Fürsten-Roman 2602 - Caroline Thanneck - E-Book

Fürsten-Roman 2602 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Juliane von Waldeck schwebt im siebten Liebeshimmel. Schon lange träumt die bildhübsche Flugbegleiterin von einer eigenen kleinen Familie, und nun soll ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Ihr Freund Philipp von Dornberg hat um ihre Hand angehalten. Aufgeregt fiebert sie dem ersten Zusammentreffen mit seiner Familie entgegen. Wird man sie herzlich willkommen heißen?
Man tut es nicht. Fürstin Therese mustert Juliane mit kalten Augen und lässt keinen Zweifel daran, dass eine Flugbegleiterin keine akzeptable Partie ist. Einzig Prinz Alexander ist ihr gegenüber freundlich und zuvorkommend. Sehnsüchtig mustert er die Verlobte seines Bruders, und auch Juliane fühlt sich in seiner Gegenwart sofort geborgen ...

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Seitenzahl: 122

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Inhalt

Cover

Impressum

Süß, jung und leider vergeben

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: forma82 / shutterstock

Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9600-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Süß, jung und leider vergeben

Als Prinz Alexander sich in die Verlobte seines Bruders verliebte

Von Caroline Thanneck

Juliane von Waldeck schwebt im siebten Liebeshimmel. Schon lange träumt die bildhübsche Flugbegleiterin von einer eigenen kleinen Familie, und nun soll ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Ihr Freund Philipp von Dornberg hat um ihre Hand angehalten. Aufgeregt fiebert sie dem ersten Zusammentreffen mit seiner Familie entgegen. Wird man sie herzlich willkommen heißen?

Man tut es nicht. Fürstin Therese mustert Juliane mit kalten Augen und lässt keinen Zweifel daran, dass eine Flugbegleiterin keine akzeptable Partie ist. Einzig Prinz Alexander ist ihr gegenüber freundlich und zuvorkommend. Sehnsüchtig mustert er die Verlobte seines Bruders, und auch Juliane fühlt sich in seiner Gegenwart sofort geborgen …

„Endlich daheim! Ich dachte schon, dieser Flug würde nie ein Ende nehmen.“ Seufzend zog Lilly Bredow ihren Rollkoffer hinter sich her.

„Es ging wirklich ziemlich turbulent zu, aber so ist es zum Glück nicht immer.“ Juliane von Waldeck lächelte ihrer Kollegin aufmunternd zu.

Ihr Flug von New York nach Hamburg war wegen eines Unwetters umgeleitet worden. Und so waren aus den elf Stunden Flugzeit achtzehn geworden, in denen sich die beiden Flugbegleiterinnen um das Wohl ihrer Passagiere gekümmert hatten. Nun waren sie zum Umfallen müde.

In der Terminalhalle herrschte reger Betrieb, als sie durch die Ankunftssperre traten. Die beiden hübschen jungen Frauen in ihren blauen Uniformen zogen so manchen Blick auf sich. Juliane hatte ihre braunen Haare zu einem modischen Knoten aufgezwirbelt. Mit langen Schritten strebte sie dem Parkhaus zu.

Ihre Kollegin trug das Halstuch ihrer Uniform in der Hand und folgte ihr humpelnd.

„Meine Füße bringen mich um“, seufzte sie. „Wie hältst du den Dienst bloß in deinen hochhackigen Pumps aus?“

„Oh, nach einigen Wochen gewöhnen sich die Füße daran.“

„Entweder das oder sie fallen ab.“ Lilly lächelte gequält.

Es war früher Nachmittag. In dem Flughafen ging es turbulent zu. Reisende kamen mit Kofferwagen an und spähten suchend umher, Ansagen schallten durch die Lautsprecher und Taxis reihten sich in der Terminal-Vorfahrt auf.

„Kaum zu glauben, dass wir noch vor wenigen Stunden mitten in einem Gewitter gesteckt haben“, murmelte Lilly. Sie kramte in ihrer Handtasche und zog einen Fotoapparat hervor. „Machst du noch ein Bild im Terminal von mir? Meine Eltern haben sich Bilder von meiner Arbeit gewünscht.“

„Gern. In welcher Pose soll ich dich aufnehmen? Wie du den Boden küsst?“

„Lieber nicht. Ich bin doch nicht der Papst“, kicherte Lilly und stemmte die Hände in die Taille.

Juliane hob die Kamera. Es surrte, als sie den Auslöser drückte.

„Danke. Jetzt du!“ Ihre Kollegin nahm den Fotoapparat, richtete ihn auf sie und machte ein Foto. „Ich schätze, unser Co-Pilot hätte auch gern ein Bild von dir.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Er hat dich nach der Landung beinahe mit den Augen verschlungen. Ich hatte den Eindruck, dass er gern mit dir in den siebten Himmel schweben würde.“

„Er soll nur zusehen, dass er uns immer heil landet, das reicht mir schon“, gab Juliane trocken zurück.

Lilly lachte hell auf. „Heißt das, er ist nicht dein Typ?“

„Nein, Kollegen sind für mich tabu. Romanzen bei der Arbeit bringen nur Komplikationen mit sich. Außerdem bin ich schon vergeben.“

„An einen echten Prinzen. Du Glückliche.“ Lilly seufzte träumerisch. „Erzähl mal. Wie ist es bei ihm zu Hause? Geht es im Schloss so steif und vornehm zu, wie man sich das vorstellt?“

„Keine Ahnung. Philipp hat mich noch nicht mit zu seinen Eltern genommen.“

„Noch nie? Kommt dir das nicht merkwürdig vor?“

„Nein, wieso?“

„Ihr seid jetzt schon beinahe ein halbes Jahr zusammen, und er hat dich immer noch nicht seiner Familie vorgestellt.“

„Er möchte mich für sich haben. Ich finde das romantisch.“

„Trotzdem ist es seltsam, dass er dich von seiner Familie fernhält. Pass bloß auf, dass er in dir nicht nur eine schöne Trophäe sieht. Womöglich ist er ein Frauenheld?“

„Das war er früher vielleicht einmal, aber das ist vorbei.“

Lilly sah sie mit einem Mal sorgenvoll an.

„Ich weiß, wie sehr du dir eine Familie und Kinder wünschst. Könnte es sein, dass dich dein Wunsch blind für seine Fehler macht?“

„Bestimmt nicht. Philipp ist ein wunderbarer Mann.“ Juliane lächelte verträumt.

Ihre Liebe erschien ihr immer noch wie ein wunderschönes Märchen. Der Prinz war charmant, hatte Herz und Verstand, und obendrein war er absolut verrückt nach ihr. Oft rief er sie an, nur um ihr zu sagen, wie sehr sie ihm fehlte. Es verging kein Tag, an dem er ihr keine Blumen oder andere Kleinigkeiten schickte. Ihr Herz klopfte schneller, als sie an seine zärtlichen Küsse dachte. Heute Abend würde sie ihn endlich wiedersehen!

Lilly umarmte sie zum Abschied.

„Wir sehen uns morgen! Und tu heute Abend nichts, das ich nicht auch tun würde.“

„Ist gut.“ Schmunzelnd verabschiedete sich Juliane von ihrer Kollegin und Freundin.

Dann eilte sie zum Parkdeck vier. Ihr roter Kleinwagen nahm sich ein wenig seltsam aus neben den schnittigen Cabrios und Limousinen der Piloten und Fluggäste, die bevorzugt auf diesem Deck parkten. Er hatte schon etliche Jahre auf der Motorhaube, doch er versah treu seinen Dienst, und so sah Juliane keinen Grund, sich einen neuen anzuschaffen.

Sie beeilte sich, das Parkhaus zu verlassen und nach Hause zu fahren, denn ihr Körper verlangte nun energisch nach einer Dusche und paar Stunden Schlaf. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie liebte es, für die Passagiere da zu sein und die Flüge zu begleiten. Schon als Kind hatte sie davon geträumt, zu verreisen, doch die Herzkrankheit ihres Vaters hatte das unmöglich gemacht. Und so hatte sie die Gelegenheit genutzt und war Flugbegleiterin geworden. Gegen die Bedenken ihrer Familie, die diesen Beruf unangemessen für sie fand.

Eine Dreiviertelstunde später hielt die Baroness vor einem weiß getünchten Haus in Hamburgs Vorstadt an. Es gehörte ihrer Patentante, die beruflich ebenfalls viel reiste und froh war, dass Juliane sich in ihrer Abwesenheit um das Anwesen kümmerte. Von hier aus hatte man einen weiten Blick auf grüne Felder und die Bahnlinie, die in der Ferne entlangführte.

In diesem Viertel reihten sich gepflegte Vorgärten links und rechts der Straße auf. Die untergehende Sonne tauchte sie in goldenes Licht. Irgendwo bellte ein Hund.

Juliane nahm die Post aus dem Briefkasten, warf einen Blick darauf und entschied, dass das meiste Werbesendungen waren, die eine Nacht warten konnten. Sie schloss die Haustür auf, räumte ihren Koffer fort, schlüpfte aus ihrer Uniform und sprang unter die Dusche.

Das warme Wasser war eine Wohltat! Es spülte die Anspannung des Tages fort und machte sie angenehm schläfrig. Wenig später stellte sie das Wasser aus, trocknete sich ab und hüllte sich in einen Morgenmantel. Er war aus cremefarbener Seide und mit zartrosa Kirschblüten bedruckt. Ein Mitbringsel von einem ihrer Flüge nach Tokio.

Im Kühlschrank fand sich noch eine angebrochene Flasche Mineralwasser. Juliane wollte gerade ins Bett gehen, als ihr auffiel, dass der Hund draußen immer noch anschlug.

Sie krauste die Stirn. Seit wann hatten ihre Nachbarn eigentlich einen Hund? Gähnend warf sie einen Blick aus dem Fenster. Im Nachbarsgarten saß ein Welpe. Es war ein braunes Fellbündel, kaum größer als ihre linke Hand, doch er machte Lärm wie drei ausgewachsene Rottweiler!

„Schhh“, machte Juliane.

Der kleine Hund spitzte die Ohren und bellte ungerührt weiter.

Seufzend legte sie sich zu Bett, rollte ihr Kopfkissen über ihr Ohr und schloss die Augen.

„Grrr … wauuuu …wauuuu.“ Das Bellen wurde von einem dumpfen Grollen unterbrochen und ging dann weiter.

Juliane stöhnte verhalten. Sie war todmüde, doch bei diesem Lärm würde sie wohl keinen Schlaf finden.

Sein Besitzer muss stocktaub sein, dachte sie. Oder ist ihm etwa etwas passiert und der kleine Kerl bellt um Hilfe?

Ruckartig setzte sie sich in ihrem Bett auf. Nun war sie erst recht wieder wach. Sie schwang die Beine aus dem Bett, stand auf und trat durch die Terrassentür in den Garten.

„Was ist denn los bei dir, mein Kleiner?“ Sie ging zum Zaun, wo ihr der Welpe sofort entgegensprang. Juliane reckte den Hals und sah die Gartentür des Nachbarhauses offen stehen. „Hallo? Ist da jemand?“

Sie erhielt keine Antwort.

Zögernd wartete sie einen Moment. Dann zog sie ihren Morgenmantel vor der Brust zusammen und marschierte zum Gartentor ihres Nachbarn. Sie stieß es auf und strebte zu seiner Haustür. Er war erst vor wenigen Tagen eingezogen, sie hatte ihn noch nicht einmal gesehen und nur vom Postboten erfahren, dass das Haus wieder bewohnt war.

Kein Namensschild, stellte sie nach einem Blick fest und klingelte. Niemand machte ihr auf.

Kurz entschlossen umrundete sie das Haus und ging zur Terrassentür. Der Welpe kam auf sie zugestürmt, sprang an ihr hoch und leckte ihr die Hand ab.

„Na du?“ Lächelnd hob sie ihn hoch und wurde mit einem freudigen Abschlecken und Rutewedeln belohnt. „Wo hast du denn dein Herrchen gelassen?“

Sie spähte durch die Terrassentür ins Innere des Hauses.

„Hallo? Ist jemand da?“ Wieder erhielt sie keine Antwort. Anscheinend war niemand zu Hause. Wie unvorsichtig, die Tür offenzulassen, dachte sie und sah sich um.

Sie war offenbar in der Küche. Eine Kaffeemaschine und ein Becher standen auf der Anrichte. Daneben türmten sich Umzugskartons mit Aufschriften wie „Küche“ und „Vorsicht zerbrechlich“. Eine gelbe Pfütze auf dem Fußboden verriet, dass der Welpe noch nicht stubenrein war.

Neben dem Herd stand ein Wäschekorb, der mit einem dunklen Kleidungsstück ausgelegt war.

„Ist das etwa dein Hundekörbchen?“ Juliane schüttelte verwundert den Kopf. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, war es mit einem alten Jackett ausgelegt. „Sehr provisorisch, was, mein Kleiner?“

Der Welpe schmiegte sich zufrieden in ihre Armbeuge und schnaufte. Er hatte ein Halsband mit einem silbrigen Anhänger um, auf dem Atticus stand.

Ist das sein Ernst?, grübelte sie. Wer gibt denn so einem süßen Welpen einen dermaßen kriegerischen Namen?

Der kleine Hund grub seine Zähne in ihren Morgenmantel und zerrte daran.

„Du hast wohl Hunger, was?“

Juliane sah sich suchend um, fand aber nichts, das auch nur im Entferntesten nach Hundefutter aussah. Sie fand nur eine schrumpelige Birne und mehrere Flaschen Whisky, die auf einem Regal standen.

„Dann gibt es erst einmal nur Wasser.“

Juliane drehte den Hahn auf und füllte eine Untertasse mit Wasser, die sie dem Welpen hinstellte. Er schnupperte daran und schlabberte los.

„Gibt dein Herrchen dir nichts zu fressen?“ Juliane krauste die Stirn. „So geht das aber nicht …“

„Das wollte ich auch gerade sagen“, warf eine dunkle Stimme hinter ihr ein.

Erschrocken wirbelte sie herum und prallte unvermittelt gegen eine breite Männerbrust. Sie hob den Kopf und blickte direkt in ein funkelndes, grimmig dreinschauendes Augenpaar. Es gehörte zu einem Mann in einem dunklen Geschäftsanzug, der gut einen Kopf größer und ein paar Jahre älter als sie selbst war. Seine schwarzen Haare waren so dicht, dass es ihr unwillkürlich in den Fingern zuckte, hindurchzufahren. Doch sein finsterer Blick hielt sie davon ab. Seine Stimme war ein grollender Bass.

„Was zum Kuckuck machen Sie in meinem Haus?“

Dieser elende Tag entwickelte sich langsam, aber sicher zu einer Katastrophe. Nicht nur, dass er eine wichtige Besprechung versäumt hatte, weil er diesen Winzling im Müll gefunden und es nicht übers Herz gebracht hatte, ihn einfach seinem Schicksal zu überlassen. Nun stand er auch noch einer mutmaßlichen Einbrecherin gegenüber!

Grimmig musterte Alexander von Dornberg die junge Frau in seiner Küche. Sie entsprach nicht im Geringsten dem Typ Frau, den er bevorzugte. Ihre Haare schimmerten wie reife Kastanien, und sie war ausgesprochen zierlich. Außerdem hatte sie etwas Fürsorgliches an sich. Sie war keine Frau für eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Nein, jemand wie sie wollte geheiratet werden und eine Familie haben.

Besser, er hielt sich von ihr fern.

Noch besser, sie hielt sich von ihm fern.

Doch sie stand da wie angewurzelt, also grollte er: „Was zum Kuckuck machen Sie in meinem Haus?“

„Die Tür war offen.“ Sie lächelte ihn entschuldigend an. „Ich bin Juliane von Waldeck, Ihre Nachbarin.“

Sie streckte ihm ihre rechte Hand hin. Ihr Händedruck war fest und energisch. Das gefiel ihm. Eine Frau, die wusste, was sie wollte.

Er warf einen Blick zu der offen stehenden Terrassentür.

„Ich war vorhin in Eile und habe wohl vergessen, sie zu schließen. Mein Name ist Alexander von D …“ Der Rest seines Namens ging im Donnern eines Düsenjets unter, der über sein Haus hinwegflog und die Gläser im Schrank klirren ließ.

„Ihr Hund hat die ganze Nachbarschaft zusammengebellt. Sie sollten ihn nicht so lange allein lassen.“

„Das ist nicht mein Hund.“

„Nein?“ Die Besucherin schaute fragend auf die Dosen mit Hundefutter in seiner Hand.

Er seufzte. Ihr Blick verriet, dass sie ihn für einen Hundeschinder hielt. Das konnte er ihr nicht einmal verdenken. An ihrer Stelle hätte er vermutlich dasselbe angenommen.

Sie funkelte ihn an. „Ein Welpe braucht viel Zuwendung und Liebe. Wenn Sie die nicht übrig haben, sollten Sie sich lieber einen Kaktus zulegen, den kümmert es nicht, wenn Sie ihn tagelang nicht versorgen.“

Einen Kaktus? Alexander runzelte die Stirn. Ihre Augen funkelten empört und ihre Brust hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen. Sie sorgte sich um den Welpen, obwohl sie nicht für ihn verantwortlich war. Und dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund. Das imponierte ihm.

Er war es gewohnt, dass sich die meisten Frauen in seiner Nähe von ihrer besten Seite zeigten. Sie nahmen nur seinen Titel wahr und wären vermutlich auch mit ihm ausgegangen, wenn er die Glocken von Notre Dame geläutet hätte. Seine Besucherin hingegen verhehlte ihre Empörung nicht. Ihr Blick veranlasste ihn, das Missverständnis aufzuklären.

„Ich habe den Kleinen heute früh in der Mülltonne gefunden. Anscheinend wurde er ausgesetzt, also habe ich ihn mit zu mir genommen. Nur leider konnte ich nicht hier bleiben und nach ihm sehen, weil ich zu einem geschäftlichen Meeting musste. Jetzt habe ich auch nur ein paar Minuten Zeit, um ihn zu füttern, dann muss ich wieder los.“

„Oh.“ Ihre Entrüstung fiel in sich zusammen wie ein Luftballon. „Sie haben ihn in der Mülltonne gefunden?“

„Allerdings.“

„Wie traurig!“ Mitleidig nahm sie den kleinen Hund hoch und kraulte ihn liebevoll.

Alexander ertappte sich dabei, dass er sich plötzlich wünschte, an der Stelle des Findlings zu sein und so viel Hingabe zu erfahren. War er etwa eifersüchtig? Auf einen Hund? Das fehlte ihm gerade noch! Energisch stellte er die Dosen ab und öffnete eine davon. Da er keinen Futternapf besaß, schüttete er den Inhalt einfach auf einen flachen Teller und stellte ihn auf den Fußboden.

„Hier, Atticus, für dich.“