Fürsten-Roman 2614 - Juliane Sartena - E-Book

Fürsten-Roman 2614 E-Book

Juliane Sartena

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Beschreibung

"Was ist das denn?", kreischt Irene von Steiner hysterisch, als sie den Salon betritt.
Julius Prinz von Wagenbach grinst.
"Trödel", antwortet er, und die schöne Irene sieht ihn fassungslos an. "Keine Angst, das habe ich nicht für das Schloss gekauft, das gab es dazu."
"Wozu?" Skeptisch nimmt Irene Abstand von dem staubigen Gerümpel, während Julius bereits damit beschäftigt ist, eine weitere Kuriosität auszupacken.
Er bringt ein wunderschönes Frauenporträt zum Vorschein. "Hierzu."
Irene entgeht der verliebte Blick ihres Freundes nicht, und ein kleiner Stich der Eifersucht plagt sie. Ruhig bleiben, sagt sie sich. Das ist nur ein Bild, das kann er nicht heiraten.
Aber Irene von Steiner ahnt nicht, dass es eine Frau gibt, die dem Porträt bis aufs Haar gleicht und die schon bald in Julius՚ Leben treten wird ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Das Bildnis der schönen Baronin

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Miramiska / shutterstock

Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0551-6

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Das Bildnis der schönen Baronin

Als Prinz Julian sich in ein Portrait verliebte

Von Juliane Sartena

»Was ist das denn?«, kreischt Irene von Steiner hysterisch, als sie den Salon betritt.

Julius Prinz von Wagenbach grinst.

»Trödel«, antwortet er, und die schöne Irene sieht ihn fassungslos an. »Keine Angst, das habe ich nicht für das Schloss gekauft, das gab es dazu.«

»Wozu?« Skeptisch nimmt Irene Abstand von dem staubigen Gerümpel, während Julius bereits damit beschäftigt ist, eine weitere Kuriosität auszupacken.

Er bringt ein wunderschönes Frauenporträt zum Vorschein. »Hierzu.«

Irene entgeht der verliebte Blick ihres Freundes nicht, und ein kleiner Stich der Eifersucht plagt sie. Ruhig bleiben, sagt sie sich. Das ist nur ein Bild, das kann er nicht heiraten.

Aber Irene von Steiner ahnt nicht, dass es eine Frau gibt, die dem Porträt bis aufs Haar gleicht und die schon bald in Julius’ Leben treten wird ...

»Puh, ist das staubig!« Annika Baroness von Engelhardt kroch unter dem alten Teppich hervor, der über einem Balken hing und versuchte, ein paar Spinnweben aus ihrem Haar zu streichen.

»Kind, du siehst aber auch aus«, klagte ihre Großtante und Eigentümerin des eingestaubten Dachbodens, auf dem sie sich befanden. »Als seist du durch den Schornstein gekrochen.«

Die Baroness lachte. »Na, bin ich ja auch fast. Aber du musst zugeben, dass es eine gute Idee von mir war, hier einmal aufzuräumen und das ganze alte Gerümpel durchzusehen.«

Luise von Engelhardt war für Baroness Annika mehr als eine gewöhnliche Patentante. Selbst kinderlos und unverheiratet hatte Baronin Engelhardt das Mädchen nach dem frühen Tod der Eltern bei sich aufgenommen und wie eine eigene Tochter großgezogen.

Luises einziges Problem war, dass sie ihrer lebhaften jungen Großnichte kaum einen Wunsch abschlagen konnte. Und deswegen musste sie wohl auch mitansehen, wie Annika unheimlich viel Staub aufwirbelte, um Kuriositäten aufzustöbern, die man ins Auktionshaus tragen konnte.

Die Baronin betrachtete skeptisch einen alten wackligen Stuhl, der vor ihr stand, um sich schließlich mit einem unterdrückten Seufzer darauf niederzulassen.

»Meinst du, es hat wirklich Sinn, das ganze alte Zeug rauszukramen?«, meldete sie ihre Zweifel an. »Ich glaube ohnehin nicht, dass irgendein vernünftiger Mensch bereit ist, Geld dafür auszugeben.«

»Hast du eine Ahnung«, widersprach Annika. »Dieser Lampenschirm zum Beispiel«, sie hielt eine ziemlich zerbeulte Antiquität in die Höhe, »findet bestimmt seinen Liebhaber.«

»Du liebe Güte, dieses olle Ding«, seufzte die Baronin. »Den hatte bereits meine Mutter aussortiert, weil sie ihn scheußlich fand.«

»Heutzutage findet man so etwas wieder stylisch. Es hat Charme.«

»In erster Linie hat es Dellen.«

»So genau darf man das nicht nehmen.«

»Ach Kind. Unsere Geldsorgen werden sich doch nicht einfach in Luft auflösen, wenn wir ein paar alte Fundstücke vom Speicher holen, um sie zu verkaufen«, meinte Baronin Engelhardt, während sie sich melancholisch umblickte.

»Sie werden sich nicht in Luft auflösen, aber sie lassen sich damit immerhin verringern«, verkündete Annika zuversichtlich. »Außerdem werde ich, wenn ich mein Studium erst beendet habe, ausreichend Geld verdienen.«

»Als Innenarchitektin? Ich weiß nicht, ob das so einfach ist.«

»Ach Luise, sei doch nicht immer so verzagt. Versuch positiv zu denken. Wir werden irgendwie schon wieder auf einen grünen Zweig kommen.«

»Na ja, wenn du meinst.«

Doch innerlich konnte Baronin Engelhardt das Unterfangen ihrer Großnichte nicht gutheißen. Altes Mobiliar versteigern. Das war wirklich ein Armutszeugnis.

Dabei gäbe es eine so viel einfachere Lösung, die permanente Finanzkrise im Hause Engelhardt abzuwenden.

»Wollte Sebastian dich heute nicht besuchen?«, erkundigte die Baronin sich.

Sebastian Reusch war ein überaus angenehmer junger Mann, der zudem über angenehm viel Geld verfügte und auch noch ernsthaft in Annika verliebt war. In Anbetracht des millionenschweren Erbes, das er zu erwarten hatte, konnte man ihm sogar seine bürgerliche Herkunft nachsehen, sodass er in Baronin Louises Augen den idealen Ausweg aus allen finanziellen Engpässen darstellte.

Bedauerlicherweise war Annika ganz und gar nicht bereit, die Dinge aus einem derart vernünftigen Blickwinkel zu sehen.

»Was hast du gesagt?«, fragte sie.

Da sie ihren Kopf gerade in eine alte schwere Eichentruhe gesteckt hatte, die voll mit bestickten und mottenzerfressenen Tischdecken war, verstand sie wenig von den Worten Luises.

»Ich fragte, ob nicht Sebastian heute zu Besuch kommt?«, wiederholte ihre Großtante.

»Ach so, ja kann schon sein«, erwiderte Annika unbekümmert.

»Ich hoffe, du hast nicht vor, ihn so zu empfangen«, meinte die alte Baronin.

»Warum denn nicht?«, entgegnete Annika.

»Na, in diesem Aufzug. Diese hässliche alte Jeanshose, die du anhast. Dazu das Haar voller Spinnweben ...«

Die Baroness lachte. »Ich kann doch den Speicher schlecht in Abendgarderobe ausräumen.«

»Nein, das nicht. Aber du könntest dich duschen und umziehen, bevor der Besuch eintrifft.«

»Ach was, bloß weil Sebastian hier vorbeikommt, brauch ich mich doch nicht extra umzuziehen«, winkte Baroness Annika ab.

»Na ja, ich dachte halt ...«

»Ich weiß schon, was du dachtest«, unterbrach Annika ihre Großtante lachend. »Du dachtest, dass Sebastian mit einer roten Rose in der Hand hier ankommt, um bei dir sittsam um meine Hand anzuhalten und dass ich diesen Antrag ebenso sittsam und errötend annehme.«

»Bei deinem Mundwerk wird dir so schnell überhaupt kein Mann einen Antrag machen«, erwiderte die Baronin ein wenig ungehalten, da Annika sie ertappt hatte.

»Ach Luise, nicht böse sein«, erwiderte Annika versöhnlich. »Ich finde es ja süß, wie altmodisch du in vielen Dingen noch sein kannst. Aber du wirst doch selbst einsehen, dass ich, wo ich gerade mitten im Studium stecke, nicht an Heirat denke.«

»Dein Studium in allen Ehren«, erwiderte die Baronin. »Aber Innenarchitektur, das ist ein Beruf, mit dem man nur schwerlich Geld verdienen kann. Und es schmerzt mich, dass wir unseren alten Speicher ausräumen und das letzte Tafelsilber verschachern müssen. Sebastian könnte dir ...«

»Aber es macht doch Spaß, in alten Dingen zu stöbern«, unterbrach Annika ihre Großtante rasch, um von dem Thema Sebastian im Besonderen und der Vernunftehe im Allgemeinen abzulenken. »Schau nur, was ich vorhin gerade gefunden habe.«

Sie hielt ein altes, in Öl gemaltes und kostbar gerahmtes Frauenporträt hoch.

»Das ist deine Urgroßmutter«, erklärte Baronin Louise, während Annika versuchte, das Bild mit ihrem Ärmel zu säubern. »Sie war damals noch eine junge Frau und sehr schön. Du siehst ihr ähnlich, mein Kind.«

»Wirklich?«, meinte Annika.

Sie stellte das Bild neben sich und betrachtete sich und das Gemälde in einem alten stockfleckigen Spiegel, der ihr gegenüberstand.

Es blickte ihr zweimal dasselbe feingeschnittene Frauengesicht mit auffallend rot gelocktem Haar entgegen.

»Emilia?« Annika blickte fragend auf das Portrait.

»Nein, nicht deine Urgroßmutter mütterlicherseits. Das hier ist deine Urgroßmutter väterlicherseits. Sie hieß Isabella. Die Männer lagen ihr zu Füßen, heißt es. Aber sie wollte nur einen haben.«

»Und hat sie ihn bekommen?«

Ihre Tante lächelte. »Ja, hat sie. Deinen Urgroßvater.«

»Was für eine schöne Geschichte«, bemerkte Annika lächelnd.

Die alte Baronin nickte. »Leider ist sie sehr jung gestorben. Aber ein Leben, das die wahre Liebe kennengelernt hat, ist ja nie verloren.«

Annika schaute versonnen auf das Bild. Ein wenig seltsam war das, die Geschichte von einer Frau zu hören, der man selbst ähnelte, und die schon viele Jahre tot war. Isabella von Engelhardt hatte ein eigenes Schicksal gehabt und die große Liebe gefunden, so wie sie selbst sich vielleicht auch einmal verlieben würde.

Unwillkürlich versuchte Annika sich vorzustellen, wie der Mann aussehen müsste, in den sie sich verlieben könnte. Aber es wollte ihr nicht gelingen. Jedenfalls entsprach er nicht unbedingt dem Bild von Sebastian Reusch. Der vom Leben verwöhnte Millionärssohn Sebastian mochte lustig und nett sein – der Mann ihrer Träume war er nicht. Auch wenn sie selbst noch nicht so recht wusste, wie der nun eigentlich zu sein hatte. Daran würden auch Tante Luises hartnäckige Heiratspläne nichts ändern.

»So ist das halt. Wenn man einen Speicher ausräumt, stößt man unweigerlich auf die Vergangenheit«, stellte Baronin Luise fest. »Der Porträtmaler hat übrigens etwas von seinem Handwerk verstanden. Das Bild ist nicht schlecht. Es hat wesentlich mehr Aussicht darauf, versteigert zu werden, als dein alter Lampenschirm.«

Annika zögerte einen Augenblick, das Gemälde zu den Verkaufsobjekten zu legen.

»Du hast recht, Luise. Das Porträt wirkt sehr lebendig. Vielleicht sollte man es behalten.«

Doch dann überwand sie die sentimentale Anwandlung. Wenn sie wollte, dass das Auktionshaus die Antiquitäten annahm, mussten auch ein paar wertvolle Gegenstände darunter sein. Sonst konnte sie gleich auf den Flohmarkt gehen.

Es klingelte.

»Ach, das ist Sebastian«, bemerkte Annika und rief durch das Dachbodenfenster hinunter, das offen war.

»Gottchen, und du bist immer noch in deinen alten Jeans«, beklagte sich Baronin Engelhardt.

Annika lachte. »Wir sind hier oben!«, rief sie dann laut ins Treppenhaus. »Auf dem Speicher.«

»Darf ich raufkommen?«

»Wenn du Staub und Spinnweben nicht scheust.«

»Ich scheu weder Tod und Teufel, wenn es darum geht, zu der edlen Dame meines Herzens zu gelangen«, erklärte Sebastian Reusch, als er durch die Speichertür trat.

Trotz der theatralischen Worte konnte er einen Hustenanfall nicht unterdrücken, als er mit dem Kopf gegen den alten Teppich stieß, wobei eine gehörige Staubwolke aufstieg.

Baroness Annika betrachtete ihn halb tadelnd, halb amüsiert.

»Du liebe Zeit, Sebastian. Deine edle weiße Leinenhose ist wirklich nicht die passende Kleidung für unseren Speicher.«

»Aber Annika«, fiel ihre Tante ihr uns Wort. »Sebastian konnte doch nicht ahnen, dass wir heute unseren Entrümpelungstag haben.«

»Ich finde Entrümpelungstage interessant«, erklärte der junge Besucher und setzte sich ungeachtet seiner hellen Hose auf einen staubigen Karton.

»Wirklich?«, erkundigte die alte Baronin sich zweifelnd.

»Na klar. Er findet Gerümpel allein deshalb interessant, weil er in einer schnieken, blitzsauberen Neubauvilla wohnt, in der überall hochwertiges modernes Design vorherrscht. Gerümpel ist ein absolutes Fremdwort für die Firma ›Reusch & Sohn‹«, neckte Annika ihn.

Der Erbe dieser Firma grinste. »Genau. Uns fehlt es einfach an Patina. Wir haben zwar viel Geld, aber keine Geschichte.«

»Siehst du«, belehrte Annika ihn. »Und wir haben viel Geschichte, aber leider kein Geld.«

»Annika!«, warf ihre Großtante mit leichtem Vorwurf ein.

»Stimmt doch. Aber wenn du Geschichte nötig hast, mein lieber Sebastian, kannst du sie gleich hier ersteigern. Wie wäre es zum Beispiel mit diesem wunderschönen Lampenschirm. Was bietest du?«

Sie hielt ihm den ramponierten Schirm unter die Nase.

Sebastian lachte. »Der ist vielleicht ein bisschen zu antik und ein bisschen zu verstaubt. Das ist nicht gut für Leute wie mich, die unter einer Stauballergie leiden.«

Dabei rieb er sich demonstrativ die Nase.

»Dann vielleicht der alte Porzellankrug mit den Putti darauf«, warb Annika weiter.

»Zumindest eine Seltenheit«, wich Sebastian aus. »Aber warte mal. Lass mal sehen!« Er stand auf und näherte sich dem Porträt von Annikas Urgroßmutter Isabella. »Das Bild hier.« Er wandte sich überrascht um und schaute zu Annika. »Das bist ja du!«

Annika lachte. »Mitnichten, junger Mann. Ich trage keine Goldkleider mit Pelzcape. Das ist meine Vorfahrin.«

»Die Ähnlichkeit ist mehr als verblüffend.«

»In einem alten Sprichwort heißt es: Eine Ahnenreihe ist nichts anderes als ein langer Zug, aus dessen Fenstern ab und zu ein vertrautes Gesicht herausschaut«, mischte die alte Baronin sich in das Gespräch ein.

»Na, in diesem Fall trifft die Weisheit zu«, meinte Sebastian.

»Schön und gut. Jetzt habt ihr die hinreißende Isabella lange genug bestaunt«, warf Annika ein. »Wir wollen darüber nicht vergessen, weiter auszuräumen. Was ist mit dem alten Kerzenhalter, Luise?«

»Niemand wird ihn wollen. Er wackelt, wenn man ihn auf den Tisch stellt.«

»Hm, ich finde ihn trotzdem nicht übel. Er kommt in die Verkaufsecke. Und was ist mit den alten Büchern hier?«

Annika pustete gegen einen der Buchrücken, was eine erneute Staubwolke auslöste.

»Anleitungen zur Führung einer gutsherrlichen Landwirtschaft um 1890. Vielleicht interessiert sich ja jemand dafür.«

»Kaum!«, Sebastian fing an zu lachen, sein Lachen ging dann aber in einen allergischen Husten über.

»Das kann man nie wissen«, rügte Annika ihn, die sich ihren Optimismus nicht trüben lassen wollte.

»Ich fürchte, es wird nicht leicht sein, all diese Raritäten an den Mann zu bringen«, entgegnete Sebastian. »Ausgenommen das Bild. Das ist wunderschön.«

»Wir werden es zur Auflage machen, dass das Bild nur ersteigert werden darf, wenn der Interessent das ganze andere Gerümpel gleich mitkauft. Natürlich gibt es nichts gratis dazu, vielmehr machen wir einen Festpreis für das Zeug und wer bereit ist, den zu bezahlen, darf auf das Bild bieten«, entschied Annika.

»Das ist jedenfalls ein gutes Zugpferd«, bemerkte Sebastian. »Man könnte sich glatt darin verlieben.«

Annika musterte ihn mit Raublust im Blick.

»Na, wie viel bietest du dafür?«, wollte sie wissen.

Er grinste. »Ich halte mich lieber an das lebendige Original.«