Gemeinsam ins Ausland und zurück - Susanne Reichhardt - E-Book

Gemeinsam ins Ausland und zurück E-Book

Susanne Reichhardt

4,9
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Den Partner für eine gewisse Zeit ins Ausland zu begleiten, eröffnet Chancen auf einmalige Erfahrungen, ist zugleich aber ein »kritisches Lebensereignis«. Speziell für begleitende Familienangehörige gibt das Buch umfassende Hilfestellungen für ein gelungenes Leben in der Fremde. Jahr für Jahr werden etwa drei Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum von ihren Firmen oder von Institutionen auf Zeit ins Ausland entsandt. Das Buch bietet eine einfühlsame Prozessbegleitung für die psychischen und praktischen Hürden und Probleme des Auslandsaufenthaltes. Abgerundet wird das Workbook mit Empfehlungen, Checklisten und Tipps.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 152

Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
16
2
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



SUSANNE REICHHARDTANKE WEIDLING

Gemeinsam ins Ausland und zurück

Workbook für das Leben in der Fremde

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2014 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: weiß-freiburg GmbH graphik und buchgestaltung, Freiburg i.Br.

Titelbild: © ayo’sw photo – Fotolia.com

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-86040-5

E-Book: ISBN 978-3-608-10654-1

PDF-E-Book-ISBN 978-3-608-20231-1

Dieses E-Book entspricht der 1. Auflage 2014 der Printausgabe

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

Schnelleinstieg

Große Veränderungen können Stress bedeutenPerspektiven für den Auslandsaufenthalt entwickeln: für mich, die Kinder, die ganze FamilieAbschied gestaltenErste Orientierung im AuslandAuf Ressourcen zurückgreifen: für mich, die Kinder, die ganze FamilieVerbindungen zur alten Heimat pflegenEine sinnerfüllte Tätigkeit findenWie Kinder den Auslandsaufenthalt erlebenBesuch aus der Heimat und Besuch in der Heimat: gut planenDie Rückkehr– eine neue Herausforderung für mich, die Kinder, die ganze FamilieTipps aus der Praxis

Inhalt

Vorbemerkung

Vor der Ausreise

Orientierung

Der Auslandsumzug – Veränderungen (an)erkennen■Coaching-Übung »Persönliche Ressourcen«■Beispiel »Kraftquellen im Umzugstrubel«

Ich

Eine Katze nach dem Weg fragen■Coaching-Übung »Lebensträume«■Perspektiven für den Auslandsaufenthalt entwickeln■Beispiel »Verfolgen von Lebensträumen«■Prioritäten im Umzugsstress setzen

Partner

Ein Mobile einpacken■Dem Partner ein Geschenk machen■Coaching-Übung »Schatzkiste«■Aufgabenteilung vor Ort bedenken■Beispiel »Heilige Termine«

Kinder

Die »Kuscheldecke« eines Kindes kennen■Kinder auf den Umzug vorbereiten■Coaching-Übung »Zwei Dinge«■Beispiel »Ein tierischer Umzug«■Schulen im Ausland finden

Verwandte und Freunde

Abschiede durchleben■Trauer zulassen■Abschiede gestalten■Beispiel »Abschiedskunst«■Coaching-Übung »Lieblings-Bilder-Buch«

Nach der Ankunft

Orientierung

Kulturschock neu denken■Veränderungen aufschlüsseln■Beispiele »Steinlos« und »Distanzlos«■Reaktionen auf Veränderungen verstehen■Ressourcen bewusst aktivieren■Coaching-Übung »Kulturelle Intelligenz«

Ich

Resilientes Denken entwickeln■Beispiel »Lösungsorientierung«■Resiliente Verhaltensweisen anwenden■Coaching-Übung »BERLIN-Liste«

Partner

Das Mobile auspacken■Beziehung den neuen Gegebenheiten anpassen■Coaching-Übung »Wochenrückblick«■Beispiel »Wie war dein Tag?«

Kinder

Mit Kindern im Ausland – die Vorteile sehen■Stresssymptome (er)kennen■Coaching-Übung »Stimmungsbarometer«■Altersspezifische Bedürfnisse (an)erkennen■Beispiel »Junge Erwachsene berichten«

Verwandte und Freunde

Quellen des Glücks kennen■Verbindungen zur alten Heimat pflegen■Beispiel »Vertrautes in der Fremde«■Neue Kontakte schließen■Coaching-Übung »Beziehungsbilanz«

Im Land

Orientierung

Was mit einem Ende beginnt und mit einem Anfang endet■Übergangsprozesse verstehen■Beispiel »Vom Banker zum Coach«■Die neutrale Zone schätzen lernen■Coaching-Übung »Neuanfänge«

Ich

Eine »mobile Tätigkeit« finden■Konkret werden■Beispiel »Eine bunte Nichtkarriere«■Sich »vorstellen«■Coaching-Übung »Core Story«

Partner

Von dem Konzept »Dual Career Couple« profitieren■Mit Re-Traditionalisierung umgehen■Coaching-Übung »Rollengespräch«■Beispiel »Rollenbalance«

Kinder

Allmählich ankommen■Drei Kulturen erleben■Beispiel »In vielen Sprachen zu Hause«■Heimatkultur pflegen■Coaching-Übung »Das Beste aus zwei Welten«

Verwandte und Freunde

Freud und Leid zugleich empfinden■Besuch aus der Ferne empfangen■Heimaturlaub machen■Coaching-Übung »Streichorgie«■Beispiel »Urlaub!?«

Rückkehr

Orientierung

Das Unerwartete erwarten■Wiederholung und Neues unterscheiden■Beispiel »Liebeskummer«■Coaching-Übung »Nutzen, was schon einmal geholfen hat«

Ich

Persönlich wachsen■Ernte einfahren■Beispiel »Kontaktfähigkeit«■Coaching-Übung »Persönliche SWOT-Analyse«

Partner

Mit Statusverlust rechnen■»Rückkehrsituation« des Partners verstehen■Beispiel »Einzelkämpfer«■Das Mobile neu ausbalancieren■Coaching-Übung »Wochenrückblick II«

Kinder

Eine Insel und eine UNO sein■Wieder mal: Veränderungen verstehen und begleiten■Beispiel »Erkenntnisse«■Coaching-Übung »Positive Begegnungen«■Schulfragen klären

Verwandte und Freunde

Fast richtig empfinden■Erwartungen managen■Beispiel »Zwei Versionen von ›mir‹«■Coaching-Übung »Berichterstattung«

Schlusswort

Tipps aus der Praxis

Sich auf das Gastland einstellen

Berufliche Optionen im Ausland prüfen

Den beruflichen Wiedereinstieg bei Rückkehr planen: von Anfang an

Umzugsorganisation

Scheidung im Ausland

Schulfragen

Hauspersonal

Notsituationen und Krisen

Mehr Bücher, Websites und Informationsquellen

Literatur

Für Christine, Martin & Josef

Markus & Josephine

Vorbemerkung

Expatriate zu werden, also für eine heimische Firma oder Organisation im Ausland zu arbeiten, bedingt vielerlei Veränderungen. Dies gilt umso mehr, wenn es einen Partner und möglicherweise auch Kinder gibt.

Unser Buch beginnt, wenn die Entscheidung für den Auslandsaufenthalt und die Begleitung durch die Partnerin/Familie gefallen ist. Es ist ein Arbeitsbuch für Menschen, die Auslandsentsandte begleiten. Es will ein »Coach zum Mitnehmen« sein, der mit ihnen Wissen und Erfahrungen teilt und ihnen Coaching-Übungen an die Hand gibt, um in den unterschiedlichen Phasen des Auslandsaufenthaltes gezielt zu unterstützen.

Vor der Ausreise

Orientierung

Liebe Leserin, lieber Leser,

in naher Zukunft werden Sie Ihren Lebensmittelpunkt für einige Zeit in ein anderes Land verlegen. Sie werden Ihren Partner/Ihre Partnerin begleiten, der/die ins Ausland entsandt wird. Deshalb haben Sie unser Buch zur Hand genommen und fragen sich, was es Ihnen dazu Hilfreiches vermitteln könnte. Auch wir haben mit unseren jeweiligen Partnern den Schritt ins Ausland gewagt. Unsere Erfahrungen, der Austausch mit anderen und schließlich die Arbeit an diesem Buch haben uns gezeigt: Neben den äußeren Veränderungen, dem tatsächlichen Ortswechsel, gibt es einen inneren Prozess, der uns oft gar nicht bewusst ist.

Ihr Leben wird demnächst in verschiedener Hinsicht aus der gewohnten Balance geraten, und es wird einige Zeit und Energie brauchen, bis die neue Situation Alltag geworden ist. Wir möchten Ihnen helfen, dafür Ihre persönlichen Kraftquellen zu mobilisieren und Handlungsspielräume zu entdecken.

Die Herausforderungen sind für die begleitende Partnerin andere als für den Entsandten. Diese Geschlechterkonstellation– ein entsandter Mann und eine begleitende Frau– begegnet uns derzeit in unserer Beratungspraxis noch häufiger als andere Konstellationen. Auch um das Lesen zu erleichtern, sprechen wir in diesem Buch deshalb von »mitausreisenden Partnerinnen« und »entsandten Partnern«.

Für Sie, liebe Begleitende, ist unser Buch in erster Linie geschrieben. Aber auch Ihr entsandter Partner kann von diesem Buch profitieren, denn er macht wie Sie einen Umstellungsprozess durch. Er ist, ebenso wie mitausreisende Kinder, ein wichtiger Teil Ihres sozialen Bezugssystems, das sich durch den Auslandsaufenthalt grundlegend wandelt. Daher widmen wir Ihnen, Ihrem Partner, Kindern und dem sozialen Umfeld für jede Phase des Auslandaufenthalts ein eigenes Kapitel. Wir spannen den Bogen von »Vor der Ausreise« über »Nach der Ankunft« und »Im Land« bis zur »Rückkehr«.

Wir freuen uns, Sie mit unserem »Taschencoach« begleiten zu dürfen. Unser Buch möchte Ihnen ein Stück Vertrautheit bieten in einer nicht vertrauten Situation.

In herzlicher Verbundenheit

Ihre Susanne Reichhardt und Anke Weidling

Der Auslandsumzug– Veränderungen (an)erkennen

Zwei Waagschalen: Wie wir Stress erleben

Kennen Sie Situationen, in denen Sie selbst ganz ruhig bleiben, während ein anderer aus der Haut fährt?

Wie wir Situationen erleben und bewältigen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die eine lebt nach einem Umzug ins Ausland fröhlich und erfahrungshungrig in der neuen Umgebung, der andere reagiert mit einer depressiven Verstimmung.

Die Reaktion auf ein Ereignis hängt davon ab, wie wir den Auslöser persönlich einschätzen. Kann ich auf etwas zurückgreifen, das mir den Umgang mit der Situation erleichtert? Dann erlebe ich diese als eine beherrschbare Herausforderung. Übersteigen die Anforderungen die Kraftquellen, die ich aktivieren kann, dann entstehen Gefühle von Angst und Bedrohung (zu dieser sogenannten »Transaktionalen Stresstheorie« von Lazarus und Folkman siehe zum Beispiel Schwarzer 1993). Auslösendes Ereignis und persönliche Kraftquellen (»Ressourcen«) sind wie zwei Schalen einer Waage:

»Stresswaage«

Die rechte Waagschale mit den persönlichen Kraftquellen und Ressourcen ist in der Abbildung schwerer. Dem Ereignis in der linken Waagschale stehen ausreichende Ressourcen zur Bewältigung gegenüber.

Die linke Waagschale: Kritische Lebensereignisse

Potentiell Stress auslösende Ereignisse wurden bereits in den 60er Jahren von Thomas Holmes und Richard Rahe untersucht. Sie entwickelten die Social Readjustment Rating Scale (Holmes& Rahe 1967). Diese ordnet den »Lebensereignissen« (»life events«) Werte (»life change units«) zu, die Auskunft darüber geben sollen, wie stark ein Ereignis unser gewohntes Leben verändert. Die Zuweisung von absoluten Zahlen zu subjektiv erlebten Situationen ist nicht unumstritten. Dennoch stellen wir Ihnen dieses Instrument vor, weil auf einen Blick deutlich wird, dass sich ein Auslandsaufenthalt aus mehreren Stress auslösenden Lebensereignissen zusammensetzt.

Lebensereignis

Veränderungswert

 1. 

Tod des Ehepartners

100 

 2. 

Scheidung

73 

 3. 

Trennung vom Ehepartner

65 

 4. 

Haftstrafe

63 

 5. 

Tod eines nahen Angehörigen

63 

 6. 

Eigene Verletzung oder Krankheit

53 

 7. 

Heirat

50 

 8. 

Verlust des Arbeitsplatzes/Entlassung

47 

 9. 

Aussöhnung mit dem Ehepartner

45 

 10. 

Pensionierung

45 

 11. 

Änderung im Gesundheitszustand eines Familienangehörigen

44 

 12. 

Schwangerschaft

40 

 13. 

Sexuelle Schwierigkeiten

39 

 14. 

Familienzuwachs

39 

 15. 

berufliche/geschäftliche Veränderungen

39 

 16. 

Einkommensveränderung

38 

 17. 

Tod eines engen Freundes

37 

 18. 

Wechseln in ein anderes Arbeitsgebiet

36 

 19. 

Änderung in der Häufigkeit von Auseinandersetzungen

35 

 20. 

Aufnahme einer umfangreichen Hypothek

32 

 21. 

Kündigung einer Hypothek/eines Darlehens

30 

 22. 

Veränderung des beruflichen Verantwortungsbereichs

29 

 23. 

Kind verlässt das Elternhaus

29 

 24. 

Streitigkeiten mit Schwiegereltern

29 

 25. 

Großer persönlicher Erfolg

28 

 26. 

Ehepartner beginnt oder beendet Berufstätigkeit

26 

 27. 

Schulbeginn oder -ende

26 

 28. 

Änderung der Lebensumstände

25 

 29. 

Änderung persönlicher Gewohnheiten

24 

 30. 

Ärger mit dem Vorgesetzten

23 

 31. 

Änderung von Arbeitszeit und-bedingungen

20 

 32. 

Wohnortwechsel

20 

 33. 

Schulwechsel

20 

 34. 

Änderung der Freizeitgewohnheiten

19 

 35. 

Änderung der kirchlichen Aktivitäten

19 

 36. 

Änderungen der sozialen Aktivitäten

18 

 37. 

Aufnahme einer geringfügigen Hypothek oder eines geringfügigen Kredites

17 

 38. 

Änderung der Schlafgewohnheiten

16 

 39. 

Änderung der Häufigkeit familiärer Kontakte

15 

 40. 

Änderung der Ernährungsgewohnheiten

15 

 41. 

Urlaub

13 

 42. 

Weihnachten

12 

 43. 

Geringfügige Gesetzesübertretungen

11 

»Kritische Lebensereignisse« nach Holmes& Rahe

Auf jeden Fall gehören zu den kritischen Momenten: 28.) Änderung der Lebensumstände, 32.) Wohnortwechsel, 36.) Änderung der sozialen Aktivitäten und 39.) Änderung der Häufigkeit familiärer Kontakte.

Für eine berufstätige Frau, die ihren Partner auf einen vierjährigen Auslandsaufenthalt begleitet und dafür ihren Job aufgibt bzw. unterbricht, ergeben sich außerdem noch: 15.) berufliche Veränderung und damit einhergehend 16.) eine Einkommensveränderung. Übrigens kommt dann für den Auslandsentsandten selbst noch ein stressreiches Ereignis dazu: 26.) Ehepartner beginnt oder beendet Berufstätigkeit!

Die Skala basiert auf einer grundlegenden Idee: Nicht die negative Natur– oder die positive– ist der entscheidende Faktor dafür, dass wir ein Ereignis als stressreich erleben. Sondern ausschlaggebend ist der Umfang der Veränderung, die wir zu bewältigen haben, um wieder auf unserem gewohnten Niveau zu funktionieren.

Aus eigener Erfahrung wissen wir: Ein Auslandsaufenthalt erfordert eine große Anpassungsleistung an vielfältige Veränderungen.

Das heißt: Unabhängig davon, wie Sie Ihren Auslandsaufenthalt bewerten, ob Sie sich sorgen oder freuen: Er füllt zunächst die linke Waagschale. Es werden Anpassungsleistungen auf Sie zukommen, für die Sie eine gut gefüllte rechte Waagschale brauchen.

Rechte Waagschale: Ihre persönlichen Ressourcen

Viele Kraftquellen liegen in Ihnen selbst. Es sind Ihre persönlichen Stärken, Fähigkeiten und Eigenschaften wie Neugierde oder Kreativität. Die wichtigste äußere Kraftquelle eines Menschen ist sein soziales Netz aus Freunden, Familie und Unterstützern. Materielle Ressourcen nutzen Sie, wenn Sie sich ein gutes Umzugsunternehmen leisten.

In diesem Buch geht es darum, die rechte Waagschale zu füllen. Machen Sie sich Ihre Ressourcen bewusst und entwickeln Sie neue!

Die folgende Übung soll Sie dabei unterstützen, sich Ihrer Ressourcen im Umgang mit kritischen Lebensereignissen bewusst zu werden.

Coaching-Übung »Persönliche Ressourcen«

Überlegen Sie:

Welche kritischen Lebensereignisse (siehe Tabelle) oder Krisen gab es in Ihrem Leben bereits und was hat Ihnen geholfen, diese zu bewältigen? Welche Stärken, Fähigkeiten, Eigenschaften und persönlichen Besonderheiten haben Sie dazu genutzt? Unser Tipp: Besuchen Sie die Internetseiten der Universität Zürich (www.charakterstaerken.org) und erfahren Sie mit dem Values-in-Action-Fragebogen (VIA) mehr über Ihre persönlichen Stärken.Was haben andere getan, das bei der Bewältigung geholfen hat (soziale Ressourcen)? Welche Rahmenbedingungen waren bei der Bewältigung hilfreich (materielle Ressourcen)?Schreiben Sie nun auf, wie Sie diese Ressourcen im Hinblick auf den bevorstehenden Auslandsaufenthalt für sich nutzen können. Überlegen Sie, was Sie dafür tun können, damit Ihnen diese Kraftquellen in der kommenden Zeit zur Verfügung stehen.

Ein Wort an unsere Leserinnen und Leser zum Umgang mit unseren »Coaching-Übungen«

Wir gehen davon aus, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, Ratgeber genauso lesen wie wir: Für Übungen und Selbstreflektion fehlt uns die Zeit! Trotzdem überfliegen wir die Instruktionen, und manche Frage beschäftigt uns dann doch. In dem Vertrauen, dass es Ihnen genauso geht, wünschen wir Ihnen, dass Sie sich für die eine oder andere Übung dennoch die Zeit nehmen, um so Ihre Ressourcen nachhaltig zu erschließen.

Beispiel »Kraftquellen im Umzugstrubel«

»Mensch Anke, bin ich froh, dass es erst einmal vorbei ist. Gestern Nachmittag wurde in meinem Beisein der Container vor unserer Haustür verplombt.«

Während wir die letzten Zeilen dieses Buches fertigstellen, packt Susanne wieder einmal ihr Leben ein. Es geht von Berlin nach Australien. Ihr Mann ist bereits dort.

»Umzug ist doch immer wieder super anstrengend. Aber ich hab mir gesagt: Susanne, du hast schon andere Umzüge gestemmt. Ich bin sehr diszipliniert und plane gut.«

»Du hast deine Erfahrung und deine Stärken, wie z.B. Organisationstalent und Selbstdisziplin, als Ressource genutzt. Es hat dir Kraft gegeben, dir das bewusst zu machen.«

»Ja, und geholfen hat mir auch, mit meiner Freundin Katrin zu telefonieren, die mir gerne aus eigener Erfahrung bestätigt, wie ätzend Umzüge sind.«

»Die guten alten sozialen Ressourcen! Es zeigt sich doch immer wieder, wie wichtig der Austausch mit anderen, uns wohlgesonnenen Menschen ist.«

Kurz gefasst

Ein Auslandsaufenthalt erfordert in höchstem Maße die Fähigkeit zur Anpassung an Veränderungen. Der erste Schritt ist, sich diese Veränderungen bewusst zu machen. Wir haben einen Eindruck gegeben, um welche Anpassungserfordernisse es sich handelt. Sie hatten in der Übung bereits die Gelegenheit, persönliche Bewältigungsmöglichkeiten zu erkunden.

Im Folgenden laden wir Sie ein, gezielt weitere Ressourcen zu erschließen. Dazu gehört der Blick in die eigene Zukunft: Wie will ich die Zeit im Ausland und die Zeit danach für mich nutzen und gestalten? (Kapitel »Ich«)

Ebenso wichtig wie die eigene emotionale Vorbereitung des Auslandsaufenthalts ist der Blick auf die Familie: Wie stimme ich mich mit meinem Partner/meiner Partnerin ab (Kapitel »Partner«)? Wenn Sie Kinder haben, gilt es, auch sie in ihrem persönlichen Veränderungsprozess zu unterstützen (Kapitel »Kinder«). Schließlich braucht es einen Blick zurück und bewusstes Abschiednehmen (Kapitel »Verwandte und Freunde«).

Ich

Eine Katze nach dem Weg fragen

»Würdest Du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?«»Das hängt zum großen Teil davon ab, wohin Du möchtest«, sagte die Katze.»Ach, wohin ist mir eigentlich gleich…«, sagte Alice.»Dann ist es auch egal, wie Du weitergehst«, sagte die Katze

Lewis Carroll, »Alice im Wunderland«

Bei einem Umzug ins Ausland beschäftigen uns die vielen dringenden Dinge, die zu erledigen sind, und fordern unsere ganze Kraft. Wenn wir uns ausschließlich auf diese organisatorischen Anforderungen konzentrieren, dann verlieren wir leicht aus dem Blick, wohin unsere persönliche Entwicklung gehen kann, welche Chancen die Zeit im Ausland uns bietet und wie wir sie für uns nutzen können.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, »wie Sie von hier aus weitergehen sollen«, dann laden wir Sie ein, die Übung (nach Seiwert 2008) auf der folgenden Seite zu bearbeiten.

Unser Gehirn denkt in Bildern (Hüther 2008). Um eine noch stärkere Verbindung zu Ihren Lebensträumen aufzunehmen, erstellen Sie eine Collage. Gehen Sie einen Stapel Zeitschriften durch und wählen Sie die Bilder aus, die für Sie die Lebensträume repräsentieren, die Sie während des Auslandsaufenthalts verfolgen wollen.

Hängen Sie die Collage an einen Ort, an dem Sie immer wieder einen Blick darauf werfen können.

Coaching-Übung »Lebensträume«

Nehmen Sie eines der Papiermaßbänder (alternativ einen Zollstock), die Sie in Möbelhäusern finden. Suchen Sie die 100-cm-Marke. Diese steht für 100 Jahre Lebenszeit. Betrachten Sie das Maßband und die 100 Jahre, die es symbolisiert, und überlegen Sie:

Was würden Sie mit 100 Jahren Lebenszeit anfangen? Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland beträgt rund 80 Jahre. Bitte kürzen Sie das Maßband entsprechend. Knicken Sie das Maßband an der Zahl, die für Ihr Lebensalter steht, und betrachten Sie das Ergebnis: Wie ist das Verhältnis zwischen den beiden Strängen, links und rechts vom Knick? Welche Gedanken und Gefühle tauchen bei der Betrachtung der beiden Stränge auf?Stellen Sie sich schließlich vor, wer und wie Sie am Ende des Zeitstrahls sein möchten. Verweilen Sie bei diesem Bild. Worauf möchten Sie dann zurückblicken? Von dieser Perspektive aus betrachtet: Welche Ideen haben Sie dazu, wie Sie mit den verbleibenden Lebensjahren umgehen wollen? Was wollen Sie in Ihrer restlichen Lebenszeit erreichen?Überlegen Sie zum Abschluss: Welche Ihrer Lebensträume wollen Sie in der vor Ihnen liegenden Zeit im Ausland verfolgen und was können Sie dazu konkret tun?

Perspektiven für den Auslandsaufenthalt entwickeln

Schaffen Sie die Grundlage für Ihre weitergehenden Überlegungen, indem Sie sich mit Ihrem zukünftigen Gastland beschäftigen (siehe »Tipps aus der Praxis– Sich auf das Gastland einstellen«).

Eine zentrale Frage ist in der Regel die nach der eigenen Berufstätigkeit im neuen Land. Eine Veränderung der Arbeitstätigkeit ist ein kritisches Lebensereignis. Beschäftigen Sie sich damit, wie Sie die Zeit des Auslandsaufenthalts bezüglich Ihrer Arbeitstätigkeit gestalten wollen, und prüfen Sie Ihre Optionen im Gastland, siehe dazu »Tipps aus der Praxis– Berufliche Optionen im Ausland prüfen«.

Ihr wichtigstes Ziel ist vielleicht, im Ausland »einfach« Ihrem Beruf nachzugehen. Sollte das nicht möglich sein, suchen Sie nach der zweitbesten Lösung, um Ihre professionelle Identität aufrechtzuerhalten. Wenn Sie Ihre persönliche berufliche Vision kennen, können Sie sich fragen: Was könnte ich unter der Bedingung, dass ich mit ins Ausland gehe, tun, um diese Vision zu verfolgen?

Ein längerer Auslandaufenthalt ist immer eine wunderbare Chance, Zeit in einen Lebensbereich oder in eine Lebensrolle zu investieren, die sonst nicht in dem Maße dafür zur Verfügung steht. Ein bekanntes Modell (nach Peseschkian, beschrieben von Seiwert 2008) unterscheidet die vier Lebensbereiche Leistung/Arbeit, Kontakt/Soziales, Körper/Gesundheit und Sinn/Erfüllung.

Warum nicht die Zeit im Ausland für den sozialen Lebensbereich nutzen und sich intensiv um die Kinder kümmern (oder eines bekommen)? Oder im Bereich Sinn/Erfüllung Kompetenzen ausbauen und neue Fähigkeiten erwerben: Ein Instrument spielen lernen, sich sozial engagieren, endlich wieder Sport treiben oder die Ernährung umstellen.

Beispiel »Verfolgen von Lebensträumen«

»Ich (Anke) hatte gerade einen meiner Lebensträume verwirklicht, mich in Berlin als Trainerin und Beraterin selbständig zu machen, als mein Mann mir freudestrahlend eröffnete, dass er die Möglichkeit hätte, beruflich nach New York zu gehen.

Wir waren frisch verheiratet, und für mich stand fest, dass eine längere Trennung nicht infrage kam.