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Die Beziehung zwischen einem Kind und seinem Haustier ist etwas ganz Besonderes. So macht auch der junge Jeremy seine Erfahrungen, doch der kleine Goldfisch bringt seine Welt nach und nach mehr zum Einsturz...
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2024
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„Diese Geschichte ist ein kurzer Psychothriller, den ich nicht als Kurzgeschichte, sondern viel mehr als neues Format Geschichte-für-Zwischendurch, betiteln würde. Darauf hat mich mein Vater gebracht, der meinte, dass er durch die Arbeit eher selten zum Lesen kommt, trotzdem gerne lesen würde und zumindest mir geht es so, dass ich nicht mitten im Kapitel aufhören kann – aus diesem Grund sind die Kapitel in dieser Geschichte nicht lang, perfekt geeignet zum Lesen, sobald man die Gelegenheit bekommt.
Schon vor der Volksschulzeit wusste ich, was ich vom Beruf her werden wollte und auch Autorin wollte ich schon immer sein. Noch bin ich sicherlich nicht an diesem Punkt angelangt, aber ich werde meinen Traum weiterhin verfolgen. Meine Bücher werden immer länger und besser werden, bis ich dann voll und ganz zufrieden damit bin, denn dann sind es die Leser hoffentlich auch. Ich meine immer: Lernen ist ein Prozess und in diesem befinde ich mich gerade!“
- M. Klar, 21, Studentin aus Wien
...Für meine Familie und Freunde, die mich immer unterstützen!“
1. Ein sehr kurzer Prolog
2. Die Schönheit des Sommers
3. Wie ein Fluss über einen Stein
4. Der sieht eben so aus!
5. Mein liebes Tagebuch...
6. Redender Fisch – sonst noch was?
7. Verbrannte Eier, ein schlechtes Zeichen!
8. Der rote Faden
9. Dafür gibt es echt keine Erklärung – sorry.
10. Aua – tut weh – gemein!
11. Der Geschmack von Erdbeeren
12. Die Katze aus dem Sack
13. Aus Wasser mach Blut
14. Der Tod meines Feindes
15. Menschenfresser
16. Ohne Zweifel
17. Ein unmögliches Dinner
18. Kurz vor Mitternacht
19. Die letzte Ruhe
20. Träume süße Träume!
21. Hört mein Heulen
22. Sein wahres Gesicht
23. Unsere heile Welt
24. Abgetaucht
25. Epilog – End of Origin
Alternative Coverdesigns
Versionen 1-3
Wisst ihr, ich hatte eigentlich immer das Gefühl normal zu sein. So wie jeder andere auch, zumindest hatte es diesen Anschein. Wie sehr kann man sich irren?
Sobald allerdings euer Haustier anfängt mit euch zu reden, solltet ihr das vielleicht mal abchecken lassen — von jemanden mit Zulassung. Ich hab mir damals nichts dabei gedacht und lasst mich euch sagen, meine Kindheit war dadurch noch verrückter als ohnehin schon. Wenn man sich verloren fühlt und mit einem Fisch im Glas Gespräche führt, kommt selten etwas Gutes dabei heraus. Vertraut mir, ich rede aus Erfahrung.
Jetzt bin ich ein erwachsener Mann und ich kann wohl nicht genug betonen, wie sehr mein Leben seit damals eine 180 Grad Wendung gemacht hat. Und nicht zum Besseren, da ging es drunter und drüber, teilweise sogar noch heute. Viele Menschen kommen auf mich zu und fragen mich über Dinge aus, die ich nicht nach ihrer Zufriedenheit beantworten kann. Ständig wollen die Leute, dass du ihnen Einsicht in deine Welt gibst, obwohl man weiß, egal was man ihnen mitteilt, sie werden es nicht verstehen können.
Trotzdem erzähle ich jetzt einiges über mich, dazu habe ich mich dann doch breitschlagen lassen. Wie zufrieden ihr aus dieser kleinen Erzählung herausgeht, kann ich euch nicht beantworten. Seit allerdings vorgewarnt, ich bin nicht wie jedermann.
Ach, ist es nicht schön, etwas Besonderes zu sein?
Meine Eltern würden euch jetzt sagen, dass das keineswegs der Fall ist. Allerdings bin ich der Ansicht, dass ihre Meinung nichts zählt. Zum einen, weil sie den Sachverhalt nicht objektiv betrachten könnten und darüber hinaus, gar nicht mehr unter uns weilen.
Objektivität ist sowieso eine Lüge. Und die Wahrheit? Ganz ehrlich, was soll das überhaupt sein – Wahrheit? Wer bestimmt, was wahr ist und was nicht? Ist es eine Lüge, nur weil es nicht wahr ist?
Naja, ich will hier nicht ins Philosophische abschweifen.
Also, womit soll ich beginnen?
J.C.
Auf den ersten Blick wirkt unser Protagonist nicht gerade besonders. Ein schmächtiger Zwölfjähriger, der seine Klappe oft weit aufreißt und nicht weiß, wann Schluss ist. Er ist zwar flink und clever, aber das hat ihn bis jetzt auch nichts geholfen. In der Schule wird er ständig rumgeschupst und verprügelt, doch er nimmt es hin. Es gibt eben eine Hierarchie und er schien ganz unten zu stehen. Trotzdem genoss er es seine Mitmenschen aufzuregen, zu sehen, wie weit sie ihn gehen lassen. Selbst wenn sie ihre Wut an ihm ausließen, es hatte etwas in ihnen ausgelöst, dem sie nicht entkommen konnten. Deshalb zahlte es sich aus. Jeden Schlag, den er kassierte, hatte er sich redlich verdient, es bedeutete für ihn, dass sein Gegenüber geistige Schwäche zeigte, sonst würden seine Worte nicht solche heftigen Reaktionen hervorrufen.
Ganz anders sah es bei dem Jungen zu Hause aus. Für Außenstehende wäre er vermutlich unsichtbar oder nie dagewesen. Kaum einen Mucks gab er von sich, in den Jahren seines jungen Lebens hatte er gelernt, dass er in seinen eigenen Vier-Wänden besser still ist. Das macht es einfacher. Seine Eltern waren nämlich leicht zu erzürnen, selbst ohne sein Zutun. Außerdem gab es einen kleinen Unterschied, denn seine Eltern waren keine Fremden, denen er nie mehr unter die Augen treten musste, sobald er diesen den letzten Nerv geraubt hatte. Auch wusste er, dass er nur diesen Ort hatte, eine kleine Wohnung, die für ihn grau und düster wirkte. Die Aura erdrückte ihn und schien ihn runterzuziehen. Mit jedem Tag breitete sie sich mehr und mehr aus, sie wurde dichter, wie Herbstnebel im Wald, und erschwerte das Atmen. Überleben war anstrengend, aber es war das Einzige, das ihm bekannt war.
Er war auf sich gestellt, keine andere Seele, auf die er sich verlassen hätte können, die ihn nicht schaden oder ausnutzen wollte.
Dementsprechend war der Junge früh erwachsen geworden, zumindest in einigen Aspekten, denn ein Kind ist nun mal ein Kind. Als solches bildete er sich eigene Ansichten über die Welt, die ihm weder Sonnenlicht noch Regenbögen bieten konnte. Er hatte seine Umstände schon vor einiger Zeit akzeptiert, sie in seinen Alltag inkludiert und sie als „normal“ umdefiniert. Aber eine Glut kann schnell entfachen und zu einem brodelnden Feuer werden, das sich ausbreitet und alles um sich herum verschlingt. Eine solche Glut schlummerte noch in ihm, auch wenn sie schon lange vergessen war.
Trotz allem stand die beste Zeit für den Außenseiter vor der Tür. Während sich die meisten Kinder seines Alters in den Sommerferien auf einen gemeinsamen Familienurlaub freuen, oder endlich mehr Zeit für Verabredungen mit ihren Freunden haben, konnte er es kaum erwarten, sich diese Monate allein und abgeschottet zu vertreiben. So saß er aktuell in der letzten Stunde des letzten Schultages, wo er gebannt auf die Uhr starrte. Alles hatte er ausgeblendet, fast konnte er das Ticken der Uhr hören. Nur noch wenige Minuten, dann war er erlöst. Aus diesen Minuten wurden schnell Sekunden und das Läuten beendete seine Anspannung. Die Mehrheit der Klassenkameraden war schnell verschwunden, es wunderte ihn nicht, dass er auf dem Weg aus dem Klassenzimmer hinaus über einen Fuß stolperte und sich am Boden fand. Der Rüpel, einer der größeren Schüler, welcher schon mehrmals die Klasse wiederholen musste, hatte es schon seit Beginn auf ihn abgesehen. Der Junge kümmerte sich gar nicht darum, nach seinen Namen zu fragen, geschweige denn ihn sich zu merken, auch wenn sie schon vor längerem Bekanntschaft geschlossen hatten. Warum sollte ich mir den Namen von jemanden merken, der für mich keinen Wert hat? Der Rüpel grinste ihn von oben herab böse an und machte ihr Verhältnis aufs Neue deutlich. „Genieß deine freie Zeit, Loser – und bete, dass wir uns nicht zu oft über den Weg laufen!“ Mit einem gekünstelten Lachen verließ er, begleitet von zwei weiteren seiner hirnlosen Anhänger, den Raum. Huh? Heute war er ja fast nett...
Mit diesen Gedanken schlenderte er durch die Gänge, die sich schnell geleert hatten und trat ins Freie. Die Sonne schien, der Himmel war blau und der Wind war angenehm. Während die Wolken am Himmel vorbeizogen und in Bewegung waren, stand er wie angewurzelt da. Irgendwie fand er das Wetter an diesem Tag schön, beinahe hätte er es genossen. Er hatte es nicht eilig mit dem Antritt des Heimwegs. Er beschloss das Beste aus heute zu machen und vielleicht tat ihm die frische Luft ja doch gut. Die Schaukeln auf dem Spielplatz waren frei, normalerweise waren hier immer viele kleine Kinder, sodass ihn das Geschrei nervte und er dem Lärm entkommen wollte. Es schien daher so, als hätte er heute einfach Glück gehabt.
Da er sonst allerdings vom Pech verfolgt wurde, wusste er, dass es sich hier bloß um die Ruhe vor dem Sturm handelte. Wer konnte ahnen, wie lange diese anhielt? Bestimmt nicht lange... und eines sollte gesagt sein, der Bursche war ein Opportunist. Timing ist alles – man muss nur wissen, was man daraus macht.
Das war also der Beginn der Sommerferien. Eine neue Zeit, die anbrach und viele Veränderungen mit sich brachte.
Die ersten Tage vergingen schnell, doch er hatte vergessen, wie präsent seine Eltern manchmal sein konnten. Der Junge brauchte also auch relativ bald eine Pause von seinem sogenannten zu Hause, wenn er nicht den Verstand verlieren wollte. Deshalb fand er sich alleine im Wald wieder, wo er in Gedanken versunken durch die Gegend schlich. Die Zweige und Blätter warfen ein Schattengitter, durch das hier und da Licht blitzte und ihn vorübergehend blendete. Die Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt und stieß während dem Wandern kleine Steinchen, die ihm im Weg lagen, fort. Im Vergleich zu der letzten Woche hatte es etwas abgekühlt, sodass er sich über sein T-Shirt etwas überziehen musste. Es war ein äußerst kühler Sommer.
In gewisser Weise war er dankbar dafür, denn es trieben sich deutlich wenigere Menschen herum. Daher konnte er die Stille im Wald auskosten, keine Störungen oder Ablenkungen, die vorhanden gewesen wären. Das Einzige, was zu hören war, waren Tiere, die sich versteckt hielten, das Rascheln der Blätter und...war das das Rauschen eines Baches?
Die Neugier hatte ihn schnell übermannt, denn er nahm selten dieselbe Route zweimal, so war ihm noch nie ein Bach oder ähnliches untergekommen. Seine Schritte wurden schneller und trugen ihn über den unebenen Boden, der nach feuchter Erde roch. Kurz musste er anhalten und erneut hören, um die Orientierung nicht zu verlieren, doch es klang eindeutig so, als wäre der Ursprung des Geräusches links von ihm. Da verfiel der Junge in einen Laufschritt, den er mit zunehmenden Metern, die er hinter sich brachte, beschleunigte.
Tatsächlich, er hatte Recht behalten. Leicht ging es dort bergab und auf der anderen Seite, durch den kleinen plätschernden Bach dazwischen getrennt, wieder hinauf. Das Wasser war klar und rein, ohne Mühe konnte man auf den Grund sehen. Ebenso war er nicht tief, wenn er hineinginge, würde der Wasserspiegel nur leicht über seine Knöchel reichen.
Eine Weile hockte er am Rand und sah ins Wasser, er hatte damit gerechnet, dass irgendwelche Tierchen entlang schwimmen würden, doch da kamen keine. Aus diesem Grund betrachte er nur das Wasser und versuchte sein Spiegelbild zu sehen, doch die leichte Strömung reichte aus, um es zu verzerren und unscharf zu machen. Er wartete.
Worauf? Das wusste er nicht.
Aber es fühlte sich richtig an. Einfach zu warten.
Die Zeit floss dahin. Genau wie das Wasser in dem Bach. So wie jenes Wasser, dass ihm durch die Finger glitt, sobald er die Hand hineinsteckte, glitt ihm auch die Zeit davon.
Aber langweilig wurde ihm nicht. Er ließ die Hand im Wasser. Es war eisigkalt. Trotzdem verspürte er keinen Drang, seine Hand wieder ins Trockene zu bringen und zu wärmen. Nein, die Kälte war angenehm, sogar beruhigend. Seine Augen hatten längst den Fokus verloren und starrten ins Leere.
Doch da! Dieser kleine, bunte Fleck. Dieser erregte seine Aufmerksamkeit und seine Gedanken fanden wieder zurück ins Jetzt. Hatte er sich zuvor doch sehnsüchtig gewünscht, dass etwas vorbeizieht, so war er nun verwundert. Er musste zweimal seinen Blick auf den orangen Tupfen richten, um sich wirklich sicher zu sein. Jemand hatte wohl an einer anderen Stelle des Baches einen Goldfisch ausgesetzt, anders konnte es sich der Junge nicht erklären, warum diese Art von Fisch hier zu finden wäre. Der kleine Fisch bewegte sich elegant durch das Wasser und meisterte die Strömung mit Leichtigkeit. Er wurde nicht sofort mitgerissen, sondern schwamm in Kreisen, mal gegen die Strömung, mal mit ihr. Man merkte, dass das Lebewesen in seinem Element war.
Der Junge war fasziniert, er konnte nicht wegsehen, derartig gebannt war er von dem Schauspiel vor sich. Er verspürte dieses Jucken, wie ein Reiz, der immer stärker wurde und sich nicht in Luft auflösen wollte. Er hatte das Verlangen, nie mehr wegsehen zu müssen, eine Welt, in die er eintauchen und verschwinden konnte.
Der Moment konnte nicht ewig dauern, soviel war ihm klar – aber irgendwie fühlte er eine plötzliche Verbundenheit, mit dem Wasser und mit dem kleinen Goldfisch. Das einzige Wesen in diesem Bach, auf gewisse Weise war dieser Fisch genauso ein Außenseiter wie er.
Warum sollten sie ihre Einsamkeit also nicht zu zweit erdulden?