Gespensterjäger auf eisiger Spur - Cornelia Funke - E-Book

Gespensterjäger auf eisiger Spur E-Book

Cornelia Funke

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Beschreibung

Ein schleimiges Gespenst sitzt im Keller! Tom will nur noch eines: flüchten. Doch da bietet ihm die erfahrene Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft ihre Hilfe an. Als die beiden das Gespenst näher kennen lernen, findet auch Tom es gar nicht mehr so Furcht erregend. Gemeinsam bilden die drei ein unschlagbares Gespensterjäger-Team und übernehmen bald ihren ersten Auftrag: Sie verfolgen eine eisige Spur ... Der schaurig-schöne Gruselklassiker von Bestsellerautorin Cornelia Funke ist wunderbar zum Vorlesen und zum Selberlesen ab 8 Jahren geeignet.

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Seitenzahl: 80

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Der Tag, an dem die ganze Sache begann, war einer dieser blöden Tage, an denen einfach alles schiefgeht.

Als Tom morgens in seine Hose steigen wollte, hatte seine liebe Schwester Knoten in die Beine gemacht. Nachdem er verschlafen ins Badezimmer getorkelt war, schmierte er sich Mamas Gesichtscreme auf die Zahnbürste. Und in der Küche knallte er mit dem Kopf gegen die offene Schranktür. Eigentlich reichte das schon wieder für den ganzen Tag. Und dabei hatte Tom noch nicht mal gefrühstückt.

Aber er hatte oft solche Tage. Solche Stolper-Stoß-nichts-klappt-Tage. Wenigstens die anderen hatten dann immer was zu lachen.

„Guten Morgen“, sagte Mama.

„Was soll an dem Morgen gut sein?“, brummte Tom zurück.

Lola lehnte sich grinsend zurück und beobachtete ihn. Lola war Toms große Schwester – fast sechs Jahre älter als er und ihm hoffnungslos überlegen.

„Passt auf“, sagte sie. „Gleich passiert ihm irgendein Unglück. Heute ist wieder einer seiner Tage.“

Tom warf ihr einen finsteren Blick zu – und goss sich den Kakao über den Pullover. Schallendes Schwesterngelächter.

„Oh Tom!“, seufzte Mama. „Komm, zieh dich um.“

„Tompatsch!“, rief seine Schwester ihm hinterher.

Ja, so ein Tag war das.

In der Schule ging es weiter. Tom sorgte dafür, dass alle einen zum Schreien komischen Schultag hatten. Alle, außer ihm. Auf dem Heimweg trat er in einen Hundehaufen, lief gedankenversunken in einen Zeitungsständer – und beschloss, sich zu Hause auf der Stelle ins Bett zu legen. An solchen Tagen war das der einzig sichere Ort auf der Welt.

Aber gerade als er stumm und leise in seinem Zimmer verschwinden wollte, passierte es.

„Tom“, sagte Mama, „hol mal schnell zwei Flaschen Orangensaft aus dem Keller.“

Aus dem Keller.

Mama wusste genau, dass er entsetzliche Angst da unten hatte. Allein der Gedanke an die Spinnen jagte ihm schon eine Gänsehaut über den Rücken – ganz zu schweigen von dem, was da in der Dunkelheit sonst noch auf ihn lauerte.

„Muss das sein?“, fragte er.

„Komm mir bloß nicht wieder mit deinen Gespenstergeschichten!“, sagte Mama ärgerlich. „Los, ab mit dir!“

Gnadenlos. Dabei war er noch keine zehn Jahre alt. Seufzend öffnete Tom die Wohnungstür.

In dem großen Haus, in dem Tom wohnte, hatte jede Wohnung einen eigenen Keller. Aber Tom war der festen Überzeugung, dass ihr Keller der dunkelste, unheimlichste, spinnenverseuchteste war. Und er wusste auch, warum.

Der Hausmeister, Egon Riesenpampel, war ein Kinderhasser. Und weil Tom und Lola die einzigen Kinder im Haus waren, hatte ihre Familie auch den allerschrecklichsten Keller bekommen. Ganz klar!

Als Tom vor der staubigen Tür stand, kniff er die Lippen zusammen und rückte entschlossen seine Brille zurecht. Der enge, kalte Flur, von dem die Kellertüren abgingen, war nur spärlich beleuchtet, und Tom hatte wie immer Schwierigkeiten, den verdammten Schlüssel ins Schloss zu kriegen. Die Tür quietschte scheußlich, als Tom sie aufstieß.

Modrig riechende Schwärze gähnte ihm entgegen.

Tapfer machte er einen Schritt vorwärts und tastete nach dem Lichtschalter. Wo, zum Teufel, war das verflixte Ding? Es war so ein altmodischer Drehschalter, an dem man sich die Finger verbog. Na endlich. Da war er. Tom drehte ihn herum. Eine jämmerliche kleine Glühbirne flammte auf und – paff! – zerplatzte in tausend Splitter.

Erschrocken stolperte Tom zurück – und stieß mit dem Ellbogen gegen die Kellertür. Rums!, fiel sie ins Schloss. Tom stand mutterseelenallein im pechschwarzen Keller.

„Ganz ruhig!“, dachte er. „Ruhig bleiben, alter Junge. Es ist nur die blöde Glühbirne zerplatzt.“

Aber seit wann zerplatzen Glühbirnen einfach?

Tom spürte, wie sein Mund trocken wie Schmirgelpapier wurde. Er wollte einen Schritt zurück machen. Aber seine Schuhe klebten an irgendwas fest. Er hörte seinen eigenen Atem. Und dann ein leises Rascheln. So als striche etwas über die alten Zeitungen, die Mama irgendwo in der Dunkelheit gestapelt hatte.

„Hilfe!“, flüsterte Tom. „Oh Mann, Hilfe!“

„Aaaaaahoooo!“, stöhnte es ihm aus der Finsternis entgegen. Kalter, modrig stinkender Atem strich ihm übers Gesicht. Und eisige Finger packten seinen Hals.

„Weeeg!“, schrie Tom und schlug wie ein Wilder um sich. „Weg, du widerliches Ding!“

Die Eisfinger ließen seinen Hals los und zogen an seinen Ohren. Irgendwas schimmerte weißlich in der Dunkelheit. Irgendwas mit giftgrünen Augen, flatterndem Haar und höhnischem Grinsen.

„Ein Gespenst!“, dachte Tom fassungslos. „Ein richtiges Gespenst!“

„Ooouuuuaaaah!“, jaulte das entsetzliche Ding.

Mit einem verzweifelten Ruck zog Tom die Füße aus den festgeklebten Schuhen. Er taumelte zur Tür und tastete zitternd nach dem Riegel. Das grausige Etwas zerrte an seinen Haaren und an seiner Jacke und heulte ihm die Ohren voll. Mit letzter Kraft riss Tom die Tür auf, das Gespenst wich mit erbostem Kreischen zurück – und Tom stolperte halb tot vor Schreck auf den Flur hinaus.