Goethes Verhältnis zu der Musik und den Musikern seiner Zeit - Barbara Mühlenhoff - E-Book

Goethes Verhältnis zu der Musik und den Musikern seiner Zeit E-Book

Barbara Mühlenhoff

0,0
18,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: 1,3, Ruhr-Universität Bochum, Sprache: Deutsch, Abstract: Johann Wolfgang von Goethe befasste sich nicht ausschließlich mit den Gattungen der Literatur; seine Aufmerksamkeit galt vielmehr allen musischen und auch naturwissenschaftlichen Bereichen. Neben seiner Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens, welcher die gemeinsame Entwicklung von Mensch und Säugetieren beweist, sind sein Interesse für die Pflanzenkunde („Metamorphose der Pflanzen“) und seine naturphilosophische Abhandlung „Zur Farbenlehre“ besonders bekannt. Auch im Bereich der Musikwissenschaft forschte er mit von ihm auserwählten Freunden, allen voran Carl Friedrich Zelter. Mit ihm entstand Ende der 1790er Jahre ein Briefwechsel, der fast 30 Jahre andauern sollte. In diesem wird deutlich, welchen (möglicherweise verkannten) Stellenwert die Musik im Leben und Schaffen Goethes einnahm, welche Bemühungen er ihretwegen unternommen und welche Erkenntnisse Goethe, angeregt durch Diskussionen, Erfahrungsaustausch, Beobachtungen und Empfindungen davontrug. Goethes Beziehungen zur Musik entpuppten sich zudem auf vielfältige Art und Weise: musikalisch-praktisch als Leiter des Weimarer Opernhauses und Veranstalter von Hauskonzerten, naturwissenschaftlich-erkenntnistheoretisch als Verfasser einer Tonlehre und dichterisch-produktiv als Dichter zahlreicher Lieder und Singspiele. In der vorliegenden Arbeit werden diese Beziehungen zur Musik näher beleuchtet. Die Fülle an Briefen, nicht nur an Zelter, auch an andere der auserwählten Gesprächspartner, und die Werke Goethes bilden hierbei die Grundlage für den Versuch, zusammenfassend einen Einblick in Goethes musikalisches Empfinden und Schaffen zu geben. Ein „musikalischer Lebenslauf“ bietet einen Einstieg und einen kurzen Überblick, an dem sich Goethes musikalische Entwicklung und deren historische Umgebung ablesen lassen. Hier werden zudem schon einige der Menschen angesprochen, die einen Beitrag zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Darauf aufbauend wird Goethes Verhältnis zu bestimmten Komponisten erläutert, um danach spezielle Tätigkeiten, Projekte und Erkenntnisse Goethes vorstellen zu können. Insgesamt entfaltet sich ein Bild davon, welchen Stellenwert Musik in Goethes Leben hat, und auf welche Art und Weise sie sein Leben, sein Arbeiten und seinen Umgang mit Menschen beeinflusst.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum:

Copyright (c) 2013 GRIN Verlag GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.

Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.

Jetzt beiwww.grin.com

Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung: War Goethe musikalisch?

1. Musikalischer Lebenslauf

2. Goethes Verhältnis zur Musik im Allgemeinen

3. Goethes Verhältnis zu ausgesuchten Komponisten

3.1. Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)

3.2. Georg Friedrich Händel (1684 – 1759)

3.3. Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

3.4. Johann Friedrich Reichardt (1752 – 1814)

3.5. Carl Friedrich Zelter (1758 – 1832)

3.6. Franz Schubert (1797 – 1828)

3.7. Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

3.8. Sonstige

4. Goethes eigene Produktionen und Schriften

4.1. Dichterisch-produktiv:

4.2. Naturwissenschaftlich-erkenntnistheoretisch:

4.3. Musikalisch-praktisch:

5. Zusammenfassung und Fazit

6. Literatur

 

Einleitung: War Goethe musikalisch?

 

Johann Wolfgang von Goethe befasste sich nicht ausschließlich mit den Gattungen der Literatur; seine Aufmerksamkeit galt vielmehr allen musischen Bereichen, und auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften trieb Goethe wissenschaftliche Studien. Neben seiner Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens (Os intermaxillare), welcher die gemeinsame Entwicklung von Mensch und Säugetieren beweist, sind sein Interesse für die Pflanzenkunde („Metamorphose der Pflanzen“) und seine naturphilosophische Abhandlung „Zur Farbenlehre“ besonders bekannt geworden.

 

Auch im Bereich der Musikwissenschaft forschte er mit von ihm auserwählten Freunden, allen voran Carl Friedrich Zelter. Mit ihm entstand Ende der 1790er Jahre ein Briefwechsel, der fast 30 Jahre andauern sollte. In diesem wird deutlich, welchen – möglicherweise verkannten – Stellenwert die Musik im Leben und Schaffen Goethes einnahm, welche Bemühungen er ihretwegen unternommen und welche Erkenntnisse Goethe, angeregt durch Diskussionen, Erfahrungsaustausch, Beobachtungen und Empfindungen davontrug.

 

Goethes Beziehungen zur Musik entwickelten sich zudem auf vielfältige Art und Weise: musikalisch-praktisch als Leiter des Weimarer Opernhauses und Veranstalter von Hauskonzerten, naturwissenschaftlich-erkenntnistheoretisch als Verfasser einer Tonlehre und dichterisch-produktiv als Dichter zahlreicher Lieder und Singspiele.[1]

 

In dieser Arbeit sollen nun diese Beziehungen zur Musik näher beleuchtet werden. Die Fülle an Briefen, nicht nur an Zelter, auch an andere der auserwählten Gesprächspartner, und die Werke Goethes bilden hierbei die Grundlage für den Versuch, zusammenfassend einen Einblick in Goethes musikalisches Empfinden und Schaffen zu geben.

 

Ein „musikalischer Lebenslauf“ bietet einen Einstieg und einen kurzen Überblick, an dem sich Goethes musikalische Entwicklung und deren historische Umgebung ablesen lassen. Hier sollen zudem schon einige der Menschen aufgezeigt werden, die einen Beitrag zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

 

Darauf aufbauend soll Goethes Verhältnis zu bestimmten Komponisten erläutert werden, um danach spezielle Tätigkeiten, Projekte und Erkenntnisse Goethes vorstellen zu können. Insgesamt soll sich ein Bild davon entfalten, welchen Stellenwert Musik in Goethes Leben hatte, und auf welche Art und Weise sie sein Leben, sein Arbeiten und seinen Umgang mit Menschen beeinflusste.

 

1. Musikalischer Lebenslauf

 

Goethes Musikverständnis wird geprägt von der Musikkultur seiner Zeit, wobei diese eine Zeitspanne über mehrere Epochen umfasst: sie beinhaltet den ausgehenden Barock und reicht über die Klassik bis hin zur beginnenden Romantik.

 

Klassisch bedeutet allgemein so viel wie „mustergültig, wahr, schön“ und dabei verständlich; das Ergebnis ist zeitlos. Barock hingegen, abgeleitet vom portugiesischen Wort für eine schief-runde Perle, bezeichnet eher das Schwülstige und Überladene, eben etwas „schiefe“ und schwer entwirrbare. Goethe wird in diesen Wandel von der barocken Lebensart, ihrem Pathos, Zeremoniell und ihrer Künstlichkeit zu dem klassischen Einfacheren und Natürlicheren voller Ebenmaß geboren.

 

So fällt seine Kindheitin Frankfurt in die Zeit der Aufklärung, in der die alten Ordnungen aus der vorherigen Zeit durch neue ersetzt werden. An Stelle der höfischen Kultur mit den Zentren Kirche und Schloß tritt mehr und mehr die bürgerliche Kultur im privaten Haus oder Salon. Goethe sieht auf der Bühne italienische und französische Opern, in den Frankfurter Kirchen und Konzertsälen die von der Musica Sacra geprägte Musik[2], doch auch im Elternhaus hat Musik ihren festen Platz. Goethes Mutter, die in den ersten Jahren ihrer Ehe eine Ausbildung in Klavier und Gesang erhalten hatte, nimmt später ihre Studien wieder auf und lässt sich von einem städtischen Kapellmeister fortbilden.[3] Durch sie lernt Goethe deutsche und italienische Arien kennen. Der Vater spielt Laute, die er, wie Goethe mit leiser Ironie bemerkt, länger stimmt, als er darauf spielt. Er veranlasst Klavierunterricht für Goethe und seine Schwester Cornelia, und dieser „keineswegs enthusiastisch durchgehaltene Unterricht fruchtete immerhin soviel, dass 30 Jahre später ein Besucher Goethes, der Jenaer Student David Veit, an Rahel Levin schreiben konnte: ‚Noch eins: er spielt Klavier, und gar nicht schlecht.‘“[4]

 

Die nächste Station ist Goethes Studentenzeit in Leipzig (1765-1767). Johann Adam Hiller, der Nachfolger Bachs als Thomaskantor, prägt das „sächsische Kleinparis“[5] ganz anders als sein Vorgänger durch seine idyllisch-empfindsamen Singspiele. Hier entsteht Goethes erster Kontakt mit dieser Gattung der Musik. Eine weitere wichtige Person, der Goethe begegnet, ist die Sängerin Corona Schröter, um deren Gunst er später werben wird. Der junge Bernhard Theodor Breitkopf[6], vertont in dieser Zeit als erster einige von Goethes Gedichten: „Das Schreien“, „Der Misantrop“, „Die Nacht“, „Liebe und Tugend“, „Neujahrslied“ und „Wunsch eines jungen Mädchen“ (alle veröffentlicht 1770).