Fürsten-Roman 2477 - Anja von Stein - E-Book

Fürsten-Roman 2477 E-Book

Anja von Stein

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Beschreibung

Seit dem Tod ihres Verlobten ist Nadja von Partheim Männern gegenüber sehr verschlossen. Doch als die junge Gräfin Patrick von Wittenberg kennenlernt, spürt sie zum ersten Mal nach vier Jahren wieder ein Sehnen in ihrer Brust.

Der Fürst ist charmant und aufmerksam, und schon nach wenigen Wochen hat Nadja ihr Herz an ihn verschenkt. Doch Patrick sucht keine Partnerin fürs Leben. Denn seit er seine Frau durch einen schrecklichen Unfall verloren hat, kann er nicht mehr lieben. Trotzdem braucht er jemanden an seiner Seite, der ihm hilft, die zahlreichen Aufgaben, die er als Fürst wahrnehmen muss, zu bewältigen. Nadja von Partheim scheint genau die Richtige dafür zu sein. Deshalb hält Fürst Patrick eines Tages um ihre Hand an, und Nadja gibt ihr Jawort. Vielleicht, so hofft sie, kann sie das versteinerte Herz des Fürsten berühren und noch einmal die Liebe in ihm erwecken.

Aber die Gräfin ahnt nicht, welcher Schicksalsschlag ihr noch bevorsteht ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die ungeliebte Fürstin

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Sofia Andreevna

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1679-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Die ungeliebte Fürstin

Bekommt Nadja von Partheim eine zweite Chance?

Von Anja von Stein

Seit dem Tod ihres Verlobten ist Nadja von Partheim Männern gegenüber sehr verschlossen. Doch als die junge Gräfin Patrick von Wittenberg kennenlernt, spürt sie zum ersten Mal nach vier Jahren wieder ein Sehnen in ihrer Brust. Der Fürst ist charmant und aufmerksam, und schon nach wenigen Wochen hat Nadja ihr Herz an ihn verschenkt. Doch Patrick sucht keine Partnerin fürs Leben. Denn seit er seine Frau durch einen schrecklichen Unfall verloren hat, kann er nicht mehr lieben. Trotzdem braucht er jemanden an seiner Seite, der ihm hilft, die zahlreichen Aufgaben, die er als Fürst wahrnehmen muss, zu bewältigen. Nadja von Partheim scheint genau die Richtige dafür zu sein. Deshalb hält Fürst Patrick eines Tages um ihre Hand an, und Nadja gibt ihr Jawort. Vielleicht, so hofft sie, kann sie das versteinerte Herz des Fürsten berühren und noch einmal die Liebe in ihm erwecken. Aber die Gräfin ahnt nicht, welcher Schicksalsschlag ihr noch bevorsteht …

Patrick Fürst von Wittenberg stand am Fenster im Privatsalon der fürstlichen Gemächer und blickte hinaus auf die Elbe, an deren Ufer sich das stolze Schloss seiner Ahnen erhob. Dichter Nebel lag über dem Fluss und verwehrte ihm den Blick auf den regen Schifffahrtsbetrieb, der gewöhnlich dort herrschte. Es war unheimlich still an diesem Morgen im Mai, so still und trüb wie an jenem verhängnisvollen Tag vor zwei Jahren, der sein bis dahin glückliches Leben auf so grausame Weise verändert hatte.

Der junge Fürst wandte sich um und schaute nachdenklich zu seiner Mutter.

Luisa von Wittenberg saß in einem gemütlichen Sessel der geblümten Sitzgruppe und hatte die Beine auf einem Schemel hochgelegt. Die Fürstin stammte aus der Toskana und war, trotz ihrer achtundsechzig Jahre, noch immer eine schöne, aparte Frau. Sie litt jedoch an Rheuma, einer Folge der steten Feuchtigkeit des nahen Flusses.

Die Schmerzen, die auch schwere Medikamente nicht lindern konnten, hinterließen unerbittlich Spuren in ihrem schönen Gesicht und raubten ihr die Kraft. Das war auch der Grund für das Gespräch mit dem Sohn. Luisa wollte zurück in die Toskana. Sie hoffte, in der Wärme ihrer sonnigen Heimat Linderung für ihre Beschwerden zu finden.

Bisher hatte sie immer treu zu ihrem geliebten Mann gestanden. Es war für sie undenkbar gewesen, Fürst Hanno mit all den Verpflichtungen, die sein Stand mit sich brachte, alleinzulassen. Aber nun war Hanno vor wenigen Monaten einem plötzlichen Herztod erlegen und Patrick an seine Stelle getreten. Trotzdem war es dem jungen Fürsten unmöglich, den speziellen Wunsch seiner Mutter zu erfüllen, da diese seit dem Tod ihres Mannes die Sorge hatte, jetzt ihren Sohn im Stich zu lassen.

»Mama, bitte dränge mich nicht«, sagte Fürst Patrick heiser und breitete die Hände aus. »Ich bin einfach noch nicht so weit, um mich wieder fest zu binden. Die Wunde in meinem Herzen ist noch nicht verheilt.«

Die Fürstin nickte bedächtig. Eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet. Sie setzte sich in ihrem Sessel zurecht, der dank seiner weichen Polsterung ihre Beschwerden etwas erleichterte. Es war ihre Idee gewesen, die wuchtigen und unbequemen Möbel der Vorfahren, gegen moderne Einrichtungsstücke im südländischen Flair auszutauschen. Auch die Vitrinen und Schränke waren nun im toskanischen Stil gehalten, was dem düsteren Raum eine behagliche Atmosphäre verlieh und sich seltsamerweise auch nicht mit seiner sonst eher prunkvollen Ausstattung stritt.

Als die Mutter nicht antwortete, sondern nur gedankenverloren an ihrem Kaffee nippte, setzte sich Patrick ihr gegenüber auf die Couch. Er nahm die Kaffeekanne vom gedeckten Tisch und schenkte sich ebenfalls eine Tasse ein. Eigentlich hatte ihm sein Leibarzt abgeraten, so viel Kaffee zu trinken, es würde nur seine Kopfschmerzen verschlimmern. Aber der Fürst brauchte das belebende Getränk, um den Schmerz in seinem Innern abzuschütteln, der ihn heute besonders quälte.

Heute vor zwei Jahren war seine bildhübsche junge Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Abermals bohrte sich die Erbitterung über die Grausamkeit des Schicksals wie ein spitzer Dolch in sein Herz. Fürst Patrick war mit Gabriele sehr glücklich gewesen und hatte sie über alle Maßen geliebt.

Manchmal hörte er in seinen Träumen noch ihre melodische Stimme, fühlte ihre Nähe und spürte das sanfte Streicheln ihrer Hände. Aber es tröstete ihn nicht, sondern schürte nur seine Sehnsucht nach dem verlorenen Glück, das ihm nichts auf der Welt zurückbringen konnte. Auch keine andere Frau, wie ihm die Mutter angetragen hatte.

Patrick von Wittenberg runzelte die Stirn. Warum hatte sie das unangenehme Gespräch ausgerechnet auf Gabrieles Todestag gelegt?

Die Fürstin seufzte. Gerne würde sie ihrem Sohn die Zeit gönnen, die er zur Bewältigung seiner Trauer brauchte. Aber leider konnte sie darauf keine Rücksicht mehr nehmen. Es war für sie noch immer unbegreiflich, dass ihr starker Mann, der so unverwüstlich wie eine knorrige Eiche und nie krank gewesen war, so plötzlich aus dem Leben gerissen worden war. Trotzdem durfte sie sich nicht in ihrem Schmerz vergraben, wie es der junge Fürst bei seiner Frau tat.

Zwar waren die von Wittenbergs schon lange kein regierendes Fürstenhaus mehr, aber sie gehörten dem Hochadel an und hatten Verpflichtungen Stand und Namen gegenüber, die Luisa aufgrund ihres Rheumas nicht mehr erfüllen konnte. Deshalb blieb ihr nichts anderes übrig, als den Sohn aus seiner Lethargie aufzurütteln, die ihn seit dem Verlust seiner geliebten Frau umfangen hielt, und ihm klar vor Augen zu führen, was die Öffentlichkeit nun von ihm erwartete.

In nur zwei Wochen würde Patrick offiziell zum Nachfolger seines Vaters ausgerufen werden. Höchste Zeit, dass er die Zügel für das riesige Familienimperium in die Hand nahm und sich nicht länger von seiner Schwermut lähmen ließ.

Vielleicht war der Zeitpunkt ihres Gespräches schlecht gewählt, überlegte die Fürstin. Aber sie hatte gehofft, heute besser an Patrick heranzukommen, nachdem er sich bisher immer in seinem Kokon verschlossen hatte. Nur an diesem besonderen Tag schien er überhaupt noch zu einem Gefühl fähig zu sein. Sonst schlich er übellaunig und mit düsterem Gesichtsausdruck im Schloss umher und verweigerte jede private Unterredung.

Doch nun durfte er nicht länger die Tatsache leugnen, dass er wieder eine Partnerin an seiner Seite brauchte, die ihm half, die Bürde seines Amtes zu tragen. Allein die vielen Repräsentationspflichten konnte er auf Dauer nicht ohne den Beistand einer liebevollen Ehefrau bewältigen.

Luisa fühlte sich einfach nicht mehr in der Lage, den Sohn zu begleiten. Sie sehnte sich nach der Ruhe und Beschaulichkeit ihrer Heimat und wollte keine anstrengenden Events mehr über sich ergehen lassen, um sinnentleerten Small Talk zu betreiben, immer lächelnd, immer um Höflichkeit bemüht, während ihr das lange Stehen Schmerzen bereitete und ihr die Schweißtropfen auf die Stirn trieb. Sie wollte sich ihrem Leiden hingeben dürfen, ohne mitleidige Blicke zu ernten, weil die Medikamente ihre Qual nicht lindern konnten, sie aber benommen machten.

»Warum musst du gerade heute damit anfangen, dass ich wieder heiraten soll, Mama?«, brachte Patrick sichtlich verstimmt seine Empörung zum Ausdruck. »Warum bist du so grausam?«

»Weil dies der einzige Tag ist, an dem du überhaupt ansprechbar bist, Patrick, und weil die Zeit drängt«, erwiderte die Fürstin ruhig. Sie legte die Fingerspitzen aneinander und beugte sich zu dem Sohn nach vorne, während sie im sanften Ton fortfuhr: »Den Schmerz um Gabrieles Verlust kann dir niemand nehmen. Doch eines Tages wird er sich in Wehmut wandeln, und du wirst nicht mehr mit dem Schicksal hadern.«

Patrick wollte sich schon wieder abwenden, doch die Stimme seiner Mutter ließ ihn innehalten.

»Darauf musst du hoffen, wie auch ich hoffe, irgendwann den Tod deines Vaters zu verkraften. Im Moment droht es mich ebenso aus der Bahn zu werfen wie dich nach dem Unglück deiner Frau. Aber das darf ich nicht zulassen. Erst muss ich das Vermächtnis meines Mannes erfüllen und die Angelegenheiten des Fürstenhauses regeln, bevor ich mich meiner Trauer hingeben kann.«

Die Disziplin der Mutter beschämte den jungen Fürsten. »Verzeih, Mama, ich vergaß, dass keiner mich besser verstehen kann als du, seit auch dein Herz Trauer trägt.« Er ergriff die Hand der Mutter und streichelte sie reumütig.

Ihn selbst betrübte der Tod des Vaters ebenfalls. Aber damit konnte er leichter umgehen als mit dem Verlust seiner Frau. Der alte Fürst und er hatten sich nicht besonders nahegestanden. Sie waren völlig verschiedene Charaktere gewesen, was für einigen Zündstoff gesorgt hatte. Während der Vater noch sehr standesbewusst gewesen war und ein dominantes Auftreten hatte, war Patrick eher volksverbunden und seinen Angestellten gegenüber loyal eingestellt. Das hatte ihn jedoch verletzlich gemacht.

Jetzt wünschte er sich manchmal, er hätte ein wenig mehr von der Härte und Unbeugsamkeit des alten Fürsten, um all die Verpflichtungen zu erfüllen, die sein neuer Stand mit sich brachte. Es fiel ihm nicht leicht, jetzt das Familienimperium in eigener Verantwortung zu führen, ohne den Rat und den Rückhalt des strengen Vaters zu haben.

Zwar hatte Patrick von Wittenberg Wirtschaftswissenschaft und Finanzwesen studiert und war in einem englischen Internat von frühester Jugend an für seine spätere Aufgaben gedrillt worden. Trotzdem hatte er gehofft, mit seinen knapp siebenunddreißig Jahren noch lange nicht in die viel zu großen Fußstapfen des scheinbar unverwüstlichen Vaters treten zu müssen.

Mit Grauen dachte Patrick daran, sich nun nicht länger vor der Öffentlichkeit verbergen zu können. Früher war er sehr gesellig gewesen und hatte mit seiner jungen Frau die Eltern gern zu Events und Festlichkeiten begleitet oder sie vertreten. Doch seit dem Unglück hatte sich der junge Fürst zurückgezogen und nur noch seine Wunden geleckt. Aber nun konnte und durfte er nicht länger den Kopf in den Sand stecken. Trotzdem erschien es ihm undenkbar, wieder zu heiraten, wie die Mutter von ihm forderte. Damit würde er Gabrieles Andenken verraten.

»Niemand verlangt, dass du Gabriele vergisst«, erriet Luisa die Gedanken ihres Sohnes. »Aber als neuer Fürst von Wittenberg erwartet man von dir auch, dass du für den Fortbestand unseres ehrwürdigen Namen sorgst. Wie du weißt, kann nur ein männlicher Erbe die Fürstenkrone weitertragen. So entzückend unsere Rebecca ist, dieses Privileg bleibt ihr verwehrt.«

Patrick wischte mit der Hand unwillig durch die Luft.

»Mit dieser Tradition kann man brechen«, widersprach er mürrisch. »Auch Rebecca wird unser Haus mit Würde und Charme repräsentieren, wenn die Zeit gekommen ist. Wir leben in einer modernen Welt, in der Gleichberechtigung der Geschlechter der Normalzustand ist, und nicht im Mittelalter, wo die Frau hinter dem Mann zurückzustehen hatte. Ich muss nicht heiraten, um einen Sohn zu zeugen. Ich habe eine Tochter, die mein Erbe antreten kann.«

Luisa unterließ es, den jungen Fürsten an das Testament des Vaters zu erinnern, in dem dieser ihn ausdrücklich ermahnte, die alten Traditionen aufrechtzuerhalten. Stattdessen versuchte sie, an seine Verantwortung der kleinen Tochter gegenüber zu appellieren.

»Um in diese Aufgabe hineinzuwachsen, braucht Rebecca wieder ein Heim, in dem sie sich wohl- und geborgen fühlen kann«, mahnte sie. »Du weißt, wie sehr die Kleine unter dem Verlust der geliebten Mutter leidet. Ich bin zu krank und zu alt, um ihr diese zu ersetzen, und die Kinderfrau bleibt bei aller Fürsorge eine Fremde für sie.« Luisa legte den Kopf schief und sinnierte: »Vielleicht würde es einer liebevollen Stiefmutter gelingen, Rebecca aus dem schweren Trauma zu holen, in das sie der Unfall gestürzt hat, wenn schon die Ärzte versagen und der Vater sich in seinem Kummer vergräbt, statt seinem Kind beizustehen.«

»Jetzt wirf mir nicht schon wieder vor, Rebecca zu vernachlässigen, Mama«, fuhr Patrick wütend auf. »Ich bin nicht gewillt, mich von dir in eine Ehe drängen zu lassen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, weil sie nur aus Gründen der Vernunft geschlossen wird. Mein Herz schlägt nach wie vor für Gabriele, da ist kein Platz für eine neue Liebe. Doch welche Frau ist schon bereit, eine Ehe ohne Liebe zu führen?«

»Ich denke, so manche junge Dame aus unseren Kreisen würde sich trotzdem glücklich schätzen, dir bei deinen mannigfaltigen Aufgaben zur Seite stehen zu dürfen«, hielt die alte Fürstin unbeirrt dagegen. Sie sah ihren Sohn mit festem Blick an. »Leidenschaftliche Liebe ist nicht immer ein Bindeglied. Sie kann so schnell verglühen, wie sie aufgeflackert ist. Doch Zuneigung, gemeinsame Interessen sowie gegenseitige Achtung reichen oftmals aus, um eine Ehe dennoch zu einem Hort der Geborgenheit zu machen. Besonders …«

»Du denkst an Edeltraut von Allingen«, fiel Patrick seiner Mutter scharf ins Wort. »Vergiss es, diese Dame ist nur daran interessiert, Fürstin von Wittenberg zu werden. Meine Person ist ihr völlig unwichtig, und eine gute Stiefmutter für Rebecca wäre sie ebenso wenig. Sie ist berechnend und arrogant, und Kinder sind ihr lästig.«

Luisa hob gebieterisch die Hand. »Warum echauffierst du dich so, Patrick? Ich hatte zu keiner Sekunde an diese kapriziöse junge Dame gedacht. Ich bin lediglich der Meinung, dass du endlich wieder unter Leute gehen solltest, um die passende Partnerin zu finden, die zwar Gabriele nicht ersetzen kann, aber dich vielleicht wieder den Lebenden zuführt. Im Moment bist du nur eine leere Hülle, unfähig, Wärme zu empfinden oder zu geben. Aber du bist es schon deiner kleinen Tochter schuldig, dich endlich aus der Lethargie zu befreien, die dich seit Gabrieles Tod umschlungen hält und …«

»Mama, verzeih, aber ich muss noch arbeiten«, schnitt Patrick seiner Mutter abermals barsch das Wort ab. »Erlaube, dass ich mich nun zurückziehe.« Er wartete ihre Antwort nicht ab, stand auf und verneigte sich, bevor er raschen Schrittes davonging.

Luisa seufzte resigniert. Es war erschreckend, wie sehr sich ihr früher so lebensfroher Sohn verändert hatte. Aus dem leutseligen, humorvollen Prinzen war ein übellauniger, verbitterter Mann geworden, der mit seiner starrsinnigen Haltung nicht nur Geschäftspartnern vor den Kopf stieß, sondern auch immer mehr die Harmonie in der Familie zerstörte.

Trotzdem gab die Fürstin die Hoffnung nicht auf, dass es vielleicht einer warmherzigen, jungen Frau gelang, den eisernen Ring um das Herz des Fürsten zu sprengen und Patrick wieder fühlen zu lassen. Das war der eigentliche Grund, warum sie ihren Sohn zu einer Heirat drängte.

Schon wegen Rebecca, deren Kinderseele immer mehr verkümmerte, erschien es Luisa ungeheuer wichtig, dass Patrick sein Gleichgewicht wiederfand. Am Schlimmsten war, dass er seiner kleinen Tochter nicht verzeihen konnte, schuld am Tod der Mutter zu sein.

***

Nach dem quälenden Gespräch hielt Patrick es nicht länger in dem alten Gemäuer aus und lief in den Park, der unmittelbar ans Schloss angrenzte. Er brauchte frische Luft, um seine Gedanken zu ordnen und in Ruhe um Gabriele zu trauern. An diesem Tag war sie ihm besonders nahe.

Er steuerte einen efeuumrankten Pavillon an und ließ sich auf einer steinernen Bank nieder. Hier war er nahezu unsichtbar, und niemand würde ihn stören. Der Fürst lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte, sich das liebliche Antlitz seiner verstorbenen Frau ins Gedächtnis zu rufen. Doch es gelang ihm nicht. Die Auseinandersetzung mit seiner Mutter machte ihm noch immer zu schaffen.

Natürlich hatte Luisa in vielem recht. Er musste sich endlich aus der lähmenden Trauer befreien, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nur so war er fähig, die Bürde seines Amtes zu tragen. Gewiss wäre auch eine neue Partnerin an seiner Seite von Vorteil, wenn die Mutter demnächst in ihre Heimat zurückkehrte.

Patrick konnte es ihr nicht verdenken. Viel zu lang hatte seine Mutter die Belange des Fürstenhauses über ihre Gesundheit gestellt. Er seufzte. Vielleicht sollte er wirklich eine Vernunftehe ins Auge fassen.

»Hier bist du, ich suche dich überall«, holte die Stimme seines jüngeren Bruders den Fürsten aus der Versunkenheit.

»Wo kommst du denn so plötzlich her?«, ächzte Patrick, dem das überraschende Auftauchen des Bruders für einen Moment die Sprache verschlagen hatte.

Der vierunddreißigjährige Prinz wohnte nicht im Schloss. Er hatte sich gänzlich aus der Welt des Adels zurückgezogen und sich als Bildhauer und Maler einen Namen gemacht. Nun lebte er völlig frei von Zwang und Etikette im ehemaligen Jagdschlösschen der Familie, das sich auf der polnischen Seite inmitten einer idyllischen Waldlandschaft der Karpaten befand. Nur zu besonderen Anlässen kehrte er in das Schloss der Familie zurück.

Gotthilf von Wittenberg setzte sich neben den Fürsten, der ihn noch immer erstaunt musterte.