Fürsten-Roman 2617 - Katja von Seeberg - E-Book

Fürsten-Roman 2617 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Es scheint wie verhext: Jahr für Jahr erhält Flora Becker vorweihnachtliche Hiobsbotschaften. Letztes Jahr wurde sie von ihrem Freund verlassen, das Jahr davor trennten sich ihre Eltern kurz vor Heiligabend. Und in diesem Jahr teilt ihr die Chefin mit, dass sie mit ihrem Buchladen kürzertreten muss und Flora nur noch halbtags beschäftigen kann. Nun sucht die junge Frau händeringend nach einer weiteren Halbtagbeschäftigung. Aber eine Absage folgt der nächsten.
Da entdeckt Flora eine interessante Stellenanzeige in der Zeitung: Ein älterer Herr sucht eine Haushälterin. Flora meldet sich und erfährt, dass es sich um Hubert Fürst von Greifenstein handelt, der allein auf einer herrschaftlichen Residenz außerhalb der Stadt lebt. Flora ist neugierig und sagt einem Vorstellungsgespräch zu. Doch als ihr der ruppige, alte Kauz öffnet, will die Buchhändlerin am liebsten auf der Stelle umdrehen ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Das Winterwunder von Schloss Greifenstein

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: PushAnn / shutterstock

Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0655-1

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Das Winterwunder von Schloss Greifenstein

Weihnachtlicher Adelsroman, der zum Träumen einlädt

Von Katja von Seeberg

Es scheint wie verhext: Jahr für Jahr erhält Flora Becker vorweihnachtliche Hiobsbotschaften. Letztes Jahr wurde sie von ihrem Freund verlassen, das Jahr davor trennten sich ihre Eltern kurz vor Heiligabend. Und in diesem Jahr teilt ihr die Chefin mit, dass sie mit ihrem Buchladen kürzertreten muss und Flora nur noch halbtags beschäftigen kann. Nun sucht die junge Frau händeringend nach einer weiteren Halbtagbeschäftigung. Aber eine Absage folgt der nächsten.

Da entdeckt Flora eine interessante Stellenanzeige in der Zeitung: Ein älterer Herr sucht eine Haushälterin. Flora meldet sich und erfährt, dass es sich um Hubert Fürst von Greifenstein handelt, der allein auf einer herrschaftlichen Residenz außerhalb der Stadt lebt. Flora ist neugierig und sagt einem Vorstellungsgespräch zu. Doch als ihr der ruppige, alte Kauz öffnet, will die Buchhändlerin am liebsten auf der Stelle umdrehen ...

Ein schrilles Bimmeln schreckte Flora Becker aus dem Schlaf. Sie schlug die Augen auf, während ihre Hand nach dem Wecker tastete. Energisch drückte sie auf den Aus-Knopf. Wohltuende Ruhe kehrte ein. Flora gähnte und reckte sich.

Ihr Blick wanderte zum Kalender an der Wand rechts neben ihrem Bett. Den zehnten November hatte sich die junge Frau mit einem roten X markiert, denn ab diesem Tag wollte die Siebenundzwanzigjährige mit ihren Weihnachtsvorbereitungen beginnen. Wie hatte sie sich schon die ganze Woche über auf diesen Startschuss gefreut!

Es mochte Menschen geben, die diesen Termin als viel zu früh empfanden. Anderen war der ausgewählte Tag vielleicht zu spät. Flora aber hatte ihn herbeigesehnt – und endlich war er da. Heute würde es also losgehen.

Letztes Jahr war das Weihnachtsfest ein einziges Desaster gewesen. Ihr Freund Benjamin hatte sie kurz vor Heiligabend verlassen. Das steckte ihr selbst jetzt noch in den Knochen, hatte sie doch an die große Liebe geglaubt. Er hatte dazu offensichtlich eine andere Meinung gehabt. Aber das war nur das Ende einer langen Unglückssträhne ruinierter Weihnachtsfeste.

Das Jahr davor hatten sich ihre Eltern in der Vorweihnachtszeit überraschend getrennt. Inzwischen sprachen diese wieder miteinander, weswegen Flora auch beide in ihrer Planung berücksichtigen würde. Aber ein Schock war es damals schon gewesen, dass sie nach dreißig Jahren Ehe getrennte Wege hatten gehen wollen.

Und was die Jahre davor anging? Da war immer irgendetwas schiefgegangen: verstauchter Arm, Halsschmerzen und Fieber – die Liste war endlos.

Flora konnte nicht umhin, ein gewisses Muster zu erkennen. Als läge ein Fluch über ihr. Oder über Weihnachten?

In jedem Fall wollte sie dieses Jahr keine bösen Überraschungen erleben, weswegen sie kurzerhand entschieden hatte, das Weihnachtsfest nicht nur zu planen, sondern auch in ihren eigenen vier Wänden stattfinden zu lassen. Dann hatte sie die volle Kontrolle. Ihre Zweizimmerwohnung war vielleicht nicht groß, doch es würden alle aus der Familie Platz darin finden.

Entschlossen, dass dieses Jahr das langersehnte perfekte Fest stattfinden würde, schnappte sie sich einen Notizblock und einen Stift aus dem Schubfach ihres Nachtschränkchens, um eine Geschenkeliste anzufertigen und außerdem aufzuschreiben, was sie alles für das Fest, inklusive Weihnachtsessen, brauchen würde.

Ein Braten musste her – das war Tradition. Ob sie sich auch einen Christbaum zulegte? Das würde das Wohnzimmer jedoch nur noch enger machen. Es sei denn sie wich auf einen kleinen Baum aus. Vielleicht konnte sie ihre Mutter fragen, ob sie Flora diese kerzenbetriebene Holzpyramide auslieh als Alternative zum Baum. Das würde gewiss für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgen.

Flora schrieb sich alles auf und legte den Block schließlich zur Seite, um unter der Dusche zu verschwinden. Schließlich musste sie zur Arbeit. Um Punkt neun Uhr machte Glorias kleiner Buchladen auf, und ihre Chefin sah es gern, wenn Flora schon eine halbe Stunde früher da war, um die Verkaufstische mit den neuesten Buchangeboten auszustaffieren.

Da auch die anderen Geschäfte in der kleinen Verkaufsgasse mit dem Weihnachtsgeschäft begannen, würden wohl heute vor allem Weihnachtsromane in Szene gesetzt werden. Sowohl die alten Klassiker wie »Eine kleine Weihnachtsgeschichte« als auch modernere Romane. Im Kopf ging Flora schon mal den Aufbau und die Anordnung der Bücher durch, während das Wasser auf sie herabprasselte. Ihr fiel das seltsame Pochen in der Leitung auf, doch sie schenkte dem keine Beachtung, denn das ging schon seit Wochen so.

Hoffentlich würde die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit das Geschäft ein wenig ankurbeln. In letzter Zeit hatten die Kundenbesuche abgenommen, weil zwei Straßen weiter ein großes Einkaufszentrum mit eigener Buchabteilung aufgemacht hatte. Solch eine mächtige Konkurrenz versetzte vielen kleinen Läden oft den Todesstoß, weswegen sie sich immer wieder Gedanken um »Glorias Bücherstube« machte.

Nachdem Flora sich frisch und sauber fühlte, zog sie sich tagestauglich an, schlüpfte in Mantel und Stiefel und schlang auch noch einen Schal um den Hals, um sich dann auf den Weg zur Arbeit zu machen.

Mit dem Bus fuhr sie zwei Stationen, dann stand sie vor dem kleinen Eckbuchladen, in den sie sich vom ersten Moment an verliebt hatte, als sie ihn zum ersten Mal betreten hatte. Das war vier Jahre her, und Gloria hatte sie nach einem zwanglosen Kennenlerngespräch gleich eingestellt, weil sich beide Frauen auf Anhieb verstanden hatten.

Seitdem waren sie gute Freundinnen. Die Glastür war nur angelehnt, was bedeutete, das Gloria schon da war. Flora schob die Tür auf, kaum hatte sie das Lädchen betreten, bimmelten die Glocken über der Tür und der Geruch von Räucherstäbchen stieg ihr in die Nase. An der Kasse entdeckte Flora ein Räuchermännchen, das an einer Pfeife paffte, aus der ein wenig Rauch stieg.

Gloria aber war nirgends zu sehen. Hinter Flora erklangen erneut die Glöckchen über der Tür. Frau Maier, eine treue Kundin, war hereingekommen und rieb sich die Hände vor Kälte. Draußen herrschten keine allzu einladenden Temperaturen. Aber geschneit hatte es bisher nicht, dabei hoffte Flora sehr auf eine weiße Weihnacht.

»Guten Morgen, Frau Becker, haben Sie schon geöffnet? Ich wollte das Buch abholen, dass Sie für mich bestellt hatten.«

Eigentlich machten sie erst in einer Viertelstunde auf, aber Flora winkte Frau Maier dennoch zur Kasse.

»Es kam gestern an«, verkündete sie und holte den Roman aus einem der Fächer hinter der Theke hervor.

»Wunderbar, das hat ja bestens geklappt.« Frau Maier bezahlte, und Flora packte das Buch in eine Papiertüte, ehe sie es der Kundin reichte.

»Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.«

»Danke! Zu dieser Jahreszeit ist es am schönsten, wenn man mit einer Tasse Tee im Lesesessel sitzt und ein gutes Buch genießen kann. Bis zum nächsten Mal«, verabschiedete sich Frau Maier.

»Einen schönen Tag«, wünschte Flora noch, dann widmete sie sich den Verkaufstischen, die direkt vor der Kasse standen. Aktuell lagen noch die Bestseller der letzten Woche aus. Aber die sollten nun ins Bestsellerregal umziehen, so wäre dann Platz für die Weihnachtsromane, die Flora ausstellen wollte.

Sie machte sich gleich ans Werk, um die Bücher umzulagern, als sie Gloria bemerkte, die hinter ihr stand.

»Morgen«, grüßte Flora ihre Chefin und gute Freundin.

»Morgen«, gab Gloria, eine hochgewachsene Frau mit sehr weiblichen Hüften zurück. Dabei schaute sie Flora betrübt an.

»Ist etwas passiert?«, fragte Flora voller Sorge. Sonst war die Freundin immer gut gelaunt und strahlte. Aber jetzt trug sie eine Miene wie »Drei Tage Regenwetter« zur Schau.

»Wir müssen uns unterhalten«, verkündete Gloria unheilvoll und nickte zu einer Seitentür, hinter der sich eine kleine Küche mit Sitzgelegenheit befand.

»Und der Laden?«

»Der öffnet ja erst in ein paar Minuten offiziell.«

Sie gingen also in die Küche, wo Gloria Flora Kaffee einschenkte, ehe sich beide Frauen an den kleinen Rundtisch vor dem Fenster zum Innenhof setzten.

»Jetzt spann mich nicht auf die Folter«, bat Flora aufgeregt. Sie hatte kein gutes Gefühl.

»Ich habe leider schlechte Nachrichten für dich«, erklärte sie auch schon und wärmte ihre Hände an der dampfenden Tasse.

Das Herz schlug Flora heftig in der Brust. Sie hatte schon eine Ahnung, worum es ging. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Verkäufe in der Bücherstube stark zurückgegangen waren, seit der Konkurrent zwei Straßen weiter seine Pforten geöffnet hatte. Außerdem hatte die Vorweihnachtszeit begonnen. Und in den letzten Jahren war Flora zu dieser Jahreszeit immer vom Pech verfolgt worden. Warum sollte es dieses Jahr anders sein? Ja, sie wollte diesmal das Fest selbst planen, damit nichts schiefging. Aber manche Dinge lagen eben außerhalb ihres Einflussbereichs.

»Ich kann dir ab sofort nur noch eine Halbtagsstelle hier im Laden anbieten. Tut mir sehr leid. Ich habe es wieder und wieder berechnet, aber anders komme ich nicht mehr über die Runden.«

Flora schluckte. Mit etwas in der Art hatte sie gerechnet. Allerdings hatte sie befürchtet, dass Gloria ihre Stelle ganz würde streichen müssen. Eine Halbtagsstelle war immer noch besser als nichts. Auch wenn diese Ankündigung doch recht kurzfristig war. Doch wie Flora Gloria kannte, hatte diese zuvor alles versucht, um die Stelle zu halten.

»Ich verstehe es, wenn du dir nun einen neuen Arbeitsplatz suchen möchtest und die Bücherstube verlässt.«

»Wie kommst du denn darauf? Ich liebe diesen Job, das weißt du doch.«

In ihrem Kopf spielte Flora schon verschiedene Möglichkeiten durch, wie sie das Problem beheben konnte. Es würde wohl darauf hinauslaufen, dass sie einen Zweitjob würde annehmen müssen.

»Das heißt, du willst weiter für mich arbeiten?«, fragte Gloria überrascht.

»Aber ja doch, es sei denn, du möchtest das nicht?«

Gloria atmete sichtlich erleichtert auf und erhob sich, um die deutlich kleinere Flora in ihre Arme zu schließen.

»Ich habe etliche schlaflose Nächte hinter mir, weil ich mir Sorgen machte, wie du reagierst. Du bist mir sehr wichtig, und es tut mir in der Seele weh, dir diese Kürzung antun zu müssen. Glaub mir bitte, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, ich würde sie sofort nutzen.«

»Du hast gedacht, dass ich wütend auf dich werde und daher kündige?« Flora drückte Gloria eng an sich.

»So in der Art, ja.«

»Aber das würde ich doch niemals tun.«

Erleichtert ließen beide Frauen voneinander ab.

»Was hast du dann vor? Mit einer halben Stelle wird es doch auch für dich eng, oder?«, fragte Gloria und setzte sich wieder. Flora tat es ihr gleich, nippte an ihrem Kaffee.

»Ich werde nachher mal die Stellenanzeigen in der Mittagspause studieren. Vielleicht finde ich ja etwas, das mich interessiert und mit dem Job hier kombinieren lässt.«

»Klingt nach einer guten Idee. Ich wünschte nur, ich hätte dich nicht in diese Lage gebracht.«

Flora streckte die Hand aus, um die von Gloria zu drücken.

»Ich weiß doch selbst, wie schwer es ist, sich mit dem Laden über Wasser zu halten, seit dieses Einkaufszentrum eröffnet hat. Da müssen wir wohl alle Abstriche machen.«

Auch wenn Flora für einen kurzen Moment ernstlich glaubte, es gäbe doch ihren persönlichen Weihnachtsfluch. Erneut hatte sie nur kurze Zeit vor dem großen Fest eine solche Hiobsbotschaft bekommen. Aber davon würde sie sich nicht ins Boxhorn jagen lassen!

»Das ist leider wahr«, stimmte Gloria ihr zu. »Ich habe mir die Buchabteilung von diesem Einkaufszentrum nicht persönlich angesehen, das würde ich nicht tun, denn das gönne ich denen nicht, dass sie einen weiteren Besucher im Laden haben! Aber eine Kundin war dort und hat mir einiges erzählt. Total modern und hell und freundlich soll diese ›Buchherz‹ Filiale sein, mit Kaffeebar und Sitzgelegenheiten. Da können wir nicht wirklich mithalten. Wir könnten unseren Kunden auch Snacks und Getränke anbieten, aber wir haben so schon kaum Platz. Wo also sollten wir noch Tische und Stühle hinstellen. Vielleicht im Sommer vor den Laden. Aber jetzt im Winter? Keine Chance.«

Gloria hatte leider recht. Man konnte die Buchstube nicht in ein Bücher-Café verwandeln, wie es die Läden der »Buchherz«-Kette in der Regel waren. Aber vielleicht fielen ihnen so kurz vor Weihnachten noch ein paar Dinge ein, um Werbung für den kleinen Laden machen zu können. Es war ja eigentlich die ideale Zeit, das Geschäft anzukurbeln.

»So schnell werfen wir die Flinte nicht ins Korn. ›Buchherz‹ mag seine Vorteile haben, aber das wahre Bücherherz der Gegend ist immer noch dein kleiner Laden! Aber jetzt kümmere ich mich erst einmal um unsere Verkaufstische.«

Flora erhob sich voller Tatendrang und machte sich ans Werk.

In der Mittagspause setzte sich Flora mit der Tageszeitung in die kleine Küche und warf einen Blick in die Jobanzeigen. Zwar hatte sie es vor Gloria nicht zugeben wollen, doch die Kürzung ihrer Stelle betrübte sie sehr. Natürlich war sie über diesen Schritt auch enttäuscht, doch sie konnte Gloria keinen Vorwurf machen! Außerdem machte die sich bereits genug Vorwürfe.

Ein paar interessante Stellen waren in dieser Ausgabe dabei. Besonders eine erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein älterer Herr suchte eine Haushälterin, die ihn mehrmals die Woche außerhalb der Stadt aufsuchte, um den Haushalt sowie Einkäufe für ihn zu erledigen.

Spontan griff Flora nach ihrem Handy und rief die angegebene Nummer an.

»Von Greifenstein«, meldete sich eine knarzige Stimme am anderen Ende der Leitung und Flora erschreckte. Sie brauchte einen Moment, ehe sie sich wieder gefangen hatte.

»Wer ist denn da?«, fragte er ungeduldig.

»Mein Name ist ... Flora Becker, ich melde mich auf Ihre Anzeige«, erklärte sie und hatte plötzlich kein so gutes Gefühl mehr.

Herr von Greifenstein atmete tief durch. Irgendwie klang er genervt, vermutlich war ihr Anruf nicht der Erste heute.

»Machen wir es kurz und knapp: Kommen Sie morgen um fünfzehn Uhr zu mir nach Schloss Greifenstein. Die Adresse lautet ...« Er gab sie durch, und Flora machte sich schnell Notizen am Rand der aufgeschlagenen Zeitung. »Bringen Sie Ihre Unterlagen mit, seien Sie pünktlich! Wenn Sie nicht pünktlich sind, können Sie gleich wieder gehen. Haben Sie alles verstanden?«, hakte Herr von Greifenstein herrisch nach.

»Ja, alles verstanden, alles notiert. Dann sehen wir uns morgen.«

»Wiederhören.« Schon hatte er aufgelegt.

Was für ein seltsamer Mann. Nicht nur, dass er kurz angebunden gewesen war, sie hatte selten mit einer unfreundlicheren Person geredet. Wirklich freuen konnte sie sich über das Vorstellungsgespräch nicht. Aber sie würde hinfahren und sich eine Meinung vor Ort über den alten Herrn von Greifenstein und dessen Schloss bilden. Schloss ... Hatte sie das vielleicht falsch verstanden? Hatte er wirklich Schloss gesagt? Sie war plötzlich unsicher. Ein Schloss als Behausung war schließlich nicht alltäglich. War es womöglich dieses kleine Lustschloss, an dem sie schon einige Male vorbeigefahren war? Sie hatte sich schon öfter gefragt, ob überhaupt und wenn ja, wer eigentlich darin lebte.

Gloria kam herein und wirkte niedergeschlagen.

»Wir haben heute kaum Kunden. Und die paar, die da waren, haben nichts gekauft.«