Gaston – Liebe im Schatten des Krieges - Friedrich Wolf - E-Book
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Gaston – Liebe im Schatten des Krieges E-Book

Wolf Friedrich

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Beschreibung

In einem Paris, das von der Ungewissheit des Krieges durchzogen ist, entfaltet sich die Geschichte zweier Menschen, deren Liebe inmitten von Angst und Zerstörung einen Anker in der stürmischen See des Schicksals bildet. Jan Brosek, ein erfahrener Kämpfer, der schon zwei Kriege überlebt hat, findet dank der jungen und entschlossenen Renée Kerval neuen Lebensmut. Während die Stadt von Panik und Bombenangst beherrscht wird, kämpfen Jan und Renée um ihr persönliches Glück. Doch die Schatten des 2. Weltkrieges ziehen unaufhaltsam näher, und ihre Liebe wird auf die Probe gestellt. Wird es ihnen gelingen, in dieser düsteren Zeit eine Zukunft zu finden? Eine packende Erzählung, die die Kriegsängste und die Macht der Liebe in den dunkelsten Momenten des Lebens einfängt.

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EPUB
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Seitenzahl: 48

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Friedrich Wolf

Gaston – Liebe im Schatten des Krieges

Aus: „Die unsichtbare Brigade“

ISBN 978-3-68912-180-8 (E–Book)

Die Erzählung ist von 1941.

Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.

© 2024 EDITION digital®

Pekrul & Sohn GbR

Godern

Alte Dorfstraße 2 b

19065 Pinnow

Tel.: 03860 505788

E–Mail: [email protected]

Internet: http://www.edition-digital.de

I

Wo zwei Menschen sich lieben, da ist die Welt.

Im Grunde hatte kaum ein Mensch in diesem gesegneten Lande an den Krieg geglaubt. In diesem Lande, in dem auch der kleine Mann mit Grazie und mit Verstand sein Diner aus drei Gängen zu sich nahm und die Reste des Obstes oder des Fromage de Brie nicht mit dem Zahnstocher beseitigte, sondern mit ein paar kräftigen Schlucken des in bauchigen Karaffen auf dem Tisch herumstehenden Pinards hinunterspülte.

„Man wird sich schon einigen, wie vor einem Jahr!“, sagten die meisten.

„Jawohl, das alles ist bloß wieder ein Bluff!“, ergänzten die andern.

Die Eingeweihten aber belehrten die Zweifler: „Ein moderner Krieg ist psychologisch und technisch heute einfach unmöglich … technisch, grade wegen der hoch entwickelten Technik, weil zu viel vernichtet würde; psychologisch, weil unsre Politiker dies ganz genau wissen, und weil weder der Staat noch auch die Industrie irgendein Interesse am allgemeinen Chaos in Europa haben!“

Und nun war dieser unmögliche Krieg da. Ein Teil der Bewohner von Paris hatte panikartig die Stadt verlassen, weil man schon in der ersten Nacht schwere Luftangriffe der Deutschen mit Giftgas erwartete. Zweimal nachts heulten die Sirenen Alarm. Alles stürzte in die Keller. Man las jetzt beim Schein der elektrischen Taschenlampen die eiligst herausgegebenen Merkzettel über die „schweren“ Giftgase, die vor allem in der Tiefe sich festsetzen; man sah,   die Keller nach allen Seiten offen waren; alles rannte jetzt hinauf in die obersten Etagen und auf die Dächer.

Als in der Nacht nichts geschah, hatte man sich am nächsten Tag schon wieder beruhigt. Die Magazine versahen befehlsgemäß ihre Schaufensterscheiben mit Klebestreifen, damit sie vom Luftdruck der Bomben nicht zersprangen. Das Wesentliche bei dieser Übung aber war, dass die Dekorateure der großen Geschäfts- und Modehäuser in der Rue de Rivoli und der L’Avenue de l’Opéra wahre Wettbewerbe der kunstvollsten Klebeornamente veranstalteten. Auch die weiblichen Büroangestellten, die Verkäuferinnen und Midinettes hatten sich über die erste nicht eingetretene Giftgasnacht schnell hinweggefunden, und schon am nächsten Tag trug man die neuen Gasmasken sehr schick und individuell: vorn an der Schulter in einem bunten pompadourartigen Futteral, auch militärisch an einem hellen Lederriemen an der Seite, oder man schlenkerte sie in einem Netz wie ein Tennisracket in der Hand. In den Quartieren der Porte St. Martin, um den Gare du Nord, in den Vororten Vincennes, Villejuif und Ivry dagegen standen viele Arbeiterfrauen da wie vor den Kopf geschlagen. Tausende ihrer Männer waren an die Front gerückt. Hunderte andere aber hatten die „Flics“ und die Garde mobile nachts aus den Betten verhaftet und verschleppt, nach der „Santé“, in die Gefängnisse der Provinz oder hinter Stacheldraht auf entlegene Inseln vor der bretonischen Küste.

II

In den mittleren Geschäftsvierteln des Zentrums der Stadt und zwischen dem Boulevard Raspail, dem „Boul’ Mich“, der Rue de Rennes herrscht in den Kleider-, Wäsche- und Koffermagazinen Hochkonjunktur. Es ist wie auf einem Jahrmarkt. Man verkauft auf den Straßen, vor den Läden. Die Inhaber der Geschäfte verweigern keineswegs die Waren; sie wollen in zwei bis drei Tagen ausverkaufen und dann mit ihrem Geld weit weg in die Provinz. In all dem Treiben gibt es jedoch ausgesprochen friedliche Oasen. Im Jardin du Luxembourg spielen nach wie vor die alten Pensionäre unter den schattigen mächtigen Platanen ihre Krocketpartie, lassen die Kinder auf dem Teich vor dem Senatspalais ihre kleinen Segelschiffe schwimmen. Junge, elegante Frauen, Studenten und Offiziere, die vielleicht morgen zur Front müssen, genießen vor dem Gartencafé neben dem Musikpavillon noch einmal ihren Eiskaffee oder ihren „Fin“.

„Lodernd die Flammen schlagen zum Himmel an …“, intoniert die Kapelle die Arie aus dem Troubadour. An einem runden Tischchen sitzt ein etwa vierzig- bis fünfzigjähriger Mensch, seine Haare sind in seltsamen Strähnen über der Stirn ergraut, seine hellen, zusammengekniffenen Augen schauen durch eine Lücke des grünen Blätterdachs in die klare, blaue Sommerluft, als zweifelten sie an der Wahrheit des lichten Himmels oder an der Zuverlässigkeit des Arientextes der „lodernden Flammen“. Mit seiner linken Hand hält der Mensch einen Strohhalm, nachdenklich saugt er die Orangenlimonade; seine Rechte ist von einem kräftigen schwarzen Lederhandschuh umhüllt, sie scheint verstümmelt. Die junge Frau neben ihm mit einer weißen Baskenmütze auf dem rötlichblonden Haar beobachtet ihn aufmerksam.

„Woran denkst du, Jan?“, fragt sie den Freund.

„Das alles ist doch einfach, nicht wahr?“

„Was ist nicht wahr?“

„Dass es schon wieder soweit ist.“