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Der Franz ist, wie sein Name schon sagt, ein Junge und er ist sechs Jahre alt. Aber weil er blonde Ringellocken, einen Herzkirschenmund und rosarote Plusterbacken hat, wird er mindestens dreimal am Tag für ein kleines Mädchen gehalten. Das ist dem Franz sehr lästig. Die Leute lassen sich so schwer vom Gegenteil überzeugen, besonders der Berger-Neffe. Der will absolut nicht glauben, dass der Franz ein Junge ist - bis der Franz einen ungewöhnlichen, aber wirkungsvollen Einfall hat ...
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Veröffentlichungsjahr: 2012
Der Franz hat es wirklich nicht leicht: Weil er blonde Ringellocken, einen Herzkirschenmund und eine Piepsstimme hat, wird er immer für ein Mädchen gehalten. Das ist dem Franz sehr lästig. Doch mit seinen ungewöhnlichen Einfällen weiß er sich zu helfen …
Der Franz ist sechs Jahre alt. Weil der Franz aber sehr klein ist, merken das viele Leute nicht. Sie halten ihn für vier Jahre. Und dass er ein Bub ist, glauben sie auch nicht.
„Grüß Gott, kleines Mädchen“, sagt die Gemüsefrau, wenn der Franz bei ihr einen Apfel kauft.
„Du bekommst noch Geld zurück, kleines Fräulein“, sagt der Mann im Kiosk, wenn der Franz die Zeitung holt.
Das kommt davon, weil der Franz blonde Ringellocken hat und Kornblumenaugen. Und einen Herzkirschenmund. Und rosarote Plusterbacken.
So, glauben die meisten Leute, sehen nur hübsche kleine Mädchen aus.
Der Papa vom Franz hat als Kind auch wie ein kleines Mädchen ausgesehen. Jetzt ist er ein großer, dicker Mann mit Bart, und niemand verwechselt ihn mehr mit einer Frau.
Der Papa zeigt dem Franz oft uralte Fotos und sagt: „Der da, der wie ein Mädchen ausschaut, der bin ich!“
Und dann zeigt er dem Franz Fotos, die ein bisschen weniger uralt sind, und sagt: „Und das bin ich ein paar Jahre später. Da kann mich keiner mehr für ein Mädchen halten. Bei dir wird es genauso sein!“
Für den Franz ist das ein Trost. Aber er ärgert sich trotzdem, dass er wie ein Mädchen ausschaut. Weil manche Buben deshalb nicht mit ihm spielen wollen. Kommt der Franz in den Park, auf den Spielplatz und will beim Fußballmatch der Torwart sein, rufen die Buben: „Verzieh dich! Mädchen werden in unsere Mannschaft nicht aufgenommen!“
Sagt der Franz den Buben, dass er kein Mädchen ist, lachen sie ihn aus und glauben ihm nicht.
Sie sagen: „Lüg doch nicht! Man merkt es ja schon an deiner Stimme! So eine Piepsstimme wie du, die hat nur ein Mädchen!“
Dabei hat der Franz gar keine Piepsstimme. Piepsig redet er nur, wenn er sich sehr aufregt. Und das tut er, wenn ihn die anderen für ein Mädchen halten und nicht mitspielen lassen.
Einmal, an einem Sonntag, schaute der Franz aus dem Küchenfenster. Da sah er unten im Hof einen Buben. Einen, den er noch nie im Hof gesehen hatte. Einen ganz fremden.
Der Bub ging im Hof herum. Und pfiff dabei. Und gab einer Blechdose einen Fußtritt. Die Blechdose sauste quer durch den Hof. Der Bub lief hinter ihr her und gab ihr wieder einen Fußtritt.
„Mama, kennst du den Buben da unten?“, fragte der Franz.
Die Mama kam zum Küchenfenster und schaute auch in den Hof hinunter.
„Das wird der Neffe von der Berger sein“, sagte sie. „Wahrscheinlich ist er mit seiner Mutter zu Besuch gekommen. Dem wird in der Wohnung langweilig geworden sein.“
Das verstand der Franz gut. Wenn er bei seiner Tante zu Besuch war, war ihm auch immer recht langweilig.
Der Franz stopfte vier Murmeln, drei Bubble-Gums, zwei blecherne Quakfrösche und ein Papiertaschentuch in die Hosentaschen und sagte zur Mama: „Du, ich gehe in den Hof hinunter!“
Die Mama hielt das für eine gute Idee.
„Aber benimm dich ordentlich“, rief sie dem Franz nach. „Die Berger-Sippe ist etepetete!“
Der Franz hatte keine Ahnung, was eine Sippe ist. Und was etepetete heißt, wusste er schon gar nicht. Weil er es aber sehr eilig hatte, erkundigte er sich nach den zwei unbekannten Wörtern nicht.
Bevor der Franz in den Hof hinausging, holte er noch sein Fahrrad aus dem Keller. Das Fahrrad vom Franz war ziemlich nagelneu. Es war knallrot lackiert und hatte eine große Gummihupe am Lenker. Der Franz war sehr stolz auf sein Fahrrad. Er dachte: Der Bub wird Augen machen! So ein wunderschönes Fahrrad hat der sicher noch nie gesehen!
Der Franz schob das Fahrrad in den Hof hinaus. Er setzte sich aufs Fahrrad und fuhr Kreise um den Buben herum.
Die Kreise zog er immer enger. Dabei hupte er laut.
Der Bub hörte zu pfeifen auf. Er rief: „He, du! Wie heißt du denn?“
Der Franz bremste und stieg vom Fahrrad. „Ich heiße Franz!“, sagte er.
Der Bub lachte. „Ein Mädchen kann doch nicht Franz heißen“, rief er.
„Sowieso nicht“, sagte der Franz. „Aber ich bin ja keines!“
Seine Stimme war ein bisschen piepsig. Wer Kummer gewohnt ist, hat eine Nase dafür, wenn Kummer bevorsteht!
Der Bub schaute ungläubig.
„Ich bin ein Bub! Ehrenwort! Echt wahr!“, sagte der Franz.
„Glaub ich nicht!“ Der Bub schüttelte den Kopf.
Da ging die Hoftür auf, und die Gabi kam mit einem Mistkübel in den Hof. Sie ging zum großen Abfallkübel und leerte den Mistkübel aus.
Die Gabi ist die Freundin vom Franz. Sie wohnt neben dem Franz. Meistens hat sie den Franz sehr gern. Aber an diesem Tag schaute die Gabi den Franz nicht einmal an. Gestern hatte der Franz mit ihr gestritten. Sogar auf die Zehen war er ihr getreten. Und angespuckt hatte er sie. Nur weil sie fünfmal hintereinander beim Mensch-ärgere-dich-nicht gewonnen hatte.
Der Bub winkte der Gabi zu. „Du! Komm doch einmal her!“, rief er.
Die Gabi stellte den leeren Mistkübel ab und ging zum Buben und zum Franz hin.
„Was willst du denn?“, fragte sie den Buben. Den Franz schaute sie noch immer nicht an.
Der Bub deutete auf den Franz. „Die da sagt, dass sie ein Bub ist. Stimmt das?“
Jetzt schaute die Gabi den Franz an. Zuerst schaute sie bitterböse, dann lächelte sie. Aber sehr hinterhältig. Und dann sagte sie: „Ach wo! Einen Schmarren! Das ist die Franziska! Die spinnt. Immer sagt sie, sie ist ein Bub!“
Dann drehte sich die Gabi um, holte ihren Mistkübel und lief ins Haus zurück. Dabei kicherte sie.
„Du Rabenaas!“, schrie der Franz hinter ihr her. „Du ganz, ganz gemeines Luder, du!“ Vor lauter Aufregung war seine Stimme total piepsig.
„Pfui“, sagte der Bub. „Man darf nicht so gemein schimpfen! Und ein Mädchen schon überhaupt nicht!“
„Sie hat gelogen“, piepste der Franz. „Ehrlich! Nur weil wir gestritten haben. Aus Rache!“
Der Bub schüttelte den Kopf und tippte sich dabei mit einem Zeigefinger an die Stirn.
„So glaub mir doch!“, piepste der Franz.
Der Bub steckte die Hände in die Hosentaschen, seufzte und drehte sich vom Franz weg. „Du bist mir doch viel zu dumm“, murmelte er.
