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Sabrina Borchers

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Beschreibung

Zielen, entsichern, schießen. Ein Kinderspiel für Camila Bianchi, die einzige weibliche Soldatin in den Reihen der Moretti-Mafia. Das Leben der Mafia ist alles, was sie kennt. Ihre Freiheit hat sie nie verloren. Zumindest glaubte sie das, bis Nero Castello, der spanische Rivale der Moretti-Mafia, auf der Bildfläche auftaucht und ihren Blick auf die Mafia und vor allem auf ihren Boss, Luca Moretti, für immer verändert. Es beginnt ein Kampf um die Herrschaft der kriminellen Unterwelt, bei dem Camila zwischen die Fronten gerät. Und schnell geht es um mehr als nur einen Machtkampf. Aber wen trifft die alles entscheidende Kugel?

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Seitenzahl: 373

Veröffentlichungsjahr: 2024

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IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2024 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99146-689-5

ISBN e-book: 978-3-99146-690-1

Lektorat: Julia Brandner

Umschlagfoto: Jamiecarrollllc | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

VORWORT

Es handelt sich hierbei um eine rein fiktive Erzählung.

Alle Charaktere, Handlungsorte und Handlungen sind frei erfunden.

Eventuelle Bezüge zu realen Personen oder Handlungen sind nicht beabsichtigt.

Charaktere, Handlungsverläufe und die damit einhergehenden Emotionen entstammen allein meiner Fantasie.

Dieser Roman befasst sich mit sensiblen Themen.

Aus diesem Grund befindet sich am Ende des Buches

eine expliziteTRIGGERWARNUNG.

Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.

PROLOG

Als du ein Kind warst, erzählten sie dir, du könntest alles werden, was auch immer du willst. Alles, wovon du träumst, könnte Realität werden. Die Möglichkeiten auf dieser Welt schienen grenzenlos. Und dann wurdest du älter. Und mit jedem Jahr, das verstrich, musstest du neue Grenzen kennenlernen. Deine persönlichen, deine beruflichen, deine emotionalen. Die Grenzen dieser Welt rückten immer näher und du musstest erkennen, dass Träume eben nur Träume bleiben. Die Realität könnte sich davon nicht deutlicher unterscheiden. Sie ist kalt. Sie ist grausam. Und sie ist einsam.

Und mit einem Mal warst du erwachsen. Du hattest ein Leben und doch hattest du nichts. Eine falsche Entscheidung kann bestimmen, wohin dich dein Weg führt. Viele falsche Entscheidungen beschleunigen nur den Weg bergab. Interessanterweise blieb immer die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass du vielleicht doch das werden könntest, was auch immer du willst.

Doch was, wenn du nicht weißt, was du sein willst? Wenn du nicht weißt, ob du gut bist oder böse? Wenn du nicht weißt, ob deine Handlungen richtig oder falsch sind? Ob sie dir einen Weg bergauf oder einen Weg direkt in die Dunkelheit ebnen?

Eine Antwort auf diese Fragen erhältst du nie. Oder nur dann, wenn es längst zu spät ist. Wenn die Realität dich mit ihrer geballten Grausamkeit festhält. Gibt es dann noch einen Ausweg?

Ich blickte hinunter auf die Waffe in meiner Hand, auf das Blut an meiner Kleidung.

Gab es noch einen Ausweg oder war dieses Leben meine Realität?

KAPITEL I

Camila

Die Sterne funkelten in dieser Nacht. Der Himmel war schwarz und doch leuchtete er. Die Sterne waren wie kleine Hoffnungsschimmer in einem Meer der Dunkelheit. Ich sog die kalte Nachtluft in mich auf. Versuchte, meine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und doch hatte ich das Gefühl, zu ersticken. Mein Blick richtete sich gen Himmel. Wie sich Freiheit wohl anfühlen musste?

Wenn ich eines gelernt hatte, dann, dass Freiheit ein Privileg war. Und dieses Privileg war nicht jedem gegönnt. Vielleicht hatte ich es mir selbst verwehrt, als ich in jener Nacht seine Hand genommen und diese bis heute nicht losgelassen hatte. Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich mich ihm nie zugewandt hätte, wenn ich diesem Leben den Rücken gekehrt hätte, bevor es mich in sein Netz gewoben hätte? Es wäre anders verlaufen, vielleicht besser. Doch das konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Alles, was ich wusste, war, dass ich nun hier stand. Und mir blieb von der Freiheit nichts als ein Blick in den Himmel.

Meine Finger spielten mit einem Stück Papier. Es wog schwer. Ein so kleiner Zettel, der doch so viel größere Auswirkungen mit sich ziehen würde. Ich hörte die Menschen im Saal hinter mir. Sie tanzten und lachten, als gäbe es dazu einen Grund. Mein letztes Lachen war so lange her, dass ich mich schlichtweg nicht daran zu erinnern vermochte. Glück ist niemals von Dauer. Was bleibt, ist der Schmerz. Der Tod. Das ist für immer. Das Leben ist vergänglich.

Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als eine Gestalt neben mich trat.

„Bist du immer noch verstimmt?“

Ich drehte mich zur Seite und schaute in das Gesicht von Luca Moretti. Meine Hand mit dem Zettel hob sich: „Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

„Und ob es das ist“, erwiderte er kühl. „Muss ich dich daran erinnern, wer hier die Befehle erteilt?“

„Soweit ich weiß, immer noch Giano.“ Ich nickte ins Innere des Saals, wo ein älterer Mann mit Freunden an einem Tisch saß, und auf seinen sechzigsten Geburtstag anstieß.

„Ach, bitte. Das ist nicht der erste Auftrag, den du für mich ausführst und es wird auch nicht der letzte bleiben. Daran hast du dich noch nie gestört.“

„Ich habe mich schon immer daran gestört“, entgegnete ich bissig. „Du lässt mir nur schier keine Wahl.“

„Ganz genau.“ Er nahm mir den Zettel ab und trat dicht vor mich. „Also ersparen wir uns jede weitere Diskussion, da wir beide ohnehin wissen, wie sie ausgeht. Du wirst tun, was ich will.“

Er schob den Zettel unter den Stoff meines Kleides am Dekolleté: „Verstanden?“

„Natürlich. Das ist schließlich die einzige Freude meines Lebens. Deinen Befehlen Folge zu leisten.“ Ich wollte mich an ihm vorbeischieben, aber er hielt mich am Handgelenk fest.

„Hör auf, so zu tun, als hätte ich dich aus der Blüte deines Lebens gerissen. Du hast dich freiwillig dazu entschieden.“

„Unsere Definitionen von Freiwilligkeit weichen stark voneinander ab.“

„Ich habe dir nichts gestohlen oder vorenthalten. Du könntest all den Spaß haben, all die schönen Dinge, die das Leben zu bieten hat.“

„Die müssen mir eingesperrt im Keller wohl entgangen sein.“

„Provozier mich nicht, Mila“, warnte Luca leise und strich mir eine Strähne meines zartlilafarbenen Haares hinters Ohr. „Es ist ein schöner Abend. Du siehst atemberaubend aus und bevorzugst es, hier allein in der Ecke zu stehen und Trübsal zu blasen. Diesen Abend ruinierst du dir selbst. Damit habe ich nichts zu tun.“

„Den Abend hast du in dem Moment ruiniert, in dem du mir die Liste gegeben hast.“

„Ich will davon nichts mehr hören. Das ist meine letzte Warnung. Ansonsten kippt meine Laune und du weißt, wie das für dich ausgeht.“ Drohend verstärkte er den Griff um mein Handgelenk.

Ich schwieg.

„Gut.“ Er ließ mein Handgelenk los und winkte einen Kellner heran. Er nahm zwei Shotgläser von seinem Tablett und reichte mir eines: „Nur ein paar Stunden Waffenstillstand. Kriegst du das hin?“

„Die Frage müsste ich dir stellen.“

Luca seufzte, hob sein Glas und sah mir in die Augen: „Frieden.“

Ich wusste, dass ich klein beigeben musste, wenn ich nicht wollte, dass das hier eskalierte. Also hob ich ebenfalls mein Glas: „Frieden.“

Wir stießen an und kippten den Alkohol hinunter. Luca stellte unsere Gläser auf das Geländer des Balkons und hielt mir eine Hand hin: „Und jetzt tanzen wir.“

Ich lachte kalt auf: „Nicht mehr in diesem Leben.“

„Wir tanzen, Mila.“ Seine Augen glühten auf.

So viel zum Thema Freiheit. Widerwillig legte ich meine Hand in seine. Er zog mich nach drinnen auf die Tanzfläche des Saals und dort dicht an sich heran.

„Ich meine es ernst“, wisperte er in mein Haar. „Du siehst wunderschön aus.“

„Hör auf damit.“

„Womit?“

„Nett zu sein.“ Ich drehte mich unter seinem Arm hindurch, ehe er mich sanft zu sich schob.

„Hast du Angst, du könntest in mir doch mehr sehen als ein Monster?“

„Da besteht keinerlei Gefahr. Du erinnerst mich tagtäglich daran, was du bist.“

„Und dennoch habe ich Frieden vorgeschlagen.“

„Es wäre auch keine Überraschung gewesen, wenn dieser Abend mit einem blauen Auge geendet wäre. Wäre nicht das erste Mal.“

„Es wird nicht das letzte Mal sein, wenn du weiter so kratzbürstig bist und mich als deinen Feind siehst.“

„Was sollte ich sonst in dir sehen, wenn nicht meinen Feind?“

„Ich weiß es nicht.“ Seine Lippen hauchten einen Kuss auf meine Schläfe. „Sag du es mir.“

Ich bekam eine Gänsehaut und schloss die Augen: „Lass uns einfach tanzen. Das waren genug Worte für einen Abend.“

„Ganz wie du willst.“

Wir tanzten lange schweigend miteinander. So lange, dass sich der Saal immer mehr leerte. Es war weit nach Mitternacht und Gianos Gäste verließen alle nacheinander die Feier, bis am Ende nur noch die Morettis samt ihrer Männer übrigblieben. Als die Musik verstummte und Luca seine Hände sinken ließ, realisierte ich, dass wir die Einzigen auf der Tanzfläche waren.

„War das jetzt so schlimm?“ Er grinste und fuhr sich durch sein dunkelbraunes Haar.

„Ich habe es gerade so überlebt“, antwortete ich spitz.

Er verdrehte die Augen.

„Luca!“ Giano erhob sich von seinem Stuhl. „Zeit zu gehen.“

„Wartet im Foyer. Wir brauchen noch eine Minute“, rief Luca zurück.

Er wartete, bis alle den Saal verlassen hatten, bevor er sich erneut mir zu wandte: „Es könnte immer so sein.“

„Kann es nicht, Luca.“ Ich verschränkte die Arme. „Wir waren schon immer wie Feuer und Wasser. Wir werden uns niemals einig sein. Du bist mein Boss. Deshalb tue ich, was du befiehlst. Aber nicht aus Überzeugung oder Respekt für dich, sondern weil du mir schlicht keine Wahl lässt.“

„Denkst du wirklich, du wärst glücklicher, wenn ich dich gehen ließe?“

„Das spielt keine Rolle. Das würdest du niemals tun.“

„Du hast diesem Leben nie eine Chance gegeben.“

„Lass uns aufhören, darüber zu reden. Das führt zu nichts.“

„Weil du immer abblockst.“

„Du solltest in mir dasselbe sehen wie in Stefano, Vito, Caesare und all den anderen.“

„Und was?“

„Dein Mittel zum Zweck. Sie als Menschen interessieren dich nicht. Hör endlich auf, vorzuheucheln, dass es bei mir etwas anderes ist.“

„Du denkst, du bist mir egal?“

Ich entgegnete nichts.

„Wenn ich dich wie all die anderen behandeln würde, wärst du längst tot, Mila. Stefano, Vito und den anderen hätte ich nicht einmal die Hälfte von der Scheiße durchgehen lassen, die du abgezogen hast! Nur, um das mal klarzustellen. Also sei froh, dass du mir nicht egal bist!“

Er wollte an mir vorbei zum Ausgang gehen, als plötzlich von dort laute Rufe ertönten. Reflexartig schob ich Luca hinter mich und zog im selben Moment meine Waffe aus dem Holster am Oberschenkel. Keine Sekunde zu früh, denn im Foyer fielen die ersten Schüsse.

In dem Moment schaltete mein Gehirn um. Weniger Denken, mehr Handeln. Das war weiß Gott nicht das erste Mal, dass wir in einer solchen Situation waren.

„Los!“ Ich stieß Luca an. „Auf den Balkon!“

Wir rannten los, während ich meine Waffe entsicherte und Luca Deckung gab.

Zwei Männer tauchten im Durchgang zum Saal auf. Sie zielten direkt auf Luca. Ich schoss, ohne darüber nachzudenken. Binnen eines Wimpernschlages brachen die Männer getroffen von einem gezielten Kopfschuss leblos auf dem Boden zusammen.

Wir erreichten den Balkon und ich knallte die Türen hinter uns zu. Mein Blick untersuchte rasch die Umgebung.

„Hier – da hoch!“ Ich rannte zu einem Regenfallrohr, das vom Dach hinunterführte. „Sie werden nicht damit rechnen, dass wir auf das Dach flüchten! Los. Ich gebe dir Deckung.“

„Du solltest vorgehen und wir machen es umgekehrt.“ Luca hielt ebenfalls seine Waffe in der Hand.

„Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen!“

„Mila …“

„Wir schaffen es vielleicht nicht beide und dich töten sie auf jeden Fall.“ Ich sah ihm in die Augen. „Geh!“

Er erwiderte meinen Blick für einen Moment und begann dann endlich, nach oben zu klettern.

Ich spähte durch die Balkontür ins Innere und sah ein halbes Dutzend Männer in den Saal stürmen. Es waren keine von Morettis Leuten.

Gerade, als ich abwog, ob ich sie alle erschießen sollte, ertönte ein Pfiff.

Luca war auf dem Dach verschwunden. So schnell ich konnte und ohne einen Blick hinunterzuwagen, kletterte ich das Rohr gut sieben Meter in die Höhe. Dabei verfluchte ich meinen Plan, ausgerechnet auf ein Dach zu klettern. Beschissene Idee für jemanden mit Höhenangst, aber solche Situationen ließen keinen Raum für Angst. Oder für sonst eine Empfindung, die dich schwach machte.

Oben angekommen packte mich eine Hand und zog mich über die Kante auf das Dach.

Es war ein flaches, mehrfach versetztes Pultdach. Luca drückte mich auf die Ziegel. Stimmen ertönten von unten.

„Wo ist er?!“

„Vermutlich vom Balkon gesprungen, so hoch ist das nicht.“

„Durchsucht die gesamte Umgebung!“

Wir verharrten reglos, bis die Geräusche unter uns verstummt waren.

Luca richtete sich etwas auf und kletterte weiter in die Mitte des Daches. Ich folgte ihm, auch, wenn ich nicht wusste, was er jetzt wieder vorhatte. Wir hielten an der Kante zweier Dächer. Hier gab es mehrere Fenster, die in das große offene Foyer zeigten. Sie standen auf Kipp.

Wir drückten uns neben ein offenes Fenster gegen das Mauerwerk. Ich erhaschte einen kurzen Blick nach unten. Dieser genügte jedoch, um die Lage einschätzen zu können.

Die fremden Männer hatten Giano und einige seiner Männer in die Knie gezwungen.

Ein Mann bedrohte Giano mit einer Waffe.

„Soll ich ihn von hier aus erschießen?“

Ich war bereit, meine Waffe zu entsichern, aber Luca schüttelte den Kopf.

„Sie werden ihn töten“, zischte ich.

Luca gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass ich leise sein sollte.

Mit Mühe konnten wir verstehen, was im Foyer gesprochen wurde.

„Wie könnt ihr es wagen, uns zu überfallen?“, fauchte Giano.

„Schnauze, alter Mann!“

„Ich will mit deinem Boss sprechen. Ich finde es überaus beleidigend, mit einem Handlanger vorliebzunehmen!“

„Mehr wird nicht nötig sein, um dich unter die Erde zu bringen. Und deinen Sohn. Wo ist er?!“

„Ist er euch entwischt?“, Giano klang belustigt. „Scheint, als wärst du doch nicht dazu im Stande, du erbärmlicher Schwächling!“

„Vorsichtig!“ Das Klicken einer Waffe war zu hören. „Wo ist er?! Ich werde nicht erneut fragen.“

„Luca wird euch umbringen.“

Es folgte ein kaltes Lachen des Fremden. Dann ein Schuss.

KAPITEL II

Ich stand in der ersten Etage der Moretti-Villa und blickte hinunter in die Eingangshalle. Lucas Männer standen dort in kleinen Gruppen zusammen. Sie lachten und scherzten herum. Dass wir gerade von einer Beerdigung gekommen waren, schien niemanden zu interessieren. Das Leben musste weitergehen und in diesem Leben gehörten Verluste dazu. Selbst der Tod des Anführers. Des alten Anführers. Denn der neue stand in der offenen Haustür und verabschiedete seine Männer nacheinander.

Luca trug eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd, von dem einige der oberen Knöpfe geöffnet waren. Seine Tätowierungen auf der Brust, die sich den Hals hinaufschlängelten und über seine Arme bis auf seine Hände vordrangen, waren auch von hier oben deutlich sichtbar. Ebenso wie die Kälte in seinen grauen Augen.

Als der letzte Mann gegangen war, fanden eben diese mich: „Mila!Una parola.“ (Auf ein Wort.)

Na fantastisch.

Ich steckte meine Waffe in den Gürtel meiner schwarzen Jeans und ließ darüber meine schwarze Bluse gleiten, die den Blick auf einen schwarzen mit Spitze besetzten BH zuließ. Missmutig schritt ich die Treppe hinab. Am Fuße der Treppe wartete Luca. Und Emilio.

„Was gibt es?“ Ich blieb mit verschränkten Armen vor ihnen stehen.

„Fehlt da nicht ein ‚Boss’ in deinem Satz?“, knurrte Emilio.

„Lass nur. Mila wird sich noch schnell genug an die nun herrschenden Machtgefüge gewöhnen.“

„Das werden wir sehen.“

Luca ignorierte den Einwand: „Ich habe mit allen Männern gesprochen, die an dem Abend des Überfalls dort waren. Wir wissen mit Sicherheit, wer den Überfall zu verantworten hat. Sein Name wird dir bekannt vorkommen, wenn du dich an den Zettel erinnerst.“

Ich schluckte: „Da stehen fünf Namen drauf.“

„Das klingt so vorwurfsvoll.“

„Wir hatten mal einen Deal.“

„Einen Deal?“ Sein Gesicht verfinsterte sich.

„Ihr wolltet mich frei entscheiden lassen, wenn ich fünfundzwanzig bin.“

„Und?“

„Ich werde in drei Monaten siebenundzwanzig. Wir hatten einen Deal“, wiederholte ich.

„War das bevor oder nachdem du versucht hast, uns zu hintergehen?“

„Ich habe weder Giano noch dich hintergangen.“

„Ach nein?“ Luca wandte sich an Emilio. „Wie nennst du es, wenn sich jemand einen falschen Pass besorgt und mitten in der Nacht verschwinden will?“

„Verrat. Für den die Schlampe, wenn du mich fragst, noch nicht genug gelitten hat.“ Emilio sah mich mit einem bösen Lächeln an.

„Das war nicht …“

„Deinen schönen Deal hast du dir selbst zerschossen“, unterbrach Luca mich. „Und ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt. Ich diskutiere mit dir nicht mehr über diese Liste. Du wirst die fünf Personen auslöschen.“

„Das ist Auftragsmord.“

„Richtig, Mila“, spottete Luca. „Genau das, was du seit Jahren tust.“

Er sah mich ernst an. „Zwei Monate für alle fünf.“

Ich reckte das Kinn vor: „Ich werde das nicht mehr tun.“

Luca gab Emilio ein Zeichen und ehe ich reagieren konnte, holte dieser aus und verpasste mir einen heftigen Schlag ins Gesicht.

Ich fasste mir an die blutige Lippe und schaute Luca, der vor mich getreten war, in die Augen. Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an: „Na sieh an. Hat da jemand wieder Oberwasser und denkt, er könnte sich gegen uns auflehnen? Mach nur weiter so und du landest schneller im Keller, als dir lieb ist!“

„Ihr beide findet sowieso immer einen Grund, warum ich es verdient habe, bestraft zu werden. Du wunderst dich nicht wirklich, dass ich von dir wegwollte?“

Luca packte mich unsanft im Nacken: „Wenn ich dich gerade nicht so dringend bräuchte, würde Emilio dich jetzt in diesem Moment die Kellertreppe hinunter treten.“

„Wenn du willst, kann ich ihr eine Lektion erteilen, ohne sie für ihren Job lahmzulegen.“ Emilio zog ein Messer und strich über die Klinge.

„Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, wie sehr sie aktuell rumzickt.“

„Ich zicke nicht. Ich werde nur nicht alles hinnehmen, was ihr mir vorwerft!“

„Du hast nicht zu hinterfragen, was ich befehle oder tue. Du führst die Befehle aus und was in deinem Kopf vorgeht, kannst du für dich behalten! Ich dachte, das hätten wir langsam hinter uns und du hättest erkannt, wo dein Platz ist!“

Bevor Luca mich Emilio in die Arme stoßen konnte, wurde die Haustür aufgerissen. Bewaffnete Männer stürmten in die Villa.

Allen voran ein Mann mit hellblonden Haaren, der seine Waffe sofort auf uns richtete.

Luca ließ meinen Nacken los und ich trat vor ihn. Der Mann war kein Unbekannter. Es war Gianos Mörder.

„Waffen fallen lassen und auf die Knie!“

Luca knurrte.

Ich überlegte kurz, ob ich meine Waffe ziehen sollte, aber die Männer waren schier in der Überzahl und mit Verstärkung war auch nicht zu rechnen, da sie die Wachen am Tor bereits ausgeschaltet zu haben schienen. Alle anderen Wachposten waren nicht besetzt, da Luca ihnen zur Feier des Tages frei gegeben hatte. Sein mangelnder Spürsinn für Gefahr machte es zu einer echten Herausforderung, sein Leben zu schützen.

Emilio ließ sein Messer auf einen Wink von Luca hin zu Boden fallen. Dann folgten wir beide Lucas Beispiel und gingen gezwungenermaßen in die Knie. Luca kniete zwischen Emilio und mir. Ich war ihm so nah, dass sich unsere Oberschenkel berührten. Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Er wusste, dass ich noch überlegte, einen Gegenangriff zu starten. Doch den unterband er damit.

„Waffen auf den Boden vor euch. Ganz langsam!“ Der Blonde blieb vor uns stehen. Alle anderen standen mit gezogenen Waffen im Halbkreis um uns herum.

Luca und Emilio legten ihre Waffen auf den Boden.

Der Fremde sah zu mir: „Auch deine Waffe, Herzchen!“

„Sie hat keine“, versuchte es Emilio.

Doch der Mann lachte nur. Er packte mich und zog mich hoch, um mich zu durchsuchen.

„Hände weg!“, fauchte ich und versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien.

„Gib mir deine Waffe“, wiederholte der Mann. „Oder ich schwöre dir, ich taste jeden Zentimeter deines Körpers ab.“

„Fass sie nicht an!“, zischte Luca. „Mila!“

Ich wandte mich zu ihm.

„Fai quello che dice.“ (Tu, was er sagt.)

Ich zog meine Waffe aus dem Gürtel und gab sie dem Blonden, der mich daraufhin zu Boden stieß: „Na, also. Und jetzt, Hände hinter den Kopf!“

Wir taten, wie er befahl.

Der Halbkreis spaltete sich und ließ einen weiteren Mann hindurch.

Luca spannte sich neben mir an: „Ich fasse es nicht! Du traust dich was, hier aufzutauchen!“

Der Mann blieb neben dem Blonden stehen. Er trug einen dunkelblauen Anzug. Sein Haar war rabenschwarz und seine dunkelbraunen Augen fanden Luca sofort: „An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, Moretti. Sonst endest du ebenso wie dein Vater.“

„So wirst du enden. Nur werde ich von dir nicht mehr viel übriglassen, was man beerdigen kann!“

Der Blonde entsicherte seine Waffe, aber sein Boss winkte ab: „Lass nur, Rico. Moretti trauert. Das ist verständlich. Die Wunde ist noch frisch.“

„Was willst du hier?“, fauchte Luca.

„Nun. Wo soll ich da nur anfangen? In den letzten Wochen hat es sich zugetragen, dass drei meiner wichtigsten Männer erschossen worden sind. Es war nicht sonderlich schwer, sich zusammenzureimen, wer wohl dahintersteckt.“

„Und du denkst, du wärst hier richtig?“

„Ich denke nicht nur. Ich weiß es. Welche feige Ratte hätte sonst so etwas tun können? Giano wäre nie so impulsiv gewesen, derartiges zutun. Zum Teufel, er konnte nicht einmal einen Baum aus nächster Nähe treffen, aber du … dummerweise warst du auf der Feier so schnell verschwunden, dass ich mit deinem Vater vorliebnehmen musste. Aber jetzt habe ich dich endlich vor mir.“

„Ich habe niemanden erschossen, Castello.“

„Sparen wir uns die Wortklaubereien. Du hast niemanden erschossen, aber es beauftragt.“

„Deine Beweise?“

„Die brauche ich nicht. Ich bin nicht hier, um mit dir darüber zu diskutieren, Moretti.“ Er zog seine Waffe und hielt sie auf Lucas Stirn gerichtet: „Ich bin hier, um dich zu erschießen. Auge um Auge.“

„Du hast meinen Vater bereits exekutiert.“

„Kollateralschaden. Er war nie der Drahtzieher. Und wer weiß, ob du nicht doch höchstpersönlich meine Männer erschossen hast? Du bist ein verlogener Bastard, aber ein verdammt guter Schütze.“

„Das nenne ich mal ein Kompliment.“ Luca zwinkerte ihm fies lächelnd zu.

Castellos Gesicht blieb ausdruckslos: „Ich sollte dich auf diesem Wege vielleicht noch einmal daran erinnern, dass wir eine Vereinbarung haben.“

„Worüber?!“

„Darüber, wem diese Stadt gehört.“

Luca lachte kalt: „Du meinst die lächerliche Absprache, die du mit meinem Vater getroffen hast? Vergiss es, Castello. Er ist tot und jetzt wird nach meinen Regeln gespielt.“

„Diese Stadt gehört mir. Ich spiele dein dreckiges Spiel nicht mit.“

„Das ist kein Spiel. Das ist Krieg und den verlierst du.“

„Ich denke nicht. Ich wäre vielleicht bereit gewesen, mich mit deiner Existenz abzufinden und über dich hinweg zu regieren, aber du musstest meine Männer ermorden. Drei Auftragsmorde und zwei Tote beim Überfall letzte Woche. Das macht fünf Tote, die auf dein Konto gehen. Damit hast du den Bogen überspannt.“ Er entsicherte die Waffe. „Ich sehe keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen.“

„Aber ich.“

Der Fremde sah zu mir, noch immer seine Waffe auf Luca gerichtet. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen: „Lavanda, überleg dir gut, ob der Sex mit Moretti es wert ist, sich für ihn zu opfern. Ein falsches Wort und auch du bist tot.“

„Sie hatte eine Waffe, Nero“, mischte sich Rico ein.

Dieser hob eine Augenbraue: „Tatsächlich?“ Er sah zu Luca. „Seit wann gibst du Frauen Waffen?“

„Dieses Leben ist gefährlich. Es wäre doch schade, wenn ihr etwas passiert. Sie ist ein hübsches Ding.“

„Sie hat sich vor ihn gestellt“, warf Rico erneut ein.

„Wie überaus mutig.“ Nero belächelte mich. „Hast du eine Ahnung, wen du da versuchst zu schützen?“

„Ich bitte dich, Castello.“ Luca versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Sieh sie dir an. Eine wehrlose Frau. Ich weiß nicht, was dein Fußsoldat da gesehen hat, aber ich brauche niemanden, der sich schützend vor mich stellt.“

Nero musterte mich noch immer: „Es tut mir immer wieder leid, wenn Unschuldige in die dreckigen Geschäfte der Mafia involviert werden. Und noch mehr tut es mir leid, wenn sie einen Mord mitansehen müssen.“

Nero

Er drehte sich von der jungen Frau weg und hin zu Moretti. Sein Finger lag schon über dem Abzug.

„Zwei Schüsse in den Kopf.“

Die Stimme der Frau ließ ihn innehalten und seinen Blick zurück zu ihr wandern: „Was?“

„So starben die Männer letzte Woche. Mit je einem Schuss in den Kopf. Es ging so schnell, dass ich nicht genau zwischen die Augen schießen konnte wie sonst. Wie bei den anderen drei Malen.“

„Chiudi la bocca!“, fuhr Luca sie an. (Halt den Mund.)

„Shh, Moretti. Jetzt wird es doch gerade interessant.“ Er steckte seine Waffe weg und ging vor der Frau mit den lilafarbenen Haaren in die Hocke. Sie hatte eine leicht gebräunte Haut und war ganz in Schwarz gekleidet. Unzählige Piercings zierten ihr rechtes Ohr. Nichtsdestotrotz wirkte sie unschuldig, fast schon zerbrechlich. Das getrocknete Blut an ihrer Lippe entging ihm nicht.

„Weißt du, was du da behauptest, getan zu haben?“, fragte er drohend leise.

„Fünffacher Mord, wobei die zwei auf der Feier wohl eher – wie nennst du es? – Kollateralschäden waren?“

„Wie ist dein Name?“

„Camila Bianchi“, antwortete sie, ohne seinem Blick auszuweichen.

„Also, Camila. Du willst mir gerade sagen, dass du meine Männer ermordet hast?“

„Sí.“ (Ja.)

Ein einfaches Wort und keine Regung in ihrem Engelsgesicht.

„Arbeitest du für Moretti?“

„Halt deinen Mund!“, fuhr dieser sie erneut an.

Nero richtete sich auf: „Wie es scheint, wird dieses Gespräch hier nur weiter gestört. Aber ich bin wirklich neugierig geworden.“ Er winkte Rico näher. „Fessle sie. Wir nehmen sie mit.“

„Halt sie da raus, Castello! Seit wann ziehst du Unschuldige mit rein? Sie ist eine einfache Bettgeschichte.“

„Und woher kennt sie die Details?“

„Man redet eben nach dem Vögeln, was so in dieser Stadt passiert.“

Nero beobachtete, wie Rico die Hände der Frau auf den Rücken fesselte. Ihr Blick war ausdruckslos. Zum zweiten Mal fiel seine Aufmerksamkeit auf das Blut an ihrer Lippe.

„Weißt du, Moretti …“ Er blieb vor ihm stehen. „… deine Version der Dinge und ihre scheinen sich deutlich voneinander zu unterscheiden. Ich bin gespannt, was Camila zu sagen hat. Aber lass dir eines gesagt sein, für dich wäre es besser, wenn ihre Geschichte sich bewahrheitet. Denn andernfalls wirst du schneller eine Kugel im Kopf haben, als du glaubst.“

„Und sonst erschießt du sie und schickst mir ihre Leiche?“

„Nette Idee.“

Er bemerkte, wie Morettis Kiefer zuckte.

Rico zog Camila am Arm vom Boden hoch. Sie sah zu Moretti. Die beiden tauschten einen Blick, der Nero nicht gefiel. Er beobachtete, wie sie schluckte.

„Bringt sie weg!“, befahl er. Rico und Axon zogen sie aus der Villa.

Nero tat einen Schritt zurück: „So oder so, Moretti. Diese Morde lasse ich nicht ungesühnt. Ich bin niemand, der leicht verzeiht. Aber keine Angst. Ich lasse sie ganz. Dann hast du etwas zu beerdigen.“

Er wandte sich um und folgte seinen Männern.

KAPITEL III

Camila

Mein Kopf dröhnte. Erst als ich blinzelte, realisierte ich, dass sie mich betäubt haben mussten. Ich befand mich in einem Raum, den ich nicht kannte. Er war fensterlos und bestand aus kühlen, glatten Betonwänden. Eine einzelne Glühbirne brannte an der Decke. Vor mir stand ein Tisch und in der Ecke ein Metallschrank. Meine Handgelenke waren an die Lehnen eines Stuhls gebunden. Meine Beine konnte ich frei bewegen, was mich vermuten ließ, dass Nero Castello stark an meiner Geschichte zweifelte. Er hatte keine Ahnung, dass ich das Tödlichste war, das die Morettis zu bieten hatten. Das brauchte er auch nach wie vor nicht zu wissen, aber ich musste ihm genug geben, damit er Luca nicht tötete.

Nero Castello war nicht nur das Oberhaupt der reichsten Familie in Vontane, sondern auch ein Name auf der Abschussliste, die Luca mir gegeben hatte. Das könnte zu einem echten Problem werden, da ich mir nicht sicher war, ob ich Castello überhaupt überleben würde. Die Castellos waren vor vielen Jahrzehnten aus Spanien nach Vontane gekommen. Sie hatten viel Geld, das sich täglich zu verdoppeln schien. Anders als die Morettis hatten die Castellos nach außen hin stets den Schein einer harmlosen, adligen Familie gewahrt, während sie im Hintergrund auf einer anderen Ebene agierten. Vor einigen Jahren waren die alten Castellos bei einem tragischen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und ab da hatte ihr Sohn Nero übernommen. Anders als seine Eltern, die sich strikt von den Mafiageschäften distanziert hatten und es niemals gewagt hätten, die Morettis zu attackieren, verfolgte Nero ganz offensichtlich eine andere Taktik. Er mischte sich in die Geschäfte der Morettis ein und das so sehr, dass Luca mir nach und nach befohlen hatte, wichtige Handlanger von Castello zu töten. Dies hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht und nun stand Nero Castello persönlich auf meiner Abschussliste.

Ich wusste noch nicht genau, wie ich mich am besten aus dieser Situation herauswinden konnte. Wenn es stimmte, was Luca sagte, und den Aussagen von Nero zufolge, mochte dieser es nicht, Unschuldige mit in die Geschäfte zu ziehen. Ich war zwar alles andere als unschuldig, aber Gnade war eine Schwäche und wenn er Menschen verschonte, würde er vielleicht auch eine Frau wie mich verschonen. Meine dunklen Abgründe würde ich ihm nicht offenlegen.

Die Tür links von mir wurde geöffnet und Nero Castello betrat allein den Raum. Er trug noch immer den Anzug, was mir verriet, dass ich nicht allzu lange bewusstlos gewesen war.

Er war ein muskulöser Mann und er sah alles andere als schlecht aus. Doch von Luca könnte er sich kaum mehr unterscheiden, was die Optik betraf. Luca machte keinen Hehl daraus, seine Boshaftigkeit nach außen zu tragen. Alles an ihm wirkte gefährlich. Castello hingegen wirkte beinahe unbeteiligt, als er sich gegen den Tisch vor mir lehnte.

„Was habt ihr mir gegeben?“, verlangte ich zu wissen.

„Nur ein leichtes Betäubungsmittel. Sicherheit geht vor.“

„Und deshalb fesselst du mich mit Klebeband an einen alten Holzstuhl?“

„Ich kann das Klebeband gerne durch Draht ersetzen, der sich langsam in deine Haut schneidet, wenn dir das lieber ist. Aber ich denke nicht, dass das notwendig sein wird. Immerhin wollen wir uns nur nett unterhalten.“

„Nett? Luca wolltest du für das, was ich getan habe, erschießen.“

„Für das, was du behauptest, getan zu haben.“

„Du glaubst mir nicht.“

„Warum sollte ich? Ich kenne die Morettis. Ich kannte Giano. Ich kenne Luca. Ich kenne seine Männer. Aber dich,Lavanda, dich habe ich noch nie zuvor gesehen, und glaub mir, du wärst mir aufgefallen. Eine Frau hat in der Mafia keinen Platz.“

„Eine sehr einfältige Sichtweise, findest du nicht?“

„Ganz und gar nicht. Allerdings stören mich bei dir zwei Dinge.“

„Die da wären?“

„Du warst bewaffnet und diese Situation scheint für dich normal zu sein. Viel zu normal. Wärst du eines von Lucas Betthäschen, würdest du mich wimmernd anflehen, dein Leben zu verschonen.“

„Das wird nicht passieren.“

„Und wieso nicht?“

„Das hat was mit Stolz zu tun, aber das verstehen die wenigsten Männer.“

Er lachte auf und wirkte amüsiert.

Ich musterte ihn. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er sich offenbar wirklich nur unterhalten wollte. Aber jemand, der keine Gewalt anwendete, versuchte meistens, sein Ziel auf einer anderen Ebene zu erreichen. Manipulation. Aber auch das war nichts, was ich nicht händeln könnte.

„Also, um eine Sache zu Beginn klarzustellen: Anders als die Morettis habe ich Prinzipien. Unschuldige, Zivilisten gehören nicht zu meinen Opfern. Sag mir, dass das vorhin eine Schutzbehauptung für Moretti war, und ich lasse dich gehen. Stattdessen knöpfe ich mir den wahren Schuldigen vor. Du hast mein Wort. Allerdings erwarte ich auch eine Erklärung für die Waffe und dein Verhalten. Eine wahrheitsgetreue Erklärung.“

„Luca hat mit den Morden nichts zu tun“, sagte ich entschlossen.

„Aber du?“

„Ich möchte dein Wort, dass du Luca Moretti unbeschadet am Leben lässt. Dann kriegst du deine Erklärung.“

Er überlegte und willigte tatsächlich ein: „Meine Neugier siegt in diesem Fall. Moretti wird mir noch genug Gründe in der Zukunft liefern, ihn kalt zu machen. Für diese Sache soll er seinen Freifahrtschein bekommen. Du hast mein Wort. Unter der Bedingung, dass du mir die Wahrheit sagst.“

„Gut.“

„Also?“ Er verschränkte die Arme.

„Ich kenne die Details der Morde, weil ich die Schützin war.“

Seine Lippen verzogen sich: „Ach, bitte.“

„Wie du vorhin so treffend festgestellt hast, war Giano Moretti nicht dazu gemacht, eine Waffe zu benutzen. Er hat mich immer im Schatten gehalten. Niemand hätte doch geahnt, dass eine Frau zu einem Mord fähig wäre.“

„Soll das heißen, dass Giano die Aufträge erteilt hat?“

„Jeden einzelnen.“

„Es ist ein offenes Geheimnis, dass Luca Moretti schon zu Lebzeiten seines Vaters die Befehle erteilt hat. Giano war kein guter Kämpfer, aber ein kluger Kopf. Sein Sohn wiederum ist impulsiv. Auch ohne mein Zutun wird er die Moretti-Familie in den Abgrund stürzen. Meine Männer ermorden zu lassen passt so viel eher zu ihm als zu Giano.“

„Du sagst es selbst. Giano war klug. Er wäre doch ziemlich dämlich gewesen, hätte er jeden in seine Karten schauen lassen. Ich war das Ass, das Giano im Ärmel hatte. Nicht einmal Luca wusste von den Morden. Zumindest bis zu Gianos Tod. Da musste ich ihm davon erzählen, damit er verstehen konnte, warum ihr ihn umgebracht habt.“

„Nun, wo Giano tot ist, scheinst du direkt bei seinem Sohn gelandet zu sein, was auch nicht viel besser ist. Ich kenne Luca gut genug, um zu wissen, dass er mich schon immer fallen sehen wollte. Was will er also dieses Mal versuchen, um sein Ziel zu erreichen?“

Ich lehnte mich zurück und verzog spöttisch das Gesicht: „Lass mich eines deutlich machen. Ich erzähle dir das, was die Morde betrifft. Das habe ich getan. Mehr wirst du von mir nicht erfahren. Ich werde Luca Moretti niemals verraten. Unter keinen Umständen.“

„Womit hat sich ausgerechnet dieser Mann die Loyalität einer so starken, jungen Frau verdient?“

Stark? Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Luca Moretti hatte mich gebrochen. Das war keine Stärke. Das war Gleichgültigkeit. Es war mir egal, was sie taten, was Nero tat, was Luca tat, was Emilio tat.

„Liebst du ihn?“

Ich zuckte bei der Frage überrascht zusammen und konnte nicht verhindern, dass ich jetzt doch lachte.

„Was ist daran so lustig?“

„Du sagtest, du würdest Luca kennen. Dann sag mir, wie kann man einen Menschen wie ihn lieben?“

Er runzelte nachdenklich die Stirn, bis sein Blick auf meine Lippe fiel: „Loyalität entsteht auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Man kann sie sich verdienen oder man sorgt dafür, dass man so gefürchtet wird, dass es niemand wagt, dich zu hintergehen. Zum Beispiel mit Gewalt.“

„Ich bin hier nicht das Opfer, Nero. Ich bin die Killerin.“

„Und doch hast du einen saftigen Schlag ins Gesicht abbekommen. War es Moretti?“

Ich schwieg.

„Lavanda …“

„Du wirst von mir nichts erfahren. Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte. Und jetzt tu, was auch immer du tun musst.“

Nero stieß sich vom Tisch ab und zog seine Waffe.

Ich spürte den kühlen Lauf an meiner Stirn und schloss die Augen.

Er entsicherte und ich hörte, wie er den Abzug betätigte. Es klickte und … nichts.

Ich öffnete schlagartig die Augen.

Nero war zurückgetreten und lächelte: „Du hast mir gerade zwei Sachen bewiesen.“

„Du Wichser!“, fauchte ich.

„Du würdest für Moretti sterben. Und vor allem würdest du lieber sterben, als zu ihm zurückzugehen.“

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum. Dieses Psychospiel hatte er gewonnen.

Ich wartete eine ganze Weile und lauschte. Doch ich hörte weder Stimmen noch Geräusche. Ich würde sicher nicht darauf warten, dass das hier in die zweite Runde ging. Daher begann ich, mich an meinen Fesseln zu schaffen zu machen. Ich beugte mich mit dem Oberkörper vor, sodass ich mit der gefesselten Hand an meinen Ohrring kam. Es war ein eckig zulaufender Diamant. Ich zog den Stecker aus meinem Ohr und bearbeitete damit das Klebeband. Es dauerte keine zwei Minuten, dann war ich frei und steckte den Ohrring wieder an.

Die Tür war verschlossen. Ich hatte gehört, wie Nero exakt einmal einen Schlüssel umgedreht hatte. Es war ein altes Schloss, also ein Kinderspiel. Ich zog zwei Haarnadeln aus meiner Frisur und knackte das Schloss in Sekunden.

Der Korridor hinter der Tür war leer. Es war ein Kellergeschoss. Mehrere Türen zweigten von dem Gang ab. Eine davon stand offen. Ich sah ein Kellerfenster, das in einen Schacht führte. Der Schacht war nur knapp einen Meter tief. Ich war nicht weit unter der Erde. Ich lief darauf zu, öffnete das Fenster, zog mich hoch und kletterte flink hindurch. Im Schacht verharrte ich kurz und lauschte. Nichts zu hören. Es war verdächtig ruhig.

Ich schob das Gitter, das auf dem Schacht lag, beiseite und hievte mich aus dem Schacht auf das Gras. Es war finstere Nacht. Ich befand mich an der Seite eines eleganten Gebäudes, das in der Dunkelheit wie ein Schloss aussah. Doch ich ließ mir keine Zeit, es in Ruhe zu betrachten. Hinter einigen Fenstern brannte Licht. Ansonsten war das Anwesen spärlich beleuchtet. Ich entdeckte einen Wald, der sich direkt an das Anwesen anschloss, und rannte los. So schnell und so weit ich konnte.

Irgendwann gelangte ich zu einer Straße und konnte mich grob orientieren. Ich war außerhalb der Stadt in den Bergen. Allerdings nur wenige Meilen vom Stadtrand entfernt. Ich überlegte, was ich tun sollte. Luca war angepisst. Das war mir bei meiner Verschleppung nicht entgangen. Und ich wusste, dass auch Emilio noch eine offene Rechnung zu begleichen hatte. Keinen der beiden wollte ich sehen. Ich würde mir eine kurze Auszeit gönnen. Die beiden wussten schließlich nicht, dass ich geflohen war. Und wenn doch, sagte ich eben, dass ich mir den Fuß verletzt und mehrere Tage zurück zur Villa gebraucht hatte.

Ich lief weiter, ohne anzuhalten, bis ich eine noble Wohngegend am Stadtrand erreichte. Milena, eine Freundin von mir, wohnte hier. Wenn ich näher darüber nachdachte, war sie die einzige Freundin, die ich noch hatte.

Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in den achten Stock. Als ich vor ihrer Wohnung stand, ging die Sonne gerade auf. Ich klopfte.

Es dauerte einige Minuten, aber schließlich öffnete sie verschlafen im Morgenmantel die Tür.

Doch kaum sah sie mich, riss sie die Augen auf: „Heilige Scheiße, Cams!“

Ich musste fertig aussehen von der stundenlangen Joggingtour durch den Wald. Meine High Heels hatte ich weggeworfen, weshalb meine Füße blutig waren, und meine Bluse zerrissen von einigen Büschen. „Kann ich reinkommen?“, fragte ich erschöpft.

„Natürlich!“ Sie trat zur Seite.

Ich schlurfte in die Wohnung und ließ mich in der geräumigen Wohnküche auf ein Sofa fallen. Milena eilte in die Küche und kam mit einer Karaffe Wasser und Crackern zurück: „Soll ich dir einen Arzt rufen?“

„Oh Himmel, nein!“ Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug aus. „Blöde Geschichte. Ich hatte eine Autopanne außerhalb der Stadt und kein Handy oder Geld dabei. Deshalb musste ich herlaufen. Dabei bin ich noch gestolpert und habe mir die Lippe aufgeschlagen.“

„Ah ja.“ Sie wirkte skeptisch.

„Kann ich ein bisschen bleiben?“

Sie hob eine Augenbraue: „Bekomme ich dann den Rest der Geschichte? Sieht für mich nach einem Riesenstreit mit einem Typen aus.“

„Sowas in der Art.“ Ich lachte leise.

„Bleib, solange du willst und fühl dich wie zuhause, Cams. Wir haben uns so lange nicht gesehen. Jetzt können wir die Zeit endlich nachholen.“

Gesagt, getan. Da es Samstagmorgen war, verbrachten wir das gesamte Wochenende bei Milena auf dem Sofa. Wir tranken Wein, sie erzählte mir von ihrem Job, ihren Patenkindern, ihren neuen Bekanntschaften und wir hatten eine wirklich gute Zeit. Auch wenn ich nicht viel zu erzählen hatte oder vielmehr erzählen konnte, tat es gut, sich mit einer normalen Person zu unterhalten.

Am Montagmorgen verabschiedete Milena sich früh zur Arbeit. Sie musste ins Büro. Sie arbeitete als Architektin für einen großen Bauträger und würde erst spät nachhause kommen. Ich schlief aus und ging anschließend eine ganze Weile ins Badezimmer. Ich machte meine Augenbrauen und schminkte mich. Dann durchforstete ich ihren Kleiderschrank und entdeckte einige Stücke von mir, die ich früher hiergelassen hatte. Milenas Vater war ebenso wie meiner in der Politik. Wir hatten uns früher gegenseitig Alibis gegeben, wenn wir uns zu Partys stahlen.

Ich musste traurig lächeln bei den Erinnerungen an ein so normales Leben. Aber es half nichts. Mein Leben hatte sich geändert.

Ich schlüpfte in eine enge Lederjeans, High Heels und ein Oberteil, das glatt als BH durchgehen könnte. Ich blieb vor dem Spiegel stehen. Als ich mich drehte, sah ich die Narben an meinem Rücken hervorblitzen wie ein schlechtes Omen. Ich schüttelte mich, ging zum Schrank und warf mir noch rasch eine weiße, lockere Bluse über, die meinen Rücken verbarg.

Da hörte ich die Wohnungstür. Ich sah auf die Uhr. 14:50 Uhr.

„Hey, du bist ja früh zurück!“ Ich schritt ins Wohnzimmer.

„Ich wäre früher gekommen, wenn du mir gesagt hättest, dass du dich hier versteckst.“

Ich blieb wie versteinert stehen. Luca stand mitten im Wohnzimmer. Er hielt Milena am Arm gepackt. Sie wich meinem Blick aus.

Ich schluckte: „Lass sie los.“

„Du brauchst sie gar nicht zu verteidigen.“ Er stieß sie auf das Sofa. „Sie hat dich sofort verraten.“

„Milena …“

Sie sah hoch: „E-es tut mir …“

„Verschwinde!“, fuhr Luca sie an.

Sie sprang auf, rannte ins Schlafzimmer und knallte die Tür zu.

Er kam auf mich zu.

Ich versuchte, standhaft zu bleiben und dem Drang zu widerstehen, zurückzuweichen: „Was tust du hier?“

„Was ich hier tue?“

Er blieb vor mir stehen: „Ein Vöglein hat mir gezwitschert, dass du Castello weggelaufen bist. Ich habe zuhause gewartet, aber rate, wer nicht aufgeschlagen ist. Ich konnte an einer Hand abzählen, wohin du gegangen bist, denn viele Freunde hast du weiß Gott nicht. Also habe ich deine Freundin auf der Arbeit besucht und nett nach dir gefragt.“

„DeinNett-Fragen kenne ich.“

„Das wäre ihr erspart geblieben, wenn du aufgetaucht wärst. Aber das bist du nicht! Sollte das hier Fluchtversuch Nummer zwei werden?“ Er packte mich am Nacken.

„Nero sucht mich bei dir doch als Erstes!“

„Oh, das hat er auch.“

„Ach tatsächlich?“ Ich schluckte. „Wann?“

„Samstag. Er war minimal verstimmt.“ Luca wies auf ein Hämatom unter seinem Auge, das ich bis dahin völlig ignoriert hatte.

„Luca, ich …“

„Wir reden zuhause weiter.“ Er schubste mich zur Tür. „Diego wartet unten mit dem Wagen.“

Ich nickte nur matt und gab mich ein zweites Mal binnen weniger Tage geschlagen.

Die Rückfahrt verlief in absoluter Stille. Luca sagte keinen Ton. Diego hielt irgendwann vor der Villa an der Steilküste. Ich stieg aus und ging ins Haus.

„Mila!“ Luca folgte mir in die Eingangshalle.

Ich blieb stehen und drehte mich um.

Unvorbereitet traf mich ein Schlag im Gesicht, der meine Lippe erneut zum Bluten brachte: „Der war dafür, dass du nicht nach Hause gekommen bist.“

Er schlug ein zweites Mal zu und traf mein linkes Jochbein: „Und der war dafür, was du hier am Freitag abgezogen hast! Dafür könnte ich dich auspeitschen!“

„Luca …“

„Nein, Mila! Was war das für eine Aktion? Du bist unsere Geheimwaffe. Was verstehst du an geheim nicht?“, schrie er mich an. „Du hast unserem Feind den einzigen Trumpf gegeben, den wir noch hatten!“

„Er hätte dich erschossen!“

„Er hätte nicht geschossen.“

„Natürlich hätte er das!“, schrie ich wütend zurück. „Hast du es nicht in seinen Augen gesehen? Hätte ich nichts getan, dann wärst du jetzt mausetot!“

„Und dir fiel nichts Besseres ein, als ihm die Wahrheit zu liefern?“, fauchte Luca zurück. „Warum atmet er überhaupt noch? Du solltest ihn umlegen!“

„Oh, Verzeihung, aber ich war etwas zu sehr damit beschäftigt, dir den Arsch zu retten!“, fuhr ich ihn an und meine Augen brannten sich in seine. „Nächstes Mal verschwende ich daran keine Zeit mehr. Keine Sorge.“

„Mila …“ Er wollte mich festhalten.

„No, Luca! Onestamente, vaffanculo!“(Nein, Luca! Ganz ehrlich, fick dich.)

Ich rempelte ihn an und stapfte wütend an ihm vorbei.

Ich stützte meine Arme auf das Geländer der Terrasse und sah hinaus auf das Meer, das unter mir gegen die Felsen schlug. Ich nahm einen tiefen Zug meiner Zigarette und stieß den Rauch in die Nacht.

Die Sonne würde bald aufgehen und noch immer hatte ich kein Auge zugetan.

Ich hörte Schritte hinter mir und kurz darauf trat Luca neben mich. Er nahm mir die Zigarette ab, zog daran und schnippte sie in die Dunkelheit. Ich richtete mich auf und wandte mich zu ihm. Sanft legte er seine Hand um meinen Nacken, zog mich zu sich und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss, wenn auch zurückhaltend, weil ich nach wie vor sehr wütend auf ihn war. Luca schien das zu spüren und provozierte mich, indem er meine Zunge mit seiner liebkoste. Provozierend biss er mir auf die Lippe und zog daran. Wieso war es für ihn so leicht, mich zu besänftigen? Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss feurig. Er sollte sich an mir verbrennen, sollte spüren, dass ich ihm das nicht so leicht verzeihen würde. Unsere Körper waren eng aneinandergepresst und es war seltsam und schön zugleich, ihm so nahe zu sein, nachdem ich noch vor wenigen Stunden seine Faust zu spüren bekommen hatte.

Als Lucas Hand am Saum meiner Bluse entlang strich, hielt ich sie fest. Er löste sich atemlos von mir.

„Verstehe“, sagte er mit rauer Stimme, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging leicht auf Abstand.

Ich zog eine neue Zigarette hervor und wechselte in meine ursprüngliche Position.

Luca räusperte sich: „Wir müssen darüber reden. Ich muss wissen, was er wollte.“

„Du meinst, du musst wissen, ob du Emilio zu mir schicken musst?“

„Mila, bitte. Ich versuche das gerade vernünftig zu lösen. Du weißt, dass ich schon längst Emilio hätte rufen können.“