Geliebter Feind - Lynne Graham - E-Book

Geliebter Feind E-Book

Lynne Graham

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Beschreibung

Der attraktive Fremde zieht sie praktisch mit Blicken aus! Wer ist dieser Mann, der Abbey während der glamourösen Modenshow nicht aus den Augen lässt? Die gefährliche Antwort: der russische Ölmilliardär Nikolai Arlov. Empört weist Abbey ihn ab, als er sie nach der Show zu Kaviar, Wodka und Sex in seine Luxussuite einlädt. Wie kann er es bloß wagen! Doch schnell erfährt sie am eigenen Leib: Sie mag ihren Stolz haben - aber Nikolai besitzt Macht, Geld, Skrupellosigkeit und viel zu viel Sex-Appeal. Und er bekommt immer, wen und was er will. Koste es, was es wolle …

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Seitenzahl: 199

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Lynne Graham

Geliebter Feind

IMPRESSUM

JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© 2008 by Lynne Graham Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIABand 1884 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: SAS

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86295-423-0

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

PROLOG

Die hohen Fenster der alten Adelsvilla in St. Petersburg gaben den Blick frei über den Fontanka-Fluss. Der große Saal war voll mit Menschen, die zu der Gedenkfeier gekommen waren, dabei hatten viele den Verstorbenen nicht einmal gekannt. Das, was sie hierher gelockt hatte, war die Anwesenheit von Ölmagnat Nikolai Danilovich Arlov, dessen Reichtum legendär war.

Wie immer ungerührt von der Aufmerksamkeit, die er erregte, führte er gerade ein geschäftliches Telefonat. Groß und beeindruckend, mit schwarzem Haar und Augen so hart wie wasserumspülter Fels, war er ein atemberaubend attraktiver Mann, der eine extrem männliche Sinnlichkeit ausstrahlte. Viele Frauen starrten ihn mit unverhohlenem Hunger an, während seine Mitarbeiter sorgfältig darauf achteten, dass niemand ihm zu nahe kam. Nur wenige der Anwesenden erhielten überhaupt ein knappes Nicken von ihrem Gastgeber, als Zeichen, dass er sie wahrgenommen hatte. Viele jedoch würden noch wochenlang davon zehren, dass sie tatsächlich zu Gast in seinem luxuriösen Haus gewesen waren.

Nikolai ignorierte grundsätzlich jeden. Eisig wie der arktische Winter und unnachgiebig wie eine heidnische Gottheit, blieb er ein Einzelgänger, der immer nach eigenen Regeln spielte. Er hasste es, Zeit für unnütze und sinnentleerte gesellschaftliche Anlässe zu vergeuden. Einzig das Streben nach Einfluss und Profit trieb ihn an. Zum Gedenkamt für seinen Vater war er nur erschienen, um die Form zu wahren. Er hatte nie großen Wert auf familiäre Bindungen gelegt, er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er zuletzt mit dem alten Mann gesprochen hatte. Sein Vater hatte ihn praktisch seit dem Tag seiner Geburt gehasst, und seine beiden älteren Halbbrüder fürchteten und beneideten ihren erfolgreichen Anverwandten. Das hatte sie jedoch nicht davon abgehalten, Nikolai zu bitten, sich der wirren Angelegenheiten des Vaters anzunehmen und sicherzustellen, dass der Besitz erhalten blieb, ohne selbst Verantwortung für Kosten oder Anstrengungen übernehmen zu müssen. Allerdings schien niemand darauf gekommen zu sein, dass Nikolai eigene Motive für sein Einverständnis haben könnte, diese undankbare Aufgabe zu übernehmen.

Als eine blonde Schönheit in einem klassisch-eleganten Kostüm auf ihn zukam, lief ein unmerklicher Schauer durch ihn hindurch, doch es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Ein Blick auf Svetas Miene sagte ihm, dass sie die Überbringerin schlechter Nachrichten war. Die Fragen, die ihn seit seiner Kindheit quälten, würden unbeantwortet bleiben. Die Suche in den persönlichen Sachen seines Vaters hatte sich als fruchtlos erwiesen.

„Nichts.“ Ärger und Frustration schwang in Svetas Stimme mit. Wie auch ihre Kolleginnen Olya und Darya war Sveta mit nichts anderem als einem positiven Ergebnis zufrieden.

„Nitschewo – macht nichts“, tat er es gleichgültig ab. Er sah keinen Grund, warum das Geheimnis seiner Abstammung ihm den Schlaf rauben sollte. Alle Dokumente seines Vaters waren gesichtet, Safes waren geöffnet worden, Schreibtische geleert, Schließfächer aufgespürt. Was sich zuerst den Anschein einer vielversprechenden Möglichkeit gegeben hatte, hatte nicht ein Jota an neuen Informationen gebracht. Nikolai wusste weiterhin nicht, wer seine Mutter war. Jetzt sah es so aus, als würde er es nie erfahren.

In Gedanken zuckte er mit den Achseln. Irrelevante Details für einen Mann, der wusste, wer er war und wohin er wollte. Im Alter von dreiunddreißig Jahren hatte er seine Ambitionen mehr als tausendfach erfüllt. Er musste sich für nichts entschuldigen und sich niemandem beweisen. Die Suche nach seiner Abstammung mütterlicherseits war Verschwendung wertvoller Zeit und Energie.

In diesem Moment ging ein Raunen durch den Saal. Köpfe drehten sich zum Eingang. Als man ihn informierte, dass seine aktuelle Gespielin, Brigitta Jansen, soeben aus Paris eingetroffen sei, runzelte er verstimmt die Stirn. Er erachtete ihr uneingeladenes Auftauchen als Eindringen in seine Privatsphäre. Mit einem Lächeln auf dem perfekten Gesicht kam die holländische Schauspielerin auf ihn zu, sie sonnte sich in der Bewunderung, die man ihr zollte.

Fünfzehn Minuten später war Nikolai auf dem Weg zum Flughafen, wo sein Privatjet auf ihn wartete. Allein. Brigitta hatte er mit ihrem hysterischen Anfall stehen lassen, umrundet von ihren kriecherischen Anhängern. Sollte es ihre Absicht gewesen sein, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden, weil er ihr den Laufpass gegeben hatte, so hatte sie ihr Ziel eindeutig verfehlt. Emotionelle Erpressung war ebenso wenig nach seinem Geschmack wie weibliche Ansprüche und Forderungen. Er war ein ungebundener Mann, der sich seine Gesellschaft und auch seine Betten frei aussuchte, wann und wie es ihm beliebte.

Manchmal fragte er sich, warum er immer an solche Frauen gelangte, die sich anfangs kühl und beherrscht gaben, sich dann aber rapide zu wandelnden Zeitbomben entwickelten, die jederzeit losgehen konnten. Er machte niemandem etwas vor, er sagte immer offen und direkt, was er wollte. Sex war ebenso notwendig wie Nahrung. Sex hatte auch absolut nichts mit dem magischen Wörtchen zu tun, das mit L anfing. Frauen nutzten dieses Wort als Rechtfertigung, um die Grundregeln zu ändern.

Aber „Liebe“ gehörte nun mal nicht zu seinem Vokabular.

1. KAPITEL

„Du siehst fantastisch aus.“ Sally, die Kosmetikerin, war begeistert, während sie Abbeys feuerrote Locken über deren schmale Schultern breitete. „Du wirst der Star des Abends sein.“

Abbey zweifelte ernsthaft an dieser Voraussage. Nur eine Frau, die sich mit ihrem Gesicht und ihrer Figur wohlfühlte, würde tatsächlich an einer Modenschau teilnehmen wollen. Sie war nur hier als Ersatz in letzter Sekunde, weil eines der Amateur-Modelle bei der Generalprobe gestürzt war. Abbey hatte ihr Aussehen noch nie gemocht. Als Kind war der Spiegel immer ihr Feind gewesen, zerstörte er doch all ihre Hoffnungen, als verschollene Märchenprinzessin durchzugehen.

Eine ihrer Kindheitserinnerungen war die stete Klage ihres Vaters, was für ein hässliches Entlein sie doch sei. Die Verwandlung in den stolzen Schwan hatte unglücklicherweise nie stattgefunden. Ihr Haar war weiterhin stur feuerrot geblieben, die Anzahl der Sommersprossen hatte sogar noch zugenommen, und die endlos langen Beine garantierten, dass sie fast jeden um Haupteslänge überragte. Unmodern große Brüste und runde Hüften trugen weiterhin zu ihrem Unbehagen mit dem eigenen Körper bei. Nur ein einziges Mal hatte Abbey sich mit Aufmerksamkeit gesegnet gefühlt. Das war an dem glorreichen Tag gewesen, als Jeffrey Carmichael sie eingeladen hatte. Die Monate bis zum Hochzeitstag waren angefüllt gewesen mit funkelnden Sternen und strahlender Glückseligkeit. Doch selbst Jeffrey hatte irgendwann eine Bemerkung gemacht, dass sie als Blondine vielleicht besser aussehen würde.

„Caroline ist einfach unglaublich“, meinte Sally, als eine Frau im Rollstuhl eilig an ihnen vorbeirauschte. „Man muss sie wirklich bewundern. So viel verloren zu haben, und dennoch immer dabei, anderen zu helfen.“

„Das ist Caroline.“ Auch Abbey hatte nichts als Bewunderung für die Frau ihres Bruders. Caroline mochte vor sechs Jahren die Nutzung ihrer Beine verloren haben, aber sie stand dennoch mitten im Leben, versorgte Mann und zwei Kinder, arbeitete in einem Vollzeit-Job und fand auch noch Raum, um Spenden für „Futures“ zu sammeln, eine Organisation, die sich um Menschen mit Wirbelsäulenverletzungen kümmerte und die ihr in der Stunde der Not beigestanden hatte. Diese Modenschau, von Abbey mitorganisiert, wurde ebenfalls zugunsten von Futures ausgetragen.

„Hatte sie nicht am Hochzeitstag ihres Bruders einen Autounfall? Ich meine, so etwas in der Zeitung gelesen zu haben.“

„Richtig“, bestätigte Abbey. Ihre Sommersprossen traten deutlicher unter der plötzlichen Blässe hervor. „Ein Betrunkener am Steuer. Die Zeitungen waren damals voll davon.“ Sie wollte nicht an jenen düsteren, verregneten Oktobertag zurückdenken. In dem einen Moment hatte sie noch alles, wofür es sich zu leben lohnte, im nächsten nichts mehr. Doch sie wusste auch, wie dankbar sie sein musste, dass sie ohne den kleinsten Kratzer aus dem Autowrack herausgekrochen war.

„Tolles Make-up, Sally.“ Caroline blieb mit dem Stuhl neben ihnen stehen. „Du hast wahre Wunder an Abbey vollbracht.“

„Das war auch nicht schwierig, bei dem Potenzial.“

„Du siehst großartig aus“, zollte Caroline ihrer Schwägerin das Kompliment.

Abbey dachte eher, dass sie unsäglich aussah. Ihre violetten Augen gingen unter in Lagen von verschiedenen Schattierungen pflaumenblauen Lidschattens und Rouge und Puder. Aber so viel Schminke war wohl nötig, um die Illusion von Glamour erstehen zu lassen. „Ist Drew schon hier?“

Ein Schatten huschte über Carolines Gesicht. „Nein. Als ich ihn anrief, war er immer noch in der Firma.“ Abbey konnte Carolines Enttäuschung spüren und fragte sich, was ihr Bruder sich dabei dachte. Caroline hatte viel Arbeit und Aufwand in diese Modenschau gesteckt, da wäre es durchaus angebracht, wenn ihr Ehemann ihr für das Erreichte seinen Respekt erwies. Andererseits … Support Systems, der Concierge Service, den die Familie betrieb, hatte kürzlich in Knightsbridge Fuß fassen können. Folge des Erfolgs waren längere Arbeitszeiten und wesentlich mehr Kunden, sodass auch mehr Leute hatten eingestellt werden müssen. Die angebotenen Dienste reichten von Hunde ausführen über Kleidung aus der Reinigung abholen bis hin zu Hauspersonal finden und Handwerker arrangieren.

Sicherlich war das ein ganz anderes Leben, als Abbeys sexistisch-snobistischer Vater sich für sie vorgestellt hatte. Er hatte ihr sowohl Universitäts- wie auch Berufsausbildung verweigert. In den Augen ihres Vaters war sie ein Nichts gewesen, allein der Bruder zählte. Der alte Mann hatte die Tochter seine Irritation immer deutlich spüren lassen. Nur ein einziges Mal hatte ihr ein anerkennender Blick von ihm gegolten – an dem Tag, als sie Jeffrey heiratete. So als wäre die Heirat mit einem erfolgreichen Mann ihre einzige Errungenschaft.

„Du siehst aus wie die Königin in Schneewittchen.“ Alice, ihre kleine Nichte, war hingerissen vom Aussehen der Tante.

„Du meinst die Fiese, der der Spiegel immer sagen musste, wie schön sie ist, bis er zerbrach?“

„Sie mag fies gewesen sein, aber sie war auch wirklich schön“, lispelte Alice.

„Vorsicht, dein Make-up!“, warnte Sally, als Abbey sich vorbeugte und die Sechsjährige liebevoll umarmte.

Auf der anderen Seite des Raumes war Benjamin, Alices Zwillingsbruder, wie immer in ein Buch vertieft. Zu den Kindern ihres Bruders hatte Abbey ein sehr enges Verhältnis. Nach dem Autounfall war sie zur Familie gezogen, um auszuhelfen, während Caroline eine intensive Physiotherapie durchlief. Sie hatten sich wohl gegenseitig beschäftigt gehalten und getröstet.

Sally nahm den Umhang von ihren Schultern, und Abbey stand auf, um durch den Vorhang in den Saal zu lugen. „Ich weiß wirklich nicht, warum ich diesen Unsinn mitmache“, murmelte sie nervös.

„Weil es für einen guten Zweck ist“, wusste Caroline sofort die Antwort. „Und heute Abend stehen die Sterne gut für uns. Rate, wer im Publikum sitzt?“

„Eine von deinen Berühmtheiten, die du eingeladen hast?“

„Nikolai Danilovich Arlov.“

„Wer?“

„Herrgott, Abbey! Den Namen wirst du doch kennen! Der russische Milliardär.“

„Du meinst den, dessen Sexabenteuer ständig die Titelseiten der Regenbogenpresse füllen?“ Auf Carolines Nicken hin zog Abbey eine Grimasse. „Der Typ steht auf der gleichen Evolutionsstufe wie ein Stalltier. Die Verkörperung des Widerlings.“

„Seine Spende wird trotzdem willkommen sein. Sei nicht so engstirnig, Abbey. Reiche, alleinstehende Männer haben immer eine ganze Schar von Frauen um sich herumschwirren …“

„Und er sucht sich immer die aus, die für den entsprechenden Preis bereit sind, Schlafzimmergeheimnisse in der Öffentlichkeit breitzutreten. Das sagt genug über ihn aus …“

„Dass der arme Mann Ziel jeder skrupellosen Goldgräberin auf diesem Planeten ist?“

„Redet ihr über Nikolai Arlov?“, mischte Sally sich verträumt ein. „Seit seiner Ankunft hält er sein Handy ans Ohr. Aber der Mann ist absolut umwerfend. Hätte ich mit ihm geschlafen, würde ich es auch jedem erzählen.“

Caroline kicherte. „Meinst du das ernst?“

„Natürlich! Die Welt sollte dann auf jeden Fall erfahren, dass ich es geschafft habe, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Und was man so über seine Großzügigkeit liest … da würde es sich auch lohnen, zu seinem Harem zu gehören.“

„Männer wie er nutzen andere nur aus“, lautete Abbeys abfälliger Kommentar.

„Woher solltest du etwas über Männer wie ihn wissen?“, fragte Caroline trocken. „Wann hast du dich das letzte Mal mit einem Mann verabredet?“

„Das weißt du doch.“

„Oh, etwa der Typ, der den ganzen Abend über seine Exfrau geredet hat und dann anfing zu jammern, dass er sie noch immer liebt?“ Caroline stöhnte.

„Richtig. Mit Tränen in den Augen.“ Abbey ließ den Blick über das Publikum wandern. „Wo sitzt dieser Milliardär denn?“

„Du kannst ihn nicht verfehlen. Direkt am Ende des Laufstegs, eingerahmt von drei Schönheiten, seine persönlichen Assistentinnen, und zwei Gorillas.“ Sally war völlig hingerissen.

„Die Paparazzi warten alle draußen auf ihn. Dass er hier ist, wird Futures enorme Publicity einbringen“, erklärte Caroline sehr zufrieden.

„Zumindest ist er also noch zu etwas anderem nütze als nur dazu, die Auflagen der Klatschblätter zu steigern“, sagte Abbey, als die Eröffnungsmusik einsetzte.

Die Models stellten sich in einer Reihe auf, das erste Model machte seine Runde über den Laufsteg …

Viele Models hatten Nikolais Bett gewärmt. Das bedeutete jedoch nicht automatisch, dass er ein Interesse an Mode hätte. Geschäftliche Anrufe waren eine willkommene Abwechslung von der Langeweile, während die Schau ablief.

Doch nach ungefähr einer halben Stunde tauchte eine Rothaarige mit endlos langen Beinen auf dem Laufsteg auf … Sie war so atemberaubend schön, dass Nikolai bei seinem Telefonat tatsächlich den Faden verlor. Er hätte nicht sagen können, was ihn so an ihr reizte, er wusste nur, dass er sie wollte, mit einer Intensität, die er seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Ihre Augen waren regelrecht hypnotisierend, ergänzten sich mit der Farbe des Amethyst-Colliers, das jemand clevererweise um ihren Hals gelegt hatte. Ihre Gesichtszüge waren unvergesslich fein geschnitten, sie war ganz Frau, von der tizianroten Mähne über die üppige Oberweite bis hin zu den einladenden Hüften. Das schillernde blaue Abendkleid schmiegte sich um ihren überwältigenden Körper und verlieh ihr die dramatische Aura einer Filmdiva aus den 1930er-Jahren.

„Nach der Veranstaltung will ich diese Frau kennenlernen“, sagte er ohne jegliches Zögern zu Sveta. „Finde heraus, wer sie ist.“

Auch für Abbey war es eine seltsame Erfahrung. Nikolai schien ihr der attraktivste Mann zu sein, den sie je gesehen hatte. Er hatte unglaubliche Augen, Wangenknochen wie gemeißelt und einen sinnlichen Mund. Eigentlich hatte sie sich immer für eher kopflastig gehalten, sie konnte nicht verstehen, warum ihr Herz hämmerte wie ein Presslufthammer und ihr Mund staubtrocken wurde. Es war, als würde sein Gesicht sie mit einem Bann belegen und ihren Verstand komplett ausschalten. Ihr Blick haftete auf ihm, und sie konnte ihn nicht losreißen.

„Sie trägt einen Ring“, murmelte Sveta. „Sie ist verheiratet.“

Nikolai schlief niemals mit den Frauen anderer Männer. Das war eines der wenigen Tabus, an die er sich hielt. „Überprüfe das“, ordnete er an, unwillig, anzuerkennen, dass diese Frau außerhalb seiner Reichweite sein sollte. Es gab immer Mittel und Wege, um zu bekommen, was man wollte. Er träumte bereits davon, diesen Rotschopf in seinem Bett zu haben. Was für ein Vergnügen es sein musste, wenn diese üppigen Brüste und langen Beine zu seinem alleinigen Genuss zur Verfügung standen. Ihm war nicht entgangen, wie sie ihn angestarrt hatte. Wenn sie eine Ehefrau war, dann eine untreue.

Eine von den Ankleidefrauen öffnete den Verschluss des Abendkleides, half Abbey bei den Vorbereitungen für den nächsten Auftritt, eine andere nahm ihr das Collier ab. Das Umziehen musste in Sekundenschnelle gehen. Abbey war schwindlig, ihre Haut fühlte sich feucht an. Was war da draußen mit ihr geschehen? Männer hatten nie besonders große Wirkung auf sie, vom Wesen her war sie eher kühl denn spontan. Jeffrey war der einzige Mann gewesen, den sie je hatte haben wollen. Als Teenager hatte sie sich in ihn verliebt, einen anderen hatte es für sie nie gegeben. Nur die Einsamkeit und die Angst, sie könnte vielleicht eine Besessenheit entwickeln, hatten sie auf Carolines Zureden hin nachgeben lassen, ein paar Verabredungen wahrzunehmen. Ein sinnloses Unterfangen, von Anfang an, denn keiner dieser Männer hatte auch nur annähernd Jeffreys Intelligenz und Charme besessen.

Caroline kam zu ihr, als ihr Make-up aufgefrischt wurde. „Nikolai Arlov hat um deine Telefonnummer gebeten!“ „Die kriegt er aber nicht“, erwiderte Abbey prompt. Was sollte sie schon zu einem russischen Milliardär sagen, dem der Ruf eines berüchtigten Playboys vorauseilte?

„Sprich wenigstens mit ihm“, drängte Caroline. „Wir können es uns nicht leisten, ihn zu verprellen. Denk an Futures, Abbey.“

Ein Rat, der Abbey ganz und gar nicht passte. In ihren Augen gab es keinen Grund, warum sie mit einem Mann reden sollte, wenn sie nicht mit ihm reden wollte. Dann erinnerte sie sich allerdings schuldig daran, wie sie ihn angegafft hatte. Vielleicht hatte ja ihr Benehmen ihn überhaupt erst herausgefordert.

„Ein Milliardär lädt dich ein, ihn kennenzulernen, und du bist nicht einmal aufgeregt?“, rügte Sally entrüstet. „Warum sollte ich? Sicher, er sieht gut aus, aber worüber könnten wir uns schon unterhalten?“

„Du gehst mit ihm aus, nur damit du mir erzählen kannst, wie es war“, verlangte die Kosmetikerin. „Wirst du nach der Show zu ihm gehen?“

„Sieht aus, als hätte ich keine große Wahl, oder?“ Doch wenn Abbey an Nikolai Arlovs Augen dachte, zog sich ihr Magen zusammen. Sie fragte sich ernsthaft, was mit ihrer Urteilsfähigkeit nicht stimmte. Weshalb sollte plötzlich Nervosität durch sie hindurchrasen wie ein Waldbrand? Sie hatte das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen.

Als Abbey ihren zweiten Auftritt auf dem Laufsteg hatte, gab sie sich alle Mühe, nicht zu ihm hinzusehen, dennoch spürte sie seinen Blick brennend auf sich liegen. Nicht eine Sekunde ließ er sie aus den Augen. Und sie wagte es auch gar nicht, genauer zu hinterfragen, wieso ihr sein Interesse gefiel.

„Du solltest dir etwas aus dem Fundus leihen, wenn du mit ihm zum Dinner ausgehst“, schlug Caroline vor, als Abbey wieder hinter die Bühne kam. „Du kannst unmöglich in Jeans und T-Shirt bei ihm auftauchen.“

„Meine Sachen sind völlig in Ordnung …“

Ihre Schwägerin fasste nach ihrem Handgelenk, als sie sich abwenden wollte. „Du kannst nicht auf ewig um meinen Bruder trauern.“

Warum nicht, hätte Abbey fast gefragt. Jeffrey war tot. Das war ja auch für die Ewigkeit. Und sie wusste, dass sie ihren Mann auf ewig vermissen und ihn nie vergessen würde. Niemals würde sie über den Verlust hinwegkommen, Jeffrey war die Liebe ihres Lebens gewesen. Dafür schämte sie sich nicht. Eine solche Liebe fand man nur selten, sie war unendlich wertvoll. Viel wertvoller als alles, was andere ihr angeboten hatten, seit sie Witwe geworden war. Sie war nicht dumm. Wenn Männer sie ansahen, dann sahen sie vor allem ihre Oberweite und ihre langen Beine. Ironischerweise war das das Letzte, an das Jeffrey bei ihr gedacht hatte.

Es überraschte Nikolai nicht, dass Abbey Carmichael nach der Schau beim Büfett auf ihn wartete. Was ihn allerdings überraschte, war ihr ungeschminktes Gesicht und ihr lässiger Aufzug. Frauen gaben sich normalerweise sehr viel mehr Mühe mit ihrem Aussehen, wenn er in der Nähe war. Doch sie konnte es sich leisten. Ihre Haut schimmerte wie ein rosiger Pfirsich, die Sommersprossen und diese glorreiche Mähne, die ihr offen über die schmalen Schultern floss, ließen sie jünger und verletzlicher aussehen.

Caroline und der Direktor von Futures begrüßten den russischen Tycoon. Abbey nippte an ihrem Wein und musterte den großen dunklen Russen. Gleichzeitig fragte sie sich, warum seine gelangweilte Miene sie so aufreiben sollte. Mit seinen Spenden bewirkte er wahre Wunder, was nicht bedeutete, dass er echtes Interesse für die verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen aufbrachte. Wieder spürte sie seinen Blick auf sich liegen statt auf seinen Gesprächspartnern, und die Spitzen ihrer Brüste richteten sich auf. Nur Augenblicke später holte man sie in den Kreis der Gruppe, um sie vorzustellen.

„Abbey Carmichael – Nikolai Danilovich Arlov …“

2. KAPITEL

Nikolai hielt Abbeys Hand länger als nötig. Er führte sie von der Gruppe fort. „Sie sind die schönste Frau hier heute Abend.“

„Ich fühle mich geschmeichelt, dass ich Ihnen überhaupt aufgefallen bin. Da Sie doch die ganze Zeit telefoniert haben“, gab Abbey leicht schneidend zurück. Verlegen stellte sie fest, dass ihr Blick auf seinen Lippen haftete. Die Frage, wie es sich wohl anfühlen musste, ihn zu küssen, schoss ihr durch den Kopf. Sie erschreckte sich selbst mit dem Gedanken.

Nikolai ignorierte die schnippische Bemerkung. „Ich fürchte, das Geschäft bestimmt mein gesamtes Leben“, erwiderte er lächelnd. „Lassen Sie mich Ihnen das blaue Kleid schenken. Es wäre eine Sünde, wenn eine andere Frau es tragen würde.“

Schockiert blinzelte sie über das Angebot. „Danke, Mr. Arlov, aber ich ziehe es vor, meine Garderobe selbst zu kaufen.“

„Nikolai“, verbesserte er und suchte nach den Signalen, die das andere Geschlecht in seiner Gegenwart immer aussandte.

Als ihr Blick auf seine faszinierenden dunklen Augen traf, stockte Abbey der Atem, und ihr Magen fuhr Achterbahn. Himmel, er hatte wirklich extrem dichte und lange Wimpern für einen Mann. Ihre Brüste spannten plötzlich unangenehm, sie befürchtete, es könnte unter dem T-Shirt zu sehen sein. Hastig verschränkte sie die Arme vor der Brust. Dieses ungewohnte Bewusstsein für den eigenen Körper machte sie mehr als nervös. „Ich kenne Sie nicht gut genug, um …“

„Ein Manko, das ich gerne beseitigen würde“, fiel er ihr sofort ins Wort. „Würden Sie lieber in einen Club oder zum Dinner gehen, wenn die Party hier vorbei ist?“

„Weder noch. Ich muss morgen früh zur Arbeit“, wiegelte sie tonlos ab.

Er betrachtete sie leicht entnervt. „Sind Sie immer so störrisch, wenn es um Verabredungen geht?“

„Ich bin einfach nur nicht interessiert daran, Sie näher kennenzulernen“, sagte sie offen heraus. „Vergeuden Sie also besser nicht Ihre Zeit mit mir.“

Nikolai war es nicht gewohnt, einen Korb zu bekommen. Normalerweise überschlugen sich die Frauen, um sein Interesse zu wecken – und zu halten. Seinen Geschenken wurde mit Jubelschreien und Dankbarkeit begegnet, nicht mit Ablehnung und kühler Zurückweisung. Von einer Frau abgewiesen zu werden, die sich nicht einmal bemühte, bedauernd zu klingen, war eine neue Erfahrung für ihn. Eine, die er nicht besonders schätzte, wie er feststellte.

„Sagen Sie, tragen Sie den Ehering nur, um Männer auf Abstand zu halten?“

Seine unverschämte Frage gefiel ihr nicht. Wusste er etwa bereits, dass sie verwitwet war? Falls überhaupt möglich, war Nikolai Arlov ein größeres Ärgernis, als sie vermutet hatte. Ihr Stolz rauchte noch immer von dem herablassenden Angebot, ihr das Kleid zu kaufen. Sie senkte den Blick auf den schlichten goldenen Reif an ihrem Finger. „Nein, den trage ich, weil er mich daran erinnert, dass ich mit einem ganz außergewöhnlichen Mann verheiratet war.“

Wut war ein Gefühl, das Nikolai selten empfand. Doch jetzt flammte sie in ihm auf. Dieses hochmütig vorgeschobene Kinn und der herablassende Ton kratzten an seinem Stolz. Ganz zu schweigen davon, dass er diese Worte nicht hatte hören wollen. Er wollte, dass sie ebenso auf eine intimere Bekanntschaft aus war wie er, nicht eine Witwe mit hochfliegenden idealistischen Werten, die ihr Herz mit dem perfekten Ehemann begraben hatte. Um erst einmal vom Thema abzulenken, erkundigte er sich nach ihrem Beruf.

Abbey erzählte stolz, dass sie gemeinsam mit ihrem Bruder einen Concierge Service leitete. Das Dienstleistungsunternehmen hatte ein breites Angebot von Serviceleistungen, das von Hausmeistertätigkeiten bis hin zu einfachen Besorgungen ging, und erfreute sich eines stetig wachsenden Kundenkreises.

Seine nächste Frage galt ihrem Engagement für Futures, und sie erklärte, dass Caroline mit ihrem Bruder verheiratet war und wie sehr Futures der Schwägerin nach dem Unfall mit Rat und Tat beiseitegestanden hatte, um mit den schwierigen Veränderungen fertig zu werden. Abbey war froh, dass sich das Gespräch nicht mehr um sie drehte.

„Sie treten hier als großartige Repräsentantin von Futures auf. Wenn ich eine großzügige Spende leiste, wird mir das etwas von Ihrer wertvollen Zeit kaufen können?“