Geben Sie nach? - Christine Nöstlinger - E-Book

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Christine Nöstlinger

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Beschreibung

Trost und Rat mit Weisheit und Witz: noch mehr Geschichten über das Leben unter Mitmenschen, Männern und Kindern. Liebe macht blind - das macht sie auch so schön. Weil man nachsichtig wird, wenn man nicht weiter sieht als bis zu der rosaroten Brille, die sie einem aufsetzt, oder bis zu den Gurkenscheiben, die man vor Augen hat, damit die Liebe auch schön frisch bleibt. Aber die Welt jenseits davon ist natürlich voller Ecken und Kanten, voller Hindernisse und Hürden. Wer den Blick dafür verliert, stolpert dann bald durch ein Leben zwischen Haushalt und Beziehungskisten, zwischen Ehealltag und Kinderkram. Christine Nöstlinger erzählt Geschichten aus diesem Leben, über die sie gestolpert ist, und sie tut das, wie es keine andere kann: mit klarem Blick, bissig, ironisch, aber immer auch liebevoll.

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Seitenzahl: 41

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Christine Nöstlinger

Liebe macht blind –

manche bleiben es

Teil 1 Geben Sie nach?

Herausgegeben von Hubert Hladej

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2012 Residenz Verlag

im Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub (Einzelgeschichte):978-3-7017-4319-3

ISBN ePub (Gesamtausgabe):978-3-7017-4302-2

ISBN Printausgabe:978-3-7017-1600-5

1. Geben Sie nach?

Kein Humor

Frauen, das ist in Männerkreisen kein Geheimnis, haben leider keinen Humor. Also, zumindestens haben sie viel weniger Humor als Männer! Wissenschaftliche Beweise dafür gibt es natürlich nicht, aber es liegt doch – bitte schön – klar auf der Hand! Das merkt man ja allein schon daran, dass alle Personen, die einen Wissensschatz von über tausend Witzen ihr Eigen nennen und aus diesem reichen Angebot gern allerlei zu Gehör bringen, männlichen Geschlechts sind. Die Annahme, dass Männer ein wesentlich leichteres Leben als Frauen und daher auch besser lachen hätten, ist sicher irrig. Das größere Humor-Potenzial der Männer dürfte in der Erbmasse liegen. Man redet zwar fälschlicherweise vom „Mutterwitz“, aber der „Vaterwitz“ wäre wohl der Wahrheit näher.

Schon an Kleinkindern merkt man das Humor-Manko der Mädchen. Da hat so ein kleiner, witziger, lustiger Lausbub den humorvollen Einfall, seine kleine Freundin mit einer Spinne zu necken. Mit dem allerliebsten Lausbubenlachen auf den Lippen, wirft er die Spinne seiner kleinen Freundin an die Nase. Und was tut das humorlose Mäderl? Es kreischt, zappelt und heult! Unter Umständen gibt es dem humorigen Knaben sogar eine Watsche. Jedenfalls nimmt es übel und zeigt keine Spur von Gespür für das Humorige an der Situation!

Und diese unterschiedliche Begabung für Humor verstärkt sich noch beim Heranwachsen; der männliche Mensch vertieft und verbreitert sie, beim weiblichen Menschen verkümmern die minimalen Ansätze völlig.

Nehmen wir als Beispiel das Ehepaar Meier. Herr Meier, ach, was kann der lachen! Am liebsten lacht er über Frau Meier. Die braucht sich bloß einen neuen Hut zu kaufen und aufzusetzen, und schon kriegt Herr Meier Zwerchfellstechen vor lauter Heiterkeit! Aber ein neuer Hut muss nicht unbedingt sein! Auch die Art, wie Frau Meier redet, reizt Herrn Meier zum Lachen. Auch wenn Frau Meier vor etwas Angst hat, kann sich Herr Meier darüber köstlich amüsieren. Wenn die Kinder frech zu ihr sind, kommt Herr Meier aus dem Kichern gar nimmer raus! Menschenfreundlich, wie Herr Meier ist, will er seinen Spaß natürlich mit anderen teilen. Darum erzählt er gern im Freundeskreis, was seine Frau so tut und redet, wie sie mit dem neuen Hut ausschaut und welch komische Missgeschicke ihr schon wieder unterlaufen sind. Der Mann hat eben Humor! Frau Meier hingegen lacht selten. Sie sagt, sie müsse ihren ganzen Humor darauf verwenden, Herrn Meier auszuhalten.

Geben Sie nach?

Las ich doch unlängst auf einem Zeitungstitelblatt fett gedruckt: Bei Ehestreit geben Männer öfter nach.

Ei potz, dachte ich mir verdutzt, denn nachgebende Männer entsprechen in keiner Weise meiner langen Lebenserfahrung. Doch dann, ins Blattinnere vorgedrungen und „en détail“ lesend, war ich wieder beruhigt!

Die Männer, besagt eine Meinungsumfrage, stehen einen Streit mit der Ehefrau nicht bis zum Ende durch, sondern ziehen sich in den „Schmollwinkel“ zurück.

Und dieses soll Nachgeben sein? Da kann eine alte Ehefrau bloß bitter lachen! Wer in regelmäßigen Abständen den Herrn Gemahl aus dem Schmollwinkel herauszuholen hat – und welche Ehefrau hätte das nicht –, der weiß ganz genau, dass der Rückzug in den Schmollwinkel das Gegenteil von Nachgeben ist. Der „Schmollwinkler“ zwingt seine Frau zum Nachgeben! Schmollen ist eine besonders hinterhältige Taktik im ehelichen Kleinkrieg!

Gegen den Schmollenden helfen keine guten Argumente, keine Drohungen, keine Schimpftiraden. Da hilft auch kein Geschrei, kein Weinen, kein Bitten, kein Flehen und kein Angebot auf Waffenstillstand, denn wer schmollt, verweigert sich und lässt sich auf keinerlei Debatte mehr ein.

Der Schmoller geht aufs Ganze und weiß, dass es ihm – über kurz oder lang – zufallen wird.

Um das zu erreichen, bleibt er natürlich keineswegs in seinem „Winkel“, wo man ihn übersehen könnte. Er bewegt sich matten Schrittes durch die ganze Wohnung, wobei seine Schultern und Mundwinkel hängen. Hin und wieder seufzt er. Muss er unbedingt Antwort geben, bescheidet er sich auf „Ja“ oder „Nein“, so er nicht mit „hmpf“ das Auslangen findet. Und hat er Kinder, bringt er denen durch körpersprachliche Signale bei, wie sehr er leidet und dass an diesem jämmerlichen Zustand sein Eheweib die Alleinschuld trägt. Worauf dann der gerührte Nachwuchs der Mama die empörte Frage stellt: „Warum bist du denn so böse zum Papa?“

Wenn nicht schon vorher, so spätestens dann gibt die Ehefrau nach und macht dem „Schmollwinkler“ alle Zugeständnisse, die es braucht, um aus ihm wieder einen Menschen zu machen, mit dem Zusammenleben möglich ist. Und sie nimmt es sogar hin, dass der aus seinem Schmollwinkel Heimgekehrte sich als der Nachgebende sieht und auch als solcher gesehen werden will!