Fürstenkrone 117 – Adelsroman - Margarete Klimsch - E-Book

Fürstenkrone 117 – Adelsroman E-Book

Margarete Klimsch

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Beschreibung

Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.

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Fürstenkrone – 117–

Der verschollene Graf

Ein junger Mann widersetzt sich den Zwängen der Tradition

Margarete Klimsch

Rüdiger Graf von Arnsberg lief aufgeregt im Zimmer auf und ab. Über seiner Nasenwurzel hatte sich eine steile Unmutsfalte gebildet, die seinem markanten Gesicht eine strenge Note gab.

Der kostbare Teppich verschluckte seine Schritte. Endlich blieb er vor seiner Mutter stehen und sah mit seinen grauen Augen auf sie nieder.

»Mama, ich lasse mich nicht in eine Ehe zwingen!«, sagte er mit fester Stimme. »Gewiss, ich habe Claudia gern. Ich liebe sie. Aber so, wie man eine Schwester liebt. Sie ist ein bezauberndes Mädchen. Sie verdient einen Mann, der ihr alle Wünsche von den Augen abliest. Einen, der sie wirklich liebt.«

»Höre doch mit dem albernen Gefasel auf! Liebe, was ist das schon«, tadelte ihn die Gräfin gereizt. »Das Leben sieht anders aus, mein Junge. Es besteht aus Pflichten, und nicht … aus Liebe.«

Rüdiger warf sich in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an.

Er mochte Baroness Claudia und verbrachte viel Freizeit mit ihr. Auch hatte er sie immer beschützt. Aber diese Zeiten waren längst vorbei. Nie hatte er daran gedacht, Claudia zu seiner Frau zu machen.

Amanda Gräfin von Arnsberg stand noch immer mitten im Raum. Das ergraute Haar hatte sie zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt. Um ihren Mund zuckte es, während ihre blauen Augen blitzten.

Es passte ihr nicht, dass sich ihr Einziger ihrem Willen widersetzte. Bisher musste sich jeder nach ihren Anordnungen richten.

Seit dem Tode ihres Gatten war sie Herrin, und noch bestimmte sie allein. Obwohl sie ihren einzigen Sohn liebte, musste er gehorchen. Dabei übersah sie, dass Rüdiger bereits vierunddreißig Jahre alt war.

»So mag es früher gewesen sein. Heute hat sich die Welt geändert, Mama«, entgegnete der junge Graf und zog nervös an seiner Zigarette.

»Unsinn!«, gab sie barsch zurück. »Jedenfalls weißt du, was du zu tun hast. Noch befindet sich Claudia auf Reisen. Aber wenn sie zurückkommt, dann wünsche ich, dass du dich ihr erklärst.«

Die Gräfin wollte das Zimmer verlassen, aber Rüdiger verstellte ihr den Weg.

Beide hatten in ihrer Erregung nicht gesehen, dass ein Gewitter herangezogen war, und dass sich der Himmel völlig verdunkelt hatte.

»Das schlage dir aus dem Kopf, Mama! Ich sagte schon, ich heirate Claudia nicht. Bitte richte dich einmal nach meinen Wünschen!«

»Junge, das ist nicht dein Ernst.«

Rüdiger nickte stumm.

In diesem Augenblick erhellte ein greller Blitz das Zimmer, dem ein harter Donnerschlag folgte.

»Mein Herz!«, schrie Gräfin Amanda auf und griff mit beiden Händen an ihre linke Brust. Ihr Gesicht verzog sich schmerzhaft.

Rüdiger konnte seine Mutter gerade noch in seinen Armen auffangen.

Entsetzt sah er auf sie nieder. Ihr Gesicht hatte sich bläulich gefärbt, und der Atem ging stoßweise.

»Mama!« Der junge Graf bettete seine Mutter auf die Couch und rief nach dem Diener.

Dann stürzte er zum Telefon, aber zu seinem Entsetzen blieb die Leitung tot.

Der Blitz hatte in die Leitung geschlagen, dachte er.

Rüdiger trat zu der Mutter, die wie leblos dalag, und sah bang auf sie nieder.

Seine hochgewachsene Gestalt schwankte einen Augenblick. Fahrig wischte er sich über die hohe Stirn.

Das dunkelblonde Haar, das er nach der neuesten Mode geschnitten trug, hing jetzt wirr in die Stirn.

So fand Alfred, der Diener, seinen jungen Herrn.

Der alte Mann hatte den markerschütternden Schrei des Grafen gehört. Rasch trat er näher.

»Ein Herzanfall? Haben Sie schon den Arzt verständigt, Herr Graf?«

Alfred wollte zum Telefon gehen, aber Rüdiger hielt ihn zurück.

»Das ist zwecklos. Der Blitz ist in die Leitung geschlagen«, murmelte er.

»Aber Ihre Frau Mutter braucht dringend ärztliche Hilfe«, flüsterte der Diener, der seit vielen Jahren auf dem Schloss der Arnsberger diente.

»Ich muss in die Kreisstadt fahren«, keuchte Rüdiger und wandte sich zur Tür.

»Das wird doch viel zu lange dauern. Ihre Mutter wird sterben.«

»Das ist die einzige Möglichkeit. Das nächste Dorf ist auch weit entfernt«, erwiderte Rüdiger.

Er wäre beinahe mit dem Zimmermädchen zusammengestoßen, das auch durch seinen Schrei aufgeschreckt worden war.

»Rita, Sie bleiben bei meiner Mutter. Sie erlitt einen Herzanfall«, befahl er. »Und rühren Sie sich nicht von der Stelle, bis ich mit dem Arzt eingetroffen bin.«

Alfred folgte seinem Herrn und holte ihn in der Halle ein.

»Herr Graf, soll ich Sie fahren?«, fragte er.

»Du fährst mir nicht schnell genug«, entgegnete Rüdiger. »Hole meinen Wagen aus der Garage, und beeile dich! Jede Minute ist kostbar. Ich ziehe mir inzwischen etwas an.«

Der alte Mann gehorchte, aber er schüttelte bekümmert den Kopf. Er kannte seinen jungen Herrn. Graf Rüdiger hatte einen starken Willen.

Als der junge Graf die Freitreppe hinunterkam, stand der Diener neben dem Sportwagen.

»Bitte fahren Sie langsam«, mahnte er. »Denken Sie an das Unwetter.«

Rüdiger hörte nur mit einem halben Ohr hin und öffnete die Wagentür. Er glitt hinter das Steuer. Der Diener Alfred hatte schon das Verdeck hochgezogen.

Der Motor heulte auf, und mit mörderischem Tempo raste der Sportwagen aus dem Schlosshof.

*

Der alte Diener sah seinem Herrn bekümmert nach. »Wenn das nur gut geht«, murmelte er vor sich hin, wandte sich um und stieg die Freitreppe hinauf.

Er liebte seinen jungen Herrn, als ob dieser sein eigener Sohn wäre. Er hatte ihn doch schon oft auf seinen Knien geschaukelt, als Rüdiger noch klein war.

Der Diener stellte sich in der Halle ans Fenster und sah besorgt hinaus. Das Gewitter tobte. Es sah aus, als hätte der Himmel alle Elemente entfesselt.

Der alte Mann schickte ein Stoßgebet zum Himmel und trat zurück.

»Alfred, bleiben Sie auch hier?«, rief ihm eine ängstliche Stimme zu.

Der Diener schaute auf. Rita lehnte in der offenen Tür und sah ihn flehend an.

»Sollst du nicht bei der Frau Gräfin bleiben?«, fragte er streng.

»Sie liegt so still da. Ich habe Angst. Bitte, Alfred, bleiben Sie hier«, murmelte das Mädchen.

»Wie kann man nur so albern sein. Die Situation ist viel zu ernst«, rügte der Diener.

Dann sah er den verstörten Blick der Mädchenaugen und fügte milder hinzu: »Ich schicke dir die Mamsell.«

Mamsell Bertha schaute von ihrer Arbeit auf, als Alfred die geräumige Küche betrat. Sie bereitete gerade das Abendessen vor.

»Ist etwas?«

Der Diener ließ sich auf einem Küchenstuhl nieder.

»Alfred, du bist ja ganz blass«, fragte Bertha besorgt und trat näher. »Fühlst du dich nicht wohl?«

»Ich bin in Ordnung«, wich er aus. »Bertha, unsere gnädige Frau. Sie hat …«

»Was ist mit ihr? So rede doch endlich!«, drängte die Frau mit dem gutmütigen Gesicht.

»Sie erlitt einen Herzanfall.«

»Nein!« Bertha presste sich die Hand an den Mund.

»Der Graf ist mit seinem Wagen unterwegs, um den Arzt zu holen«, fuhr der alte Mann fort.

»Er will den Arzt holen? Aber warum habt ihr …«

»Weil der Blitz in die Telefonleitung geschlagen hat«, unterbrach Alfred sie.

Dann schilderte er alles in knappen Worten.

Bertha hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen, weil ihre Beine den Dienst versagten.

Auch sie war schon viele Jahre auf dem Schloss. Und sie liebte die gräfliche Familie.

Wenn die gnädige Frau auch manchmal herrisch war, sie war doch gerecht. Und jetzt lag sie dort oben in ihrem Zimmer.

Plötzlich sprang Bertha auf. »Aber wir können sie doch nicht allein lassen!«

»Rita ist bei ihr. Ich wollte dich bitten, zu ihr zu gehen. Rita hat … Na ja, du weißt ja wie die jungen Dinger sind. Sie hat Angst«, sagte Alfred leise.

»Gut, ich werde hinaufgehen. Ich bin sowieso hier fertig. Aber zuerst musst du einen Kaffee trinken. Das hat dich nämlich ganz schön mitgenommen«, bestimmte Bertha.

Sie erhob sich und nahm aus dem Schrank eine derbe Tasse, die sie vor den Diener stellte. Sie füllte sie mit duftendem Kaffee.

»Trink, Alfred. Es wird dir guttun«, ermunterte sie ihn. »Ich sagte es ja schon immer, unsere Herrin hat ein viel zu krankes Herz.«

Bertha dachte einen Augenblick nach.

»Erinnerst du dich? Seit unsere Komtess tot ist, kränkelt die Frau Gräfin.«

»Der Tod ihrer Tochter hatte sie sehr getroffen«, bestätigte der Diener.

Dann verließen die beiden Getreuen die Küche und stiegen die Treppen hinauf.

Alfred legte seinen Zeigefinger auf den Mund, dann traten sie in das Zimmer der Gräfin.

Draußen blitzte und donnerte es noch immer. Der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben.

Rita hatte in einem Sessel gesessen. Sie erhob sich, stürzte zu Bertha und barg ihr Gesicht an deren Schultern.

»Mamsell Bertha, ich bin so froh, dass ich nicht mehr allein bin. Hier die Frau Gräfin, die kein Lebenszeichen von sich gibt, und draußen das furchtbare Unwetter«, flüsterte sie bang.

»Nun beruhige dich mal, mein Kind«, tröstete die Mamsell. »Ich bleibe hier. Schade, nun wird mein Abendessen kalt«, fügte sie bedauernd hinzu.

»Wie kann man jetzt nur ans Essen denken«, rügte Alfred.

Aber Bertha hörte nicht auf ihn. Sie trat an die Couch und blickte in das wachsbleiche Gesicht ihrer Herrin.

»Lieber Gott, lass sie nicht sterben«, betete sie und wischte sich über die Augen.

Dann sah sie zu Alfred hinüber.

»Können wir denn gar nichts tun?«, fragte sie leise.

»Doch. Vielleicht machst du kalte Umschläge und legst sie ihr auf die Brust. Ich habe das mal irgendwo gelesen«, meinte Alfred.

Das ließ sich Bertha nicht zweimal sagen.

Sie öffnete die kostbare Spitzenbluse der Gräfin, warf aber dann Alfred einen verweisenden Blick zu.

Der hatte verstanden und verließ das Zimmer.

»Rita, hole rasch kaltes Wasser!«, befahl Bertha dem Mädchen.

*

»Du willst doch nicht bei dem Unwetter aufbrechen, Gisela?«, sagte Ursula Hartmann und sah besorgt aus dem Fenster.

»Ich habe Nachtdienst, meine Liebe. Da darf das Wetter mich nicht stören. Außerdem habe ich mich schon viel zu lange bei dir aufgehalten.«

Gisela Brinken erhob sich und ging mit elastischen Schritten in die Diele, um sich ihren Mantel anzuziehen.

Gisela Brinken war Ärztin, Herzspezialistin. Sie war sehr tüchtig und genoss das volle Vertrauen ihrer Patienten.

Die Fünfundzwangzigjährige hatte eine gertenschlanke Gestalt. Ihre langen blonden Haare fielen in weichen Wellen über die schmalen Schultern.

Gisela hatte ihr Leben den kranken Menschen gewidmet und meinte immer etwas spöttisch lachend, dass sie für die Liebe ungeeignet sei. Sie lebte mit ihrem Vater zusammen und war mit sich und der Welt zufrieden.

Ihr ovales Gesicht war zart und schmal. Lange schwarze Wimpern umrahmten ein dunkelbraunes Augenpaar, das in wundervollem Kontrast zu den Haaren stand. Ihr weicher Mund lachte gern.

»So, Ulla, wann ich dich wieder besuche, kann ich dir leider nicht versprechen«, sagte sie zu der Freundin und lächelte ihr zu.

»Ich weiß, dein Dienst nimmt dich zu sehr in Anspruch. Wenn du nach Hause kommst, dann bist du zu müde und abgespannt, um noch auszugehen«, erwiderte die Freundin seufzend. »Diese Sprüche kenne ich bereits.«

Sie reichten sich die Hände.

»Dabei müsstest du viel mehr für dein Privatleben tun, meine Liebe. Du bist fünfundzwanzig Jahre alt. Das Leben geht sonst an dir vorbei. Schau mich an. Ich bin gut verheiratet und glückliche Mutter von zwei wilden Buben.«

Ein kleiner Vorwurf lag in der Stimme der dunkelhaarigen jungen Frau.

»Ach, deine Buben! Ich wollte ihnen doch noch Gute Nacht sagen!«, rief Gisela aus und eilte an der Freundin vorbei.

Tatsächlich hatten die Kleinen auf sie gewartet. Die Zwillinge, Lutz und Jörg, waren vier Jahre alt.

»Tante Gisela, kommst du bald wieder zu uns?«, fragten die Buben wie aus einem Munde.

Gisela beugte sich zu den Kindern nieder und zog sie an sich.

»Lasst euch überraschen, ihr Süßen«, sagte sie zärtlich. Sie küsste sie auf die Stirn und deckte sie sorgfältig zu.

»Und jetzt müsst ihr schön schlafen. Macht eurer Mutter keinen Kummer!«

Gisela Brinken wandte sich zur Tür.

»Ich habe dir noch eine Tasse Kaffee gemacht«, sagte Ulla und reichte der Freundin die Tasse.

Die junge Ärztin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich habe heute zu meinem Vater gesagt, wenn ich dich besuche, dann komme ich so schnell nicht fort. Du bist schon ein Quälgeist!«

Gehorsam trank sie das belebende Getränk und reichte der Freundin die leere Tasse.

»So, jetzt hält mich aber nichts mehr hier!«

Ursula Hartmann geleitete die Freundin nach unten. Sie spannte ihren Regenschirm auf und führte sie bis zum Wagen.

Es goss, als habe der Himmel alle Schleusen geöffnet. Blitze zuckten auf, und das Rollen des Donners ließ die Erde erbeben.

Gisela Brinken öffnete die Wagentür und glitt hinter das Steuer. Sie reichte der Freundin die Hand und fuhr dann rasch davon.

*

»War das nicht Gisela Brinken, die sich von dir verabschiedet hat?«, fragte eine Männerstimme.

Ursula fuhr herum und schaute in das lachende Gesicht ihres Mannes.

»Du bist schon da, Günther?«, fragte sie erfreut und reichte ihm den Mund zum Kuss.

»Sie war es. Und sie lässt sich entschuldigen. Gisela hat Nachtdienst«, erklärte sie. »Ich konnte sie nicht länger festhalten.«

»Das darfst du auch nicht, mein Schatz. Gisela ist eine sehr tüchtige Ärztin. Und sie ist verantwortungsbewusst. Ich frage mich manchmal, wie sie das macht.«

»Ja, sie geht in ihrem Beruf auf und vergisst dabei, dass sie eine sehr schöne Frau ist«, erwiderte Ursula ohne Neid. »Ich überlege immer, wie ich sie mit einem Mann zusammenbringen kann. Aber Gisela will davon nichts wissen und lacht mich nur aus.«

Sie hatten die Wohnung erreicht. Ulla half ihrem Mann beim Ablegen.

»Deine Freundin ist schon eine beneidenswerte Frau«, meinte Günther Hartmann.

Er ließ es sich nicht nehmen, noch bei seinen Buben hineinzuschauen.

Ursula musste noch lange über die Freundin nachdenken, die höchstens dreimal im Jahr zu Besuch zu ihnen kam.

Die beiden waren Schulfreundinnen, die immer zusammengehalten hatten.

Ulla war nie neidisch auf die blonde Schönheit Gisela. Gisela hatte schon immer im Vordergrund gestanden. In der Schule wie im späteren Leben.

Die junge Frau trat zum Fenster und schaute in die verregnete Landschaft. Sie zuckte zusammen, als ein Blitz das Zimmer in grelles Licht tauchte.

*

Graf Rüdiger fuhr durch einen Hochwald. Hier war die Straße glitschig und glatt. Aber der junge Graf achtete nicht darauf.

Er dachte an seine Mutter und hatte nur den einen Wunsch, den Arzt anzutreffen. In seinem Kopf gingen die Gedanken wild durcheinander.

Und wenn Mutter nicht mehr zu helfen ist, dachte er beklommen. Dann trage ich die Schuld! Ich allein! Aber sollte ich denn nachgeben? Ich liebe Claudia nicht!

Er trat den Gashebel durch, denn die Zeit schien ihm wie eine Ewigkeit.

Nur ein Gedanke trieb ihn an: Vorwärts! Den Arzt holen!

Graf Rüdiger wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war. Die Angst um die geliebte Mutter brachte ihn fast um den Verstand.

Zu spät sah er den Wagen, der ihm entgegenkam.

Rüdiger riss sein Fahrzeug herum und wollte ausweichen, aber der Wagen geriet auf der glitschigen Straße ins Schleudern. Ein unheimliches Krachen, Bersten und Scheppern durchbrach die Stille des Waldes.

Graf Rüdiger fühlte einen harten Stoß gegen die Brust. Dann schwanden ihm seine Sinne.

Dann herrschte eine bedrückende Stille.