Fürsten-Roman 2573 - Martina Linden - E-Book

Fürsten-Roman 2573 E-Book

Martina Linden

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Beschreibung

Rettung für Schloss Bartenbach
Aber um welchen Preis, Prinz Daniel?
Von Martina Linden

Seufzend lässt Daniel Prinz von Bartenbach seinen Blick über die Ländereien der Familie schweifen. Wenig ist von dem herrschaftlichen Besitz übrig geblieben, ein Waldstück, ein paar Felder und das renovierungsbedürftige alte Schloss. Dem Prinzen wird das Herz schwer bei dem Gedanken daran, diese Heimat aufzugeben. Doch der Verkauf des Schlosses scheint die einzige Möglichkeit, um die Fürstenfamilie noch vor dem Ruin zu bewahren.
Oder gibt es noch eine andere Option? Prinz Daniel weiß genau, dass die reiche Millionärstochter Linda Scherer ihn mit Kusshand nehmen würde und dass ihr Vater keine Sekunde zögern würde, den fürstlichen Besitz zu retten. Der Prinz ist fest entschlossen, sich zu opfern. Was zählt schon Liebe? Wenn es eine Vernunftehe braucht, wird er diesen Preis bezahlen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Rettung für Schloss Bartenbach

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: pvstory / iStockphoto

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-7942-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Rettung für Schloss Bartenbach

Aber um welchen Preis, Prinz Daniel?

Von Martina Linden

Seufzend lässt Daniel Prinz von Bartenbach seinen Blick über die Ländereien der Familie schweifen. Wenig ist von dem herrschaftlichen Besitz übrig geblieben, ein Waldstück, ein paar Felder und das renovierungsbedürftige alte Schloss. Dem Prinzen wird das Herz schwer bei dem Gedanken daran, diese Heimat aufzugeben. Doch der Verkauf des Schlosses scheint die einzige Möglichkeit, um die Fürstenfamilie noch vor dem Ruin zu bewahren.

Oder gibt es noch eine andere Option? Prinz Daniel weiß genau, dass die reiche Millionärstochter Linda Scherer ihn mit Kusshand nehmen würde und dass ihr Vater keine Sekunde zögern würde, den fürstlichen Besitz zu retten. Der Prinz ist fest entschlossen, sich zu opfern. Was zählt schon Liebe? Wenn es eine Vernunftehe braucht, wird er diesen Preis bezahlen …

„Du wolltest mich sprechen, Vater?“

Daniel Prinz von Bartenbach schloss die schwere Eichentür des fürstlichen Arbeitszimmers hinter sich. Vor einer halben Stunde war er aus Freiburg gekommen, wo er unter der Woche lebte und arbeitete. Es fiel ihm schwer, sich sein Erschrecken nicht anmerken zu lassen, als er sah, wie fahl und eingefallen das von Falten zerfurchte Gesicht seines Vaters wirkte.

Gustav Fürst von Bartenbach hob den Kopf. Er zwang sich zu einem Lächeln.

„In der Tat, ich wollte dich sprechen, Daniel“, bestätigte er. „Bitte, nimm Platz.“ Er wies auf den alten Ledersessel, der vor seinem beladenen Schreibtisch stand.

Der junge Prinz ließ sich in den Sessel fallen.

„Geht es dir gut, Vater?“, fragte er. „Du wirkst ein wenig müde.“

„Das bin ich auch.“ Fürst Gustav atmete tief durch. „Ich will dir nichts vormachen, mein Junge. Du weißt selbst, dass es um Bartenbach nicht zum Besten steht. In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder versucht, unseren Ruin aufzuhalten, in dem ich so viel Land verkaufte, wie es die Vernunft gerade noch zuließ. Inzwischen sind unsere Reserven fast völlig aufgebraucht und die uns verbliebenen Ländereien bringen kaum noch genügend ein, um die laufenden Kosten zu decken. An die notwendige Instandhaltung ist nicht zu denken.“

„Ja, das ist mir bekannt, Vater.“ Daniel beugte sich leicht vor. „Die Sorgen um Bartenbach rauben mir oft genug den Schlaf. Für unsere Probleme gibt es nur zwei Lösungen. Entweder wir finden endlich heraus, wo mein Urgroßvater im Ersten Weltkrieg unseren Familienschatz versteckt hat, oder ich muss reich heiraten.“

Über die Lippen des Fürsten huschte ein mutloses Lächeln.

„Die Wertgegenstände und Antiquitäten können wir vergessen, Daniel. Wir suchen seit über achtzig Jahren danach und nennen das Ganze nicht zuletzt deshalb ‚Schatz‘, weil es unauffindbar ist. Ein irrealer Traum. Und die zweite Möglichkeit kommt nicht infrage. Ich denke nicht daran, das Glück eines meiner Kinder für den Erhalt von Bartenbach zu verkaufen.“

„Vater, bitte sei vernünftig“, bat Prinz Daniel. „In unseren Kreisen werden auch heute noch Vernunftsehen geschlossen und die meisten von ihnen werden glücklich.“

„Deine Mutter und ich haben aus Liebe geheiratet. Dieses Glück sollt auch ihr erleben, Daniel.“ Der Fürst seufzte auf. „Nun, das steht momentan nicht zur Debatte. Wie der Architekt und der Statiker, die ich mit den entsprechenden Untersuchungen beauftragt habe, mir vorgestern mitteilten, müssen wir damit rechnen, dass der Südturm den nächsten Winter nicht übersteht. Ich habe den Zugang zu ihm vorsichtshalber sperren lassen.“

„Unsere Sorgen wären mit einem Schlag vorbei, wenn ich Linda Scherer einen Heiratsantrag machen würde. Ihr Vater hat mir mehr als einmal zu verstehen gegeben, wie sehr er es schätzen würde, wenn seine Tochter in eine alte Adelsfamilie einheiratet. Und was Linda betrifft, so versucht sie schon seit Jahren, sich mir an den Hals zu werfen.“

Daniel hatte zwar nicht besonders viel für die junge Frau übrig, die es seit ihrer Geburt gewohnt war, alle Wünsche erfüllt zu bekommen, aber für Bartenbach war ihm kein Opfer zu groß. „Es könnte sein, dass ich Linda unterschätze und mehr in ihr steckt, als wir ahnen.“

„Nein, Daniel!“ Sein Vater schlug mit der flachen Hand so heftig auf die Schreibtischplatte, dass ein silberner Fotorahmen umfiel. „Das kommt nicht infrage.“ Er hob den Kopf und sah seinem Sohn ins Gesicht. „Auch wenn du nichts davon hören willst, für mich gibt es nur einen Weg, Bartenbach zu erhalten, den Verkauf an Walter Frank. Das Angebot, das er uns vor einem halben Jahr gemacht hat, ist nun wirklich nicht zu verachten. Dieser Meinung ist übrigens auch unser Anwalt. Ich habe gestern mit Doktor Gerstenhofer noch einmal darüber gesprochen.“

„Du willst wirklich zulassen, dass aus unserem Schloss ein Hotel wird?“ Daniel konnte es nicht fassen. „Das kann nicht dein Ernst sein, Vater.“ Er stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch. „Vater, Bartenbach ist seit dem achtzehnten Jahrhundert in unserem Besitz. Wir müssen alles dafür tun, um es der Familie zu erhalten.“

„Selbst wenn du dich opferst und eine reiche Frau heiratest, wird das den Zerfall von Bartenbach nur aufhalten, Daniel. Glaub mir, selbst ein Wolfgang Scherer kann es sich auf die Dauer nicht leisten, seiner Tochter zuliebe ständig Geld in unser Schloss zu stecken. Abgesehen davon, dass ich nicht bereit bin, dein Opfer anzunehmen, kann ich den Gedanken nicht ertragen, wie abhängig wir uns machen würden. Das ist mit der Ehre unserer Familie unvereinbar.“

In dieser Hinsicht konnte Daniel seinem Vater nicht einmal widersprechen, dennoch erschien ihm das immer noch besser, als Bartenbach an einen Hotelier zu verkaufen.

„Mit einem Verkauf würden wir unsere Heimat verlieren, Vater.“

„Nein, wir würden ganz in der Nähe auf unserem eigenen Grund und Boden leben“, widersprach der Fürst. „Wir würden in das frühere Witwenhaus ziehen. Natürlich müsste es erst hergerichtet werden, was nach dem Verkauf des Schlosses aber kein Problem wäre.“

Das frühere Witwenhaus lag einen Kilometer vom Schloss entfernt mitten im Wald. Eine hübsche Allee führte nach wie vor zu dem Haus, nur dass diese inzwischen zugewuchert war. Als Kinder hatten Daniel und seine Schwester dort oft gespielt. Es besaß acht Schlafzimmer, mehrere kleine Salons und im Dachgeschoss Dienstbotenräume.

„Vater wir sollten nichts überstürzen“, meinte Prinz Daniel. „Wir ...“

Sein Vater ließ ihn nicht ausreden.

„Ich habe Herrn Frank, seine Gattin und seine Tochter nach Bartenbach einladen“, sagte er. „Wir erwarten sie in vierzehn Tagen.“

„Und was sagt Mutter dazu?“, fragte Prinz Daniel bestürzt.

„Mutter ist meiner Meinung.“

Es klopfte. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und Daniels um neun Jahre jüngere Schwester trat ein. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte Prinzessin Kristin blonde Haare und strahlend blaue Augen. Sie trug ein Kleid aus grünem Chiffon.

„Ich habe deinen Wagen im Hof gesehen, Daniel“, sagte sie, trat zu ihm und küsste ihn auf die Stirn. „Schön, dass du schon da bist.“

„Gehst du aus?“ Ihr Bruder hob die Augenbrauen.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte euch nur das Kleid zeigen, das ich auf Lindas Geburtstagsparty tragen werde“, erwiderte die Neunzehnjährige. Sie drehte sich im Kreis. „Wie steht es mir? Mama ist ganz begeistert. Ich habe es ihr heute Morgen gezeigt.“ Mit einer anmutigen Bewegung strich sie an ihrem Kleid hinunter. „Wie ihr seht, lohnt es sich, ab und zu in den alten Sachen auf dem Dachboden zu wühlen.“

Der Fürst lachte auf. „Jetzt weiß ich auch, weshalb mir dieses Kleid so bekannt vorkommt, Kristin. Deine verstorbene Großmutter besaß ein Abendkleid aus einem ähnlichen Stoff.“

„Es ist derselbe Stoff, Väterchen“, antwortete Kristin vergnügt. „Wir haben das Abendkleid für mich ändern lassen.“ Ihr Gesicht verdunkelte sich für den Bruchteil einer Sekunde. „Ich wünschte, wir hätten genügend Geld, um nicht ständig in die alten Truhen greifen zu müssen, wenn ich ein Partykleid brauche.“

„Sobald wir das Schloss verkauft haben ...“

„Nein!“ Kristin umklammerte den Arm ihres Bruders. „Bitte, Daniel, lass nicht zu, dass Vater Bartenbach verkauft. Es liegt in deiner Hand. Frag Linda endlich, ob sie dich heiraten will. Sie wird nicht eine Minute zögern ...“

„Daniel wird Linda Scherer nicht heiraten“, fiel Fürst Gustav seiner Tochter ins Wort. Er schaute von seinem Sohn zu Kristin. „Wie ich schon zu Daniel sagte, bin ich bereit, Bartenbach an die Franks zu verkaufen und habe sie eingeladen. Von euch erwarte ich, dass ihr ihnen mit der Höflichkeit begegnet, die Gäste von jeher auf Bartenbach erwarten dürfen.“

„Ich denke nicht daran!“, stieß Kristin hervor. „Ich hasse sie schon jetzt. Wenn ich könnte ...“

„Kristin!“ Der Blick, mit dem der Fürst seine Tochter bedachte, ließ die junge Frau verstummen. „Du bist eine Bartenbach. Vergiss das niemals!“

Prinzessin Kristin verzichtete auf eine Antwort. Sie presste die Lippen zusammen, drehte sich um und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Das leise Rascheln des Chiffons ging in dem lauten Knall unter, als die Tür hinter ihr zufiel.

„Du musst Kristin verstehen, Vater“, bat Daniel. „Sie liebt Bartenbach über alles.“

„Jeder von uns liebt Bartenbach.“ Sekundenlang verbarg der Fürst sein Gesicht in den Händen. „Warst du schon bei deiner Mutter, Daniel?“

„Nein. Bei meiner Ankunft sagte mir Frau Sanwald, dass sie sich wegen ihrer Migräne zurückgezogen hat. Ich wollte sie nicht stören.“

„Sie wird auf dich warten, Daniel.“

Der junge Prinz fühlte, dass sein Vater allein sein wollte. Er erhob sich.

„Dann werde ich nach Mutter sehen“, sagte er. „Versprich mir, nichts zu überstürzen. Wir sollten uns den Verkauf des Schlosses sehr genau überlegen.“

„Warten wir erst einmal den Besuch der Franks ab“, meinte Fürst Gustav. In einem Anflug von Humor fügte er hinzu: „Wer weiß, vielleicht taucht bis dahin wider Erwarten der Schatz auf. Jedenfalls wäre er ein Geschenk des Himmels.“

Daniel Prinz von Bartenbach trat in die Schlosshalle, von der aus eine geschwungene Zwillingstreppe in die oberen Stockwerke führte. Der größte Teil der Gemälde, die früher die weißen Wände der Halle geschmückt hatten, war im Laufe der Jahre verkauft worden. Auch den schwarz-weißen Fliesen, die schachbrettartig ihren Boden bedeckten, sah man bereits den Verfall an. Und dennoch wirkte dieser Raum schön und erhaben. Dazu trugen nicht zuletzt der große Kamin bei, der sich im Hintergrund der Halle befand, und ihre hohe Decke, von der ein Kristalllüster hing.

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stieg Daniel die Treppe zum ersten Stock hinauf. Seine Mutter litt schon seit Jahren an Migräne. Der Prinz nahm an, dass ihre Krankheit mit den ständigen Geldsorgen zusammenhing.

Nach kurzem Anklopfen betrat er das abgedunkelte Schlafzimmer der Fürstin.

„Bist du wach, Mama?“, fragte er und schlich auf Zehenspitzen zu ihrem Bett.

„Ja, ich bin wach“, erwiderte sie leise.

Er beugte sich über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. „Geht es dir besser?“

„Ein wenig.“ Sie umklammerte seine Hand. „Hat Vater mit dir gesprochen, Daniel?“

„Ja.“

„Glaub mir, es gibt keinen anderen Weg“, versicherte sie. „Je eher wir das einsehen, umso besser ist es für uns. Wir haben lange und ehrenhaft gekämpft, nun ist es an der Zeit, die Waffen zu strecken.“

„Ich hoffe noch immer auf ein Wunder.“

„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Daniel, da sind Wunder rar geworden.“ Fürstin Cornelia schloss die Augen.

Es sei denn, man hilft ein wenig nach, dachte Prinz Daniel, sprach diese Worte jedoch nicht aus. Auch seine Mutter wollte nicht, dass er sich für die Familie opferte. Es wurde allerhöchste Zeit, einen Schritt in die richtige Richtung zu tun, so schwer es ihm auch fallen würde. Es war ein Fehler gewesen, noch zu warten.

Margarita Frank saß an ihrem Computer und kontrollierte den ausführlichen Bericht, den ihr der Manager des Atlantis per E-Mail zugesandt hatte. Ihr Vater hatte dieses Hotel vor zwei Jahren gekauft. Anfangs hatte es Gewinn gemacht, inzwischen stagnierten die Übernachtungszahlen. Sie hatten sich vorgenommen, ein junges Ehepaar in dieses Hotel zu schicken, um herauszufinden, woran der Gästerückgang lag.

Die Verbindungstür zum Büro ihres Vaters öffnete sich.

„Du sitzt ja immer noch am Computer, Margarita“, meinte Walter Frank überrascht. „Vergiss nicht, wir haben heute Abend Gäste.“ Der Geschäftsmann trat hinter seine Tochter und schaute ihr über die Schulter. „Ah, der Bericht vom Lohmann.“ Er ließ seinen Blick über die Zahlen schweifen, die im Monitor erschienen. „Nun, das ‚Atlantis‘ arbeitet jetzt schon seit einigen Monaten mit Verlust. Da kommt es auf ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht an. Also, fahr den Computer hinunter.“

„Ich war nur neugierig, sonst hätte ich nicht vor morgen in den Bericht geschaut.“ Die junge Frau warf mit einer anmutigen Bewegung ihre dunklen Haare zurück. Sie schaltete den Computer aus und stand auf. „Stürzen wir uns ins Vergnügen.“ Als ihr Vater das Gesicht verzog, musste sie lachen. „Du hast die Seiters eingeladen“, erinnerte sie ihn.

„Weil wir ihnen eine Einladung schuldig waren“, verteidigte sich Walter Frank. „Es gibt nun mal gesellschaftliche Verpflichtungen, denen man sich nicht entziehen sollte. Es kann nicht schaden, mit dem Direktor der Bank, über die wir unsere Transaktionen abwickeln, auch privat Kontakt zu halten.“ Er nahm Margaritas Jacke aus dem Schrank.

„Danke, Papa.“ Sie schlüpfte hinein und griff nach ihrer Handtasche.

Sie waren die letzten, die an diesem Abend nach Hause gingen. Ihre Angestellten hatten schon vor einer Stunde den Bürotrakt im obersten Stock des Panorama-Hotels verlassen, einem großen Gebäude, das malerisch zwischen Bäumen eingebettet auf einer Anhöhe lag.

Walter Frank hatte sich vor einigen Jahren aus dem aktiven Leben als Hotelier zurückgezogen und begnügte sich meistens damit, die Hotels, die ihm gehörten, zu verwalten.

Sie fuhren mit dem Lift direkt in die Tiefgarage des Hotels. Ein Angestellter, der sich dort aufhielt, nahm Haltung an, als er Walter Frank und dessen Tochter auf sich zukommen sah.

„Einen schönen Abend, Herr Direktor“, wünschte er und tippte an seine Mütze. „Einen schönen Abend, Frau Frank.“

„Danke, den wünschen wir Ihnen auch, Herr Timm“, erwiderte Margarita.

Die Villa der Franks lag nur ein paar Autominuten entfernt. Margaritas Großvater hatte sie Mitte der dreißiger Jahre erbauen lassen. Er war Hotelier aus Leidenschaft gewesen. Das Wohl seiner Gäste war ihm sogar noch über das Wohl der eigenen Familie gegangen, worunter Walter Frank in seiner Jugend sehr gelitten hatte.

Kaum hatten sie in der Auffahrt gehalten, als ihnen auch schon Yarden, ihr dreijähriger Border Collie entgegensprang. Enthusiastisch begrüßte er Vater und Tochter und begleitete sie in den Korridor des Hauses.

„Schön, dass ihr schon da seid“, wurden sie von Heike Frank in Empfang genommen.

Margarita sah ihrer Mutter auffallend ähnlich. Sie besaß deren schlanke Gestalt, lebhafte braune Augen und wie Seide schimmerndes dunkles Haar, die Heike Frank allerdings kurzgeschnitten trug.

„So habt ihr wenigstens genügend Zeit euch umzuziehen, bevor die Seiters kommen, und wir können auch noch ein paar Minuten bei einem Espresso zusammensitzen.“

„Trinken wir erst den Espresso“, schlug Walter Frank vor. „Ich habe euch nämlich eine wichtige Mitteilung zu machen.“

„Was für eine Mitteilung, Walter?“, erkundigte sich seine Gattin. „Warum tust du so geheimnisvoll?“

„Abwarten“, entgegnete er genüsslich. „Ich geh mir erst einmal die Hände waschen.“

„Ich mir auch.“ Margarita huschte die Treppe zu dem Appartement hinauf, dass sie im Haus ihrer Eltern bewohnte. Mit dem Geld, das sie verdiente, hätte sie sich längst eine eigene Wohnung leisten können, dennoch spürte sie nicht den geringsten Wunsch, aus ihrem Elternhaus auszuziehen.

Als sie eine Viertelstunde später in den Salon trat, saßen ihre Eltern bereits auf der Terrasse. Die Haushälterin hatte Espresso und italienisches Mandelgebäck gebracht.