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Harry Caruso, ein Detective mittleren Alters wird nach einem dramatischen Einsatz als Uncover-Agent strafversetzt. Die Umstände, weshalb der Einsatz fehlgeschlagen ist, bleiben zunächst unklar. In seiner neuen Arbeitsstätte, der Mordkommission des Police-Department in Madison Wisconsin, wird Harry mit dem Todesfall eines Geschäftsmannes konfrontiert, der einen Herzschrittmacher getragen hat. Der Fall wird zunächst zu den Akten gelegt, bis weitere unklare Todesfälle den Verdacht auf eine Organisation lenken, die mit Kliniken zusammenarbeitet, in denen genau diese Patienten behandelt wurden. Drahtzieher scheint ein gewisser Tom McCain zu sein, der von Madison aus mit weiteren skrupellosen Männern der höheren Gesellschaft die Aktionen leitet. Doch auch Tom McCain findet in dem Anwalt Art Meyers seinen Meister. Meyers, selbst Leiter einer kriminellen Organisation, botet McCain aus und beginnt eine tödliche Verfolgungsjagd auf die Mitglieder von GOBSAT. Harry Caruso gerät in seinen Ermittlungen zwischen die Fronten. Es scheint, als sei er immer einen Schritt zu spät. GOBSAT bedeutet, dass sich ältere, erfahrene Männer um einen Tisch versammeln (Good Old Boys Sitting Around The Table), um zu diskutieren und Probleme zu lösen. Was geschieht, wenn gerade diese Männer kriminell und ohne Skrupel sind, lesen Sie in diesem Roman. Dieser hochaktuelle Roman bietet faszinierende Einblicke in die lebensrettenden Möglichkeiten internetbasierter Steuerungssysteme der modernen Medizin und zeigt zugleich die mit dem wissenschaftlichen Fortschritt verbundenen Risiken, die hier in die Abgründe des perfiden und zynischen Geschäftsmodells der kriminellen Organisation GOBSAT führen. Kenntnisreich und eindringlich führt der in der Medizin erfahrene Autor dem Leser die Gefahren vor, denen wir uns ausliefern, wenn die internetbasierten Systeme nicht ausreichend geschützt werden und dadurch der Zugriff von außen und damit Missbrauch und Erpressung möglich werden. Es gelingt dem Autor mit seiner multiperspektivischen Erzählweise die Spannung hoch zu halten und durch seine Protagonisten den Leser in immer neue Welten hineinzuführen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann dieser spannende Roman als Serie verfilmt und bei Netflix und Co zu sehen sein wird. Martin Eigler (Regisseur und Drehbuchautor)
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Seitenzahl: 551
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Harry Caruso, ein Detective mittleren Alters wird nach einem dramatischen Einsatz als Uncover-Agent strafversetzt. Die Umstände, weshalb der Einsatz fehlgeschlagen ist, bleiben zunächst unklar. In seiner neuen Arbeitsstätte, der Mordkommission des Police-Department in Madison Wisconsin, wird Harry mit dem Todesfall eines Geschäftsmannes konfrontiert, der einen Herzschrittmacher getragen hat. Der Fall wird zunächst zu den Akten gelegt, bis weitere unklare Todesfälle den Verdacht auf eine Organisation lenken, die mit Kliniken zusammenarbeitet, in denen genau diese Patienten behandelt wurden. Drahtzieher scheint ein gewisser Tom McCain zu sein, der von Madison aus mit weiteren skrupellosen Männern der höheren Gesellschaft die Aktionen leitet. Doch auch Tom McCain findet in dem Anwalt Art Meyers seinen Meister. Meyers, selbst Leiter einer kriminellen Organisation, botet McCain aus und beginnt eine tödliche Verfolgungsjagd auf die Mitglieder von G.O.B.S.A.T. Harry Caruso gerät in seinen Ermittlungen zwischen die Fronten. Es scheint, als sei er immer einen Schritt zu spät.
G.O.B.S.A.T. bedeutet, dass sich ältere, erfahrene Männer (Good Old Boys Sitting Around The Table) um einen Tisch versammeln, um zu diskutieren und Probleme zu lösen. Was geschieht, wenn gerade diese Männer kriminell und ohne Skrupel sind, lesen Sie in diesem Roman.
Zum Autor:
Jochen Erhard, geboren 1952, lebt in Voerde am Niederrhein. Er war mehr als zwei Jahrzehnte als Chefarzt in der Chirurgie tätig. 1985 promovierte er an der Universität in Essen, wo er später auch in Medizin habilitierte und lehrte. Es folgten berufliche Aufenthalte in den USA und England. Neben wissenschaftlichen Publikationen schreibt er Kurzgeschichten und jetzt seinen ersten Kriminalroman.
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
Harry Caruso parkte seinen Pick-up früh morgens an der Calumet Beach, einem weit südlich gelegenen Strand am Lake Michigan in Chicago. Er war wieder früh aufgestanden. Die leeren Straßen vom Wheaton District, wo er ein kleines Apartment bewohnte, hatte er schnell hinter sich gelassen. Es war sehr frisch, April eben. Und es war immer eine Überwindung, den feuchten Neoprenanzug anzuziehen. Das Rennrad hatte er auf der kleinen Ladefläche des Pick-Ups verzurrt. Er kannte die Entfernungen genau und hatte die Landmarken am Strand exakt gespeichert. Er schwamm eine gute Zeit. Die Strömung auf dem Rückweg hatte viel Kraft gekostet. Raus aus dem Neopren, Radhose und winddichtes Sportshirt, Schuhe. Die Distanz schaffte er unter einer Stunde. Die Beine waren wie Blei. Er fühlte die Schmerzen nicht mehr. Die Laufschuhe, die nassen Sachen in die Sporttasche, Hemd, Hose und los. Er wäre lieber noch geschwommen, wie jedes Mal, wenn er sich zum abschließenden Lauf zwingen musste. Heute war seine Zeit schlecht. Er stoppte 2.34.50. Das war mehr als zehn Minuten über seiner persönlichen Bestzeit. Es war kurz vor sieben Uhr morgens, als er den Pick-Up in der Tiefgarage an der Plamondon Rd. nahe dem Golf-Club abstellte. Triathlon war für Harry zu einer Droge geworden. Lange Jahre hatte er als Ausgleich zu seinem Job in der Mordkommission Ausdauertraining gemacht. Dann hatte ihn ein Kollege für Triathlon interessiert. Alle hatten ihm mit seinem Meter neunzig davon abgeraten. Das hatte ihn noch mehr motiviert. Er war in keinem Club aktiv, hatte an keinem Wettbewerb teilgenommen. Die Ironman-Distanz hatte ihn anfangs gereizt, jetzt nicht mehr. Er wollte den Spaß an seinem Sport nicht verlieren. Außerdem hatte er die Ratschläge seiner Kollegen, er sei zu groß und zu schwer für diese Sportart, ernst genommen. Er merkte seine Gelenke bereits. Er kämpfte im Triathlon gegen sich selbst, und das seit mehr als fünf Jahren. Er hatte keine Sportart erlebt, die ihn mehr forderte und ihm gleichzeitig so viel Befriedigung gab. Einzig die Zeit, die er dafür brauchte, und die Überwindung, jedes Mal aufs Neue. Dazu hatte er sich gezwungen und es durchgehalten, drei Mal die Woche.
Harry war seit einigen Jahren Detective in der Mordkommission im First District Central in der South State Street in Chicago. Er war vor wenigen Wochen fünfundvierzig Jahre alt geworden. Sie hatten ein wenig gefeiert. Viele private Kontakte pflegte Harry nicht. Er war stolz auf seine italienische Abstammung. Seine Eltern wohnten in New York. In Brooklyn war er aufgewachsen. Dort hatte er die Polizeischule besucht. Der Streifendienst war nicht seine Sache gewesen. Er hatte sich immer vorgestellt, im Morddezernat zu arbeiten. Ein Einsatz in Harlem, bei dem ein Kollege, der als verdeckter Ermittler im Drogenmilieu eingeschleust war, vor seinen Augen auf offener Straße erschossen wurde, hatte ihn geschockt und nachdenklich werden lassen. Er zweifelte manches Mal, ob er den Polizeiberuf überhaupt weitermachen sollte. Er hatte Zeit gebraucht, mit den schrecklichen Eindrücken fertig zu werden. Letztlich hatte er es für sich abschließen können. Man hatte ihm damals psychologische Hilfe angeboten. Er hatte abgelehnt. Zunächst wurde er Downtown Manhattan eingesetzt, dann wieder in Harlem. Er hatte alle Höhen und Tiefen seines Jobs erlebt: Freundschaften, Kameradschaft, Seilschaften bis hin zur Korruption. Als er das Angebot bekam, die Stelle eines Detective in Chicago übernehmen zu können, zögerte er keinen Augenblick. Irgendwie hatte er sich gefreut, aus New York herauszukommen. Die Distanz nach Chicago würde dem Verhältnis zu seiner Familie guttun, dachte Harry. Er hatte zwar in Brooklyn alleine gewohnt. Trotzdem waren die Eltern nur ein paar Blocks entfernt gewesen. Hier in Chicago konnte er frei atmen. Zunächst hatte er im Drogendezernat gearbeitet. Er konnte seine New Yorker Erfahrungen perfekt nutzen. Dann endlich die Mordkommission. Dieses Ziel hatte er erreicht. Als sorgfältiger Ermittler hatte es sich einen Namen gemacht. Sein Chef, Commander Sergio Salvatore, ebenfalls Italiener, hatte ihn in einem ungeklärten Mordfall vor mehr als zwei Jahren als verdeckten Ermittler in der Drogenszene eingesetzt. Seine Erfahrung im Drogenmilieu war ein großer Vorteil. Harry und sein Kollege Hobbs, der ihm als Verbindungsmann zugeteilt war, hatten in mühsamer Ermittlungsarbeit herausgefunden, dass es nicht nur um Drogen ging, sondern im großen Stil um Medikamentenschmuggel. Diese Medikamente waren deklariert für UN-Hilfsprojekte. Harry hatte erfahren, dass eine unbekannte Gruppe die Medikamente verschoben hatte und bereits einige Ladungen zu Wucherpreisen in Entwicklungsländern verkauft haben sollte. Konkrete Beweise fehlten ihnen noch. Brisant war dabei, dass Harry und sein Kollege Hinweise hatten, dass es Verbindungen in hohe politische Kreise und selbst zur Polizei geben sollte. Harry und sein Kollege Hobbs standen kurz davor, die Organisation enttarnen zu können. Sie hatten die ersten Ergebnisse ihrer Ermittlungen mit Commander Salvatore besprochen. Er hatte zum Abwarten geraten und wollte weitere Beweise sehen. Harry war für ein schnelles Vorgehen. Er war sich seiner Sache sicher.
Harrys Bruder, fünf Jahre älter als er, war verheiratet und hatte eine gut gehende Autowerkstatt in Brooklyn. Schon oft hatten er und die Familie versucht, Harry zum Heiraten zu bewegen. Er konnte sich an Szenen erinnern, wo er auf Familienfesten mit Damen bekannt gemacht wurde und er es immer – auch zum Leidwesen seiner Mutter - verstanden hatte, diese Bekanntschaften nicht weiter zu pflegen. Hier in Chicago hatte Harry einige Beziehungen zu Partnerinnen gehabt. Auch dabei hatte es ihm gut getan, aus New York fort zu sein. Er war weit genug von seiner Familie entfernt. Vor drei Jahren war er mit Diane zusammen gewesen. Sie war Assistentin an der University of Illinois. Sie bewohnte ein kleines Apartment Downtown Chicago. Er mochte sie gerne. Sie sprachen oft über eine gemeinsame Zukunft. Harry hatte dabei das Gefühl, das Leben sei irgendwie an ihm vorbeigezogen. Diane war acht Jahre jünger als Harry, gut aussehend, schlank und hoch gewachsen. Sie war klug und wissbegierig. Anfangs war sie sehr interessiert an allem, was Harrys Arbeit anging. Sie fragte ihn fast jeden Abend aus, was er gemacht hatte. Er kam nur selten dazu, etwas mehr über ihren Job zu erfahren. Sie hatten es bisher nicht geschafft, einmal längere Zeit miteinander zu verbringen oder länger als ein Wochenende Urlaub zu machen. Sein Einsatz als verdeckter Ermittler ließ ihm dann kaum Zeit für die Beziehung. Außerdem durfte er ihr nichts zu dieser Arbeit sagen. Sie hatten für das nächste Jahr endlich einen längeren Urlaub geplant. Als er Diane eines Tages aus dem Krankenhaus anrief und sie seine tiefe Schnittwunde am Oberschenkel gesehen hatte, war sie wie verwandelt. Das anfängliche Mitleid schlug in Distanz zu ihm um. Sie trafen sich seltener, sprachen wenig über persönliche Dinge und machten keine Pläne mehr. Harry hatte oft versucht, mit ihr über die Probleme zu reden, ohne Erfolg. Dann hatte er die Initiative ergriffen und sich nach einem Streitgespräch von ihr getrennt. Er hatte das Gefühl, sie hätte sich von ihm befreit gefühlt. Neue Beziehungen einzugehen, war für Harry kein Thema mehr. Er hielt sein Geld zusammen, freute sich, dass er in einer italienischen Clique in Chicago akzeptiert wurde, hatte gute, aber nicht zu enge Beziehungen zu seiner Familie in New York und liebte seinen Job. Und sein Sport half ihm, Ausgleich zu finden. Ein Laster, wie Harry es selbst nannte, war schicke Kleidung, die er über alles pflegte. Und er war überzeugt, dass Kleider einen wichtigen Ausdruck der Persönlichkeit eines Menschen darstellten. Vor allem bezog er das auf seine Schuhe. Von seinen Kollegen wurde er damit häufig aufgezogen.
Für diesen Freitagabend war eine neue Lieferung von Medikamenten und Drogen, versiegelt mit UN-Labeln, in South Chicago erwartet worden. Harry hatte den Tipp aus seinen lange gepflegten Verbindungen zu den Junkies auf der Chicagoer West-Side bekommen. Aus diesem schwierigen Milieu der Straßendealer Typen zu erreichen, die gute Informationen besorgen konnten und auch weitergaben, war eine knifflige und gefährliche Aufgabe gewesen. Harry hatte mehr als zwei Jahre gebraucht, um in der Szene Fuß zu fassen. Das hieß aber nur, sich dort bewegen zu können, ohne durch eine Kugel oder ein Messer ins Jenseits befördert zu werden, wenn man die falschen Fragen stellte. Er konnte sich gut erinnern, als er vor zwei Jahren auf die Straße geschickt worden war. Commander Salvatore hatte ihn ausgesucht. Er hatte ihm in Aussicht gestellt, ihn als Chief für einen anderen District vorzuschlagen. Als er den Auftrag gehört hatte, musste er sofort an den Kollegen in New York denken, den man auf offener Straße erschossen hatte. Harry hatte den Vorteil, dass sein Gesicht in der Szene unbekannt war. Er musste sich für den Auftrag auf abgerissene Kleidung genauso einlassen wie auf perfekt geklebte Tattoos, Zigaretten und auch einmal Koks. Alle nachprüfbaren Verbindungen zum Police Department wurden gekappt. Auch Familie und Freunde waren tabu. Harry wurde über mehr als vier Wochen bei der Drug Enforcement Administration in Springfield, Virginia, geschult. Das war eine harte Zeit gewesen. Obwohl er Vieles schon kannte, hatten ihm die Spezialisten Tricks im Umgang mit Schwerst-Kriminellen und Strategien zum Überleben beigebracht. Danach brachte Harry mehr als sechs Monate damit zu, sich in Kneipen und unter Brücken Downtown Chicago herumzutreiben und Augen und Ohren offen zu halten. Harry war nicht darauf angesetzt worden, die großen Bosse der Szene auszuspähen. Er sollte mit den kleinen Dealern ins Geschäft kommen und vor allem Informationen beschaffen. Harry war zum Stammgast in einer Szenekneipe geworden. Das Oaks in einer Seitenstraße westlich der Orleans Street im Cabrini Green war für Harry zur zweiten Heimat geworden. Er hatte bei all den Junkies sogar klasse Typen getroffen, die den Weg aus den Slums einfach nicht mehr gefunden hatten. Was er gelernt hatte: nur kein Mitleid zeigen! Aus kleinen Scharmützeln und handfesten Schlägereien, die in und um die Kneipen alltäglich waren, hatte sich Harry heraushalten können. Einmal war es kritisch geworden. Er kam aus der Toilettentür des Oaks und wurde von zwei Junkies, die er flüchtig kannte, wieder zurückgestoßen. Einer zog ein Messer, der andere filzte ihn. Harry war clean, was für die Junkies bedeutete, dass er nichts bei sich trug, was auf einen Spitzel hingedeutet hätte. „Du fragst zu viel, Italo!“ hatten sie ihm zum Abschied gesagt und ihn in den schmutzigen Waschraum zurückgestoßen. Er hätte bis zuletzt nicht darauf wetten können, dass ihm die Junkies wirklich trauten. Aber sie respektierten ihn. Vor vier Monaten wäre er bei einer Polizei-Razzia beinahe aufgeflogen. Im Cabrini Green waren zwei rivalisierende Gangs aneinander geraten. Die echten Junkies hassten solche Szenen und waren meist nicht in Gangs organisiert. Zwei von ihnen, die Harry aus der Kneipe kannte, waren zwischen die Fronten geraten und hatten kräftig Prügel eingesteckt. Dann fielen Schüsse. Die beiden versuchten, sich aus der Schlägerei zwischen parkende Autos zu retten. Ein Toter lag direkt vor ihnen auf dem Gehsteig. Die Polizei rückte mit acht Streifenwagen an und sperrte die Blocks ab. Harry hatte die Szene aus einem Hauseingang eines der heruntergekommenen Slumhäuser mit den defekten Feuerleitern verfolgt. Ein kurzer Pfiff von ihm. Die beiden Junkies erkannten Harry. Er lotste sie in den dunklen Hausflur. Noch bevor die Polizisten das Haus erreichten, hatte er die beiden durch den Keller in den mit Gerümpel vollgepackten Innenhof gezogen und unter einer alten Bauplane versteckt. Er hatte ihnen klargemacht, sich nicht zu rühren, bis er sie abholen würde. Dann hatte sich Harry mit ein paar sportlichen Sätzen in den Hof des Nachbarhauses abgesetzt. Aus sicherer Entfernung konnte Harry abwarten, bis die Polizei einige der Gangmitglieder verhaftet hatte, und die Spurensicherung sich mit der Leiche auf dem Gehweg befasst hatte. Erst spät am Abend wagte sich Harry in den Innenhof. Die beiden warteten völlig verunsichert. Sie brauchten dringend Stoff, hatten aber Sorge, eingebuchtet und womöglich mit dem Toten in Verbindung gebracht zu werden. Mit diesem Tag war Harry in der Junky-Szene akzeptiert. Die Geschichte, wie er die beiden herausgebracht hatte, war schnell herumerzählt. Einer der beiden, ein älterer Typ namens George, hatte Harry in der Vergangenheit schon einige Tipps gegeben. Harry hatte sich bei ihm als Kleinkrimineller geoutet. Er hatte seinen Kollegen Hobbs gebeten, in der Szene ein paar Geschichten zu seiner Person zu streuen. Das hatte gut funktioniert. So kamen auch keine Fragen auf, wenn Harry für die eine oder andere Information eine paar Dollars springen ließ. Trotz des brauchbaren Informanten George war sich Harry bis zuletzt nicht sicher, ob er dem aktuellen Tipp trauen konnte. Für den nächsten Tag war die Verschiffung der Ware geplant gewesen. Harry hatte sich mit seinem Kollegen Ed Hobbs verabredet, um die Lagerhalle, in der die Medikamente und Drogen in Container verpackt werden sollten, zu inspizieren. Sie wollten die Umgebung für den geplanten Zugriff am folgenden Tag erkunden. Harry hatte vor, sich nach diesem Job als verdeckter Ermittler zurückzuziehen. Zu sehr hatten ihn die zwei Jahre isoliert. Er war froh, dass er mit Ed Hobbs einen Verbindungsmann hatte, der sich in Harrys Situation hineinversetzen konnte und wusste, was Harry durchmachte. Hobbs war Familienvater, fünf Jahre älter als Harry und ein echter Kumpel. Neben Hobbs, in dessen Familie Harry aus und einging, hatte er im Department nur eine freundschaftliche Beziehung zu Fred Webster, einem Detective im gleichen Alter. Ed Hobbs und Harry hatten sich in einer Seitenstraße nahe dem Navy Peer für ein Uhr morgens verabredet. Hobbs war pünktlich. Sie waren dieses Mal bewaffnet. Harry hoffte aber, die Waffen nicht einsetzen zu müssen. Beide trugen schusssichere Westen, das hatte Harry verlangt. Die Halle lag weit seewärts am Navy Peer in einer dunklen Gegend. Das Wetter war ideal. Es regnete leicht, stärkerer Wind kam vom Lake Michigan. Das brachte ihnen den Vorteil, sich nicht durch Geräusche zu verraten. Ihren Wagen hatten sie an der Einfahrt zur Navy Peer in einer Seitenstraße abgestellt. So konnten sie ihn schnell erreichen, und er fiel nicht auf. Es gelang ihnen, unbemerkt zu einem Seitentor der Halle zu kommen. Sie konnten sich nicht sicher sein, dass das Gebäude überwacht wurde. Kameras hatten sie nicht entdeckt. Das Tor war durch Stahlschienen und Bodenschlösser gesichert. Damit hatten sie gerechnet. Harry hatte eine kleine Tasche mit Werkzeug an seinem Holster. Er kniete im Schutz von Hobbs auf dem Boden und machte sich am Schloss zu schaffen. Gerade als Harry das Schloss geöffnet hatte, wurden sie von zwei grellen Scheinwerfern angestrahlt. Schüsse fielen. Harry, am Boden kauernd, warf sich reaktionsschnell hinter einen Schrottberg neben dem Hallentor. Er sah, wie Hobbs, kurz aufstöhnend, getroffen zu Boden ging. Harry erwiderte das Feuer aus seinem Colt und rief Hobbs an. Der versuchte, zu Harry herüber zu kriechen. Er wurde erneut getroffen, bevor Harry ihn hinter den schützenden Schrottberg ziehen konnte. Ein Polizeiwagen näherte sich mit Sirene. „Gott sei Dank!“ Ein Streifschuss hatte Harry an der Wange erwischt. Er merkte, wie ihm das Blut über den Arm rann. Die Scheinwerfer waren erloschen. Man hörte einen Wagen mit durchdrehenden Rädern wegfahren. Keine Schüsse mehr. Der erste Wagen war von der Local Police. Es war gefährlich genug, sich den Kollegen zu erkennen zu geben. Von den versteckten Angreifern war nichts mehr zu sehen. Harry kümmerte sich um seinen Kollegen Hobbs. Er war am Hals und am Oberschenkel getroffen worden und blutete stark. Eine Ambulanz, die überraschend schnell vor Ort war, transportierte ihn ins Hospital. Harry hatte sich seine blutende Wunde an der Wange von den Sanitätern notdürftig verbinden lassen. Mit der Verstärkung durch die Local Police schaffte es Harry, das Tor der Lagerhalle zu öffnen und die Halle zu inspizieren. Sie war leer. Harry war wie entgeistert. Commander Salvatore war ebenfalls vor Ort eingetroffen. Er war außer sich und stellte Harry zur Rede. Harry hatte die Aktion nicht mit ihm abgesprochen. Auch sonst wusste im Department nur Fred Webster von dem nächtlichen Ausflug der beiden Detectives. Auf dem Rückweg zum Department, es war fünf Uhr morgens, erfuhren sie, dass Ed Hobbs im Hospital verstorben war. Harry war entsetzt und verzweifelt. Wieso war das Lagerhaus leer? Es sah wie geleckt aus. Was hatte die Local Police dort zu suchen gehabt? Wieso war Commander Salvatore so schnell vor Ort? Harry war fassungslos. Vom Department aus fuhr er zum Hospital, in dem Hobbs verstorben war. Er ließ sich seine Wunde an der rechten Wange versorgen. Zum Tod von Hobbs hatte er nichts mehr erfahren. Gegen sechs Uhr früh fuhr Harry zur Familie von Ed Hobbs. Sie lebten in einem kleinen Haus im Norden von Chicago. Harry stellte seinen Wagen gegen sechs Uhr dreißig vor dem Haus ab. Er blieb noch einige Minuten sitzen. „Wie soll ich das anfangen? Wie das erklären?“ Harry schellte. Er hatte den Reißverschluss an seiner Windjacke hoch zugezogen, dass man das Blut an seinem Hemd nicht sehen konnte. Nach einigen Minuten öffnete Kate, Eds Frau. „Harry, was ist los? Ist etwas passiert? Wo ist Ed? Was hast du an deiner Wange?“ „Kate, lass’ mich bitte ins Haus!“ Harry nahm Kate am Arm und schob sie behutsam ins Haus zurück. Er bog nach links in das kleine Wohnzimmer ein und führte Kate zu einem der kleinen Sessel. Er setzte sich rechts neben sie. „Ist etwas mit Ed? Ist er verletzt?“ „Kate, Ed kommt nicht mehr!“ Harry senkte den Blick und merkte, dass ihm die Tränen über die Wangen rannten. Kate bückte sich nach vorn und schluchzte. Sie begann zu schreien. Harry versuchte, sie in den Arm zu nehmen. Sie wehrte ihn schroff ab. „Du hast ihn überredet! Er wollte gestern Abend nicht weggehen!“ „Kate, Ed ist angeschossen worden und im Hospital verstorben.“ Mit den letzten Worten trommelte Kate mit ihren Fäusten auf Harry ein. Er wollte es geschehen lassen, merkte aber, dass sie gar nicht abließ und ihn anschrie. „Du hast ihn umgebracht Harry Caruso, nur du! Hau’ ab, lass’ uns alleine!“ Die beiden Kinder standen schon länger in der Tür zum Wohnzimmer. Zwei Jungs, zehn und zwölf Jahre alt. Sie waren bleich geworden und starrten Harry an. „Und komm’ nicht mehr her! Wir wollen dich nicht mehr sehen!“ Harry verließ verzweifelt das Haus. Er setzte sich in seinen Wagen und startete ihn. Er fuhr um den Block und parkte in einer Seitenstraße. Er konnte das Weinen nicht mehr unterdrücken. Was hatte er Schreckliches getan? Wieso hatten sich alle gegen ihn verschworen? Harry fuhr in sein Apartment Downtown. Er zog das blutverschmierte Hemd aus, duschte und war um acht Uhr wieder im Police-Department Chicago Central. Bis auf Webster, der auf ihn zukam und ihn umarmte, zeigten seine Kollegen keine Reaktion. Harry wurde geschnitten. Als Commander Salvatore gegen neun Uhr eintraf, befahl er Harry in sein Büro. Er ließ Harry vor dem Schreibtisch stehen. „Was haben sie sich bei der Aktion gedacht! Und ihr hingerichteter Kollege! Schrecklich! Wie soll ich das erklären können? Ich habe mit dem Polizeichef gesprochen. Sie sind mit sofortiger Wirkung suspendiert. Ich übergebe den Fall an die interne Prüfung. Ich kann nichts mehr für sie tun! Schreiben sie den Bericht! Ich will ihn auf dem Schreibtisch haben, bevor sie das Haus verlassen!“ Salvatore wies ihm die Tür wie einem räudigen Hund. Harry fasste sich. Das hatte er nicht erwartet und das hatte er nicht verdient. Harry schwieg. Gerne hätte er dem Commander alle die Fragen gestellt, die ihm seit dem Morgen durch den Kopf gingen. Er drehte sich um und verließ das Büro. Er kochte innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Er ging zu seinem Schreibtisch in der rechten Fensterecke des Großraumbüros und schmiss sich auf den Drehstuhl. Er hatte sich die letzten Monate für das Department in den Dreck gelegt und bekam den Tritt dafür. Webster war wieder der einzige, der zu ihm kam. „Du siehst kaputt aus, Harry! Was ist mit deiner Wunde im Gesicht? „Das war nur ein Kratzer, ist gut genäht! Weißt du Fred, ich fühle mich ausgenutzt und kaputt! Salvatore hat mich rausgeschmissen und die Interne auf mich angesetzt!“ „Das ist nicht in Ordnung! Das können die nicht mit dir machen!“ Fred Webster setzte sich zu ihm an den Schreibtisch. Die Kollegen der umliegenden Schreibtische schauten abschätzig herüber. „Ich gebe unten meine Marke und die Waffe ab und verschwinde. Ich hätte mich von Salvatore nicht einfach rausschmeißen lassen sollen!“ „Harry, mach’ jetzt nichts Unüberlegtes. Wir müssen heute reden. Ich komme nach dem Dienst zu dir, ok?“ „Danke Fred! Ich mach’ schon nichts, keine Angst. Aber reden wäre klasse. Ich muss erst einmal meine Gedanken in die Reihe bringen!“ „Warst du schon bei Eds Familie?“ „Die haben mich für alles verantwortlich gemacht und mir einen Tritt verpasst. Ich kann das irgendwie verstehen!“ „Also Harry, bis heute Abend!“ Harry war froh, jemanden wie Fred Webster zu kennen. Sie waren keine dicken Freunde. Aber Fred hatte ihn als verlässlichen Kumpel geschätzt. Er hatte von dem geplanten Einsatz gestern gewusst. Harry räumte seinen Schreibtisch auf, schrieb seinen Bericht von der Nacht. Er las ihn zweimal durch, unterschrieb ihn und legte ihn der Sekretärin von Commander Salvatore auf die Ablage. Er nickte ihr zu und ging zur Treppe. Im Erdgeschoss meldete er sich bei der Dienstaufsicht. Die Kollegen hatten ihn schon erwartet. „Harry, das war kein Meisterstück!“ Empfing ihn Detective Farland, der die Aufsicht führte. „Du warst doch nicht dabei, also halt’ einfach den Mund, ok.“ Harry ärgerte sich über seine Antwort als er die Worte gesagt hatte. Schweigend legte ihm Farland das Formular zur abgegebenen Marke und der Dienstwaffe vor, aus der Harry letzte Nacht drei Schuss abgefeuert hatte. „Du findest alles in meinem Bericht!“ Damit drehte sich Harry um und verließ den Raum. Er lief die zwei Treppen hinunter in die Tiefgarage. „War es das? Sollte das sein Job bei der Polizei gewesen sein?“ Harry war sauer und traurig zugleich. „Eine üble Mischung“, dachte er. Mit seinem Wagen fuhr er zum Navy Peer. Die Lagerhalle war mit Police-Bändern abgesperrt. Er sah aus der Ferne, dass eine Gruppe der Spurensicherung dort arbeitete. Er ging nicht näher heran. Er fuhr zum South Lake Shore Drive, parkte in einer der Tiefgaragen und setzte sich nach einem Spaziergang in eines der Cafés am Peer. Sein Verband an der Wange war leicht durchgeblutet. Er fühlte die schmerzende Wunde. „Warum war er letzte Nacht nicht alleine gegangen? Kate hatte Recht, wenn sie ihm den Tod von Ed vorwarf! Sie waren so nah an der Aufklärung des Falles!“ Harry machte sich große Vorwürfe. Je mehr er über die Nacht nachdachte, desto mehr Dinge waren ihm unklar. Er war sich sicher, dass Ed und er erwartet worden waren. Nur so war zu erklären, dass die Gangster vor Ort waren. Aber weshalb war die Local Police so schnell da gewesen. Was hatte Commander Salvatore so früh am Morgen dort verloren? Er hatte in seiner Situation keine Chance, auf seine Fragen Antworten zu bekommen. Die Stimmung im Department war gegen ihn aufgeheizt. Er hatte überlegt, einen Anwalt einzuschalten und mit ihm seine Fragen klären zu lassen. Er wollte das heute Abend mit Webster besprechen. Seine Meinung war ihm wichtig. Am frühen Nachmittag war Harry zurück in seinem kleinen Apartment. Es lag weit genug von der Innenstadt weg. Er war damals froh gewesen, hier gut untergekommen zu sein. Er warf sich auf das ungemachte Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf. Das Telefon weckte ihn auf. Er fuhr hoch. Es war schon sechs Uhr durch. Er hatte sich mit Hemd und Hose auf das Bett gelegt. Wenigstens hatte er seine Schuhe ausgezogen, dachte Harry und lächelte ein wenig. Am Telefon war Fred Webster. Er wollte ihm sagen, dass er losfuhr und in einer halben Stunde bei ihm wäre. Essen und Trinken wollte er mitbringen. Harry ging unter die Dusche. Er fühlte sich besser. Ein frisches Hemd, eine gute Hose, geputzte Schuhe. Den Verband hatte er vor dem Spiegel erneuert. Er war erschrocken, wie dick seine Wange angeschwollen war. Er räumte im Wohn-Schlaf-Raum auf. Es klingelte. Webster hatte zwei Pappkartons am Aufzug stehen lassen. Harry holte sie. Es war noch hell genug, so dass sie sich vor dem großen Fenster an den Tisch setzten. Der Blick reichte bis in den kleinen Park hinaus. In der Ferne war der Golfplatz zu sehen. Sie waren im fünften Stock. Obwohl Harry kein Biertrinker war, freute er sich über die kalten Bierdosen, die Fred mitgebracht hatte. Er stieß mit Fred an. „Freut mich, dass es dir besser geht!“ Sie öffneten die kleinen Lunchkartons, die Fred mitgebracht hatte. Huhn mit Salat, nicht gerade Harrys Lieblingsspeise. Harry hatte Hunger. Es schmeckte ihm. „Kannst du mir einmal erklären, was letzte Nacht passiert ist?“ Harry schluckte und wartete einen Moment: „Wir hatten uns um ein Uhr getroffen. Wir hatten nichts super Gefährliches erwartet, trotzdem hatten wir uns mit Schutzwesten und Waffen versorgt. Jedenfalls war es kein Problem, zur Halle zu kommen und die Schlösser zu öffnen. Ich sage dir, die haben auf uns gewartet! Zwei Scheinwerfer leuchteten uns direkt an. Und ohne Vorwarnung wurde scharf auf uns geschossen. Ed wurde getroffen und ging zu Boden. Ich konnte Deckung finden und das Feuer erwidern. Das ging alles rasend schnell!“ „Konntet ihr nicht in die Halle flüchten?“ „Ich hatte gerade das Schloss geknackt! Mein Glück war, dass ich am Boden kniete, weil die Halle mit schweren Bodenschlössern gesichert war. Ed stand direkt neben mir!“ „Klar, aber das klingt ja so, als ob die euch erwartet hätten!“ „Sehe ich auch so! Vor allem war sofort ein Wagen der Local Police zur Stelle und – jetzt kommt es, …nach kurzer Zeit war Commander Salvatore dort, um zwei Uhr morgens!“ „Das stinkt zum Himmel! Aber was haben wir in der Hand?“ „Ich hab’ nur den toten Ed Hobbs! Damit haben die mich in der Hand, Fred, mein Freund!“ „Wenn das abgekartet war – und es sieht so aushaben wir überhaupt keine Chance!“ „Vor allem musst du dich bedeckt halten, Fred! Die werden mich ja so oder so aus dem Verkehr ziehen. Ich bin gespannt, wie das mit dem internen Untersuchungsausschuss abläuft? Du hältst dich zurück! Und begrüße mich im Beisein der netten Kollegen nicht mehr so freundschaftlich! Wenn wir an der Sache dranbleiben wollen, müssen wir jetzt Kreide fressen!“ „Und das heute von dir, Harry! Du bist ja wieder der alte Kämpfer! Ich hatte echt Sorge!“ Sie öffneten das zweite Bier. Harry fühlte sich besser. Er merkte, wie sein alter Kampfgeist wiederkam. Er war über Fred Webster überrascht. Harry hatte ihn als vorsichtig und zurückhaltend erlebt. Vor allem hatte er ihn nicht so kämpferisch in Erinnerung. „Du hast Recht! Ich werde an der Sache dranbleiben. Wenn unsere Vermutungen stimmen, haben die schon über dein Schicksal entschieden. Und glaub‘ mir, die werden dich nicht aus der Polizei jagen. Das wäre viel zu gefährlich!“ „Da kannst du richtig liegen. Aber warten wir es ab!“ Gegen zehn Uhr verabschiedete sich Fred Webster. Sie waren sich durch die dramatischen Ereignisse des Tages näher gekommen. Harry hatte am nächsten Morgen mit einem Schreiben von einem Boten die Vorladung zum internen Ausschuss in zwei Tagen erhalten. Ihm wurde freigestellt, einen Anwalt mit zu bringen. Er hatte sich am nächsten Abend telefonisch mit Fred Webster abgestimmt. Auch er hatte von dem Anwalt abgeraten. Der interne Polizeiausschuss, vor dem er zwei Tage später verhört wurde, sprach ihn frei. Allerdings wurde das mit der Auflage einer Versetzung in eine andere Dienststelle verbunden. Harry hatte das erwartet. Auch Fred war nicht überrascht. Beide waren sich aber sicher, dass der Plan verraten worden war und man Harry jetzt kaltstellen, ihn aber im Polizeidienst lassen wollte. Harry akzeptierte den Beschluss des Ausschusses und wurde mit sofortiger Wirkung ins Drogendezernat nach Madison, Wisconsin versetzt. Überrascht waren Harry und Fred Webster, dass Harry seinen Dienstgrad behalten sollte und in Madison die Stelle des zweiten Chief Officer übernehmen konnte. Harry akzeptierte das ohne einen weiteren Kommentar. Die Familie von Hobbs hatte den Kontakt zu Harry abgebrochen. Harry hatte keine Chance bekommen, sein Beileid auszudrücken oder der Familie einen Erklärungsversuch der Ereignisse zu geben. Auch die Gespräche mit Fred Webster konnten bei Harry das Gefühl nicht auslöschen, dass er die Versetzung nach Madison als eine ungerechte Strafe empfand. Dennoch war er froh, das Dezernat schnell verlassen zu können. Er war nicht zu übersehen, dass ihm die Kollegen den Tod von Hobbs schwer anlasteten. Zwei Dinge hatten Harry betroffen gemacht: er fühlte sich für den Tod des Kollegen Hobbs verantwortlich. Und er musste erleben, dass seine Ermittlungen in der Sache der Drogen und Medikamente nicht weitergeführt wurden. Webster wurde offiziell von der Sache abgezogen. Harrys Fragen waren nie beantwortet worden. Im Ausschuss hatte man nur sein angebliches Fehlverhalten im Visier gehabt. Commander Salvatore hatte ihm keine Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch gegeben.
Es war ein klarer Tag in Madison, Wisconsin, im April des Jahres 2005. Im Nordosten der USA war es tagsüber warm. Manchmal kühlten schwere Gewitterregen die Luft ab. Danach wurde es feuchtwarm. Madison war keine Stadt für Touristen. Es war die Hauptstadt von Wisconsin, hatte ein Capitol wie Washington. Aber damit waren die Parallelen zu Ende. Die beiden großen Seen der Stadt luden in den warmen Monaten zum Verweilen ein. Selten kamen Fremde für längere Zeit in die Stadt. Große Geschäfte konnte man hier nicht machen. Am stadtnahen Abschnitt des Lake Mendota Drive, einer bevorzugten Wohnlage nahe dem Spring Harbour Park, wurden in letzter Zeit häufig Villen an Fremde vermietet. Das war nicht im Sinne der alteingesessenen Anwohner, die Unruhe fürchteten. Letztes Jahr war die Polizei ausgerückt, um eines der schönen Häuser zu räumen. Man sagte, Leute aus Kolumbien hätten einen Umschlagplatz für Drogen einrichten wollen. Die Nähe zu Kanada als attraktiver Markt lockte. Es war wieder Ruhe eingekehrt am Drive. Tom McCain, ein freundlicher Mann mit irischen Wurzeln, hatte sich vor zwei Jahren in eine Villa aus den fünfziger Jahren eingemietet. Er lebte allein am Lake Mendota Drive einundvierzig. Besuche bekam er selten. Eine ältere Chrysler-Limousine stand in der im Stil des Hauses gebauten Garage mit Zugang zum Haus. Den Wagen benutzte Tom wenig. Er hatte gute, aber nicht enge Kontakte zu seinen unmittelbaren Nachbarn. Er war seit einem Jahr Mitglied im Kulturzentrum der Stadt und hatte Verbindungen zur Oberschicht knüpfen können. Man erinnerte sich an gemeinsame Grillabende. Auch eine Bootstour auf dem Lake Mendota hatte er im vorigen Jahr organisiert. Mit seinen einundfünfzig Jahren war er sportlich aktiv. Man sah ihn morgens auf dem schmalen Kiesweg zum See gehen. Er joggte für ca. dreißig Minuten. Danach betrat er sein Haus von der Gartenseite durch eine Holztür, die in einen kleinen Windfang öffnete. Auch heute hatte er seinen Lauf am frühen Morgen gemacht. Es war sieben Uhr als er in das Haus trat, seine Laufschuhe ablegte und in das große Zimmer ging, das sich an den Windfang anschloss. Es war ein weiter Raum mit hohen Fenstern, einem offenen Kamin, einem großen ovalen Tisch mit gepolsterten Stühlen und einer dem Kamin nahen Ecke mit patinierten Ledersesseln. Er ging über die Holztreppe, die aus einem Flur empor führte, in den ersten Stock. Er duschte, kleidete sich mit Akkuratesse mit weißem Hemd, Business-Jackett und einer dunklen Hose an. Ungewöhnlich war, dass er sich eine Krawatte umband. Es war Montag, und eigentlich hatte er an solchen Tagen keine besonderen Pläne. Heute war das anders. Er ging hinunter in die geräumige Küche, die mit hohen Fenstern zur Straßenseite lag. Dort war ein Tablett mit einem Frühstück vorbereitet. Er lebte allein in dem zu großen Haus. Seine rüstige Haushälterin Mrs. Cunnigs kam morgens und nachmittags für zwei Stunden, um das Haus in Ordnung zu halten. Mrs. Cunnigs war nicht in der Küche. Sie putzte in den Zimmern im Erdgeschoss, als Tom McCain mit dem Tablett in das Kaminzimmer ging und sich an den ovalen Tisch setzte. Er frühstückte oberflächlich, ja geradezu schnell, schaute dabei die zwei Zeitungen, die Mrs.Cunnigs bereitgelegt hatte, durch. Er setzte sich in eines der Ledersofas am Kamin. Als Mrs.Cunnigs den Raum betrat, um abzuräumen, begrüßte er sie freundlich. Er sagte ihr, sie brauche heute und morgen nicht mehr zu kommen. Er erwarte Besuch und könne sich selbst versorgen. Mrs. Cunnigs war nicht überrascht, da das in den letzten zwei Jahren, wo sie für ihn arbeitete, öfter vorgekommen war. Sie hatte für die Woche eingekauft. Außerdem hatte sie in der Küche ein Frühstückbuffet auf der großflächigen Anrichte vorbereitet. Tom wartete, bis sie das Haus verlassen hatte. Es war neun Uhr. Die aufkommende Wärme des Frühlingstages wurde durch die dicken Mauern des Gebäudes abgeschirmt. Er ging ins Kaminzimmer zurück und holte aus einem großen, dunkelhölzernen Sideboard zwei lederne Aktenkoffer heraus. Stück für Stück nahm er Akten und Papiere aus den Taschen und legte sie auf den großen Tisch. Insgesamt bereitete er fünf Plätze am Tisch mit den Papieren vor. Es dauerte bis zehn Uhr, als es an der Eingangstür zur Straße läutete. Tom öffnete und ließ einen ihm gut bekannten Herrn herein. Der Gast kannte sich im Haus aus. Er war gut gekleidet, fünfundfünfzig Jahre, hager und hochgewachsen. Es war George W. Skinner aus San Francisco. Er kam aus der IT-Branche und hatte sein Geld als Besitzer eines bekannten Softwareunternehmens im Silikon Valley gemacht. Die Firma hatte er vor Jahren mit Gewinn verkauft. Die Abwicklung des Verkaufs war lange durch die Presse gegangen. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen Steuerhinterziehung und Verschleierung ermittelt. Skinner hatte es seinen guten Verbindungen in die Politik - auch zu Tom McCain und zu seinen befreundeten Anwälten- zu verdanken gehabt, dass die Sache nicht verfolgt worden war. Auffällig war gewesen, dass die Anzeige aus dem Unternehmen gekommen war und der Initiator, ein gewisser Ray Meyer, Abteilungsleiter, danach spurlos verschwunden war. Skinner war lange abgetaucht, dann wurde er mit Beziehungen Vorstand eines Kreditinstituts in San Francisco, und auf Grund seiner politischen Verbindungen und seiner IT-Kenntnisse wurde er Vorstandsmitglied der Firma Cantelas Medizintechnik in Cleveland, Ohio. Durch seine Vergangenheit und weitere Fehlspekulationen hatte er viel Geld verloren. Er war bemüht, die weitläufige Familie finanziell bei Laune zu halten. Außerdem hatte sein großes Anwesen in Frisco eine Menge Geld verschlungen. Er legte sein Jackett ab und ging in das Kaminzimmer. „Tom, wie geht es dir in dieser öden Gegend.“ Sie begrüßten sich freundlich, aber nicht herzlich. „Es lässt sich hier aushalten, wenn man ein Ziel hat.“ Wieder Läuten von vorne: es wurde im Eingangsbereich laut, als ein kräftiger, großgewachsener Mann im mittleren Alter eintrat. „Schon sehr warm habt ihr es im Norden. Beim letzten Treffen war es angenehmer – stell’ die Klimaanlage hoch Tom, sonst setze ich mich in den Kühlschrank.“ Alan Legs kam aus Richmond, Virginia, und war die Wärme gewohnt. Er war Mitte fünfzig und lange Jahre in leitender Position beim FBI gewesen. Jetzt war er im Vorstand einer Großbank in Richmond. Beim FBI war er in der Ermittlung im Drogentransport, besonders aus Kolumbien, aktiv gewesen. Während seiner Zeit waren mehrere Aktionen ins Leere gelaufen. Die Abteilung, die er stellvertretend geführt hatte, war mehrfach überprüft worden. Er stand im Verdacht, die undichte Stelle zu sein oder zumindest zu kennen. Es konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden. Er wurde aus der Abteilung gelobt, hatte viele Kontakte aber bis heute behalten. Er war mit Tom McCain seit langem gut bekannt. Gegen zehn Uhr dreißig trafen zwei Herren ebenfalls mittleren Alters ein. Beide waren mit der Frühmaschine aus Chicago auf dem Flughafen von Madison gelandet und mit dem Taxi zum Drive gefahren. Ted Gottfrid, sechsundfünfzig Jahre alt, Kardiologe aus Chicago und Eren Shore, fünfundfünfzig, ehemaliger Leiter des Department für medizinische Implantate bei der FDA in Maryland. Ted war viele Jahre Chef der Kardiologie einer großen Privatklinik in Chicago, nachdem er lange in Harvard gearbeitet hatte. Er hatte im Auftrag der Industrie auf dem Gebiet der Herzschrittmacher geforscht. Wegen Verstrickungen in Finanzmanipulationen und mehreren ungeklärten Todesfällen von Patienten in seiner Klinik war er vor einem Jahr suspendiert worden. Eine Abfindung war ihm verweigert worden. Seine Anwälte hatten ihm dringend abgeraten, die Sache weiter zu verfolgen. Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sind ihm wegen seiner guten Kontakte in Politik und Gesellschaft erspart geblieben. Mittlerweile war Ted Gottfrid wieder Leiter einer angesehenen kardiologischen Privatklinik außerhalb von Chicago. Eren Shore war der Stille in der Runde. Er war aus Baltimore angereist. Er war durch seine lange Freundschaft zu Tom mit im Kreis. Beide kannten sich aus Toms Zeit im Gesundheitsministerium. Als gelernter Elektroniker war er bei der FDA für die Prüfung und Zulassung medizinischer Geräte verantwortlich gewesen. Aus dieser Zeit kannte er auch Ted Gottfrid. Als er in den Verdacht geraten war, zu eng mit der Industrie zusammenzuarbeiten und von größeren Geldzahlungen die Rede war, wurde er aus der Position entfernt. Seine Freunde Tom und Ted hatten dafür gesorgt, dass die Untersuchungen eingestellt wurden. Die Vorreden waren kurz. Einige der Anwesenden besprachen schon, wann ihre Flüge heimwärts gingen. Alle fünf Herren hatten ein gemeinsames Ziel: vor allem ihre Habgier, aber auch ihre Machtbesessenheit und die kriminelle Energie zu befriedigen. Das erschien ungewöhnlich, da alle in guten bis sehr guten Verhältnissen lebten. Ihr Auftreten ließ eher auf die Vorbereitung eines Clubabends schließen. Aber weit gefehlt. Vor sieben Jahren hatten sie sich erstmals in dieser Runde getroffen. Ausgegangen war die Initiative von Tom McCain. Er hatte für die Gruppe den Codenamen G.O.B.S.A.T. gewählt. Ein Name, der ihm auch heute noch gefiel. Tom war lange hochdekorierter Leiter eines Department im Foreign Office gewesen, dann als Republikaner nach einer Präsidentenwahl wegen einer Lappalie geopfert worden, wie er betonte. Abgeschoben fühlte er sich ins Gesundheits- später ins Außenministerium. Kurz vor seinem Ausscheiden, das wegen einer ihm angelasteten Unkorrektheit bei einer Finanztransaktion erfolgt war, hatte er seine Kontakte nach Lateinamerika vertiefen können. Daher stammten auch seine Beziehungen zu Alan Legs vom FBI. Bei seinem üppig gepflegten Lebensstil war er auf Geldmittel angewiesen. Dies verband ihn im Übrigen mit seinen Kollegen am Tisch. In dieser Zeit hatte Tom die Idee, mit den Krisenherden dieser Welt Geld zu verdienen. Aus dem Gesundheitsministerium hatte er Kontakte zu Hilfsorganisationen in aller Welt. Es gelang ihnen, letztlich durch das Geschick und die kriminelle Energie von Ted Gottfrid, Medikamente in großem Stil zu besorgen und diese über offizielle staatliche Stellen zu überhöhten Preisen an die Hilfsorganisationen zu verkaufen. Selbst ein Zertifikat der UN konnten sie für die Transporte nutzen. Das perfide daran war, dass Gottfrid als anerkannter Kardiologe im Vorstand vieler dieser Hilfsorganisationen war. Besonders der Handel mit Impfseren hatte Millionen in ihre Kassen gespült. Um das mit der nötigen Diskretion abwickeln zu können, hatten sich Skinner und Legs die entsprechenden Winkelzüge im Finanzsektor einfallen lassen. Ein großer Teil des Geldes war in den vergangenen fünf Jahren, auch durch die Verbindlichkeiten der Herren, aufgebraucht worden. Zahlungen an hohe Beamte aus der Justiz und der Polizei hatten den Reingewinn stark reduziert. Dennoch warteten größere Summen auf den Cayman Inseln auf Abruf. Was nicht allen am Tisch bekannt war: für die Verschiffung der Medikamente, die Verteilung und den immensen Geldfluss wurden Verbindungen zum Drogenkartell mit Kontakten in Chicago genutzt. Ted Gottfried hatte auf persönliche Beziehungen von Tom McCain und Alan Legs setzen können. Trotz ausgeklügelter Recherchen und Knüpfen neuer Verbindungen war vor ca. zwei Jahren das Geschäft mit den Hilfslieferungen beendet worden. Das war durch einen Hinweis von Alan Legs geschehen, der mit Kontakten zum FBI über den Beginn von Ermittlungen vertrauliche Information erhalten hatte. Die Gruppe hatte sich schnell aus diesem Geschäft zurückgezogen. Weitere geplante Aktivitäten wurden auf Eis gelegt. Die Ermittlungen liefen ins Leere. Keiner der Herren war behelligt worden. Ein gewisser Harry Caruso vom Chicagoer Police Department war als verdeckter Ermittler in der Sache rechtzeitig enttarnt worden. Das war vor ca. fünf Jahren gewesen. Tom hatte die Herren vor einem Jahr mit neuen Ideen wieder zusammengebracht. Er hatte ein lukratives Projekt angeschoben. Tom McCain und Alan Legs waren seit einigen Jahren im Vorstand einer Fondgesellschaft, die Kredite an Firmen verschiedenster Branchen vergab, die nicht mehr kreditwürdig waren. Abgesichert wurden diese Kredite über Banken, die, geschützt durch das Fondkapital, sehr einträgliche Geschäfte machten. Tom hatte diese Beziehungen zu seiner aktiven Zeit als Bankvorstand geknüpft. Tom und Alan nutzten ihre Einsichtnahme in die Branchen gerne für ihre Interessen. Tom hatte seit mehr als zwei Jahren an der Vorbereitung des aktuellen Projektes gearbeitet, das er endlich in Gang setzen wollte. Nachdem die Herren, die sich von dem Frühstücksbuffet in der Küche versorgt hatten, die vorbereiteten Unterlagen durchgesehen hatten, bat Tom Ted Gottfrid, das Projekt zu erläutern. Ted Gottfrid steckte seinen USB-Stick in den Laptop. Mit einigen Folien fasste er zusammen: „Telemetrie bedeutet Messung aus der Ferne. Eingesetzt wird sie vor allem in der Medizin. Als Norman J. Holter 1960 die ersten telemetrischen Daten von herzkranken Patienten aufgezeichnet hat, war das revolutionär. Die dazu erforderliche Sender-Empfänger-Einheit war noch riesig groß und kaum zu transportieren, die Daten waren aber sehr hilfreich. Patienten brauchten zur Überwachung ihrer Herzfunktion nicht in der Klinik zu bleiben. Heute sind es vor allem Patienten mit Herzrhythmusstörungen und implantierten Schrittmacher-Systemen, die von der Technik profitieren. Die Sende- und Empfangsgeräte, die am Körper getragen werden müssen, sind sehr klein geworden. Die Datenübertragung ist sicher. Es können auch gewisse Regulierungen an der Schrittmacherfunktion mit der Telemetrie durchgeführt werden. Bekannte US-amerikanische Firmen aus der Medizintechnik haben die Systeme weiter verbessert. Mittlerweile ist die Sender-Empfänger-Einheit in den Schrittmacher eingebaut. Die Patienten sind – bis auf die Kapazität der Batterien –unabhängig von äußerer Technik. In der Regel werden die Daten zur Überwachung des Herzrhythmus genutzt. Die zuständige Klinik überwacht den Patienten. Im Falle von Unregelmäßigkeiten werden Arzt und Patient alarmiert. Im Notfall ist es bei einigen Systemen sogar möglich, die Funktion des Schrittmachers mit WLAN zu beeinflussen. Zwar sind diese Funktionen beschränkt, es sind aber schon Wiederbelebungen von Patienten per WLAN-Stimulation experimentell beschrieben. Für uns wichtig ist die Tatsache, dass bei entsprechender Programmierung des Systems eine sehr genaue Lokalisierung des Aggregates und des Patienten und auch der Versuch einer Manipulation zu erkennen sind.“ Ted schaute in die Runde. Die Herren waren mit dem Thema vertraut. Fragen standen nicht an. Tom kam zur Sache. „In langen Vorbereitungen, in die sie einbezogen waren, ist die Idee entwickelt worden, eine banale medizinische Leistung zu einem Mittel der persönlichen Einflussnahme zu machen. Das Banale ist folgendes: jährlich werden in den USA ca. drei Millionen Herzschrittmacher bei unterschiedlichen Krankheiten in Patienten eingesetzt. Das geschieht in einer Operation im Hospital. -Ted, bitte unterbrich mich, wenn ich mich medizinisch nicht korrekt ausdrücke! -Bei einer deutlich kleineren Zahl von Patienten besteht eine tatsächliche Abhängigkeit von der Funktion des Schrittmachers, d.h. funktioniert er nicht, ist der Patient in akuter Lebensgefahr. Heute kann die neueste Generation der Schrittmacher durch die Software an die Bedürfnisse der Herzfunktionen eines Patienten angepasst werden. Das geschieht von außen, d.h. der Patient wird deshalb nicht nochmals operiert, sondern -wie bei unseren Handys- wird die Software per Tele-Command aktualisiert oder repariert. Die großen Firmen der Branche, und eine weltweit führende produziert nicht weit weg in Minneapolis, lassen sich ihre Marktführung sehr gut bezahlen. Vascutronic ist eine dieser Firmen.“ Tom fuhr nach einem Schluck Wasser fort: „Jetzt die Idee hinter der Sache- und ich bitte um absolute Vertraulichkeit-: Wenn wir uns vorstellen, ein schwer herzkranker Patient bekommt einen solchen Schrittmacher. Wir sind an der Entwicklung der eingebauten Software beteiligt. Der Patient verlässt die Klinik und bekommt irgendwann von uns Post bzw. einen Anruf. Wir weisen ihn darauf hin, dass wir in der Lage sind, ihn auf der Stelle durch Abschalten oder Manipulieren seines Schrittmachers aus dem Leben scheiden zu lassen, wenn er uns nicht finanziell -sagen wir mal- unterstützen möchte. Die Software bzw. die Manipulation ist so sicher ausgeführt, dass selbst, wenn der Patient zum Arzt gehen und das System überprüft werden würde, der Fehler nicht auffallen würde. Die Zahlungen würden über eine von uns eingerichtete Stiftung abgewickelt. Theoretisch könnte der Patient die Zahlung sogar als Spende bei der Finanzbehörde deklarieren“, fügte er lächelnd hinzu. „Wir bleiben als Gruppe oder Personen außen vor.“ Tom fuhr fort: „Es gibt aber Voraussetzungen, damit es funktioniert: die richtigen Patienten finden, eine Klinik und Mitarbeiter zur Verfügung haben, die die entsprechenden Geräte einsetzen, die die Überwachung und telemetrische Manipulation vornehmen, eine Firma finden, die die Geräte mit der entsprechenden Software ausstattet.“ Die Runde der vier Herren hatte die Ausführungen aufmerksam verfolgt. George Skinner unterbrach die Stille als Erster und fragte: „Tom, um mit dem letzten Schritt zu beginnen. Wir würden den Tod eines Patienten in Kauf nehmen?“ „George, das ist nicht das Ziel, wie du mir sicher abnehmen wirst. Wir werden unsere Forderungen an den jeweiligen Patienten mit nicht ganz ungefährlichen telemetrischen Mitteln verdeutlichen müssen. Gedacht ist an Herzaussetzer, Rhythmusänderungen etc.“ „Ted, dazu kannst du wohl besser Stellung nehmen, oder?“ „Ja, du hast es richtig beschrieben. Wir treten nicht an, um einen Patienten umzubringen, damit das klar gesagt ist! Aber das Risiko, dass es in der Manipulation passieren kann, kann ich nicht mit Null bezeichnen.“ George Skinner hakte nach: „Wir wollen doch das Geld und sonst nichts! Das heißt also, dass wir jetzt verabreden sollten, sofort mit den Attacken auf einen Patienten Schluss zu machen, wenn wir ansonsten die Gefahr sehen, ihn umzubringen, korrekt?“ „Wir machen doch keine Attacken! Wir suchen uns die geeigneten Patienten aus, die -sagen wir mal- sensibel genug sind und auf der anderen Seite genügend finanzielle Reserven haben, um unser Anliegen zu verstehen.“ „Ich möchte, dass klargestellt ist, dass wir nur bis zu einem gewissen Punkt gehen, mehr habe ich nicht verlangt!“ „Wenn das soweit geklärt ist, kommen wir zu den weiteren Fragen.“ „Wie klären wir denn die Voraussetzungen?“ fragte Alan aus der Runde. „Du kennst die Antwort selbst. Wir haben ein Unternehmen gefunden, das als Zwischenhändler für die Kliniken aktiv ist und die Manipulation der Software vornehmen kann. Wir haben zwei geeignete Mitarbeiter einer Klinik, die in Positionen sind, uns entsprechende Patienten zu nennen und über die Einrichtungen des Studienzentrums hier in Madison die Nachsorge der Patienten zu regeln. „Das ist der Grund gewesen, dass ich mir Madison als Bleibe ausgesucht habe!“ „Das klingt ja, als könnten wir morgen loslegen? Wie sicher sind diese Leute? Woher kennst du sie? Haben sie direkten Kontakt mit uns? Und wie steht es mit den Finanzen?“ Tom setzte sich wieder in die Runde: „Du hast vollkommen Recht: wir haben – jeder auf seinem Posten – schon eine Menge Vorarbeit geleistet und könnten loslegen. Wir werden – um mit deiner letzten Frage zu beginnen - ca. fünf Millionen Dollar investieren müssen, bevor wir den ersten Dollar sehen, denke ich“ – die Runde wurde unruhig. „Ich rechne mit einem halben bis einem Jahr Vorlauf, bevor wir mit den ersten Einnahmen rechnen können. Haben wir allerdings einen geeigneten Kandidaten, so kann uns die Kasse schon mit einem Fall wieder aufgefüllt werden!“ „Was ist denn, wenn der Kandidat uns anhört, sich aber den Schrittmacher in einer anderen Klinik herausnehmen lässt?“ fragte George. „Das müssen wir eben verhindern und zwar durch gute Logistik und den deutlichen Hinweis, ihm empfindlich schaden zu können, sobald er Anstalten macht, eine andere Klinik oder die Polizei aufzusuchen.“ „Das hört sich kompliziert an, oder? Das ist doch bei allem, was wir planen, ein wichtiger Punkt!“ „Da habt ihr völlig Recht“, antwortete Tom sehr ruhig. „Das ist ein zentraler Punkt unserer Diskussionen gewesen. Wir haben die Möglichkeit, den Chip so zu programmieren, dass wir nicht nur feststellen können, wo sich der Patient aktuell aufhält, sondern wir können auch feststellen, ob auf das Aggregat mit einem Computer oder tatsächlich Zugriff genommen wird. Wir haben eine rund um die Uhr -Information, was mit dem Patient und dem Aggregat passiert. Auf der anderen Seite haben wir die Sicherheit, dass selbst dann, wenn ein Gerät anderswo entfernt und untersucht würde, die Manipulation mit handelsüblichen Mitteln nicht erkannt werden kann!“ „Das hört sich nach Science Fiction an! Und das sollen wir dir abnehmen?“ warf George skeptisch ein. „Lass’ mich auf deine anderen Fragen eingehen, bevor wir hier weitermachen! Über die Kontakte von Ted haben wir Zugang zum Studienzentrum der Kardiologie des Universitätsklinikums in Madison. Alan und ich haben mit unseren Verbindungen einen Einfluss auf die Gelder, die dem Zentrum zur Verfügung stehen. Der verantwortliche Leiter ist der stellvertretender Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Brian Forssman. Ich bin mit ihm befreundet, und wir haben auch eine gemeinsame Vergangenheit, die ihn mir eng verpflichtet – ich will auf Einzelheiten nicht eingehen. Wir werden Brian – wenn wir zu einem Abschluss kommen – in Kürze zu uns einladen können. Unser „Mann vor Ort“ in der Leitzentrale für die Studie ist ein gewisser Dr. Mario Alvarez, der von Brian vorgeschlagen wurde. Leider werden wir einen weiteren, mir bisher nicht bekannten Mediziner mit einbeziehen müssen. Es ist ein gewisser Dr. Frank Kinneman aus der Uniklinik in Minneapolis. Brian arbeitet eng mit ihm zusammen. Kinneman ist der entscheidende Research Manager beim Marktführer für Schrittmachersysteme Vascutronic.“ „Das sind drei Leute, die ich nicht kenne und von denen wir abhängig wären, wenn wir das Projekt starten!“ warf George ein. Ted, der sich bisher zurückgehalten hatte, schaltete sich ein: „Das sollte ein Projekt werden, wo wir als die Drahtzieher und Geldgeber außen vor bleiben – nicht so wie bei den anderen Projekten oder dem Deal mit den Hilfsorganisationen – sondern wirklich draußen! Die Kollegen müssen uns nicht persönlich kennenlernen. Ich bin der Kontaktmann zu Brian. Wir müssen ihn nicht in unsere Runde holen.“ „Das haben wir anders vereinbart“, warf Tom ein. „Alan, wie siehst du das?“ „Ich halte mich zurück, würde aber Ted zustimmen, so wenig direkte Kontakte wie möglich.“ „Das sind Details, die wir noch regeln können, oder?“ wiegelte Tom ab, als er bemerkte, dass das Gespräch von seinen Vorstellungen abwich. „Na gut, was kosten die Leute und wie sicher sind sie?“ wollte George wissen. „Sie wollen bereits mit Beginn der Planungen Geld sehen, und zwar nicht zu knapp! Ted hat die ersten Gespräche geführt und ist unser Kontaktmann.“ „Zu Beginn müssen wir mindestens ein bis zwei Millionen Dollar locker machen, sonst läuft gar nichts!“ ließ Ted die Katze aus dem Sack. „Und wie geht es dann weiter?“ warf George ein. „Brian ist unser Mann, der den Kontakt mit den anderen herstellt. Ich habe die beiden, Alvarez und Kinneman, nie gesehen und mit ihnen nicht gesprochen.“ „Ist das nicht riskant, ohne Sicherheiten eine Million Dollar oder mehr Leuten zu geben, von denen wir nichts wissen?“ „Na, so ist das ja nicht“, antwortete Ted. „Ich bürge für Brian! Außerdem wird er das größte Risiko tragen, wenn wir loslegen!“ „Warum macht er es nicht selbst?“ fragte George, der sich mittlerweile zum Sprecher der Kritiker gemacht hatte. „Die Idee ist von Tom und mir. Brian wäre vielleicht auf so etwas gekommen, hätte das aber nie umsetzten können“, antwortete Ted gereizt. „Was haben wir dann mit diesem Mann zu tun? Der macht uns doch nur Schwierigkeiten – entschuldige Ted, aber das hört sich so an.“ „Also gut“, sprach Ted in die Runde. „Hier noch ein paar vertrauliche Details: Ich kenne Brian seit unserem Studium an der Columbia Universität. Wir hatten beide einen gemeinsamen Weg über lange Zeit. Wir haben uns in der Ausbildungszeit der Kardiologie aus den Augen verloren, sind aber irgendwie in Kontakt geblieben. Unsere Arbeiten in der Elektrophysiologie haben uns auf Kongressen zusammengebracht. Ich glaube, es war im Jahr 2002. Brain war damals als hochdekorierter Department-Leiter in große Schwierigkeiten gekommen. Er hatte nicht genehmigte Versuche an Patienten durchführen lassen. Er ist vor Jahren mit meiner und Toms Hilfe nicht in die Ermittlungen mit aufgenommen worden – damals hatte er übrigens schon zwei junge Mitarbeiter namens Alvarez und Kinneman -. Wir haben ihm finanziell, juristisch und gesellschaftlich geholfen. Und er ist heute wieder in höchster Position- gut für uns und ihn. „Danke für die Offenheit“, drückte George für alle Beteiligten aus. „Von dem Psychogramm, das du gezeichnet hast, ist er denn für uns der richtige Mann?“ „Tom und besonders ich kennen ihn gut. Er ist absolut geeignet für uns! Tom und ich haben ihn außerdem mit Dingen aus der Vergangenheit, die ich nicht alle erläutern konnte, in der Hand. Und ein wichtiges Detail will ich nicht verschweigen: wir brauchen einen kompetenten Partner, der die Systeme unauffällig präpariert, sie manipuliert, die richtigen Patienten für uns heraussucht und vor Ort die Daten verwaltet!“ „Kann das nicht einfach zum Selbstläufer werden, und die Männer booten uns aus?“ „Um das zu verhindern, sitzen wir hier!“ mischte sich Tom ein. „Außer Ted ist niemand am Tisch, der einen Schrittmacher so manipulieren kann, wie wir es für das Projekt brauchen, habe ich mich geirrt?“ Zustimmendes Nicken. „Wir können auch eine Bank überfallen oder einfach heute auseinander gehen und die Sache begraben.“ Tom war genervt. Allerdings musste er sich vorwerfen lassen, vieles von dem, was er dem Komitee heute vorgelegt hatte, in eigener Regie vorbereitet zu haben. Die anderen fühlten sich nicht eingebunden. Die von Tom vor der Sitzung ausgelegten Tischvorlagen wurden in der Pause durchgesehen. Es ging nochmals um die Diskussion des Vorhabens und um die Freigabe der Gelder -fünf Millionen Dollar - mit der Möglichkeit, dass Tom kurzfristig das Geld freigeben konnte, sondern auch über weitere zwei Millionen Dollar verfügen konnte, wenn es notwendig würde. Dass gerade das Geld in der Runde so wichtig war, stand außer Frage. Es waren Stimmen im Vorfeld laut geworden, die gesamte zur Verfügung stehende Summe durch die fünf Anwesenden zu teilen und das Komitee aufzulösen. Das war nur ein kurzes Statement von Alan Legs gewesen. Die Aussicht, ein Vielfaches des Geldes ohne großes Risiko zu bekommen, hatte jede Kritik erstickt. Es war bereits Mittag, als sich die Gruppe wieder am Tisch versammelte, um das Projekt zu beschließen. Tom hatte es geschafft, das Vertrauen der Gruppe auf seine Seite zu bringen. Alles hing davon ab, dass schnell die ersten Gelder aus dem Projekt flossen und keine Probleme auftraten. Am späten Nachmittag löste sich die Gruppe auf. Tom und Ted würden die anderen auf dem üblichen Weg über den Beginn der Aktion informieren. Vor allem die Geldfrage war geklärt. Jedem der Anwesenden sollte innerhalb von zwei Wochen eine Million Dollar zur freien Verfügung überwiesen werden. Tom hatte Bedenken geäußert, da damit fast alle freien Geldmittel am Limit waren. Das hatte die anderen nicht beeindrucken können. Tom war in den Plan bereits zu sehr eingebunden, um die Sache an der Geldfrage scheitern zu lassen. Außerdem würde er das Knowhow der anderen drei Mitglieder brauchen. Ob das langfristig so bleiben musste, würde sich zeigen. Als letzter verließ Ted gegen sechs Uhr das Haus am Lake Mendota Drive. „Bist du mit dem Ausgang zufrieden?“ „Da wir ja mitten im Projekt stecken und die Zahlungen dringend anstehen, hatte ich keine Wahl, als zuletzt einfach Geld auf den Tisch zu werfen und zu hoffen, dass die Haie anbeißen!“ „Das hast du treffend gesagt! Wir haben die ersten Patienten in Aussicht.“ „Ja, ich weiß! Und wir müssen uns um die Leute von Medcore und Cantelas kümmern! Können wir uns bald wieder treffen?“ „Klar! Wir können auf dem bekannten Weg Kontakt halten!“ Damit verabschiedete sich Ted in das wartende Taxi, das ihn zum Flughafen brachte. Da sich das Komitee in sehr unregelmäßigen Abständen und selten getroffen hatte, hatte Tom keine Veranlassung gesehen, geheime Orte zu wählen. Das sollte für die Zukunft anders organisiert werden. Tom setzte sich auf das Ledersofa mit Blick auf den Drive und den dahinter liegenden See. „Ein herrlicher Ausblick. Weshalb tue ich mir das an? Mit der Million Dollar, die ich mir selbst freigegeben hatte, könnte ich alle Verbindlichkeiten bedienen. Nur für meine Nichte Rachel muss ich noch sorgen! Sie hat es verdient, dass ich mich um sie kümmere. Und da wären ein paar alte Rechnungen offen.“ Er bekam bei diesen leise vor sich hin gesprochenen Worten einen versteinerten Gesichtsausdruck. Die kleinen, wachen Augen wurden noch kleiner, die Hautfarbe seines noch recht jung wirkenden Gesichts wurde rötlich.
John Perry ist Geschäftsmann aus Minneapolis, Mitte fünfzig. Er war mit Flug BA 793 aus London Heathrow in Chicago o’Hare gelandet. Er leitet einen mittelständigen Betrieb für feinmechanische Werkstoffe in Minneapolis. John freute sich über die neuen Kontakte und Geschäftsbeziehungen in Europa. Im Flugzeug hatte er einige Schreibarbeit in dem gemütlichen Sitz der Business Class erledigen können. Er war zufrieden, bald bei seiner Familie zu sein. Im Frühling – und wir hatten gerade Anfang Mai – war der mittlere Westen eine Naturpracht. John liebte diese Jahreszeit. Sein Kardiologe hatte ihn vor dieser Kurzreise gewarnt, dass er es unbedingt etwas ruhiger angehen lassen sollte. Im letzten Jahr hatte er einen schweren Herzinfarkt erlebt. Nur mit Hilfe eines Herzschrittmachers und eines eingesetzten Defibrillators hatte er den Notfall überstanden und fühlte sich wieder fit. Die Transferzeit zum Flugsteig der United-Airlines war kurz. Schnell zum United-Counter und zum Boarding. Unterwegs die ersten Telefonate. Die Boeing 737 nach Minneapolis war ausgebucht. Fast nur Geschäftsreisende, die in einem Kurztrip Geschäfte an der Ostküste erledigt hatten, oder wie John Chicago als Drehkreuz für weite Strecken genutzt hatten. John saß in den vorderen Reihen der Maschine. Er hatte sich einen Drink bestellt, bevor das Boarding beendet war. Der Whisky tat ihm gut. Pünktlich um vier Uhr fünfzig p.m. war die Startfreigabe für Flug 2134 nach Minneapolis. John hatte einen Fensterplatz und sah den riesigen Komplex von o’Hare hinter sich verschwinden. Die Flugzeit wurde vom Purser mit neunzig Minuten angegeben. Zeit genug, noch einen Whisky zu bestellen. Er liebte die alten schottischen Whiskynoten. Der hier servierte erschien ihm nicht schlecht zu sein. Die Mitreisenden nahm John kaum wahr. Er war mit seinen Gedanken zu Hause und bei seinen Geschäften. Mit dem zweiten Whisky bemerkte er ein leichtes Unwohlsein. John schob es auf den Jetlag, mit dem er oft zu kämpfen hatte. Das Unwohlsein steigerte sich. Er bekam Herzrasen, das er so nicht