Gossip Girl 4 - Cecily Ziegesar - E-Book

Gossip Girl 4 E-Book

Cecily Ziegesar

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Beschreibung

Liebe, Liebe, Liebe …

New Yorks Luxus-Szene staunt: Es gibt ihn also doch, den Mann, der das Herz von Serena länger als zehn Minuten erobern kann! Doch mal ganz ehrlich: Wer hat schon Lust auf ein Pärchen, das seine Liebe so zelebriert? Vor allem Blair geht dieses Liebesgedusel gewaltig auf die Nerven. Kleine Affären machen das Leben aus - und denen will Blair sich ausgiebig widmen.

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Seitenzahl: 316

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Inhaltsverzeichnis
 
DIE AUTORIN
Lob
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
gesichtet
uniroulette. rien ne va plus
b und j werden so etwas wie busenfreundinnen
hausaufgaben mal anders
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
wir sind einfach zu gut
eure mails
sohn aus gutem hause will shoppen gehen
sex und poesie – das passt nicht
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
innere kündigung
s ist voll verliebt
b erweist j einen kleinen liebesdienst
gleich zwei sechser im lotto. gibt’s das?
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
sind wir nicht toll?
das l-wort
gesichtet
eure mails
als wäre unser leben nicht schon aufregend genug …
jungdichter bekommt einen vorgeschmack auf ruhm
j und e auf der treppe zum erfolg
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
die verfrühte midlife-crisis des mannes
lassen die großen euch mitspielen?
eure mails
n besorgt es sich. aber so richtig
gestatten: der neue d
s hat, wonach sie suchen
v rockt anderer leute welten
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
superstar vs. wahrer star
die yales und harvards unter den reha-kliniken
eure mails
gesichtet
j und e erforschen ihre problemzonen
b steht auf echte männer
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
minderjährige millionenerbin finanziert ihre drogensucht mit pferden!
die ganze wahrheit über die fashion week
eure mails
gesichtet
gleichgesinnte treffen sich unter therapeutischer aufsicht
s trägt ihr herz auf dem t-shirt
better than naked. sogar viel besser
v posiert unter posern
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
schneeflöckchen weißröckchen
gesichtet
genau wie in »titanic«
manche mögen’s heiß
s wartete vergeblich auf ihren freund. aber egal
kifferromantik
entdecke deinen körper und dich selbst
der neue keats trifft seine neue muse
das mädchen hinter der kamera
eine audrey lässt die hüllen nicht fallen
manche mädels haben immer spaß
vielleicht muss man nicht alles ausprobieren
prinz und schutzengel kaputter, millionenschwerer waisenmädchen
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
müssen wir wirklich rotkäppchen spielen?
wo ist all der schnee hin?
eure mails
gesichtet
das sahnehäubchen auf bs tortenstück
apathie contra poesie
so viele heimliche verehrer – die mädels sind ganz gaga!!
kuscheln statt kiffen
b macht klare ansagen
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
die kunst der möglichst schmerzfreien trennung
eine info in eigener sache, die euch vielleicht überraschen wird
gesichtet
eure mails
der lebensstil der reichen und berühmten
l wie liebe
v will keine fauligen fische filmen!
s erfindet die träne neu
reha-kliniken sind die neuen wellness-oasen
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
»serena’s tears«
jungerbin vermacht drogenklinik teil ihres vermögens
eure mails
gesichtet
alles für die kunst
auftritt der diva
lasst uns mal nicht über liebe reden
 
gossipgirl.net – themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
nicht dass ihr mich für unersättlich haltet
gesichtet
 
Copyright
DIE AUTORIN
Cecily von Ziegesar weiß genau, wovon sie schreibt. Wie ihre Figurenbesuchte sie eine Elite-Schuleder New Yorker Oberschichtund gehörte zum Kreise der Erlauchten. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Brooklyn.
 
 
 
 
 
 
Weitere Informationen zu Gossip Girl unter www.gossipgirl.de
 
Von Cecily von Ziegesar ist bei cbt und cbj erschienen:
Von Cecily von Ziegesar ist bei cbt und cbj erschienen: Gossip Girl – Ist es nicht schön, gemein zu sein? (Band 1)
Gossip Girl – Ihr wisst genau, dass ihr mich liebt! (Band 2)
Gossip Girl – Alles ist mir nicht genug (Band 3)
Gossip Girl – Lasst uns über Liebe reden! (Band 4)
Gossip Girl – Wie es mir gefällt (Band 5)
Gossip Girl – Ich lebe lieber hier und jetzt (Band 6)
Gossip Girl – Sag niemals nie (Band 7)
Gossip Girl – Lass uns einfach Feinde bleiben (Band 8)
Gossip Girl – Träum doch einfach weiter (Band 9)
Gossip Girl – Das haben wir uns verdient (Band 10)
Gossig Girl – Liebt er mich? Liebt er dich? (Band 11)
It-Girl – Jung, sexy und beliebt (Band 1)
It-Girl – Berühmt und berüchtigt (Band 2)
It-Girl – Wild und gefährlich (Band 3)
»Weißt du, man fühlt sich irgendwie wohl, wenn man beschlossen hat, keine solche Hure zu sein.«
ERNEST HEMINGWAY, »Fiesta«
gossipgirl.net
themen ◄zurück weiter► eure fragen antworten
erklärung: sämtliche namen und bezeichnungen von personen, orten und veranstaltungen wurden geändert bzw. abgekürzt, um unschuldige zu schützen. mit anderen worten: mich.
 
 
 
 
 
 
ihr lieben!
 
 
der februar ist wie dieses mädchen auf meiner party von letzter woche, als meine eltern in den »zweiten flitterwochen« in cabo san lucas waren (echt arm, ich weiß). ihr erinnert euch doch: erst hat sie im gästeklo auf den spanischen marmorboden gereihert und dann hat sie sich geweigert zu gehen. wir mussten ihre dior-satteltasche und ihren bestickten schaffellmantel von oscar de la renta in den lift werfen, bis sie blickte, dass sie unerwünscht war. aber im gegensatz zu den meisten anderen orten dieser welt fällt new york – jedenfalls mein new york – nicht in die typische februardepression, die andere metropolen in trostlose, kalte betonwüsten verwandelt. wir auf der upper east side kennen das allheilmittel gegen trübsal: ein sexy abgedrehtes partykleidchen von jedediah angel, schwarze satin-manolos, der neue rote »ready or not«-lippenstift, den es exklusiv bei bendel’s gibt, ein gründliches bikini-waxing und eine satte portion selbstbräuner von estée lauder, falls unsere in den weihnachtsferien erworbene st.-barts-bräune verblasst ist.
für die meisten von uns hat das letzte halbjahr unserer schulzeit begonnen – endlich! die uni-bewerbungen sind raus und unser stundenplan ist eher leichtgewichtig mit einer täglichen doppelten freistunde. zeit genug, um bei einer modenschau vorbeizugucken – bald ist ja wieder fashion week – oder ein erholungspäuschen im penthouse einer schulfreundin einzulegen und fettarme lattes zu schlürfen, zu rauchen und schon mal das outfit für den heutigen scheiß-auf-die-hausaufgaben-feierabend zu planen. einen echten lichtblick bietet der februar allerdings. nämlich meinen ultimativen lieblingstag, der landesweit schulfreier feiertag sein sollte: valentinstag. falls ihr schon einen herzbuben euer eigen nennt, gratulation!, falls nicht, solltet ihr euch an den hottie ranschmeißen, den ihr schon den ganzen winter über mit blicken auszieht. hey, wer weiß? vielleicht erlebt ihr ja wahre liebe oder zumindest wahre lust und dann ist bald jeden tag valentinstag. ihr könnt natürlich auch allein zu hause rumhocken, irgendwelchen typen anonyme liebesbotschaften mailen und euch mit schokoherzen voll stopfen, bis ihr aus eurer lieblingsjeans von seven rausquellt. es liegt ganz bei euch …

gesichtet

S und A händchen haltend auf der fifth avenue richtung compton hotel wandelnd, wo sie jetzt fast jeden freitag in der bar anzutreffen sind, red bull mit veuve clicquot schlürfen und beseelt in sich hineinkichern, wohl wissend, dass sie weit und breit das schärfste paar sind. B, die sich weigerte, mit ihrer strahlenden schwangeren mutter ins veronique (shop für flotte umstandsmode auf der madison) zu gehen. D und V mit identischen schwarzen rollis und verknoteten beinen im angelika film center, wo sie diesen neuen schrägen, deprimierenden ken-mogul-film guckten wie zwei morbide Künstlerklone. die beiden sind ein so unsäglich perfektes paar, dass man am liebsten brüllen würde: »hey, wieso hat das so lang gedauert?« J im bus nach hause sehr nachdenklich auf ein werbeplakat für brustverkleinerungen starrend. also wenn ich in ihren doppel-d-körbchen... ähem, in ihrer haut stecken würde – ich würde keine sekunde zögern. und zu guter letzt: der überaus unwiderstehliche N im sky rink, wo er mit seinen rauchfreunden eine bekiffte runde eishockey spielte. dass er freundinnenlos ist, belastet ihn wohl nicht. na ja, schließlich könnte er, wenn er wollte, an jedem finger zehn haben...

uniroulette. rien ne va plus

wie ihr alle wisst, gibt es ein paar ekelhaft glückliche unter uns, die ihre wunsch-uni derart beeindruckt haben, dass sie schon diese woche ihren studienplatz fest zugesagt bekommen. tja, meine lieben – jetzt ist es zu spät, eure erzeuger zu bitten, der unibibliothek schnell noch einen neuen anbau zu stiften, in einem weiteren stück eurer theater-ag zu glänzen oder einen geschätzten ehemaligen zu bestechen, damit er euch dem unirektor empfiehlt. die briefe sind in der post. trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass es letztlich eine willkürliche entscheidung ist, weil wir alle prachtexemplare sind. wir sehen atemberaubend aus, sind hochintelligent, gut erzogen und eloquent, haben einflussreiche eltern und nur die allerbesten zeugnisse (von gelegentlichen ausrutschern wie internats-rausschmissen oder erst im achten anlauf bestandenen college-einstufungstests mal abgesehen). ich gebe den paar glücklichen einen rat: redet nicht zu viel darüber, okay? falls ihr auch in zukunft mit uns abfeiern wollt, nehmt in unserer gegenwart das wort »elite-uni« am besten gar nicht erst in den mund. das hören wir von unseren eltern schon zur genüge, vielen dank. nicht dass das unser wunder punkt wäre. neeein! mittlerweile leiden wir alle schwer am unibewerbungs-winter-koller. deshalb: lasst es krachen! je länger wir abends ausgehen, desto schneller rauscht der nächste tag an uns vorbei. und glaubt mir, auch die kleinste eurer schandtaten wird hier an dieser stelle von meiner wenigkeit analysiert, glamourisiert, aufgebläht und dann zum tratsch freigegeben. hab ich euch jemals enttäuscht?
 
ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
 
gossip girl
b und j werden so etwas wie busenfreundinnen
»Bloß ein paar Pommes mit Ketschup, bitte«, bestellte Jenny Humphrey bei der hundert Jahre alten bärtigen Thekenkraft Irene, die in der Cafeteria im Untergeschoss der Constance-Billard-Schule für Mädchen die Essensausgabe betreute. »Aber bitte echt nur ein paar«, betonte sie. Sie traf sich nämlich gleich zum ersten Mal mit ihrer Diskussionsgruppe und wollte von den Leiterinnen nicht für völlig verfressen gehalten werden.
Das Ganze war ein Probelauf für ein neues Projekt an der Schule. Jeweils fünf Neuntklässlerinnen und zwei Schülerinnen der Zwölften trafen sich montags in der Mittagspause und redeten über klassische Pubertätsprobleme wie Gruppenzwang, Körperwahrnehmung, Jungs, Sex, Drogen, Alkohol und alles, was den Neuntklässlerinnen auf der Seele brannte oder von den Leiterinnen für erörterungswert gehalten wurde. Die jüngeren Mädchen sollten in einfühlsamen Gesprächen von den Erfahrungen der älteren profitierten, um vernünftige Entscheidungen zu treffen und sich dämliche Ausrutscher zu ersparen, die ihre Schulkarriere ruinieren und ihre Eltern oder die Schule blamieren könnten.
Die Cafeteria der Constance-Billard-Schule hatte mit ihrer Balkendecke, den verspiegelten Wänden und den modernistischen Tischen und Stühlen aus Birkenholz mehr Ähnlichkeit mit einem hippen neuen Restaurant als mit einer Kantine. Sie war während der letzten Sommerferien saniert worden, nachdem es der Schule zu teuer geworden war, ständig Lebensmittel wegzuwerfen, weil viele der von den siffigen alten Räumen angeekelten Mädchen mittags woanders gegessen oder sich etwas mitgebracht hatten. Die ästhetische Einrichtung und die voll automatisierte Hightech-Küche waren sogar mit einem Architekturpreis prämiert worden und mittlerweile trafen sich die Mädchen wieder bevorzugt in der Cafeteria. Und das, obwohl Irene und ihre garstige, geizige Küchencrew mit den ewig dreckigen Fingernägeln weiterhin das brandneue Nouvelle-American-Cuisine-Mittagsmenü austeilten.
Jenny schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch, an denen Mädchen in blauen, grauen oder braunen Schuluniformröcken saßen, in geräucherten Wasabi-Tunfischburgern an Pommes frites aus roten Edelkartoffeln herumstocherten und sich über die Partys des Wochenendes ausließen. Sie stellte ihr Edelstahltablett auf dem runden Tisch ab, der für »Diskussionsgruppe A« reserviert war, und setzte sich mit dem Rücken zur Spiegelwand, um sich nicht beim Essen zusehen zu müssen. Sie war die Erste. Wer wohl die Gruppenleiterinnen waren? Sie blickte sich gespannt um. Angeblich hatten sich alle Mädchen aus der Abschlussklasse um das Ehrenamt gerissen, weil es eine relativ schmerzfreie Methode war, den Unis zu beweisen, wie sehr man sich selbst im letzten Halbjahr noch an der Schule engagierte. So was machte sich immer gut, auch wenn die Bewerbungen schon eingereicht waren. Man konnte sich Zusatzlorbeeren verdienen, indem man nichts weiter tat, als Fritten zu futtern und fünfzig Minuten über Sex zu reden.
Wer würde sich darum nicht reißen?
»Ach, Ginny. Hi.« Die verzickteste, arroganteste Zwölftklässlerin der ganzen Schule (wenn nicht der ganzen Welt) schob ihr Tablett auf den Tisch und ließ sich gegenüber von Jenny nieder. Blair Waldorf strich sich eine Strähne ihrer dunklen schulterlangen Haare hinters Ohr und murmelte in Richtung ihres Spiegelbilds: »Ich muss echt so was von dringend zum Frisör.« Sie warf Jenny einen flüchtigen Blick zu, griff nach ihrer Gabel und harkte damit durch den Schlagsahneklecks auf ihrem Schokotörtchen. »Ich bin eine der Leiterinnen der Diskussionsgruppe A. Bist du in A?«
Jenny nickte und umklammerte mit beiden Händen die Sitzfläche ihres Stuhls, während sie düster auf ihren Teller voll kalter, fettiger Fritten starrte. So ein Mist. Blair Waldorf war nicht nur die einschüchterndste Zwölftklässlerin der Schule, sondern auch die Ex-Freundin von Nate Archibald. Blair und Nate hatten immer als das Traumpaar gegolten. Jeder hatte geglaubt, sie würden ein Leben lang zusammenbleiben. Doch dann – seltsam, aber wahr – hatte Nate im Central Park Jenny kennen gelernt und mit ihr gekifft, und danach war es mit Blair vorbei gewesen.
Es war Jennys erster Joint gewesen und Nate ihre erste große Liebe. Sie hätte es sich vorher nicht träumen lassen, je einen älteren Freund zu haben. Und dann auch noch einen so hübschen und coolen wie Nate. Nach zwei für sie unvorstellbar schönen Monaten war sie Nate dann anscheinend langweilig geworden, und er hatte ihr grausam das Herz gebrochen, indem er sie ausgerechnet an Silvester hatte sitzen lassen. So gesehen gab es zwischen ihr und Blair Waldorf sogar eine Gemeinsamkeit – sie waren vom selben Jungen verlassen worden. Nicht dass das irgendetwas geändert hätte. Jenny war sich ziemlich sicher, dass Blair sie trotzdem aus tiefster Seele hasste.
Natürlich wusste Blair, dass Jenny die ballonbrüstige Schlampe aus der Neunten war, die ihr ihren Natie ausgespannt hatte, aber sie wusste auch, dass kurz vor Neujahr extrem peinliche Filmszenen von Jennys nacktem Stringtanga-Arsch im Internet kursiert waren, worauf Nate die kleine Nutte ruckzuck abgesägt hatte. Blair fand, Jenny hatte ihre gerechte Strafe bekommen. Sie weiterhin zu hassen, wäre ihr viel zu anstrengend gewesen.
Jenny sah von ihrem Teller auf. »Wer ist denn die andere Leiterin?«, fragte sie schüchtern. Sie wünschte sich sehnlichst, die übrigen Mädchen würden auftauchen, bevor Blair sie mit ihren makellos manikürten, pink schillernden Fingernägeln skalpierte.
»Serena.« Blair verdrehte die Augen. »Aber du kennst sie ja. Wann ist die mal pünktlich?« Sie kämmte sich mit den Fingern durchs Haar und dachte an den Frisörtermin, den sie in der doppelten Freistunde nach dem Mittagessen hatte. Sie würde sich ihre kupferroten Strähnchen mahagonibraun tönen und sich einen ultramodernen, stylishen Kurzhaarschnitt schneiden lassen; ungefähr wie Audrey Hepburn in »Wie klaut man eine Million«.
»Oh.« Jenny atmete auf. Serena van der Woodsen war zwar Blairs beste Freundin, aber kein bisschen einschüchternd, sondern richtig nett.
»Hey, Leute. Seid ihr Diskussionsgruppe A?« Eine schlaksige, sommersprossige Neuntklässlerin namens Elise Wells ließ sich auf den Stuhl neben Jenny fallen. Sie roch nach Babypuder und hatte strohige blonde Haare, die zu einem kinnlangen Pagenkopf mit dickem Pony geschnitten waren. Also genau die Art von Topfschnitt, die Kindermädchen ihren zweijährigen Schützlingen verpassen. »Ich sag euch am besten gleich, dass ich ein Essproblem hab«, verkündete Elise. »Ich krieg nichts runter, solange mir andere zugucken.«
Blair nickte verständnisvoll und schob ihr Kuchenstück zur Seite. Im Einführungsgespräch hatte Ms Doherty, die Sexualkunde-Lehrerin, den künftigen Gruppenleiterinnen eingeschärft, den jüngeren Schülerinnen zuzuhören und sich mit viel Feingefühl in ihre Lage zu versetzen. Ach? Als Blair in der Neunten gewesen war, hatte Ms Doherty im Unterricht immer bloß von ihren Ex-Freunden und all den Stellungen geredet, die sie im Bett ausprobiert hatten. Aber da Ms Doherty zu den Lehrerinnen gehörte, die Blair um ein zusätzliches Empfehlungsschreiben für Yale gebeten hatte, war sie fest entschlossen, die beste Gruppenleiterin aller Zeiten zu werden. Sie wollte von den Neuntklässlerinnen geliebt, nein, angebetet werden, und wenn eine von ihnen ein Problem damit hatte, in der Öffentlichkeit zu essen, setzte sich Blair garantiert nicht vor sie hin und stopfte sich mit Schokoladenkuchen voll. Erst recht nicht, wenn sie sowieso vorgehabt hatte, ihn nach der Mittagspause umgehend wieder rauszukotzen.
Sie zog einen Packen kopierter Blätter aus ihrer roten Bowlingtasche von Louis Vuitton. »Körperwahrnehmung und Selbstvertrauen. Das sind zwei Themen, über die wir heute reden wollen«, verkündete sie bemüht professionell und setzte gereizt hinzu: »Das heißt, falls meine Kollegin und die restlichen drei Mädels noch irgendwann aufkreuzen.« War Serena körperlich überhaupt dazu in der Lage, auch nur halbwegs pünktlich zu sein?
Anscheinend nicht.
Anscheinend doch. In einem Wirbel aus taubengrauem Kaschmir und fahl schimmerndem Blondhaar schob genau in diesem Augenblick Serena van der Woodsen ihr wohlgeformtes Hinterteil auf den Stuhl neben Blair. Die drei fehlenden Neuntklässlerinnen kamen ihr wie Küken hinterhergewackelt.
»Guckt mal, was wir Irene abgeschwatzt haben!« Serena stellte schwungvoll einen Riesenteller voll fetttriefender frittierter Zwiebelringe auf den Tisch. »Ich hab ihr gesagt, wir hätten eine Besprechung und wären alle halb verhungert.«
Blair warf Elise, die finster auf die Zwiebeln starrte und deren blondbewimperte blaue Augen sogar ganz hübsch gewesen wären, wenn sie nur einen Hauch dunkelbraune verlängernde Mascara von Stila benutzt hätte, einen mitfühlenden Blick zu. »Du kommst zu spät«, sagte sie dann vorwurfsvoll zu Serena und streckte ihr und den anderen drei Mädchen die Kopien hin. »Ich bin Blair«, stellte sie sich vor. »Und ihr seid …?«
»Mary Goldberg« – »Vicky Reinerson« – »Cassie Inwirth«, kam es im Chor von den Mädchen.
Elise stieß Jenny mit dem Ellbogen an. Mary, Vicky und Cassie waren das nervigste Dreiergespann ihres Jahrgangs. Sie bürsteten sich ständig öffentlich gegenseitig die Haare und machten grundsätzlich alles – einschließlich pinkeln – im Team.
Blair las die Überschrift auf dem kopierten Blatt laut vor. »Du und dein Körper: sich selbst wahrnehmen, annehmen und lieben lernen.« Sie blickte auf und lächelte die Neuntklässlerinnen erwartungsvoll an. »Habt ihr vielleicht irgendein Problem mit eurem Körper, über das ihr reden wollt?«
Jenny spürte, wie ihr langsam über den Hals die Röte ins Gesicht kroch, während sie sich dazu durchzuringen versuchte, ihren Arzttermin in Sachen Brustverkleinerung anzusprechen. Doch Serena, die sich gerade einen riesigen Zwiebelring in den hübschen Mund geschoben hatte, kam ihr zuvor. »Kann ich vorher noch schnell was sagen?«
Blair warf ihrer besten Freundin einen missmutigen Blick zu, aber Mary, Vicky und Cassie nickten eifrig. Alles, was Serena van der Woodsen zu sagen hatte, war interessanter als dämliche Diskussionen über Selbstwahrnehmung.
Serena stützte beide Ellbogen auf das Arbeitsblatt, legte ihr perfektes Kinn in die gepflegten Hände und blickte mit ihren großen ozeanblauen Augen verträumt auf ihr eigenes bildschönes Spiegelbild. Sie seufzte: »Ich bin ja sooo verliebt. Lasst uns über Liebe reden.«
Blair umklammerte ihre Gabel und stieß sie in den Schokoladenkuchen. Der Vorsatz, aus Solidarität mit Elise nichts zu essen, war vergessen. Serena war so was von scheiß-un-feinfühlig. Erstens war der Typ, in den sie sooo verliebt war, zufälligerweise Blairs neuer Gitarre spielender, dreadlockiger, pseudohippiehafter Stiefbruder Aaron Rose, was ja wohl völlig daneben war. Und zweitens war Blair immer noch nicht über Nate hinweg, obwohl seit November Schluss war, und die bloße Erwähnung des Wortes »Liebe« führte bei ihr zu sofortigem Brechreiz. »Ich glaube, wir sollen sie dazu bringen, über ihre Probleme zu reden, und nicht von uns selbst erzählen«, zischte sie Serena zu. Hätte sich Serena die Mühe gemacht, zum Einführungsgespräch für Gruppenleiterinnen zu gehen, hätte sie das natürlich selbst gewusst.
Aber sie hatte das Treffen ja lieber geschwänzt, um mit Aaron ins Kino zu gehen, und Blair hatte sie, gutmütig wie immer, gedeckt. Sie hatte Ms Doherty erzählt, Serena hätte schlimme Migräne, und sie würde persönlich alle wichtigen Punkte mit ihr durchsprechen, sobald es ihr wieder besser ginge. Es war immer dasselbe. Wenn Blair jemandem einen Gefallen tat, musste sie es hinterher meist bitter bereuen.
Was irgendwie erklärt, weshalb sie die meiste Zeit so eine üble Zicke war.
Serena zuckte ihre für Haltertops wie geschaffenen Schultern. »Aber Liebe ist ein viel besseres Thema als Körperwahrnehmung. Das haben wir in der Neunten schon zum Erbrechen durchgenudelt.« Sie sah die um den Tisch versammelten Neuntklässlerinnen an. »Stimmt doch, oder?«
»Wir sollten uns trotzdem an die vorgegebenen Themen halten«, beharrte Blair störrisch.
Serena wandte sich an die jüngeren Mädchen. »Na ja. Entscheidet ihr das.«
Mary, Vicky und Cassie warteten voller Spannung auf sensationelle Details aus Serenas Liebesleben. Elise stupste mit einem abgekauten Fingernagel zaghaft gegen einen der fettigen Zwiebelringe und zog die Hand so schnell wieder weg, als hätte sie sich verbrannt. Jenny leckte sich über ihre spröden Winterlippen. »Wenn das Thema Körperwahrnehmung ist, hätte ich, glaub ich, was dazu zu sagen«, bekannte sie mit zittriger Stimme. Blair lächelte ihr aufmunternd zu.
»Ja, Ginny?«
Jenny guckte wieder auf die Tischplatte. Wieso hatte sie überhaupt damit angefangen? Aber sie wusste, wieso: weil sie mit irgendjemandem darüber reden musste. Sie zwang sich also zum Weiterreden, obwohl ihr Gesicht vor Verlegenheit glühte und feuerrot anlief. »Am Wochenende hätte ich fast einen Termin in so einer Schönheitsklinik wegen einer Brustverkleinerung gehabt.«
Mary, Vicky und Cassie rutschten bis zur äußersten Stuhlkante vor, um bloß kein Wort zu verpassen. Diese Diskussionsgruppe war ja viel besser als erwartet – sie konnten sich nicht nur bei den beiden coolsten Mädchen der Schule die neuesten Styles abgucken, sondern bekamen auch noch massenweise Lästerstoff geliefert!
»Ich hab angerufen und einen Termin gemacht«, fuhr Jenny fort. »Aber dann bin ich nicht hingegangen.« Sie schob ihren Teller weg, trank einen Schluck Wasser und versuchte, die neugierigen Blicke der Mädchen zu ignorieren. Alle Augen waren jetzt auf sie gerichtet, obwohl es wahrlich nicht einfach war, Serena und Blair die Show zu stehlen.
Elise hob mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig einen Zwiebelring hoch, biss ein mikroskopisch kleines Stück ab und ließ ihn wieder auf den Teller fallen. »Und wieso bist du nicht hin?«, fragte sie.
»Du musst nicht antworten«, schaltete sich Blair ein. Ihr war gerade eingefallen, dass Ms Doherty ihnen ans Herz gelegt hatte, die jüngeren Mädchen nie zu drängen, sondern immer abzuwarten, bis sie von selbst über ihre Probleme redeten. Sie sah zu ihrer Mit-Gruppenleiterin hinüber. Aber Serena untersuchte gerade geistesabwesend ihre Haarspitzen auf Spliss und hatte, ihrer verträumten Miene nach zu schließen, kein Wort der Unterhaltung mitgekriegt. Blair wandte sich wieder Jenny zu und grübelte darüber nach, was sie ihr Aufmunterndes sagen könnte, damit sie nicht das Gefühl hatte, die Einzige in der Gruppe mit Busenproblemen zu sein.
»Ich wollte ja immer einen größeren. Ich hab sogar schon ernsthaft überlegt, ihn vergrößern zu lassen.« Das war noch nicht einmal gelogen. Blair hatte Körbchengröße B, hätte aber gern C gehabt.
Wer nicht?
»Was, echt jetzt?«, fragte Serena, die wieder auf der Erde gelandet war. »Seit wann denn das?«
Blair hackte wütend ein weiteres Stück von ihrem Kuchen ab. Wollte Serena etwa ihre Autorität untergraben, indem sie ihre Glaubwürdigkeit anzweifelte? »Du weißt eben auch nicht alles über mich!«, fuhr sie ihre Freundin an.
Cassie, Vicky und Mary stießen sich unter dem Tisch an. Wie geil! Serena van der Woodsen und Blair Waldorf stritten sich vor ihren Augen und sie bekamen jedes Wort live mit!
Elise fuhr sich durchs dichte blonde Haar, und man sah, wie abgekaut ihre Fingernägel waren. »Also, äh, ich finde es voll mutig, dass du uns das alles so erzählst, Jenny.« Sie lächelte sie schüchtern an. »Und ich finde es auch mutig, dass du nicht hingegangen bist.«
Blair ärgerte sich. Wieso hatte sie Jenny nicht für ihren Mut gelobt, statt das haarsträubende Geständnis zu machen, selbst mal über Silikonbrüste nachgedacht zu haben? Diesen blöden Gänsen war nicht zu trauen, nachher tratschten die das noch überall herum.
Das erinnerte sie plötzlich an eine andere Sache, die Ms Doherty mit den angehenden Gruppenleiterinnen besprochen hatte.
»Oops, wir haben ganz vergessen, uns Vertraulichkeit zu versprechen, bevor wir angefangen haben. Ihr wisst schon, dass nichts von dem, was hier gesagt wird, nach draußen dringen darf und so?«
Zu spät. Schon in wenigen Minuten würde sich jedes Mädchen an der Schule das Maul über Blairs bevorstehende Brustvergrößerung zerreißen. Ich hab ja gehört, sie will es gleich am Tag nach der Abschlussfeier machen lassen... bla, blä, blubber.
Jenny zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Von mir aus können das ruhig alle wissen.« Na ja, es war auch nicht so, als hätte sie ihre gigantischen Brüste geheim halten können. Sie stachen einem ja buchstäblich ins Auge.
Elise bückte sich nach ihrem beigen Kenneth-Cole-Rucksack. »Äh, in acht Minuten fängt die nächste Stunde an. Habt ihr was dagegen, wenn ich jetzt schon gehe, damit ich mir noch einen Jogurt holen kann?«
Serena schob ihr den Teller mit den Zwiebelringen hin. »Nimm doch noch von denen«, sagte sie großzügig.
Elises sommersprossiges Gesicht färbte sich zartrosa. Sie schüttelte den Kopf. »Nein danke, ich esse nicht in der Öffentlichkeit.«
Serena runzelte die Stirn. »Im Ernst? Ist ja komisch.« Sie zuckte zusammen, als ihr Blair den Ellbogen in die Rippen stieß. Nein, rammte. »Aua! Hey, was ist denn?«
»Wenn du beim Einführungsgespräch gewesen wärst, wüsstest du es vielleicht«, fauchte Blair.
»Also darf ich gehen?«, fragte Elise noch einmal.
Blair kam eine glänzende Idee. Wenn sie die gesamte Gruppe früher gehen ließ, würden die Mädchen sie bestimmt noch mehr lieben. Außerdem kam sie dadurch auf jeden Fall pünktlich zum Frisör. »Ihr dürft ruhig alle gehen«, sagte sie mit zuckersüßem Lächeln. »Es sei denn, ihr wollt gern noch bleiben und hören, was Serena über Liebe zu sagen hat.«
Serena streckte die Arme über den Kopf, räkelte sich und strahlte die Decke an. »Ich könnte den ganzen Tag über Liebe reden.«
Jenny stand auf. Seit Nate sie abserviert hatte, war Liebe so ungefähr das Allerletzte, worüber sie reden wollte. Komisch – sie hatte geglaubt, sie würde Blair nicht ertragen, aber jetzt war es Serena.
Elise stand ebenfalls auf und zupfte an ihrem übergroßen rosa Rollkragenpulli, als wäre er ihr zu eng. »Nicht böse sein, Serena, aber wenn ich jetzt keinen Jogurt esse, kippe ich in Geometrie gleich garantiert um.«
»Au ja, ich hol mir auch einen«, sagte Jenny, erleichtert darüber, eine gute Ausrede gefunden zu haben.
»Dann komm ich auch gleich mit.« Blair gähnte und erhob sich.
»Wo gehst du denn hin?«, fragte Serena arglos. Normalerweise verbrachten sie und Blair die luxuriöse doppelte Freistunde montags immer im Jackson Hole, tranken Cappuccinos und schmiedeten schon mal die wildesten, waghalsigsten Pläne für den Sommer nach der Schule.
»Das geht dich gar nichts an!«, blaffte Blair. Eigentlich hatte sie Serena ja fragen wollen, ob sie zum Frisör mitkäme, aber wenn sie sich wie eine verzickte Prinzessin aufführte, die sich nur für sich selbst interessierte, konnte Blair gerne auf ihre Begleitung verzichten. Sie schleuderte ihre Haare nach hinten und hängte sich die Bowlingtasche über den Arm. »Also dann, bis nächsten Montag!« Sie winkte Mary, Vicky und Cassie zu und ging hinter Jenny und Elise her zum Treppenaufgang, der auf die 93. Straße hinausführte.
Die anderen blieben in der überfüllten Cafeteria sitzen. Vicky beugte sich über den Tisch. »Also erzähl, in wen bist du so verliebt?«, fragte sie neugierig.
Mary trank einen Schluck von ihrer fettarmen Milch und nickte eifrig. »Ja, ja. Erzähl.«
Cassie zog ihr Haargummi aus ihrem hellbraunen Pferdeschwanz und band ihn noch straffer. »Erzähl uns alles!«
hausaufgaben mal anders
»Also, wie machen wir’s?« Dan Humphrey sah Vanessa Abrams, die seine beste und seit etwas über zwei Monaten auch seine feste Freundin war, fragend an. »Was willst du zuerst filmen?«
Obwohl Dan auf die renommierte Riverside-Knabenschule auf der Upper West Side ging und Vanessa auf die Constance-Billard-Schule für Mädchen, hatten sie die Erlaubnis erhalten, schulübergreifend an einem Projekt zusammenzuarbeiten. Konkret ging es um einen Film mit dem Titel »Poesie in der Mache«. Die angehende Regisseurin Vanessa würde den angehenden Dichter und gelegentlichen Hauptdarsteller ihrer Filme, Dan Humphrey, beim Verfassen und Überarbeiten seiner Gedichte filmen.
Nicht gerade kassenschlagerverdächtiges Material, aber Dan war ein so rührend verlotterter, strähniger, von Lebensangst geplagter Künstlertyp, dass sich wahrscheinlich doch Leute finden würden, die den Film sehen wollten.
Vanessa guckte mit zusammengekniffenen Augen durch den Sucher ihrer Videokamera, um die Lichtverhältnisse zu prüfen. »Setz dich einfach ganz normal mit einem von deinen schwarzen Notizbüchern an den Tisch und schreib los«, kommandierte sie. »Kannst du von dem Scheiß auf deinem Schreibtisch ein bisschen was wegräumen?«
Mit einer Armbewegung fegte Dan sämtliche Stifte, Büroklammern, Zettel, Gummis, Bücher, Camel-ohne-Filter-Packungen, Streichholzheftchen und leere Coladosen auf den braunen Teppich. Sie drehten bei ihm im Zimmer, weil die meisten seiner Gedichte zu Hause entstanden. Außerdem kam man von der Constance-Billard-Schule, die auf der East Side an der 93. Straße lag, quer durch den Central Park direkt zur Ecke 99. Straße und West End Avenue, wo die Humphreys wohnten.
»Dein T-Shirt könntest du auch noch ausziehen«, schlug Vanessa vor. »Poesie in der Mache« sollte den künstlerischen Schaffensprozess illustrieren und aufzeigen, dass das, was im endgültigen Werk nicht sichtbar ist, ebenso wichtig ist wie das, was zu sehen ist. Vanessa wollte Dan dabei aufnehmen, wie er immer wieder frustriert Seiten aus seinem Notizbuch reißt, zerknüllt und durchs Zimmer wirft. Die Zuschauer sollten mit eigenen Augen miterleben, dass Dichten – wie überhaupt jede künstlerische Ausdrucksform – nicht nur eine geistige, sondern auch eine sehr körperliche Betätigung ist. Außerdem hatte Dan so niedliche kleine Muskeln im Rücken, die Vanessa unbedingt mal filmen wollte.
Dan stand auf, zog sich bereitwillig das schwarze T-Shirt über den Kopf und warf es auf sein ungemachtes Bett, wo bereits Marx lag, der verfettete Familienkater der Humphreys. Er döste auf dem Rücken und sah aus wie ein gestrandeter, stark behaarter Wal. Die Wohnung, in der Dan mit seinem Vater, Rufus Humphrey, dem Verleger weniger bekannter Beat-Poeten, und seiner jüngeren Schwester Jenny hauste, war extrem unaufgeräumt und baufällig. Vor allem war sie durchgehend mit Katzenhaaren und Staubmäusen kontaminiert. Es war eine weitläufige, sonnendurchflutete Altbauwohnung mit hohen Decken, die allerdings seit über zwanzig Jahren nicht mehr gründlich auf Vordermann gebracht worden war. Die rissigen Wände dürsteten nach frischer Farbe, und da alle drei Humphreys selten etwas wegwarfen, waren die durchgesessenen Sofas und der ausgetretene Dielenboden mit uralten Zeitungen, Zeitschriften, längst vergriffenen Büchern, unvollständigen Kartenspielen, leeren Batterien und stumpfen Bleistiften übersät. Goss man sich eine Tasse Kaffee ein, schwamm unweigerlich ein Katzenhaar darin. Übrigens ein Problem, mit dem sich Dan ständig konfrontiert sah, weil er schwer koffeinabhängig war.
»Soll ich in die Kamera gucken?« Dan setzte sich auf seinen schäbigen Bürostuhl aus Holz und drehte sich zu Vanessa um. »Ich könnte mir das Notizbuch doch auch auf die Knie legen und so schreiben. Soll ich?« Er machte es ihr vor.
Vanessa kauerte sich vor ihn hin und schielte durch die Linse. Sie trug unter dem grauen Faltenrock ihrer Schuluniform schwarze Strumpfhosen und der borstige Zottelteppich pikste. »Ja, das ist sehr gut«, murmelte sie. Ah, wie blass und glatt Dans Brust war! Man sah deutlich jede einzelne Rippe und auch die hübsche Linie aus hellbraunem Pfirsichflaum, die sich vom Nabel abwärts in tiefere Regionen zog! Vanessa rutschte auf Knien zentimeterweise vor, um Dan so nah wie möglich zu filmen, ohne den Bildausschnitt zu ruinieren.
Dan knabberte an seinem Stift, lächelte in sich hinein und schrieb schließlich: sie rasiert sich den schädel, läuft nur in schwarz rum, bräuchte dringend neue springerstiefel und findet schminke scheiße. aber sie ist eines dieser mädchen, die an dich glauben und heimlich dafür sorgen, dass dein bestes gedicht im new yorker erscheint. man könnte wahrscheinlich sagen, dass ich sie liebe.
Wahrscheinlich konnte man auch sagen, dass das so ungefähr das Schnulzigste war, was er je geschrieben hatte, aber es war ja auch nicht für seine »Gesammelten Werke« bestimmt.
Vanessa kroch noch ein Stück näher, um Dans Knöchel zu filmen, die weiß anliefen, weil er so fieberhaft schrieb. »Was schreibst du denn?« Sie schaltete den Ton an der Kamera ein.
Er sah auf und grinste sie durch seine unordentlichen Haarsträhnen mit leuchtenden Augen an. »Kein Gedicht, bloß einen kleinen Text über dich.«
Vanessa spürte, wie ihr am ganzen Körper warm wurde. »Lies mal vor.«
Dan kratzte sich verlegen am Kinn und räusperte sich. »Okay. sie rasiert sich den schädel…«, begann er und las ihr den kurzen Abschnitt ganz vor.
Vanessa wurde beim Zuhören rot. Sie legte die Kamera ab, kroch auf Knien zu Dans Stuhl, schob das Notizbuch zur Seite und schmiegte ihren Kopf in seinen Schoß.
»Wir reden die ganze Zeit über Sex, aber wir haben es noch nie getan«, wisperte sie und ließ ihre Lippen über den rauen Baumwollstoff seiner natogrünen Cargohose wandern. »Wie wär’s mit jetzt?«
An ihrer Wange spürte sie, wie Dan den Oberschenkel anspannte. »Jetzt?« Er sah auf sie hinunter und fuhr mit dem Zeigefinger langsam am äußersten Rand ihrer Ohrmuschel entlang. Beide Ohren waren viermal durchstochen, aber sie trug keinen Ohrring. Dan holte tief Luft. Er hatte immer auf den poetischen, den richtigen Moment für sein erstes Mal warten wollen, aber womöglich war es richtig, die Poesie aus dem Moment heraus entstehen zu lassen. Und es erschien ihm passend paradox, dass er schon in einer Stunde wieder in seinem Klassenzimmer in der Riverside-Schule sitzen würde, wo sein Lateinlehrer Dr. Werd mit übertriebenem Lateinerakzent laut aus Ovid lesen würde.
Die neueste Ergänzung zum Stundenplan im Frühlingshalbjahr – eine Doppelstunde Poppen.
»Okay.« Dan nickte. »Ich bin dabei.«
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erklärung: sämtliche namen und bezeichnungen von personen, orten und veranstaltungen wurden geändert bzw. abgekürzt, um unschuldige zu schützen. mit anderen worten: mich.
 
 
 
 
 
 
ihr lieben!

wir sind einfach zu gut

es wird gemunkelt, sämtliche elite-unis hätten in geheimer absprache beschlossen, dieses jahr gar niemanden vorzeitig aufzunehmen, um ihre exklusivität zu wahren. na ja, vielleicht ist es auch bloß ein gerücht. falls ihr diese woche keine zusage bekommt, versucht es, so zu sehen: wahrscheinlich wart ihr denen zu perfekt, damit sind die einfach nicht klar gekommen. und denkt nur mal an den spaß, den wir kriegen, wenn wir alle zusammen auf irgendeiner popeligen normalo-uni landen!

sollen wir ihn ranlassen?

die vorstellung, so einen schönheits-chirurgen an mir rumschnippeln zu lassen, jagt mir tierisch angst ein. ich finde zwar auch, dass cher klasse aussieht – keinen tag älter als dreißig, obwohl sie bestimmt schon zweihundert ist. aber ich hätte einfach schiss, dass der doc einen kunstfehler macht – mir einen busen plättet oder ein nasenloch vergisst. wobei ich als echtes mädchen natürlich weiß, wie wichtig es ist, sich mit seinem äußeren wohl zu fühlen. aber überlegt mal: wie oft geht ihr die straße lang, euch kommt ein typ entgegen, ihr sagt zu eurer freundin: »guck mal der!«, und sie verzieht das gesicht so nach dem motto »freakshow, oder was?«. die geschmäcker sind eben verschieden, und wenn euch jemand anguckt und denkt: »mjam, ist die lecker«, spielt es keine rolle, wie ihr euch findet. wahrscheinlich muss man lernen, sich mit den augen der anderen zu sehen.

eure mails

hey g-girl, ich hab gehört, du hast schon eine feste zusage von dieser reinen frauen-uni bryn mawr und läufst seitdem nur noch mit dauergrinse rum, weil du in wirklichkeit nämlich eine fette, volleyball spielende lesbe bist. *lol* dorf
hallo dorf oder doof oder wie auch immer du heißt, ich werde mich weder auf dein unterirdisches humorniveau hinabbegeben noch verraten, an welcher uni ich mich beworben hab, aber meine mutter und meine schwester haben beide in bryn mawr studiert, und weißt du was? die beiden sind rattenscharf. gg
 
so, jetzt muss ich mich aber sputen und zu hause in den briefkasten spähen, ob darin möglicherweise ein wichtig und offiziell aussehender umschlag auf mich wartet, der über meine gesamte nähere zukunft entscheiden könnte. wünscht mir glück!
 
 
 
ihr wisst genau, dass ihr mich liebt
 
gossip girl
sohn aus gutem hause will shoppen gehen
Als die Französischstunde zu Ende war, rief Nate Archibald seinen Klassenkameraden an der St.-Jude-Schule ein eiliges à demain zu und hastete die Madison Avenue entlang zur Pizzabude seines Vertrauens an der Ecke 80. Straße, wo ein gewisser Holländer namens Mitchell nicht bloß mit Pizzas dealte. Zu Nates Glück pflegte die St. Jude als älteste Knabenschule Manhattans noch die schöne alte Tradition, den Schultag um zwei Uhr zu beenden, während die meisten anderen New Yorker Highschools erst um vier dichtmachten. Die Schule wollte, dass die Jungs dadurch mehr Zeit hatten, Sport zu treiben und die Berge von Hausaufgaben zu bewältigen, mit denen sie täglich heimgeschickt wurden. Allerdings hatten sie dadurch vor, während und nach Sport und Hausaufgaben auch reichlich Zeit, sich zurückzulehnen und gründlich die Birne zuzuknallen.
Bei Nates letztem Drogeneinkauf hatte ihm Mitchell, der nie ohne seine Kangol-Mütze zu sehen war, auf seine typische Sprücheklopfer-Art seine baldige Rückkehr nach Amsterdam angekündigt. Nate wollte sich deshalb vor Mitchells endgültigem Abgang noch schnell einen größtmöglichen Vorrat an süßem peruanischem Grünzeug sichern. Seine Ex-Freundin Blair hatte ihn immer als Langweiler beschimpft, wenn er bekifft dagesessen und minutenlang auf das Muster des Perserteppichs in ihrem Zimmer gestarrt hatte, statt mit ihr rumzumachen oder feiern zu gehen. Nate hatte ihr dann jedes Mal versichert, für ihn sei Gras ein reines Genussmittel, so wie für andere Leute Schokolade, und er könne jederzeit damit aufhören. Nur um ihr das zu beweisen (nicht dass er ihr noch irgendetwas beweisen müsste), nahm er sich spontan vor, radikal mit dem Kiffen aufzuhören, sobald der riesige Berg Gras aufgeraucht wäre, den er sich gleich besorgen würde. Bei sparsamem Gebrauch konnte er gut acht Wochen damit auskommen. Das war noch lang hin, und bis dahin zog er es vor, ans Aufhören keinen weiteren Gedanken zu verschwenden.
»Zwei Stücke Margarita«, bestellte er kurz darauf bei dem langen, dünnen Pizzeria-Chef mit schütterem Haar, der ein violettes T-Shirt mit dem Aufdruck »Welcome to Loserville« anhatte. Nate stützte sich auf die rote Resopaltheke und schob mit dem Ellbogen die Plastikstreuer mit dem Knoblauchsalz, den Chiliflocken und dem Oregano beiseite. »Ist Mitchell heute nicht da?«
Mitchell hatte nie ein Geheimnis aus seinem kleinen Subunternehmen gemacht. Der Chef zog seine buschigen schwarzen Augenbrauen hoch. Höchstwahrscheinlich hieß er Ray, aber obwohl Nate schon seit Jahren Margarita und Marihuana in der Pizzeria kaufte, wusste er es nicht so genau. »Mitchell ist schon weg. Du kommst zu spät.«
Nate klopfte reflexartig auf das dick gefüllte Lederportmonee von Coach in der hinteren Hosentasche. Er spürte den säuerlichen Geschmack von Panik in der Kehle. Natürlich war er nicht süchtig, aber es war auch kein prickelndes Gefühl, ohne einen Krümel Gras dazustehen, wo er sich doch eigentlich heute Nachmittag mit einer netten, fetten