Gespensterjäger und der Weihnachtsspuk (Band 5) - Mit 8 neu illustrierten Farbseiten - Cornelia Funke - E-Book

Gespensterjäger und der Weihnachtsspuk (Band 5) - Mit 8 neu illustrierten Farbseiten E-Book

Cornelia Funke

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Beschreibung

Kümmelsaft und Co. auf Gespensterjagd! Toms Laune ist im Keller, denn die abscheulichste Zeit des Jahres steht bevor: Weihnachten. Als wären kitschige Lieder, anstrengende Verwandtschaft und fragwürdige Deko nicht schlimm genug, greift Toms Familie beim Weihnachtsbaumkauf auch noch gefährlich daneben. Statt Festtagsfreude und Besinnlichkeit bringt ihre Tanne Grauen und Gefahr ins Haus. Und Toms größter Albtraum wird wahr: Die Gespensterjäger müssen Weihnachten retten! Band 5 der beliebten Erfolgsreihe von Bestsellerautorin Cornelia Funke Eine Sensation: Endlich geht die Geschichte um Tom, Hedwig und Hugo weiter! Die Gespensterjäger von Bestsellerautorin Cornelia Funke begeben sich auf ein weihnachtliches Grusel-Abenteuer. Die Klassiker-Reihe für Kinder ab 8 Jahren und zum Vorlesen verspricht schaurig-schöne Lesestunden! - Neuer Grusel-Spaß: Endlich gibt es ein brandneues Abenteuer von Kümmelsaft & Co.! - Weihnachtliches Highlight: Die neue Gespensterjäger-Geschichte sorgt für eine Adventszeit voller Spuk und Witz. - Schaurig-schöne Illustrationen: Die Schwarz-Weiß-Illustrationen und Farbseiten von Franziska Blinde lassen den Gespensterspuk lebendig werden. - Humorvoll und spannend: Eine Geschichte voller Spannung und Humor, mit deren liebenswerten Charakteren man auf jeder Seite mitfiebert. - Leseförderung mit Antolin: Der Titel ist bei Antolin gelistet und fördert spielerisch die Lesekompetenz.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Helga Blümlein, die mir genug Zeit am Münchner Flughafen verschaffte, um dieses Buch zu beginnen :)

Ach, was war das für ein Spaß, endlich wieder mit Tom, Hedwig und Hugo auf Gespensterjagd zu gehen! Ich wusste gar nicht, wie sehr ich sie in all den Jahren seit unserem letzten gemeinsamen Abenteuer vermisst hatte.

Ich gebe zu: Als mir kurz vor Weihnachten die Idee für diese Geschichte kam, war ich nicht sicher, ob es möglich sein würde, einfach so an die anderen Abenteuer anzuknüpfen. Schließlich ist mir einiges im Leben passiert, seit ich mich von Hedwig, Tom und Hugo das letzte Mal verabschiedet hatte. Aber hurra! Es war, als besuchte ich alte Freunde, die ich nur ein paar Monate lang nicht gesehen hatte. Monate, in denen Kümmelsaft & Co. natürlich etliche Spuk-Begegnungen ohne mich gehabt hatten!

Also … ich hoffe, meine Leser werden beim Lesen dieses Abenteuers ebenso viel Spaß haben wie ich beim Schreiben! Und dass sie sich in Zukunft den Weihnachtsbaum, den sie in ihre Wohnung tragen, sehr genau ansehen. Oder doch lieber einen aus Treibholz aufstellen, wie ich es schon lange tue.

Herzlich aus Volterra

Eure

Cornelia

Unerwarteter Weihnachtsbesuch

Selten und gefährlich

Rote und goldene Scherben

Ein MUG im Schnee

Eingepackt

Die Retterin

Weihnachtskekse

Knapp, sehr knapp

Orangeroter Staub

Zum Gegenangriff

Stacheln und Zähne

Die vergessenen Bücher

Frohe Weihnachten

Ich muss diese drei Helden wohl niemandem vorstellen. Tom Tomsky, Hugo MUG und Hedwig Kümmelsaft sind eine solche Legende, dass der Begriff „gekümmelsaftet“ jedem Gespensterjäger geläufig ist. Was der beschreibt? Die einzigartige Methode von Kümmelsaft und Co. selbst die gefährlichsten Spuker mit Witz und Einfallsreichtum zu bekämpfen. Und das natürlich mithilfe eines Gespensts, wie Hugo MUG hinzufügen würde.

Tom Tomsky ist mit Abstand der jüngste Gespensterjäger, der bereits mit drei AMATS-Orden ausgezeichnet wurde (Außergewöhnlicher Mut im Angesicht Tödlicher Spukarten). Und Hedwig Kümmelsaft – nun, sie hat nicht nur Bücher über die Bekämpfung von Wasser- und Kellergespenstern geschrieben, die Pflichtlektüre an der Gespensterjäger-Akademie sind. Ihr wurde der AMATS-Orden bereits zwölfmal verliehen. (Es gibt das Gerücht, dass sie sie ihren Enkeln gern für deren Faschingskostüme überlässt.)

Und wer sagt, dass Gespensterjäger an Weihnachten nicht arbeiten? Tom Tomsky, Teil des legendären Kümmelsaft & Co.-Teams, jedenfalls nicht.

Tom war kein großer Freund von Weihnachten. Seine Eltern und seine ältere Schwester Lola dachten schon im September an nichts anderes mehr. Sie diskutierten monatelang, ob der Baum diesmal silberweiß oder rot-grün geschmückt werden sollte, und Lola legte sogar fest, welche Farbe das Geschenkpapier haben musste. Tom, du musst dir nächstes Mal aber wirklich mehr Mühe mit den Schleifen geben. Wie oft er das zu hören bekam! Es war nicht auszuhalten. Seine Eltern heuerten sogar immer noch einen Weihnachtsmann an und erwarteten allen Ernstes, dass er mit zwölf Jahren so tat, als hielte er ihn für echt, und den Glühwein-Atem nicht roch, der durch den falschen Wattebart drang!

Weihnachten wäre schon schwer auszuhalten gewesen, wenn es alle fünf Jahre stattgefunden hätte. Aber JEDES verd… Jahr???

Und nun war es schon wieder Dezember!

„Bitte, Hedwig!“, bettelte Tom, als er sich am 22. mit Hugo und Hedwig Kümmelsaft zum Adventskaffee in ihrer Wohnung traf. „Können wir nicht so tun, als müsste ich dringend auf einen Einsatz?“

Seit über drei Jahren ging er nun schon mit Hedwig und Hugo als Kümmelsaft & Co. auf Gespensterjagd. Sie hatten es inzwischen zu ziemlicher Berühmtheit in ihrem Gewerbe gebracht – wofür Hugo natürlich gern die Tatsache verantwortlich machte, dass er selbst ein MUG (ein Mittelmäßig Unheimliches Gespenst) war. Hedwig Kümmelsaft hatte Tom schon mehr als ein Dutzend Mal das Leben gerettet. Aber diesmal schüttelte sie bedauernd den Kopf. Mitsamt all den weißen Locken, die darauf sehr ungebärdig wuchsen.

„Unmöglich, Tom. Uns gehen eh schon die Ausreden aus, warum du so oft mit mir unterwegs bist“, sagte sie, während sie ihm ein weiteres Stück Marzipan-Torte auf den Teller schob. „Lange werden deine Eltern das mit den schulischen Extra-Aktivitäten nicht mehr glauben! Außerdem kann ich dich deiner Familie wirklich nicht guten Gewissens auch noch an Weihnachten entführen!“

Warum denn nicht? Weihnachten mit Hedwig und Hugo war mit Sicherheit so viel mehr Spaß als das, was seine Familie unter Weihnachten verstand! Schon der Gedanke an all die Weihnachtslieder, die er im Duett mit Lola würde singen müssen, ließ Tom gründlicher erschaudern als jeder Spuk, den er bislang bekämpft hatte. Aber sogar Hugo wurde sentimental, wenn es um die angeblich schönste Zeit des Jahres ging.

„Hödwüg hot röcht, Tom. Woihnochten gehört dör Famülie!“, säuselte er. Mit seinem bleichen MUG-Finger stahl er etwas von dem grünen Zuckerguss auf Hedwigs Torte und schleckte ihn sich genüsslich von der Fingerkuppe. „Koin onstöndiges Gespönst spukt om 24. und 25. Dözembör!“

„Und? Was ist mit den unanständigen?“, gab Tom gereizt zurück. „Meistens haben wir doch mit denen zu tun, oder?“

Doch Hedwig und Hugo ließen sich nicht umstimmen. An Weihnachten hatte er frei, ob er wollte oder nicht.

Verräter!

Er bekam von beiden ein sorgfältig eingepacktes Geschenk (Hugos war natürlich voller schleimiger Fingerabdrücke) und die Ermahnung, sie nicht vor dem Abend des 24. aufzumachen. Dann diskutierten sie, welche Torte Hedwig für sich und Hugo backen würde!

Herzlos. Absolut herzlos!

Tom legte die zwei Geschenke zu Hause unter den Weihnachtsbaum und ergab sich mit einem tiefen Seufzer in sein Schicksal.

Lola kommentierte natürlich, dass die zwei Päckchen farblich eigentlich nicht zu den anderen passten. Tom war inzwischen sehr gut darin, die Kommentare seiner Schwester zu überhören. Den Baum kauften sie eigentlich immer alle gemeinsam, aber diesmal waren seine Eltern nur mit Lola losgezogen. Nachdem Tom beim Abendessen festgestellt hatte, dass es doch eigentlich eine makabre Sitte sei, sich einen toten Baum ins Wohnzimmer zu stellen.

Das Schmuckstück, das sie stolz in die Wohnung getragen hatten, war mittelgroß und sehr ausladend, wie Toms Vater es schätzte, mit buschigen Zweigen und pieksigen Nadeln. Nur der Geruch des Baumes war ungewöhnlich: Es war nicht der übliche Tannenduft, sondern erinnerte eher an Eukalyptus. Tom fand das seltsam. Doch die anderen taten seine Feststellung als die übliche Weihnachtsmuffelei ab und seine Mutter besprühte die Zweige mit Tannenduft aus der Dose.

Natürlich warf Tom sich später vor, dass er nicht sofort begriffen hatte, dass mit diesem Baum etwas ganz und gar nicht stimmte. Aber später war man immer klüger und es war schließlich nicht leicht, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, wenn Weihnachtsmusik durch alle Räume dröhnte – Frank Sinatra wie jedes Jahr, obwohl Lola diesmal Taylor Swift dazwischenmischte.

Als Mama Tom den unsäglichen Weihnachtspullover in die Hand drückte, den ihre Schwester Evelyn vor zwei Jahren für ihn gestrickt hatte, vergaß Tom den ungewöhnlichen Baumduft gleich wieder. Er verspürte nur noch einen Wunsch: sich in seinem Zimmer einzuschließen und erst an Silvester wieder rauszukommen.

Tante Evelyn und ihr Freund Dieter trafen ein, als es draußen gerade dunkel wurde. Ev, wie sie sich gerne nannte, weil sie das für cooler hielt als Evelyn, war die kleine Schwester von Toms Mutter. Ihren Freund nannte Tom insgeheim nur DBD, Dünnbrett-Bohrer-Dieter. Er begann sogleich, Tom nach all seinen Schulnoten auszufragen. Dann kommentierte er – Lola stellte gerade eine Schale Oliven und Hummus zum Naschen auf den Sofatisch –, dass es viel zu viele ausländische Restaurants in der Stadt gäbe. Tom fand es entschieden schlimmer, dass es dort zu viele Dünnbrett-Dieters gab. Aber das sagte er natürlich nicht laut. Toms Eltern und seine Tante hatten zum Glück sehr viel nettere Ansichten und die entnervten Blicke, die Ev dem DBD immer öfter zuwarf, ließen Tom hoffen, dass sie bald Schluss mit ihm machen würde. Er hatte mit Lola sogar schon um zwei Packungen Marzipan-Kartoffeln gewettet, wann das passieren würde.

Der Eukalyptusduft-Weihnachtsbaum war rot und golden geschmückt. Lola hatte Neongelb und Orange vorgeschlagen, aber ihre Eltern hatten sie überstimmt. Tom sah seiner Schwester an, dass sie es ihm immer noch übel nahm, dass er sich der Stimme enthalten hatte.

„Nächstes Jahr werd ich mich definitiv verstecken“, dachte er, während die anderen begannen, ihre Geschenke in säuberlichen Stapeln zu sortieren. „Keine Weihnachtspullover mehr, kein ‚Tom, du kannst doch sicherlich irgendein Weihnachtsgedicht auswendig?‘, kein Vorspielen von Begeisterung bei scheußlichen Geschenken. Schluss!“

Er griff gerade nach Hugos Geschenk, als er glaubte, aus dem Augenwinkel zu sehen, wie der Baum einen Zweig hob und ein paar weitere sich wie Krallen spreizten. „Bei allen Schlammgeistern, Tom!“, fuhr er sich an. „Versuchst du dir jetzt einzureden, dass es nicht Weihnachten, sondern Halloween ist?“ Wobei er das fast ebenso wenig mochte. Gespensterjäger hatten einfach zu oft mit echten Spukerscheinungen zu tun.

Der DBD schubste Lola fast in den Baum, so gierig grapschte er nach seinen Geschenken, und Tom machte das dummerweise für die schwankenden Zweige verantwortlich, die sich über Lolas Kopf bewegten. Jede noch so kleine Unaufmerksamkeit kann für einen Gespensterjäger tödlich sein, Tom! Wie oft hatte Hedwig Kümmelsaft ihn schon daran erinnert. Aber er dachte nur daran, wie gestresst er von all dem Weihnachtskram war. Ein Anfängerfehler!

Die Schleife um Hugos Paket zu lösen, war keine leichte Aufgabe bei all dem MUG-Schleim, der an den Bändern haftete. Tom wollte es gerade aufgeben und nach einer Schere greifen, als Lola einen schrillen Schrei ausstieß und plötzlich strampelnd über ihm in der Luft hing.

Der Weihnachtsbaum hatte sie gepackt. Er musterte Toms Schwester mit hämischem Grinsen und roten Kugelaugen, die an den Zweigen erschienen waren, und all seine Nadeln sträubten sich wie Igelstacheln. Sie leuchteten in dem kalten Licht, das Tom als Gespensterjäger nur allzu gut kannte.

Er versuchte verzweifelt, seine Finger von dem Schleifenband zu befreien, das durch Hugos MUG-Schleim besser klebte als Paketband, da schrumpfte der Weihnachtsbaum seine kreischende Schwester auf Tannenzapfengröße und ließ sie zwischen seinen Zweigen verschwinden. Dann packte er Toms Vater und seine Mutter.

Tom befreite die Finger mit einem lauten Fluch von der Schleife und stolperte auf den Baum zu, um seinen Eltern irgendwie zu Hilfe zu kommen. Aber Dünnbrett-Dieter stieß ihn um, weil er panisch versuchte, den nadligen Klauen des Baumes zu entkommen, und Tom landete unsanft auf dem Boden, hilflos nach seiner Brille tastend. Als er endlich wieder sehen konnte, waren seine Eltern ebenso verschwunden wie der DBD und der Baumspuk schrumpfte mit einem hämischen Grinsen Tante Ev.

Tom war nur allzu klar, wer als Nächster dran war.

Manchmal ist Flucht die einzige Rettung, Tom!, hörte er Hedwig in seinem Kopf sagen, während er hinter das Sofa kroch, um sich vor dem roten Kugelblick zu verbergen. Und der einzige Weg, deinen Gegner später zu besiegen!

Der Baumspuk bemerkte natürlich, dass ihm jemand entgangen war, und kam mit schwankenden Zweigen auf das Sofa zu. Oh ja, laufen konnte er auch. Sein Stumpf steckte nicht mehr in dem eisernen Baumständer, den Toms Mutter so liebte, sondern hatte sich in zwei borkige Beine mit wurzligen Zehen verwandelt.

Tom warf einen verzweifelten Blick zur Wohnzimmertür. Unter seinem Bett war eine Gespensterjäger-Notausrüstung versteckt. Aber Tom war nicht sicher, wie er es aus dem Zimmer schaffen sollte, ohne dass der spukende Weihnachtsbaum ihn ebenfalls fing. Sein Blick fiel auf Hugos immer noch ungeöffnetes Geschenk. MUG-Schleim! Der hielt viele Geister für ein paar kostbare Sekunden oder sogar länger in Schach.

Blitzschnell schnappte Tom sich Hugos Geschenk und schleuderte es seinem nadligen Verfolger zwischen die Zweige. Dann robbte er auf die Tür zu.

Ein zorniges Schnauben folgte ihm, und als er einen hastigen Blick über die Schulter warf, sah er, dass der Baum wütend versuchte, das schleimige Paket von seinen Nadeln zu lösen.

„Schnell, Tom!“, feuerte er sich still an.

Aber seine Glieder waren wie gelähmt. Sein Vater baumelte als filzige Weihnachtsfigur an einem der Zweige, die der Baum verärgert schüttelte. Drei Zweige weiter hing Lola. Ihr erschrockenes Gesicht war aus Glas, das von dem DBD aus Blech. Tom zwang sich, nicht auch mit den Augen nach seiner Mutter und Tante Ev zu suchen.

„Weiter, Tom! Oder du baumelst auch gleich da oben. Und was dann?“

Er kroch durch die Tür. Hinter ihm hatte der Spuk Hugos Paket abgeschüttelt und kam ihm nach. Zum Glück war er auf den Füßen nicht halb so schnell wie mit seinen Klauen. Eine zerkratzte Tom den Rücken, bevor er es schaffte, die Wohnzimmertür hinter sich zuzustoßen. Mit zitternden Fingern schloss er sie ab.

Holz hielt viele Geister auf und darauf konnte er jetzt nur hoffen. Vielleicht hatte er sogar Glück und dieser Baumspuk konnte nicht durch Wände gehen. Verdammt! Wenn er nur mehr über diesen Gegner gewusst hätte! Tom war ziemlich stolz auf sein Wissen über Spukerscheinungen aller Art, aber bei seinen Studien war ihm noch nie ein spukender Weihnachtsbaum untergekommen!

Ein paar Zweigfinger klemmten in der geschlossenen Tür. Sie begannen zu wachsen und tasteten nach Tom, als könnten sie ihn wittern. Er stolperte zurück und sah, wie sich an den Zweigen zwei bösartig dreinblickende Weihnachtskugel-Augen bildeten. Zum Glück ließen die sich ebenso leicht zerschlagen wie Lolas echter Glas-Baumschmuck. Der Wutschrei, der aus dem Wohnzimmer drang, klang schrill wie ein Nebelhorn.

„Dein Zimmer, los!“, schoss es Tom durch den Kopf.

Er wich den nun blind an den Wänden entlangtastenden Tannenfingern aus, hastete in sein Zimmer und zerrte den Rucksack unter dem Bett hervor, der dort, getarnt unter einer alten Picknickdecke, lag. Immerhin erholte sein Hirn sich nach all den Jahren als Gespensterjäger schnell von dem Schock eines mörderischen Weihnachtsbaums. Er durfte nur nicht daran denken, dass seine Familie nun als Schmuck an dessen Zweigen baumelte.

„Erstaunlich, dass der DBD kein schwarz-rotgoldener Anhänger geworden ist“, dachte Tom grimmig, während er sich den Rucksack auf den Rücken warf. „Vielleicht wünscht er sich nun doch, in einem gemütlichen türkischen Restaurant zu sitzen.“ Die Stelle auf seinem Rücken, die der Baum mit seinen Krallen erwischt hatte, fühlte sich seltsam kalt und starr an, aber er hatte keine Zeit, sich das genauer anzusehen.