Gewalt des Glaubens Teil 1 - Martina Noble - E-Book

Gewalt des Glaubens Teil 1 E-Book

Martina Noble

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Beschreibung

1536: Zehn Jahre, nachdem die Inquisition in Rothenburg gewütet hat, kehrt Markus zurück. Auf dem Gut, auf dem sein ehemaliger Lehrmeister Matthias mit Marie und ihren Kindern lebt, erzählt er von seinen Erlebnissen. Beginnend mit seiner Ausbildung in Bamberg berichtet er von den Erlebnissen in Wien, wo er 1529 gegen die Osmanen kämpft. Dort trifft er auf Anna, die er nie vergessen konnte. Gemeinsam erleben sie dort die Schrecken des Krieges und lernen die tiefsten Abgründe menschlicher Grausamkeit kennen. Sie trotzen der Gefahr, doch Intrigen und Verleumdung bedrohen ihre aufkeimende Liebe, während sich ein alter Feind aus der Vergangenheit darauf vorbereitet, aus dem Exil zurückzukehren.

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Vorwort:
Danksagung
Prolog
Gutshof von Matthias und Marie, August 1536
Erster Teil
Bamberg, Februar 1527
August 1536
Gutshof von Matthias und Marie
Zweiter Teil
Wien, September 1529
Kloster Antonigartzem, September 1529
Wien, September 1529
Antonigartzem, September 1529
Wien, September 1529
Antonigartzem, September 1529
Wien, September 1529
Dritter Teil
Wien, Oktober 1529
Marburg, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Marburg, Oktober 1529
Antonigartzem, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Antonigartzem, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Rom, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Antonigartzem, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Antonigartzem, Oktober 1529
Vierter Teil
Zwischen Wien und Salzburg, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Steyr, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Steyr, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Steyr, Oktober 1529
Wien, Oktober 1529
Fünfter Teil
Würzburg, November 1529
Antonigartzem, Dezember 1529
Epilog
Gutshof von Matthias und Marie, August 1536

Gewalt des Glaubens

Erster Teil:

Im Schatten des Todes

Von Martina Noble / Werner Diefenthal

Buchbeschreibung:

1536:

Zehn Jahre, nachdem die Inquisition in Rothenburg gewütet hat, kehrt Markus zurück. Auf dem Gut, auf dem sein ehemaliger Lehrmeister Matthias mit Marie und ihren Kindern lebt, erzählt er von seinen Erlebnissen.

Beginnend mit seiner Ausbildung in Bamberg berichtet er von den Erlebnissen in Wien, wo er 1529 gegen die Osmanen kämpft. Dort trifft er auf Anna, die er nie vergessen konnte. Gemeinsam erleben sie dort die Schrecken des Krieges und lernen die tiefsten Abgründe menschlicher Grausamkeit kennen.

Über die Autoren:

Martina Noble:

Geboren 1979 in Mainz, liebt sie seit frühester Kindheit, Geschichten zu erzählen und zu schreiben. Seit 2014 schreibt sie gemeinsam mit Werner Diefenthal und hat mehrere Bücher mit ihm veröffentlicht.

Werner Diefenthal:

Geboren 1963 im Rheinland, schreibt seit mehreren Jahren und veröffentlichte 2010 seinen ersten Roman. Seit 2014 hat er mit Martina Noble eine Schreibpartnerin, mit der er gemeinsam mehrere Romane veröffentlicht hat.

Gewalt des Glaubens

Erster Teil:

Im Schatten des Todes

Von Martina Noble / Werner Diefenthal

c/o

Papyrus Autoren-Club,

R.O.M. Logicware GmbH

Pettenkoferstr. 16-18

10247 Berlin.

Telefon: +49 175 2672918

[email protected]

www.martina-noble.com / www.wdiefenthal.de

Titelbild und Covergestaltung:

Sandra Limberg

http://www.sollena-photography.de

Titelmodels:

Cindy Schmidt

http://www.facebook.com/cinnamonmodel/

Tim Damen

https://www.instagram.com/timbo_td/

Unsere Models wurden eingekleidet von:

Andrea Fahrbach

Gewandfantasien

www.gewandfantasien.de

Das Titelbild entstand mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung von:

Evangelische Kirchengemeinde Oppenheim

Merianstraße 6

55276 Oppenheim

www.katharinen-kirche.de

Logo- und Webseitengestaltung für Werner Diefenthal:

monikakloeppelt – agentur für werbung, marketing & pr

http://monikakloeppelt.jimdo.com

Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der vorherigen Zustimmung durch die Autoren.

Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden, ebenso die Personen mit Ausnahme der historisch verbrieften. Jegliche Ähnlichkeit darüber hinaus mit lebenden oder verstorbenen Personen oder möglichen wahren Begebenheiten ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Printed in Germany

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

[email protected]

www.martina-noble.com / www.wdiefenthal.de

Vorwort:

Dieser Roman ist eine Fiktion, welche sich an historische Ereignisse anlehnt.

Die Belagerung Wiens im Jahr 1529 hat tatsächlich stattgefunden, auch die Massaker und die beschriebenen Gräueltaten sind historisch belegt.

Teilweise haben wir die Ereignisse ein wenig gestrafft und an die Geschichte des Buches angepasst.

Auch haben einige der im Buch beschriebenen Personen gelebt, wie Pfalzgraf Philipp, Graf Salm, Bürgermeister Treu, die Bischöfe von Köln und Würzburg, Papst Clemens und Martin Luther.

Die Interaktionen mit den fiktionalen Charakteren sind allerdings frei erfunden und haben so niemals stattgefunden, auch die Gespräche der historischen Personen sind eine reine Erfindung der Autoren.

In Steyr gab es einen Bürgermeister Fuchsberger, aus Gründen der Dramaturgie haben wir jedoch seine Amtszeit an die Handlung des Romans verlegt.

Für etwaige Abweichungen, welche sich nach 500 Jahren zwangsweise ergeben, möchten wir uns entschuldigen und um Verständnis bitten.

Danksagung

Mit »Im Schatten des Todes« liegt mittlerweile das achte Buch von Martina Noble und mir vor.

In einer Rezension haben wir etwas gelesen, was uns zunächst verwirrte, aber letztlich doch auch berührte. Eine Leserin bezeichnete uns als das »Duo Infernal des mittelalterlichen Romans«.

Wir hoffen, dass Sie an der Lektüre des vorliegenden Buches genauso viel Vergnügen haben wie wir an der Erschaffung.

W

Wir wissen, Danksagungen liest fast niemand, aber dennoch müssen wir uns bei einigen Menschen bedanken, ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre, zumindest nicht in der jetzigen Form.

Da wäre Sandra Limberg, unseren Milchkaffeejunkie, die sich mit dem Cover und all den anderen Bildern, die im April 2017 in Oppenheim entstanden sind, mal wieder selber übertroffen hat.

W

Dann ein »Vergelt's Gott« an die

Evangelische Kirchengemeinde Oppenheim, (Merianstraße 6 55276 Oppenheim www.katharinen-kirche.de), die uns freundlicherweise die Erlaubnis gegeben hat, in ihrer wunderschönen Kirche fotografieren zu dürfen.

Natürlich auch ein Dank an unsere beiden Titelmodels Cindy Schmidt und Tim Damen, die keine Mühen gescheut haben, sich für uns in Positur zu werfen.

W

Auch ein Dank an Andrea Fahrbach von Gewandfantasien (www.Gewandfantasien.de) für die tolle Ausstattung unserer Models.

Und als Wichtigstes: Danke an alle unsere treuen Leser und, ja, man kann schon sagen Fans, die uns durch ihre Resonanz zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

W

Tja, und dann noch »Danke« an den Wettergott, der am 29.4.2017 Gnade hat walten lassen und uns wunderbares Fotowetter beschert hat.

W

Bevor ich es vergesse: Auch allen, die uns schlechtreden oder uns mit Häme oder Neid überschütten, ein »Dankeschön«. Damit bleiben wir im Gespräch. Und durch die schlechten Rezensionen, die ein Spiegelbild des Rezensenten sind, gewinnen die positiven Rückmeldungen umso mehr an Gewicht.

Prolog

Gutshof von Matthias und Marie, August 1536

Marie stand in der Küche ihres Hauses und knetete den Teig für die Brote, die sie noch backen wollte. Die kleine Leonore, ein hübsches blondes Mädel von sieben Jahren, das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war, half ihr. Sie sah aus wie ein Geist, war von Kopf bis Fuß mit Mehl bestäubt. Die zweijährige Barbara, ihr jüngstes Kind, saß unter dem Tisch und spielte.

Eckhard, ihr Erstgeborener, war mit Matthias im Wald und half seinem Vater bei der Arbeit. Er war mit neun Jahren schon fast so groß wie Marie, kam allerdings eindeutig nach dem ehemaligen Henker von Rothenburg. Die beiden Wölfe, ausgewachsen und wachsam, ließen die Kinder keinen Augenblick aus den Augen. Auf einmal legte Donner die Ohren an und knurrte. Kurz darauf auch Luna.

»Was ist denn mit euch?«, fragte Marie argwöhnisch.

Doch da hörte auch sie den Hufschlag, der im Hof hallte. Luna sprang auf, als habe man sie gestochen, und fing an, aufgeregt zu bellen. Auch Donner war völlig außer sich, sprang immer wieder an der Eingangstür hoch. Marie verstand nicht, was los war. Die Wölfe reagierten sonst nie auf Besucher. Da klopfte es. Marie zuckte zusammen; sie erwartete niemanden. Diese Tatsache zusammen mit dem merkwürdigen Verhalten der Wölfe mahnte zur Vorsicht. Die blonde Frau griff beherzt nach einem Schürhaken und öffnete einen Spalt breit die Tür. Vor ihr stand ein stattlicher Bursche in glänzendem Harnisch und grinste sie an.

»Marie, du bist noch schöner als damals«, lachte er.

Sie wollte gerade eine barsche Antwort geben, als Luna und Donner an ihr vorbeisausten. Verdutzt sah sie hinter ihnen her und erblickte einen zweiten Mann, groß und breit wie ein Berg und mit dem fettesten Grinsen, das sie je gesehen hatte. Und neben dem Mann einen dritten Wolf, den ihre beiden freudig begrüßten.

»MAX!«, rief Marie, den sie natürlich sofort erkannte. Er hatte sich kaum verändert! Dann musterte sie den jüngeren Mann eindringlich und runzelte die Stirn. »Markus?«, fragte sie unsicher.

Sie konnte es wirklich nicht sagen - als sie den früheren Lehrjungen ihres Mannes das letzte Mal gesehen hatte, war er keine fünfzehn gewesen, hager, schlaksig und meistens schmutzig - kein Vergleich mit dem hochgewachsenen, starken Soldaten, der nun vor ihr stand. Der Angesprochene nickte nur, und noch, bevor er etwas sagen konnte, wurde er von Max beiseitegeschoben. Er hob Marie hoch und wirbelte sie durch die Luft.

»Vogtschwester! Max froh, dich zu sehen.«

Marie rang nach Luft. Unwillkürlich kamen ihr die Tränen. Es war so lange her, und doch schien es ihr in diesem Moment, als ob die Zeit angehalten worden wäre. Sie trommelte mit den Fäusten gegen seinen Brustkorb, lachte und weinte gleichzeitig. Die Wölfe rannten quer über den Hof, als ob Donner und Luna ihrem vermissten Bruder alles zeigen wollten. Barbara war inzwischen an der Hand ihrer Schwester zur Tür gekommen und starrte mit großen Augen auf das, was sie sah. Sie verstand nicht, warum der Bär, als solchen sah sie Max an, ihre Mutter durch die Luft wirbelte, als ob er sie fressen wollte, und diese dabei lachte. Ein Wimmern entstieg ihrer Kehle. Als sich der andere Fremde dann zu ihr beugte und sie ansah, fing sie laut an zu weinen. Markus zuckte zurück.

»Hoppla, die junge Dame ist aber sehr schreckhaft. Dabei seh ich doch gar nicht so grausig aus«, lachte er.

Sein Lachen sorgte bei Barbara dafür, dass sie sich beruhigte und ihm ein zaghaftes Lächeln schenkte. Jemand, der lacht, konnte nicht böse sein, so suggerierte ihr das kindliche Bewusstsein.

Max hatte Marie inzwischen losgelassen und ließ sich auf alle Viere nieder, krabbelte zu dem kleinen Mädchen.

»Oh, Vogtschwesterkind, hübscher als ihre Mama«, brabbelte er und zog dabei eine alberne Grimasse, sodass das kleine Mädchen sofort lachen musste. Der Bär war komisch, fand sie.

Markus hatte endlich die Gelegenheit genutzt, Marie in die Arme zu nehmen.

»Gott, Marie, ich hab euch alle so vermisst«, flüsterte er und Marie spürte, wie seine Tränen ihre Haut benetzten.

Sie drückte ihn fest an sich. Es war so lange her, seit er damals mit den Soldaten Rothenburg verlassen hatte, und aus dem linkischen Burschen war ein stattlicher Mann geworden, der sie um einen Kopf überragte. Plötzlich hörte sie Schritte und dann die dröhnende Stimme ihres Mannes.

»Hol mich der Teufel. Was für ein Kerl vergreift sich da an meiner Frau?«

Matthias hatte das Bellen der Wölfe gehört und war sofort zurück zum Haus gerannt. Obwohl es mittlerweile schon lange zurücklag, dass er und Marie sich in ständiger Lebensgefahr befunden hatten, war er immer noch bereit, sie mit allen Mitteln zu verteidigen, wenn es sein musste. Als er sah, dass ein Mann sie umarmte und sie ihn auch noch festhielt, stach es ihm im ersten Moment ins Herz. Doch er wusste, Marie würde sich niemals von einem Fremden umarmen lassen, und es sah nicht so aus, als ob es gegen ihren Willen geschah. Als er dann Max auf dem Boden liegen sah, während Barbara und Leonore bereits auf seinem stattlichen Bauch herumhüpften, wurde ihm einiges klar. Aber er würde sich trotzdem einen Scherz erlauben.

»Lass sie besser los, du Halunke, ansonsten hast du nichts mehr, was du einer Frau bieten kannst.«

Er machte eine Pause, sah, wie Markus, der ihm den Rücken zuwandte, sich leicht versteifte, während Marie ihn ansah, und begriff, was er vorhatte. Ihre Augen blitzten vergnügt.

»Vielleicht hätte ich dich doch damals schon von dem Elend erlösen sollen, das dich des Nachts nicht schlafen lässt.«

Die Drohung in Matthias' Stimme war nicht echt. Markus ließ Marie los, drehte sich um und grinste breit.

»Meister Matthias, ich freue mich, dass Ihr Euren Humor nicht verloren habt.«

Er wusste, worauf sein früherer Meister anspielte. Als er damals von ihm als Henkersgehilfe aufgenommen worden war, hatte er einmal Marie beim Baden beobachtet. Dummerweise hatte Matthias ihn erwischt.

Was dann folgte, würde Markus sein Lebtag nicht vergessen. Er war auf den Tisch geworfen worden und sein Meister hatte so getan, als ob er ihn kastrieren würde, doch in Wahrheit hatte er das Messer nur in ein Stück Schinkenspeck, dass sich zwischen seinen Beinen befunden hatte, gespießt. Es war ihm jedenfalls eine Lehre gewesen, und er hatte Marie nie wieder heimlich beobachtet! Matthias grinste ihn an, trat zu ihm und umarmte ihn.

»Markus! Ich bin froh, dass du gesund und wohlbehalten bist. Wie lange ist das her? Zehn Jahre?« Er rückte ihn auf Armeslänge von sich. »Und lass den Meister weg. Ich bin keiner mehr. Nur ein Holzfäller und Bauer.«

Markus musterte seinen ehemaligen Meister. Er war Zeuge gewesen, wie Matthias nach der Hinrichtung an der Frau des Vogtes, die Marie nach dem Leben getrachtet hatte, sein Richtschwert zerbrochen und seinen Beruf als Henker aufgegeben hatte.

Es war dem jungen Burschen damals schwergefallen, das als endgültig zu betrachten, aber Matthias hatte scheinbar Wort gehalten. Er war nie gern Henker gewesen.

»Und, seid Ihr glücklich, Meister«, fragte er und erntete dafür eine Kopfnuss.

»Wenn du noch einmal Meister sagst, dann überlege ich es mir am Ende doch noch anders«, flachste Matthias und wandte sich jetzt dem gewaltigen Kerl zu, der immer noch auf dem Boden lag und sich von Barbara bearbeiten ließ. »Ich sehe, Max hat sich kein bisschen verändert.«

»Oh, das stimmt nicht. Er ist schon ein wenig erwachsener geworden, zumindest manchmal«, warf Markus ein. »Und er kann sogar schon bis zehn zählen.«

»Ernsthaft?«

»Ja, Max zählt. Eins, zwei, drei, Bier, fünnef, sechse, siebene, achte, nein, Zähne.«

»Interessante Zähleweise«, lachte Marie. »Aber ich denke, ihr kommt alle rein. Ich mache uns etwas zu essen. Ihr bleibt doch, oder, Markus?«

»Wie könnte ich dir etwas abschlagen, Marie.« Schon als er es sagte, bedauerte er die Ausdrucksweise. »Ich meine, wie könnte ich dir eine Bitte verweigern.«

Marie lächelte ihn an, während Matthias ihm eine Hand auf die Schulter legte.

»Schon gut, Markus. Abschlagen war vielleicht nicht das richtige Wort. Aber in dem Punkt sind wir uns einig. So wie bereits damals könnte ich es heute genau so wenig. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, Markus. Ich bin glücklich. Und nun kommt. Wir waschen uns und dann lassen wir uns von Marie bekochen und erzählen.« Er sah sich um. »Wo ist denn nur Eckhard?«

»Meinst du den großen Burschen, der da hinter der Hauswand steht und uns nicht aus den Augen lässt? Der sich überlegt, ob er uns begrüßen oder angreifen soll?«

Der Beobachter war Markus keineswegs entgangen.

»Eckhard«, rief Matthias. »Komm her.«

Der junge Bursche kam zögernd hinter der Hauswand hervor. Markus betrachtete ihn. Er hatte Maries Nase und ihr blondes Haar, aber die Statur und die dunklen Augen seines Vaters. Er würde ihm an Körpergröße und auch Kraft in ein paar Jahren an nichts nachstehen, erkannte Markus. Er ging zu ihm und reichte Eckhard die Hand.

»Ich freue mich, dich nach all den Jahren endlich kennenzulernen«, sagte er freundlich. »Als ich deinen Vater und deine Mutter das letzte Mal gesehen habe, da warst du noch nicht geboren.« Er sah zu den beiden Mädchen. »Und dass du mittlerweile noch zwei Schwestern hast, das wusste ich auch nicht.«

Eckhard drückte Markus zaghaft die Hand. Doch dann spürte der Soldat, wie der Griff fester wurde und versuchte, dagegenzuhalten. Sie sahen sich dabei tief in die Augen, es war ein Spiel, bei dem jeder den anderen testete, wie viel er aushielt. Es dauerte einige Augenblicke, da ließ Eckhard ihn los. Markus rieb sich die schmerzende Hand.

»Mein lieber Schwan, Marie, was gibst du dem Burschen zu essen? Dagegen ist ja der Händedruck von Max das reinste Streicheln.«

Jetzt brachen bei Eckhard die Dämme und er lachte.

»Mama sagt immer, ich fress ihr noch die Haare vom Kopf.«

»Den Verdacht habe ich auch«, grinste Markus und hieb dem Burschen mit aller Kraft auf die Schulter, der nicht einmal zuckte.

Matthias legte seinem Sohn eine Hand auf dessen rechte Schulter.

»Eckhard ist Fremden gegenüber sehr vorsichtig. Ich glaube, er ist der Meinung, dass ich alleine es nicht schaffe, die Frauen hier im Haus zu beschützen.«

Sein Sohn wurde rot, sagte aber nichts, sondern sah seinen Vater mit einem Blick an, der Markus verriet, dass er ihn über alles liebte, ja fast verehrte.

»So, wollt ihr hier weiter rumstehen und Maulaffen feilhalten? Was sind das für Manieren? Leonore, du kümmerst dich um Barbara, Eckhard, sieh zu, dass das Feuer brennt, Matthias, du gehst in die Speisekammer, unsere Gäste werden hungrig und durstig sein.«

»Jawohl!«, grinste Matthias und stand scherzhaft stramm, zwinkerte dann Markus zu. »Weißt du jetzt, wer hier das Sagen hat?«

Markus nickte grinsend.

»Das erinnert mich an meine Ausbildung. Da wurde ich auch so gescheucht.«

Gemeinsam betraten sie das Haus. Max noch immer auf allen vieren, während die beiden Mädchen auf ihm wie auf einem Pferd ritten. Markus ließ es sich nicht nehmen, mit den Tisch zu decken.

Nachdem sie gegessen hatten und der Abend hereingebrochen war, sah Marie Markus an.

»Wollt ihr wieder weg oder bleibt ihr eine Weile? Wir haben genug Platz.«

»Wenn es euch nichts ausmacht, dann würden wir gerne ein oder zwei Tage bleiben. Es gibt viel zu erzählen«, sagte Markus leise.

Matthias stutzte. Etwas an dem Tonfall gefiel ihm nicht. Es klang ein gewisser Schmerz durch.

»Ihr könnt bleiben, so lange ihr wollt oder es eure Pflicht euch gestattet«, sagte er bestimmt. »Marie, ich glaube, die Mädchen müssen ins Bett.«

»Und ich?«, fragte sein Sohn. »Ich bin kein kleiner Junge mehr.«

Matthias tauschte einen kurzen Blick mit Markus, der nur nickte.

»Du kannst noch aufbleiben, wenn deine Mutter es erlaubt.«

»Aber nur, wenn Markus nichts erzählt, was für Kinderohren nicht geeignet ist!«, grinste Marie.

»Ich werde versuchen, mich zu benehmen.«

Eine Stunde später saßen Matthias, Marie, Markus, Max und Eckhard im Hof um ein Feuer. Es war eine milde Sommernacht, zu schön, um im Haus zu bleiben. Markus sah gedankenverloren zu den Sternen. Wie so oft in den letzten Jahren stellte er sich die Frage, wie alles, was geschehen war, zusammenpasste. Und wie er das alles dem Mann erzählen sollte, dem er verdankte, dass er nicht als Dieb bestraft worden war, sondern ein ehrbares Leben führen konnte, auch wenn es bei Weitem nicht so verlaufen war, wie er gehofft hatte.

Langsam, stockend, dann immer flüssiger erzählte er, was sich, seit er aus Rothenburg fortgegangen war, ereignet hatte.

Erster Teil

Bamberg, Februar 1527

Markus fror wie ein junger Hund. Missmutig stapfte er durch den Schnee und folgte den Pferden und Wagen, die sich vor ihm mühsam den Weg bahnten. Neben ihm marschierte Max, der eigentlich wie fast immer gut gelaunt war. Schnee, Regen, Sturm, nichts schien seiner Laune etwas anhaben zu können. Nur wenn es zu wenig zu essen gab, dann wurde Max ungehalten. Aber mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, dass die Rationen, die sie erhielten, ihn nur bedingt sättigten. Doch der Hüne war ein Überlebenskünstler. Er hatte es sich zu eigen gemacht, mittels selbstgemachter Drahtschlingen Hasen und Kaninchen zu fangen, die er sogar recht schmackhaft zubereiten konnte. Es war eine willkommene Erweiterung des Speiseplans, die ihm den Respekt und die Gunst der meisten Kameraden eingebracht hatte.

Auch Bandit, der nie von Markus' Seite wich, half dabei, indem er immer wieder Kaninchenbauten erschnüffelte, die Max aushob, wofür der brave Wolf dann seinen Teil abbekam.

Zu Beginn hatte es gerade wegen Bandit Probleme gegeben, denn ein Tier, das kein Pferd war, hatte im Regiment nichts verloren - schon gar nicht, wenn es ein Wolf war! Nach einigem Hin und Her und der Fürsprache von Markus' Truppenführer war man letztendlich jedoch übereingekommen, ihn zu dulden.

Endlich kam ihr Ziel in Sicht. Es lag in einer Senke, direkt am Ufer der Regnitz, unterhalb von Bamberg. Oben auf dem Hügel sah Markus den Dom, der dort thronte und alles zu überragen schien. Das Lager, in dem er seine Ausbildung zum Soldaten fortsetzen sollte, bestand hauptsächlich aus Zelten, die, wie er erkennen konnte, sorgfältig in einem Quadrat angeordnet waren. Er freute sich darauf, endlich wieder etwas Wärme zu spüren. Und er hatte Heimweh.

Obwohl Zeit seines Lebens unseßhaft, so hatte er doch in der kurzen Spanne, in welcher er in Rothenburg bei Matthias Wolf und dessen Frau gelebt hatte, so etwas wie Heimatgefühle entwickelt.

Doch Rothenburg war für ihn im Moment so weit weg wie der Mond und er fragte sich, ob er die Stadt irgendwann wiedersehen würde.

Die Kolonne schob sich in das Lager, neugierig beobachtet von Dutzenden Augenpaaren. Schließlich blieben sie stehen. Ein Mann, dem eine wulstige Narbe quer übers Gesicht lief, kam heran und teilte die neuen Soldaten auf. Jeder kam in eine bereits bestehende Gruppe, in der er ausgebildet werden sollte.

Nach und nach leerte sich der Platz, bis nur noch Markus und Max übrig waren. Langsam näherte sich ein Soldat, sah Markus lange ins Gesicht. Markus erwiderte den Blick des Fremden. Er war groß und breitschultrig, das braune Haar kurz und ordentlich geschnitten, und seine grauen Augen strahlten eine selbstbewusste Ruhe aus. Sofort hatte Markus das Gefühl, hier jemanden vor sich zu haben, dem er sich bedingungslos anvertrauen konnte.

»Du bist also Markus«, sagte der Soldat mit eindringlicher Stimme. »Man hat mir bereits von dir berichtet.« Er musterte Max, streifte auch Bandit mit einem kurzen Blick. »Und das sind deine, nun, Gefährten. Ich bin Conrad von Waldow, Hauptmann und in Zukunft dein Vorgesetzter. Wollen wir mal sehen, was wir aus euch machen können.«

Er sah sich um und winkte einen Mann zu sich, der mit gemächlichem Schritt näherkam.

»Hauptmann?«

Markus erlaubte sich einen Blick auf den Neuankömmling. Er war in etwa genau so groß wie Waldow, allerdings im Gegensatz zu dem ordentlich rasierten Hauptmann mehr als üppig mit rotbraunem Haupthaar ausgestattet, das sich in einem wilden Vollbart fortsetzte.

»Eberschneider, was machen wir mit den beiden?«

Der Angesprochene ging einmal um Markus herum, dann einmal um Max und versuchte, sich ein Urteil über die neuen Rekruten zu bilden.

»Das ist ne gute Frage. Ich meine, der Dicke hier, der frisst uns arm. Und dem da«, er zeigte auf Markus, »dem pfeift ja fast der Wind durch die Rippen. Vielleicht erst einmal was tun lassen, was sie stärkt und uns hilft? So wie«, er kratzte sich am Kinn, »Holz hacken?«

Von Waldow grinste, doch urplötzlich wurde die Musterung unterbrochen, als ein Geräusch wie Donner ertönte, dazu die Schreie von Männern, und die fröhliche Miene des Hauptmanns gefror. Er fuhr herum und sah, wie aus dem westlichen Teil des Lagers ein Pferd herangaloppiert kam. Die Zügel schleiften über den Boden, Schnee und Eis spritzten unter den Hufen hervor, und wie wild verdrehten Augen zeigten, dass es vollkommen außer Kontrolle war.

»Verdammt!«, fluchte er. »Bringt euch in Sicherheit, aus dem Weg, los!«, stieß er hervor und packte Markus am Arm.

Doch noch bevor er einen Schritt machen konnte, schob sich etwas an ihm vorbei und er erkannte mit Entsetzen, dass Max sich genau in die Bahn des Pferdes stellte und damit seinen Freund schützte. Er hob beide Arme hoch in die Luft.

»HOH!«, rief er laut. »Langsam, Pferd.«

Bewegungslos blieb er stehen, wie ein Fels ragte er empor. Das Tier, das in vollem Galopp war, sah die Gestalt und stemmte alle vier Hufe in den Boden. Es rutschte gefährlich nah an Max heran, aber kam gerade noch rechtzeitig zum Stehen, schnaufte laut. Max sah ihm in die Augen, ließ die linke Hand sinken, griff in die Tasche und zog eine verschrumpelte Mohrrübe hervor, hielt sie dem Pferd vor das Maul. Skeptisch schnupperte das Tier, bevor es das Gemüse aus der Hand nahm und kaute.

Mittlerweile waren etwa zehn Männer angekommen, die völlig verstört zusahen, wie Max die Zügel nahm und das Tier an ihnen umdrehte.

»So, Pferd, du musst Max sagen, wo du wohnst«, brabbelte er.

»Moment!«, rief von Waldow, der wie vom Donner gerührt das ihm gebotene Schauspiel beobachtet hatte und ging auf Max zu, sah ihn lange an. »Warum hast du das gemacht?«

»Was?«, antwortete der Hüne. »Max was gemacht? Nur Pferd angehalten, wollt mein Freund umrennen. Max immer beschützt Freund.«

Er tätschelte dabei den Hals des Tieres, das sich lammfromm verhielt. Von Waldow schüttelte den Kopf, sah zu Markus.

»Macht der so was öfter?«

Markus hob die Schultern.

»Er hat sich in den Kopf gesetzt, auf mich aufpassen zu müssen. Es wäre besser, ihn das auch tun zu lassen, denke ich.«

Waldow kratzte sich am Kopf, rief nach dem Stallmeister, der in geduckter Haltung näherkam.

»Was habt Ihr mir zu sagen?«

Seine Stimme war auf einmal eiskalt. Markus erkannte sofort, dass er es gewohnt war zu befehlen und keinen Widerspruch zu dulden.

»Es tut mir leid, aber diese Schindmähre macht nur Ärger. Aber ich verspreche Euch, morgen habt ihr ihn auf dem Mittagstisch!«

»NEIN!«, rief Markus entsetzt.

Der Hauptmann fuhr herum.

»Du wagst es, etwas zu sagen, ohne dass dich jemand um deine Meinung gebeten hat?«

»Verzeiht mir. Aber es ist nicht richtig, ein Tier zu töten, weil die Menschen es nicht verstehen, mit ihm umzugehen.«

»Ach, und du kannst es?«

Der Spott in der Stimme des Stallmeisters war nicht zu überhören. Aber Markus hatte etwas gesehen, das ihm den Grund gezeigt hatte, warum das Tier so reagiert hatte.

Er wandte sich an den Hauptmann.

»Entschuldigt, aber darf ich?«

Waldow verschränkte die Arme und nickte. Das schien mehr als interessant zu werden.

»Nur zu.«

Markus ging langsam auf das Pferd zu, legte ihm eine Hand auf die Nüstern.

»Pscht, schon gut. Alles gut«, flüsterte er. Als er die Trense berührte, zuckte das Tier. »Max, kannst du seinen Kopf halten?«

»Max hält Kopf bis Sommer kommt, wenn du es sagst.«

Er schlang einen seiner kräftigen Arme um den Hals und hielt das Tier so fest. Markus löste die Trense und zog sie dem Pferd aus dem Maul. Blut klebte an ihr. Er holte tief Luft, schluckte, dann zog er langsam das Maul auf und sah hinein.

»Wie ich es mir gedacht habe.« Er sah zu von Waldow. »Hauptmann, wenn Ihr …«

Doch der stand schon neben ihm, betrachtete die Trense, sah in das Maul des Tieres und erkannte sofort, was geschehen war. Man hatte dem Pferd mit Gewalt die Trense hineingeschoben und dabei einen Zahn, der entzündet und vereitert war, noch weiter verletzt. Durch den Schmerz war das Tier an den Rand des Wahnsinns getrieben worden und schließlich durchgegangen.

Waldow drehte sich zum Stallmeister.

»Was habt Ihr getan?«, fauchte er. »Wisst Ihr, was ein solches Pferd wert ist? Wolltet Ihr das Tier zugrunde richten?«

Seine Stimme wurde immer leiser. Der Stallmeister wurde blass, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er wollte etwas erwidern, aber Waldow brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.

Er wandte sich wieder an Markus.

»Woher hast du das gewusst?«

»Gewusst habe ich es nicht«, erwiderte er ehrlich. »Aber ich habe es vermutet, als ich gesehen habe, wie er gekaut hat. Immer wieder hat er gezuckt. Da dachte ich, vielleicht hat er etwas am Zahn, und da ist eine Trense das Richtige, um ihn durchdrehen zu lassen. Wahrscheinlich hat der Stallmeister den Zahn gestreift, als er dem Tier die Trense ins Maul gezwungen hat.«

Waldow nickte, dann ging er zu Max und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Also, ich habe mich entschieden. Du wirst dich zunächst einmal um das Tier kümmern. Ich sorge dafür, dass sich jemand den Zahn ansieht und dafür sorgt, dass da etwas geschieht. Aber so lange bleibst du bei dem Pferd. Verstanden?«

Max warf sich in die Brust.

»Ja, Hauptemann!«

Waldow schüttelte den Kopf.

»Eberschneider, Ihr bleibt bei ihm, nicht, dass er sich verläuft und auf einmal oben beim Bischof steht.« Der Angesprochene nickte und winkte Max, ihm zu folgen. Waldow blickte Markus direkt in die Augen. »Junge, ich spüre, du bist etwas Besonderes. Aber bevor ich mich entscheide, was ich mit dir mache, muss ich dir noch ein paar Fragen stellen.« Er hob den Zeigefinger. »Und ich warne dich: Lüg mich an, und du wirst erkennen, dass die Hölle gegen das, was dich dann erwartet, der reinste Lustgarten ist. Verstanden?«

Markus nickte.

»Nun gut, ich weiß nicht viel über dich«, fuhr Waldow fort. »Ich weiß nur, dass du in Rothenburg warst und dort, sagen wir mal, in seltsame Geschichten verwickelt wurdest. Darüber reden wir später. Doch was ich nicht weiß: Was hast du davor getan?«

Markus erzählte bereitwillig von seiner Vergangenheit und wie er vom Henker von Rothenburg vor einer wütenden Meute beschützt worden war, weil er aus Hunger zwei halbvergammelte Würste aus dem Schweineimer gestohlen hatte. Er berichtete, wie er zum Gehilfen ausgebildet worden war.

»Gut. Ich spüre, dass du mir nicht alles erzählt hast, aber du scheinst nicht zu lügen. Weiter: Hast du, bevor du in diese Ausbildung kamst, jemanden getötet?«

»Nein, Hauptmann.«

»Nun, das Töten wirst du bei uns früh genug lernen.« Er machte eine Pause. »Junge, bist du getauft?«

»Ich weiß es nicht.«

»Du weißt es nicht?«

»Nein Hauptmann. Ich weiß es nicht. Ich weiß weder, woher ich stamme, noch kann ich mich an meine Eltern erinnern. Ich kann also nicht sagen, ob ich getauft bin.«

Von Waldow sah Markus versonnen an, dann lächelte er.

»In Ordnung, darum kümmern wir uns. Fürs Erste wirst du in meiner Nähe bleiben, als mein Bursche. Aber du wirst, wie alle anderen, die Ausbildung machen, die für euch vorgesehen ist. Verstanden?«

»Ja, Hauptmann.«

»Gut, und jetzt, komm mit, du bist ja völlig durchgefroren.«

W

»Wann sind wir denn endlich da?«

Anna hatte das Gefühl, dass sie den Dom zu Bamberg schon seit einer halben Ewigkeit sehen konnte. Nur schien er nicht näherzukommen! Der Gauklertross kämpfte sich langsam an der Regnitz entlang auf die Stadt zu. Quälend langsam, denn auf der Straße war der Schnee von zahlreichen Fuhrwerken und Füßen festgefahren und -getreten und gefährlich glatt geworden.

»Vor Sonnenuntergang auf jeden Fall!«

Silvanus' Stimme kam dumpf hinter dem Schal hervor, den er sich um den Kopf gewickelt hatte. Es war so kalt, dass einem der Atem schier vor dem Mund gefror! Er konnte die Ungeduld seines Zöglings neben ihm auf dem Kutschbock durchaus verstehen, freute sich ebenfalls auf ein Feuer und, im besten Fall, falls sie irgendwo in der Stadt Wasser finden konnten, das noch nicht gefroren war, einen Besuch seines eigenen Badezubers, aber er wagte es nicht, die Pferde zu einer schnelleren Gangart anzutreiben. Immer wieder glitten sie auf dem vereisten Boden aus und fingen sich nur mühsam wieder. Eines zu verlieren konnte er sich nicht leisten. Die Tiere waren wertvoll, sowohl für die Vorstellung als auch zum Ziehen der Wagen. Ein neues Pferd kaufen zu müssen würde die Verdienste mehrerer Wochen, vielleicht sogar Monate, kosten. Christine, die auf Annas anderer Seite auf dem Kutschbock saß, wandte sich an das Mädchen.

»Wenn dir langweilig ist, kannst du ja schon einmal nach hinten klettern und dir ein Kostüm für die Ankunft in der Stadt aussuchen!«

Anna verzog leicht das Gesicht; vor etwas mehr als einem Jahr, an ihrem dreizehnten Geburtstag - oder dem Tag, den die Truppe als ihren Geburtstag feierte - war sie offiziell bei den Gauklern aufgenommen worden. Das bedeutete, dass man sie nicht länger als Kind betrachtete, und dass sie nicht nur mit den anderen auftreten durfte, sondern sogar musste. Bis dahin hatte sie nur dafür sorgen müssen, dass die Kostüme in Ordnung waren, hatte überall mit anfassen müssen, wo Hilfe benötigt wurde und auch auf den Märkten als Beutelschneider in der Menge die Menschen um ihre Geldbeutel erleichtert. Man hatte früh ihr Talent erkannt und sie sorgfältig auf die kommenden Auftritte vorbereitet und sie recht schnell auf die Bühne geschickt. Normalerweise liebte Anna nichts mehr als das. Sie war eine begnadete Tänzerin, genoss die Begeisterung, den Jubel des Publikums. Aber der Gedanke, sich in dieser Kälte aus den Fellen und der dicken Wollkleidung, die sie trug, schälen und eins der doch eher knapp bemessenen Kostüme anziehen zu müssen, verursachte ihr nicht gerade einen Freudentaumel.

Sie haderte noch mit sich, als Silvanus sich zur Seite lehnte und nach hinten zu den nachfolgenden Wagen brüllte: »IN SPÄTESTENS EINER STUNDE SIND WIR DA! MACHT EUCH FERTIG!«

Diensteifrig sprang Christine auf; sie war Anfang zwanzig, schon seit langer Zeit bei den Gauklern, und Silvanus' Wort war Gesetz für die junge Frau mit den kastanienbraunen Haaren. Auffordernd zog sie Anna am Ärmel.

»Na komm schon, du Frostbeule! Wenn du erst tanzt, wird es dir schon warm werden!«

Seufzend folgte Anna Christine in's Innere des Wagens; sie wusste, dass die Frau Recht hatte.

Eine halbe Stunde später war das Stadttor Bambergs in Sichtweite gekommen, und Anna, die bibbernd ihren Kopf aus einem Seitenfensterchen des Wagens streckte, erspähte in der Senke neben der Stadt ein Zeltlager.

»Oh, seht nur, Soldaten! Vielleicht sollten wir dort auch halten?«

Silvanus warf einen Blick in's Tal hinunter und schüttelte kurz den Kopf.

»Lohnt nicht. Das ist ein Ausbildungslager. Die haben noch kein Geld!«

Langsam zogen sie an dem Lager vorüber, und Anna beobachtete die winzigen Gestalten, die dort umher gingen, das Eis auf dem Fluss aufbrachen, um an Wasser zu kommen, Waffen schärften und Pferde striegelten.

Plötzlich weckten zwei der Soldaten Annas Aufmerksamkeit; sie standen am Rand des Lagers und hackten Holz. Ihre Umrisse waren so gegensätzlich, dass sie einfach zweimal hinschauen musste - einer der beiden war klein, schlaksig und hager, er schien noch sehr jung zu sein, fast ein Junge. Der andere war riesig und breit, neigte ein wenig zum Bauchansatz.

Neben den beiden lag ein großer Hund und ließ die Männer nicht aus den Augen. Anna vergaß für einen Moment die Kälte und reckte den Hals. Sofort hatte sie das Gefühl, die beiden zu kennen, und sie wusste auch woher.

Markus und Max, das kuriose Paar, das sie zwischen Rothenburg und Ansbach im Wald entdeckt und mitgenommen hatten. Und das, was da neben ihnen lag, war kein Hund, sondern ein Wolf! Etwa ein halbes Jahr war das jetzt her, und Anna hatte keinen der beiden vergessen.

Noch bevor sie sich jedoch ganz sicher sein konnte, ertönte Silvanus' lautes Gebrüll.

»RAUS MIT EUCH, WIR SIND GLEICH AM TOR!«

Das war das Stichwort, das Signal, das besser niemand verpasste, sonst konnte Silvanus fuchsteufelswild werden.

Es war, als ob der Gauklertross explodierte, kaum dass sie in die Nähe des Tors kamen. Die Türen der Wagen flogen auf, und aus allen sprangen Menschen wie Grashüpfer. Die Musikanten spielten auf, und Anna, die mittlerweile ein knappes, feuerrotes Kleid mit klingelnden Münzen und unzähligen Bändern trug, wirbelte mit den anderen Tänzerinnen und den Akrobaten über die Straße, durchs Tor hindurch.

Die Stadtsoldaten hielten sie nicht einmal auf, glotzen nur und grinsten, als Silvanus seine Glocke schwenkte und zu schreien begann:

»HÖRT HÖRT, IHR GUTEN LEUTE, HÖRT HÖRT! DER ZIRKUS DER WUNDER IST DA! EXOTISCHE WAREN, GAUKLER, DIE SCHÖNSTEN FRAUEN DIE IHR EUCH VORSTELLEN KÖNNT, GESCHICHTEN, MEDIZIN, ES GIBT NICHTS, WAS ES HIER NICHT GIBT! HÖRT, HÖRT!«

In jeder Stadt der gleiche Ruf, und in jeder Stadt zog er die Menschen an wie ein Magnet. Schon als sie gerade erst das Tor durchquert und die Stadt betreten hatten, rannten die Leute herbei, Kinder zerrten ihre Eltern an der Hand hinterher, junge Leute beeilten sich, ganz vorn zu stehen und alles sehen zu können, innerhalb von Sekunden bildeten sich jubelnde Menschentrauben.

Und wie jedes Mal vergaß Anna alles um sich herum. Wie Christine es prophezeit hatte, rückte die Kälte in den Hintergrund, als das rothaarige Mädchen zum treibenden Rhythmus der Musik wilde Pirouetten drehte, die Beine bis zum Kopf hinauf warf und schwungvolle Räder schlug.

Sie nahm neben sich Zacharias den Drachen wahr, der hochprozentigen Alkohol in eine brennende Fackel spuckte und damit eine gewaltige Flamme erzeugte, was dem Publikum entzücktes Gekreische entlockte.

Hinter ihr her ging der Tierdompteur Bartholomeus, seinen Bären an der Kette, der unbeeindruckt von den vielen Menschen neben dem Dompteur hertrottete und auf Zuruf brüllend auf die Hinterbeine ging, was die Zuschauer erschrocken zurückweichen ließ. Gefolgt von halb Bamberg zogen die Gaukler mit viel Lärm und Hallo in die Inselstadt. Vor jedem Auftritt setzte Silvanus sich mit Christine zusammen und die beiden studierten eine Stadtkarte des Ortes, den sie besuchen wollten.

Dann gab Christine mit den anderen Musikanten die Richtung an, führte den Trupp in's Stadtzentrum oder je nachdem, wo genug Platz für die Wagen und vermutlich das größte Publikum zu erwarten war.

Diesmal war es ein Platz südlich eines kleinen Schlosses, auf dem die Wagen einen Halbkreis bildeten, die Gaukler in der Mitte.

Silvanus sprang vom Kutschbock, trat vor die Schaulustigen und hob nur mit gewichtiger Miene die Hände. Er war groß und breit, den kahlen Kopf bedeckte er mit einem gewaltigen Federhut, der riesige schwarze Schnauzbart machte ihn zu einer imposanten Erscheinung, und die Bamberger verstummten ehrfurchtsvoll.

»Meine Damen und Herren, liebe Kinder, liebe Bürger von Bamberg«, begann er mit großen Gesten seine Rede, um dann in den leuchtendsten Farben zu beschreiben, was die Zuschauer erwarten würde, wenn sie zur Abendvorstellung kämen - exotische Waren, bezaubernde Frauen, Magie und Kunststücke, Gesang und Tanz - kurz, ein Fest für alle Sinne.«

Um die Leute endgültig anzulocken, tanzten die Frauen noch einmal, und auch die Akrobaten gaben eine kleine Kostprobe ihres Könnens, bis Silvanus mit einer fast herrischen Geste die Vorstellung abbrach.

So schnell sie konnten, liefen alle Gaukler in die Wagen zurück, und es war, als wäre nichts gewesen - wenn da nicht der Anführer der Gruppe gewesen wäre, der mit einem »Das, und noch viel mehr, bekommt ihr, wenn ihr heute Abend zur sechsten Stunde hierher zurückkehrt!«, sicherstellte, dass die sensationslüsternen Bamberger auch wirklich kommen würden.

Dann verschwand er selbst im ersten Wagen, wo Anna, Christine und ein paar andere schon gespannt auf ihn warteten.

»Was meinst du?«

Zacharias hob fragend die Augenbrauen. Silvanus grinste breit, zeigte ein Gebiss, das einem Pferd alle Ehre gemacht hätte.

»Ich meine, wir werden uns heute Abend vor Zuschauern kaum retten können! Gut gemacht, meine Lieben!«

Sie warteten in der Dunkelheit der Wagen, bis sich draußen das Summen der Stimmen entfernt hatte. Dann stiegen sie alle aus und begannen, gemeinsam die Bühne aufzubauen und das Lager aufzuschlagen.

Anna war gerade dabei, die bunten Fähnchen an der Bühne anzubringen, als sie einen vornehm gekleideten Mann sah, der von dem kleinen Schloss zu ihnen herüber schlenderte und an Silvanus herantrat. Gespannt hielt Anna inne. Schon während der kurzen Vorstellung hatte sie gesehen, dass sich im Schloss Fenster geöffnet und weitere Menschen von dort aus zugesehen hatten.

Die Aufmerksamkeit von Vornehmen zu erregen war ein zweischneidiges Schwert - es konnte sehr gut sein oder sehr schlecht. Anna beobachtete, wie Silvanus mit dem Mann sprach. Schließlich schienen sie sich einig zu sein - sie schüttelten sich die Hände, und der Vornehme verschwand wieder im Schloss.

Behände sprang Anna von ihrer Leiter und rannte zu ihrem Anführer hinüber.

»Was ist los? Was wollte er?«

An Silvanus' breiten Grinsen erkannte das Mädchen bereits, dass es diesmal ein »sehr gut« war. Der Gaukler rieb sich die Hände.

»Heute Abend geben wir noch eine private Vorstellung im Schloss Geyerswörth!«

W

Markus ließ sich auf sein Lager fallen. Das Holzhacken hatte ihm nichts ausgemacht. Im Gegenteil, es erinnerte ihn an die ersten Tage bei seinem Meister. Damals hatte er auch klafterweise Holz gehackt, um seine Zielsicherheit zu üben. Auch heute hatte er sich wieder vorgestellt, auf dem Holz wären Striche aufgemalt, die er treffen musste.

Am Anfang waren er und Max alleine gewesen, aber nach kurzer Zeit waren einige Männer gekommen. Zunächst wollten sie ihn verhöhnen, aber als sie sahen, mit welcher Präzision und Schnelligkeit er mit der Axt arbeitete, waren sie ruhiger geworden. Schließlich zeichneten sie wirklich Striche auf die Scheite und schlossen Wetten ab, ob er sie treffen würde.

Max war inzwischen wieder zu seinem neuen vierbeinigen Freund gerufen worden, der sich jeglicher Behandlung widersetzte. Erst als der Hüne ihm eine Hand auf die Nüstern legte, hielt er still. Der Stallmeister war über diese Tatsache völlig verwirrt, konnte es nicht begreifen.

Die Öffnung des Zeltes ließ ein wenig Dämmerlicht herein, als ein Mann eintrat. Er stellte sich an Markus' Pritsche.

»Gemütlich?«, fragte er leise.

Markus sprang auf. Er war tatsächlich eingedöst.

»Entschuldigt, Herr. Ich wollte nicht …«

Der Mann winkte ab.

»Nur ruhig, Junge. Und ich bin kein Herr, nur ein Soldat. Du bist Markus, oder?«

»Ja, Herr.«

»Ich bin Heinrich von Gaisberg. Aber mehr Gaisberg als ›von‹.«

Markus betrachtete sein Gegenüber genauer. Was ihm sofort auffiel, war das fehlende rechte Ohr. Ansonsten war Heinrich ungefähr so groß wie er, aber von kräftiger, gedrungener Statur. Das braune Haar wuchs ihm bis knapp über die Ohren, oder eher das noch vorhandene Ohr, der Oberlippen – und Kinnbart war sauber gestutzt. Die grünen Augen blitzten leicht verschmitzt. Er lächelte Markus an.

»Musterung beendet? Ich kann verstehen, dass dies alles hier neu und ungewohnt für dich ist. Aber hinlegen darfst du dich nur, wenn es erlaubt wurde.«

Markus senkte den Kopf.

»Es tut mir leid, das wusste ich nicht.«

»Schon in Ordnung. Es ist dein erster Tag hier bei uns. Ich bin in den nächsten Wochen für dich verantwortlich, wenn du nicht beim Hauptmann bist. Ich bilde dich in allem aus, was du wissen musst, also Schwertkampf, Axt, Messer, Faustkampf, Ringen.«

Markus horchte auf. Es wurde also wirklich ernst, er wurde Soldat. Aber von Gaisberg war noch nicht fertig.

»Ich habe gesehen, mit der Axt bist du verdammt geschickt. Hat dir das dein Meister beigebracht?«

»Ja. Er sagte immer, ein Henker richtet nur, er quält nicht. Wenn man eine Hand abschlägt, dann nur die Hand und nicht den halben Arm. Und das mit einem sauberen Schlag.«

»Dein Meister hat gut gesprochen. Ich weiß, dass du beim Henker von Rothenburg in der Ausbildung gewesen bist. Und ich weiß auch, dass er einer der besten seiner Zunft war. Irgendwann musst du uns alles erzählen. Doch jetzt nimm deinen Bettvorleger und komm, wir müssen den Stallmeister davon abhalten, von deinem Gefährten bereits am ersten Tag verprügelt zu werden.« Er machte eine Pause. »Denn dann müssten wir ihn verprügeln, was schade wäre, denn dieser Bastard von Stallmeister ist …«

Er brach ab, als ihm bewusst wurde, dass er zu offen zu einem Rekruten sprach. Markus war indes schon zum Zelteingang gehastet, dicht gefolgt von Bandit. Von Gaisberg schüttelte den Kopf und schmunzelte. Markus' Eifer, seine ganze offene Art gefiel ihm.

»Der Junge muss noch verdammt viel Disziplin lernen.«

Im Stall herrschte indes das reinste Chaos. Das Pferd, das Max aufgehalten hatte, fing jedes Mal, wenn der Hüne auch nur in Richtung Stalltür ging, an zu keilen und zu wiehern, und beruhigte sich erst, wenn er wieder bei ihm war. Der Stallmeister raufte sich die Haare. Er versuchte verzweifelt, dem Pferd Herr zu werden. Als er nach der Peitsche gegriffen hatte, war die Situation eskaliert. Max hatte einfach in das pfeifende Leder gegriffen und so fest daran gezogen, dass es den Stallmeister von den Beinen geholt hatte. Er schäumte förmlich vor Wut, während die Umstehenden sich köstlich amüsierten.

»Dieser Bastard! Er soll die Peitsche schmecken!«

Als Markus mit von Gaisberg in den Stall kam, drangen bereits einige der Stallburschen mit Mistgabeln gegen Max vor und hatten ihn in eine Ecke gedrängt. Bandit knurrte, sein Schweif peitschte durch die Luft. Markus sprang zwischen Max und die Männer.

»Aufhören! Tut ihm nichts! Er weiß es doch nicht besser!«

»Ihm nichts tun? Der gehört ausgepeitscht! Ach, was sage ich, zu Tode gepeitscht! Das ist ein Nichtsnutz! Ein Drecksack! Ein …« Er verstummte, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.

»Du weißt, der Herrgott mag keine Flüche!«

Von Gaisbergs Stimme klang sanft, aber seine Hand drückte fester zu, bis der Stallmeister wimmerte.

»Entschuldigt! Aber dieser Kerl dort …«

»… scheint von Pferden mehr zu verstehen als du!« Hauptmann von Waldows Stimme peitschte durch den Stall. »Ihr dort! Die Gabeln weg, oder ihr lernt, wie die Nachtkälte sich anfühlt, wenn ich euch durch die Regnitz jage!«

Markus sprach leise mit Max, der sich wieder beruhigte, und ging zum Hauptmann. Mit gesenkter Stimme erklärte er ihm, was vorgefallen war. Von Waldow nickte.

»Ich habe jetzt ein Problem. Dein Freund dort hat gegen die Disziplin verstoßen. Als ehemaliger Wachsoldat müsste er das wissen. Aber, um es offen zu sagen, scheint dieser Gaul dort einen Narren an ihm gefressen zu haben. Weiß der Teufel, warum.« Er sah Markus in die Augen. »Du bist für ihn verantwortlich. Also muss ich euch beide bestrafen. Verstehst du das?«

Markus senkte den Kopf. Das fing ja gut an. Nicht einmal einen halben Tag im Lager, und schon wurde er für etwas bestraft, was er nicht getan hatte. Doch dann hob er seinen Kopf wieder. Nein, er würde sich nicht brechen lassen. Max war sein Freund. Und genau wie Max jederzeit sein Leben für ihn geben würde, so würde Markus das seine für seinen Freund geben. Von Waldow lächelte.

»Das gefällt mir besser. Duckmäuser und Arschkriecher kann ich nicht gebrauchen. Also, höre meine Strafe: Du wirst die nächsten drei Wochen mit deinem Freund und diesem Vieh«, er deutete auf den Wolf, »hier im Stall schlafen. Am Morgen wirst du die Pferde füttern, dann Ausbildung bei von Gaisberg für euch beide. Nach dem Mittagessen ausmisten. Abends wirst du bei mir sein, ich werde dir einiges andere beibringen, während dein Freund Küchendienst macht. Verstanden?«

Markus nickte. Das sollte eine Strafe sein? Er verstand es nicht, bis er das Zwinkern in den Augen des Hauptmannes sah. Im Stall zu schlafen wäre für die meisten mit Sicherheit eine Strafe, auf dem harten Boden im Stroh. Auf der anderen Seite war es einer der wärmsten Plätze. Und er konnte ein Auge auf Max haben.

»Ja, Hauptmann«, nickte Markus eifrig, der Max zu sich winkte.

»Was ich mit dir anstellen soll, das weiß ich beim besten Willen nicht. Aber du bist ab sofort für dieses Pferd verantwortlich.«

Max nickte, warf sich in die Brust.

»Ja, Hauptemann! Max Freund von Pferd. Pferd mag Max.«

»Scheint so«, brummte von Waldow und fragte sich gleichzeitig, wie dieser tumbe Bursche es geschafft hatte, in die Rothenburger Stadtgarde zu kommen. Er wandte sich an den Stallmeister. »Wie mir scheint, seid Ihr mit der Pflege der Tiere überfordert. Ihr seid hier aus Bamberg?«

»Ja, Herr.«

In der Tat war der Stallmeister ein aus der Stadt angestellter Mann, da dem Regiment noch jemand fehlte, der diesen Posten übernehmen konnte.

»Ab sofort seid Ihr hier nicht mehr willkommen. Wenn die Sonne untergeht und Ihr seid noch im Lager, lasse ich Euch mit der Peitsche verjagen. Ihr habt einen Soldaten angegriffen. Im Krieg steht darauf der Tod.« Er näherte sich dem leichenblassen Mann, bis nur noch eine Hand zwischen sie passte. »Lasst Euch beim Zahlmeister auszahlen und dann macht, dass Ihr fortkommt!«

Der entlassene Stallmeister drehte sich nach einem letzten, hasserfüllten Blick auf Markus und Max um und befolgte dann widerstandslos den Befehl. Dass er wegen einem Idioten und einem halben Kind entlassen worden war, kratzte schwer an seinem Stolz. Die Stallburschen, die danebenstanden, fürchteten sich bereits, denn dass sie ungeschoren davonkommen sollten, war nicht zu erwarten. Schließlich hatten sie Max mit Mistgabeln bedrängt. Doch von Waldow schickte sie nur nach draußen mit der Warnung, dass sie beim nächsten Vergehen mit harten Strafen zu rechnen hatten.

Als nur noch Max, Markus, von Gaisberg und er im Stall waren, sah er die Gefährten lange an.

»Ich weiß nicht, warum ich das tue. Aber ihr beiden solltet euch über eines im Klaren sein: Jeder andere hätte euch draußen an einen Pfahl gebunden und die Peitsche spüren lassen. Und eine Warnung gebe ich euch mit auf den Weg: Das war das letzte Mal, dass ich euch geschützt habe. Passt euch an oder aber ihr werdet es auf die harte Art lernen!«

Damit verschwand er.

Von Gaisberg blickte ihm nach, dann sah er Markus lange an.

»Ich weiß nicht, was er in dir sieht, Junge. Aber du hast wahnsinniges Glück. Merk dir eins jedoch gut: Verlass dich nicht zu sehr auf das Glück, es ist launisch wie eine Frau und lässt dich von heute auf morgen im Stich.«

Markus nickte. Er verstand, was von Gaisberg ihm sagen wollte.

W

»Fester, Anna! Du musst viel fester ziehen!«

Anna war schon rot im Gesicht vor Anstrengung, und die Lederbänder von Agnes' Mieder hatten tiefe Striemen in ihren Handflächen hinterlassen.

»Ich kann nicht fester ziehen«, klagte das Mädchen. »Du gehst jedes Mal rückwärts!«

»Verflucht nochmal«, schimpfte Agnes, brüllte dann durch den Wagen: »WALTRAUD! Hilf mal! Du musst mich festhalten!«

Anna verdrehte genervt die Augen; Agnes erzählte in den Tagesvorstellungen den Kindern Märchen. Sobald aber die Sonne untergegangen war, wurden ihre Geschichten deutlich schlüpfriger, und in Anschluss nahm sie - wie fast alle Frauen, die den Gauklertrupp begleiteten - Männer gegen Geld mit auf ihr Lager.

Agnes zählte schon an die dreißig Sommer und ihre Figur war ausgesprochen üppig. Darum legte sie immer besonderen Wert auf ihre Erscheinung, umso mehr, wenn besondere Kunden zu erwarten waren wie am heutigen Abend die vornehmen Herren, und darum musste das Mieder so fest geschnürt sein wie irgendwie möglich.

Inzwischen war die honigblonde schlanke Waltraud herangekommen. Sie steckte noch im Unterrock und grinste breit, als sie Agnes beide Hände reichte.

»Beeilt euch ein bisschen, ich bin auch noch nicht angezogen!«

Anna seufzte tief, wickelte die Bänder des Mieders fest um ihre Hände, biss die Zähne zusammen und zog.

»FESTER!«, kommandierte Agnes sofort, die es mit Waltrauts Hilfe nun schaffte, dem Zug nicht nachzugeben. Anna unterdrückte einen deftigen Fluch und ein paar Schimpfwörter, um dann einen Fuß auf Agnes' gut gewölbtes Hinterteil zu setzen. Als sie diesmal zog, blieb Agnes buchstäblich die Luft weg und Waltraut lachte laut auf: »So ist es richtig, ihre Augen quellen schon vor!«

Anna wollte gerade mitlachen, als die Schnüre mit einem sirrenden Geräusch rissen und die Rothaarige erschrocken aufschreiend rückwärts zwischen die Kleidertruhen polterte, während Agnes nach vorn fiel und Waltraut unter sich begrub.

Das Gelächter der anderen Frauen war ohrenbetäubend. Schimpfend kämpfte Anna sich unter den zahlreichen Kostümen hervor, aber als sie dann die strampelnde Agnes auf Waltraut liegen sah, musste sie ebenfalls kichern.

»Schluss jetzt mit den Albernheiten!« Dorothea, die älteste der Frauen, eilte herbei und half zuerst Anna auf die Füße. »Wenn ihr so weitermacht, werden wir nie rechtzeitig fertig!« Gemeinsam mit Anna zog sie Agnes wieder hoch und beugte sich zu Waltraut hinab. »Alles in Ordnung?«

Die Blonde japste nach Luft.

»Ich glaube, meine Rippen sind gebrochen!«

»Ach, Schnack«, murrte Agnes beleidigt, »so schwer bin ich auch wieder nicht! Und außerdem schön weich!«

Mit einer vielsagenden Geste zeichnete sie ihre Silhouette nach, was erneut den ganzen Wagen in Gelächter ausbrechen ließ, bis Dorothea in die Hände klatschte.

»Genug jetzt, ihr albernen Gänse! Etwas schneller! Agnes, wenn du unbedingt geschnürt werden willst, bis du keine Luft mehr bekommst, dann geh zum starken Adam, sonst gibt es hier noch Verletzte!« Langsam kehrte wieder Ruhe ein, und Dorothea wandte sich an Anna, strich ihr über die Wange. »Hast du dir wehgetan, Kleines?«

Anna lächelte dankbar.

»Nein, Doro, alles in Ordnung!«

Sie hing mit ganzem Herzen an der älteren Frau mit der dunklen Lockenmähne. An ihre richtige Mutter konnte Anna sich nicht erinnern, aber Dorothea war immer da gewesen und hatte sie wie eine Tochter behandelt. Sie war für alle Frauen im Tross wie eine Mutter, aber für Anna noch ein wenig mehr.

»Komm, setz dich, ich mach dir die Haare«, bot Dorothea an, und Anna gehorchte bereitwillig. »Was ziehst du heute an?«

Darüber hatte Anna sich noch keine Gedanken gemacht.

»Hm, ich weiß nicht, vielleicht dasselbe wie heute Mittag, als wir angekommen sind!«

»Oder wie wäre es damit?«

Keine von ihnen hatte bemerkt, dass Christine sich genähert hatte. Sie hielt ein Kostüm in den Händen, dass Anna sofort erkannte. Die dunkelgrüne Seide schimmerte im Licht der Öllampen. Es war eins von Christines Kostümen, das angeblich aus dem Orient stammte. Es war sehr wertvoll und sie hütete es wie ihren Augapfel. Sprachlos sah Anna sie an.

»Aber das ist dein Lieblingskostüm!«

Christine zuckte die Achseln.

»Der Auftritt heute Abend soll etwas ganz Besonderes werden! Wir müssen umwerfend aussehen! Probier es an!«

Anna war Feuer und Flamme! Schon immer hatte sie das knappe Kostüm mit den goldenen Stickereien bewundert. Dorothea betrachtete skeptisch, wie sie es anzog, und warf Christine einen tadelnden Blick zu.

»Sie ist noch viel zu jung dafür!«

Christine schüttelte energisch den Kopf.

»Unsinn! Sie wird bald fünfzehn, und schau sie dir an! Sie ist kein Kind mehr!«

Es war schwer zu leugnen, als Anna in dem Seidenkostüm vorm Spiegel stand. Es war kein einteiliges Kleid, sondern ein eng anliegendes Oberteil mit langen Ärmeln, das unter ihren Brüsten endete, und ein bodenlanger Rock mit einem Schlitz fast bis zur Hüfte, der ihr Bein sichtbar werden ließ.

Dorothea schluckte. Innerhalb des letzten Jahres hatte Anna sich sehr verändert. Ihr engelhaftes Gesicht hatte viel von seiner Kindlichkeit verloren. Sie hatte einen gewaltigen Schuss in die Höhe gemacht und an dem zierlichen Körper waren Rundungen aufgetaucht, die es vorher nicht gegeben hatte.

Anna betrachtete fast ungläubig ihre Reflektion. Sie konnte fast nicht glauben, dass sie das sein sollte. Erwachsen, beinahe verführerisch. Christine klatschte begeistert in die Hände.

»Du siehst umwerfend aus!«

Dorothea senkte stumm den Kopf. Sie wünschte sich, die Natur hätte dem Mädchen ein wenig mehr Zeit gelassen.

W

»Wann können wir denn endlich hinein?«

Unruhig trat Anna von einem Bein aufs andere. Die Vorstellung vor den Bambergern war ein großer Erfolg gewesen. Die Leute hatten gejubelt, die Truppe endlos beklatscht und immer wieder Zugaben gefordert. Die Münzen waren auf die Bühne geklimpert wie ein Sommerregen, die halbe Stadt schien gekommen zu sein und hatte trotz der eisigen Temperaturen ausgeharrt bis zum Schluss und darüber hinaus.

Anna war noch berauscht von all dem Applaus und den Hochrufen, aber langsam wurde sie nervös. Sie standen schon eine Ewigkeit in einem dunklen, kalten Flur im Schloss Geyerswörth und warteten darauf, dass die Vorstellung endlich beginnen konnte. Hatten die vornehmen Herren es sich am Ende anders überlegt?

Es war eng, obwohl nicht der gesamte Trupp mitgekommen war. Bartholomeus weigerte sich strikt, seine Tiere in geschlossenen Räumen auftreten zu lassen und auch die drei Hochseilartisten mitzunehmen, die sich die Grimaldinis nannten, obwohl sie nicht miteinander verwandt waren und nur einer von ihnen tatsächlich aus Italien stammte, wäre Unsinn gewesen. Sie hätten ihre Künste hier doch nicht vorführen können.

Also hatte Silvanus nur eine geschrumpfte Truppe mitgenommen - die drei Artisten Caspar, Moritz und Valentin, die Balance- und Kraftakte aufführten, Zacharias, der außer seinen Feuerkünsten auch als Schwertschlucker brillierte, den Kastraten Cesare Della Bella, die Musikantengruppe, den starken Adam, der auf Wunsch eine voll gedeckte Festtafel hochheben konnte, Lorentz den Roten, der nicht nur mit der Clownstruppe auftrat, sondern auch ganz passabel mit allen möglichen und unmöglichen Dingen jonglierte, und natürlich sämtliche Frauen. Tänzerinnen und Dirnen konnte man, gerade in solch vornehmer Gesellschaft, nie genug haben.

Das wussten auch die Frauen, und dementsprechend prächtig sahen sie aus. Agnes war tatsächlich zu Adam gegangen, und ihr Busen quoll dank seiner Schnürung so sehr aus dem Mieder, dass Anna Angst hatte, er würde komplett herausfallen, sobald sie sich bückte. Wie sie so noch atmen konnte, war der Rothaarigen ein Rätsel. Sie wirkte auch nicht sonderlich glücklich, nestelte an ihrem Mieder und japste leise: »Hoffentlich zieht mich bald jemand aus!«, was Anna ein nervöses Kichern entlockte.

In dem Moment öffnete sich die Tür, hinter der sie warteten, einen Spalt breit, und Silvanus hob die Hand. Sofort machte sich angespannte Stille breit, und als der Anführer der Gruppe nach einem Moment mit lautem Poltern die Tür aufstieß, wirbelte die Gruppe tanzend, singend und musizierend in den Saal, wo drei lange Tische in U-Form aufgestellt waren. In der Mitte gab es genug Bewegungsfreiheit und schon bald hatte jeder seinen Platz gefunden. Die Vorstellung konnte beginnen, und die Männer - ein kurzer Blick durch den Raum verriet Anna, dass keine einzige Frau bei den Zuschauern war - schienen nur darauf gewartet zu haben. Sofort sprangen sie auf die Füße, klatschten und johlten.

Anna gab ihr Bestes, drehte sich schneller, warf die Beine höher als sonst. Sie fühlte sich großartig in dem schönen Kostüm und plötzlich bemerkte sie etwas, was vorher entweder noch nie geschehen war oder was sie niemals wahrgenommen hatte - die Blicke nicht weniger Männer ruhten auf ihr.

Für einen kurzen Moment verunsicherte es sie. Dann aber spornte es sie nur noch mehr an. Sie wusste seit langem, dass sie nicht immer nur Tänzerin und Akrobatin bleiben würde. Das tat keine der Frauen in der Gruppe. War schon heute der Tag, an dem sich alles für sie ändern sollte?

Der erste Tanz war vorüber und die Zuschauer klatschten begeistert. Die Frauen und Musikanten zogen sich etwas zurück, machten den Akrobatenbrüdern Platz. Anna zog sich zu dem mächtigen Kamin zurück, der wärmsten Stelle im Raum. Das grüne Kostüm mochte verführerisch sein, aber einen Schutz vor der winterlichen Kälte bot es nun wirklich nicht, und es war nicht leicht, einen so großen Raum zu heizen.

Statt die Artisten zu beobachten, deren Kunststücke Anna praktisch selbst hätte ausführen können, so häufig hatte sie schon zugesehen, ließ das Mädchen die Blicke durch den Raum wandern.

Ein Mann am Kopf der Tafel, um die vierzig Jahre alt mit bereits ergrautem Haar, winkte Silvanus zu sich. Mit sichtlichem Überschwang ging der Gaukler zu ihm hin und die beiden steckten zuerst die Köpfe zusammen, sahen dann zu Anna hin, um wieder miteinander zu diskutieren.

Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Annas Magengrube aus. Sie verhandelten. Über sie! Wie in Trance sah sie zu, wie Silvanus und der Fremde ihr Geschäft mit einem Handschlag besiegelten. Dann kam der Anführer der Gaukler durch den Raum auf sie zu.

Kurz bevor er sie erreichte, stellte Dorothea sich ihm in den Weg.

»Was hast du gemacht?«

Sie klang atemlos, alarmiert, fast panisch.

Silvanus beachtete sie gar nicht, streckte Anna die Hand entgegen und strahlte sie an.

»Anna, komm. Der Graf von Cottenau möchte dich sehen!«

Anna wurde ein wenig schwindelig. Einerseits vor Angst. Andererseits vor Stolz. Ein Graf!

»Silvanus, das kannst du nicht machen, sie ist doch noch fast ein Kind!«

Dorotheas Stimme war eindringlich und zitterte vor Entsetzen. Nun sah Silvanus sie doch an, und seine schwarzen Augen waren eiskalt.

»Du sagst es, liebe Dorothea - FAST! Du machst dir etwas vor! Jeder kann sehen, was sie ist, nur du nicht, weil du nicht akzeptieren kannst, dass sie erwachsen ist! Geh mir jetzt aus dem Weg! Ein Graf hat nach ihr verlangt, Herrgott nochmal, so ein Angebot kriegen wir garantiert nicht wieder!«

Dorothea wollte erneut protestieren, aber Anna legte ihr eine Hand auf die Schulter und schob sich neben sie.

»Doro … nicht. Ich kann das. Ich bin alt genug!«

Es tat ihr weh, zu sehen, dass die ältere Frau Tränen in den Augen hatte. Dorotheas Unterlippe zitterte.

»Bist du sicher?«

Anna nickte, lächelte tapfer.

»Ja. Ich bin sicher. Und ich bin kein Kind mehr, Doro. Irgendwann muss es passieren, und heute ist so gut wie jeder andere Tag!«

Sie ergriff Silvanus' ausgestreckte Hand, der deutlich beeindruckt aussah, als er sie durch den Raum an den Kopf der Tafel führte. Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, erhob sich, als sie sich näherten. Anna musterte ihn unverhohlen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Zu behaupten, sie hätte keine Angst gehabt, wäre eine Lüge gewesen, aber jeder hatte Angst vor dem Unbekannten. So war das Leben nun mal.

Der Graf von Cottenau war hochgewachsen und schlank, und obwohl er sicher die Vierzig schon überschritten hatte, wie sie jetzt aus der Nähe sehen konnte, war er ein attraktiver Mann mit dichtem, ergrautem Haar und stahlblauen Augen in einem markanten Gesicht. Feine Linien darin verrieten, dass er gerne lachte, und als Silvanus Annas Hand in seine legte, lächelte er sie an.

»Anna, nicht wahr?«

Die Rothaarige nickte, vielleicht ein bisschen zu hektisch, und brauchte zwei Anläufe, bis sie ihm antworten konnte.

»Ja, Herr. Anna. Ihr seid der Graf von Cottenau, sagte man mir.«

Wieder ein Lächeln.

»Das bin ich. Aber du darfst Alexander zu mir sagen. Magst du mit mir kommen?«