Fürsten-Roman 2584 - Katja von Seeberg - E-Book

Fürsten-Roman 2584 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Narben einer Nacht
Warum Fürst Jakob sein Herz vor der Liebe verschließt
Von Katja von Seeberg

Ihr neuer Auftrag führt die junge Restauratorin Emily Forster nach Nürnberg. Sie ist unglaublich aufgeregt, denn ihr neuer Arbeitgeber ist ein echter Fürst!
Bei ihrer Ankunft macht sich Jakob Fürst von Detmoldt jedoch rar. Stattdessen wird sie von Otto Walberg, dem Museumsleiter, durch die Räumlichkeiten geführt. Dem wachen Blick der Restauratorin entgeht nicht, dass die wertvollen Gemälde und Skulpturen voller Ruß sind. Auch die nach Osten ausgerichtete Wand ist beschädigt und geschwärzt. Es muss ein verheerendes Feuer gegeben haben!
Emilys Neugierde ist geweckt, doch wann immer sie versucht, mehr zu erfahren, erhält sie abweisende Antworten. Dieses Ereignis wird regelrecht totgeschwiegen. Mit der Zeit bemerkt Emily noch weitere Eigenheiten auf Schloss Detmoldt. Selbst Fürst Jakob, ein Mann in den besten Jahren, ist seltsam - ein grimmiger, eigenartiger Zeitgenosse. Und dann hört sie eines Nachts laute Schreie aus dem Schlafzimmer des Fürsten ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Narben einer Nacht

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kiselev Andrey Valerevich / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8461-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Narben einer Nacht

Warum Fürst Jakob sein Herz vor der Liebe verschließt

Von Katja von Seeberg

Ihr neuer Auftrag führt die junge Restauratorin Emily Forster nach Nürnberg. Sie ist unglaublich aufgeregt, denn ihr neuer Arbeitgeber ist ein echter Fürst!

Bei ihrer Ankunft macht sich Jakob Fürst von Detmoldt jedoch rar. Stattdessen wird sie von Otto Walberg, dem Museumsleiter, durch die Räumlichkeiten geführt. Dem wachen Blick der Restauratorin entgeht nicht, dass die wertvollen Gemälde und Skulpturen voller Ruß sind. Auch die nach Osten ausgerichtete Wand ist beschädigt und geschwärzt. Es muss ein Feuer gegeben haben!

Emilys Neugierde ist geweckt, doch wann immer sie versucht, mehr zu erfahren, erhält sie abweisende Antworten. Dieses Ereignis wird regelrecht totgeschwiegen. Mit der Zeit bemerkt Emily noch weitere Eigenheiten auf Schloss Detmoldt. Selbst Fürst Jakob, ein Mann in den besten Jahren, ist seltsam – ein grimmiger, eigenartiger Zeitgenosse. Und dann hört sie eines Nachts laute Schreie aus dem Schlafzimmer des Fürsten …

„Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Fenster für eine Weile aufmache?“, fragte der junge Mann.

Emily schaute von ihrem Buch, einer Abhandlung über die fachmännische Restauration antiker Objekte, auf und musterte ihren Mitfahrgast, der gerade erst zugestiegen war und sich nun das Zugabteil mit ihr teilte. Zwei dunkelbraune Augen lächelten sie an.

„Oh, natürlich nicht. Machen Sie es nur auf“, entgegnete Emily und steckte ihre Nase sogleich wieder in ihr Buch. Nicht nur, weil ihre Lektüre so interessant war, sondern weil der warme Blick des jungen Mannes ein Prickeln in ihre Wangen gezaubert hatte.

Das Fenster quietschte, als er es runterdrückte, und die frische Luft strömte herein. Sie hörte ihn tief einatmen, dann nahm er ihr gegenüber Platz. Emily schielte über den Rand ihres Buchs zu ihm hinüber. Ihr Mitfahrgast sah wirklich ziemlich attraktiv aus. Aber eine Beziehung kam für sie ohnehin nicht infrage. Sie war viel zu oft und viel zu lange unterwegs. Das brachte ihr Job mit sich. Viele fanden das überraschend. „Restaurierst du nicht in deiner eigenen Werkstatt?“, war sie schon oft gefragt worden. Aber manchmal ließen sich Kunstschätze nicht einfach so mit der Post verschicken oder konnten per Hand getragen werden.

„Interessante Lektüre“, sagte ihr Gegenüber da plötzlich.

Emily schaute erneut zu ihm hin. Er erschien ihr etwas jünger als sie. Vielleicht drei oder vier Jahre. Braune Locken hingen ihm frech in die Stirn. Seine Haut war ungewöhnlich hell und samtig. Ein wenig wirkte er wie ein Student aus Oxford, es fehlten nur Flicken an den Ärmeln.

„Ja, das ist … für meine Arbeit“, erklärte sie.

„Sie sind Restauratorin für alte Kunstobjekte?“

Emily nickte.

„Das ist ja interessant.“ Er beugte sich vor. „Ich liebe Kunst, müssen Sie wissen.“

So etwas hörte Emily überraschend selten. Insbesondere dann, wenn es um altertümliche Kunst ging. Dabei gab es doch kaum etwas Interessanteres, als alte Gegenstände genau unter die Lupe zu nehmen, um etwas über die Menschen der damaligen Zeit zu erfahren. Und wenn sie die Objekte restaurierte, hatte sie das Gefühl ein Teil ihrer Geschichte zu werden.

„Ich bin nämlich selbst Künstler“, fuhr der junge Mann fort.

„Ah“, machte Emily.

„Da haben wir doch einiges gemeinsam, oder? Sie bewahren Altes, ich erschaffe Neues.“ Er streckte ihr die Hand hin. „Joshua Tomax. Nicht, dass ich glaube, Sie hätten schon mal von mir gehört. Ich bin erst am Anfang meiner Karriere.“

„Was Sie nicht sagen. Emily Forster.“ Sie schüttelte seine Hand. Er hatte einen angenehmen Händedruck. „Was für Kunst machen Sie denn?“

„Modernes.“

„Modernes?“

„Ist nicht jedermanns Sache. Ich weiß.“

„Ich wollte das nicht bewerten, entschuldigen Sie“, erwiderte Emily rasch.

„Schon in Ordnung, machen Sie sich keine Vorwürfe.“

„Und was genau machen Sie für moderne Kunst?“ Es interessierte sie wirklich.

„Oh, ich bin da sehr vielseitig. Skulpturen. Gemälde. Installationen. Ich plane gerade eine Ausstellung in Nürnberg.“

Was für ein Zufall. Dort wartete ein großer Auftrag auf sie.

„Wo zieht es Sie denn hin?“, fragte er auch schon.

Emily räusperte sich. Sollte sie ihm verraten, dass sie dasselbe Reiseziel hatten? Das würde aus dieser kurzen Fahrbekanntschaft vielleicht eine längerfristige Bekanntschaft machen. Sie schaute ihm noch einmal in diese unglaublich warmen Augen.

„Nürnberg. Ich fahre auch nach Nürnberg“, sagte sie schließlich.

Ein Strahlen huschte über seine Lippen.

„Sieh an. Aber Sie kommen aus Hamburg, oder?“

Emily lächelte. „Sie haben ein gutes Gehör. Ja, aber die Arbeit zieht mich nach Nürnberg.“

„Dann habe ich ja eine wirklich gute Chance, Sie auf meiner Ausstellung zu sehen.“

Emily lachte leise. „Vorausgesetzt, sie findet in den nächsten Wochen statt. Ich bleibe nämlich nur vorübergehend in der Stadt.“

„Verstehe. Na, da haben Sie aber Glück. In der Tat ist die Ausstellung für Ende des Monats geplant.“ Das war Anfang der nächsten Woche!

Er lehnte sich zufrieden zurück. „Jetzt dürfen Sie mir aber nicht absagen, ich wäre sehr enttäuscht.“

„Ich versuche, es einzurichten, Herr Tomax. Versprochen.“

Emily war überrascht von sich selbst. So schnell schloss sie sonst keine Bekanntschaften. Aber Joshua Tomax wirkte einfach so unglaublich sympathisch, dass sie keine Berührungsängste hatte. Sie schaute wieder in ihr Buch. Ihr Auftraggeber hatte angedeutet, dass die Kunstschätze, die er in seinem Museum beherbergte, aus frühesten Epochen stammten. Mit solchen wertvollen Antiquitäten hatte sie eher selten zu tun. Es war also besser, sich gut vorzubereiten.

„Jetzt freue ich mich auf Nürnberg“, sagte Joshua, den Blick aus dem Fenster gerichtet.

„Mhm?“, machte sie erneut.

„Na ja, Nürnberg ist nicht gerade meine Lieblingsstadt“, fuhr er fort, ohne sie anzusehen. Ein ferner Schmerz trat in seinen Blick. Emily hakte besser nicht weiter nach, sie hatte das Gefühl, sonst alte Wunden aufzureißen. Noch dazu fuhr er selbst fort: „Aber ich wurde nun einmal vom Veranstalter eingeladen. Und als jünger Künstler nimmt man jede Chance wahr, stimmt doch?“

„Sicher. Ja. Ich hätte das auch getan“, gab sie zu.

Irgendwie wirkte er dennoch bedrückt. Was war nur in Nürnberg geschehen, dass er die Stadt nicht mehr mochte? Womöglich eine traurige Liebesgeschichte?

Emilys Herz wurde weich. Irgendwie tat er ihr leid, denn er guckte immer noch unglücklich drein, obgleich es sich, wie er ja selbst sagte, auch um eine Chance handelte.

„Sehen Sie es mal so, Sie bleiben ja nicht ewig in Nürnberg“, versuchte sie, ihn aufzumuntern, ohne ihm gleichzeitig zu nahezutreten.

Er lachte. „Ja, da haben Sie natürlich recht. Außerdem haben Sie mir ja nun versprochen, dass Sie zu meiner Ausstellung kommen. Was soll jetzt noch schiefgehen?“

Emily schmunzelte und versank wieder in ihrer Lektüre. Sie hätte sich gern noch weiter mit ihm unterhalten, aber sie hatte das Gefühl, zu neugierig zu sein. Außerdem war das Kapitel, das sie gerade las, sehr spannend. Es ging um die Restauration alter Gemälde, die besonders empfindlich waren. Nur mit bestimmten Säuberungsmitteln durfte man sie überhaupt bearbeiten. Auch die Ölfarben, mit denen man Retusche betrieb, waren von ausgewählter Qualität. Sie würde sich wohl kundig machen müssen, wo man diese speziellen Farben herbekam, falls auch die Gemälde ihres Auftraggebers eine Restauration benötigten. Schon hatte sie ihr Smartphone in der Hand, um die Erkundigung online einzuholen.

Der Schaffner öffnete das Abteil, kontrollierte ihre Fahrkarten und verschwand wieder. Kurz darauf fuhr eine Angestellte in Bahnuniform einen kleinen Buffetwagen durch den Gang. Sie klopfte an die Scheibe und deutete dann auf die übereinandergestapelten Plastikkaffeebecher.

Emily schüttelte den Kopf. Auch Joshua verneinte.

„Ich habe meinen eigenen Kaffee dabei“, erklärte er und zauberte eine Thermoskanne aus seiner Reisetasche hervor.

„Ich habe auch einen zweiten Becher, falls Sie ebenfalls etwas Warmes trinken möchten.“

Emily lachte. „Ach ja, warum nicht. Der Kaffee bei der Bahn ist mir grundsätzlich zu teuer. Aber eine Tasse von Ihnen nehme ich gerne.“

Er holte auch noch eine hübsche Tasse aus seiner Tasche und goss ihr ein. Dankbar nahm Emily das Getränk an, wärmte sich die Hände an diesem. Nachdem sie einen kleinen Schluck genommen hatte, leckte sie sich über die Lippen.

„Der schmeckt wirklich gut“, betonte sie.

„Das freut mich. Ich habe schon oft gesagt bekommen, dass ich guten Kaffee mache. Und auch als Koch bin ich wohl recht passabel.“ Er zwinkerte ihr zu. Dabei verfärbten sich seine Wangen ein wenig rot. „Ich weiß, Eigenlob stinkt. Ich sollte wohl nicht zu sehr aufs Gas treten. Verzeihen Sie mir. Aber ich genieße unsere Unterhaltung wirklich sehr.“

Emily lachte leise. Es ging ihr genauso. Wirklich eine reizende Bahnbekanntschaft. Eine Durchsage machte sie jedoch darauf aufmerksam, dass sie bald den Nürnberger Hauptbahnhof erreichten. Sie fand es irgendwie schade, dass die Fahrt dann zu Ende war. Sie hätte sich gern länger mit ihm unterhalten.

„Das ist meine Karte“, sagte er und hielt ihr eine Visitenkarte hin.

„Danke … ich … hab leider keine von mir dabei.“

„Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie zu meiner Ausstellung kommen möchten. Ich biete Ihnen dann eine Führung an. Natürlich können Sie mich auch gern anrufen, wenn Sie Lust auf einen zweiten Kaffee verspüren. Also einem in einem Café, meine ich. So zum Vergleich.“ Er deutete zu seiner Thermoskanne.

Emily lachte erneut. „Das werde ich ernsthaft in Erwägung ziehen.“

„Schön. Freut mich.“ Er lächelte sie an. Winzigste Fältchen bildeten sich um seine Augen.

„Du musst endlich mal wieder rausgehen, jemanden kennenlernen, Emily. Es gibt nicht nur die Arbeit, weißt du“, hallten die Worte ihrer besten Freundin Birte in ihren Ohren nach. Birte machte sich immer zu viele Sorgen um alles und jeden, ganz besonders um Emily. Und nach ihrer letzten Beziehung, die zwar nicht überaus dramatisch, aber immerhin sehr abrupt geendet war, war sie nicht mehr ausgegangen, sondern hatte sich stattdessen in Arbeit gestürzt.

Aber vielleicht war es nun wirklich an der Zeit, das zu ändern. Birte wäre über diesen Entschluss wohl stolz auf sie. Und auch darauf, dass Emily tatsächlich in Erwägung zog, sich bei Joshua Tomax zu melden.

Zunächst würde sie aber nach Schloss Detmoldt fahren und sich die Kunstobjekte ansehen, die restauriert werden sollten. Erst nach einer ausführlichen Inaugenscheinnahme, konnte sie verbindlich sagen, ob sie dem Fürsten helfen konnte, der sie vor zwei Wochen kontaktiert hatte. Es war ein merkwürdiges Gespräch gewesen. Sehr kühl und sachlich. Aber die Schilderungen, die er von seinen Kostbarkeiten gemacht hatte, hatten ihre Neugierde geweckt und dazu verleitet, sich die Sachen persönlich anzusehen.

Der Zug fuhr in den Bahnhof ein, und in den Gängen vor ihrem Abteil wurde es voll. Emily trank den Kaffee rasch aus und gab ihrem Mitfahrgast die Tasse zurück. Dann erhob sie sich, um ihr Gepäck von der Ablage zu nehmen.

„Warten Sie, Emily, ich helfe Ihnen“, bot Joshua an und hob ihren Koffer für sie runter.

„Danke.“ Schnell verschwand ihr Buch in der Tasche.

Gemeinsam verließen sie das Abteil. Joshua führte sie aus dem Zug und über den Bahnhof. Sie war froh, dass er sich hier auskannte. Mit seinen fünfundzwanzig Gleisen galt dieser Bahnhof als größter in Europa. Ein Ort also, an dem man sich leicht verlaufen konnte. Sie hielten auf den Ausgang der Mittelhalle zu. Emily fühlte sich ein wenig erschlagen. Überall waren Reisende, es war proppenvoll auf den Bahnsteigen, den Rolltreppen und vor den Bahnhofsgeschäften. Nicht, dass sie das vom Hamburger Hauptbahnhof nicht kannte, aber hier war es noch extremer. Endlich gelangten sie auf die Straße.

„Dort vorne finden Sie die Taxis, falls Sie eins brauchen.“

Er stellte ihren Koffer ab und richtete seine Reisetasche, die ihm fast über die Schulter rutschte. Dann schaute er sie wieder mit seinen warmen Augen an. Erneut fing es an, in ihren Wangen zu prickeln. Sie hatte seine Gesellschaft wirklich sehr genossen.

„Ist wohl Zeit, sich zu verabschieden“, meinte er und klang ein wenig bedrückt.

Emily lächelte. „Sieht so aus, ja. Aber ich habe ja Ihre Nummer, Joshua.“ Und sie hatte tatsächlich vor, ihn anzurufen.

„Vergessen Sie meine Ausstellung nicht.“

„Versprochen.“

Er ging ein paar Schritte rückwärts, kam dann wieder auf sie zu, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich nehme Sie beim Wort.“

„Das können Sie ruhig.“

Sein Lächeln wurde größer. „Hat mich … ehrlich gefreut, Sie kennenzulernen.“

„Mich auch.“

Er nickte, seine Wangen wirkten immer noch rosig. Und ihre ganz sicher auch. Sie spürte ja, wie es in ihnen nicht aufhören wollte zu prickeln.

„Bis bald“, sagte er dann, drehte sich um und ging auf ein Taxi zu, das gerade an den Straßenrand fuhr.

Nachdem er seine Tasche im Kofferraum verstaut hatte, winkte er ihr noch mal zu. Emily hob die Hand. Wirklich, eine sehr nette Bekanntschaft, dachte sie und suchte sich nun ihrerseits ein Taxi, denn Schloss Detmoldt lag ein Stück weit außerhalb der Stadt.

Schloss Detmoldt war umgeben von einem weitläufigen Waldgebiet nordöstlich der bayerischen Großstadt. Einem alten steinernen König gleich thronte es auf einem grünbewachsenen Hügel, und ragte wie eine Insel aus einem Meer aus Laub- und Nadelbäumen hervor. Bildete es sich Emily nur ein oder hatten sich die Wolken tatsächlich verdunkelt, je näher sie dem alten Gemäuer kamen? Es wirkte uralt. Ein wenig gruselig, wenn sie ehrlich war.

„Sie wissen schon, dass das kein Schlosshotel ist, oder?“, sprach sie der Taxifahrer an.

„Natürlich, wieso fragen Sie?“

„Na ja, wegen Ihres Koffers. Die meisten, die herkommen, wollen sich das Museum ansehen, das sich im unteren Bereich des alten Gemäuers befindet. Schlossmuseum Detmoldt, jeden Tag geöffnet, von acht bis sechzehn Uhr. Bis auf sonntags, da ist Ruhetag“, erklärte der Fahrer, als hätte er diese Information auswendig gelernt.

„Ich werde das oft von meinen Fahrgästen gefragt“, fuhr er fort. Offenbar waren diese nicht so aufmerksam, dachte Emily. Sonst hätten sie ja die vielen Schilder bemerkt, die für einen Besuch im alten Schlossmuseum warben.

„Ich habe dort tatsächlich ein Gästezimmer“, erklärte sie dem Mann, weil er sie immer noch fragend durch den Rückspiegel anschaute.

„Wirklich? Gehören Sie zu der Familie?“

Emily lachte. „Nein, nein. Es ist dienstlich.“

„Verstehe. Na gut. Wie eine von Detmoldt wirken Sie ja auch nicht gerade.“

„Aha? Wie wirken denn die Mitglieder der Familie von Detmoldt?“

„Na ja, Adel eben. Hochnäsig. Sie verstehen?“

„Ich denke … schon.“ Auch wenn Emily das insgeheim für ein Gerücht hielt. Schließlich lebten sie nicht mehr im 18. Jahrhundert.

„Zugegeben, seit einigen Jahren ist es ruhig um die Familie geworden. Man hört und sieht sie eigentlich gar nicht mehr. Und dann war da ja der Brand.“

Emily wurde hellhörig. „Ein Brand?“

„Schlimme Sache. Aber auch schon viele Jahre her.“

„Verstehe …“ Brände waren oft die Ursache, warum Kunstwerke restauriert werden mussten. Einen Brand hatte der Fürst, mit dem sie alles vereinbart hatte, allerdings gar nicht erwähnt.

Jetzt lenkte der Taxifahrer den Wagen einen seitlichen Sandweg entlang, der von der Straße abzweigte. Es erschien ihr, als hätte sich gleichzeitig ein dunkler Schleier über die Umgebung gelegt.

Am Fuß des Hügels hielt das Taxi an.

„Den Rest des Weges müssen Sie leider zu Fuß zurücklegen, da oben gibt’s nämlich keine Parkplätze für Besucher.“

„Verstehe.“ Sie lugte aus dem Fenster und schaute zum Hügel empor. Tatsächlich machte sie ein paar wenige Besucher aus, die dem Sandweg nach oben folgten. Großartig. Auf eine kleine Wandertour hatte sie jetzt wirklich Lust. Und dann auch noch mit dem schweren Koffer.