Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist - Victoria Bindrum - E-Book
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Glücklich ist, wer vergisst, dass hier alles kacke ist E-Book

Victoria Bindrum

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Beschreibung

Immer warten wir auf den Startschuss zum Glück: Wenn ich erst die Beförderung, den Partner, die Bikinifigur habe ... Doch jedes erreichte Ziel beschert uns nur ein kurzes Hoch, danach folgt unweigerlich das Streben zur nächsten Etappe. Mit viel Charme zeigt die Psychologin Victoria Bindrum, wie wir unsere innere Freiheit stärken, indem wir lernen, uns von der Vorstellung des Glücks zu lösen und uns unangenehmen Gefühlen zu stellen. Und warum es besser ist, im Leben eine Richtung, statt ein Ziel zu verfolgen.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Einleitung: Was Sie über das Glück wissen sollten

I. Warum es das Glück nicht gibt

Kapitel 1: Irrwege zum Glück

Platz 5: Problembewältigung

Kapitel 2: Irrwege zum Glück

Platz 4: Unser Beruf

Kapitel 3: Irrwege zum Glück

Platz 3: Partnerschaft und Familie

Kapitel 4: Irrwege zum Glück

Platz 2: Unser Körper

Kapitel 5: Irrwege zum Glück

Platz 1: Spiritualität und Religion

II. Wie Sie das Leben neu entdecken

Kapitel 6: Das Leben einladen

Kapitel 7: Das Leben auskosten

Kapitel 8: Dem Leben eine Richtung geben

Kapitel 9: Der Haken an der Sache

Kapitel 10: Die Früchte der Glücklosigkeit

Kapitel 11: Liebeserklärung an sich selbst

Anhang

Eine Liste angenehmer Tätigkeiten

Eine Liste mit Werten

Weiterführende Literatur

Dank

Über dieses Buch

Immer warten wir auf den Startschuss zum Glück: Wenn ich erst die Beförderung, den Partner, die Bikinifigur habe … Doch jedes erreichte Ziel beschert uns nur ein kurzes Hoch, danach folgt unweigerlich das Streben zur nächsten Etappe. Mit viel Charme zeigt die Psychologin Victoria Bindrum, wie wir unsere innere Freiheit stärken, indem wir lernen, uns von der Vorstellung des Glücks zu lösen und uns unangenehmen Gefühlen zu stellen. Und warum es besser ist, im Leben eine Richtung, statt ein Ziel zu verfolgen.

Über die Autorin

Victoria Bindrum, geboren 1987, ist Diplom-Psychologin mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Psychotherapie und Fortbildung in Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Seit Jahren unterstützt sie beruflich Menschen in Problemsituationen. Außerdem forschte sie über Faktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Wohlbefinden. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und veröffentlicht unter ihrem Mädchennamen Romane.

Victoria Bindrum

Glücklich istwer vergisstdass hier alleskacke ist

Anleitung für ein echt gutes Leben

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG bereits unter dem Titel»Das geflügelte Nilpferd« erschienenen Werkes

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelillustration: © FinePic/shutterstock

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

E-Book-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-4935-1

www.luebbe.de

www.lesejury.de

EINLEITUNG

Was Sie über das Glück wissen sollten

Wir können den Wind nicht ändern,aber wir können die Segel richtig setzen.

ARISTOTELES

Hand aufs Herz: Auf einer Skala von eins bis zehn, wie glücklich sind Sie in diesem Moment? Zehn wäre das absolute Glücksmaximum – ein Endorphinschub jagt den nächsten, Sie fühlen sich, als hätten Sie sechs Richtige im Lotto – und eins das klägliche Minimum – Sie sind so unglücklich, als hätte man Sie mit Lord Voldemort zwangsverheiratet. Bis Stufe vier halten Sie sich für eher unglücklich, Stufe fünf steht für weder glücklich noch unglücklich, und die Zahlen sechs bis neun bedeuten tendenziell glücklich bis sehr glücklich. Also, haben Sie Ihre Glückszahl?

Statistisch gesehen stehen die Chancen gut, dass Sie die Sieben gewählt haben. Diese Glücksskala-Frage wurde in der psychologischen Forschung nämlich bereits x-mal gestellt, und unabhängig von Nation oder Geschlecht ergibt sich fast immer dieser Durchschnittswert. Das hört sich zunächst ganz passabel an, aber hinter der »Glückszahl Sieben« verbirgt sich eine traurige Wahrheit: Wir sind nie so glücklich, wie wir es grundsätzlich für möglich halten. Zum vollkommenen Glück fehlt uns immer noch etwas. Wir wollen mehr. Mehr Liebe, Erfolg, Gesundheit, Entspannung, Freude – und dabei am besten noch so aussehen wie Jennifer Lawrence oder Elyas M’Barek. Es bedarf noch nicht mal psychologischer Forschung, um das zu erkennen. Gehen Sie in eine Buchhandlung oder ins Internet und sehen Sie sich die Masse der Ratgeberliteratur an, die uns dabei helfen soll, endlich richtig glücklich zu werden und die metaphorische Glückszahl Zehn zu erreichen. Wir können Yogaposen nachahmen, Achtsamkeitsmeditation erlernen oder unsere Work-Life-Balance optimieren. Es gibt ein sensationelles Angebot an Coaching, Psychotherapie oder sogar Pharmakologie, um unserem Glück auf die Sprünge zu helfen. Wir sollen aus Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, etwas Schönes bauen, unseren Schmerz in Heiterkeit verwandeln und ständig im Hier und Jetzt leben. Wenn ich all diese Anforderungen, die pausenlos auf uns einrieseln, mal zusammenfasse, klingt das so: Werden Sie anders, als Sie sind! Fühlen Sie sich nicht so, wie Sie sich fühlen, sondern besser!

Vorausgesetzt, wir hätten tatsächlich so viel Kontrolle über unsere Gedanken und Gefühle – was würde passieren? Lehnen wir uns selig lächelnd zurück und genießen unser Dasein? Natürlich nicht, denn statt höher, schneller, weiter lautet der Leitsatz unserer heutigen Zeit: achtsamer, entspannter, glücklicher. Egal, welche Fortschritte wir im Bereich Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung machen, es reicht uns nicht. Wir glauben, wenn wir eine Familie gegründet haben oder ein höheres Gehalt bekommen, werden wir uns endlich so fühlen, wie wir es uns schon immer gewünscht haben! Bevor Sie jetzt den nächsten Satz lesen, sollten Sie vielleicht noch einmal überprüfen, ob Sie wirklich fest auf Ihrem Stuhl sitzen. Bereit?

Sie werden sich niemals so fühlen, wie Sie es sich schon immer gewünscht haben – jedenfalls nicht dauerhaft.

Sie werden sich ein Leben lang genau so fühlen, wie Sie sich verdammt noch mal gerade fühlen! Manchmal blendend, manchmal furchtbar und manchmal so gleichgültig und lustlos wie ein zu lang gegarter Hefekloß. Ihr Befinden wird sich immer wieder ändern, da können Sie beim Pilates noch so viele imaginäre Seidentücher mit Ihrem Unterleib einsaugen. Fragen Sie sich zur Abwechslung lieber, was der ganze Quatsch soll, und Sie werden feststellen, dass die Suche nach dem Glück ein Hamsterrad ist. Je mehr wir uns anstrengen, desto mehr Energie und Zeit verschwenden wir auf ein Ziel, das wir niemals erreichen werden, weil es nicht existiert. Doch warum eigentlich nicht?

Das Glück ist eine Vorstellung

Kennen Sie das befriedigende Gefühl, wenn Sie ein Ziel erreicht haben? Vielleicht sind Sie schon lange auf der Suche nach dem richtigen Partner, und endlich – nach dem zehnten Blind Date – sitzt Ihnen jemand gegenüber, der wie für Sie gemacht zu sein scheint. Sie fühlen sich grandios, nach ein paar weiteren Treffen sind Sie frisch verliebt, Sie denken pausenlos mit einem Kribbeln im Bauch an diese Person, Ihre Alltagssorgen sind vergessen. Doch früher oder später ändert sich dieses Gefühl. Vielleicht eröffnet Ihr Traumpartner Ihnen, dass er bald auf unbestimmte Zeit ins Ausland gehen muss. Oder Sie finden heraus, dass er mit Mitte vierzig noch bei seiner Mutter wohnt. Oder er gesteht Ihnen, dass er gar nicht so für Sie empfindet wie Sie für ihn. Kaum kriegen wir also einen Hauch von Glück zu fassen, flutscht es uns wieder aus den Fingern – und wir müssen es erneut suchen. Vielleicht in einem neuen Partner oder einem anderen Job, oder wir schmeißen gleich alles hin, um auf dem Jakobsweg zu wandern. Doch ganz egal, was wir tun, nie wird das Bild, das wir uns vom Glück machen, zu unserer Realität passen. Ich kann Sie beruhigen, das liegt nicht an Ihnen. Es gibt eine ganz einfache Erklärung für dieses Phänomen: Das Glück existiert nur in unserer Vorstellung – und vorstellen können wir uns alles Mögliche!

Genauso wie Sie in Ihrem Kopf ein Bild von Karaoke singenden Regenwürmern mit riesigen Silikonbrüsten erschaffen können, kreieren Sie mithilfe Ihrer Gedanken die Vorstellung vom Glück. Doch Sie können dieses Glück, genauso wenig wie diese bemerkenswerten Regenwürmer, nicht finden.

Das mit den Regenwürmern klingt Ihnen zu verrückt? Dann probieren Sie mal Folgendes: Bevor Sie das nächste Mal etwas essen, stellen Sie sich vor, wie es schmecken wird. Nehmen wir an, Sie sind im Begriff, eine Kartoffel zu essen. Versuchen Sie, sich den Geschmack dieses Gemüses vorher zu vergegenwärtigen – wie schmeckt diese Knolle? Welche Konsistenz hat sie? Und welche Temperatur? Wie fühlt sich ihre Oberfläche in Ihrem Mund an? Dann beißen Sie zu. Jetzt versuchen Sie die direkte Erfahrung mit Ihrer Vorstellung zu vergleichen. Sie werden feststellen, dass es Unterschiede gibt. Vielleicht hatten Sie sich eine festere Konsistenz vorgestellt, die echte Kartoffel ist mehliger, eventuell ist sie auch heißer als die imaginäre Kartoffel, die wiederum in Ihren Gedanken süßlicher war. Sie können jetzt hundert verschiedene Kartoffeln unterschiedlicher Sorten kochen, ich garantiere Ihnen, Ihre vorgestellte Kartoffel wird nicht dabei sein. Die Vorstellung ist immer etwas anderes als die Wirklichkeit. Während ich das hier schreibe, esse ich nebenbei ein Brot mit Marmelade, das ich mir unglaublich schmackhaft vorgestellt habe. Nach dem ersten Bissen musste ich jedoch feststellen, dass im Brotteig Kümmel enthalten ist! Kümmel und Marmelade – keine gute Kombination, ich bin enttäuscht.

Natürlich kennen wir alle Situationen, in denen wir mal gedacht haben: Genauso habe ich mir das vorgestellt! Aber wie lange hält dieser Zustand an? Ihre Erfahrungen wandeln sich ständig, ebenso wie Ihre Vorstellungen. Vor einigen Jahrzehnten war meine Vorstellung von Glück, mal auf ein Konzert der Kelly Family zu gehen oder ein Paar Buffalos mit sechs Zentimeter Plateauabsatz zu besitzen – ich kann Ihnen garantieren, dass sich das inzwischen ziemlich verändert hat.

Wie ist das bei Ihnen? Bedeutet Glück für Sie noch das Gleiche wie vor zwanzig oder dreißig Jahren? Können Sie mit Sicherheit sagen, dass es selbst in nur einem Jahr noch das Gleiche für Sie bedeuten wird wie jetzt? Heute wären Sie glücklich, wenn Sie den Kredit für die Eigentumswohnung bekämen, morgen erwischt Sie vielleicht eine Erkältung, und es würde Ihnen schon reichen, wenn Sie wieder durch die Nase atmen könnten.

Ich arbeite mit einigen jungen Erwachsenen, die eine Zeit lang im Gefängnis saßen. Ein Jugendlicher erzählte mir kürzlich, er habe außerhalb des Geländes der Strafanstalt im Winter Schnee schippen dürfen – und was es für ein Glücksgefühl in ihm ausgelöst habe, die Straße zu sehen und die Autos, die darauf fuhren. Verbinden Sie eine befahrene Straße auch mit derart positiven Gefühlen?

Das Glück scheint immer etwas anderes zu sein – doch wie kann es etwas geben, wenn es immer etwas anderes ist? Das geht nicht. Unser ganzes Leben lang suchen wir also etwas, das wir überhaupt nicht finden können. Frustrierend, oder? Wie lange würden Sie Ihre Wohnung nach einem Schlüssel durchkämmen, von dem Sie genau wüssten, dass er nicht da ist?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, warum dann aber alle von Glück reden, es »Experten« gibt, die Sie zum Glück führen möchten, und alle Menschen auf Facebook so tun, als wären sie immer glücklich. Lassen Sie es mich so erklären: Das Glück ist wie ein Drache. Sie können ihn haargenau beschreiben, ihn vor Ihrem inneren Auge sehen, darüber spekulieren, wo echte Drachen zu finden sind, Sie können sogar mit Photoshop ein Bild von einem Drachen herstellen oder welche auf dem Bildschirm bei Game of Thrones bewundern, es wird trotzdem niemals Drachen geben. Es kann schön sein, an Fabelwesen zu glauben, und es ist manchmal befriedigend, sich das Glück auszumalen – aber seine Wanderschuhe anzuziehen, um in den Wald zu gehen und Lindwürmer zu jagen? Das ist doch etwas übertrieben, oder? Trotzdem tun wir es im übertragenen Sinn. Und das Problem ist: Wir tun es alle. Es sind nicht bloß ein paar Verrückte, die auf Glückssuche gehen, wir sitzen alle im selben Boot. Es gibt eine regelrechte Glücksindustrie. Glückskekse, Glücksgurus, Glücksbücher, Glücksdiäten, Glücksdrogen, Glücksmeditationen, Glücksforschung. Neulich habe ich sogar ein Duschgel entdeckt, das »Glücksgefühl« hieß!

Wir spielen häufig glücklich, obwohl wir unsicher, ängstlich oder wütend sind. Wir arbeiten hart daran, die Illusion des Glücks aufrechtzuerhalten, und das Fatale ist, dass es zu gut funktioniert. Wir glauben tatsächlich an das ewige, große Glück. Gleichzeitig wissen wir aber durch unsere Erfahrungen, dass das Leben immer Höhen und Tiefen bieten wird, wir können es einfach nicht daran hindern.

Merken Sie, dass diese Rechnung nicht aufgehen kann? Der Glaube an unsere Vorstellung vom Glück und die ganz natürliche Ordnung des Lebens stehen im ständigen Widerspruch zueinander, und das ist die Formel für unser ständiges Gefühl des Nicht-Genügens. Das ist der Grund, warum wir uns noch schlechter fühlen, wenn wir uns schlecht fühlen. Wir denken, es ist falsch und vermeidbar, diese Gefühle zu haben. Wir verstecken sie und versuchen möglichst schnell wieder, »auf den richtigen Weg« zu gelangen.

Wenn Sie sich schon eine Zeit lang mit der Glückssuche beschäftigen, ist es bei Ihnen vielleicht anders, und Ihre Definition des Glücks schließt auch das Negative mit ein. Sie wissen, nur Sonnenschein kann es nicht geben, zum Glücklichsein gehört auch das Unglücklichsein und so weiter und so fort. Der Philosoph Wilhelm Schmid spricht in diesem Zusammenhang von einem »Glück der Fülle« und schreibt dazu in seinem Buch Glück: »Das größere Glück, das Glück der Fülle, umfasst immer auch die andere Seite, das Unangenehme, Schmerzliche und ›Negative‹, mit dem zurechtzukommen ist.«

Ach, es klingt so richtig! So schön! Aber noch beim Lesen dieser Zeilen kann man sich dabei ertappen, wie man zwar versucht, die Polarität des Lebens zu akzeptieren, dadurch aber doch irgendwie zu einem dauerhaften Glückszustand gelangen möchte.

Wenn ich meine Negativität behutsam mit meinem Mitgefühl umarme, wird sie sich in Freude verwandeln! Wenn ich meine Schwächen akzeptiere, werde ich mich stärker fühlen! Wenn ich meinen Ärger wahrnehme und dabei tief ein- und ausatme, wird er verschwinden!

Wir denken diese Dinge, obwohl wir wissen, dass das Leben immer wieder die Kehrseite des Glücks für uns bereithalten wird. Das Lustige – und zugleich Tragische – an dieser Sache ist also: Wir geben unsere Glück-Schrägstrich-Drachen-Suche trotz aller Erkenntnis nicht auf. Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Es stimmt, oder? Lassen Sie mich jetzt bitte nicht als den einzigen Menschen dieser Welt hängen, dem es schwerfällt, seine Vorstellung vom Glück loszulassen, nur weil er inzwischen weiß, dass alles fließt. Es ist verrückt, wie schwierig es ist, aufzugeben. Wie oft haben wir schon gehört, dass wir loslassen und keine Erwartungen haben sollen? Wir wissen das inzwischen. In jeder Zeitschrift, jedem Achtsamkeitsseminar, jedem Problemgespräch mit Freunden heißt es, wir sollen die Sache doch möglichst wertfrei sehen und uns einfach auf den Prozess einlassen. Doch kein Mensch verrät uns, wie das eigentlich geht! Genau hier setzt dieses Buch an. Vielleicht kann uns bereits der zweite Grund, warum es das Glück nicht gibt, das Aufgeben etwas erleichtern.

Das Glück definiert sich durch Unterschiede

Achtung, jetzt kommt ein sehr deprimierendes Beispiel, dem aber ein grandioses Happy End folgt: Angenommen, Sie sind arbeitslos, partnerlos, kinderlos, wohnungslos, hoffnungslos, hoch verschuldet und todkrank. Ich nehme an, das klingt für Sie wirklich schrecklich aussichtslos. Aber eines Tages begegnet Ihnen eine gute Fee mit einem Zauberstab, und Sie dürfen sich alles wünschen, was Sie möchten. Tja, da müssen Sie natürlich nicht lange überlegen. Als Erstes möchten Sie kerngesund sein, dann wollen Sie eine liebevolle Frau oder einen wundervollen Mann an Ihrer Seite haben, ein paar knuffige Kinder, einen Job, der Ihnen Spaß macht und durch den Sie viel verdienen, Sie wollen Ihre Schulden los sein, und wohnen möchten Sie gerne im Schloss Sanssouci.

Pling!

Die gute Fee hat soeben Ihren Zauberstab geschwungen, und alles ist nach Ihren Wünschen eingetreten. Sie können Ihr Glück kaum fassen. Ihr Leben ist mit einem Mal ein absoluter Traum, und Sie sind wunschlos zufrieden.

Wie ist es möglich, dass Ihnen dieses absolute Glück zuteilwurde?

Schön und gut, da wäre die Sache mit der Fee. Aber auch die hätte nichts ausrichten können, wenn Ihre Situation vorher nicht so miserabel gewesen wäre. Überlegen Sie es sich: Sie hätten niemals dieses unbändige Glücksgefühl erleben können, wenn die Fee Sie nicht von krank zu gesund, von arm zu reich und so weiter hätte zaubern können. Sich gut zu fühlen bedingt die Erfahrung, sich schlecht zu fühlen. Sie können nur von Ihrem Leid befreit werden, wenn Sie leiden. Glück bedingt Unglück. Wenn wir die Anstrengung unternehmen, nach dem ewigen Glück zu streben, müssen wir annehmen, dass uns ständig etwas fehlt.

Doch angenommen, uns fehlt wirklich etwas und unsere Aufgabe hier auf Erden ist es, es zu finden und glücklich zu sein. Das versuchen wir schließlich tagein, tagaus. Wir könnten zum Beispiel glauben, wir müssten nach Thailand auswandern und dort eine Strandbar eröffnen, dann wären wir glücklich. Wir sparen also Geld, fliegen dorthin, kaufen uns eine Beach Bar und arbeiten. Das Glücksgefühl stellt sich für uns ein, weil wir von »nicht Thailand, kein Strand, keine Sonne, keine Bar« zu »Thailand, Strand, Sonne, Bar« wechseln konnten. Wir haben es also, wie in unserem Fee-Beispiel, über Gegensätze erreicht. Was passiert jetzt? Unserer Vorstellung nach sind wir für immer glücklich. Doch zu unserer Verärgerung nutzt sich dieses Glück irgendwie ab. Denken Sie an die Kartoffel. Es ist, als würde die Kartoffel im ersten Moment genau so schmecken wie erhofft, doch nach längerem Kauen wird sie fade.

Selbst wenn alles so »perfekt« bleibt, wie es ist: Thailand ist immer noch Thailand, die Bar läuft super, wir schaufeln eine Menge Kohle, haben nur nette Kunden, die Sonne scheint jeden Tag, der Sand am Strand ist strahlend weiß, das Meer türkis – wir gewöhnen uns an all das. Es tritt eine unbewusste Form des Lernens ein, die man in der Verhaltensbiologie Habituation nennt. Unser Gehirn reagiert nicht mehr in gleicher Form auf die Reize Thailand, Strand, Sonne, Meer, Bar – sie lösen nicht mehr die gleiche Verzückung aus wie zu Anfang.

Wenn Sie jetzt sechs Monate nach Hamburg gehen und im trüben Regen durch die Hafencity stromern und dann wieder in Ihr Paradies zurückkehren, können Sie dieses Hochgefühl erneut erleben. Aber nur, weil dem ein Tiefgefühl vorausging!

Dieses Phänomen ist auch in Liebesbeziehungen sehr gut beobachtbar. Wir haben einen fürsorglichen Partner, an den wir uns jedoch mit den Jahren gewöhnen. Wenn dieser Partner sich dann von uns trennt, weil wir ihn »für selbstverständlich« nehmen und er sich drei Monate lang nicht blicken lässt, wissen wir wieder, was wir an ihm haben. Er löst die Gefühle in uns aus, die wir lange nicht mehr gespürt haben.

So funktionieren Glücksgefühle, und das ewige Glück gibt es nun einmal nicht, zumindest sind wir biologisch nicht dafür geschaffen. Und daran können wir leider so gar nichts ändern.

Wenn Glück sich immer durch Unglück definiert, bedeutet das andersherum aber auch, dass es kein Hinweis dafür ist, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt, wenn Sie sich miserabel fühlen. Es ist bloß die andere Seite der Medaille. Das Glück zu suchen ist ungefähr so, als würden Sie sich krampfhaft bemühen, die Rückseite Ihres Körpers loszuwerden. Das geht nicht. Unsere einzige Chance ist es also, gemeinsam mutig zu sein, unseren Weg zum Glück endgültig zu verlassen und unser Leben neu zu entdecken.

Warum wir das Glück an den Nagel hängen sollten

Es ist überhaupt nichts Falsches daran, sich besser fühlen zu wollen. Es ist vollkommen normal und ein Zeichen dafür, dass man eine gewisse Selbstfürsorge verspürt und übernimmt. Wenn Ihnen am Tag Ihrer Geburtstagsfeier fünf Leute hintereinander absagen oder Ihr Vorstellungsgespräch in die Hose geht, dürfen Sie es sich mit einer Tafel Schokolade auf der Couch gemütlich machen. Sich Trost zu spenden oder etwas aus Spaß zu tun ist etwas anderes als die Suche nach einem langfristigen Glückszustand. Wenn es um Selbstoptimierung zum Zwecke des Glücks geht, verstricken wir uns jedoch ziemlich häufig. Wir sind wie eine Mutter, die eigentlich nur das Beste für ihr Kind möchte und es deshalb in mehrere Frühförderungskurse steckt, für verschiedene Sportarten anmeldet, mehrmals die Woche ins Theater oder ins Museum mitnimmt und eine Privatlehrerin für Mandarin engagiert. Natürlich ist es wunderbar, sich Gedanken um die Zukunft und Entwicklung seines Kindes zu machen. Aber vor lauter Zielen und Plänen nimmt man seinem Kind damit den Raum, sich frei zu entfalten. Und statt vielseitig interessiert wird es lustlos und überfordert.

Genauso verhält es sich mit unserer Glückssuche. Statt unser Leben zu verbessern, bewirkt sie in Wahrheit genau das Gegenteil. Sie kostet unheimlich viel Kraft und Zeit und erschafft einen riesigen Druck, also genau das, was wir eigentlich vermeiden wollen: psychischen und physischen Stress. Unsere Vorstellung vom Glück wird zum Nährboden für Enttäuschungen. Und das ist nicht nur frustrierend, sondern birgt auch Gefahren.

Je öfter wir nämlich die enttäuschende Erfahrung machen, dass wir das Glück nicht finden, desto mehr schlägt sich das auf unseren Selbstwert nieder. Wir grübeln, warum alle anderen den Dreh raushaben – nur wir kriegen es irgendwie nicht richtig hin. Entweder wir versinken in diesen negativen Gedanken, oder wir suchen weiter, arbeiten, lernen und trainieren mehr, um vor unserer Hilflosigkeit und der mangelnden Kontrolle über unsere Gefühlswelt davonzurennen. Bis wir vollkommen erschöpft sind.

Kein Wunder, dass Depressionen und Burn-out in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren überhandgenommen haben. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit leiden derzeit weltweit etwa 350 Millionen Menschen an Depressionen, und nach Hochrechnungen der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, werden depressive Störungen bis 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Natürlich lassen sich die Ursachen dafür nicht einzig und allein auf den unbefriedigten Glücksfaktor runterbrechen, aber es ist doch bemerkenswert, dass mit wachsendem Wohlstand auch die Gefühle der Leere, Ohnmacht, Kraftlosigkeit und Unzufriedenheit wachsen. Solange wir nichts haben, können wir die Illusion, dass das Glück in etwas zu finden sei, das wir bisher bloß noch nicht erreicht haben, aufrechterhalten. Aber wenn wir alles haben, überfällt uns die Verzweiflung – wo sollen wir bloß noch suchen?

Gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass diese entstehenden unangenehmen Gefühle irgendwie falsch sind. Die Depression oder das Burn-out-Syndrom müssen schnell weg. Doch je mehr wir gegen das, was wir nun einmal fühlen, ankämpfen, desto sorgenvoller werden wir.

Wussten Sie, dass nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual für Psychische Störungen (kurz: DSM) bereits eine Depression diagnostiziert wird, sobald Symptome wie depressive Verstimmung, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit mindestens zwei Wochen lang bestehen? Zwei Wochen! Die Toleranz für die gesamte Bandbreite menschlichen Erlebens ist in uns und unserer Gesellschaft ziemlich gering.

Lassen Sie mich diese Tatsache etwas illustrieren. Neulich lief ich an einem indischen Restaurant vorbei, das viele schöne Blumen um einen Baum am Straßenrand gepflanzt hatte. Um dieses Beet herum hat der Restaurantbesitzer mit kleinen Holzpfeilern und Seilen einen Zaun gespannt. Und davor wiederum hat er ein Schild aufgestellt, auf dem stand: »Wir mögen Hunde, aber nicht ihre Hinterlassenschaften.«

Diese Aussage hat mich nachdenklich gemacht. Wie kann der Restaurantbesitzer behaupten, er möge Hunde, wenn er die lebenswichtigen Bedingungen für diese Tiere nicht akzeptiert? Wie sollte man es schaffen, einen Hund ohne Verdauung und die entsprechenden »Abfallprodukte« am Leben zu halten? Hund und Hundekot gehören nun mal zusammen. Warum ich Ihnen das erzähle?

Zu unserem menschlichen Dasein gehören unangenehme Gefühle und Gedanken, die haben Sie, die habe ich, und die hat sogar der Dalai Lama. Es ist nicht möglich, sie durch irgendeine Technik loszuwerden, auszurotten, wegzumeditieren oder abzutherapieren. Trotzdem leben wir oft nach einem ebenso seltsamen Grundsatz wie der Restaurantinhaber: Ich mag mein Leben, bloß seine Schattenseiten gefallen mir nicht. Da haben wir die Illusion des Glücks! Es gibt kein Leben ohne Schattenseiten.

Wir sollten uns also von der Vorstellung vom Glück verabschieden, um uns nicht länger vom Leben, so wie es ist, abzuschneiden. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass wir nur dieses eine Leben haben – wir sollten es also in vollen Zügen auskosten.

Doch heißt das jetzt, dass wir in unseren schlechten Stimmungen einfach versinken und unser Wohlergehen uns egal sein sollte? Wenn wir das Glück nicht mehr suchen, werden wir dann nicht furchtbar unglücklich?

Ein Experiment

Es gibt in der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) – eine neuere Form der Verhaltenstherapie, die vor allem in Australien und in den USA weit verbreitet ist – eine ganz einfache Übung, die »Hands as thoughts and feelings« heißt. Ich benutze sie gerne in abgewandelter Form, sodass uns durch diesen Versuch bewusst wird, wie die Vorstellung vom Glück unser Leben beeinträchtigt. Alles, was Sie dafür brauchen, sind Ihre Hände. Das klingt entspannt, oder? Sie müssen dafür noch nicht einmal aufstehen! Sollten Sie sich gerade in der Öffentlichkeit, etwa im Bus oder einem Café, befinden, holen Sie diese Übung später nach. Oder Sie pfeifen darauf, ob die anderen Menschen Sie für sonderbar halten, und machen sie jetzt gleich. In jedem Fall lesen Sie bitte erst die Beschreibung, danach probieren Sie die Durchführung.

Stellen Sie sich vor, vor Ihnen befinden sich sämtliche Personen, Dinge, Geschehnisse, die in Ihrem Leben eine Rolle spielen und die Ihnen wichtig sind. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Sie können direkt auf den Seiten dieses Buchs oder vor Ihnen etwas weiter entfernt alle Menschen sehen, die Sie lieben, all das, was Sie bisher erreicht haben, Ihre Zukunftsträume, wundervollen Erinnerungen und Pläne. Außerdem sehen Sie, was Ihnen Schwierigkeiten bereitet, die Streitigkeiten, Sorgen, Ängste, die Sie in Angriff nehmen müssen. Ihre alltäglichen Aufgaben. Kurzum: Ihr ganzes Leben breitet sich vor Ihnen aus.

Wenn Sie dieses Bild sehen, stellen Sie sich vor, Ihre Hände sind Ihre Vorstellung vom Glück. Ihre Hände symbolisieren all die Gedanken und Gefühle, durch die Ihr Leben besser sein würde, wenn Sie dies oder jenes tun oder erreichen. Wenn Sie nur mehr Geld, einen anderen Partner, ein Kind, ein Problem gelöst hätten oder hübscher aussehen würden, dann wären Sie endlich glücklich! Diese Gedanken und die mit ihnen verbundenen Gefühle sind Ihre Hände.

Führen Sie nun Ihre Hände vor Ihr Gesicht und legen Sie sie über Ihre Augen (bitte erst, wenn Sie diesen Abschnitt fertig gelesen haben). Erinnern Sie sich noch einmal daran, dass sich vor Ihnen all das befindet, was Ihr Leben ausmacht.

Inwiefern beeinträchtigt die Vorstellung vom Glück Ihre Sicht auf Ihr Leben? Können Sie überhaupt noch sehen, was Ihr Leben reich macht? Oder die Schwierigkeiten, die Sie in Angriff nehmen müssen? Können Sie all die lieben Menschen, die in Ihrem Leben sind, noch ganz genau wahrnehmen, ihre Eigenschaften und das, was sie tun, erkennen und schätzen? Können Sie sie liebkosen und umarmen?

Nehmen Sie jetzt Ihre Hände langsam wieder runter. Ganz langsam. In Zeitlupe. Merken Sie, wie Sie mehr und mehr an Klarheit gewinnen, wenn Sie die Vorstellung vom Glück ein Stück von sich entfernen. Sie müssen dabei Ihre Hände nicht abschneiden, genauso wenig, wie Sie Ihre Vorstellung vom Glück auslöschen müssen. Sie gewinnen nur so viel Abstand von ihr, dass sie Sie nicht mehr blockiert.

Schön, oder?

Endlich können Sie wieder richtig gucken! Diese Klarsicht wird Ihr Leben bereichern und erleichtern. Sie können die schönen Seiten uneingeschränkt genießen und sich fokussiert um schwierige Angelegenheiten kümmern.

Führen Sie diese Übung jetzt unbedingt durch. Es wird sehr viel zu Ihrem Verständnis beitragen, wenn Sie es tun.

Es ist Ihre Entscheidung

Natürlich haben Sie die Wahl. Sie dürfen weiter an das große Glück glauben und es suchen. Tatsächlich kann es sowohl entlastend als auch verwirrend sein, sich einzugestehen, dass wir unsere Bemühungen, uns dauerhaft besser zu fühlen, einfach aufgeben können, weil sie nicht von dem erhofften Erfolg gekrönt sein werden.

Als ich meiner Familie und meinem Freundeskreis das erste Mal erzählte, zu welchem Thema ich dieses Buch schreibe, waren einige sehr skeptisch und überschlugen sich mit Argumenten, warum es das Glück gibt und ich Unrecht habe. Vielleicht fühlen auch Sie sich in Ihren bisherigen Ansichten angegriffen. Doch es geht überhaupt nicht um Recht oder Unrecht, letztendlich ist die Frage, ob es das Glück gibt, eine philosophische Debatte, zu der niemand Ihnen handfeste Beweise liefern kann. Auch ich nicht. Doch wahrscheinlich kennen Sie den Grund, weshalb Sie dieses Buch in den Händen halten: Sie haben die Nase voll von der Glückssuche und sind bereit, etwas Neues auszuprobieren. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass »glücklich sein« ein Ziel ist, das Sie bisher nicht abhaken konnten. Und es ist nur natürlich, sich nach Alternativen umzusehen und darüber nachzudenken, die Suche zu beenden.

Es ist ein völlig normales Phänomen, dass vor so einem großen Schritt Vorbehalte, Zweifel und Skepsis auftauchen. In der Psychologie spricht man von Widerständen, die in der Tatsache wurzeln, dass unser Gehirn furchtbar faul ist.

Ihr ganzes Leben lang haben Sie Ihr Gehirn auf »Glückssuche« trainiert (und andersherum), und die Aussicht, sich dieses Denken, Handeln und Fühlen wieder abzutrainieren, versetzt Ihr neuronales Netzwerk, milde formuliert, nicht gerade in Euphorie. Veränderung braucht schließlich Energie, und die möchte Ihr Körper ungern verschwenden. Noch weiß Ihr Gehirn nicht, dass es durch diesen Perspektivwechsel langfristig ziemlich viel Kraft einsparen wird, weil Sie nicht länger im Kreis gehen. Wenn sich Ihr Kopf also gegen neue Gedankengänge wehrt, reden Sie ihm gut zu, sagen Sie: »Wart’s mal ab.«

Vielleicht finden Sie die Idee, dass es das Glück nicht gibt, inzwischen auch schon ziemlich interessant. Aber das verunsichert Sie, und Sie denken sich: »Doch wenn ich das Glück nicht mehr suche, was mache ich dann?« Sie fühlen sich desorientiert. In diesem Fall hilft es, zu wissen, dass Sie eben nicht den Weg zum Glück verlassen, sondern einen Irrweg. Es ist nicht so, dass Ihnen das Glück plötzlich egal sein soll und ich Ihnen vorschlage, sich mit der schnöden Realität zu begnügen. In Wahrheit haben Sie sich niemals auf ein Ziel zubewegt, und indem Sie das erkennen, können Sie die Welt um sich herum vollkommen frei und unabhängig von Ihren Erwartungen entdecken.

In den ersten fünf Kapiteln werden wir uns die Top Five dieser Irrwege zum Glück ansehen, und Sie können für sich feststellen, ob Sie sich auf einem (oder mehreren) von ihnen befinden.

Anschließend geht es um die wichtige Frage: Wie akzeptiere ich die Rückseite meines Körpers? Natürlich nur im übertragenen Sinne. Wenn Sie den Irrwegen zum Glück nicht mehr folgen, bedeutet das schließlich, dass Sie einsehen, dass Sie ein Mensch sind und unangenehme Gedanken und Gefühle haben. Wir überlegen uns: Wie können wir mit diesem Erleben effektiv umgehen, sodass wir nicht von ihm überwältigt werden?

Nachdem Sie diese nützliche Fähigkeit in sich entdeckt haben, wenden wir uns Alternativen zu, wie Sie Ihr Leben reich und erfüllend gestalten können, und zwar unabhängig vom Erreichen irgendwelcher Glücksziele.

Da das alles nicht ohne Schwierigkeiten geht, beschäftigen wir uns etwas genauer mit den Widerständen, die uns bei der Glücksaufgabe begegnen können, und mit den Gründen, weshalb wir unsere Vorstellung vom Glück ungern loslassen.

Zum Schluss erzähle ich Ihnen, welche Auswirkungen es haben kann, wenn wir uns von der Vorstellung des Glücks freimachen, und weshalb es sich, meiner Überzeugung nach, lohnt.

Eines verspreche ich Ihnen: Dieses Buch wird nicht versuchen, Sie auf den Weg zu einem anderen unerreichbaren Ziel zu locken, und es wird Sie erst recht nicht glücklich machen. Es wird auch nicht dazu führen, dass Sie aufhören, nach dem Glück zu suchen, und es Sie genau deshalb plötzlich »finden« wird oder so ein Käse. Das Aufgeben ist kein Schlüssel für die Hintertür zum Glück!

Stattdessen kann Ihnen dieses Buch dabei helfen, »hinter die Kulissen« Ihrer automatischen Glückssuche zu blicken, das Leben auszukosten und einzuladen, sodass Sie souverän Entscheidungen treffen und unter Ihren unangenehmen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen weniger leiden. Sie werden dadurch nicht das Gefühl haben, endlich in Ihrem perfekten Mir-geht-es-immer-blendend-Luftschloss angekommen zu sein, sondern Sie fühlen sich dann in Ihrem Kopf zu Hause. Wo auch immer Sie sind und was auch passiert. Bereit? Los geht’s!

TEIL I

Warum es das Glücknicht gibt

KAPITEL 1

Irrwege zum Glück

Platz 5: Problembewältigung

Nichts ist schwerer zu ertragen,als eine Reihe von guten Tagen.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Ob Sie es glauben oder nicht, Sie sind eine Problemfabrik! Und damit meine ich nicht, dass Sie furchtbar kompliziert sind und sich schleunigst einen passableren Charakter zulegen sollten, sondern dass Sie ein ganz normaler Mensch sind. Menschen sind Problemfabriken. Stimmt nicht? Sehen wir uns die Sache einmal an.