Geschichten, die das leben schrieb - Gudrun Born - E-Book

Geschichten, die das leben schrieb E-Book

Gudrun Born

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Beschreibung

Die meisten Menschen versuchen, schöne Erlebnisse irgendwie festzuhalten: Sie fotografieren oder filmen, zeichnen oder malen und wieder andere schreiben. Auf diese Weise entstehen Fotoalben und Fotobücher, private Filme oder Reiseberichte, Romane, Erzählungen etc. Ich schreibe am liebsten Kurzgeschichten. Eine Auswahl davon habe ich im vorliegenden Buch zusammengestellt. Alle beruhen auf wahren Ereignissen, erlebt von oder mit Kindern und Jugendlichen, Vätern oder Müttern, Ehepaaren oder Großeltern. Lassen Sie sich überraschen! Gudrun Born

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Familienleben ist nie langweilig

Anschauungsunterricht

Blitzableiter

Das erste Gemüse

Denkzettel

Galavorstellung

Goldene Hochzeit

Hauptsache billig

Kopfsprung vom Dreier

Luftposteier

Mami, ich hab‘ Angst

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Mit oder ohne

Morgenmusik

Müllabfuhr, mitten in der Nacht

Pädagogik hausgemacht

Schnellimbiss

Selbstportrait

Vielseitig und pflegeleicht

Wenn Mutter zum Pinsel greift

Wie du mir, so ich dir!

Wie ist das Wetter in der Türkei?

Enkelkinder und Tiere bereichern das Leben

Ein Geschenk des Himmels

Familienkomplott

Konterfei von Oma

Meine erste große Liebe

Muss Oma umlernen?

Mut zum Zweifeln

Nennen wir ihn einfach Toni!

Phantasie-Reisen

Schokoladeneis

Therapie im Doppelpack

Wie damals

Erlebnisse und Ereignisse, bunt gemischt

Ein brauner Briefumschlag

Einander ein Dach sein

Endlich frei sein

Ganz in weiß

Helfen ist eigentlich ganz einfach

Ist mir doch egal

Einkäufe für den Kindergeburtstag

Macht doch die Fenster auf

Möchtest du tauschen?

Neue Erkenntnis

Nur ein Bilderbrief

Opa Lindemann

Rote Blüten gibt es nicht

Sinneswandel

Stranderinnerungen

Typisch Frau

Was bin ich Ihnen schuldig?

Weihnachten wird es immer

Wiedersehensfreude

Wiesenblumen

Familienleben ist nie langweilig

-------------------------------

„Eigentlich doof“,

stellt ein kleiner Junge fest.

Immer muss man lernen,

und wenn man alles weiß,

dann stirbt man!“

Recht hat er!

Anschauungsunterricht

Ilse Wiedemann, Mutter einer großen Familie, steht mit beiden Beinen im Leben und sie ist – was alle rundum zu schätzen wissen – eine unerschütterliche Optimistin.

Die schwierigsten Situationen weiß sie durch praktisches Handeln oder trockenen Humor zu entschärfen. Ob es um den gebrochenen Flügel eines Vogels geht oder um eine zugeschlagene Wohnungstür - Frau Wiedemann weiß immer Rat.

Diesmal wird eine Unterkunft für ein Brüderpaar von acht und zehn Jahren gesucht, weil deren Mutter plötzlich ins Krankenhaus musste. Und – wie könnte es anders sein – die beiden, Berni und Heinz, sitzen bei Wiedemanns am Mittagstisch.

Die Teller werden gefüllt, es gibt Gemüseeintopf mit Würstchen. Ungeniert greifen die Gäste mit den Fingern in ihren Teller und verschmausen mit Genuss die Würstchen.

Die drei Wiedemann-Kinder sitzen stumm und staunend. Hatte es nicht gerade neulich eine hitzige Familiendebatte gegeben, weil ihnen die Mutter das Essen der Würstchen mit den Fingern verbot? Am Würstchenstand oder Lagerfeuer sei das in Ordnung, sagte sie, aber solange Besteck auf dem Tisch liege, sei es auch zu benutzen.

Die Blicke der Wiedemann-Kinder wanderten von Berni und Heinz zur Mutter und zurück, wieso erhob sie keinen Einspruch? Sie ließ widerspruchslos geschehen, was sie ihnen ausdrücklich untersagt hatte. Lediglich Papierservietten bot sie den Jungs an, doch die Spuren auf dem Tischtuch waren bereits beträchtlich. Und irgendwie schien sie sogar noch vergnügt zu lächeln?

Abends konnten Berni und Heinz zu Hause schlafen, weil da ihr Vater zu Hause war und sie versorgte.

Doch bei Wiedemanns entbrannte beim Abendessen erneut eine Tischmanieren-Debatte.

„Also Mutti, warum hast du nichts gesagt?“

„Was sollte ich denn sagen?“, war die Gegenfrage?

„Na hör mal, was die für eine Ferkelei gemacht haben!“

„Stimmt, aber war das nicht das, was ihr neulich so toll fandet?“, kam gelassen zurück.

„Na ja …!“ Die Antwort der Kinder klang gedehnt.

Und plötzlich waren sich alle einig, dass das Essen von Würstchen aus der Suppe mit den Fingern doch sehr unappetitlich sei.

Und Mutters Argument, dass Berni und Heinz das offenbar nicht anders kannten und sie die beiden Jungs nicht blamieren wollte, leuchtete ihnen auch ein.

Als die Kinder abends in ihren Betten lagen, sagte Frau Wiedemann vergnügt zu ihrem Mann:

„Man sollte viel öfter Besuch einladen,

Anschauungsunterricht erspart stundenlange Debatten!“

Blitzableiter

Helga Vollert, Mutter zweier heranwachsende Töchter, steht am Wohnzimmerfenster und schaut hinaus auf einen großen Baum. „Es ist so schönes Wetter heute“, denkt sie, „aber ich fühle mich nicht gut, irgendwie bin ich unzufrieden, warum nur? Werner hat eine gute Stelle und berichtet mir von seinen Erlebnissen und auch von seinen Plänen. Gaby und Iris sind zwar ein bisschen aufmüpfig, die üblichen Reibereien halt: Ordnung, Mode, Taschengeld, Schularbeiten … aber sonst? Ach, was soll‘s!“

Entschlossen dreht sie sich um, um an ihre Arbeit zu gehen. Doch als sie am Telefon vorbeikommt, greift sie fast automatisch danach und wählt die Nummer ihrer engsten Freundin.

„Ilse Bauer“, meldet sich diese schon beim dritten Klingeln.

„Tag Ilse, hier ist Helga, wie geht’s dir?“

„Na ja“, kommt es gedehnt zurück. - „Ist was nicht in Ordnung?“

„Ach nicht direkt, halt ein bisschen bedeckter Himmel!“

„Bei dir auch?“, rutscht es Helga heraus, sie ist richtig froh über diese Gemeinsamkeit,

„Du auch…?“, fragt Ilse interessiert.

„Ich fühle mich irgendwie bedrückt, vielleicht liegt es am Wetter? Meinst du, wir könnten uns mal treffen?“

„Prima, sehr gern, das ist eine gute Idee!“ Sie vereinbaren einen Termin in einigen Tagen an einem frühen Nachmittag.

Fröhliches Wiedersehen, gemeinsam marschieren sie los zu einem naheliegenden kleinen Wald.

Ihren Kindern haben sie erklärt, dass sie sich ihr Essen diesmal selbst wärmen müssten, was eine von Helgas Töchtern mit „immer habt ihr was zu Quatschen“ kommentierte.

Die beiden haben sich lange nicht gesehen, Gesprächsstoff gibt es genug, aber an erster Stelle steht die ‚komische Gefühlslage‘. Und während sie ihre jeweiligen Wahrnehmungen austauschen, entdecken sie, zu ihrer eigenen Verwunderung, erstaunliche Übereinstimmungen.

Helga sagt: „In letzter Zeit sagen meine Kinder öfter „du hörst mir ja gar nicht zu“ und wenn ich ehrlich bin…“

„Richtig“, unterbricht Ilse ihre Freundin, „das wirft mir Lars auch hin und wieder vor und meint, ich interessiere mich nicht für seine Arbeit?“

„Sag mal“, erwidert Helga, bleibt stehen und schaut ihre Freundin verblüfft an. „Wer interessiert sich eigentlich für uns und für das, was wir tun?“

„Ja, das stimmt, unsere Fragen oder Probleme interessieren niemand!“ - „Doch, mich!“, erwidert Helga lächelnd.

„Ja, schön ist das“, sagt Ilse und umarmt ihre Freundin dankbar.

„Aber wie oft nehmen wir uns Zeit für ein Treffen?“

Und während sie weitergehen, auch mal stehenbleiben, fügt sich Mosaikstein zu Mosaikstein.

„Weißt du was“, fasst Helga das Gesagte zusammen, „ich komme mir oft vor wie ein Blitzableiter. Alle laden ihren Frust und ihre Sorgen oder ihre Wut bei mir ab.“

„Recht hast du“, bestätigt Ilse, „man ist manchmal wie unter Strom. Für alles soll man Verständnis haben, alles schlucken, alles ausgleichen und dabei immer heiter und gut gelaunt sein. Ist unsere ‚komische Gefühlslage‘ vielleicht eine ganz normale Reaktionen auf einseitige Überforderungen oder Überdruss?“

„Aber“, sagt Helga, „Blitzableiter können nur funktionieren, wenn sie geerdet sind. Sie müssen den Stromschlag, der auf sie einwirkt, irgendwohin ableiten können, sonst funktionieren sie nicht – und wo ist unsere Erdung?“

Der gemeinsame Austausch führt bei beiden zu neuem Selbstbewusstsein und sie werden sich darüber klar, dass sie der Rolle der ausgleichenden Zuhörerin auf Dauer nur gerecht werden können, wenn auch ihnen ab und zu die erforderliche „Erdung“ zugestanden wird. Überdruck und Hochspannung müssen auch sie irgendwie ableiten oder mit jemandem teilen können.

Seitdem erwidern die Beiden auf den Vorwurf „du hörst mir ja gar nicht zu“ mit „im Moment bin ich mit anderem Gedanken beschäftigt, aber zu einem anderen Zeitpunkt gern...!“

Den Austausch, den Heranwachsende in ihrer Clique und Männer in ihren Diskussionsrunden finden, fordern nun auch die beiden Freundinnen öfter ein. Und wenn der Nachwuchs oder der Ehemann ihre Treffen als „Gequatsche“ bezeichnen, versuchen sie, darüber hinwegzuhören. Umlernen braucht eben Zeit .

„Weißt du“, sagt Helga beim nächsten Treffen, „unser Austausch von neulich hat mir etwas Wichtiges klargemacht. Lange habe ich mir selbst nicht eingestanden, dass irgendwas schiefläuft. Ohne die Erfahrung, dass es dir ähnlich ging wie mir, hätte ich mir immer weiter ein schlechtes Gewissen machen lassen und versucht, mich so zu verhalten, wie andere mich haben wollen!“

„Kenne ich: ‚Mutter ist an allem schuld‘, kommentiert Helga grinsend und ergänzt: „Jetzt ist Schluss damit!“

Dann hakt sie ihre Freundin energisch unter und sagt:

„Jetzt gehen wir beide einfach mal in ein Café - als Erdung!“

Das erste Gemüse

Ein Sonntagmorgen im April. Die Bäume zeigen zartgrüne Blättchen, die Wiesen sehen aus wie Samt, Stiefmütterchen leuchten in allen Farben, es riecht nach frischer Erde.

Den Winter haben alle richtig satt. Die Parkwege sind stellenweise noch etwas matschig, aber die Sonne meint es gut. Ein paar ältere Damen gehen vorsichtig den Weg entlang, eine von ihnen breitet ihr Taschentuch auf einer Bank aus und setzt sich in die Sonne. Die anderen gehen weiter.

Ein junges Paar schiebt einen Kinderwagen, eine breite Pfütze umfährt der junge Vater geschickt und lacht dabei seine Frau an, das Kind schaut mit großen Augen um sich.

Ein Spielplatz. Eltern sitzen auf den Bänken, Kinder hopsen im Sand umher, hängen und schaukeln in den Klettergestellen, flitzen die Rutsche runter. Ihre Sonntagskleidung zeigt Spuren ihrer Begeisterung.

Ein kleines Mädchen kommt heran, steht dicht am Ufer des kleinen Weihers.

„Bist du allein?“, frage ich. „Nee, der Papa ist da drüben!“

Das sandige Fingerchen weist zum Spielplatz.

„Aber ich darf hier sein!“ Interessiert schaut sie ins Wasser und plötzlich ruft sie aufgeregt: „Guck mal“ und deutet hinunter zum Wasser. „Was ist denn da?“, frage ich.

„Einer hat einfach Rüben reingeschmissen, ganz viele!“

Aufmerksam schaue ich in Richtung der kleinen Hand, dann muss ich lachen. Viele Goldfische! - wirklich, sie sehen ganz ähnlich aus wie Karotten.

Denkzettel

„Zu schnell, zu langsam, hast Du keine Augen im Kopf!“

Ute sitzt wütend hinter dem Steuer, ihr Mann aufmerksam daneben. „Klaus ist heute ungenießbar“, denkt Ute insgeheim, „nichts kann ich ihm recht machen.“ Sie wirft einen raschen Blick in den Rückspiegel, dann stoppt sie scharf an der Bordsteinkante.

„Was soll denn das?“ ,fragt Klaus gereizt.

„Ich laufe“, erwidert Ute grinsend, greift ihre Badetasche vom Rücksitz und steigt aus.

„Bist du verrückt, es sind noch 8 km bis nach Hause!“

„Nein 12, dort ist das Schild!“ Sie knallt die Wagentür zu.

„Emanze“, knurrt Klaus und rückt auf den Fahrersitz.

Dann schnallt er sich an und rauscht mit hohem Tempo davon.

Ute schlendert in die entgegengesetzte Richtung. Sie spürt die sommerliche Wärme durch ihr leichtes Kleid, ihr blondes Haar glänzt in der Sonne. „Das wollen wir doch mal sehen“, denkt sie, „schließlich fahre ich seit drei Jahren unfall- und kratzerfrei. Diesmal kriegt er einen Denkzettel!“

In einer Seitenstraße entdeckt sie hinter einer grünen Hecke einen kleinen Eissalon. Gerade das Richtige bei dieser Wärme. Wenig später setzt sich an den Tisch, an dem sie mit Appetit ihr Eis löffelt, eine elegante Dame mittleren Alters. Sie ist sichtlich nervös. „Ich bin ganz aus der Fassung“, sagt sie als sich zufällig ihre Blicke begegnen. Ute schaut sie aufmerksam und offen an.

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“

„Ach wissen Sie, ich habe gerade meinen Mann im Krankenhaus besucht. Aber ich fahre so ungern Auto, normalerweise fahre ich nie mehr selbst. Und jetzt graut mir vor der Heimfahrt.“

„Oh“, sagt Ute und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. „Ich habe gerade meinen Angetrauten abgehängt!“ Und dann erzählt sie freimütig ihre ganze Geschichte.

„Das nenne ich Mut“, sagt die Dame, „wo wohnen Sie denn?“

„In Neustadt.“ - „Ach, da wohne ich auch. Trauen Sie sich zu, meinen Wagen zu fahren?“

„Klar, ich habe schon viele Modelle gesteuert!“

In diesem Augenblick schlendert ein sportlicher junger Mann im weißen T-Shirt die Straße entlang.

„Das ist mein Klaus“, sagt Ute und duckt sich, ich verschwinde. Wir treffen uns vorne an der Ecke, ja? Bitte, zahlen Sie für mich mit, ich gebe Ihnen das Geld später.“ Sie schlüpft schnell Richtung Seiteneingang des Lokals.

Einige Zeit später hält neben ihr ein rassiger Sportwagen. Mit einem Seufzer der Erleichterung steigt die Fahrerin aus, Ute setzt sich hinter das Steuer.

„Was für ein toller Schlitten!“ Begeistert schaut sie über das Armaturenbrett. „Übrigens, ich heiße Ute Peters.“

„Mein Name ist Bellmann, schön, dass ich jetzt eine Fahrerin habe.“

„Was macht mein Eheliebster?“, fragt Ute beim Anfahren.

„Er sieht aus wie ein funkensprühender Vulkan!“

„Sehr gut, hoffentlich versengt er sich nicht die Nase“, beide lachen herzlich.

„Darf ich Sie zu mir nach Hause einladen?“, fragt Frau Bellmann nach einer Weile. „Unsere beiden Söhne sind aus dem Haus und seit mein Mann in der Klinik liegt, bin ich ganz allein.“

Es folgt ein gemütlicher Nachmittag und Abend. Sie sitzen bei herrlichem Wetter auf Bellmanns Terrasse, essen, trinken, erzählen, lachen.

„Darf ich mal Klaus anrufen?“, fragt Ute so gegen 19 Uhr, „er soll sich nicht ängstigen, nur richtig wütend soll er sein!“

„Peters“, kommt seine missmutige Stimme durch die Leitung.

„Hier spricht Deine Eheliebste“, sagt Ute schnippisch, „ich komme heute Abend erst spät!“ und dann legt sie einfach auf.

Klaus starrt auf den Hörer. „Was fällt denn der ein?“ Stocksauer ist er. Er gießt die Blumen, isst er eine Kleinigkeit, spült das benutze Geschirr, nimmt ein Buch in die Hand, legt es wieder weg. Immer wieder geht er zum Fenster und schaut hinaus.

Als es schon ziemlich dunkel ist, hält draußen ein eleganter Sportwagen. Heraus steigt Ute! Wenig später steht sie vor ihm. Braungebrannt, lachend, mit blitzenden Augen.

„Ute“, sagt er halb erleichtert, halb streng, „was soll denn das bedeuten?“ Spitzbübisch schaut sie ihn an und tippt ihm mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. „Ein Denkzettel, das machen Emanzen jetzt immer so, wenn jemand ungenießbar ist!“

„Du freches kleines Ungeheuer“, erwidert Klaus lachend, nimmt seine Frau auf die Arme, schleppt sie samt Badetasche durch die Wohnung und setzt sie in den großen Sessel.

„Ich habe dich gesucht und jetzt will ich erst mal wissen, wo du dich rumgetrieben hast und was das für ein Auto ist…?“

Als Frau Bellmann (wie zuvor mit Ute vereinbart) nach einer halben Stunde klingelt und hereingebeten wird, sind die ehelichen Gewitterwolken strahlender Zweisamkeit gewichen.

Galavorstellung

Eigentlich war mir gar nicht zum Lachen zumute, denn ich hatte mich richtig geärgert - und das am Wochenende. Beim Zurücksetzen auf dem Parkplatz hatte jemand meinem Auto eine kräftige Beule verpasst, ich war auf dem Weg zum Schwimmbad.

Immer wieder ging mir der heftige Wortwechsel mit dem Fahrer durch den Kopf und natürlich vor allem das, was ich hätte entgegnen sollen. Aber wie so oft fiel mir das erst hinterher ein. Ich kochte vor Wut und war versucht, heimzufahren. Aber dann entschloss ich mich doch, den Schwimmbadbesuch nicht aufzugeben. Dort angekommen suchte ich mir einen Platz und stand bald an der Dusche, um mich abzukühlen.

Doch noch ehe ich das tun konnte, wurde meine Aufmerksamkeit auf eine Gruppe junger Leute gelenkt, die aus vollem Halse lachten.

In Handtücher und Kleidungsstücke gehüllt spielten junge Männer übermütig Nachlauf, erst quer über die Wiese, dann immer näher zum Beckenrand hin. Plötzlich flüchtete einer vor seinen Verfolgern die Leiter zu den Sprungbrettern hoch und hechtete mit einem Sonnenhut auf dem Kopf und in einer unmöglichen Verrenkung vom Dreierbrett.

Alle Umstehenden lachten schallend - auch ich. Das war der geeignete Ansporn für die Gruppe. Und dann folgte eine Galavorstellung wie aus dem Bilderbuch.

In flatternde Tücher gehüllt und mit Turban ähnlichem Kopfputz aus Handtüchern flankten sie über sämtliche Startblöcke und von allen Sprungbrettern ins kühle Nass.

Mal in der Gruß-Pose eines Offiziers, dann wieder wie ein Seehund, eine Flunder oder ein Abgestürzter.

Sie erfanden immer neue witzige Posen und das Gelächter der Zuschauer feuerte sie zu weiteren Einfällen an. Die Zuschauer lachten buchstäblich Tränen. Als die Vorstellung zu Ende war, tat mir der Bauch weh vor Lachen. Und wo war der Ärger von vorhin? Die allgemeine Heiterkeit hatte ihn einfach vertrieben.

Freude ist ansteckend und Lachen ist die beste Medizin gegen fast alles – zum Glück.

Goldene Hochzeit

Ein seltenes Fest. Strahlend stellt sich das Jubelpaar den Fotografen, Arm in Arm. Jeder spürt: diese Beiden verstehen und lieben sich noch immer. Fünfzig Ehejahre konnten ihrer Beziehung nichts anhaben, sie vertieften sie eher.

Als der offizielle in den gemütlichen Teil übergegangen war, fragt jemand in einer Gesprächspause: