Gespenster ...und so manch anderes Getier - Bernd Russy - E-Book

Gespenster ...und so manch anderes Getier E-Book

Bernd Russy

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Beschreibung

Für den einen sind Gespenster sehr schreckenerregend und beängstigend, für die anderen eine Gelegenheit, um sich in der Kunst der Magie zu üben. Der Junge Alamé liebt die Zauberei und tritt damit in die Fußstapfen seines verschollenen Vaters, was seiner liebevollen Mutter jedoch gar nicht so recht ist. Das Mädchen Marie möchte eine echte Hexe werden und das, ohne dass es ihr gut betuchter und fürsorglicher Vater entdeckt. Kinder versus Eltern und dann noch diese vier Gespenster: SCHRECKMATZ, CLEVERLE, HOKIBUS und WITZMACHER. Ein spannendes, lustiges, tiefgreifendes und äußerst unterhaltsames Abenteuer. Der Zaubermeister mit Namen Plumberak ist ebenfalls mit von der Partie. Beim Lenken der einzelnen Handlungsstränge und Geschicke gerät er allerdings gewaltig ins Straucheln.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 96

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-635-2

ISBN e-book: 978-3-99146-636-9

Lektorat: Mag. Eva Peidelstein

Umschlag- und Innenabbildungen: Mia Jasef

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Zum Autor

Bernd Russy ist Grundschullehrer, Komponist, Texter und Musiker. Er hat sein Kindermusical „Gespenster – und so manch anderes Getier“ nun als Erstlingswerk in ein Buch verpackt.

Der Autor lebt im Saarland. Neben seiner Leidenschaft für Musik und Schreiben liebt er auch Yoga, Bouldern, Wandern, Joggen, Radfahren und ist sehr gerne in der Natur. Sein Interesse an Mystik, Magie und auch der Spiritualität fließen in das umfangreiche Schaffen stets mit ein. Er liebt vor allem den kindlichen Humor und hat Spaß an witzigen Begebenheiten, die einen immer wieder zum Lachen bringen.

Zur Illustratorin

Mia Sophie Jasef lebt in Nürnberg und besucht die Q12 des Peter-Vischer-Gymnasiums. Im Schuljahr 2022/23 hat sie die zum ersten Mal verliehene Auszeichnung im Fach Kunst erhalten, was sie sehr freut, da Kunst in vielen Schulen ja „nur Nebenfach“ ist. In ihrer Freizeit liebt sie Kunst und Kultur (Museum, Theater, Konzerte), liest gerne, schaut zur Entspannung auch gerne mal einen Tatort und zeichnet natürlich fast in jeder freien Minute. Zudem bezeichnet sie sich selbst als größten „Herr der Ringe“-Fan aller Zeiten. Ein Teil von Bernd Russys Buch sein zu dürfen, macht sie sehr stolz!

Vielen Dank den Lektorinnen

Elisa Gab & Alwine Schäfer

1. Ein fürsorglicher Vater

„Ich brauche eine volle Arbeitskraft, eine Haushälterin, die 40 Stunden in der Woche da ist. Sie muss für meine Tochter Marie kochen und unser Anwesen in Schuss halten … das Übliche eben!“

Es entstand eine kurze Pause, in der Herr Sangis, ein großer Mann mit dunklen Augen, einem kleinen Schnurrbart und leicht ergrautem Haar, nachdenklich durch das Fenster in die Ferne schaute. Mit der rechten Hand den Telefonhörer haltend, spielte er mit der linken an einem goldenen Kugelschreiber, stets bereit, sich ein paar Notizen machen zu können.

„Ja … unser Schloss hat eine Wohnfläche von 450 m².“

Erneut war es still. Konzentriert lauschte Herr Sangis der Stimme aus dem Hörer. Langsam legte er den Stift zur Seite und glättete mit der nun freien Hand seinen Nadelstreifenanzug. Er nickte zustimmend, lächelte freundlich und hob die Schultern. Das Gespräch würde sicher gleich beendet werden können.

„Gut, dann erwarte ich sie morgen um 7.30 Uhr hier vor Ort. Vielen Dank.“ Herr Sangis legte den Hörer auf, richtete vor dem Spiegel seine Krawatte und schnappte sich den Aktenkoffer, der schon auf dem Schreibtisch bereitstand. Zufrieden schritt er zurück in die Wohnstube, um seiner Tochter Marie Auf Wiedersehen zu sagen. Ein langer, arbeitsreicher Tag lag vor ihm, und der Vater war wegen des Telefongesprächs schon sehr spät dran.

Etwas in Eile wollte er noch schnell seiner Tochter einen Abschiedskuss geben und dann aufbrechen.

Marie saß im Esszimmer, die Füße auf dem Tisch. Sie machte ein schnippisches Gesicht, ihr rotbraunes, lockiges Haar stand wild in alle Richtungen, und zur Krönung trug sie eine Art „Hexenhut“. Nun ja, wenigstens passte der zu ihrem Kleid, welches mit allerlei bunten Flicken übersät war.

„Ich brauche keinen Babysitter!“, platzte es aus ihr heraus, „Von mir aus eine Putzfrau, die dann auch mein Zimmer aufräumen kann! Aber ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst oder für mich kocht!“

„Marie!“, sagte Herr Sangis geduldig, während er sanft ihre Füße vom Tisch schob. „Du bist gerade mal zehn Jahre alt. Überlege doch selbst. Ich bin verpflichtet, während meiner Abwesenheit eine Betreuung für dich zu organisieren. Auf deine Selbstständigkeit bin ich sehr stolz, aber du solltest einsehen, dass du noch zu jung bist, um den ganzen Tag in unserem Schloss alleine zu verbringen. Ehrlich gesagt, bist du schon viel zu lange auf dich selbst gestellt, seit deine Mutter …“

Er sprach nicht weiter und blickte nur mit traurigen Augen seine Tochter an.

„Sieh es doch positiv. Endlich wieder eine Frau im Haus, mit der du über alles reden kannst, was du auf dem Herzen trägst oder wenn dir einfach danach ist.“

Herr Sangis betrachtete Maries verkniffenes Gesicht. Seufzend gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und wandte sich zum Gehen.

„Leider wird es heute spät werden. Schließe bitte alle Fenster und Türen und gehe zeitig zu Bett. Für morgen früh verspreche ich dir als Entschädigung ein königliches Frühstück.“ Gerade als er die Zimmertür schließen wollte, fiel ihm noch die Post vom Vortag ein, die in der Diele stand.

„Ach übrigens, hier stehen noch ein paar Pakete, die der Postbote gebracht hat. Was hast du dir denn da wieder bestellt?“

Marie wartete, bis die Eingangstür ins Schloss fiel, bevor sie in den Flur stürmte.

„… Spielsachen, Puppenkleider und eine neue Barbie, Nummer 28!“, hatte sie ihrem Vater zur Antwort noch nachgerufen. Aber das stimmte nicht.

Doch über den wahren Inhalt hätte sie ihm niemals etwas verraten dürfen. Umgehend wäre alles zurückgeschickt worden, und ihr Vater hätte Marie für lange Zeit verboten, am Computer zu spielen! Und dann? Die Möglichkeit, sich über das Internet interessante Dinge zu bestellen, wäre vorbei gewesen.

Wie lange und wie sehnsüchtig hatte sie auf diese Lieferung gewartet!

Volle 52 Stunden, stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. Viel zu lange! Mühsam schleppte Marie die riesigen Kartons ins Wohnzimmer.

13 Stück – anscheinend wurde alles geliefert! Aufgeregt begann sie mit dem Auspacken.

„Boah! Wahnsinn!“, entfuhr es ihr, als sie die seltsamsten Dinge aus den Kisten zog.

Fast ungläubig zwinkerte Marie mit ihren Augen beim Durchblättern eines dicken Buches, auf dessen Einband in geschwungenen Buchstaben stand:

„Wie werde ich eine Hexe?“

Andächtig berührte sie den Umschlag aus dunkelrotem Leder, jedes tief eingestanzte Wort des Titels und den Golddruck der einzelnen Seiten.

„Endlich, ich habe es! Die Original-Anleitung!“

Fest das Buch an sich gedrückt, tanzte sie übermütig und glücklich durch das Zimmer. Nach ein paar Umdrehungen jedoch ging es weiter mit dem Auspacken. Magische Stäbe, Zauberpulver, eine unscheinbare Glaskugel, verschiedenfarbige Säfte, Wurzeln, Säcke mit Kräutern und allerlei Dosen mit ziemlich übelriechendem Inhalt zog sie aus den Kisten hervor, und reihte alles sorgfältig auf dem Boden nebeneinander auf. Einen dunkelfarbigen Zauberstab, unterschiedlich lange Antennen, alte Schriften, schimmernd leuchtende Substanzen, einen großen kupferfarbenen Kessel sowie mehrere klebrige Essenzen legte sie vorsichtig dazu.

„Woah!“, entfuhr es Marie, als sie noch mal das dicke Buch zur Hand nahm und darin stöberte.

„Super! Megastark! Wie man Zombies aus Gräbern holt oder Vampire blutleer macht. Das ist echt irre!“ Staunend blätterte sie weiter.

„Ein Abendessen aus Krötenschleim, Brennnesseln, Kräutern und bitterem Sumpfwasser – Igitt!“ Eine Gänsehaut überzog ihren Körper bei der Vorstellung, so etwas zu kosten.

„Wie man Gespenster anlockt, wie man sie fängt und wie man sie ärgert!“ Marie setzte sich zurück an den Tisch und begann das Kapitel intensiver zu studieren. Es hatte ihre Neugierde geweckt. Sie ging Anweisung für Anweisung genaustens durch, suchte hochkonzentriert in den einzelnen Paketen und Materialien auf dem Fußboden nach teilweise skurrilen Dingen und drapierte diese sorgfältig auf dem großen Esszimmertisch, während sie leise eine spezielle Beschwörungsformel aus dem Hexenbuch vor sich hinmurmelte:

„Mit Speck und Mais macht man sie heiß und sind sie da, kocht man sie gar!“

Plötzlich knackte die Türklinke runter! Maries Vater betrat völlig unerwartet den Raum.

„Ach, übrigens, hier ist der zweite Haustürschlüssel, damit du abschließen kannst. Ich hatte ihn versehentlich eingesteckt.“ Herr Sangis war in hektischer Eile noch einmal zurückgekehrt. Er wandte sich direkt zum Gehen, doch der erschrockene Blick seiner sonst so selbstsicheren Tochter war ihm nicht entgangen. Erneut drehte er sich um und nahm erst jetzt die seltsamen Gegenstände wahr, die überall im Zimmer verstreut lagen.

Es entstand eine kurze Pause, in der niemand das Wort ergriff.

„Ähh … die neue Ausrüstung für Barbies Ken Nummer 16 …, der ist doch Raumfahrer!“, stammelte Marie als Antwort auf den fragenden Blick ihres Vaters, während sie sich schnell zwei der herumliegenden Antennen lächelnd an ihre Ohren hielt.

Herr Sangis schüttelte verständnislos den Kopf, beeilte sich aber, das Zimmer schnell wieder zu verlassen, da er sowieso schon zu spät dran war. Allerdings nahm er sich vor, am nächsten Tag Maries neue Errungenschaften genauer in Augenschein zu nehmen.

Erleichtert atmete das Mädchen auf. Das war Glück! Hätte ihr Vater etwas Zeit gehabt und sich diese ganzen Hexensachen genauer angeschaut, wäre er doch sehr verwundert, wahrscheinlich sogar böse über ihre Flunkerei gewesen. Denn irgendwelcher „Barbiekram“ war beim besten Willen unter all diesen Dingen nicht zu finden. Garantiert hätte er sie alles wieder einpacken lassen, mit der Begründung, dass dies definitiv keine Spielsachen für zehnjährige Mädchen sind. An die Bestrafung wollte sie erst gar nicht denken. Froh, diesem Schicksal noch einmal entronnen zu sein, machte sich Marie wieder an die Arbeit mit ihrem faszinierenden, magischen Material.

2. Alamé

An einem anderen Ort, nicht weit entfernt, liefen zur selben Zeit Frau Lisa Boritsch und ihr Sohn Alamé durch den strömenden Regen. Die Straßen waren überflutet, da die Abflussschächte die großen Wassermassen nicht mehr bewältigen konnten. Frau Boritsch, eine Frau Mitte 30, in einen langen, schon etwas abgetragenen Mantel gehüllt, fror erbärmlich. Auf dem Kopf hatte sie eine alte Fliegermütze, die ihre halblangen, braunen Locken vor der Feuchtigkeit schützen sollte. In ihrer rechten Hand einen altmodischen Regenschirm mit mehreren Löchern haltend, versuchte sie, mit der anderen einen zentnerschweren Koffer so wenig wie möglich auf dem nassenBoden aufsetzen zu lassen. Alamé trottete einige Schritte hinter seiner Mutter her und machte ein trauriges Gesicht. Die Brille auf der Nase war so beschlagen und blind von den Regentropfen, dass er gar nicht mehr richtig durchblicken konnte. Der Junge benötigte sie sowieso nicht und ließ sie deswegen einfach unbemerkt auf den Boden fallen. Alamé fühlte sich müde und elend. Er fröstelte ebenso wie seine Mutter, da seine Regenjacke schon an mehreren Stellen Wasser hindurchließ. Das Schleppen der beiden Koffer war einfach zu anstrengend, und leise stöhnend setzte er sie wieder und wieder auf dem nassen Boden ab.

Frau Boritsch drehte sich zu ihm um. Liebevoll sah sie zu ihrem Sohn. Was für ein hübscher Junge er doch war! Die dunklen Locken, die frech aus seiner Kapuze spitzten und diese blauen Augen, welche leider so oft traurig blickten.

„Gleich haben wir es geschafft. Hier irgendwo muss die neue Wohnung sein. Komm schon, Alamé! Lass den Kopf nicht hängen! Dir wird es hier gefallen und nach einer Weile wirst du sicher ein paar Freunde finden“, versuchte sie ihm Mut zu machen.

Alamé nickte still. Seine Mutter erkannte genau die Zweifel im Gesicht ihres elfjährigen Sohnes. Wehmütig schnürte sich ihr Herz zusammen, doch sie versuchte, zuversichtlich zu klingen, als sie weitersprach:

„Bei der Anstellung auf dem Schloss verdiene ich fast doppelt so viel Geld wie bisher! Wir können endlich normal leben, uns eine größere Wohnung leisten und sind auch nicht mehr auf die Hilfe anderer Leute angewiesen.“

Beide schwiegen. Sich ihren Weg durch den Regen bahnend, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach.