Fürstenkrone 287 – Adelsroman - Gloria von Felseneck - E-Book

Fürstenkrone 287 – Adelsroman E-Book

Gloria von Felseneck

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Der Palast faszinierte sie seit jenem Tag, als sie ihn als zehnjähriges Mädchen in Begleitung ihrer Eltern zum ersten Mal betreten hatte, denn einige Räume und Säle sowie das private Museum des Königshauses durften im Sommer besichtigt werden. Das spiegelblanke Parkett, die grandiosen Deckengemälde, die kostbaren Bilder und Gobelins, die schönen Möbel und die herrlichen Kunstgegenstände versetzten sie in eine andere Welt und übten einen magischen Zauber auf sie aus. Genauso musste sich Aschenbrödel gefühlt haben, als sie ihre schmutzige Küche verlassen hatte und zum Palast des Königs gefahren war, um den Prinzen für sich zu erobern. In ihrer kindlichen Fantasie hatte sie sich oft ausgemalt, wie es wäre, wenn sie eines Tages ein wunderschönes Ballkleid tragen würde, wenn der Königssohn sich tief vor ihr verneigen und sie um einen Tanz bitten würde. Und am nächsten Tag würde der Prinz um ihre Hand anhalten – und sie würde dann die Königin sein. Ein paar Jahre später träumte sie immer noch davon. Und jetzt wünschte sie sich, der Prinz würde sie küssen und ihr dann all die herrlichen Dinge kaufen, für die ihre Eltern niemals Geld haben würden. Jetzt war sie Mitte Zwanzig, hatte einen Beruf und durfte von nun an fast jeden Tag in den Palast hinein, allerdings nur durch den sogenannten Dienstboteneingang, denn sie gehörte seit gut drei Monaten zu den mehr als zweihundert Beschäftigten, die zum Wohl Ihrer Majestät Königin Regina Amalie und deren Familie im Schloss Marienhall tätig waren. Andrea Mainhold lächelte zufrieden und beinahe schon triumphierend, als sie an diesem Morgen zu den Büroräumen eilte. Sie hatte es geschafft, die Sekretärin des ersten Kammerherrn zu werden. Ob ihre guten Zeugnisse oder ihr Äußeres ihr zu dieser Stellung verholfen hatten, wusste sie nicht genau, aber eines war sicher: Sie gefiel ihrem Chef. Florian Baron von Sassner war ein gut gepflegter Mittvierziger, der das Foto von Frau und Kindern auf seinem Schreibtisch zu stehen hatte. Sein Eheversprechen hinderte ihn jedoch nicht daran, sein Glück auch mal woanders zu suchen. Andrea hatte das von Anfang an gewusst, schließlich hatte sich ein Arbeitnehmer sehr genau über die Firma oder die Einrichtung zu informieren, in der er arbeiten wollte. Sie hatte präzise recherchiert und herausbekommen, dass der Baron dunkelhaarige Frauen mit dunklen Augen besonders mochte. Sie war sich sicher gewesen, dass er sie in die engere Auswahl einbeziehen würde. Er konnte sie einfach nicht übersehen. Dazu war sie viel zu attraktiv. Für das Vorstellungsgespräch hatte sie sich exzellent zurechtgemacht, hatte ihre natürliche Schönheit mit einigen kosmetischen Hilfsmitteln dezent unterstrichen, hatte ein elegantes Kostüm und hochhackige Pumps angezogen und sich eher zurückhaltend gegeben. Etwas ältere Herren mochten so etwas.

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Fürstenkrone – 287 –

Im Glanz der Krone

Unveröffentlichter Roman

Gloria von Felseneck

Der Palast faszinierte sie seit jenem Tag, als sie ihn als zehnjähriges Mädchen in Begleitung ihrer Eltern zum ersten Mal betreten hatte, denn einige Räume und Säle sowie das private Museum des Königshauses durften im Sommer besichtigt werden.

Das spiegelblanke Parkett, die grandiosen Deckengemälde, die kostbaren Bilder und Gobelins, die schönen Möbel und die herrlichen Kunstgegenstände versetzten sie in eine andere Welt und übten einen magischen Zauber auf sie aus. Genauso musste sich Aschenbrödel gefühlt haben, als sie ihre schmutzige Küche verlassen hatte und zum Palast des Königs gefahren war, um den Prinzen für sich zu erobern. In ihrer kindlichen Fantasie hatte sie sich oft ausgemalt, wie es wäre, wenn sie eines Tages ein wunderschönes Ballkleid tragen würde, wenn der Königssohn sich tief vor ihr verneigen und sie um einen Tanz bitten würde. Und am nächsten Tag würde der Prinz um ihre Hand anhalten – und sie würde dann die Königin sein.

Ein paar Jahre später träumte sie immer noch davon. Und jetzt wünschte sie sich, der Prinz würde sie küssen und ihr dann all die herrlichen Dinge kaufen, für die ihre Eltern niemals Geld haben würden.

Jetzt war sie Mitte Zwanzig, hatte einen Beruf und durfte von nun an fast jeden Tag in den Palast hinein, allerdings nur durch den sogenannten Dienstboteneingang, denn sie gehörte seit gut drei Monaten zu den mehr als zweihundert Beschäftigten, die zum Wohl Ihrer Majestät Königin Regina Amalie und deren Familie im Schloss Marienhall tätig waren.

Andrea Mainhold lächelte zufrieden und beinahe schon triumphierend, als sie an diesem Morgen zu den Büroräumen eilte. Sie hatte es geschafft, die Sekretärin des ersten Kammerherrn zu werden. Ob ihre guten Zeugnisse oder ihr Äußeres ihr zu dieser Stellung verholfen hatten, wusste sie nicht genau, aber eines war sicher: Sie gefiel ihrem Chef. Florian Baron von Sassner war ein gut gepflegter Mittvierziger, der das Foto von Frau und Kindern auf seinem Schreibtisch zu stehen hatte. Sein Eheversprechen hinderte ihn jedoch nicht daran, sein Glück auch mal woanders zu suchen.

Andrea hatte das von Anfang an gewusst, schließlich hatte sich ein Arbeitnehmer sehr genau über die Firma oder die Einrichtung zu informieren, in der er arbeiten wollte. Sie hatte präzise recherchiert und herausbekommen, dass der Baron dunkelhaarige Frauen mit dunklen Augen besonders mochte. Sie war sich sicher gewesen, dass er sie in die engere Auswahl einbeziehen würde. Er konnte sie einfach nicht übersehen. Dazu war sie viel zu attraktiv.

Für das Vorstellungsgespräch hatte sie sich exzellent zurechtgemacht, hatte ihre natürliche Schönheit mit einigen kosmetischen Hilfsmitteln dezent unterstrichen, hatte ein elegantes Kostüm und hochhackige Pumps angezogen und sich eher zurückhaltend gegeben. Etwas ältere Herren mochten so etwas.

Inzwischen hatte sie den Baron von ihren fachlichen Qualitäten überzeugt, und sie hätte auch schon längst mit ihm ausgehen können. An Einladungen seinerseits hatte es nicht gefehlt. Doch was brachte ihr so etwas schon ein? Vielleicht irgendwann mal eine kleine Gehaltserhöhung oder ein gemeinsames Wochenende in einem Luxushotel. Die Welt des Hochadels blieb ihr dann immer noch verschlossen. Niemals würde sie Kleider von Gianni Versace oder Catherine Walker tragen oder kostbare Juwelen und aparte Hüte. Niemand würde Andrea Mainhold kennen –, wenn sie nicht eine Prinzessin wurde. In den letzten Jahren gab es in den Königshäusern mehr und mehr bürgerliche Schwiegertöchter. Warum sollte es nicht auch ihr gelingen, eine solche zu werden?

Die Königin hatte zwei Söhne, von denen der jüngere Prinz Georg der hübschere und umgänglichere war. Er glich mehr seinem Vater, dem Prinzgemahl Franz Heinrich, war genau wie dieser ein Romantiker, der von ernsthafter Arbeit nicht allzu viel hielt und sich lieber mit dem Sammeln von Kunstgegenständen befasste und einem diskreten amourösen Abenteuer nicht abgeneigt war. An seiner Seite würde sie im Königshaus auch nur eine Nebenrolle spielen, und ihre Kinder würden in der Thronfolge weit hinten rangieren. Wenn sie mehr wollte, dann musste sie den Kronprinzen Joachim heiraten, einen ernsten, kühlen und pflichtbewussten Mann. Er war noch nicht gebunden, aber alle Welt sprach schon davon, dass es langsam an der Zeit wäre, dass er sich nach einer Frau umsah. Diese Suche wollte sie ihm gern ersparen.

*

Der Kronprinz kehrte in diesem Sommer für immer an den Hof zurück, um allmählich seine Pflichten als künftiger König zu übernehmen. Er war mittlerweile 28 Jahre alt und hatte seinen Armeedienst bei der Marine absolviert, hatte sein Studium beendet und danach eine Weltreise angetreten. Man erwartete nun von ihm, dass er seinen dynastischen Pflichten nachkam und sich vermählen würde. Er hatte allerdings nicht die geringste Lust dazu. Er hatte auch nicht gern sein freizügiges Leben fernab der Hauptstadt und den wachsamen Augen seiner dominanten Mutter aufgegeben.

An seine Militär- und Studienzeit dachte Prinz Joachim auch in diesem Augenblick, als er sich unter Assistenz seines Kammerdieners für die alljährliche Gartenparty ankleidete. Dem Anlass entsprechend wählte er Cut und Nadelstreifenhose, so wie es seine Mutter wünschte. Nörthlingen war zwar nur ein kleines Land, hatte aber gute Beziehungen zu anderen Staaten und empfing an diesem Nachmittag Vertreter einiger Regierungen und anderer Königshäuser sowie des diplomatischen Korps und der Armee. Und Ihre Majestät Königin Regina Amalie sah es gern, wenn sich die Mitglieder der Familie unter die Gäste mischten und sich mit diesen über Gott und die Welt unterhielten.

»Bist du so weit, Joachim?« Prinz Georg hatte die Tür schwungvoll aufgerissen und blickte seinen Bruder mahnend an. »Mama hat schon zweimal nach dir gefragt.«

»Ich komme ja schon«, erwiderte dieser gelassen und nickte seinem Kammerdiener freundlich zu. Und erst als die beiden jungen Männer die Räume des Kronprinzen verlassen hatten und dem parkähnlichen Garten zustrebten, meinte Joachim verdrossen: »Mama sollte es sich allmählich abgewöhnen, uns wie kleine Jungen zu behandeln. Bis die Party beginnt, dauert es noch zwanzig Minuten.«

»Du weißt doch, dass sie mit uns noch das Protokoll absprechen muss, auch wenn es immer wieder dasselbe ist.« Georg winkte ab, blieb dann einen Moment stehen und wies auf eine junge, schlanke Frau mit fast schwarzen Haaren, die neben dem Baron von Sassner stand und offensichtlich einige Anweisungen entgegennahm.

»Das ist seine neue Sekretärin«, flüsterte Georg von Nörthlingen seinem Bruder zu. »Aber er soll nicht so recht zufrieden mit ihr sein.«

»Warum nicht?«, fragte der Kronprinz leise zurück.

»Sie will nicht seine neueste Affäre werden und schlägt damit alle Vorteile aus, die er ihr bieten kann.«

»Sie wird es sich noch überlegen.« Joachim lächelte kühl und ging dann weiter. Er wollte seine Mutter nicht zu lange warten lassen. Erst viel später, als die Party in vollem Gange war und er pflichtgemäß mit den Gästen plauderte, fiel ihm die neue Sekretärin wieder auf. Sie stand in seiner unmittelbaren Nähe und gehörte offensichtlich zu den Bediensteten, die das Fest vorbereitet hatten und nun darüber wachten, dass alles wie am Schnürchen lief. Er beobachtete sie heimlich, fand sie ungeheuer attraktiv und beschloss, in den nächsten Tagen dem Büro des ersten Kammerherrn einen Besuch abzustatten.

Andrea Mainhold spürte die Blicke des Kronprinzen, tat jedoch unbefangen und so, als wäre sie mit ihren Aufgaben vollauf beschäftigt. Sie musterte den Thronfolger nur flüchtig, fand ihn ein wenig düster und allzu ernst. Viel Spaß würde sie mit ihm vermutlich nicht haben. Aber er war der einzige Mann, der sie zur Königin von Nörthlingen machen konnte. Und darauf kam es schließlich an. Alles andere lag noch in weiter Ferne und würde sich finden, wenn es so weit war.

Als er bereits am folgenden Tag das Büro ihres Chefs betrat und ihr freundlich zulächelte, was sein markantes Gesicht viel vorteilhafter erscheinen ließ, lächelte sie scheu zurück.

*

»Oje, nun habe ich mich schon wieder verlaufen.« Andrea stieß diese Worte laut genug hervor, dass der Kronprinz sie hören konnte. Er hatte eben seine Räume verlassen und war auf dem Weg zum Pferdestall. Diesen Vorsatz rigoros beiseiteschiebend, ging er auf die offensichtlich hilflose Sekretärin zu und meinte lächelnd: »Sie werden sich mit der Zeit an den Palast gewöhnen, Frau Mainhold. Er ist übersichtlicher gestaltet, als Sie annehmen.«

»Verzeihen Sie, Königliche Hoheit.« Andrea machte einen Hofknicks und fügte scheinbar verlegen hinzu: »Ich wollte Sie nicht belästigen. Leider ist das Schloss für mich immer noch ein Labyrinth, in dem ich mich oft genug verlaufe.«

»Das ist schon vielen unserer Angestellten so gegangen. Sie machen da keine Ausnahme«, erwiderte er nachsichtig und konnte es nicht unterlassen, sie eingehend zu betrachten, was sie befriedigt zur Kenntnis nahm.

»Es ist mir aber … peinlich«, stammelte sie und schaffte es, rot zu werden. »Ich bin wohl im … privaten Bereich …, ich meine, Königliche Hoheit wohnen hier … Es tut mir leid.«

Der Kronprinz fand ihre Verwirrung genauso entzückend wie die Frau selbst. Dass sie nicht die Geliebte des Barons von Sassner geworden war, sprach für sie und gefiel ihm außerordentlich.

»Nun machen Sie sich bloß keine Sorgen. Ich bin kein Tyrann, der seine Leute wegen Nichtigkeiten bestraft. Kommen Sie bitte mit, damit ich Ihnen einen detaillierten Schlossplan geben kann.«

Sie zierte sich. »Ich kann doch hier warten.«

»Wie sieht denn das aus? Ich pflege niemanden zu beißen.«

Diese etwas grobe Bemerkung ließ sie leise lachen. Und dann folgte sie ihm in sein Arbeitszimmer, wo er ein mehrfach zusammengefaltetes Papier aus einer Schublade nahm, es auf dem Schreibtisch auseinanderbreitete und ruhig erklärte: »Hier sind alle Zimmer und Säle verzeichnet, ebenso die Wirtschaftsräume, die Verwaltung und das Museum. Wenn Sie den Plan lange genug studiert haben, wird es Ihnen nicht mehr so schwerfallen, sich zurechtzufinden. Kommen Sie ruhig etwas dichter und schauen sich die Karte an. Hier befinden wir uns gerade.« Er nahm einen roten Stift und setzte einen dicken Punkt auf die betreffende Stelle.

Sie tat sehr interessiert, obwohl sie das Schloss sehr gut kannte, und stellte einige Fragen, die er kurz, aber durchaus freundlich beantwortete. Danach faltete er den Plan wieder zusammen und gab ihn ihr.

»Vielen Dank, Königliche Hoheit«, hauchte sie, deutete wieder einen Hofknicks an und wollte gehen. Er hielt sie jedoch zurück, indem er nüchtern sagte: »Es müssten einige Protokolle geschrieben werden. Und da ich noch niemanden eingestellt habe, der für mich persönlich arbeitet, würde ich mich freuen, wenn Sie das vorerst übernehmen würden.«

»Das werde ich gern tun. Sie müssten nur sagen, wann ich mit der Arbeit beginnen soll.«

Er schaute auf seine Armbanduhr. »Heute nicht mehr. Kommen Sie morgen nachmittag zu 14.00 Uhr hierher. Mit Ihrem Chef werde ich sprechen, damit Sie keinen Ärger bekommen.«

»Danke«, murmelte sie erneut und verließ dann den Raum. Ihre Augen blitzten triumphierend. Heute hatte sie schon mehr erreicht, als sie sich erhofft hatte.

Prinz Joachim dachte dasselbe und freute sich auf die kommende Zeit. So ein kleiner Flirt würde ihm guttun. Und vielleicht wurde auch noch mehr daraus. Die Frau schien sehr leidenschaftlich zu sein, war also genau das, was er brauchte – bevor er eine langweilige und vielleicht auch hässliche Prinzessin oder Gräfin heiraten musste.

*

Andrea Mainhold verbrachte ihren Jahresurlaub nun schon zum zweiten Mal im Jagdschloss Rothenwies, was ihr im Grunde genommen gar nicht zusagte. Das Schloss war ja recht hübsch, es erinnerte an russische Herrensitze und Bojarenhäuser, aber es lag nun einmal mitten im Wald. Dem Kronprinzen, dem Jagd und Hege des Wildes sehr am Herzen lagen, war das natürlich mehr als recht. Außerdem konnte er hier das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Offiziell kümmerte er sich um seinen ausgedehnten Waldbesitz – und inoffiziell um seine intime Freundin, jedenfalls ab und zu.

Heute war er wieder den ganzen Tag im Wald unterwegs, sodass Andreas’ einzige Gesellschaft das eher schweigsame Hausmeisterehepaar gewesen war sowie zwei zahme Rehe und ein flügellahmer Storch. Für die brauchte sie nun wirklich nicht ihre schönsten und teuersten Kleider zu tragen, denen war es egal, was sie anhatte. Und Joachim? Dem eigentlich auch. Doch sie beschwerte sich nicht, denn sie war ihrem angestrebten Ziel inzwischen greifbar nahe. Es war sicher nur noch eine Frage der Zeit, wann ihr der Kronprinz einen Heiratsantrag machte.

»So tief in Gedanken?« Seine spöttischen Worte ließen sie erschrocken zusammenzucken. Er war ins Zimmer gekommen, ohne dass sie ihn bemerkt hatte, war auch offenbar schon länger zurück, denn er trug nicht mehr die derbe Jagdkleidung, sondern T-Shirt und Jeanshosen.

»Ja, ich habe nachgedacht«, erwiderte sie und eilte auf ihn zu, ein sinnliches Lächeln auf den Lippen. Joachim lächelte zurück. Seine Freundin erinnerte ihn wieder einmal an die schöne Carmen, die den total verliebten Don Jose um Ehre und Verstand gebracht hatte. Zum Glück hatte er mit diesem Opernhelden nicht viel gemeinsam – Andrea war keine gewissenlose Frau.

Sie in die Arme schließend fragte er: »Und worüber hast du nachgedacht?«

»Dass unsere schöne Zeit bald wieder vorbei ist. Wenn du kein Prinz und künftiger König wärst, dann brauchten wir uns nicht so zu verstecken und könnten ständig miteinander leben.«