Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff: Band 2 - Rita Lakin - E-Book
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Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff: Band 2 E-Book

Rita Lakin

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Beschreibung

Rollator ade, ahoi hohe See: Der Cosy-Krimi »Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff« von Rita Lakin jetzt als eBook bei dotbooks. Diese Damen legen jedem Verbrecher in Florida das Handwerk! Gladdy Gold, die vermutlich älteste Privatdetektivin der Welt, feiert mit ihren Mädels die Gründung ihrer Detektei. Das Motto dieser bunten Truppe mit dem Silberhaar: »Trau keinem unter 75!« Schon bald haben Gladdy und die Mädels einen weiteren Grund zum Jubeln, denn sie gewinnen eine Reise auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff! Also muss das Detektivgeschäft erst einmal warten … Oder? Doch das Verbrechen schläft nicht: Auf der »Heavenly« hat sich ein Killer eingeschlichen, der es auf Floridas reichste Damen abgesehen hat. Und er hat sein nächstes Opfer bereits im Visier … »Ob jung oder alt – alle werden diese Serie lieben. Unbedingt empfehlenswert.« I Love Mystery Newsletter Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff« von Rita Lakin ist der zweite Band einer Reihe von humorvollen Kriminalromanen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 330

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Über dieses Buch:

Diese Damen legen jedem Verbrecher in Florida das Handwerk! Gladdy Gold, die vermutlich älteste Privatdetektivin der Welt, feiert mit ihren Mädels die Gründung ihrer Detektei. Das Motto dieser bunten Truppe mit dem Silberhaar: »Trau keinem unter 75!« Schon bald haben Gladdy und die Mädels einen weiteren Grund zum Jubeln, denn sie gewinnen eine Reise auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff! Also muss das Detektivgeschäft erst einmal warten … Oder? Doch das Verbrechen schläft nicht: Auf der »Heavenly« hat sich ein Killer eingeschlichen, der es auf Floridas reichste Damen abgesehen hat. Und er hat sein nächstes Opfer bereits im Visier …

Über die Autorin:

Rita Lakin ist seit über zwanzig Jahren als Schriftstellerin, Drehbuchautorin und im Fernsehgeschäft tätig. In diesen Bereichen wurde sie immer wieder für prestigeträchtige Preise nominiert, etwa für den Edgar-Allan-Poe-Preis und den Writers-Guild-of-America-Preis. 2015 veröffentlichte sie ihre Autobiographie »The Only Woman in the Room«, die erstaunliche Einblicke in das Hollywood der 60er Jahre gibt. Heute lebt sie im kalifornischen Marin County.

Bei dotbooks erscheinen in der Gladdy-Gold-Reihe von Rita Lakin »Gladdy Gold und der Geburtstagsmörder«, »Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff«, »Gladdy Gold und der charmante Bösewicht«, »Gladdy Gold und der tote Ehemann«, »Gladdy Gold und das mysteriöse Skelett« und »Gladdy Gold und die verführerische Französin«.

***

eBook-Neuausgabe Dezember 2019

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2006 by Rita Lakin

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »Getting Old Is the Best Revenge« bei Bantam Dell, New York.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2009 by RM Buch und Medien Vertrieb GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

This translation is published by arrangement with Dell, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Martina Birnbaum / Parilov / Lesia_A / Surasaki

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96148-266-5

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

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blog.dotbooks.de/

Rita Lakin

Gladdy Gold und der Killer auf dem Kreuzfahrtschiff

Krimi

Aus dem Amerikanischen von Thomas Hag

dotbooks.

Dieses Buch widme ich meinen SöhnenGavin und Howard, für deren Liebe und Treueich unendlich dankbar bin.

»Die Leute sagen, Senioren könnten nichtAuto fahren. Die haben keine Ahnung,wie schwierig es ist, einen Wagen auf denBürgersteig zu lenken.«

Jack Rothman, 78, Los Angeles, ein frisch gebackener Comedian

»Komik ist Tragödie plus Zeit. Die Comedians haben Witz und schöpfen aus der Quelle eines ganzen Lebens.«

Judy Carter, Trainerin für ältere Comedians

»Ich bin sehr erdverbunden und singe erdverbundene Songs.«

Estelle Reiner, 91 (die Frau von Carl undMutter von Rob Reiner, über ihre späteKabarett-Karriere, in einem Interview imTime-Magazin im Dezember 2005)

1Tod auf dem Golfplatz

Margaret Dery Sampson, 64, pflegte zu sagen, dass das siebzehnte Loch sie eines Tages umbringen werde, und sie sollte recht behalten.

Reden wir nicht drum herum. Margaret schummelte beim Golfen. Da sie reich war (ererbt, nicht erworben), glaubte sie, das Recht dazu zu haben. Sie bekam stets das, was sie wollte. Und sie wollte nichts mehr als den Frauenrekord für den Kurs brechen. Sie hatte so ein Gefühl, dass es heute klappen könnte.

Sie irrte sich.

Wie üblich wurde sie von einem makellos frisierten und gekleideten Quartett begleitet – reichen Frauen, die jeden Freitag im exklusiven West Palm Beach Waterside Country Club spielten. Es war ein wunderschöner Tag in Florida. Die Rasenflächen glitzerten im Sonnenlicht. Es war nicht allzu schwül. Margaret spielte brillant. Alles war in bester Ordnung.

Margaret genoss das Spiel auch deshalb so sehr, weil sie darauf achtete, nur mit Frauen zu golfen, die schlechter waren als sie und die man leicht einschüchtern konnte.

Sie wusste, dass ihr Caddy sie durchschaute, aber das war ihr egal. Diesen Caddy wollte jeder, daher bezahlte sie ihm das Dreifache, damit er ihr jederzeit zur Verfügung stand. Er war es wert. Mit dem Geld erkaufte sie sich seine Verschwiegenheit. Wenn etwas falsch lief konnte sie ihm die Schuld in die Schuhe schieben.

Jetzt stand sie vor dem gefürchteten siebzehnten Loch und brauchte nur noch einen Bogey. Dummerweise gab es hier noch dazu ein schwieriges Hindernis, einen tückischen Teich. Routinemäßig wählte sie ihre besten Bälle für dieses Loch, aber es half ihr nie. Unweigerlich schlug sie den Ball mit einem Hook, sodass er am Wasser vorbeisegelte und in den Bäumen landete. Heute war es nicht anders. Mit zornigen, weit ausholenden Schritten marschierte sie in das Unterholz. Hinter sich hörte sie die verhaltene Kritik ihrer Begleiterinnen: »Maggie hat es schon wieder geschafft!«

Ihr Caddy wollte ihr folgen, aber sie winkte ab.

Dieses Mal, dachte Margaret, klappt es. Sie konnte sich keinen Strafschlag erlauben.

Als sie den Ball gefunden hatte, steckte er zu ihrem Ärger tief im nassen Gras. Ohne zu zögern bückte sie sich, um ihn aufzuheben.

»Wer wird denn so etwas Böses tun«, tadelte sie eine tiefe Baritonstimme.

Erschrocken wandte Margaret den Kopf und starrte auf ein Paar greller Golfsocken in Augenhöhe. Langsam richtete sie sich auf und legte sich eine Entschuldigung zurecht. Als sie sah, um wen es sich bei dem Golfer handelte, atmete sie erleichtert auf

»Wen haben wir denn da! Ich wusste nicht, dass du Mitglied unseres Clubs bist.«

Ohne Vorwarnung packte er sie, zog sie mit der einen Hand an sich und spritzte ihr mit der anderen geschickt etwas in eine Vene. Kurz darauf hörte Margaret auf sich zu wehren, und sank auf das dunkle, moosige Rough.

In der Sekunde vor ihrem Tod dachte sie, dass sie besser das Dreiereisen statt des Holzes benutzt hätte.

Eine letzte boshafte Bemerkung konnte sich der Mörder nicht verkneifen. »Tut mir leid, dass ich dir den Tag verdorben habe, Meggie, aber du hättest besser die Finger von einem Spiel für Männer lassen sollen.«

2Ich bin immer noch da

»Trau keinem unter 75! Wir passen selbst auf uns auf!« So lautet das Motto unserer nagelneuen Gladdy Gold Detective Agency. Denn wenn ich aus den zwei vergangenen traumatischen Monaten etwas gelernt habe, dann das: Wer »alt« wird, wird unsichtbar.

Diese zwei Monate haben mir die Augen dafür geöffnet, dass Senioren bei der Polizei keine Lobby haben. Sie sind wehrlose Opfer. Niemand kümmert sich um sie. Bis jetzt. An wen können sie sich wenden, wenn es Probleme gibt? An mich. Wer ist alt genug, um ihre Sorgen zu verstehen? Ich. Und wenn nicht ich, wer dann? Tempus definitiv fugit. Ich bin ihre einzige Hoffnung.

Das Ganze fing an, als ich herausfand, dass jemand in Block zwei von Lanai Gardens, Oakland Park Boulevard, Ford Lauderdale, ältere Witwen umbrachte. Also genau dort, wo ich wohne. Ich ging zur Polizei. Detective Morgan Langford mochte jung und attraktiv sein, aber er schenkte mir so viel Aufmerksamkeit wie der Tapete in seinem Büro. Er glaubte mir nicht. Es gab kein Motiv. Die Frauen waren alle über 75, also mussten sie eines natürlichen Todes gestorben sein. Außerdem, wer wollte alte Damen töten?, fragte er mich. Ist das die allgemeine Haltung? Weil wir ohnehin an der letzten Haltestelle des Lebens stehen?

Nun, mithilfe der Mädels habe ich es ihm gezeigt: meiner Schwester Evvie und meiner Freundinnen Ida, Sophie und Bella. Ich gebrauche den Ausdruck »Mädels« im weitesten Sinn: Sie sind so alt, dass sie glauben, sie hätten die Krankenversicherung erfunden.

Es gelang mir zu beweisen, dass ein Mörder umging. Und, ob Sie's glauben oder nicht, ich fand heraus, wer der Mörder war. Und, auch wenn Sie es erst recht nicht glauben, gemeinsam mit den eher klapprigen Senioren aller sechs Blocks unseres Apartmentkomplexes fassten wir besagten Mörder sogar.

Das war unser Weckruf. Schluss mit dem Herumsitzen und Auf-den-Tag-Warten, an dem wir ins Gras beißen. Noch sind wir nicht tot und wollen nach wie vor was vom Leben haben. Deshalb habe ich unsere Detektei gegründet. Das weckte unsere Lebensgeister. Wir können es kaum abwarten, am Morgen aufzustehen, weil ein neues Abenteuer auf uns warten könnte. He, wir sind die neuen Alten.

Was mich dazu berechtigt, mich Privatdetektivin zu nennen? Ich lese Kriminalromane. Ich habe Hunderte gelesen. Carl Hiaasen und Edna Buchanan sind meine Gurus. Was kann da schiefgehen? Ich hoffe nur, dass ich es nicht mit Carls gruseligen Alligatoren zu tun kriege.

Wir haben es bis auf die Titelseite des Broward Jewish Journal geschafft und waren im Lokalfernsehen zu bewundern, und jetzt steht das Telefon nicht mehr still. Falls Sie uns beim ersten Mal verpasst haben – tut mir leid, aber ich bin zu groggy, um Ihnen die ganze Geschichte noch einmal zu erzählen. Aber sollten Sie mal nach Fort Lauderdale kommen, fragen Sie einfach jemanden, wo es nach Lanai Gardens geht, und schauen Sie auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen vorbei. Ich helfe Ihnen gern auf die Sprünge. Wenn ich nicht gerade ein Nickerchen mache.

Ach ja, so nebenbei habe ich mir auch noch einen Freund geangelt, den sehr attraktiven und sehr großen Jack Langford. Nicht schlecht für ein Mädchen, das in der Ferne schon die Zahl achtzig aufblinken sieht. Aber als die anderen Mädels davon erfuhren ... gab es Ärger.

Nun, genug geschwätzt und willkommen bei Gladdy Gold, der ältesten Privatdetektivin in ganz Florida – wenn nicht der ganzen Welt.

3Nichts hat sich geändert. Alles hat sich geändert.

Es ist acht Uhr morgens und die Mädels rühren sich. Ich trete aus meinem Apartment und beginne mit den Aufwärmübungen. Gegenüber, ein Stockwerk tiefer, kommt Evvie zur Tür heraus, lebhaft und keck wie immer. Sie schaut rasch zu mir herüber, nur um den Blick ebenso rasch abzuwenden, und ich weiß genau, woran sie denkt. Ist mein neuer Freund, Jack Langford, in meiner Wohnung? Mich zu verlieben hat mein Leben kompliziert. Aber keine Sorge, ich werde umfassend Bericht erstatten und kein pikantes Detail auslassen.

»Morgen, Ev, wie geht's?«, rufe ich zu ihr hinüber.

»Es muss, es muss!«, ruft sie zurück.

Danke, Evvie, dass du mir nicht die Frage gestellt hast, die du so gern stellen würdest.

Bei manchen Schwestern ist es, als würden sie in einen Spiegel schauen, wenn sie einander ansehen. Nicht bei uns. Ich habe mein Aussehen von unserem Vater geerbt, die glatten, braunen (mittlerweile grauen) langweiligen Haare, und ich bin wie er – logisch, konservativ und belesen. Auch mein Temperament habe ich von ihm – ich bin der gelassene Typ.

Evvie kommt nach unserer theatralischen, leicht erregbaren, emotionalen Mutter, wie man schon an ihren feuerroten Locken erkennt. Mum nannte sie immer »meine Hübsche«. Danke, Mum, ich war auch hübsch. Hast du mich ignoriert, weil du ständig sauer auf Dad warst?

Ich bin von New York hierhergereist, weil Evvies Ehemann Joe sie verlassen hatte und sie Beistand brauchte. Als waschechte New Yorkerin hatte ich nie vor zu bleiben. Aber ich brauchte Abstand. Zu lange hatte ich mich mit der großen Tragödie meines Lebens befasst. Ich konnte die tragischen Umstände, unter denen mein Mann gestorben war, nicht verwinden und war es leid, mich im Selbstmitleid zu suhlen.

Selbst meine Tochter Emily riet mir zur Abreise, doch mir fiel es schwer, sie und meine Enkel zurückzulassen.

Ich war sicher, dass ich New York vermissen würde, aber ich lebte mich schnell ein. Hier, von Sümpfen umgeben, wurde ich zur Rentnerin und kümmere mich seither um einen Haufen Mädels in ihrer zweiten Kindheit, die so tun, als würden sie mich brauchen. Manchmal treiben sie mich in den Wahnsinn, aber ich liebe sie.

Da wir gerade von ihnen sprechen, hier kommt Ida wie eine Rakete aus ihrem Apartment geschossen und sprintet den Gang entlang hinter mir her. Ihr sehniger Körper ist so aufrecht, als hätte sie einen Stock verschluckt, und ihr grauer Dutt wackelt hin und her.

»Ist er da?«, herrscht sie mich an. Sensibilität ist ihre Sache nicht. Mit Röntgenaugen starrt sie auf meine Tür.

Wie immer ignoriere ich die Frage. Das hält sie aber nicht davon ab, sie immer wieder zu stellen.

Die Nächste ist Bella, unsere liebe, älteste Freundin. Ihr feines Silberhaar ist stets elegant frisiert. Sie öffnet ihre Tür nur einen Spalt breit, um zu sehen, ob Evvie schon da ist, dann trippelt sie hinaus. Mit kurzen, gezierten Schritten folgt sie ihr. Bella ist meine einzige Verbündete. Aber auch sie stimmt in diesen jüdisch-griechischen Chor mit ein. Sie schenkt mir ein süßes Lächeln und fragt mit ihrer melodischen Stimme: »Wo ist denn dein lieber Mensch?«

Sophie kommt immer als Letzte. In den alten Zeiten, bevor ich Detektivin wurde, schob sie nicht eher einen ihrer stets exquisit beschuhten Füße aus der Tür, bevor sie nicht wie aus dem Ei gepellt aussah. Heutzutage macht sie sich weniger Mühe, aus Angst etwas zu verpassen. Es kommt vor, dass nur eine Augenbraue nachgestrichen ist, oder nur eine Wange Rouge abbekommen hat. Ihr Haar – Farbe des Monats: Rotblond – steht zu Berge. Dafür kommt sie jetzt immer pünktlich zur Frühgymnastik.

Sie stemmt die Hände in die Hüften und ist nun an der Reihe mit der Frage: »Und, wo ist Jack? Hat er bei dir übernachtet?«

übernachtet? Ich komme mir vor, als sei ich fünfzehn und als seien meine gleichaltrigen Freundinnen neidisch auf mich, weil ich schon einen Freund habe und sie nicht. Ich habe Jack bei der Eröffnung eines Buchladens kennengelernt, in den ich zufällig gestolpert war, weil ich auf die Reparatur meines Autos wartete. Schon beim ersten Blick lief mir das Wasser im Mund zusammen. Er ist groß und elegant, hat graumeliertes Haar, Augen, in denen man versinken kann und nie wieder auftauchen will. Außerdem erzählte er mir, dass er vor Jahren mal ein Auge auf mich geworfen hatte, als er mich auf einer Silvesterparty in Lanai Gardens gesehen hatte. Halleluja!

Als ich nach Hause kam, traute ich mich nicht, den Mädels davon zu erzählen, dass ein gut aussehender Kerl mit mir geflirtet hatte. Und er wohnte auch noch in Block sechs! Ich wusste, wie sehr sie kwetschen würden, und hatte nicht die geringste Lust darauf. Jetzt, wo sie es wissen, lassen sie mich gehörig büßen. Nicht dass ich nicht schon genug Buße tun würde.

Aber ich kann ihnen nicht böse sein. Ihre Männer sind schon lange von uns gegangen. Die Männer der meisten anderen Frauen hier auch. Letztes Jahr sind noch einmal drei gestorben und drei weitere einsame Witwen gesellten sich zu uns.

Aber was soll ich machen? Zum ersten Mal seit vielen Jahren empfinde ich wieder etwas für einen Mann. Doch ich bin hin- und hergerissen. Wie kann ich wieder lieben, noch dazu in meinem Alter?

»Schöner Tag«, sage ich spitz.

»Los, lasst uns mit der Show beginnen«, treibt Evvie uns an.

Sophie murrt: »Ich weiß gar nicht, wieso wir uns so abstrampeln. Wir sterben nur gesünder.«

»Ich jogge gerne«, sagt Bella. »So höre ich wenigstens mal schweres Atmen.«

Damit beginnt unsere tägliche Viertelstunde dessen, was wir Gymnastik nennen. Wir treffen uns unten und gehen ein oder zwei Mal um das Apartmentgebäude herum, jede so schnell wie sie möchte. Viel ist das nicht, aber wie meine liebste Francie immer sagte, etwas ist besser als nichts. Überhaupt war es Francie, die uns ermunterte, etwas für unsere Gesundheit zu tun. Sie war meine beste Freundin. Francie ist vor zwei Monaten gestorben und ich vermisse sie schrecklich.

Während die Mädels und ich unsere Runde drehen, reden wir, machen Pause, gehen weiter und reden weiter. Derzeit gibt es nur zwei Themen: Jack und unsere Detektei.

»Für eine neue Firma schlagt ihr euch nicht schlecht«, sagte Jack vor kurzem zu mir. »Es sieht gut aus.« Da er mir gleich darauf einen langen innigen Kuss gab, konnte ich meine Zustimmung nur durch ein Nuscheln kundtun. Boah, was ist dieser Mann sexy ... aber ich schweife ab.

Zurück zum Geschäft. Vorigen Monat fanden wir ein Taschenbuch wieder, das eine hysterische Seniorin in Wilton verloren hatte. Als wir ihren Spuren nachgingen, entdeckten wir es in ihrer Handtasche, die sie in der Handtaschenabteilung im Kaufhaus Kmart zu den anderen gehängt hatte.

Als Nächstes lösten wir das Geheimnis der älteren Dame aus der Sunrise-Wohnanlage, die verschwunden war. Es stellte sich heraus, dass sie einen Streit mit ihren Verwandten gehabt und ihnen aus Trotz verschwiegen hatte, dass sie das Wochenende auf den Bahamas verbringen würde. Solche Sachen eben, und es gibt noch eine Reihe davon. Es ist schön, wenn man den Leuten helfen kann, aber ich sehne mich nach einem Fall, der den Pulsschlag beschleunigt.

Nach der Gymnastik und einer Runde im Pool treffen wir uns jeden Morgen zu einer Konferenz. Es scheint, als lebten die Mädels nur noch dafür. Sie wollen die Gymnastik so schnell wie möglich hinter sich bringen.

»Sollten wir nicht langsam aufhören?«, japst Ida, während ihre Flipflops auf den Asphalt klatschen.

»Oi, ich bin schon ganz erschöpft«, sagt Sophie, die sich bislang kaum bewegt hat.

»Ich auch«, fügt Bella, der joggende Schwan, hinzu und schwebt elegant an uns vorbei.

Die Mädels beginnen mit ihren Entspannungsübungen. Sophie macht eine halbherzige Beuge. »Wenn Gott gewollt hätte, dass wir unsere Zehen berühren, hätte er sie näher an unseren Pupik platziert«, klagt sie. Nach zwei Beugen kann sie nicht mehr.

Vier Augenpaare sehen hoffnungsvoll zu mir hinauf.

»Zuerst wird geschwommen«, erkläre ich gnadenlos.

»Müssen wir wirklich?«, fragt Sophie schmollend. Wie immer.

Dennoch eilen sie in ihre Wohnungen zurück und ziehen ihre Badeanzüge an.

So sind sie, meine Mädels, meine Geschäftspartnerinnen. Ich habe schon Spitznamen für meine Privatschnüfflerinnen gefunden: Meine Schwester Evvie Markowitz ist Sherlock Holmes. Ida Frantz ist Miss Stur, wie geschaffen für die direkte Konfrontation. Bella Fox ist Der Schatten. Sie kleidet sich stets in Grau und Beige und kaum jemand nimmt sie wahr. Perfekt für Überwachungen. Und zu guter Letzt, aber nicht zu unterschätzen, Sophie Meyerbeer, Meisterin der Tarnung. Bei ihr muss farblich alles bis aufs I-Tüpfelchen stimmen.

Vor der heutigen Konferenz graut mir schon jetzt. Jack sagte, er wolle mit einem Geschenk vorbeischauen.

Dann fliegen bestimmt die Fetzen.

4Unser Schwimmen

Wir sind am Pool. Und auch die anderen frühmorgendlichen sogenannten Schwimmenthusiasten sind schon da. Die Sonnenstühle stehen an ihren üblichen Stellen auf dem Rasen, der den Pool umgibt, eifersüchtig bewacht.

Die üppige Tessie Hoffman, die Einzige von uns, die wirklich schwimmt, zieht energisch ihre Bahnen.

Enya Slovak, unsere Überlebende aus dem Konzentrationslager, steckt die Nase tief in ihr unvermeidliches Buch.

Die kanadischen Wandervögel haben sich auch eingefunden. Sie geben sich ihrer Lieblingsbeschäftigung hin, tanken begierig Sonne, lesen die Zeitungen aus ihrer Heimat und vergleichen das Wetter. Null Grad in Manitoba, minus fünfzehn Grad in Montreal. Sie glucksen selbstgefällig.

Wir haben zwei neue Mitbewohnerinnen, Casey Wright und Barbi Stevens. Bella schüttelte den Kopf. Es war ihr unbegreiflich, wie jemand in ein Apartment einziehen kann, in dem jemand ermordet wurde, aber der Preis war so niedrig, dass die beiden Mädchen einfach nicht widerstehen konnten. Sie sind Cousinen und stammen aus San Francisco. Barbi ist in den Zwanzigern, Casey in den Dreißigern. Sie ähneln sich nicht im Geringsten. Casey ist ziemlich stämmig und trägt ihr dunkles, lockiges Haar kurz. Barbi, eine süße Blondine, ist groß und schlank. Für Casey sind Jeans ihre zweite Haut, Barbi liebt verspielte Sommerkleider. Sie haben uns erzählt, dass sie ein kleines Unternehmen betreiben, und an alle Visitenkarten verteilt. Darauf steht: »Klatsch? Rufen Sie Casey er Barbi an. Wir wissen alles!« Darunter ihre Telefonnummer. Eines Tages werde ich sie mal fragen, was für eine Art Geschäft das eigentlich ist.

Da sind auch unsere geliebten Bobbsey-Zwillinge, Hyman und Lola Binder (auch als Hy und Lo bekannt). Sie hüpfen im seichten Wasser auf und ab, wobei sie Händchen halten wie zwei mollige, verliebte Teenager.

Hy entdeckt uns und hat sofort einen seiner dummen Sprüche parat. »Hallo, hier kommen die Schnuppernasen. Heute schon einen Mörder gefasst?«

Evvie wirft ihm einen bösen Blick zu. »Du bist ja nur eifersüchtig.«

Seit neuestem gesellt sich auch Mary Mueller jeden Morgen zu uns. Seit ihr Mann John sie verlassen hat, lebt sie allein. Es hat einen ganz schönen Aufruhr gegeben, als er sich »outete«, einer der neumodischen Ausdrücke, die wir gelernt haben. Er hat in einer Schwulenbar in Miami einen Kerl kennengelernt und sich in ihn verliebt. So etwas hatte es in Lanai Gardens auch noch nicht gegeben. Aber man darf sagen, dass sich Mary ganz wacker hält.

Wir legen unsere Handtücher auf die Stühle, streifen die Sandalen ab und steigen vorsichtig in den Pool. Die Mädels gehen am seichten Ende auf und ab und spritzen mit Wasser herum. Ich kraule zwei Bahnen, dann steig ich aus dem Becken. Das nennt man hier schwimmen.

Die hübsche Barbi wendet sich an Evvie. »Welchen Film siehst du dir diese Woche an? Ich brenne auf deine Kritik.«

Evvie schreibt für das wöchentlich erscheinende Magazin von Lanai Gardens, das umsonst verteilt wird. Letzte Woche verfasste sie eine hinreißende Kritik über Hannibal. »Das Monster, das gerne Menschenfleisch isst, ist wieder da. Vielleicht sollte er mal ein Kochbuch schreiben.« Es klang ganz ernst. Ich kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Diese Woche bespricht sie einen französischen Thriller. Seit wir als Privatdetektive tätig sind, sieht sie sich fast nur noch Krimis an. Wer weiß, was sie sich dieses Mal wieder ausdenkt.

»Wart's ab«, zwitschert sie. »Aber ich verspreche, es wird blutig.«

»He, Mädels, kennt ihr den schon?« Hy macht sich an uns heran wie Schmaltz an gebratene Leber. Gott steh uns bei, er hat sicher wieder einen neuen Witz per E-Mail bekommen. Schmutzig wie immer.

»Also. Becky und Sam haben im Altersheim eine Affäre. Jeden Abend schleicht sich Becky auf Sams Zimmer. Sie zieht sich aus und steigt auf ihn drauf. Ein paar Minuten lang liegen sie wie zwei Holzbretter übereinander, dann zieht sie sich wieder an und kehrt in ihr Zimmer zurück. So geht es Tag für Tag. Aber eines Abends taucht Becky nicht auf, und auch nicht am Abend darauf. Sam ist außer sich und spioniert ihr nach. Und er sieht, wie sie sich in Moishes Zimmer schleicht. Er ist wütend und stellt sie zur Rede. ›Was hat Moishe, was ich nicht habe?‹, fragt er. Und Becky antwortet: ›Schüttellähmung.‹«

Er grinst uns an. Die Mädels wenden sich entrüstet ab und schwimmen davon. Ich senke den Blick und konzentriere mich auf mein Kreuzworträtsel.

»Was denn? Was hab ich denn getan? Was?«

»Schlemihl!«, zischt Ida.

»He, habt ihr das gelesen?«, fragt Tessie. Vertieft in den Miami Herald, sitzt sie in ihrem Liegestuhl. »›Mrs Margaret Dery Sampson, 64, aus West Palm Beach, starb gestern Morgen am siebzehnten Loch des Waterside Country Club, wo sie mit drei Freundinnen Golf spielte. Mrs Sampson, oder Meg, wie sie alle nannten, erlitt einen überraschenden Herzinfarkt.‹«

Wir sind schockiert. Die reiche Erbin war uns wohl bekannt. Unsere Gruppe hat ihre Abenteuer seit Jahren verfolgt. Sie hatte in die berühmte Schiffbau-Dynastie der Derys hineingeheiratet. Damals eine der extravagantesten Hochzeiten Floridas.

Die Gesellschaftsnachrichten vorzulesen gehört zu unseren morgendlichen Ritualen am Pool. Da ich an 33 waagerecht feststecke, höre ich kaum hin.

Tessie fährt fort. »›Mrs Sampson, die zur Prominenz von Florida zählte, engagierte sich bei zahlreichen wohltätigen Einrichtungen. Sie war begeisterte Sportlerin und Bridgespielerin. Ihr Ehemann starb vor drei Jahren. Sie hinterlässt ihren zweiten Ehemann, Richard Sampson.‹«

»Wie traurig«, sagt Evvie. »Man sollte doch meinen, dass jemand, der so viel Sport treibt, kerngesund ist.«

»Nicht nur das. Man denke an all das Geld, das sie jetzt nicht mehr ausgeben kann.«

»Immerhin hinterlässt sie einen netten, reichen Witwer«, sagt Sophie. Sie greift zu einer Tube Sonnencreme und reibt sich Gesicht und Schultern ein. »Vielleicht möchte der bald eine nette, arme Witwe kennenlernen. Jemanden wie mich.«

Ida nimmt ihr die Tube ab und reibt Sophie den Rücken ein. »Träum weiter.«

Sophie fährt herum. »Was, bin ich nicht gut genug für den Mann?« Sie schiebt Idas Hand beiseite. »Geht es auch ein bisschen sanfter?«

Ida knallt ihr die Tube wieder in die Hand. »Mach es selbst. Als würde ein reicher Mann einem Niemand wie dir auch nur einen Blick gönnen.«

Sophie reicht Evvie die Tube. »Pff, wenn er alt und hässlich wäre, würde ich ihn sowieso nicht nehmen.«

Evvie reibt Sophie den Rücken ein. »Was heißt schon alt. Seht uns an.«

Ich blicke von meinem Kreuzworträtsel auf. »Bernard Baruch, der berühmte Staatsmann, hat mal gesagt: ›Alt ist immer fünfzehn Jahre älter, als man selbst ist.‹«

»Hallo?«, ertönt ein leises Stimmchen, und die Kanadier, die alle noch gut hören können, wenden sich als Erste um.

»Hier.« Es gelingt der Stimme, sich ein oder zwei Dezibel nach oben zu schrauben.

Niemand reagiert. Ein Hauch von einer alten Frau steht am Tor zum Schwimmbad. Sie scheint kaum die Kraft zu haben, sich an ihre Gehhilfe aus Metall zu klammern, ihr Rücken ist gekrümmt und der nächste heftige Windstoß dürfte sie wohl davonwehen. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet, auch das Tuch auf ihrem Kopf ist schwarz. In dieser Kleidung muss sie vor Hitze umkommen. »Ich suche Gladdy Gold.«

Ich lege mein Kreuzworträtsel beiseite, während sich alle Blicke auf mich richten. Ich erhebe mich und gehe auf sie zu. »Ich bin Gladdy.«

Ich brauche kaum zu erwähnen, dass die Mädels aus dem Pool klettern und sich hinter mir aufreihen. Alle meine Entchen.

»Ihre Nachbarn haben mir gesagt, wo ich Sie finden kann.«

»Das glaube ich«, murmelt Ida hinter meinem Rücken. »Die wissen sogar, wenn wir zur Toilette gehen. Jentes!«

Ich ignoriere Ida. »Was kann ich für Sie tun?«

»Ich suche einen Detektiv«, sagt die Frau und fügt besorgt hinzu: »Sofern der Preis stimmt.«

Wie ein Blitz taucht Hy neben uns auf. Er hat einen der Plastikstühle herangezogen, die am Pool stehen. »Hier, Misses, nehmen Sie Platz«, sagt er und hilft der Frau in den Stuhl. Er bleibt neben ihr stehen. Und schon ist Lola da und lehnt sich an ihren Mann.

Alle anderen am Pool rücken etwas näher. Meine inoffiziellen und ungeliebten Mitarbeiter. Die anderen Bewohner von Block zwei, die ich nicht gerufen habe, die jedoch so viel wie möglich mitkriegen wollen. Ganz unauffällig rückt auch Tessie ihren Stuhl ein Stück näher heran. Mary lässt ihre Strickarbeit sinken. Barbi und Casey starren uns ungeniert an. Selbst die Kanadier haben ihre Zeitungen zusammengefaltet. Alle Münder sind offen, alle Ohren gespitzt.

Die kleine Frau atmet schwer und umklammert die Armlehnen des Stuhls. »Ich bin 82 Jahre alt«, verkündet sie, »und ich brauche diese agitazione nicht mehr in meinem Leben. Aber ich glaube, dass mein Mann mich betrügt! Und ich will wissen, wer die puttana ist!«

Ich höre einen kollektiven Seufzer der Anteilnahme hinter mir. Nach unzähligen Fernsehjahren mit Oprah, Sally oder Geraldo sind sie mit dem Problem vertraut.

»Ha!«, stößt Hy fast freudig aus. »Der alte Mann steckt seinen Finger in einen fremden Honigtopf!«

Die Frau sieht zu ihm hinauf. »Was sagt dieser Narr?«

»Hy. Halt du dich raus!«

Er zuckt mit den Schultern und spielt den Ahnungslosen. »Ich versuche nur zu helfen.«

»Vielleicht ist er einsam«, meint Lola.

»Vielleicht geht es gar nicht um eine Frau«, stößt Mary düster hervor. So ganz scheint sie die Sache mit John doch noch nicht verwunden zu haben.

Ich muss diese Einmischungen von außen im Keim ersticken. Augenblicklich.

»Wollen wir nicht in mein Büro gehen?«, frage ich die Frau in Schwarz. Ich helfe ihr aus dem Stuhl, stelle ihre Gehhilfe vor sie hin und führe sie zum Tor hinaus.

Die Mädels trotten hinterher. Ich höre einen zweiten kollektiven Seufzer, dieses Mal einen der Enttäuschung, gefolgt von beleidigtem Gemurmel. Die Nachbarn fühlen sich ausgeschlossen.

»Ich habe mir damals bei der Jagd auf den Mörder meinen besten Badeanzug ruiniert«, jammert Tessie. »Wo bleibt die Dankbarkeit?«

»Warten wir ab«, meint Hy wissend. »Sie wird schon merken, dass sie ohne uns nicht zurechtkommt.«

»Genau«, fügt Mary hinzu. »Sie schuldet uns was. Und zwar eine Menge.«

Ich kann Ihnen sagen, man hat es nicht leicht als Star.

5Der Fall der kleinen alten Lady aus Plantation

Wir befinden uns in meinem Esszimmer, das ich wohl ganz offiziell als Konferenzraum bezeichnen darf. Weil das Telefon in meiner winzigen Küche steht, darf ich sie Büro nennen. So sehen unsere Geschäftsräume aus.

Die Mädels waren so aufgeregt, dass sie fast hyperventilierten. Immerhin versprach dies der erste Fall zu werden, der es in sich hat. Die Lady in Schwarz, die sich als Mrs Angelina Siciliano aus Plantation vorstellte, schien kurz vor einem Schlaganfall zu stehen.

Offenbar brodelt es schon eine ganze Weile in ihr. Ich schickte die Mädels erst mal in ihre Wohnungen, damit sie aus ihren nassen Badeanzügen kamen. Auch ich zog mich um, nachdem ich Mrs Siciliano einen Kamillentee gekocht hatte. Ich hoffte, der würde sie etwas beruhigen.

Die Mädels waren in null Komma nichts zurück. Ich glaube, so schnell haben sie sich noch nie umgezogen. Bella, die Penible, trägt einen taillierten Jogginganzug, dazu braune Sportschuhe. Evvie, die Optimistin, erscheint in ihrer geliebten aquamarinblauen Caprihose mit darauf abgestimmtem Hawaiihemd. Ida trägt, passend zu ihrem düsteren Wesen, ein dunkles, schlichtes Sommerkleid und wie immer vernünftige flache Schuhe. Sophie, ach Sophie, die Königin der Farbkoordination, kommt ganz lavendelfarben daher. Polyesterhose, Bluse, ja sogar die Sandalen, alles lavendelfarben. Und als Krönung im wörtlichen Sinne ein lavendelfarbenes Band im Haar.

Ich habe mich für etwas Bequemes entschieden und trage wie üblich eine helle Baumwollhose, ein T-Shirt und weiße Turnschuhe.

Die Mädels umschwärmen Mrs Siciliano und plappern ihr die Ohren voll.

Ich delegiere. »Evvie, mach bitte Notizen. Sophie, hol Tassen und Teller. Ida, stell bitte noch einen Stuhl an den Tisch. Bella, setz dich. Danke.«

Schließlich sitzen wir alle und trinken Tee. Ich wende mich an unsere Besucherin und stelle ihr die Mädels vor.

Sie schaut verdutzt. »Sie sind alle Detektive?«

»Ja«, antworten sie im Chor.

»Sie sind meine Partner«, erkläre ich.

»Finden Sie heraus, wen mein Mann vögelt.«

Zunächst sind alle von Mrs Sicilianos offener Ausdrucksweise schockiert, aber sie erholen sich schnell und legen schon wieder los.

Ida: »Woher wissen Sie, dass er so was macht?«

Sophie: »Haben Sie Beweise?«

Bella: »Haben Sie ihn in der Kiste erwischt?«

Evvie zu Bella (entsetzt): »Bella! Schäm dich!«

»Wie kann ich ihn erwischt haben? Sehen Sie mich an. Mit einer Gehhilfe?« Sie wirft Bella einen entrüsteten Blick zu. »Wenn meine fünf Brüder noch leben würden, hätten sie ihn längst mit dieser puttana erwischt und ihn an den coglioni aufgehängt.«

Bella sieht Evvie böse an. »Und du meinst, ich sei obszön?«

Evvie fragt: »Was sind coglioni?«

Bella zuckt die Schultern. »Wer weiß? Aber es hört sich schrecklich an.«

Mrs Siciliano stellt ihre Teetasse ab, dass es scheppert. »Sie wollen Beweise, ich liefere Ihnen Beweise. Elio, mein Mann, spielt jeden Abend nach dem Essen mit den Männern von der St. Anthony's Benevolent Society Karten. Seit vierzig Jahren kam er immer Schlag zehn nach Hause. Vor einiger Zeit ist er zwanzig Minuten später gekommen, ein anderes Mal vierzig. Einmal sogar eine Stunde.«

»Das hört sich nicht besonders schlimm an«, meint Sophie. »Vielleicht hilft er noch, die Aschenbecher zu leeren oder sonst was.«

»Sicher. Er hat immer eine Ausrede parat. Doms Wagen war kaputt, er musste ihn fahren. Dom ist Automechaniker. Sein Wagen hütet sich davor, kaputtzugehen. Vinni hatte Kopfschmerzen, ihn musste er auch fahren. Ich kenne Vinni, der hat in seinem ganzen Leben keine Kopfschmerzen gehabt. Sals Tante Constanza ist gestorben und er war zu erschüttert, um zu fahren. Sal hat seine Tante gehasst. Jetzt zweifle ich an allem. Spielt er samstags wirklich Boccia? Sitzt er wirklich zu Hause und sieht sich das Baseballspiel im Fernsehen an, wenn ich zur Messe gehe?«

Ich unterbreche sie so behutsam wie möglich. »Hat Ihr Ehemann schon mal eine andere Frau gehabt?«

Angelina schlägt mit ihrer abgegriffenen schwarzen Handtasche auf den Tisch. »Noch nie! Das hätte er nicht gewagt!«

»Warum glauben Sie dann, dass er es jetzt tut?«

Die Stühle knarren, als sich die Mädels vorbeugen. Diese höchst ungewöhnliche Frau fasziniert sie.

»Ich verrate Ihnen, warum. Weil er jedes Mal, wenn er zu spät nach Hause kommt, nach Johnson's Talkumpuder riecht, darum.«

Sophie runzelt die Stirn, ein Zeichen dafür, dass sie etwas überhaupt nicht versteht. »Wickelt er vielleicht irgendwo ein Baby?«

Angelina sieht sie wütend an. »Das ist wie Parfüm! Jede Frau hat ihren eigenen Duft. Ich selbst nehme manchmal Vanilleextrakt. Bevor meine Cousine Josephine reich wurde, hat sie sich einen Spritzer kaltgepresstes Olivenöl hinters Ohr gerieben. Und die hier benutzt Talkum! Das ist doch klar!«

Ich schenke ihr noch eine Tasse Tee ein, aber Angelina kann sich nicht beruhigen. »Wenn ich noch einmal siebzig wäre, würde ich sie mir selber schnappen.«

Ich bemühe mich weiterhin, sie zu beruhigen. Der Himmel möge verhindern, dass sie in meinem Apartment einen Schlaganfall erleidet. »Erzählen Sie etwas mehr, bitte. Wie lange sind Sie und Mr Siciliano verheiratet?«

»Fünfzig Jahre. Wir haben sechs Kinder«, fügt sie stolz hinzu.

»Wie alt ist Mr Siciliano?«

»Fünfundachtzig.«

Evvie ist beeindruckt. »Und er stupst noch immer?«

»Stupst?« Verständnislos verzieht Angelina das Gesicht.

»Das ist das Gleiche wie, ähm ... vögeln«, übersetzt Sophie.

Ich stelle eine weitere Frage. »Was wollen Sie unternehmen, wenn wir herausfinden, dass Ihr Ehemann tatsächlich eine Affäre hat?«

Die alte Frau rappelt sich auf und stützt sich an der Tischkante ab. »Was glauben Sie? Mia famiglia stammt aus Sizilien. Sagt Ihnen das was? Wenn ich diesen bastardo erwische, ist er kaputt!«

Sie setzt sich wieder hin und trinkt einen Schluck Tee. Nachdem sie sich alles von der Seele geredet hat, geht es ihr offenbar viel besser. »Ich bekomme doch einen Seniorenrabatt?«, fragt sie.

6Die Runde wird zur Ordnung gerufen

»Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir diesen Fall übernehmen sollen«, sage ich zu den Mädels, die sich in meiner Küche drängeln. Vor einigen Minuten war sie noch Büro, jetzt ist sie Cafeteria. Sie sind dabei, ein gemeinsames Essen vorzubereiten.

Vor einer Stunde haben wir Mrs Siciliano in ein Taxi gesetzt und seitdem diskutieren wir in dem winzigen Raum, in dem wir eine Mahlzeit zubereiten und Platten und Schüsseln hinaustragen.

Evvie ist clever. Sie steht im Flur und schaut zu uns herein und hält sich aus allem heraus. »Aber sie hat dir versprochen, dass sie ihm nicht den Garaus macht.«

Schnaufend geht Ida mit einer Kasserolle an ihr vorbei und trägt sie ins Esszimmer. »Und das nimmst du ihr ab? Sie mag uralt sein, aber ich möchte ihr nicht in einer dunklen Gasse begegnen. Sie jagt mir Angst ein! Und diese schwarzen Klamotten. Sie kleidet sich, als wäre er bereits tot.«

»Oi!«, ruft Bella aus, als trauerte sie auch schon.

»Was ist mit dir? Warum dauert das so lange?«, fragt Sophie ungeduldig. Bella ist etwa ein Dutzend Mal aus der Küche heraus- und wieder hineingelaufen, ohne irgendetwas zustande zu bringen.

Jetzt steht sie vor dem Herd und blickt mitleidheischend auf den Topf mit kochendem Wasser. »Wollt ihr wissen, wie oft ich hart gekochte Eier esse?«, fragt sie bitter. »Jedes Mal, wenn ich weich gekochte machen will.«

Evvie schüttelt den Kopf. »Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt. Wenn man alt ist, muss man am Herd stehen bleiben.«

»Aus dem Weg«, raunzt Ida und schiebt sich an Evvie vorbei, um einen weiteren Teller aus der Küche zu holen.

»Essen wir.« Sophie leistet endlich einen Beitrag, indem sie Servietten auf den Tisch legt. »Ich verhungere!«

»Also gut«, sage ich. »Jeder nimmt sich etwas und dann raus aus der Küche.« Kopfschüttelnd betrachte ich das Chaos, das sie hinterlassen haben. Die Arbeitsfläche ist übersät mit Papiertüten, Verpackungen und Abfällen. In der Spüle finden sich die Überreste des Schälens, Hackens und Schneidens.

Wir brauchen ein richtiges Büro, sonst drehe ich durch.

Schließlich stehen alle Beiträge auf dem Esstisch. Da jede Reste aus ihrem Kühlschrank mitgebracht hat, ähnelt unser Essen einem Smörgåsbord.

Evvie reicht mir die gehackte Leber. »Ich sage, lasst uns den Fall übernehmen. Das war doch nur eine leere Drohung.«

Sophie hat Hüttenkäse und Salat mitgebracht. »Wohl eher eine volle Drohung. Wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen, ist er ein Eunich.«

Evvie verbessert sie. »Du meinst Eunuch.«

Sophie beschreibt eine Geste, als würde sie etwas abschneiden. »Genau. Auf Wiedersehen, Hoden.«

Bella serviert ihre hart gekochten Eier. »Es scheint, als ginge sie häufig in die Kirche, also wird sie ihm vergeben müssen.«

Ida hat Götterspeise mit Erdbeergeschmack gemacht. »Ja, zuerst betet sie ein paar Gegrüßet seiest du Maria, um ihm dann ein Messer in die Brust zu stoßen. Danach schneidet sie ihm den Schmock ab.«

»Ja«, fällt Bella ein, »und dann wird Jesus ihr vergeben, dass sie ihn abgemurkst hat.«

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass die Mädels nur noch Krimis lesen oder sich im Fernsehen Thriller ansehen, seit wir unser Unternehmen gestartet haben. Dabei haben sie ein paar Fachwörter aufgegriffen.

Mein Beitrag besteht aus Zwiebel-Bagels und Frischkäse. »Ich glaube, wir sind es dem Ehemann schuldig, ihn mit unseren Ergebnissen zu konfrontieren, falls wir ihn überführen. Das könnte ihm das Leben retten.«

Bella kichert. »Oder zumindest seine coglioni.«

Wie so oft muss ich die Teilnehmer unserer Konferenz zur Ordnung rufen. Ich schlage vor, mit dem Tagesordnungspunkt weiterzumachen.

Sofort hebt Sophie die Hand und fuchtelt in der Luft herum. »Ich habe mir einen Namen für uns ausgedacht.«

»Wir haben uns doch schon auf einen Namen geeinigt«, stöhnt Ida auf. »Und fang gar nicht erst mit T-Shirts an.«

Sophie ignoriert sie. »Wie wäre es mit ›Glads Girls‹?«

»Vergiss es«, sagt Evvie.

»Warum muss sie für alles einen Namen haben?«, beklagt sich Ida.

Sophie verschränkt die Arme. »Weil das bei mir schon als kleines Mädchen so war. Ich habe meinen Puppen und meinen Schildkröten Namen gegeben ... und meinen Spielsachen, meinen Söckchen und meinen Turnschuhen. Susie, Selma, Shirley und Sidonia, das waren meine Puppen. Tony und Tootsie hießen meine Schildkröten, und ...«

Ida legt ihr die Hand auf den Mund. »Hör auf!«

Trotzig versucht Sophie weiterzusprechen. »Und Ti...«

»Es reicht!«, rufe ich. Manchmal komme ich mir vor wie ein Verkehrspolizist. Oder eine Kindergärtnerin.

Bella hebt die Hand. »Da ich für die Werbung verantwortlich bin, möchte ich einen weiteren Vorschlag machen. Wir sollten Plakate mit Gladdys Foto an den Bushaltestellen anbringen. Sie ist weitaus hübscher als diese hässlichen alten Kautionssteller, die dort immer für sich werben.«

»Aber was ist mit dem Namen?«, beharrt Sophie. »Der bisherige gefällt mir nicht.«

»Was stimmt nicht mit ›Gladdy Gold und Partner – Detektei‹?«, frage ich entnervt.

Sophie gähnt übertrieben. »Langweilig ...«

Jetzt meldet sich Evvie, Sekretärin und Schatzmeisterin, zu Wort. »Und woher sollen wir das Geld für die Plakate nehmen?«

»Außerdem«, sagt Bella und liest von ihren Notizen ab – offenbar hat sie sich gut vorbereitet, »sollten wir bewaffnet sein. Wir brauchen Pfefferstreuer und einen Notschlegel.«

Sprachlos starren wir sie an.

Ida wirft ihr einen eisigen Blick zu. »Du meinst wohl Pfefferspray?«

»Habe ich das nicht gesagt? Ich dachte, ich hätte. Ich weiß, dass ich es gesagt habe.«

»Und was um Himmels willen ist ein Notschlegel?«, fragt Evvie.