Gossip Girl 1 - Cecily Ziegesar - E-Book

Gossip Girl 1 E-Book

Cecily Ziegesar

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Beschreibung

Mit Genuss berichtet das anonyme Gossip Girl von jedem noch so pikanten Detail aus dem Leben von Serena, Blair und ihren Freunden. Und mal ehrlich: Wer will nicht dabei sein, wenn es hinter den Fassaden der luxuriösen Appartements auf der Upper East Side so richtig zur Sache geht?

Die superhübsche Serena, das Luxus-Mädchen aus der Glamourclique, ist aus dem Internat geflogen und wieder zurück in New York. Dort verdreht sie allen Kerlen den Kopf, was Blair rasend eifersüchtig macht. Sie setzt die wildesten Gerüchte über Serena in Umlauf. Bald will aus der Clique niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben. Doch Serena ist blond, aber nicht blöd: Sie betört Nate, die große Liebe ihrer früher besten Freundin Blair …

Frecher Blick hinter die Kulissen der Reichen und Schönen!

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Seitenzahl: 270

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Inhaltsverzeichnis
 
DIE AUTORIN
Von Cecily von Ziegesar ist bei cbt und cbj erschienen:
Lob
 
gossipgirl.net
die meisten skandalgeschichten beginnen auf einer party. so auch diese
eine stunde sex verbrennt 360 kalorien
s ist zurück!
s & n
 
gossipgirl.net
jauchzet...
noch ein fan
in jeder vogelscheuche schlägt das herz einer unheilbaren romantikerin
power lunch
 
gossipgirl.net
nachrichten nach dem pieps
das leben ist zerbrechlich und absurd
n bekommt eine e-inladung
 
gossipgirl.net
s versucht, mehr aus sich zu machen
ein soziales gewissen ist ein sanftes ruhekissen
vom winde verweht... und verschmäht
 
gossipgirl.net
s wird in der cafeteria abserviert
puff! ein traum zerplatzt
fan trifft star hautnah
 
gossipgirl.net
bargeflüster
fast ist nicht ganz...
läuft noch was zwischen s & n?
 
gossipgirl.net
die westside zu besuch bei barneys
frühstückseier
 
gossipgirl.net
spontaner aktionismus
rot oder schwarz – zwei welten
kiss on the lips – endlich
währenddessen im »five and dime«
alles wie gehabt: b kotzt und n ist breit
s und d rocken
neue horizonte
 
gossipgirl.net
 
Copyright
DIE AUTORIN
Cecily von Ziegesar weiß genau, wovon sie schreibt. Wie ihre Figuren besuchte sie eine Eliteschule der New Yorker Oberschicht und gehörte zum Kreise der Erlauchten. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Brooklyn.
Weitere Informationen zu Gossip Girl unter www.gossipgirl.de
Von Cecily von Ziegesar ist bei cbt und cbj erschienen:
Gossip Girl – Ist es nicht schön, gemein zu sein? (Band 1)
Gossip Girl – Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt! (Band 2)
Gossip Girl – Alles ist mir nicht genug (Band 3)
Gossip Girl – Lasst uns über Liebe reden! (Band 4)
Gossip Girl – Wie es mir gefällt (Band 5)
Gossip Girl – Ich lebe lieber hier und jetzt (Band 6)
Gossip Girl – Sag niemals nie (Band 7)
Gossip Girl – Lass uns einfach Feinde bleiben (Band 8)
It-Girl – Jung, sexy und beliebt
»Wo liegt der Unterschied zwischen Tratsch und Klatsch?« »Oh, Klatsch ist so charmant! Tratsch dagegen ist moralinsaurer Klatsch und damit langweilig.«
 
OSCAR WILDE, Lady Windermeres Fächer
gossipgirl.net
themen ◀ zurück weiter ▶ eure fragen antworten
erklärung: sämtliche namen und bezeichnungen von personen, orten und veranstaltungen wurden geändert bzw. abgekürzt, um unschuldige zu schützen. mit anderen worten: mich.
 
 
 
 
ihr lieben!
 
 
habt ihr euch schon mal gefragt, wie die wahrhaft auserwählten wirklich leben? ich kann es euch erzählen, denn ich gehöre dazu. ich spreche hier nicht von models oder filmstars, musikalischen wunderkindern oder mathegenies. ich spreche von menschen, die in dieses leben hinein geboren werden – von uns, die wir alles besitzen, was man sich nur wünschen kann, und das für total selbstverständlich halten.
 
willkommen in new york city, genauer gesagt auf der upper east side, wo meine freunde und ich wohnen, zur schule gehen, spaß haben und schlafen – manchmal auch miteinander. wir leben in riesigen apartments mit eigenem zimmer, eigenem bad und eigenem telefon. wir haben unbegrenzt zugriff auf geld, alkohol und alles, wonach uns sonst noch gelüstet, und weil unsere eltern selten zu hause sind, können wir meistens tun und lassen, was wir wollen. wir sind gebildet, haben das klassisch gute aussehen unserer erzeuger geerbt, tragen die angesagtesten designer und verstehen was vom feiern. unsere scheiße stinkt genauso wie eure, aber man riecht sie nicht, weil hausmädchen auf unseren klos stündlich eine erfrischende duftnote versprühen, die von französischen parfümeuren exklusiv für uns kreiert wurde.
 
es ist ein luxusleben – aber, hey, irgendjemand muss es ja führen.
 
wir wohnen alle nur ein paar minuten vom metropolitan museum of art auf der fifth avenue entfernt und haben es auch nicht weit zu unseren exklusiven jungen- und mädchenschulen, wie der constance-billard-schule, auf der wir fast alle sind. selbst in verkatertem zustand sieht die fifth avenue grandios aus, wenn morgens das sonnenlicht auf den köpfen der sexy jungs von der st.-jude-schule schimmert.
 
doch etwas ist faul rund um die museumsmeile …
 
gesichtet
B mit ihrer mutter vor takashimaya im taxi sitzend und streitend. N mit fettem joint auf der treppe des metropolitan. C, die sich bei barneys neue schuhe für die schule holt, sowie ein uns irgendwie bekanntes, großes, beunruhigend blondes mädchen, das in der grand central station einem zug aus new haven entsteigt. geschätztes alter: siebzehn. könnte es...? ist S etwa zurück?!
 
das mädchen, das aufs internat geht, rausfliegt und zurückkommt
 
ja. S ist zurück aus dem internat. ihr haar ist länger. heller. der unergründliche blick ihrer blauen augen zeugt von wohlgehüteten geheimnissen. sie ist so cool angezogen wie früher, wenn die sachen auch vom neuenglischen sturmwind etwas ramponiert sind. heute morgen hörte man den widerhall ihres lachens auf der treppe vom metropolitan, wo wir nie mehr sitzen werden, um uns eine schnelle kippe und einen latte macchiato zu genehmigen, ohne sie zu sehen, die uns von gegenüber aus der wohnung ihrer eltern zuwinkt. seit neuestem kaut sie nägel, was uns ziemlich stutzig macht, und obwohl wir alle danach lechzen zu erfahren, wieso sie aus dem internat geflogen ist, werden wir sie nicht fragen. weil wir es lieber gehabt hätten, sie wäre dortgeblieben. doch es gibt keinen zweifel: S ist wieder da.
 
ich schlage einen sofortigen uhrenvergleich vor, nur zur sicherheit. denn wenn wir uns nicht vorsehen, wird S unsere lehrerlnnen um den finger wickeln, wird genau das kleid tragen, in das wir nicht reinpassen, sich die letzte olive schnappen, sex in den betten unserer eltern haben, campari auf unseren perserteppichen verschütten, unseren brüdern und freunden die herzen brechen – kurz, uns das leben versauen und allen maximal schlechte laune machen.
 
ich werde sehr genau zusehen. uns allen zusehen. es liegt ein wildes und wüstes jahr vor uns. ich kann es riechen.
kuss gossip girl
die meisten skandalgeschichten beginnen auf einer party. so auch diese
»Ich hing heute den ganzen Vormittag in meinem Zimmer rum und hab Kinderkanal geschaut, bloß um nicht mit denen frühstücken zu müssen«, erzählte Blair Waldorf ihren beiden Busenfreundinnen und Klassenkameradinnen an der Constance-Billard-Schule, Kati Farkas und Isabel Coates. »Meine Mutter hat ihm ein Omelett gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass sie überhaupt weiß, wie der Herd angeht.«
Blair klemmte sich ihre langen dunkelbraunen Haare hinter die Ohren und schwenkte das schwere Whiskyglas mit dem feinsten Scotch ihrer Mutter. Es war schon ihr zweiter.
»Was lief denn?«, fragte Isabel und zupfte ein loses Haar von Blairs schwarzem Kaschmir-Cardigan.
»O Mann, das ist doch so was von egal.« Blair stampfte mit dem Fuß auf. Sie trug ihre neuen schwarzen Ballerinas. Schulmädchenschick, sehr nett und adrett, aber sie konnte sich das erlauben, weil sie im Falle eines spontanen Meinungsumschwungs nur ihre trashigen, spitzen Overknees-Stiefel und den von ihrer Mutter gehassten silbern glänzenden Minirock anziehen musste – und Simsalabim: Popstar, Sexkitten. Miau.
»Es geht darum, dass ich den ganzen Vormittag in meinem Zimmer festsaß, weil sie so in ihren widerlichen Romantik-Brunch vertieft waren. Sie waren sogar im Partnerlook. Rote Seidenkimonos. Nicht mal geduscht hatten sie.« Blair nahm noch einen großen Schluck. Die Vorstellung, dass ihre Mutter mit diesem Mann schlief, war für sie nur zu ertragen, indem sie sich betrank – massiv betrank.
Zum Glück entstammten Blair und ihre Freundinnen Kreisen, in denen man mit der gleichen Selbstverständlichkeit trank, mit der man sich die Nase putzt. Ihre Eltern vertraten den liberal-europäischen Standpunkt, dass Jugendliche, denen Alkohol schon früh frei zur Verfügung steht, auch entsprechend früh lernen, damit umzugehen. Weshalb Blair und ihre Freunde trinken durften, was und wann sie wollten, vorausgesetzt man merkte es ihnen nicht an und sie blamierten sich und die Familie nicht durch öffentliches Kotzen, Pinkeln oder Randalieren. Dasselbe galt für Dinge wie Sex oder Drogen – solange der Schein gewahrt blieb, sagte keiner etwas.
Ja, ja – nur Geduld. Dazu komme ich auch noch.
Der Mann, über den sich Blair so aufregte, hieß Cyrus Rose und war der neue Freund ihrer Mutter. In diesem Augenblick stand Cyrus Rose gerade auf der anderen Seite des Salons und begrüßte die Dinnergäste. Er sah aus wie jemand, der den Kunden eines exklusiven Kaufhauses wie Saks 5th Avenue beim Schuhkauf behilflich sein könnte – haarlos, wenn man von einem buschigen Schnauzer absah, mit einem Schmerbauch, den ein glänzend blauer Zweireiher kaum kaschierte. Er klimperte ständig mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche, und wenn er sein Jackett auszog, sah man unter den Achseln riesige, fiese Schweißflecken. Er hatte ein lautes Lachen und war ausgesprochen liebenswürdig zu Blairs Mutter. Aber er war nicht Blairs Vater. Blairs Vater war letztes Jahr abgehauen. Nach Frankreich. Mit einem anderen Mann.
Ohne Witz. Die beiden wohnen auf einem Château und bewirtschaften einen Weinberg. Eigentlich ja eine ziemlich coole Sache, oder?
Natürlich war Cyrus Rose an all dem völlig unschuldig, was Blair allerdings egal war. Soweit es sie anging, war Cyrus Rose ein extrem nervtötender, fetter Loser.
Doch heute musste Blair Cyrus Rose tolerieren, weil ihre Mutter die Dinnerparty ihm zu Ehren gab und alle Freunde der Waldorfs gekommen waren, um ihn kennen zu lernen: das Ehepaar Bass mit den beiden Söhnen Chuck und Donald, Mr Farkas und seine Tochter Kati, der bekannte Schauspieler Arthur Coates mit Titi, seiner Frau, und den Töchtern Isabel, Regina und Camilla, Captain Archibald mit Gattin und Sohn Nate. Fehlten nur noch Mr und Mrs van der Woodsen, die ohne ihre Kinder erwartet wurden. Serena war in Blairs Alter und ging aufs Internat, Erik studierte.
Blairs Mutter, die für ihre Dinnereinladungen gerühmt wurde, empfing heute zum ersten Mal seit ihrer eher unrühmlichen Scheidung wieder Gäste. Das Waldorf’sche Penthouse war während der Sommermonate aufwändig in dunklen Rot- und Schokoladentönen neu gestaltet worden und mit Kunstwerken und Antiquitäten angefüllt, die jeden beeindrucken mussten, der etwas davon verstand. In der Mitte des Tischs im Esszimmer stand eine bombastische Silberschale, in der weiße Orchideen, Weidenkätzchen und Kastanienzweige arrangiert waren – modernes Ikebana von Takashimaya, dem japanischen Edelkaufhaus auf der Fifth Avenue. Auf jedem der hauchdünnen Porzellanteller lag eine golden bedruckte Platzkarte. In der Küche sang die Köchin Myrtle dem Soufflé Bob-Marley-Songs vor und das etwas verschusselte irische Hausmädchen Esther hatte bislang – Gott sei Dank – niemandem Scotch über die Kleidung geschüttet.
Dafür war Blair bald so weit. Wenn Cyrus nicht langsam aufhörte, ihren Freund Nate zu belästigen, würde sie rübergehen und ihm den Inhalt ihres Glases über die geschmacklosen italienischen Slipper schütten müssen.
»Du und Blair, ihr beiden seid jetzt schon eine ganze Weile ein Paar, was?« Cyrus knuffte Nate in den Oberarm. Er versuchte, den Burschen etwas aufzulockern. Diese jungen Leute von der Upper East Side waren alle viel zu verkrampft.
Ja, denkst du. Gib ihnen ein bisschen Zeit.
»Und? Macht ihr es denn schon miteinander?«, fragte Cyrus.
Nate wurde so rot wie der rote Polsterstoff des französischen Sessels aus dem 18. Jahrhundert, neben dem er stand. »Äh, wir kennen uns ja quasi schon, seit wir auf der Welt sind«, stammelte er. »Aber so richtig zusammen sind wir erst seit einem Jahr. Wissen Sie, wir wollen die Beziehung nicht aufs Spiel setzen, indem wir irgendwas überstürzen.« Nate wiederholte nur das, was Blair ihm jedes Mal antwortete, wenn er sie auf das Thema Sex ansprach. Aber schließlich war der Mann, mit dem er da redete, der Freund der Mutter seiner Freundin. Was hätte er ihm denn sagen sollen? »Hör mal, Alter, wenn’s nach mir ginge, würden wir hier nicht rumstehen, sondern längst poppen.«?
»Ja, ja. Verstehe«, sagte Cyrus Rose. Er legte Nate eine fleischige Hand auf die Schulter. Am Handgelenk trug er einen dieser Goldarmreife von Cartier, die verschraubt und dann nie wieder abgenommen werden – in den Achtzigern waren die Dinger mal extrem angesagt, heutzutage eher weniger. Es sei denn, man ist tatsächlich auf den Achtziger-Retro-Hype reingefallen. Hallo?
»Darf ich dir mal einen Tipp geben?«, fragte Cyrus, was Nate natürlich schlecht ablehnen konnte. »Hör nicht auf das, was Mädchen dir sagen. Mädchen wollen überrascht werden. Du musst nur dafür sorgen, dass es spannend bleibt, verstehst du?«
Nate nickte stirnrunzelnd. Er grübelte darüber nach, wann er Blair zuletzt überrascht hatte. Aber außer der Eistüte, die er ihr mal mitgebracht hatte, als er sie vom Tennistraining abgeholt hatte, fiel ihm nichts ein. Das war schon über einen Monat her und überraschungstechnisch eher nicht so der Bringer. Wenn er so weitermachte, würden er und Blair nie zusammen in der Kiste landen.
Nate war einer dieser Jungs, bei denen man ganz genau weiß, was sie denken, wenn man sie anschaut: Das Mädchen da starrt mich an, weil ich so spitzenmäßig aussehe. Trotzdem wirkte er nicht eingebildet. Er konnte nichts für sein spitzenmäßiges Aussehen. Der Arme war eben so auf die Welt gekommen.
An diesem Abend trug Nate den moosgrünen Kaschmirpulli mit V-Ausschnitt, den Blair ihm zu Ostern geschenkt hatte, als ihr Vater sie beide für eine Woche nach Sun Valley zum Skifahren eingeladen hatte. Sie hatte Nate gleichzeitig auch symbolisch ihr Herz geschenkt, indem sie heimlich ein kleines goldenes Herz in den Pullover genäht hatte. So würde er ihr Herz immer an seinem tragen. Blair sah sich gern als unverbesserliche Romantikerin à la Audrey Hepburn oder Marilyn Monroe in den alten Hollywoodfilmen. Sie dachte sich immer neue Handlungsstränge für den Film aus, in dem sie gerade mitwirkte – den Film ihres Lebens.
»Ich liebe dich«, hatte Blair gehaucht, als sie Nate den Pulli geschenkt hatte.
»Ich dich auch«, hatte Nate geantwortet, obwohl er sich da nicht so sicher war.
Nate sah in dem Pulli so blendend aus, dass sich Blair damals am liebsten schreiend die Kleider vom Leib gerissen hätte. Aber wie hätte das denn ausgesehen? Mehr femme fatale als Frau-fürs-Leben – also schwieg sie und versuchte, zerbrechlich und kükenhaft in Nates Armen zu liegen. Sie küssten sich ausgiebig, und ihre Wangen brannten vor Hitze und auch vor Kälte, weil sie den ganzen Tag draußen auf der Piste verbracht hatten. Nate wühlte in Blairs Haar und zog sie aufs Hotelbett herunter. Blair legte beide Arme über den Kopf und ließ zu, dass Nate sie auszuziehen begann, bis sie begriff, worauf das alles zusteuerte und dass es eben kein Film war, sondern echt. Also setzte sie sich auf, wie es sich für ein anständiges Mädchen gehört, und bat Nate aufzuhören.
Bis heute hatte sie ihn jedes Mal gebeten aufzuhören. Erst vor zwei Tagen war er nach einer Party mit einem halb geleerten Flachmann Brandy in der Tasche noch bei ihr vorbeigekommen, hatte sich neben ihr auf dem Bett ausgestreckt und »Ich will dich, Blair« gemurmelt. Wieder hätte sich Blair am liebsten schreiend auf ihn gestürzt, doch sie riss sich auch diesmal am Riemen. Als Nate leise schnarchend eingeschlafen war, stellte sie sich vor, er wäre in ihrem Film ihr Ehemann und hätte ein Alkoholproblem, aber sie würde fest zu ihm halten und ihn immer lieben, obwohl er gelegentlich nachts ins Bett pinkelte.
Blair ließ Nate nicht mit Absicht zappeln, sie fühlte sich einfach noch nicht bereit. In den Sommerferien hatten sie und Nate einander kaum gesehen, weil sie in North Carolina in einem superstrengen Tennistrainingslager gedrillt worden war und Nate mit seinem Vater vor der Küste von Maine segelte. Blair wollte sich erst ganz sicher sein, dass ihre Liebe die lange Trennung unbeschadet überstanden hatte. Sie hatte mit dem Sex bis nächsten Monat warten wollen, bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag.
Aber jetzt hatte sie genug von der Warterei.
Nate sah besser aus denn je. Das Moosgrün des Pullovers ließ seine Augen dunkelgrün schimmern und Sonne und Salzwasser hatten goldblonde Strähnchen in seine gewellten braunen Haare gebleicht. Auf einmal spürte Blair, dass sie bereit war. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Scotch. O ja. Sie war ganz eindeutig bereit.
eine stunde sex verbrennt 360 kalorien
»Na, ihr zwei, worüber unterhaltet ihr euch?« Blairs Mutter war unbemerkt neben Nate aufgetaucht. Sie griff nach Cyrus’ Hand und drückte sie.
»Über Sex.« Cyrus schmatzte ihr einen feuchten Kuss aufs Ohr.
Brrr.
»Ohh!«, quiekte Eleanor Waldorf und strich ihren voluminösen blonden Bob glatt.
Sie trug das enge, mit bleigrauen Perlen bestickte Kaschmirkleid von Armani, das sie mit Blair ausgesucht hatte, und dazu schwarze Samtpantoletten. Noch vor einem Jahr hätte sie so ein Kleid nicht tragen können, doch sie hatte zehn Kilo abgenommen, seit sie Cyrus kennen gelernt hatte. Sie sah fantastisch aus. Da waren sich alle einig.
»Sie sieht wirklich viel schlanker aus«, hörte Blair Mrs Bass leise zu Mrs Coates sagen. »Wobei ich mir sicher bin, dass sie sich auch ein kleines Halslifting gegönnt hat.«
»Garantiert. Sie trägt das Haar länger, daran merkt man es immer«, flüsterte Mrs Coates zurück. »So verdeckt es die OP-Narben.«
Im Raum vibrierte der Klatsch über Blairs Mutter und Cyrus Rose. Soweit Blair es den herumschwirrenden Satzfetzen entnehmen konnte, dachten die Freunde ihrer Mutter dasselbe wie sie, wenn sie es auch nicht mit Begriffen wie nervtötend, fett oder Loser ausdrückten.
»Rieche ich etwa Old Spice?«, raunte Mrs Coates Mrs Archibald zu. »Bitte sag mir nicht, dass der Mann allen Ernstes Old Spice benutzt!«
Old Spice ist das männliche Äquivalent von Impuls-Deospray, was wiederum bekanntermaßen das weibliche Äquivalent von billig ist.
»Ich weiß nicht«, flüsterte Mrs Archibald. »Zuzutrauen wäre es ihm.« Sie nahm sich eine kleine, mit Kabeljau-Kapern-Mousse gefüllte Frühlingsrolle von Esthers Tablett, steckte sie sich in den Mund und kaute heftig, um nicht noch mehr sagen zu müssen. Der Gedanke, Eleanor Waldorf könne etwas mitbekommen, war ihr unerträglich. Sie hatte nichts gegen ein wenig Klatsch und Tratsch einzuwenden, aber nicht auf Kosten einer alten Freundin – da hörte der Spaß auf.
Quatsch!, hätte Blair gesagt, wenn sie Mrs Archibalds Gedanken hätte lesen können. So eine Heuchlerin! Diese Leute lästerten alle für ihr Leben gern. Und wenn schon gelästert wird, darf das ruhig auch Spaß machen.
Auf der anderen Seite des Raumes zog in diesem Moment Cyrus Eleanor an sich und knutschte sie vor versammelter Gesellschaft auf den Mund. Blair krümmte sich innerlich beim Anblick dieser plumpen, pubertären Balzerei, stellte sich ans Fenster des Penthouse und sah auf die Fifth Avenue und den Central Park hinunter. Das Herbstlaub stand in Flammen. Ein einsamer Radler fuhr von der 72. kommend in den Park, bremste an der Ecke vor einem Hotdog-Stand und kaufte sich eine Flasche Wasser. Der Hotdog-Verkäufer war Blair noch nie aufgefallen. Stand er immer dort oder erst seit Neuestem? Komisch, wie oft man Dinge um sich herum gar nicht wahrnimmt.
Blair verspürte einen plötzlichen Heißhunger und wusste auch, worauf: Hotdog. Das war genau das, was sie jetzt brauchte – einen dampfend heißen Hotdog mit Senf und Ketchup und Zwiebeln und Sauerkraut – den würde sie in drei Bissen hinunterschlingen und ihrer Mutter anschließend ins Gesicht rülpsen. Wenn ihr Cyrus vor allen ihren Freunden die Zunge in den Schlund schieben durfte, konnte sie ja wohl einen blöden Hotdog essen.
»Bin gleich wieder da«, sagte sie zu Kati und Isabel.
Sie drehte sich um und marschierte in Richtung Eingangshalle durch den Raum. Ihr Plan stand fest: Jacke anziehen, rausgehen, Hotdog holen, in drei Bissen runterschlingen, zurückkommen, ihrer Mutter ins Gesicht rülpsen, noch einen Whisky trinken und dann mit Nate schlafen.
»Wo willst du denn hin?«, rief Kati ihr hinterher. Aber Blair blieb nicht stehen. Sie steuerte zielstrebig auf die Tür zu.
Nate, der sie kommen sah, konnte sich gerade noch rechtzeitig von Cyrus und Blairs Mutter loseisen, bevor sie aus dem Raum war.
»Blair?«, fragte er. »Was ist los?«
Blair blieb stehen und schaute in Nates sexy grüne Augen. Sie erinnerten sie an die smaragdbesetzten Manschettenknöpfe, die ihr Vater zum Smoking trug, wenn er in die Oper ging.
Ich hab ihm mein Herz geschenkt, dachte sie und vergaß den Hotdog. Im Film ihres Lebens hob Nate sie jetzt hoch, trug sie auf den Armen in ihr Zimmer und fiel dort über sie her.
Aber hier handelte es sich um das wahre Leben, leider.
»Ich muss mit dir reden.« Blair streckte ihm ihr Glas hin. »Schenkst du mir noch mal nach?«
Nate nahm das Glas und folgte Blair zu der marmornen Bartheke neben der Flügeltür zum Esszimmer. Nate goss ihnen beiden einen Scotch ein und ging wieder hinter Blair her durch den Salon.
»Hey, hey – wohin so eilig?«, fragte Chuck Bass anzüglich, als sie an ihm vorbeikamen. Er sah sie mit hochgezogenen Brauen an.
Blair verdrehte die Augen und trank im Weitergehen von ihrem Whisky. Nate beachtete Chuck gar nicht.
Chuck Bass, der älteste Sohn von Misty und Bartholomew Bass, sah gut aus – Typ Rasierwassermodel. Tatsächlich hatte er zum öffentlichen Missvergnügen und heimlichen Stolz seiner Eltern auch einmal in einer britischen Drakkar-Noir-Werbung mitgespielt. Abgesehen davon war Chuck der sexbesessenste Junge aus Blairs und Nates Freundeskreis. In der Neunten hatte er sich mal nach einer Party geschlagene zwei Stunden im Wandschrank des Gästezimmers versteckt, um anschließend zu Kati Farkas ins Bett zu kriechen, die so sturzbesoffen war, dass sie sich im Schlaf die ganze Zeit übergab. Chuck störte das nicht. Er befummelte sie trotzdem. Er war durch nichts abzuschrecken, wenn es um Mädchen ging.
Typen wie Chuck darf man gar nicht erst ernst nehmen, was auch keines der Mädchen tat, das ihn kannte. Andere Leute hätten sich mit einem so hochkarätigen Schleimer vermutlich gar nicht erst abgegeben, aber die Familien waren eben schon seit Generationen befreundet. Chuck war ein Bass, also ein Freund. Punkt. Sie regten sich nicht einmal mehr über den goldenen Siegelring an seinem kleinen Finger auf, über den marineblauen Kaschmirschal mit dem eingestickten Monogramm, den er zu seinem Markenzeichen gemacht hatte, oder über die zahllosen Angeberfotos von ihm, die in den diversen Häusern und Apartments seiner Eltern überall herumlagen und aus seinem Spind an der Riverside-Knabenschule quollen.
Chuck prostete Nate und Blair mit erhobenem Glas zu. »Kondome nicht vergessen!«, rief er, als sie in den langen, mit rotem Teppich ausgelegten Flur einbogen, der zu Blairs Zimmer führte.
Blair drehte den Türknauf aus geschliffenem Kristallglas. Ihre Malteserkatze Kitty Minky, die zusammengerollt auf dem roten Seidenüberwurf des Bettes lag, schreckte auf. Blair blieb auf der Schwelle stehen und ließ sich rückwärts an Nates Brust sinken. Sie griff nach seiner Hand.
In Nate keimte Hoffnung auf. Blair war so anschmiegsam, so aufreizend, hieß das etwa... würde heute noch was laufen?
Blair presste Nates Hand und zog ihn mit sich ins Zimmer. Sie stolperten übereinander, fielen aufs Bett und verschütteten dabei Whisky auf den Mohairteppich. Blair kicherte. Der Scotch, den sie in sich hineingegossen hatte, war direkt in ihre Hirnwindungen geflossen.
Gleich schlafe ich mit Nate, dachte sie übermütig. Im Juni machen wir unseren Abschluss, ab Herbst studieren wir in Yale, in vier Jahren feiern wir eine rauschende Hochzeit, nehmen uns eine supergeile Wohnung auf der Park Avenue, richten sie mit Samt- und Seidenstoffen und Fellen ein und haben dann auf Rotationsbasis in jedem Zimmer wilden Sex.
In diesem Moment hallte laut und deutlich die Stimme ihrer Mutter durch den Flur.
»Serena van der Woodsen! Das nenne ich aber eine gelungene Überraschung!«
Nate ließ Blairs Hand los und sprang auf wie ein Soldat beim Morgenappell. Blair rutschte zur Bettkante vor, setzte sich, stellte ihr Glas auf dem Boden ab und verkrallte die Hände im Bettüberwurf, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.
Sie sah zu Nate auf.
Doch der hatte ihr bereits den Rücken zugedreht und ging in großen Schritten den Flur hinunter, um festzustellen, ob es stimmte. War Serena van der Woodsen tatsächlich zurückgekommen?
Der Film, der Blairs Leben war, hatte unvermittelt eine tragische Wendung genommen. Blair presste beide Hände auf den Magen, weil sie plötzlich wieder dieser Heißhunger überkam.
Sie hätte sich den Hotdog eben doch holen sollen.
s ist zurück!
»Hallo, hallo, hallo!«, jubelte Blairs Mutter und küsste die van der Woodsens nacheinander auf die glatten, hohen Wangen.
Schmatz, schmatz. Schmatz, schmatz. Schmatz, schmatz!
»Entschuldige bitte, dass wir so unangemeldet mit Serena auftauchen«, raunte Mrs van der Woodsen und fragte besorgt: »Ich hoffe, das bringt deine Planung nicht durcheinander?«
»Aber wo denkst du hin. Das ist doch überhaupt kein Problem«, versicherte ihr Mrs Waldorf. »Bist du denn übers Wochenende hier, Serena?«
Serena van der Woodsen, die gerade dem Hausmädchen Esther ihren alten Burberry-Mantel reichte, schüttelte den Kopf. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte ihre Gastgeberin an.
Wenn Serena lächelte, lächelte sie vor allem mit den Augen – mit ihren dunklen, nahezu meerblauen Augen. Es war die Art von Lächeln, das unsereins vor dem Badezimmerspiegel nachzuahmen versucht wie kleine Vollidiotinnen. Dieses hypnotisierende, zauberhafte »Versuch doch mal wegzuschauen«-Lächeln, das sogar Supermodels erst im Laufe jahrelangen Trainings perfektionieren. Tja, Serena beherrschte es ganz von allein.
»Nein, ich bin …«, begann sie, wurde jedoch von ihrer Mutter unterbrochen.
»Serena ist zu dem Entschluss gekommen, dass das Internat doch nichts für sie ist«, erklärte sie beiläufig, als sei das Ganze eigentlich nicht der Rede wert, während sie sich die Frisur glatt strich. Sie war die personifizierte Coolness, Modell »Dame in den besten Jahren«.
Die van der Woodsens waren alle so. Groß, blond, dünn und sagenhaft selbstsicher, und was sie auch taten – Tennis spielen, sich ein Taxi heranwinken, Spagetti essen oder aufs Klo gehen -, sie taten es mit äußerster Coolness. Ganz besonders Serena. Sie war die Art von cool, die man sich nicht mit der richtigen Handtasche oder den richtigen Jeans erkaufen kann. Sie war das Mädchen, das jeder Junge haben und das jedes Mädchen sein will.
»Ab morgen geht Serena wieder auf die Constance-Billard-Schule«, verkündete Mr van der Woodsen und bedachte seine Tochter mit einem Blick aus stahlblauen Augen, der in seiner eulenhaften Mischung aus Stolz und Missbilligung strenger wirkte als beabsichtigt.
»Ach? Da wird sich Blair aber ganz schrecklich freuen«, sagte Blairs Mutter und betrachtete Serena eingehend. »Meine Güte, du siehst entzückend aus!«
cbt – C. Bertelsmann Taschenbuch Der Taschenbuchverlag für Jugendliche Verlagsgruppe Random House
 
Verlagsgruppe Random House
 
 
1. Auflage
Erstmals als cbt Taschenbuch Februar 2007
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
© 2002 für den Originaltext Alloy Entertainment © 2003 für die deutschsprachige Ausgabe
cbj Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel »Gossip Girl« bei Little, Brown and Company, New York
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Das Zitat von Oscar Wilde auf S. 5 wurde übersetzt von Bernd Eilert.
Übersetzung: Katarina Ganslandt
Lektorat: Stefanie Rahnfeld
Umschlagbild: © Jill Wachner /Jennifer Blanc
st · Herstellung: CZ
eISBN : 978-3-641-02283-9V002
 
www.cbj-verlag.de

www.randomhouse.de