollst vom Wasser wegbleiben! Und Frau Doleschal ist schließlich dafür da, dass sie auf dich achtet! Du, wie ist das eigentlich, wenn man ersäuft? Tut es weh?“

„Weiß nicht!“, versetzte Esther. „Ich bin ja nicht ersoffen! Der Jakob hat mich ganz schnell rausgezogen. Der Jakob ist toll, oder?“

Lucia zog eine Schnute. „Ach, der Bauernjunge!“, meinte sie verächtlich. „Aber die Doleschal wird fliegen, bestimmt! Was werden wir dann wieder für eine kriegen? Und das alles deinetwegen!“

„Sei doch nicht so fad, Lucia!“, schmeichelte Esther. „Ist doch nichts passiert! Kannst auch heute meinen Nachtisch haben! Es gibt Erdbeerkuchen!“

„Na schön!“, erwiderte Lucia gnädig. Sie aß gern, und das Geschenk versöhnte sie einigermaßen. „Aber die Doleschal fliegt, wirst schon sehen!“, prophezeite sie.

Ja, dem allzu sorglosen Kindermädchen wurde gekündigt, und eine neue, strengere Erzieherin kam ins Haus. Lucia und Esther hatten wenig zu lachen.

Esther tröstete sich mit ihren Tieren. Die kleine Prinzessin hatte ein zärtliches, liebevolles Herz für alle leidenden Kreaturen dieser Welt. Ständig schleppte sie ausgesetzte Kätzchen, flügellahme Vögel und verlassene Häschen an, um sie gesundzupflegen. Dem alten Gärtner wurde es bald zu viel, für all das Getier Unterkünfte zu besorgen.

Aber da trat wieder Jakob Hofer auf den Plan. Er zimmerte Ställchen und bastelte Gehege und Verschläge, Vogelhäuschen und Nistkästen. Für Esther war ihm keine Mühe zu viel.

Es war seltsam, wie rührend der doch schon Zwölfjährige an dem vierjährigen Mädchen hing. Fürstin Giovanna sah diese geschwisterliche Vertrautheit nicht so gerne.

Aber der Fürst meinte sorglos lachend: „Lass die Kleine doch, Vanna! Sie braucht halt einen großen Bruder, weil der Poldi nicht da ist! Der Jakob ist ja ein ordentlicher Bursche. Vielleicht sehnt er sich nach einer kleinen Schwester.“

„Man muss auch an später denken“, gab die Fürstin zu bedenken. „Der Bub bildet sich vielleicht Dummheiten ein, wenn er so oft im Schloss ist und wie ein Familienmitglied behandelt wird.“

„Ach was!“, widersprach Fürst Rudolf. „Sie sind doch beide noch Kinder! Mach dir da keine Sorgen!“

Esther bekam stets die ersten Schneeglöckchen und Veilchen, die ersten Walderdbeeren und saftigen Jakobiäpfel von Jakob gebracht. Er reparierte ihr kaputtes Spielzeug und beschützte sie vor wilden Dorfjungen und bösen Hunden. Sie liebte ihn wie einen Bruder.

Fürstin Giovanna hatte damals der Marie Hofer einen Riesenkorb mit Lebensmitteln und Kleidung geschickt. Frau Hofer durfte sich auch täglich Reste von der Schlosstafel beim Koch abholen, was eine große Erleichterung für sie bedeutete. Denn der Jakob schoss in die Höhe wie ein Spargel und musste kräftig ernährt werden.

Als er mit vierzehn Jahren die Thurseer Dorfschule mit einem sehr guten Zeugnis verließ, besprach sich der Fürst mit dem Lehrer.

„Der Bub ist äußerst intelligent und zu schade für einen Bauernknecht“, meinte Herr Stark. „Sehen Sie, Durchlaucht, im Rechnen, in der deutschen Sprache und Schrift Note eins! Wenn er die Realschule in Salzburg besuchen würde, könnte er später einen guten Gemeindesekretär abgeben. Für die Landarbeit fehlt es ihm ohnehin an Muskelkraft. Aber die Hoferin kann die Pension im Knabeninstitut nicht bezahlen.“

„Das erledige ich schon!“, entgegnete der Fürst. „Teilen Sie das bitte Frau Hofer mit! Ich vergesse es dem Jakob nicht, dass er damals meine Esther aus dem Teich gezogen hat.“

So kam Jakob durch ein fürstliches Stipendium auf die Realschule, die er mit Erfolg absolvierte. Und dann wurde er zum Thurseer Gemeindesekretär ausgebildet. Seine damalige gute Tat hatte sich reichlich gelohnt.