Gedanken, die die Welt verändert haben - abuela del mundo - E-Book

Gedanken, die die Welt verändert haben E-Book

abuela del mundo

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Beschreibung

Die wohl hervorragendste Eigenschaft des Menschen ist seine Anpassungsfähigkeit. Seit hunderttausenden von Jahren widersteht er allen Naturveränderungen, lernt die Natur zu verstehen. Beherrschen wird er sie vermutlich nie. Die Gedanken vieler Menschen haben unsere Welt zu der gemacht, wie wir sie kennen. Abenteurer, Forscher und Wissenschaftlicher haben sich aufgemacht, unsere Erde und die Weltmeere zu entdecken. Ganze Kontinente haben sie erobert und ihre Schätze ausgebeutet, sich für ihre Herrscher daran bereichert, und noch immer wird den Völkern in der dritten Welt gerechte Bezahlung für ihre Rohstoffe verweigert. Sie haben die Urbevölkerung weitestgehend ausgerottet, sich ihr Land angeeignet und durch Menschenhandel mit Sklaven dieses ertragreich gemacht. In Europa haben sich Menschen gegen die Obrigkeit aufgelehnt, die Kirche, den Adel, die Herrscher. Das Volk fing an, sich selbst zu regieren. Nach der Französischen Revolution entstand eine Welt, in der Menschen gleichberechtigt und gleichgestellt sind. Sie sind aufgeklärt und können frei entscheiden. Darüber, wie sie ihre Landwirtschaft organisieren und in welchem Umfang sie sich selbst versorgen oder sich abhängig machen von den landwirtschaftlichen Erträgen anderer Länder und Kontinente. Auch über das, was sie essen und wie sie Lebensmittel produzieren. Sie haben sich Finanzsysteme geschaffen, regieren damit die Welt und können weltweit Waren austauschen. Sie haben den Wert ihrer Arbeit erkannt und kämpfen um gerechten Lohn dafür. Sie haben sich Wirtschaftssysteme gechaffen und sie ausprobiert, sie sozialverträglich angepasst. Mit der Digitalisierung haben sie sich ein weltumspannendes Netz geschaffen, in dem sie blitzschnell Informationen austauschen können. In social Media werden sie freiwillig zum durchsichtigen Menschen, verbreiten aber leider auch viel Unwahrheit im Versuch, zu manipulieren. Sie haben sich Staatsformen geschaffen, die ihre Erfolg am Wachstum messen und um dieses Wachstums willen Arbeit in Billiglohnländer auslagern helfen ohne zu wissen, woher sie Arbeit für ihre eigene Bevölkerung nehmen sollen. Sie haben die Welt in der wir leben anonymisiert, unpersönlich gemacht. Auf der Strecke geblieben ist dabei die breite Verantwortung für andere. Sich aufmachen zu einer Zeitreise und dabei entdecken, wie wir wurden was wir sind, dazu lade ich ein, aber auch dazu, herauszufinden, wie wir in Zukunft leben wollen.

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abuela del mundo

Gedanken, die die Welt verändert haben

für Kinder und Kindeskinder

Gedanken, die die Welt verändert haben Band I

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Buch 1: Gleichheit und Gleichstellung

Gleichheit der Geschlechter

Emanzipation

Das Volk emanzipiert sich

Die Reformation

Humanismus – eine Idee, aus der eine freie Gesellschaft entstand

Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich

Gleichberechtigung der Geschlechter

Durch Selektion zu sozialem Wesen

Vom Kaffeezirkel zur Frauenbewegung

Erklärung der Menschenrechte 1948

Gleichberechtigung von Mann und Frau – ein Grundrecht

Frauenbild und Gleichberechtigung

Die zweite Welle

Die dritte Welle des Feminismus

Die vierte Welle des Feminismus

Ausblick

Am Anfang beginnen

Zeittafel 1789-2007

Wie konnte es dazu kommen, das Frauen um Gleichberechtigug kämpfen müssen?

Was hat das alles mit uns in Europa zu tun?

Buch 2: Der Mensch ist was er isst

Vom Nomadenleben zur Sesshaftigkeit in die Abhängigkeit

Vom Urgetreide zum Weizen

Reis

Züchtung versus Genmanipulation

Garten- und Feldfrüchte aus Amerika, Lebensretter in Europa

Kartoffel

Mais

Tomate

Bohnen

Linsen

Kichererbsen

Vom Wert des Korns

Gib uns unser täglich Brot

Alles Wurst

Wenn alles immer verfügbar ist

Wenn Vertrauen missbraucht wird

Fleisch aus der Retorte

Fisch aus der Farm, Schalen- und Krustentiere

Ist doch alles Käse – ist es das?

Milch – unverzichtbares Lebenselixier

Öl schmiert

Vom Handwerk zur Lebensmittelindustrie

Wie unsere Nahrung das wurde, was sie heute ist – purer Genuss

Buch 3: Geld regiert die Welt

Vom Tauschhandel zum Münzgeld

Woher kommt das Geld?

Der Wert des Geldes

Geld sichert den Handel

Vom Münzgeld zum Papiergeld und zum Gold

Die Börse

Börse und Finanzkrisen

Auswirkungen auf Europa

Corona – die Welt hält den Atem an

Der Niedergang Amerikas

Aufbruch zu einer neuen Wirtschaftsordnung in Europa?

Der Mensch, das Geld und die Macht der Banken

Wenn Vertrauen schwindet

Kryptowährungen

Warengeld

Buch 4: Geld und Arbeit

Vom Arbeitssklaven zum politischen Schwergewicht

Geld, Dienstleistung und Ware – die Protagonisten des Marktes

Adam Smith und die Idee der freien Marktwirtschaft

Soziale Marktwirtschaft deutscher Prägung nach dem II.Weltkrieg

Im Osten setzte man auf Planwirtschaft

Der kurze Weg von der Kriegswirtschaft des sogenannten Dritten Reichs zur sozialen Marktwirtchaft in der Bundesrepublik Deutschland

Der lange Weg von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft in Ostdeutschland

Globalisierung

Wie sich der Wandel auswirkte

Computer und Internet

Wenn Arbeiter sich in Gewerkschaften vereinigen

Was dürfen wir in der Zukunft von den Gewerkschaften erwarten

Buch 5: Erfolgsgeschichten Made in Germany

Scherben bringen Glück

Das weiße Gold

August und Clemens Brenninkmeijer

WMF...vom Vorzeigeunternehmen zum Opfer einer Heuschrecke

Seidensticker...die mit der kleinen schwarzen Rose

Trigema – 100% Made in Germany

Mode-Design mit gutem Ruf

Deos, Düfte und Kosmetik

BIO, vom Außenseiter zum Mainstream

Agenda 2030 – die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN

Buch 6: Der lange Weg zum Welthandel

Vom überregionalen zum internationalen Handel in Europa

Die neuen Märkte in Übersee und der Menschenhandel

Wenn der Papst die Welt aufteilt

Nach Westen Richtung Indien

Nach Osten rund um Afrika

Handel und Piraterie

Europa teilt Afrika unter sich auf

Handelsabkommen und Wirtschaftssubventionen kontra Wettbewerb

Auf der Seidenstraße

Ausblick

Quellen

Vorwort

Meine Uhr, die hat 12 Ziffern. Ein Schock Eier sind 60 Stück. Mein Schicksal liegt in den Planeten. Seit Jahrtausenden befragen die Menschen ihr Glück.

So bin ich ein Glied in der Kette der Menschheit, die das Denken und Fühlen seit mehr als fünftausend Jahren von einem zum anderen weiter gibt; in Kultur und Wissenschaft aufbaut auf dem geistigen Erbe von Sumerern und Lydern, Hethitern und Phöniziern, Griechen und Römern – lange bevor sich der erste Germane von seinem Bärenfell erhob.

Eben dieser Germane ließ sich nicht träumen, dass schon zweitausend Jahre vor ihm die Sumerer eine hochentwickelte Gemeinschaft waren, der die Menschheit das erste Gesetzbuch verdankt, das der Blutrache abschwor und den Staat zum Richter ernannte.

Im Codex Justinianeus und Code Napoleón wirken die Ideen von Recht und Ordnung und Strafe für üble Tat im Sinne der Sumerer nach. Die heute praktizierte Sharia in weiten Teilen der muslimischen Welt scheint da ein Rückfall in die Barbarei.

Die Kunst des Heilens war ein hohes Gut, für das der Staat besondere Schulen schuf. Der Arzt war des Patienten Knecht und riet er ihm falsch oder tat er nicht recht, so traf ihn die „rohe Strafe des Staates“, die alle Merkmale des orientalischen Despotismus trug.

Die Kunde vom Himmel und dem Lauf der Gestirne erreichte einen solchen Grad exakter Wissenschaft, dass unser heutiges planetarisches Bild von der Welt, der Kalender und unser Zeitbegriff darin seine Grundlage hat.

Sumerische Sexagesimasysteme gekreuzt mit Dezimalsystem, Erfindung von Rechentafeln – all das ergab ein System, um fünzehnstellige Zahlenwerke zu bewältigen – jeder moderne Computer würde dabei in die Knie gehen.

Wenn der Mensch also nicht so wäre, wie er ist, mein Gott, wo wären wir heute? Schon der Chronist im siebten Jahrhundert erkannte: „ Schaust du hin, so sind die Menschen insgeamt blöde“.

So ließen Menschen es zu, dass ein Einzelner sich zum Cäsar ernannte, sich unfehlbar machte, Kulturen verbrannte, das Volk unterjochte, zum Jubeln zwang. Er verbrannte Städte, Dörfer, zerstörte die Landschaft, eroberte ganze Kontinente. Das „Volk“ war und ist fluktuierende Masse, die schwingt zwischen sozialer Revolte und Knechtschaft, blind, gläubig, von der Opferbereitschaft des Schlachtviehs, wie auch die jüngste Geschichte des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts Europs und der ganzen Welt zeigt.

Sie kamen aus dem Norden, die Skyten, Kelten, Germanen, Hunnen und Ostgoten auf der Suche nach dem leichteren Leben, dem Luxus, von Schätzen. Kamen und blieben und vermischten die Kulturen der Barbaren mit hochentwickelter Kultur und Wissenschaft. Eine neue Kultur erblühte bei Griechen und Römern. Das Christentum hielt Einzug, auf dem Fuße gefolgt von der Lehre Mohammeds und in seiner Folge auf dem Weg in den Norden wurde das höchste Kulturgut der Germanen geopfert – der Stellenwert der Frau in der Gemeinschaft.

„Einer Frau wohnt etwas Heiliges inne, sie ist befähigt zu Vorausschau – niemals verschmäht ihren Rat und hört auf ihre Warnung“ – das war Gebot im Germanenland. Die Christen haben solche Frauen als Hexen verbrannt.

Was gut war, wurde mit der Zeit böse. Was richtig war, verfälschte sich. Und doch lebt alles weiter – auch wenn es nicht mehr in der Helle unseres Bewusstseins ist.

In diesen Augenblicken des jähen und erschreckenden Gefühls weiß ich, was es heißt, ein Mensch zu sein, im Strom unzähliger Generationen schwimmen, eingebettet sein in das Denken und Fühlen des Erbes. Bewußt sein müssen wir uns der Göße dieses Erbes, um mit dem Pfunde in rechter Weise und klug zu wuchern.

Die Reichen der Welt können weder Kunst, Kultur oder Wissenschaft für sich pachten, vielmehr gehören diese wie alles hohe Gut der ganzen Welt. Es zeugt von Intelligenz, darauf zu achten, dass dieses Gut in freier Wechselwirkung aller zugleich Lebenden, in steter Rücksicht auf das, was vom Vergangenen übrig und bekannt ist, gefördert wird. Das Leben ist ein kostbarer Schatz. Wenn es das Schicksal gut mit uns meint, so führt es uns zusammen aus Ost und West, Nord und Süd, und gibt uns die Chance zu lernen vom Besten, unser Bewusstsein zu erweitern und die Liebe zu pflanzen in unsere Herzen für das uns nicht mehr Fremde, nicht mehr Unbekannte.

Verstehen, Zuneigung und Liebe garantieren Frieden; fehlt eines von den dreien, werden wir alles verlieren – nicht heute, nicht morgen, aber im Laufe der Zeit. Sind wir auf dem besten Wege dahin?

Nehmt mich in eure Mitte und lasst mich Teil sein eurer Zukunft. Kommt mit mir auf eine Zeitreise woher wir kommen, wie wir wurden was wir sind, was wir sein könnten und wohin es uns treiben könnte.

Abuela del Mundo

2021

Buch 1: Gleichheit und Gleichstellung

Gleichheit der Geschlechter

Glaubt man der Schöpfungsgeschichte, so schuf Gott Eva aus einer Rippe des Adam. Da war der Gedanke folgerichtig, die Frau sei ein Teil des Mannes. Von da zu der Überzeugung, sie sei sein Besitz war nicht abwegig. Das klassische Altertum ist nicht ausschließlich geprägt von diesem Frauenbild, sondern es gab auch ganz andere Phasen, in denen der Himmel voller Göttinnen war. Und wenn wir ein Stück weiter zurück gehen, werden "Urmütter" verehrt, es gab immer wieder Perioden von Matriarchaten.

Die Ankunft des Gottessohnes auf Erden hat da alles geändert. Es kam zur historischen Wende. Noch heute ist die Frau in der Katholischen Kiche ungleich dem Mannn. Der Einfachheithalber und weil es so praktisch war, Tradition und Überlieferung zu folgen, übernahm sechshundert Jahre später Mohammad diese Ansicht und implementierte sie im Islam. Allem monotheistischen Glauben ist diese Einstellung gemein.

Seit Anbeginn vor fünfhunderttausend Jahren gebären die Frauen die Kinder, Mädchen und Jungs. In vielen Kulturen werden Jungs zu Beschützern der Reinheit ihrer Schwestern bis zu deren Verheiratung erzogen. Sie sind zur Blutrache verpflichtet bei sittlichen Verfehlungen bis in die heutige Zeit. Auch hier stehen bezeichnenderweise wieder männliche Religionsstifter im Hintergrund, deren Moralvorstellungen nicht immer nur an der erforderlichen sozialen Entwicklung orientiert waren.

Männer nahmen und nehmen sich immer noch eine oder mehrere Frauen, je nach Kultur und Vermögen, machen sie zu Müttern ihrer vorzugsweise Söhne, zu ihren Sklavinnen im Haus in den niederen Schichten, in den höheren zur Vorsteherin ihres Haushalts. Rechte hatten und haben vielerorts Frauen nur in der Familie und nur dann, wenn sie ihnen von Männern der Familie gewährt werden. Außerhalb der Familie und in der Gesellschaft war die Frau grundsätzlich rechtlos. Sie waren beliebt in den gesellschaftlichen Salons, waren Beraterinnen von Kaisern und Königen, ihre Maitressen, ihre Geliebten, aber entschieden haben sie offiziell nichts.

Bis ins 20. Jahrhundert haben Frauen im Abendland das Spiel auch brav mitgemacht. Der erste Weltkrieg brachte die Männer an die Front und die Frauen an der Heimatfront in die Fabriken, in der Landwirtschaft auf die Felder und in die Ställe, in die Verwaltung, in Hospitäler und sogar hinter der Front in Kriegslazarette. Nach Ende des ersten Weltkriegs sollten sie in ihre alte Rolle als Heimchen am Herd zurück gedrängt werden. Das gelang nicht. Frauen hatten bewiesen, dass sie mehr können, dass sie Fachwissen und Kompetenz erworben hatten. Fortan verlangten die Frauen in der westlichen Welt die Gleichstellung und Gleichberechtigung mit dem Mann.

1948 schlug sich die Erkenntnis der Gleichstellung und Gleichberechtigung nieder in der Erklärung der „Allgemeinen Menschenrechten“.

Viele Staaten der westlichen Welt haben diese Erklärung unterschrieben. Bis zur Verankerung in den Rechtssystemen und zur Durchführung in der Gesellschaft war es ein weiter Weg, der noch nicht zuende gegangen ist.

Seit dem fünzigsten Jahrestag, an dem in Amerika die Frauen das Wahlrecht erhielten (26.08.1917), ist in der westlichen Welt der 26. August der Gleichstellung der Frau gewidmet. An diesem historischen Tag will man daran erinnern, wie ungleich die Stellung der Frauen noch immer ist in der ganzen Welt. Seit dem 8. März 1975 wird die Gleichstellung der arbeitenden Frau gefordert in einem internationalen Gedenktag. Wem nutzen diese Gedenktage?

Anders sieht das in Afrika, im Mittleren Osten und in Asien aus. Hier haben viele Staaten die Erklärung der allgemeinen Menschenrechte nicht unterschrieben, oder sie haben eine abgespeckte Version als ihre Erklärung der Menschenrechte unterschrieben. In diesen Ländern hat Eva noch einen weiten Weg vor sich bis ihr Recht auf Gleichheit anerkannt wird vor dem Gesetz und in der Gesellschaft, in der sie lebt.

Hinderlich ist vor allem ein liberales Verständnis der Menschenrechte, das den Einzelnen vor staatlichen Eingriffen schützen möchte. Es werden Abwehrrechte konstruiert und nationale Grundrechtskataloge orientieren sich an stereotyp männlichen Lebensrealitäten. Ein solches Verständnis ist dem Anspruch der Frauen auf Freiheit sehr hinderlich. Freiheit kann da nur schwer und eingeschränkt gewährt werden. Das alles geschieht weltweit „zum Wohl der Frauen“, „zum Schutz der Frauen“. Grundlage ist meist ein überliefertes und traditionelles Frauenbild der Männer, das sie im Zustand der Unmündigkeit hält, der mangelnden Bildung, des mangelnden Verständnisses dafür, wie die Welt so läuft, beschäftigt mit sich selbst und ihrer Schönheit, mit dem, was andere Frauen so treiben. Medien tun das ihre dazu und der weltweite Erfolg der bunten Gesellschaftsblätter scheint ja dieser männlichen Einstellung durchaus Recht zu geben.

Emanzipation

Emanzipation hat nicht erst mit der Gleichstellungsdebatte angefangen. Es waren die Söhne, die sich von den Patriarchen der Familie emanzipieren mussten, um eigene Wege im Leben zu suchen und zu gehen.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hinein lebten die meisten Menschen in Obrigkeitsstaaten. Der Einzelne war Untertan mit eingeschränkten Rechten, das Oberhaupt fühlte sich ernannt von Gottes Gnaden. Mensch war gehorsam, beugte sich den Traditionen, gesellschaftlichen Normen und übernahm altvordere Weltanschauungen. Das setzte sich fort bis in die Familie, in der das Oberhaupt der Vater war und die Kinder keine Rechte hatten, die ihnen nicht zuvor vom Vater übertragen worden waren. Das gleiche galt auch für die Mütter. Zu allen Zeiten hat es „starke Frauen“ gegeben, die sich Rechte eingefordert haben und denen Rechte gewährt wurden von den Männern ihrer Familie oder der Gesellschaft. Es blieben aber immer Einzelfälle.

Das 17. Jahrhundert und die Zeit der Aufklärung kann man wohl als die erste große Emanzipationswelle bezeichnen, in der es im Wesentlichen um Freiheit ging. Man berief sich auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz. Mit der Vernunft wollte man sich von starren, althergebrachten und überholten Idiologien und Vorstellungen befreien. Man kämpfte gegen Vorurteile und wandte seine Aufmerksamkeit den Naturwissenschaften zu. Man kämpfte für den Fortschritt, für religiöse Toleranz und orientierte sich am Naturrecht. Man dachte, dass die Normen des menschlichen Zusammenlebens durch die Natur des Menschen begründet werden können und müssen.

Die Naturrechte wurden als vor- und überstaatliche „ewige“ Rechte angesehen. Diese Naturrechtsidee war eng verbunden mit der Idee der Menschenrechte, die erst viel später in der Mitte des 20. Jahrhunderts schriftlich festgelegt werden sollten.

Das Volk emanzipiert sich

Bis zur französischen Revolution 1789-1799 war die Welt eingeteilt in Herrscher und in Untertan. Herrscher waren Päpste und Kirchenfürsten, Cäsaren, Kaiser, Könige, Fürsten. Glaubt man Wikipedia dann gab es in der bekannten aufgezeichneten Geschichte bis heute nicht einmal einhundert Königinnen und Kaiserinnen auf der ganzen Welt. Generell herrschte der Mann. Untertan war das Volk und ganz besonders Frauen jeglichen Standes.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“, das war der Wahlspruch der Katholischen Kirche, mit dem sie die Menschen gefügig hielt und auf das Jenseits programmierte, bereit, im Diesseits dafür alle Qualen zu ertragen.

Das 15. und 16. Jahrhundert war geprägt von Aberglauben. Es wurden tatsächliche oder auch nur vermutete Missetäter aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen ausgepeitscht, gezüchtigt, aufgehängt, gevierteilt, verbrannt und/oder gehängt. Wer sich abwandte von der Überlieferung, neue Wege suchte in den Naturwissenschaften, neue Heilmethoden erprobte, der wurde schnell zur Hexe oder zum Hexer und wurde verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt als warnendes Signal für alle, die anfingen, am Althergebrachten zu zweifeln. Immer drohte das Fegefeuer.

Verdächtigungen, falsche Anklage oft aus Eigeninteresse, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung und wurden gedeckt von der katholischen Kirche. Der Zweck heiligte die Mittel und aus Todsünden wurden Heldentaten. Sie wurden den Menschen pauschal erlassen.

Eine große Einnahmequelle der Katholischen Kirchen war der Handel mit Ablässen. Der Sünder kaufte sich einen Ablassbrief und erhielt dafür die Vergebung seiner Sünden.

Einer der bekanntesten und verkaufstechnisch umtriebigsten Bußprediger und Ablasshändler war ein gewisser Dominikaner namens Johann Tetzel. Ihm wird der Ausspruch zugerechnet: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Er schreckte auch nicht davor zurück, entsprechende Give-aways in Form von Handzetteln zu verteilen – heute würde man dazu Flyer sagen.

Selbstverständlich waren es wieder die Reichen und deren Günstlinge, die sich einen solchen Ablassbrief kaufen konnten, denn sie waren im Besitz des Vermögens. Alle anderen mussten ihre Schuld tragen. Davon war das einfache Volk keinesfalls begeistert. Es rumorte im Hintergrund und grollte.

Die Reformation

Die Lebensbedingungen der Menschen im 15. Jahrhuhndert waren ausgesprochen schwierig. Kriegerische Auseinandersetzungen in Deutschland und Europa, schwächelnder Handel, Wetterkapriolen mit einhergehenden Missernten und immer wieder die Pest trugen ihren nicht unerheblichen Teil dazu bei. Der Adel presste das Volk aus durch Abgaben und ließ es sich gut gehen, schwelgte im Überfluss und feierte rauschende Feste. Das verbitterte die einfachen Leute und sie ballten die Faust im Sack. Die Gläubigen begannen zunehmend mit der päpstlichen Kirche zu hadern. Denn die war reich und dachte nicht ans Teilen, setzte ihr Geld auch zur Durchsetzung ihres machtpolitischen Anspruchs ein, und war auf allen kirchlichen Ebenen allen weltlichen Freuden und Vergnügungen zugeneigt.

Stein des Anstoßes war und blieb der Ablasshandel - Ablass versus Vergebung aller Sünden.

Dagegen lehnte sich ein unauffälliger Doktor der Theologie aus dem Augustinerorden namens Martin Luther (*1483-1546) in Wittenberg/Sachsen-Anhalt auf, und es brachte ihn in Rage. Er ging dagegen beherzt vor. Zuerst mit Predigten, dann mit Essays, Artikeln, Protestbriefen und Traktaten. Schließlich nagelte er am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Kirchentür. Damit stellt er die althergebrachte Struktur und Verhaltensweise der etablierten Papstkirche aufs Deutlichste in Frage.

Martin Luther ging es um die Vorherbestimmung. Für ihn war alles Tun und Sein, insbesondere auch das Wie und Was nach dem Tod, Himmel oder Hölle, Heil oder Fegefeuer von Gott vorherbestimmt und abhängig von seiner Gnade.

Gegenspieler von Luther war Erasmus von Rotterdam. Beide traten für die Erneuerung der Katholischen Kirche ein. Ersamus von Rotterdam argumentierte, dass der Mensch einen freien Willen habe und sich selbst für Gut oder Böse entscheiden könne, allerdings mit der Gnade Gottes.

Am Anfang war es nur ein Streit unter dichtenden und philosophierenden Kirchenleuten. Am Ende mündete es in eine europäische Katastrophe. Die Katholische Kirche spaltete sich in den katholischen und den protestantischen Zweig.

In der Reformation sagte sich der protestantische Zweig los von Rom und der Herrschaft der Päpste. Das Verbot der Priesterehe wurde aufgehoben, der lateinische Ritus abgeschafft und durch die Volkssprache ersetzt.

Lutherbibel (Wikipedia)

Luther‘s Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache war eines der wichtigsten Elemente der Reformation. Sie machte die Bibel allgemein zugänglich allen Menschen, die lesen konnten. Der jeweilige Landesfürst und Herrscher wurde zur obersten Autorität in allen religiösen Fragen. Lediglich die Anhänger Calvins und einiger presbyterianischer Zweige bestanden auf der höheren Autorität der Gemeinde.

Die Spaltung der Christenheit führte in Frankreich zu den mehr als 40 Jahre andauernden Hugenottenkriegen (1562-1598), in die auch das katholische Spanien immer wieder eingriff und die erst durch das Edikt von Nantes (1598) beendet wurden. Bis 1685 gab es eine durch königliches Dekret geregelte Koexistenz von Katholiken und Calvinisten in Frankreich.

In den Niederlanden, einem Gebiet entsprechend dem heutigen Holland, Belgien und Teilen von Luxemburg, die seit 1477 unter habsburgischer Herrschaft standen, kam es zu grausamen Verfolgungen von Protestanten. 1579 erklärten sich die nördlichen Provinzen der Niederlande für unabhängig. Der Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden dauerte 80 Jahre (1568-1648).

Bis zum Mittelalter waren besonders die europäischen Herrscher die eifrigsten Verfechter der katholischen Kirche. Als Papst Urban II 1095 rief, organisierten sie den ersten Kreuzzug zur Unterstützung der oströmischen Kirche in Byzanz gegen die Seldschuken, und es folgten viele. So kann es nicht erstaunen, dass es in Europa besonders im Mittelalter viele amtierende Herscherinnen gab, denn die Herrscher tummelten sich vor Jerusalem mit dem Schwert in der Hand.

In der Reformation fielen viele Herrscher vom katholischen glauben ab und wandten sich den reformierten Kirchen zu. Es hinderte sie auch nicht, wenn sie daraufhin von Rom mit dem Kirchenbann belegt wurden. Sie setzten sich durch und im Augsburger Frieden wurde 1555 das Prinzip verankert „cuius regio, eius religio“ – wessen Gebiet, dessen Religion.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein fand dieses Prinzip Anwendung in vielen Ländern Europas. Folge davon war Verfolgung von Andersgläubigen, Migration, Deportation, Vertreibung von Anderskonfessionellen. Im Westfälischen Frieden wurde 1648 die konfessionelle Zuständigkeit der europäischen Herrscher noch einmal bestätigt.

Zur Geschichte der Reformation in Europa gehören aber auch Toleranz und Pluralismus (Vielfalt). Besonders in der nördlichen Niederlande, im Königreich Polen-Litauen, Kurbrandenburg und Anhalt herrschte Glaubensfreiheit. Toleranz in der frühen Neuzeit hieß aber nicht Gleichberechtigung der Konfessionen und Religionen, sondern Duldung – eine Praxis, aus der sich Pluralismus und Toleranz in ihrer modernen Form entwickelten.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Reformatoren war: Wer die Welt verändern will, muss Gedanken weit verbreiten.

Eine große Hilfe dabei war die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts. Erstmals wurde es möglich frei von Kontrolle durch Kirche und Obrigkeit massenhaft Wissen, Nachrichten und Meinungen zu verbreiten.

Buchdruck im 16. Jahrhundert

Humanismus – eine Idee, aus der eine freie Gesellschaft entstand

In Europa machte die Reformation der alleinigen Herrschaft der Katholischen Kirche ein Ende. Autoritäten wurden fragwürdig. Kaiserreiche, Königreiche, Fürstentümer, Herzogtümer und Herrschaftsgebiete gekrönter Häupter gerieten ins Wanken.

Nach Jahrhunderten des Kadavergehorsams (Gehorsam bis zum Tod) gegenüber der Obrigkeit (Kaiser, König, Fürst, Kirche) fingen die Menschen an, an sich selbst zu denken und an sich selbst zu glauben. Sie vertrauten nicht mehr blind Kaiser und Papst. Sie emanzipierten sich von Herrschern und Kirche. Maßstab wurde der freie Wille des Menschen. Der eigene Wille bestimmte ihr Schicksal und nicht Herrscher oder die Kirche.

Der Humanismus wurde zu einer Geisteshaltung. Ihre Vertreter orientierten sich am Begriff des Humanismus (Menschlichkeit) aus der Antike. Der humanistische Gedanke breitete sich von Italien über ganz Europa aus und hatte die Vorstellung von einem Menschen, der seine Persönlichkeit nach seinen Wünschen frei entfalten kann. Humanisten beschäftigten sich mit der Natur und mit der Naturwissenschaft, und sie kritisierten häufig die Kirche. Wichtigste Merkmale des Humanismus bis heute sind:

Der Mensch ist dem Menschen gleich, d.h. dass alle Menschen den gleichen Wert haben.

Individuum und Gesellschaft sind im Werte gleich, also weder die einzelne Person auf der einen Seite, noch die Gesellschaft auf der anderen Seite, sind mehr wert, als das jeweils andere.

Jedes Handeln soll sich am Glück und Wohlergehen des Individuums und der Gesellschaft orientieren und dazu beitragen.

Der Mensch und seine Persönlichkeit müssen respektiert werden und er muss die Möglichkeit haben sich weiterzubilden und seine Persönlichkeit zu entfalten.

Die Gesellschaft soll dazu beitragen, dass der Mensch seine Freiheit ausleben und seine Persönlichkeit entfalten kann.

Aus den Gedanken der Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit erwuchs die französiche Revolution. Diese Gedanken setzten Europa in Brandt und eroberten die Welt. Sie sind Basis der modernen Demokratien.

Im Frankreich des Jahres 1789 war das Volk zutiefst unzufrieden. Durch Kriege, Pomp und aufwändigen Lebenstil des Adels, der Kirche und des Königtums war der Staat enorm verschuldet. Die arbeitenden Menschen mussten hohe Steuern zahlen. König und Adel lebten im Luxus und beanspruchten für sich und ihre festlichen Tafeln das Beste aus Wald und Feld, von den Äckern, aus den Fischteichen und aus den Meeren. Unwetterkatastrophen und Dürre beutelten die Landwirtschaft, eine Missernte folgte der anderen. Viele arbeitende Menschen der niederen Volksschichten hungerten. Sie wurden von den privilegierten Ständen hemmungslos ausgebeutet. Die Gedanken der Aufklärung hatten sich verbreitet und immer weniger Menschen wollten sich ihr Leben von der Kirche vorschreiben lassen. Die einfache Bevölkerung duckte sich nicht mehr und begann, sich zu erheben.

Um die Wogen zum Nutzen der privilegierten Stände zu glätten lud König Ludwig XVI die Generalstände ein zu einem Treffen. Adel, Klerus (Pfarrer, Äbte, Bischöfe) und der Dritte Stand (Bauern und Bürger) begegneten sich. Die Proletarier waren nicht vertreten. Bürger und Bauern erkannten, dass sie im System der Generalstände keine Chance hatten, an den schlechten Zuständen für die einfache arbeitende Bevölkerung etwas zu ändern. Sie erhielten politisch kein Mitspracherecht. Es rumorte in der Bevölkerung und Teile der Kirchenvertreter begannen um ihren Einfluss auf das Volk zu fürchten. Einige begannen dem Dritten Stand zu helfen. Überall gärte es in den Regionen und Unruhe machte sich breit.

Das schreckte den König auf und er schickte das Militär nach Paris. Das Volk wehrte sich, griff zu den Waffen und erstürmte die Bastille (Gefängnis von Paris). Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli ist noch heute Nationalfeiertag in Frankreich.

In der Folge kam es zu blutigen Aufständen im ganzen Land. Am Ende musste der König Menschen- und Bürgerrechte akzeptieren. Seine Rechte wurden eingeschränkt.

In geheimen Briefen bat der König andere Fürstenhäuser in Europa einen Angriff auf Frankreich zu starten, um seine Macht wieder zu erlangen. Dies taten sie auch, doch das franzöische Volk gewann den Krieg. Für das heimliche Versenden der Briefe wurde König Ludwig XVI zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Der Nationalkonvent war die erste französische Versammlung, die durch ein Wahlrecht ohne Klassenunterschiede gewählt wurde. Hier setzten sich die Jakobiner durch und gelangten an die Macht. Gründer des Jakobinerklubs war Robespierre. Er war stark von den Ideen Rousseaus beeinflusst („hilf die selbst, dann wird der Himmel dir helfen“). Sie vertraten die politische Linke, waren für die Abschaffung der Monarchie und strebten eine republikanische Staatsform an. Eine Gewaltherrschaft machte sich breit und wer nicht mit ihnen war, wurde festgenommen, abgeurteilt und hingerichtet.

Eine Verfassung wurde vom Nationalkonvent verabschiedet und zwei Kammern gebildet. Jedoch gelang es dadurch nicht Frankreich erfolgreich in diesen Krisen zu führen. So konnte der französische General Napoleon Bonaparte die Macht an sich reißen. Er mischte ganz Eurpa auf und zog bis vor Moskau, das vor seinen Augen in Rauch aufging.

Napoleon vor Moskau (Deutsches Historisches Museum)

Die Russen widerstanden, fackelten Moskau ab, und der russische Winter tat das Übrige, die Grande Armé zu schlagen. Die Herrschaft von Napoleon war eine kurzfristige Folge der Französischen Revolution.

Die langfristigen Folgen der Französischen Revolution wirken hingegen bis heute in vielen Gebieten der Welt. Die Kirche wurde in ihrer Macht beschnitten und eine stärkere Trennung von Staat und Religion war die Folge.

Die Rechte von "einfachen" Menschen wurden gestärkt. Es wurden demokratische Grundwerte eingeführt, die für die meisten in Europa lebenden Menschen heute etwas ganz normales sind. Auch die heutigen Sozialsysteme sind - zumindest zum Teil - auf die Veränderungen durch die Französische Revolution zurückzuführen.

Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich

In der französischen Nationalversammlung hatten sich ungefähr einhundert Abgeordnete des Dritten Standes zusammengefunden. In ihren Beratungen im Bretonischen Klub bereiteten sie einen Coup vor, der die Nationalversammlung überrumpeln sollte. Mit der Erklärung der Menschenrechte in der Nationalversammlung am 26. August 1789 wurde in wenigen Stunden die Einheit der Nation vor dem Recht hergestellt. Das war die erste Menschenrechtserklärung in Europa. Es wurde aufgeräumt mit dem Feudalsystem und der Herrschaft der Aristokratie auf dem Lande. Die Grundlage ihres Reichtums wurde ihr entzogen. Die Finanz-, Justiz- und Kirchenreform wurde eingeleitet.

Es wurde die "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" verabschiedet. Dieses Dokument formuliert die "natürlichen, unveräußerlichen und geheiligten Rechte des Menschen" und stellt die Gleichheit jedes einzelnen vor dem Gesetz und Recht fest.

Präambel

Les représentants du peuple français, constitués en Assemblée nationale, considérant que l’ignorance, l’oubli ou le mépris des droits de l’homme sont les seules causes des malheurs publics et de la corruption des gouvernements, ont résolu d’exposer, dans une déclaration solennelle, les droits naturels, inaliénables et sacrés de l’homme, afin que cette déclaration, constamment présente à tous les membres du corps social, leur rappelle sans cesse leurs droits et leurs devoirs ; afin que les actes du pouvoir législatif et ceux du pouvoir exécutif, pouvant être à chaque instant comparés avec le but de toute institution politique, en soient plus respectés ; afin que les réclamations des citoyens, fondées désormais sur des principes simples et incontestables, tournent toujours au maintien de la Constitution et au bonheur de tous.

En conséquence, l’Assemblée nationale reconnaît et déclare, en présence et sous les auspices de l’Être Suprême, les droits suivants de l’homme et du citoyen.

„Die Vertreter des französischen Volkes, als Nationalversammlung konstituiert, haben unter der Berücksichtigung, dass die Unkenntnis, die Achtlosigkeit oder die Verachtung der Menschenrechte die einzigen Ursachen des öffentlichen Unglücks und der Verderbtheit der Regierungen sind, beschlossen, die natürlichen, unveräußerlichen und heiligen Rechte der Menschen in einer feierlichen Erklärung darzulegen, damit diese Erklärung allen Mitgliedern der Gesellschaft beständig vor Augen ist und sie unablässig an ihre Rechte und Pflichten erinnert; damit die Handlungen der Legislative und jene der Executive in jedem Augenblick mit dem Ziel jeder politischen Einrichtung verglichen werden können und dadurch mehr respektiert werden; damit die Ansprüche der Bürger, fortan auf einfache und unbestreitbare Grundsätze begründet, sich immer auf die Erhaltung der Verfassung und das Allgemeinwohl richten mögen.

Dementsprechend anerkennt und erklärt die Nationalversammlung in Gegenwart und unter dem Schutze des höchsten Wesens (Gott) folgende Menschen- und Bürgerrechte.“

Artikel 1

Les hommes naissent et demeurent libres et égaux en droits. Les distinctions sociales ne peuvent être fondées que sur l’utilité commune.

Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein.

Artikel 2

Le but de toute association politique est la conservation des droits naturels et imprescriptibles de l’homme. Ces droits sont la liberté, la propriété, la sûreté et la résistance à l’oppression.

Der Zweck jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese sind das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung.

Artikel 3

Le principe de toute souveraineté réside essentiellement dans la nation. Nul corps, nul individu ne peut exercer d’autorité qui n’en émane expressément.

Der Ursprung jeder Souveränität liegt ihrem Wesen nach beim Volke. Keine Körperschaft und kein Einzelner kann eine Gewalt ausüben, die nicht ausdrücklich von ihm ausgeht.

Artikel 4

La liberté consiste à pouvoir faire tout ce qui ne nuit pas à autrui : ainsi l’exercice des droits naturels de chaque homme n’a de bornes que celles qui assurent aux autres membres de la société la jouissance de ces mêmes droits. Ces bornes ne peuvent être déterminées que par la loi.

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet: Die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen hat also nur die Grenzen, die den anderen Mitgliedern der Gesellschaft den Genuss ebendieser Rechte sichern. Diese Grenzen können nur durch das Gesetz bestimmt werden.

Artikel 5

La loi n’a le droit de défendre que les actions nuisibles à la société. Tout ce qui n’est pas défendu par la loi ne peut être empêché, et nul ne peut être contraint à faire ce qu’elle n’ordonne pas.

Das Gesetz darf nur solche Handlungen verbieten, die der Gesellschaft schaden. Alles, was durch das Gesetz nicht verboten ist, darf nicht verhindert werden, und niemand kann gezwungen werden zu tun, was es nicht befiehlt.

Artikel 6

La loi est l’expression de la volonté générale. Tous les citoyens ont droit de concourir personnellement, ou par leurs représentants, à sa formation. Elle doit être la même pour tous, soit qu’elle protège, soit qu’elle punisse. Tous les citoyens, étant égaux à ses yeux, sont également admissibles à toutes dignités, places et emplois publics, selon leurs capacités et sans autre distinction que celle de leurs vertus et de leurs talents.

Das Gesetz ist der Ausdruck des allgemeinen Willens. Alle Bürger haben das Recht, persönlich oder durch ihre Vertreter an seiner Gestaltung mitzuwirken. Es muss für alle gleich sein, mag es beschützen oder bestrafen. Da alle Bürger vor ihm gleich sind, sind sie alle gleichermaßen, ihren Fähigkeiten entsprechend und ohne einen anderen Unterschied als den ihrer Eigenschaften und Begabungen, zu allen öffentlichen Würden, Ämtern und Stellungen zugelassen.

Artikel 7

Nul homme ne peut être accusé, arrêté ni détenu que dans les cas déterminés par la loi, et selon les formes qu’elle a prescrites. Ceux qui sollicitent, expédient, exécutent ou font exécuter des ordres arbitraires, doivent être punís; mais tout citoyen appelé ou saisi en vertu de la loi doit obéir à l’instant; il se rend coupable par la résistance.

Niemand darf angeklagt, verhaftet oder gefangen gehalten werden, es sei denn in den durch das Gesetz bestimmten Fällen und nur in den von ihm vorgeschriebenen Formen. Wer willkürliche Anordnungen verlangt, erlässt, ausführt oder ausführen lässt, muss bestraft werden; aber jeder Bürger, der kraft Gesetzes vorgeladen oder festgenommen wird, muss sofort gehorchen; durch Widerstand macht er sich strafbar.

Artikel 8

La loi ne doit établir que des peines strictement et évidemment nécessaires, et nul ne peut être puni qu’en vertu d’une loi établie et promulguée antérieurement au délit et légalement appliquée.

Das Gesetz soll nur Strafen festsetzen, die unbedingt und offenbar notwendig sind, und niemand darf anders als aufgrund eines Gesetzes bestraft werden, das vor Begehung der Straftat beschlossen, verkündet und rechtmäßig angewandt wurde.

Artikel 9

Tout homme étant présumé innocent jusqu’à ce qu’il ait été déclaré coupable, s’il est jugé indispensable de l’arrêter, toute rigueur qui ne sera pas nécessaire pour s’assurer de sa personne doit être sévèrement réprimée par la loi.

Da jeder solange als unschuldig anzusehen ist, bis er für schuldig befunden wurde, muss, sollte seine Verhaftung für unumgänglich gehalten werden, jede Härte, die nicht für die Sicherstellung seiner Person notwendig ist, vom Gesetz streng unterbunden werden.

Artikel 10

Nul ne doit être inquiété pour ses opinions, même religieuses, pourvu que leur manifestation ne trouble pas l’ordre public établi par la loi.

Niemand soll wegen seiner Anschauungen, selbst religiöser Art, belangt werden, solange deren Äußerung nicht die durch das Gesetz begründete öffentliche Ordnung stört.

Artikel 11

La libre communication des pensées et des opinions est un des droits les plus précieux de l’homme : tout citoyen peut donc parler, écrire, imprimer librement, sauf à répondre de l’abus de cette liberté, dans les cas déterminés par la loi.

Die freie Äußerung von Gedanken und Meinungen ist eines der kostbarsten Menschenrechte: Jeder Bürger kann also frei reden, schreiben und drucken, vorbehaltlich seiner Verantwortlichkeit für den Missbrauch dieser Freiheit in den durch das Gesetz bestimmten Fällen.

Artikel 12

La garantie des droits de l’homme et du citoyen nécessite une force publique : cette force est donc instituée pour l’avantage de tous et non pour l’utilité particulière de ceux auxquels elle est confiée.

Die Gewährleistung der Menschen- und Bürgerrechte erfordert eine öffentliche Gewalt; diese Gewalt ist also zum Vorteil aller eingesetzt und nicht zum besonderen Nutzen derer, denen sie anvertraut ist.

Artikel 13

Pour l’entretien de la force publique et pour les dépenses d’administration, une contribution commune est indispensable. Elle doit être également répartie entre tous les citoyens, en raison de leurs facultés.

Für die Unterhaltung der öffentlichen Gewalt und für die Verwaltungsausgaben ist eine allgemeine Abgabe unerlässlich; sie muss auf alle Bürger, nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten, gleichmäßig verteilt werden.

Artikel 14

Chaque citoyen a le droit, par lui-même ou par ses représentants, de constater la nécessité de la contribution publique, de la consentir librement, d’en suivre l’emploi et d’en déterminer la quotité, l’assiette, le recouvrement et la durée.

Alle Bürger haben das Recht, selbst oder durch ihre Vertreter die Notwendigkeit der öffentlichen Abgabe festzustellen, diese frei zu bewilligen, ihre Verwendung zu überwachen und ihre Höhe, Veranlagung, Eintreibung und Dauer zu bestimmen.

Artikel 15

La société a le droit de demander compte à tout agent public de son administration.

Die Gesellschaft hat das Recht, von jedem Staatsbeamten Rechenschaft über seine Amtsführung zu verlangen.

Artikel 16

Toute société dans laquelle la garantie des droits n¹est pas assurée, ni la séparation des pouvoirs déterminée, n’a pas de Constitution.

Eine Gesellschaft, in der die Gewährleistung der Rechte nicht gesichert und die Gewaltenteilung nicht festgelegt ist, hat keine Verfassung.

Artikel 17

Les propriétés étant un droit inviolable et sacré, nul ne peut en être privé, si ce n’est lorsque la nécessité publique, légalement constatée, l’exige évidemment, et sous la condition d’une juste et préalable indemnité.

Da das Eigentum ein unverletzliches und geheiligtes Recht ist, kann es niemandem genommen werden, es sei denn, dass die gesetzlich festgestellte öffentliche Notwendigkeit dies eindeutig erfordert und vorher eine gerechte Entschädigung festgelegt wird.

Allerdings galt diese "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" nur für Männer.

Gleichberechtigung der Geschlechter

Olympe de Gouges war unter den Vorkämpferinnen für die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht die erste, aber die tapferste unter allen Frauen der französischen Revolution. Sie endete auf dem Schafott. Die Theaterautorin und Schriftstellerin forderte, dass die in der Französischen Revolution verkündeten Menschen- und Bürgerrechte genauso für Frauen zu gelten hätten. Sie postuliert in ihrer Schrift, dass Frauen freie und gleichberechtigte Bürgerinnen sind. So steht beispielsweise: Artikel 1: "Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten." Artikel 10: "Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Sie muss gleichermaßen das Recht haben, die Rednerbühne zu besteigen."

Olympe de Gouges; Bildquelle: Archiv für Kunst und Geschichte Berlin

Olympe de Gouges setzte sich in ihren zahlreichen Texten mit sozialkritischen und gesellschaftspolitischen Texten auseinander und thematisierte neben den Rechten der Frau unter anderem die Sklaverei in den Kolonien. Die politischen Inhalte ihrer Theaterstücke und offenen Briefe führten zu Anfeindungen und Verleumdungen aus allen Richtungen. Olympe de Gouges wurde 1793 von einem Revolutionstribunal wegen angeblicher Propaganda für die Wiedererrichtung der Monarchie zum Tod verurteilt und geköpft. Als Begründung für ihre Hinrichtung führten die Richter an: "Ein Staatsmann wollte sie sein, und das Gesetz hat die Verschwörerin dafür bestraft, dass sie die Tugenden vergaß, die ihrem Geschlecht geziemen."

Mary Wolstonecraft (1759-1797)

Mary Wolstonecraft, "Mutter des Feminismus"

In ihrem Werk "Ein Plädoyer für die Rechte der Frau" ("A Vindication of the Rights of Woman", 1792) forderte Mary Wolstonecraft die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Selbständigkeit und Unabhängigkeit für die Frauen: "Lasst die Frau an den Rechten des Mannes teilhaben, dann wird sie auch nach seinen Tugenden streben."

Neben der Umgestaltung des Geschlechterverhältnisses war ihr die Bildung für Frauen ein zentrales Anliegen. Sie forderte gleiche Bildung für Jungen und Mädchen, Koedukation: "Man mache die Frauen zu vernünftigen, freien Bürgerinnen. Sie werden dann auch gute Ehefrauen und Mütter werden - vorausgesetzt, daß die Männer nicht ihre Pflichten als Gatten und Väter vernachlässigen."

Durch Selektion zu sozialem Wesen

Charles Darwin veröffentlichte sein Buch „Über die Entstehung der Arten“ am 24. November 1859. Er stellte darin die Theorie auf, dass sich alles Leben aus einem Ursprung von Generation zu Generation weiter entwickelt hat.

Es entwickelte sich daraufhin der Fortschrittsglaube. Der sah den Menschen als ein Glied dieser Kette. Durch Selektion, nahm man an, hat sich der Mensch zu einem sozialen Wesen entwickelt.

Bertha von Suttner (1843-1914): Gewinnerin des Friedens-Nobelpreis 1905, Foto Karl Winkler 1911

Bertha von Suttner griff den Gedanken von Charles Darwin auf und übertrug ihn ins Soziale, auf die Gesellschaft. Sie schloss sich dem Fortschrittsglauben an mit seiner dynamischen Geschichtsauffassung einer steten Höherentwicklung der Menschheit, einer Selektion der Edelsten.

1898 schrieb sie in „Schach der Qual“: „Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen, der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord, und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.“

Ihr Roman „Die Waffen nieder“ rüttelte das vaterländische, in Nationalstaaten zerfallene Europa auf. Bertha von Suttner definierte Frieden als naturrechtlich verbürgten Normalzustand, dem der Krieg als eine Folge menschlichen „Irrwahns“ gegenüberstehe. Dadurch werde das Recht auf Frieden völkerrechtlich einforderbar.

Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha von Suttner als erste Frau den von ihr angeregten Friedensnobelpreis. rtha von Suttner, 1911. Photo Karl Winkler/Getty Images

Erklärung der Menschenrechte 1948

Seit 1946 hatte Eleanor Roosevelt zusammen mit sieben Männern und Frauen aus Australien, Chile, China, Frankreich,dem Libanon, der Sowjetunion und Großbritannien an einer Erklärung gearbeitet, die für die Menschen auf der ganzen Welt zum Wegweiser werden sollte hin zu einem menschenwürdigen Leben ohne Angst und Schrecken.

Am 10.12.1948 um drei Uhr nachts verkündete Eleanor Roosevelt, Vorsitzende der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen, die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte".

Auf die Frage "Wo beginnen die Menschenrechte?" gab Eleanor Roosevelt  folgende Antwort: "An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim. So nah und so klein, dass diese Plätze auf keiner Landkarte der Welt gefunden werden können. Und doch sind diese Plätze die Welt des Einzelnen: Die Nachbarschaft, in der er lebt, die Schule oder die Universität, die er besucht, die Fabrik, der Bauernhof oder das Büro, in dem er arbeitet. Das sind die Plätze, wo jeder Mann, jede Frau und jedes Kind gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde ohne Diskriminierung sucht.

Solange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung. Wenn die betroffenen Bürger nicht selbst aktiv werden, um diese Rechte in ihrem persönlichen Umfeld zu schützen, werden wir vergeblich nach Fortschritten in der weiteren Welt suchen."

Seitdem sind diese grundsätzlichen Menschenrechte im Bewusstsein vieler Menschen. In weltweit rund 1000 Gruppen engagieren sie sich für Menschenrechte. Sie kämpfen gegen das Leid in den eigenen Ländern und solidarisieren sich gegen die Missstände in anderen Ländern.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (A/RES/217, UN-Doc. 217/A-(III)) oder kurz AEMR, ist eine rechtlich nicht bindende Resolution der Vereinten Nationen zu den Menschenrechten. Sie wurde am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Palais de Chaillot in Paris verkündet.

Artikel 1 (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit)

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2 (Verbot der Diskriminierung)

Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.

Des Weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.

Artikel 3 (Recht auf Leben und Freiheit)

Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.

Artikel 4 (Verbot der Sklaverei und des Sklavenhandels)

Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten.

Artikel 5 (Verbot der Folter)

Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.

Artikel 6 (Anerkennung als Rechtsperson)

Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.

Artikel 7 (Gleichheit vor dem Gesetz)

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede Diskriminierung, die gegen diese Erklärung verstößt, und gegen jede Aufhetzung zu einer derartigen Diskriminierung.

Artikel 8 (Anspruch auf Rechtsschutz)

Jeder hat Anspruch auf einen wirksamen Rechtsbehelf bei den zuständigen innerstaatlichen Gerichten gegen Handlungen, durch die seine ihm nach der Verfassung oder nach dem Gesetz zustehenden Grundrechte verletzt werden.

Artikel 9 (Schutz vor Verhaftung und Ausweisung)

Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft gehalten oder des Landes verwiesen werden.

Artikel 10 (Anspuch auf faires Gerichtsverfahren)

Jeder hat bei der Feststellung seiner Rechte und Pflichten sowie bei einer gegen ihn erhobenen strafrechtlichen Beschuldigung in voller Gleichheit Anspruch auf ein gerechtes und öffentliches Verfahren vor einem unabhängigen und unparteiischen Gericht.

Artikel 11 (Unschuldsvermutung)

Jeder, der wegen einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange seine Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.

Niemand darf wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem oder internationalem Recht nicht strafbar war. Ebenso darf keine schwerere Strafe als die zum Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung angedrohte Strafe verhängt werden.

Artikel 12 (Freiheitssphäre des Einzelnen)

Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen.

Artikel 13 (Freizügigkeit und Auswanderungsfreiheit)

Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen.

Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.

Artikel 14 (Asylrecht)

Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.

Dieses Recht kann nicht in Anspruch genommen werden im Falle einer Strafverfolgung, die tatsächlich auf Grund von Verbrechen nichtpolitischer Art oder auf Grund von Handlungen erfolgt, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen.

Artikel 15 (Recht auf Staatsangehörigkeit)

Jeder hat das Recht auf eine Staatsangehörigkeit.

Niemandem darf seine Staatsangehörigkeit willkürlich entzogen noch das Recht versagt werden, seine Staatsangehörigkeit zu wechseln.

Artikel 16 (Eheschließung, Familie)

Heiratsfähige Frauen und Männer haben ohne Beschränkung auf Grund der Rasse, der Staatsangehörigkeit oder der Religion das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Sie haben bei der Eheschließung, während der Ehe und bei deren Auflösung gleiche Rechte.

Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen Ehegatten geschlossen werden.

Die Familie ist die natürliche Grundeinheit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.

Artikel 17 (Recht auf Eigentum)

Jeder hat das Recht, sowohl allein als auch in Gemeinschaft mit anderen Eigentum innezuhaben.

Niemand darf willkürlich seines Eigentums beraubt werden.

Artikel 18 (Gedanken-, Gewissens-, Religionsfreiheit)

Jeder hat das Recht auf Gedanken,Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

Artikel 19 (Meinungs- und Informationsfreiheit)

Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.

Artikel 20 (Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit)

Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu Vereinigungen zusammenzuschließen.

Niemand darf gezwungen werden, einer Vereinigung anzugehören.

Artikel 21 (Allgemeines und gleiches Wahlrecht)

Jeder hat das Recht, an der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten seines Landes unmittelbar oder durch frei gewählte Vertreter mitzuwirken.

Jeder hat das Recht auf gleichen Zugang zu öffentlichen Ämtern in seinem Lande.

Der Wille des Volkes bildet die Grundlage für die Autorität der öffentlichen Gewalt; dieser Wille muss durch regelmäßige, unverfälschte, allgemeine und gleiche Wahlen mit geheimer Stimmabgabe oder in einem gleichwertigen freien Wahlverfahren zum Ausdruck kommen.

Artikel 22 (Recht auf soziale Sicherheit)

Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind.

Artikel 23 (Recht auf Arbeit, gleichen Lohn)

Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.

Jeder hat das Recht, zum Schutz seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

Artikel 24 (Recht auf Erholung und Freizeit)

Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit und insbesondere auf eine vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit und regelmäßigen bezahlten Urlaub.

Artikel 25 (Recht auf Wohlfahrt)

Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.

Artikel 26 (Recht auf Bildung)

Jeder hat das Recht auf Bildung. Die Bildung ist unentgeltlich, zum mindesten der Grundschulunterricht und die grundlegende Bildung. Der Grundschulunterricht ist obligatorisch. Fach- und Berufsschulunterricht müssen allgemein verfügbar gemacht werden, und der Hochschulunterricht muss allen gleichermaßen entsprechend ihren Fähigkeiten offenstehen.

Die Bildung muss auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein.

---ENDE DER LESEPROBE---