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In diesem Zukunftsroman wird der Leser vom ersten Augenblick an der Gegenwart völlig entrissen um durch ganz neue Zeiten und Welten zu reisen überraschende Ereignisse und Abenteuer füllen in endloser Folge die Seiten dieses Buches. Gösta Ring, der schwedische Ingenieur, hat es nicht leicht, die großen Ideen seiner weltumstürzenden Erfindungen und Entdeckungen, solange geheim zu halten bis er in die Lage kommt, den Staub der Erde von seinem Weltraumschiff "Bladnir" zu schütteln. Inhaltsverzeichnis Das Wunder von Dalarne Der Kampf um das Siljamalm Die große Fahrt Die Abenteuer der weißen Nacht Der Marsch aus der Nacht Glück und Sonne über Värnimöki Der Rachekrieg des Wurnu-Rak Gösta Rings Heimkehr
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Seitenzahl: 956
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Gösta Ring entdeckt Värnimöki
Verschollen im Weltall
Per Krag und sein Stern
von
Dietrich Kärrner
2022 ©Verlag Heliakon
Umschlaggestaltung: Verlag heliakon
Titelbild: Pixabay (Kellepics)
Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.de abrufbar.
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Impressum
Gösta Ring entdeckt Värnimöki
Das Wunder von Dalarne
Der Kampf um das Siljamalm
Die große Fahrt
Die Abenteuer der weißen Nacht
Der Marsch aus der Nacht
Glück und Sonne über Värnimöki
Der Rachekrieg des Wurnu-Rak
Gösta Rings Heimkehr
Verschollen im Weltall
Harrende Kämpen
Der Ministerrat
Panikstimmung in Singapore
Vor neuen Ereignissen
Die Schlacht bei Karimata
Glück und Leid einer erdenfernen Liebe
Svens Fahrt zum Himmelsberg
Svens große Prüfung
Der Stern der Verdammten
Der Gefangene des Ban
Der Aufstand der Sklaven
Die schwarze Burg
Wir fahren zu Sven!
Per Krags abenteuerlicher Marsch
Der Kampf um die schwarze Burg
Das Ende der Räuber und Raumpiraten
Das große Glück von Dalarne
Per Krag und sein Stern
Die Siedler von Ringborg
Der Narr von Moland
Die Suche nach dem Sonnenland
Thage bei den guten Zwergen
Die Erstürmung der Mohrenburg
Thage Ture entdeckt das Sonnenland
Thage Ture und seine Gefangene
Björns Fahrt zu den Rowurnen
Will Hüglis Narrenfahrt
Der Gefangene von Solmarken
Die Erlösung der Romöker
Wortverzeichnis
Zu allen Zeiten hat die Sprache der Entdecker alle Erörterungen der Völker und der Wissenschaft über alles das, was der menschlichen Erkenntnis neu gegeben wurde, beherrscht. Nur vorübergehend haben Entdecker und Erfinder die lateinische und griechische Sprache zu Hilfe genommen, um ihre Erlebnisse und Ergebnisse den Völkern des Erdenballs schnell und deutlich zu vermitteln.
In diesen Zukunftsroman ist die Erfindung der Raumschifffahrt und die Entdeckung Värnimökis so ausschließlich das Werk des erwachenden Nordens, dass sich die Leser an manches schwedische Wort oder dessen Stamm gewöhnen müssen. Wir lassen daher am Schluss dieses Buches ein kleines Verzeichnis der nordischen Worte folgen.
Noch zögert die Sonne, ihre hellen Strahlen der weichenden Nacht nachzusenden. Der denkwürdige Tag, welcher der Geschichte der Menschheit einen neuen Sinn geben soll, lässt ungewöhnlich lange auf sich warten. Dunst und Nebel hüllen die schöne Landschaft Dalarne in dichte Schleier. Früher als sonst schüttet der Winter des Nordens seine ersten Schneeflocken aus. Sie schimmern im Morgenglanz der wenigen Lichter in den Straßen des kleinen verträumten Städtchens am Silja-See. Ein leichter Windzug fährt über die Wasser. Leise und träge plätschern die Wellen auf dem roten Kies des endlos flachen Strandes.
Nicht einmal der Tritt eines Wächters hallt durch die Stille der verzauberten Landschaft. Wenn der ganze Erdball unter den Leiden schrecklicher Kriege stöhnt, deren Ende nicht abzusehen ist, wenn die Städte und hätten ganzer Völker in Flammen und Rauch aufgehen, so braucht dennoch in Rättvik kein Wächter durch die Straßen zu schreiten, um Hab und Gut, geschweige denn Leib und Leben der schlafenden Bürger zu schützen. Ein Räuber, der hier Arges im Schilde führte, könnte in manches Haus gelangen, das seit Urväter Zeiten selbst in tiefer Nacht noch nie verschlossen war. Aber es gibt keine Räuber in Dalarne. So will es die ewige Ordnung am Silja-See, dem blauen Auge dieser schönen und glücklichen Landschaft.
Leise knirscht der Kies unter den Tritten eines Wanderers. Ein leises Hüsteln hallt durch die einsamen Straßen, und knarrend fällt eine Tür in das Schloss …
Alten Leuten, die nicht mehr gut schlafen können und ungeduldig auf den Morgen warten, bleibt das Geräusch nicht verborgen. Sie wissen genau, wer als einziger Mensch von ganz Rättvik infrage kommt, bei solcher Zeit seine Stüga zu verlassen.
Gösta Ring geht um.
Der alte Olsson schauert in seinem Bett zusammen. Er hat zwar nichts gegen den nachtwandelnden Nachbarn. Im Gegenteil, ihm gegenüber empfindet er etwas wie Achtung, die sich zur Verehrung steigert. Nur wenn er an die junge Brita denkt, beschleichen ihn unsichere, ja fast unheimliche Gefühle, ausgelöst von einem Ahnen, das unergründliche Tiefen in Gösta Rings Seele empfinden lässt. Sicherlich will er Brita wieder abholen, um auf den See hinauszurudern und dort den Aufgang der Sonne zu erleben.
Diese eigenartige Sehnsucht ist schon in ganz Rättvik bekannt. Erst war man erstaunt und sogar misstrauisch über solche eigenartigen Gepflogenheiten. Dann gewöhnte man sich daran, dass der neue Bürger ein tief empfindender Naturschwärmer war, und zuletzt empfand man Ehrfurcht vor den Außergewöhnlichkeiten des nimmermüden Mannes, den weder Wind noch Wetter aus der Bahn seiner Gewohnheiten und Liebhabereien zu werfen vermochten. Der alte Olsson lauscht in die Nacht hinaus, und in seinem Geist steht alles wieder auf, was er von Gösta Ring weiß, und was er mit ihm erlebte.
Er war nach Rättvik gekommen als weitläufiger Verwandter und Erbe des Nachbarn, der um eines herbstes Breite beinahe sein hundertstes Lebensjahr in der kleinen rostroten Stüga am See erlebt hätte. Gösta war guter Leute Kind und hatte sich als einer der besten Ingenieure des Landes einen geachteten Namen geschaffen. Er war keineswegs arm, und so mutete es fast sonderbar an, dass er seit Jahr und Tag sein Leben in dem alten kleinen Holzhause verbrachte. Aber es zog ihn nicht nach der Großstadt, weder nach Stockholm noch nach Upsala, wo er lange gelebt hatte.
Und doch war es ganz unmöglich, dass ihn allein seine Zuneigung zu der schönen jungen Brita in das freudlose, einsame Städtchen und die schlichte rostrote Stüga bannte. Die Frage, ob Gösta reinen Herzens sei, hatte der Alte sich schon nach tagelangem Grübeln hundertfach mit voller Überzeugung bejaht. Ebenso aber bejahte er auch, dass in diesem Menschen ein Geheimnis schlummern musste, das noch keiner von allen denen, die sich hierzulande kannten, gelüftet hatte.
Gab es im Leben dieses Mannes etwa ein dunkles Ereignis? Vielleicht gar eine unheilvolle Tat, die sein Gewissen peinigte und ihn unstet und ruhelos machte?
Nein — nein! Gösta Ring ist gut und groß, und seine Liebe zu Vrita ist ehrlich und rein …
Der alte Olsson entsteigt schwerfällig seiner Lagerstätte und hüllt sich in den dicken, schweren Schafpelz, der neben dem Kachelofen hängt. Der Ofen ist noch warm und das ist gut, denn es will Winter werden. Auf der Truhe sitzend, schaut Olsson durch die gewölbten Scheiben. Draußen liegt Schnee und die Flocken wirbeln heiter vom Himmel.
Gösta steht unten vor dem kleinen Gartenhäuschen und klopft mit einem Stock an das Geländer der Stiege, die außerhalb der Holzwand zu Britas oberer Stube führt.
»Brita, es wird Zeit. Wir wollen auf den See hinausfahren. Es wird ein herrlicher Sonnenaufgang werden.«
»Willst du wirklich bei diesem Schneetreiben fahren? Da werden wir doch kaum die Sonne sehen.«
»Wissen wir, wie es sein wird, wenn wir draußen auf dem See sind? Es war zu dieser Zeit schon oft so, und wenn die Sonne kam, gab es das herrlichste Wetter.«
»Gut — an mir soll es nicht liegen.«
Die beiden drücken sich die Hände. Dann schultern sie die Ruder und wandeln durch die Gärten nach dem See hin. Der Alte hinter dem Fenster folgt noch eine Weile mit den Blicken nach. Dann legt er sich im warmen Schaffellmantel noch einmal auf das Bett, um den Morgen zu erwarten.
Leise plätschern die Ruder in den spiegelglatten Wassern des Siljasees.
Im leichten Dämmer kann man die Gesichter schon erkennen. Aber das ist lange noch kein Tag. Wohl ist er für Gösta angebrochen, wenn er das lebensfrohe Glück in Britas Antlitz lesen kann. Auf ihren Wangen spiegelt sich die Morgenröte, obwohl sie am fernen Himmel noch nicht aufkommen will. Aus ihrem lächelnden Mund blitzen die weißen Zähne, und eine leichte Brise wirft die Schneeflocken auf ihr aschblondes Haar.
»Was ist nur, dass es gar nicht Tag werden will? Gestern um diese Zeit war es längst hell.«
»Warum bist du so ungeduldig, Gösta? Bin ich dir nicht Sonne genug …? Jetzt lächelst du so bedeutungsvoll. Willst du wie immer meinen geliebten Silja verspotten?«
»Wie oft soll ich dir schwören, dass ich gar nicht daran denke, das blaue Auge von Dalarne zu verspotten. Ich liebe den See nicht nur wegen seiner Schönheit, sondern auch deshalb, weil deine Wiege an seinem Strande gestanden hat.«
»Du lächelst wieder so, als ob ich von den Fischen gesprochen hätte, die es im See gibt oder nicht. Und es stimmt doch, dass es im Silja Fische gibt.«
Das ist der einzige Streit zwischen den beiden. Die Leute von Rättvik können es eben nicht leiden, wenn jemand an dem wunden Punkt rührt, dass ihr geliebter See so fischarm ist. Darum ist es Ehrensache, das Gegenteil mit besonderer Betonung und patriotischer Starrköpfigkeit zu behaupten.
»Ich halte gar nicht soviel von den Fischen, wie du immer glaubst, Brita. Mein Geist strebt aus dem Zeitalter der Fische heraus. In meiner Brust lebt ein unbewusstes Ahnen, dass die große Wende des Erdenschicksals unmittelbar bevorsteht. Alles, was in meiner Seele ruhelos stürmt, und drängt, gehört einem neuen Zeitalter, von dem ich weiß, dass es kommen wird …«
Brita schaut traumverloren in die Ferne. Wenn er von solchen Dingen spricht, wird sie immer von einer geheimen Angst erfüllt. Sie fürchtet etwas Fremdes in der Zukunft, das sie nicht begreifen kann. Alle Liebe und alles Vertrauen zu dem überlegenen Geiste Göstas muss sie in ihrer Seele stärken, um ein Unterbewusstsein des Misstrauens zu bezwingen, das von seiner uferlosen Fantasie und Abenteuerlust ausgeht. Sie weiß, in welchen erdenfernen Sphären sein Geist in solchen Augenblicken wallfahrtet. Ihr weibliches Gefühl sagt ihr, dass sie alle Kunst aufwenden muss, um den Erdenflüchtling festzuhalten, der so leicht den Wirklichkeiten des Lebens verloren gehen könnte.
Still gleitet der Nachen seewärts, getrieben von kraftvollen, regelmäßigen Ruderschlägen. Einige Möwen lassen sich kreischend auf dem Wasser nieder, um wieder davonzufliegen, wenn das Boot sich nähert. Brita lässt die Stricke des Steuerruders fahren, steht auf und greift in die Tasche. Dann wirft sie den Möwen Brot zu, bis sie es im Flug auffangen. Das ist ihr liebstes Spiel. Andächtig ruhen Göstas Augen auf dem lieblichen Bild.
»Um Gottes willen, Brita, setze dich! Was ist das?«
Die Ruder entgleiten seiner Hand, und er starrt unentwegt nach dem Himmel.
»Einen solchen Sonnenaufgang haben wir noch niemals erlebt.«
Staunend betrachten sie das Farbenspiel, das Himmel und Erde in seltenem Glanz erscheinen lässt. Ihre Lippen stammeln noch etwas vom Nordlicht. Dann sind sie schweigende Zeugen eines Märchens, das nur noch erstaunen aber nicht mehr denken lässt.
Naht aus der Ferne ein Wintergewitter?
Wie ein leises Pfeifen beginnt es. Dann wird es zum Rauschen und Brausen, um in einem nie erlebten Donner unterzugehen. Alle Farben, die das Menschenhirn sich vorstellen kann, färben den Himmel in tausendfältigem Zauber. Erst überwiegt in dem Meer der Farben ein graugrüner silbriger Schimmer. Dann wandelt sich das Grün in Blau und das Silber in mattes-, dann gelbes- und zuletzt fast rot glühendes Gold …
Geblendet von dem leuchtenden Glanze schließt Brita die Augen. Sie wehrt mit den Händen die feurige Glut von sich, und wie von einer Ohnmacht befallen, sinkt sie auf den Boden des Nachens nieder.
Göstas harter Wille gibt ihm in diesem Brausen und Leuchten eine übermenschliche Kraft. Jeder andere wäre vor der furchtbaren Gewalt der Erscheinung der Menschenschwäche anheimgefallen. Vielleicht hätte er erst hinterher begriffen, was sein Auge im Bruchteil eines Augenblicks erspäht hatte. Die Größe der Überraschung hätte jede Tätigkeit seines Gehirns ausgeschaltet Gösta Ring dagegen war nicht überrascht. Sein Herz schlug laut, und das Blut jagte durch seine Schläfen.
Sein Gehirn arbeitete weiter in dem Gedanken, dass das Große geschah, das er in seiner Fantasie so lange ersehnt und in seinem Geist geahnt hatte. Mit übermenschlicher Willenskraft riss er die Augen auf und starrte durch den Lichthof der flutenden Farben auf die goldene Lanze, die wie ein gewaltiger Himmelskörper aus dem leuchtenden Spiel heraus zur Erde fuhr …
Der Donner brüllte mit einer Gewalt, als ob die Erde zerspringen wollte. Gösta fühlte sich auf den Boden des Nachens gedrückt, als wäre ein Berg auf ihn herabgestürzt. Aber sein Auge wandte sich nicht von dem Bild, das sich ihm bot. Hinter Oestanholsviken sieht er noch mit den letzten Willenskräften, die ihn fähig machen zu schauen und zu beobachten, wie sich die Konturen des Wästberges gegen den Himmel abheben.
Dann fährt die goldene Lanze schräg in den Hügel.
Weiße brandige und schwarze Wolken hüllen das ganze Land im Süden ein. Berghohe Dampfwolken wallen zum Himmel empor, als verdampfte über einem riesenhaften Feuer ein ganzer See …
Mit Blitzesschnelle fährt der Gedanke durch Göstas Hirn, dass er das Bild festhalten muss, welches er erschaut hat, ebenso den Punkt, von dem aus er schaute … Fast mechanisch greift er in die Tasche und wirft etwas über Bord.
Dann tobt es um ihn wie brandender Gischt. Der See ist wild geworden Wirbelwinde jagen über ihn dahin, und weiße Wogenkämme rollen heran. Mühsam gelingt es ihm noch zur rechten Zeit, die Ruder zu ergreifen und das Boot zu wenden, dass es in den Wellen nicht kentert.
»Halte dich fest, Brita. Leg dich hier unter die Bank, damit du nicht über Bord gespült wirst.«
Wie im Traum folgt sie seinen Weisungen. Er selbst rudert mit aller Kraft landwärts. Wohl ein dutzendmal glaubt er, dass die Wellen den Kahn verschlingen werden, oder dass er aus dem Wellental nicht mehr aufsteigen kann. Er fürchtet, dass die Ruder in dem tosenden Wirbel zerbrechen …
Dann lässt die Macht des Sturmes nach. Die Wellen werden glatter und ruhiger. Erst jetzt bemerkt er, wie die Sonne sich verdunkelt hat. Ein gelblicher Nebel liegt wie der Schwaden einer furchtbaren Explosion über dem Wasser …
Unbeirrt rudert er in der Richtung, wo er das Land vermutet. Nach einer Zeit, die er weder messen noch schätzen kann, wird es heller.
Jetzt sieht er den Sonnenball am Himmel, aber so, wie man ihn sieht, wenn man aus einem tiefen Brunnenschacht die Sterne am Tage erkennt — ohne Strahlenglanz, scharf umrissen, wie den Mond in klarer Winternacht. Und wieder nach unvorstellbarer Zeit lichten sich die Dämpfe und Nebel. Sie liegen immer noch wie giftige Schwaden über dem Wasser und der Erde. Aber die Konturen der Berge treten wieder über sie hinweg.
Der Wissenschaftler in Gösta Ring bezwingt alle Sorge um sich und Brita. Es genügt, dass der Kahn wieder sicher auf dem beruhigten Wasser dahingleitet …
Gösta formt im Geiste das Bild wieder, wie und wo die riesenhafte goldene Lanze in den Wästberg fuhr. Es dauert nur Augenblicke, um ihn wieder ganz zur Besinnung und Überlegung zu bringen. Und wenig später kniet er vor der Bank im Boot und zeichnet mit seinem Bleistift die Konturen des Wästberges mit allen Hängen und Buckeln, Waldstücken und Bäumen.
Seine wiedererwachte Überlegung sagt ihm, dass der Winkel, in dem die Lanze in den Berg fuhr, das größte Geheimnis aller Zeiten sein wird. Bald zeichnet und rechnet er, als läge das furchtbare Ereignis, das übermenschliche, märchenhafte Schauspiel, schon Tage und Wochen hinter ihm.
Was ist das? Der ganze Wästberg bebt. Er hebt sich. Will er davonfliegen?
Kein Zweifel — ein Erdbeben erschüttert Dalarne?
Während seine Nerven zum Zerreißen gespannt sind, bleibt sein Verstand kühl und klar. Wie auf dem Zeichentisch hält er die Erdbewegungen fest, die sein Auge klar erkennen kann. Bis zum Tällberg und darüber hinaus bis zum Holm im See wankt und bebt die Erde. Erst scheint es, als sei ein Teil der Halbinsel abgebrochen, die in den See hinausragt. Er sieht, wie die Wälder wanken und wie mächtige Tannen gleich Streichhölzern geknickt werden.
Dann plötzlich fährt eine Feuergarbe aus der Erde hervor, etwa an der Stelle, wo der kleine See Opplimen liegt.
Wieder löst es sich aus ihr wie eine goldene Lanze, welche in genau demselben Neigungswinkel zurück in das All davonfährt.
Sie ist nicht so groß wie die erste, die kam — nicht halb so groß …
Also muss die andere Hälfte in der Erde geblieben sein!
Noch einmal brüllt es durch die Luft, umgekehrt wie vorher. Erst donnert und brüllt es, dann braust es und rauscht, dann pfeift es davon wie eine abklingende Sirene.
Gösta Ring zeichnet und rechnet. Bleich schaut Brita auf ihn und seine Arbeit.
»Gösta, was war das? War es ein Meteor?«
»Nein, nein, Brita. Das war mehr. Das war eine Himmelskraft, die ein verwandter Planet auf unsere Erde geschleudert hat. Ich habe gesehen, wie dieser Planet einen Teil dieses Stoffes wieder angezogen hat. Und ich weiß nun, dass der andere Teil tief unter den Bergen von Dalarne der Befreiung harrt. Brita, das ist die Kraft, von der ich geträumt habe. Es ist die Kraft, die das neue Zeitalter hervorbringen wird. Welches Glück hat mir das Schicksal beschieden!
Ich bin Zeuge und gewiss der einzige Zeuge eines Ereignisses, dessen Größe über allen Zweifel erhaben ist. Hier hüte ich den Schlüssel zu einem Geheimnis, das so leicht kein Menschenwitz entschleiern kann. Das Zeitalter der Fische ist vorbei. Ich bin schon über seine Schwelle hinüber zum Wassermann gewechselt. Die alte Wissenschaft der Menschheit stürzt in nichts zusammen, und eine neue Weltenlehre beginnt mit diesem Tage.
Die Entdeckung der neuen Welt und das sie bewegt sich doch ihres Apostels ist ein Nichts gegen die Entdeckung, die ich heute verkünde! Was ich erwartet habe, ist geschehen. Nun wird auch das Größere in Erfüllung gehen, von dem ich ahne …
Brita, Brita! Ich werde eine neue Erde entdecken.«
* * *
Tiefe Trauer herrscht in Dalarne. Noch weiß niemand, wie viel Menschenopfer die furchtbare Naturkatastrophe gefordert hat. Die Feuerwehr ist alarmiert, und alle Menschen, die nur ihre Arme und Beine regen können, stehen ernst und erwartungsvoll im Dienste der gegenseitigen Hilfe. Alle Gegensätze, die es in Rättvik und seiner weiteren Umgebung jemals gegeben hat, sind vergessen, als wären sie niemals dagewesen. In der gemeinsamen Not und Gefahr steht alles wie ein Mann zusammen. Da alle Fernsprechleitungen zerstört sind, wird es noch geraume Zeit dauern, bis die durch Kraftfahrer angeforderten Truppen zur Hilfeleistung herankommen.
Immer noch ist die Luft von eigenartigen und unheilvollen Dämpfen erfüllt. Die Schneeflocken, die vom Himmel fallen, sind rötlich gefärbt. Man glaubt, dass es der feine Staub des zermalmten Gesteins ist, der nach den furchtbaren Explosionen langsam den Weg zur Erde zurückfindet.
Anfangs waren die unerschrockenen und opferfreudigen Hilfsmannschaften der Feuerwehr ohne jede Rücksicht bis zu dem Unglücksgelände zwischen dem Tällberg und dem Opplimen See vorgestoßen. Ungeachtet dessen, dass dort die Erde noch wankte und zitterte, suchten sie Verunglückte und Verwundete, um ihnen Hilfe zu bringen.
Umsonst war ihr Streben. Sie fanden nur gewaltige Krater dort, wo einst friedliche hätten gestanden hatten. Die Straße, die zwischen Berg und See nach Rättvik führt, war vollkommen zerstört. Im weiten Umkreis war das Gelände zu völliger Unkenntlichkeit verwandelt. Ohnmächtig zu helfen, wanderten sie eine Zeitlang am Rande des Kraters einher, bis sie einsehen mussten, dass hier das Vernichtungswerk der empörten Natur ganze Arbeit geleistet hatte.
Niemals würden wohl die Menschen, die von dieser Katastrophe überrascht worden waren, wieder den Augen ihrer Mitmenschen sichtbar werden. Sie waren zu Staub zermalmt oder in Atome zerfetzt. Der wackere Leiter der Feuerwehr entschloss sich nach dem ersten Erkundungsvorstoß, die Hilfsmannschaften wieder zurückzuziehen und abzuwarten, bis Menschen in der Gegend eintrafen, die in der Lage waren, wissenschaftlich wohlbegründete Ratschläge zu erteilen.
Allem Anschein nach war das Beben keineswegs zu ende. Jeder konnte das Wanken und Zittern der Erde spüren, und an den Konturen der Hügelketten zwischen Opplimen- und Siljansee konnte ein scharfes Auge deutlich erkennen, dass im Inneren der Erde noch Kräfte revoltierten, die keineswegs zur Ruhe gekommen waren.
Kaum ein Baum in der ganzen Umgebung stand noch wie vorher. Die großen Stämme waren entweder geknickt oder lagen völlig entwurzelt am Boden. Das Unterholz war auseinandergerissen, teilweise sogar versengt. Mehr hatte der erste Erkundungsvorstoß nicht ergeben …
Während die ganze Bevölkerung der Umgegend in Alarmbereitschaft liegt, lebt alles in der Furcht, dass sich die gewaltigen Explosionen wiederholen. Die Steinhäuser von Rättvik sind geräumt. Es gibt kaum eins unter ihnen, das nicht lange Risse aufweist. Mehrere sind eingestürzt. Langsam werden die Gerüchte klargestellt, die anfänglich von Mund zu Mund gelaufen sind. Wahr ist, dass auch in Rättvik Menschenleben als Opfer der Naturkatastrophe zu beklagen sind. Einige sind beim Einstürzen der Häuser erschlagen. Den alten Olsson aber, den Großvater der jungen Brita, hat der Schlag gerührt.
Nun kommt die Nachricht, dass die alarmierten Truppen am frühen Morgen des anderen Tages eintreffen werden. Das beruhigt die aufgeregten Gemüter und entspannt die überanstrengten Nerven. Die Wächter, welche die ganze Nacht über die Unglücksberge auf das schärfste beobachten, soweit das im matten Mondschein nur möglich ist, werden müde und einer nach dem andern versinkt in Schlaf.
Nur einer kennt keine Müdigkeit und widersteht jeder Anfechtung, seine Augen von der Stelle des Wunders abzuwenden. Es ist Gösta Ring, der nur eines fürchtet, nämlich dass der vom See emporsteigende Nebel ihm die Sicht nehmen könnte. Seine eiserne Willenskraft wird belohnt.
Kurz vor Vollendung der sechsten Morgenstunde wird der Himmel taghell. Wieder rast ein furchtbarer Donner durch die Luft. Es braust, rauscht und pfeift wie am vorigen Tage, und wieder löst sich aus Feuerschein, Staub und Dampfwolken eine goldene Lanze, die im Bruchteil eines Augenblickes wie eine Sternschnuppe im Äther verschwindet. Geistesgegenwärtig und mit blitzschneller Beobachtungsgabe hält Gösta Ring zwei Dinge in seiner Erinnerung fest.
Zum ersten war die dritte goldene Lanze an Umfang und Größe kaum ein Zehntel der vorigen, zum zweiten war der Neigungswinkel, in dem sie die berstende Erde verließ, keineswegs derselbe. Auch ihn hält der Beobachter in seiner Zeichnung auf das Gewissenhafteste fest. Unter den lauten Rufen der Bevölkerung erwacht selbst der letzte Schläfer.
Ein neues Erdbeben hat stattgefunden! Endlos ragen graue und schwefelgelbe Wolken zum Himmel, umkränzt von einem Meer weißer Dämpfe. Bang und erwartungsvoll tauschen die geängstigten Menschen auf nachfolgende Explosionen …
Aber die Erde scheint sich beruhigt zu haben. Nach einigen Stunden haben alle das Gefühl, dass das Beben vorbei ist. Der leichte Morgenwind treibt die Nebel vom Siljansee in die Täler zwischen den Hügeln. Langsam senken sich die Schwaden des letzten Ausbruchs, und still und friedlich, als ob nichts geschehen wäre, liegen die Berge zwischen Opplimen und Siljansee wieder da. Mit dem bloßen Auge kann man kaum feststellen, dass sich die Konturen der Landschaft geändert haben. Wohl ist es sicher, dass die Naturkatastrophe die Form der Hügel wandelte. Aber diejenigen, die etwas derartiges feststellen wollen, stoßen schon auf den Widerstand anderer, die zu erkennen glauben, dass der ganze Wästberg niedriger geworden ist, wogegen sich der Tällberg gehoben hat.
Als die Truppen in Rättvik eintreffen, greift die Gewissheit um sich, dass die Naturkatastrophe beendet ist. Einer nach dem andern der Einwohner kehrt wieder in die Stille seiner Behausung zurück. Ganz allmählich folgen diesem Beispiel auch die Bürger, die in den Steinhäusern wohnen. Nur wenige Häuser werden gesperrt und wegen der großen Risse für baufällig erklärt. Die dadurch Betroffenen finden mitleidige und liebevolle Aufnahme in den Wohnungen der andern.
Erst jetzt merken die meisten, dass der Winter mit voller Macht eingezogen ist, und die bittere Kälte bringt viele Hände in Bewegung, um neues Feuer in den erlöschenden Herden und Ofen zu entfachen. Fast gleichzeitig steigert aus allen Essen die Rauchsäulen zum Himmel empor, als wollten sie künden, dass die Schrecken vergangener Stunden überwunden sind und der Friede die heimgesuchte Landschaft wieder segnet. Nach kurzer Beratung im Stadthaus ziehen die Truppen durch die Straßen des Städtchens, um das ganze Unglücksgelände abzusperren und die zerstörten Wege wieder in Ordnung zu bringen.
Auf den Straßen stehen Gruppen von Menschen zusammen und tauschen mit lebhaften Worten ihre Gedanken aus. In den kleinen Kaffeehäusern sitzen die Leute dicht gedrängt. Jeder möchte etwas erfahren. Am meisten aber brennen alle zu wissen, welches der Ursprung der Katastrophe ist. Wohl alle sind sich darüber einig, dass es sich um ein Erdbeben handeln muss, und dennoch ist es ihnen ein Rätsel, dass unter den friedlichen Bergen von Dalarne noch ein feuerspeiender Herd verborgen sein soll.
Diejenigen, die sich mit solchen Dingen befasst haben und Bücher über solche oder ähnliche Fragen gelesen haben, werden bestürmt. Und doch kann keiner die Hauptfrage lösen, die auf aller Lippen liegt, wann nämlich in Schweden im besonderen aber in Dalarne zum letzten Mal ein Erdbeben zu verzeichnen gewesen ist. Selbst die ältesten Männer schütteln den Kopf. Sie wissen nur zu berichten, dass es in ganz Skandinavien, solange man von der Geschichte der Menschheit berichtet, keine feuerspeienden Berge und damit auch keine Erdbeben gegeben hat. Das einzige, was daran schließen lassen könnte, ist die Sage von Sigurd, der in grauer Vorzeit mit seinem Ross Grani über die Waberlohe setzt. Der das sagte, musste sich gleich berichtigen lassen, dass nämlich diese Sage nicht von Schweden, sondern von Island spricht. Dort, wo die heißen Wasser des Geysir von erdinneren Kräften zum Himmel geschleudert werden, kann es weit eher noch feuerspeiende Berge geben als in Schweden.
* * *
Bald merken die Leute von Rättvik, dass die Ruhe des stillen Städtchens nun dahin ist. Noch am Abend des Tages, der dem Unglückstag folgte, dringt ein Fremdenstrom in Rättvik ein, der alles zur Sommerzeit bis dahin gekannte in den Schatten stellt.
Vor vielen Jahren hatte es heftige innere Kämpfe in ganz Dalarne, besonders aber in Rättvik gegeben. Da war das große Wort aufgekommen, dass Rättvik um seiner selbst willen, wie auch ganz Schwedens wegen, der Mittelpunkt einer großen Fremdenindustrie werden müsste. Diejenigen, die darauf ausgingen, die alten Trachten und Sitten des Landes festzuhalten, wollten Dalarne zur beispielhaften Heimat alles schwedischen Wesens machen. Die jüngeren und modernen Menschen aber witterten Wohlstand und leichten Gewinn in einer Fremdenindustrie, die Leute aus ganz Skandinavien wie auch aus anderen Ländern an den schönen Siljansee locken würde.
Schließlich hatten sich die alten Gubben, die im Gemeinderat saßen, damit abgefunden und waren darüber hinaus ganz einverstanden, dass in den kurzen Sommermonaten eine stattliche Anzahl von Fremden gutes Geld nach Rättvik brachte. Sie trösteten sich damit, dass der Sommer hier im Norden nur sehr kurz war, und wenn im September der Silja nicht mehr zum Bade lockte, flutete der Strom der Fremden wieder zurück, und die Rättviker konnten wieder so leben, wie sie es von allersher gewohnt waren.
Jetzt aber scheint eine neue Zeit gekommen zu sein. Der Winter ist angebrochen, und doch treffen mit jedem Tage Fremde ein. Einer der Stammtische nach dem andern, an dem die Rättviker Bürger ihre Gedanken austauschen, löst sich auf. Der Postmeister kann sein Amtsgebäude keine Stunde mehr verlassen. Von dem Augenblick, in dem die gestörte Verbindung wieder hergestellt ist, gleicht das Postamt von Rättvik dem Hauptquartier einer kämpfenden Armee. Alle Kräfte werden gebraucht. Es ist, als ob die ganze Welt nur mit Rättvik verbunden sein will. Der Bürgermeister und alle Amtspersonen stehen plötzlich im Mittelpunkt eines wogenden Lebens, das immer neue und größere Anforderungen stellt. Die Nachfrage nach Quartieren steigt ins Ungemessene. Bald gibt es kaum jemand in ganz Rättvik, der von dieser neuen Unrast nicht betroffen ist. Und mit jedem Tag nimmt dieser Zustand ernstere Formen an.
Neben den ersten Neugierigen, die nach Rättvik eilen, um zu schauen, was sie nur mit ihren Augen ergattern können, macht sich ein Heer von Journalisten breit. Bald ist das kleine Dalarner Städtchen, von dem höchstens Tausende außerhalb Schwedens etwas wussten, die bekanntest Stadt in der ganzen Welt.
In den Kaffeehäusern sitzen die Zeitungsschreiber und suchen krampfhaft alle Schönheiten und Eigenarten des Landes zu erkunden, um die Spalten ihrer Zeitungen wenigstens solange zu füllen, bis man über die eigentliche Naturkatsastrophe Näheres berichten kann. Die klügsten und schriftgewandtesten Bürger von Rättvik fallen von einem Staunen in das andere, als sie erkennen, wie viel man über ein solches Städtchen schreiben kann, obwohl es doch außer dem dünnen Fremdenanzeiger kein einziges Buch über die Geschichte Rättviks gibt, weder über die vergangene noch über die gegenwärtige. Aber die Schreibteufel finden immer neuen Stoff. Sie schlagen sich um die Zellen auf dem Postamt und drängen den Leuten Geld auf als Gegenleistung für die Benutzung der Fernsprecher in den Wohnhäusern.
Gleich nach den Journalisten dringt eine neue Sorte von Menschen ein. Gelehrte aus allen Ländern Europas sind zu der Stätte des großen Naturwunders geeilt. Unaufhörlich kommen neue, die einen mit dem Kraftwagen, die andern mit der Eisenbahn. Nicht lange danach gleiten Flugboote auf den Wassern des Siljansees nieder. Auch sie bringen Neugierige aus Schaulust oder Wissensdurst.
Endlich wird die Absperrung des Geländes aufgehoben, das von der Naturkatastrophe betroffen ist. Und nun beginnt das große Rätselraten. Eine neue Flut von Gerüchten kommt auf, überschwemmt die Stadt und ihre Umgebung und sucht durch Draht und Ätherwellen den Weg in die ganze Welt. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel. Bald liegen sich die Gelehrten in den Haaren. Jeder vertritt eine andere Theorie. Es gibt bald eine Vielheit von Darstellungen über den Ursprung der Katastrophe. Je eher die Erkenntnis um sich greift, dass keiner das Wunder erklären kann, umso mehr bilden sich zwei Parteien.
Die einen führen den Ursprung auf ein unterirdisches Beben, auf den Ausbruch eines verkapselten Vulkans zurück. Die andern vertreten die Ansicht, dass hier ein Meteor von noch nie da gewesener Größe den Weg auf die Erde gefunden hat. Bald nachdem es sich herausstellt, dass eine oberflächliche Betrachtung der Dinge den Schleier des Geheimnisses nicht zu lüften vermag, geht das Heer von Journalisten und Gelehrten zu einer systematischen Nachforschung bei allen Landeseinwohnern über. Aber auch das führt zu keinem Ziel. Niemand in ganz Dalarne hat von den außergewöhnlichen Naturvorgängen etwas gesehen. Wohl niemand weiß mehr, als dass es donnerte und blitzte wie niemals zuvor, und dass die ganze Erde bebte und zitterte.
Nur Einer weiß mehr — und dieser Eine schweigt ...
Längst hat man die Toten des Schreckenstages zur letzten Ruhe gebettet. In allen Kirchen hat man für die 205 anderen Opfer gebetet, die in den Dörfern und Höfen zwischen Opplimen und Siljansee ihr Leben einbüßten, und von denen niemals ein Mensch etwas wiedersah. Ein gemeinsames Kreuz an der wieder hergerichteten Straße von Rättvik nach Leksand soll für immer an die Vermissten erinnern.
Es scheint fast, als sollte diese Katastrophe vergessen werden, wie manche andere; denn es sind nun schon Wochen vergangen, und die Zeitungen wissen kaum etwas Neues zu berichten. Gelehrte und Journalisten fassen in abschließenden Betrachtungen das Gesamtergebnis ihrer Beobachtungen zusammen. Diese Betrachtungen bringen nichts anderes mehr als das, was jeder schon weiß, der sich eingehend mit den bisherigen Berichten befasst hat.
Am Osthang des Wästberges gähnt der ungeheure Krater, der fast tausend Meter lang und dreihundert Meter breit ist. Gewissenhafte Messungen haben ergeben, dass sich die Hügel in nordwestlicher Richtung bis zum Tällberg um mehr als drei Meter gehoben haben. Dafür hat sich die Erdoberfläche in der Umgebung des Kraters wesentlich gesenkt. Im weiten Umkreis des Kraters ist jedes Leben vernichtet und der Pflanzenwuchs umgepflügt oder versengt.
Die Astronomen behaupten ziemlich einmütig, dass in den Krater das Bruchstück einer irgendwo im Weltall zersprungenen Erde eingeschlagen ist. Diese Erklärung findet Verständnis. Die Auffassung von der Tätigkeit eines verkapselten Vulkans verliert mit der Zeit immer mehr an Glaubwürdigkeit, weil man keinerlei weitere Tätigkeit wahrnehmen kann.
Gelehrte und andere neugierige Menschen sind mit den Ergebnissen dieser Forschung nicht zufrieden und veranlassen Grabungen auf der Sohle des Kraters. Einige dieser Grabungen tasten bereits bis in eine Tiefe von zwanzig Metern. Jedoch wird auch bei diesen Versuchen nichts Wissenswertes gefunden. Die meisten stellen ihre Grabungen ein. Nur einige wenige wollen nicht nachgeben, weil sie der Hoffnung anhängen, noch etwas zu finden, was für die wissenschaftliche Forschung von Wert sein könnte.
Unweit des Landungssteges, an dem im Sommer die Dampfer anlegen, die den Verkehr zwischen Rättvik und Mora aufrechterhalten und alle schaulustigen Sommerfrischler mit den schönen Ufern des Siljan- und Orsasees vertraut machen und ebenso ganz in der Nähe des kleinen Bahnhofs liegt der Dalarner Hof. Es ist ein herrliches ganz im altschwedischen Stil aufgeführtes Holzgebäude. Seine Entstehung verdankt es dem Zusammenschluss der ersten schwedischen Heimatfreunde, die den Siljansee zum Wallfahrtsort aller Menschen erheben wollten, welche die schwedische Erde und die alten Bräuche schwedischen Volkstums besonders liebten. Der Dalarner Hof ist ganz nach den alten Begriffen von Raum und Freiheit gebaut. In den großen Dielen stehen nur wenige runde Tische, umrahmt von Lehnsesseln, die man nur noch in alten Schlössern und Herrensitzen kennt.
Solange der Siljansee noch in zauberischer Einsamkeit seinen Dornröschenschlaf hielt, trafen sich hier wohlhabende Menschen und Gesellschaften, die an ihre Umgebung große Ansprüche stellten. Sie wollten für sich sitzen und unter keinen Umständen mit fremden Menschen in Drang und Enge zusammengepfercht sein. So war es Überlieferung geworden, dass in den mächtigen Dielen des Dalarner Hofes immer nur vier große Tische stehen durften. An kalten Winterabenden prasselten die Birkenscheite in den Kaminen und spendeten eine behagliche Wärme. Es geisterte etwas Märchenhaftes durch die anmutenden und behaglichen Hallen des hölzernen Schlosses, das an die Vorzeit des Nordens erinnerte. Die vornehme Stille und besinnliche Weltabgeschiedenheit atmete jene stolze und geruhsame Liebe zum Norden, deren volle Andacht ohne die freie Landschaft und geräumige Hallen mit bemalten Wänden und ragen den Kaminen kaum aufkommen kann.
Mancher Dichter und Denker aus Skandinavien und allen andern Ländern nördlich der Alpen hat erlöst und begeistert in dieser Ruhe gelebt und dankbare Sprüche in das Gästebuch des älteren und des jüngeren Herrn Hansson geschrieben. Je weiter der Weg war, der die Fremden zum hohen Norden führte, und je mehr ihre Vergangenheit im Banne großstädtischer Steinmeere stand, umso mehr galt der Dank dem wunderbaren Seelenfrieden, der über den Hallen des nordischen Holzbaues thronte.
Ein großer Dichter nannte ihn schöner und wärmer als alle steinernen Paläste des Südens.
Ja, wenn man den Norden wahrhaft erleben will, dann muss man auch mitten in der schönen freien Natur in einem Holzhaus wohnen und die Heimchen am Herde zirpen hören. Zu den alten Gepflogenheiten im Dalarner Hof gehörte noch, dass einer der kostbaren Tische stets den Spitzen von Rättvik und der weiteren Umgebung vorbehalten war. Es wäre undenkbar gewesen, dass sein Fremder an den geheiligten Plätzen sitzen konnte, wenn sich nur einer der Inhaber nahte.
Die neue Zeit hat in Rättvik schon manche alte Überlieferung überrannt. Alle Räumlichkeiten sind zu eng geworden für das Meer an Menschen, das seit der Naturkatastrophe in Rättvik lebt. Es scheint fast so, als ob es auch mit dem stillen Frieden des Dalarner Hofes vorbei sein soll. Der Stammtisch der Spitzen von Rättvik und Umgebung ist schon aufgehoben worden. Aber das lag wohl mehr daran, dass diese Menschen alle keine Zeit mehr hatten, in friedlicher Ruhe am Stammtisch zu sitzen. Jedes Mal wenn ein neuer Fremdenstrom kommt, erfolgt ein neuer Ansturm auf die großen Räume des Dalarner Hofes. Die einen wollen Betten in die Diele stellen, die andern wollen die großen Tische und Lehnsessel beseitigen und durch kleinere ersetzen, damit der Platz besser ausgenutzt werden kann. Der junge Herr Hansson kämpft einen schweren Kampf. Er will den alten Ruf des Hauses wahren und wehrt sich gegen jede Neuerung.
Ganz plötzlich nimmt dieser Gewissensstreit ein Ende.
Eine neue Sorte von Menschen hat Einzug in Rättvik gehalten. Sie geizen nicht mit dem Gelde wie die armen Gelehrten und Journalisten und die neugierigen Touristen, die, wenn man genau hinschaut, nicht viel mehr besitzen als ihre Kraftwagen und das notdürftigste Bewegungsgeld dazu.
Die neuen Leute sind reich. Sie stellen große Ansprüche. Aber sie zahlen märchenhafte Preise, die man bis dahin in der ganzen Gegend nicht gekannt hat. Die Tischordnung in den Dielen ist ihnen gerade recht, denn sie wollen unter sich sein. Sie haben Heimlichkeiten und wollen nicht belauscht werden. Die alten und neuen Rättviker forschen neugierig nach dem Grunde dieser neuen Entwicklung. Bald ist es kein Geheimnis mehr, dass es sich bei den neuen Gästen um Dollar- und Pfundkönige sowie unermesslich reiche indische Nabobs handelt. Das muss Gründe haben. Denn solche Leute kommen gewiss nicht des schönen blauen Auges von Dalekarlien wegen und eben so wenig aus Neugierde, um den Krater eines Meteors oder den Schauplatz einer umstrittenen Naturkatastrophe zu besichtigen. Hier müssen außergewöhnliche Ereignisse mitspielen!
Was ist natürlicher als die Tatsache, dass bald Gerüchte darüber auftauchen, man habe bei den Kratergrabungen auf dem Wästberg ungeheure Bodenschätze gefunden. Wilde Gerüchte nennen alle kostbaren Metalle der Erde, deren man fündig geworden sei. Am hartnäckigsten erhält sich das Gerücht, man habe die reichsten und kostbarsten Erzlager der Welt entdeckt. Ein Fieberwahn schreitet durch ganz Dalarne. Es gibt Menschen, welche das kostbare Erz bereits gesehen haben wollen. Nach ihren Aussagen handelt es sich dabei um ein Metall, welches der Wissenschaft niemals vorher bekannt gewesen ist. Schließlich ist das ja kein Wunder, denn was haben unsere Urgroßväter schon von Platin gewusst? Warum sollen nicht im Schoße der Erde noch kostbare Stoffe stecken, an die niemals eines Menschen Hand gerührt hat.
Natürlich hat der sagenhafte Stoff längst seinen Namen. Sie nennen ihn Siljamalm. Er ist von seiner Härte und Widerstandsfähigkeit, die alles bisher vorstellbare übertrifft. Kaufleute und Industrielle sprechen schon von ganz neuen Wegen der Wirtschaft, die durch Auffindung des neuen Metalls bedingt sind. Selbst die besonnensten schwedischen Offiziere raunen von einer völligen Umgestaltung der Kriegstechnik. Denn ein mit Siljamalm ausgerüstetes Heer und eine daraus erbaute Flotte sind den gewaltigsten Heeren der großen Weltreiche überlegen. Ein Festungstank oder ein Panzerkreuzer aus Siljamalm ist unverwundbar …
Während diese Gerüchte durch ganz Schweden eilen, bemächtigt sich aller schwedischen Männer und kriegerischen Draufgänger ein Gefühl, das an die größten Tage Karl XII. erinnert. Der ganze Zorn der tapferen Nordmänner über die tatenlosen Jahrhunderte, in denen sie zu einer spötterhaften Bedeutungslosigkeit und Untätigkeit gegenüber der zahlenmäßigen Überlegenheit der zonenbegünstigten großen Völker und großen Staaten verdammt waren, bricht sich auf einmal Bahn. Wie ein Fanal leuchtet in ganz Schweden der Glaube auf, dass eine neue Blütezeit des Nordens angebrochen ist. Schwedens kriegerische Jugend wird wieder zu tun bekommen. Sie wird wieder siegreich nach Süden ziehen und durch die weiten Ebenen Russlands, wie einst unter dem heldenhaften königlichen Abenteurer, der die Fahne der drei Königreiche in den Steppen am Schwarzen Meer flattern ließ. Die verhaltenen Willenskräfte eines tapferen und großen aber zahlenmäßig so kleinen Volkes brechen wie Gewitter durch alle Schranken, welche ein missgünstiges Geschick aufgebaut hatte.
Vor dem Wasa-Denkmal in Dalarne türmen sich die Kränze begeisterter Patrioten zu Hügeln. Ein Schrei geht durch das Land. Die lange verhaltene Sehnsucht nach Weltgeltung, Ehre und Ruhm entwickelt Dinge, die bei andern Völkern einer Zeit von Jahrhunderten bedurften, in atemloser Schnelligkeit. Die Deutschen haben Jahrhunderte an den alten Barbarossa geglaubt, der in den Bergen am Kyffhäuser sitzt und seiner Wiederkehr harrt. In Schweden aber sind es nur Tage und Wochen, in denen eine neue Sage von großen Königen geboren wird und wie ein Lauffeuer durch Swearike, Götarike und Norrland dahineilt. Der zwölfte Wasa sitzt in den Bergen von Dalarne am Siljansee. Er wird wiederkommen und der alte Glanz Schwedens wird von Neuem hell in diese Welt strahlen.
»Lapperi«, war das ständige Wort, mit dem Karl XII. jede Gefahr abtat, die ihm oder seinen siegreichen Heeren drohte. Und nun wird dieses Wort eine Antwort an alle diejenigen, die an Schwedens Aufstieg und Sendung nicht glauben wollen. Trotzig und siegesgewiss klingt es durch das ganze Reich.
»Noch ist Schweden nicht verloren!«
Dem Taumel, der ganz Schweden ergriffen hat, folgt ein neuer Fremdenstrom nach Rättvik, der alles bisherige übersteigt. Alle Unterkunftsräume zwischen Mora, Leksand und Falün sind mit Beschlag belegt. Im Dalarner Hof ist eine Abordnung der Stockholmer Regierung eingetroffen. Täglich kommen Beauftragte der größten Trust und Konzerne der ganzen Welt an, um sich ihren Anteil an der Ausbeute des kostbaren Metalls zu sichern.
Die Preise steigen auf zu schwindelhafter Höhe. Kein Haus-, Hof- oder Grundbesitzer hat noch seine Ruhe. Fantasiepreise werden für jedes Grundstück an den Hügeln des Opplimen Sees geboten. Die Regierung droht mit einem Verkaufsverbot. Aber die Kräfte, die hier zu Ausbeute und Reichtum drängen, sind stärker. Das Verbot fällt wenige Tage, nachdem es erlassen war. Die Männer von Dalarne haben gute Nerven. Sie sind auch nicht dumm genug, um das Pfund billig aus der Hand zu lassen, welches ihnen das Schicksal hineinlegte. Sie verständigen sich alle untereinander und geben sich in erregt durchwachten Nächten Wort und Handschlag, dass keiner etwas ohne den andern tun soll. Alle wollen gemeinsam handeln. Keiner wird ein Geviertmeter seines Bodens an die fremden Spekulanten verkaufen.
Die Dollar- und Pfundkönige sowie die Nabobs sollen ihr Geld geben, damit die Schätze Dalarnes gehoben werden können. Keineswegs dürfen sie unumschränkte Herren auf schwedischem Boden werden. Torsten Alfort wird der Wortführer aller Anlieger. Er soll mit den Trusten verhandeln. Jedoch alles, was geschieht, wollen sie gemeinsam entscheiden.
»Nachbarn! Haltet euch an euer gegebenes Wort. Je länger wir ruhig Blut behalten und unseren kalten Verstand gegenüber allen stürmischen Forderungen der Ausländer walten lassen, um so größer wird Unser Erfolg sein. Das Siljamalm ist unser Eigentum, denn der Herrgott hat es in unserer Erde wachsen lassen. Seid stark gegenüber allen Verlockungen. Das kann nur unser Vorteil und der Vorteil ganz Schwedens sein!«
Mit diesen Worten schließt Torsten Alfort die denkwürdige erste Versammlung der in ihren Wesenszügen nunmehr geschaffenen Gesellschaft zur Ausbeutung des Siljamalms. Erschöpft sinken die Männer in die breiten Lehnstühle zurück, während Torsten Alforts Blicke an einem Mann haften bleiben, dessen Anwesenheit allen entgangen war. An dem Tisch unter der Treppe sitzt ein hagerer Mann mit schwarzer Brille. Er lugt aufmerksam über die englische Zeitung hinweg, die er in seinen Händen hält aber nicht liest.
Das ist der amerikanische Detektiv James Smith, der zweifellos die allgewaltige Bethlehem Steal Company hier vertritt. Torsten Alfort weiß, dass dies sein gefährlichster Gegner ist. Die Blicke der beiden Männer ruhen prüfend ineinander. Ein bedeutsames Lächeln huscht über das hagere Gesicht des Amerikaners. Torsten geht prüfend an dem besagten Tisch vorüber. Er will feststellen, ob der Amerikaner alles gehört hat, was drüben gesprochen wurde. Gewiss, es ist jedes Wort zu verstehen. Also war es ein großer Fehler, dass man nicht aufgepasst hat. Als Torsten auf seinem Rückwege noch dichter an dem Tisch vorbeikommt, erhebt sich der Amerikaner und reicht ihm die Hand.
»Mein Herr, es tut mir leid, dass ich gehört habe, was sie beschlossen haben. Aber schließlich können Sie nicht verlangen, dass ein Detektiv sich erhebt, wenn er so schnell und billig alles erfährt, was er wissen will. Trösten Sie sich. Die Panne ist für Sie belanglos, denn ich hatte eigentlich angenommen, dass das alles schon längst geschehen wäre. Ich bin glücklich zu wissen, dass ich mit Ihnen verhandeln werde. Es wird uns nicht schwerfallen, ein gutes Geschäft zu machen. Darf ich Sie bitten, morgen mit mir den Lunch einzunehmen? Ich denke, das Beste ist, wir verhandeln in aller Offenheit und lassen jede unnütze Taktik beiseite.«
»Ich will gern mit Ihnen verhandeln, Mister Smith. Aber Sie wissen ja, dass es keinen Zweck hat, über Landkäufe und Schürfrechte mit mir zu reden.«
»Ich sage Ihnen ja, dass ich das weiß. Im übrigen beabsichtige ich auch gar nicht, mehr Land und Schärfrechte zu kaufen, als ich bereits erworben habe.«
Torsten Alfort erblasst. Mit einem verbindlichen Lächeln setzt sich Mister Smith wieder in seinen Lehnstuhl und greift nach seiner Zeitung. Von nun ab liest er wirklich und hat weder Auge noch Ohr für alles, was in der Diele geschieht.
Am anderen Tag eilt die Nachricht durch die Stadt, dass die Witwe Per Olsson ihr am Wästberg gelegenes Weidegelände in einem Umfange von fünf Hektar an Mister James Smith für drei Millionen Kronen mit allen Rechten verkauft hat. Sie will noch am Ende der Woche zu ihrem Enkelkinde nach Jönköping ziehen, da ihr das Leben in Rättvik zu unruhig geworden ist.
* * *
Während diese Stürme durch die Gefühle aller Menschen von Rättvik und Dalarne toben, gerät ein Mensch fast in Vergessenheit, der bis zur Stunde der großen Ereignisse im Vordergrunde gestanden hat. Niemand spricht mehr seinen Namen aus, der sonst täglich über viele Lippen kam.
Gösta Ring ist von der Bildfläche verschwunden.
Manche erinnern sich seiner. Aber sie denken nicht mehr in besonderer Achtung und Ehrerbietung an ihn. Gewiss war er ein seltener Mensch in der alten verträumten Welt von Rättvik. Aber jetzt, wo hier ein Ereignis das andere jagt, da alle in Monaten mehr erlebt haben als im ganzen eigenen Leben mitsamt dem ihrer Väter und Großväter, da können solche Träumer und Einzelgänger keine besondere Aufmerksamkeit mehr erregen. Das ganze Leben hat neue Formen angenommen. Alles kämpft und hastet und sputet sich, um geistig und körperlich den großen Anforderungen gewachsen zu sein, welche die Zukunft stellen wird.
Ganz Rättvik ist eine einzige Börse geworden.
Jeder berechnet, wie hoch ergehen kann, um allen Besitz zu belasten, um in möglichst großem Maßstabe an dem größten Unternehmen aller Zeiten beteiligt zu sein. Ja, es gilt alle Kräfte zusammenzunehmen; denn die Amerikaner gehen bereits mit einem Aufwand und einer Unternehmungslust an die Arbeit, die man nur durch die größte Zusammenfassung aller Kräfte ausgleichen kann.
Gösta Ring, hinter dessen Stirn man soviel gewöhnt und vermutet hat, ist einer der wenigen, der sich an den langwierigen und ermüdenden Aussprachen über den Ausbau des neuen Unternehmens so gut wie gar nicht beteiligt. Zweifellos ist es ihm nicht gegeben, über seinen Schatten zu springen und die neue Zeit zu begreifen. Da gibt es nur eine Erklärung, nämlich die, dass er ein Sonderling ist, der stur und weltfremd sein eigenes Leben lebt.
Es gibt in ganz Rättvik nur einen Menschen, der weiß, dass solche Gedanken um Gösta Ring völlig fehl und irrig sind. Dieser eine Mensch ist Brita Olsson.
In Wirklichkeit gibt es keinen in ganz Rättvik, der mehr interessiert ist, als der junge Ingenieur aus Upsala. Wenn die anderen noch schlafen, weil sie bis in den Morgen hinein verhandelt und ihre Anteile ausgehandelt haben, dann ist er schon auf den Beinen und geht forschend seine Wege über das Land, oder er wiegt sich im Kahn auf dem Silja, wo er die goldene Uhr sucht, die er in den aufregenden und schicksalsreichen Augenblicken über Bord warf, um die Stelle mit voller Sicherheit festzuhalten, an der er sich befand.
Endlich sind diese Bemühungen von Erfolg gekrönt. Der Silja ist von seltener Klarheit, und wenn die Wasser glatt sind, so kann man viele Meter auf den Grund sehen. Der Grund aber besteht nicht aus dem üblichen Sand, sondern der rote von der Zeit zermahlene Stein gibt ihm einen festen Untergrund, der fast wirkt wie der Boden eines von Menschenhand kunstgerecht geschaffenen Wasserbeckens. Gösta Ring braucht die genaue Position seines Fahrzeuges in dem bewussten Augenblick.
Kaum hat er sie festgestellt, so verankert er dort ein Wasserzeichen, das er eigens zu diesem Zwecke angefertigt hat, und das keinem anderen Kahnfahrer etwas zu künden weiß. Dann nimmt er in aller Ruhe und mit höchster Gewissenhaftigkeit seine Vermessungen vor, um oft wieder zurückzukehren und sie nachzuprüfen.
Brita wusste nur, dass er Vermessungen macht, wenn er im Kahn auf den See hinausrudert. Er nimmt sie nur selten mit, weil er fürchtet, dass seine stundenlange Arbeit sie langweilen würde. Nun jagt er anderen Dingen nach.
Es erschienen Anzeigen in der Zeitung, in denen eine durch Chiffre getarnte Person genaue Mitteilungen darüber erbittet, an welchen Stellen bei der ersten und bei der letzten Explosion Steinsplitter oder Teile zerfetzter Bäume und Häuser niedergegangen wären. Es gab wohl niemand, der sich beim Lesen dieser Anzeigen etwas gedacht hatte. In der aufgeregten Zeit fiel etwas derartiges nicht auf. Man wusste ja, welche unendliche Menge von sonderbaren Überlegungen, Forschungen und Untersuchungen in der ersten Zeit nach der Katastrophe angestellt worden war.
Selbst die Schriftleitung der Zeitung hätte nicht einen Gedanken um diese Anzeigen verloren, wenn nicht Mister James Smith, der Vertreter der amerikanischen Gruppen, ein außergewöhnliches Interesse an den Tag gelegt hätte, den Namen des Mannes zu erfahren, welcher diese Anzeigen aufgegeben hatte. Der allgemeinen Berichterstattung war es völlig entgangen, dass auf einer graden fünfzehn Kilometer langen Strecke vom Krater in genau südöstlicher Richtung eine Menge von Steinsplittern und Teilen zerfetzter Bäume niedergegangen war. Eine mächtige Baumwurzel hatte das Dach einer Scheune in der Ortschaft Torberg durchschlagen. Ein Bauer, der gerade am Skvinsee stand, hatte zahlreiche Fontänen beobachtet, die zweifellos von einschlagenden Gesteinen herrührten. Auf dem Täktberg fand ein Schäfer, der seine Weidehänge fast wie seine Hosentasche kannte, einen Felsblock von rund vier Fuß im Quadrat, von dem er schwören könnte, dass er vorher nicht dort gelegen hatte.
Gösta Ring verzeichnet diese Begebenheiten eifrig auf seinen Karten. Ebenso sucht er genau zu erforschen, in welchen Gegenden der Schnee mit rötlichem Staub gemischt vom himmel fiel. Das war nur in der nächsten Umgebung von Rättvik und dann etwa in einer Weite von dreißig Kilometern in einem schmalen Streifen der Fall, der ebenfalls in genau südöstlicher Richtung führte. Außerordentlich schwer war es natürlich, festzustellen, welche Anzeichen von der einen oder anderen Explosion herrührten.
Anschließend an alle diese Beobachtungen wendet Gösta Ring noch viel Zeit auf, um ganz genaue Messungen am Wäst- und Tällberg vorzunehmen. Eines Sonntags scheint er diese Arbeiten zu seiner eigenen Zufriedenheit fertiggestellt zu haben, denn er bleibt in Brita Olssons Stüga und sagt ihr, dass er nicht mehr herauszugehen brauche.
Erleichtert atmet Brita auf. Ihr weiblicher Scharfsinn hat längst erkannt, wie das Ansehen des geliebten Mannes bei allen Nachbarn gelitten hat. Sie spürt es am Wandel von deren Verhalten zu ihr. Menschen, die früher nicht abließen, ihr schöne und hochschätzende Worte über Gösta Ring zu sagen, schweigen und schauen sie fast mitleidig an. Brita ist keineswegs eitel und ehrsüchtig. Aber es lässt doch einen Stachel in ihrem Herzen zurück, dass alle Nachbarn etwas neues und großes haben, um das ihre Gedanken kreisen. Gösta erscheint ihr auf einmal so ausgeschaltet aus diesem gemeinsamen Leben, dass sie beginnt, an seinen Fähigkeiten und Willenskräften zu zweifeln. Diese Zweifel sind um so schmerzlicher, weil sie Gösta lange als den Klugen und allen andern Überlegenen verehrt hat. Außerdem fühlt sie sich im Innern ihres Herzens vernachlässigt. Der heilige Eifer, der ihn von ihrer Seite weg in seine geheimnisvollen Forschungen trieb, schien ihr nur dann berechtigt, wenn Gösta einem wirklichen und großen Ziel nachstrebte. Dann will sie ihm gern alles vergeben. War es aber nicht umgekehrt? Die andern strebten sichtbar nach großen Zielen und Wirklichkeiten Gösta aber blieb demgegenüber gleichgültig und unberührt.
Traurige Gedanken und düstere Ahnungen beschwerten Britas Seele, und sie fürchtete fast das zukünftige Schicksal an der Seite eines nur in sich gekehrten Sonderlings, dessen Unzulänglichkeit und Engstirnigkeit der Umwelt auf die Dauer nicht verborgen bleiben konnte.
Unter der Last dieser Gedanken war sie stiller geworden und lächelte eigentlich zum ersten Mal wieder von Herzen, als Gösta mit seiner Bemerkung auf der warmen Ofenbank Platz nahm. Sie bereitete ihm das Frühstück und trug auf, was sie nur aus Küche und Keller holen konnte. Gösta lächelte, als ob er um ihre geheimen Gedanken Bescheid müsste. Als sie den Tisch gerichtet hatte, zog er sie zu sich auf die Bank.
»Was hast du in den letzten Wochen von mir gedacht, Brita?«
Sie fährt zusammen. Stockend erzählt sie ihm von ihrer Sorge, dass er den neuen Dingen so abhold und fremd gegenüberstehe, die doch alle Nachbarn bis ins Tiefste bewegen. In aller Offenheit zählt sie ihm die Bemerkungen von Vettern, Busen, Verwandten und Bekannten auf, die ihr Pein bereitet haben, weil sie Spott und Geringschätzigkeit herausgefühlt haben will. Sie erzählt ihm von den vielen Sitzungen im Dalarner Hof, an denen doch alle teilgenommen haben, die etwas galten, und von dem, was dort gesprochen wurde. Aber Gösta wehrt ab.
»Lass nur Brita, ich habe kein Verlangen, das noch einmal zu hören, was die Gubben und Kelkbürger in die Welt hinausposaunen. Was sie daherreden, weiß ich bis ins letzte. Das Siljamalm wird Schweden so stark und mächtig machen, dass unser kleines Volk allen Weltreichen, mit ihren hunderten von Millionen Untertanen überlegen sein wird. Wir werden nach Russland marschieren wie einst König Rurik und wie Karl XII., werden alle Mazeppas in den russischen Steppen besiegen und ein neues Weltreich unter schwedischer Führung aufrichten …
Es ist nichts so dumm, als dass es heutzutage nicht geglaubt würde. Die Welt hat schon soviel Unerhörtes und Unglaubwürdiges als wahr erleben müssen, dass sie von einem Wahn befallen ist, das Allerausgefallenste und Unglaubwürdigste gierig aufzugreifen.
Du wirst nicht lange darunter zu leiden haben, dass Gösta Ring der einzig Ungläubige in diesen Tagen des Jubels ist …
Gewiss, Schweden wird groß werden. Aber nicht durch das Siljamalm, sondern durch etwas ganz anderes, von dem alle diese jubelnden Menschen noch gar nichts wissen, von dem ich aber weiß, dass es unendlich viel bedeutsamer ist als das eine, von dem sie reden. Glaube mir, dass es ein großer Irrtum ist, wenn du annimmst, ich stünde teilnahmslos beiseite. Ich bin nur auf einer ganz anderen Fährte, und gegen die heiligsten Eide, die du mir schwören musst, niemanden auch nur ein Sterbenswörtchen von meiner Offenbarung mitzuteilen, will ich dir alles erzählen. Du sollst die Einzige sein, die weiß, was mich bewegt, und was bald die ganze Welt um ein Vielfaches mehr bewegen wird als das neue Erz.«
Britas Arme sinken vom Tisch in ihren Schoß. Sie lehnt den Kopf zurück. Eine freudige Röte fliegt über ihre Wangen. Ihre Augen schauen dankbar und erlöst wieder mit der alten Liebe auf den Mann an ihrer Seite. Eigentlich will sie gar nichts mehr fragen, denn das Gefühl, dass ihre törichten Gedanken irrig waren, ist schon zur Gewissheit geworden. Aber es gibt noch etwas, was nicht geklärt ist, und was Dinge angeht, die ihr Herz besonders stark bewegen. Auch das scheint Gösta zu ahnen.
»Was willst du noch fragen, Brita?«
»Ich will dich fragen, warum du gerade meine Stüga verkaufen willst, wo sie doch viel schöner und wohnlicher ist als die deine. Gewiss, wir brauchen nicht zwei Stügas. Wenn man zwei besitzt und man braucht Geld, so muss man eine verkaufen. Wenn man aber eine besitzt, in der man seine Kindheit verlebte, und die weit schöner und wohnlicher ist als die andere, die man von entfernten Verwandten geerbt hat, dann verstehe ich nicht, warum man unter allen Umständen in der anderen wohnen soll. Ich begreife es besonders deshalb nicht, weil wir doch heute für die andere Stüga schon weit mehr Geld bekommen als wir brauchen …«
Gösta Ring erhebt sich mit einem Ruck.
»Brita, ich fürchte, die Wände haben Ohren. Was ich dir zu sagen habe, ist ein Geheimnis, auf das hier mancher lauert. Gewiss lauern darauf nicht die Durchschnittsmenschen, die nur an Spekulation denken können und ohnehin schon wissen, dass wir eins unserer Häuser verkaufen wollen. Aber seit einiger Zeit gibt es hier Menschen, welche Geheimnisse ahnen, und die mit beispielloser Kunst danach trachten, sie zu entschleiern. Komm, wir gehen in unsere lieben Wälder, wo man nicht fürchten braucht, belauscht zu werden. Dort will ich dir alles erzählen, was ich dir so lange vorenthalten habe.«
Sie wandern auf dem Waldweg nach Persborg. Der Schnee knirscht unter ihren Füßen. Hell und freundlich lacht die Wintersonne durch den silbergrauen Tann. Gösta scherzt so froh und unbeschwert wie selten, seitdem sie sich kennen und lieben. Oft bleibt er stehen und ruft all die lieben Erinnerungen wieder wach, die sich an diesen Weg von früheren frohen Wanderungen her knüpfen. Glücklich erkennt Brita, wie fest alle selbst die kleinsten Erinnerungen bei ihm haften geblieben sind. Sie ist froh erstaunt, wie genau er noch alles weiß. Manchmal muss sie selbst erst nachdenken, um sich dessen zu entsinnen, woran er erinnern will. Hier fingen sie einmal ein junges Eichhörnchen, dort pflückten sie Brombeeren vom Strauch, und in der Grube am Wege wetteiferten sie stundenlang mit der geduldigen Gelassenheit eines Igels, bis dem die Geduld riss, er sich entrollte und unter Britas lautem Lachen das Weite suchte.«
Einige Rättviker begegneten ihnen. Sie grüßten freundlich und schauten sich dann prüfend um …
»Der Gösta Ring sieht aber gar nicht aus, als ob er so gleichgültig wäre, wie die Leute erzählen.«
»Das glaube ich ja auch nicht. Wenn Gösta Ring schweigt, so wird er schon seine Gründe haben. Jedenfalls wird schon noch mal eine Zeit werden, in der wir viel von ihm zu hören bekommen. Das hat einer von den Fremden gesagt, die in meinem Haus wohnen …«
* * *
»Brita, schwöre mir einen heiligen Eid, dass du alles, was ich dir jetzt sagen werde, als das größte Geheimnis deines Lebens betrachtest. Verstehe es nicht falsch, wenn ich dich schwören lasse. Aber ich lege Wert auf einen Eid, den du mir in aller Form und mit tiefstem Nachdruck schwörst, damit du niemals einer Versuchung, einer List oder Überraschung erliegst, die das Geheimnis von deinen Lippen locken will.
Siehst du dort das Wasa-Denkmal? Richte deine Augen dorthin und denke an die Größe Schwedens in der Zeit seiner unvergleichlichen Könige. Stelle dich an diesen Baum und hebe die drei Finger deiner rechten Hand. Sprich nach, was ich dir sage:
Ich, Brita Olsson, schwöre, niemals einem Menschen etwas von dem Geheimnis zu sagen, welches mir mein Verlobter Gösta Ring am heutigen Tage offenbart. Ich schwöre, jeder Lockung zu widerstehen und jede Überraschung von mir zu weisen, mit der man mich veranlassen will, über das zu reden, was ich heute erfahre.«
Brita legt den Schwur ab. Dann ritzt Gösta mit seinem scharfen Morastahl ein Kreuz in die Rinde des Baumes.
»Ich habe den Baum gezeichnet, an dem du geschworen hast. Solltest du jemals in Versuchung kommen, diesen heiligen Eid zu brechen, dann eile an diesen Baum und richte deine Augen auf das Zeichen, das ich ihm gegeben habe. Suche dir in der Erinnerung an diesen, deinen Eid, die Kraft zum Schweigen.«
Sie standen noch eine Weile an derselben Stelle und schauten auf das Mal am Baum und auf das Wasa-Denkmal. Dann schritten sie auf dem Waldwege weiter.
»Ich will dir sagen, Brita, warum wir deine und nicht meine Stüga verkaufen müssen. Ich habe dir viel erzählt von den Erfolgen, die ich als Ingenieur in meinem Leben bereits errungen habe. Aber ich habe dir noch niemals erzählt, warum ich die Welt meines glanzvollen Aufstieges so plötzlich verließ und in die Einsamkeit am Siljasee geflüchtet bin. Nicht die Dinge, von denen man spricht, die ich in meinem Leben erkunden, gebaut und konstruiert habe, sind mein größtes Werk.
Ich habe meinen Wirkungskreis verlassen, nachdem ich eine Erfindung gemacht habe, die weit über alles andere hinausragt, und deren epochemachende Bedeutung erst dann zur vollen Geltung kommen kann; wenn andere Voraussetzungen erfüllt sind. Seit meiner frühsten Jugend lebt der Glaube an eine Sendung in mir. Alles, was ich anderes geschaffen und getan habe, vollbrachte ich in der Ausübung meines Berufes wie jeder andere. Es war mir nur Mittel zum Zweck. Ich wollte Geld verdienen, um leben zu können, um mich dann in die Einsamkeit zurückzuziehen und das Werk meines Lebens zu vollenden.
Die Sendung, die ich in mir spüre, ist die Überzeugung, dass es möglich ist, diesen Planeten zu verlassen, weite Räume zu überwinden und andere verwandte Planeten zu entdecken! Es war zunächst nicht die Kraft, mit der ich mich von der Erde erheben wollte, um meine kühne Fahrt anzutreten, die mein Hirn beschäftigte.
Meine schöpferische Arbeit galt fürs erste der Konstruktion eines Fahrzeuges, das überhaupt den Menschen instand setzen sollte, die enge Luftschicht, welche diesen Erdball umgibt, zu verlassen und dennoch weiter zu leben. Es würde dich verwirren, wenn ich dir allzu viel von der Wissenschaft erzählen wollte, die mich ein Weltraumschiff erfinden ließ. Viel Glück und der unbeirrbare Glaube an meine Sendung sowie eine Fügung des Schicksals ließen mich ein technisches Wunder erfinden, das bis heute der Wissenschaft und außer mir allen Menschen unbekannt ist. Ich erfand die gotische Raute …
Es ist ein Wunder der Technik, das dem zu allen Zeiten gesuchten „Perpetuum mobile“ in keiner Weise nachsteht. Die gotische Raute ist die Konstruktionsform eines Schiffes, das jedem gefährlichen Innen- und Außendruck gewachsen ist. Es ist so geformt, dass jeder Druck, der von innen oder außen gegen die Wände dieses Schiffes wirkt, sich auf die Gesamtheit der Konstruktion überträgt und jede Sprengung oder Zusammendrückung unmöglich macht.
Die äußere Form und die Verteilung der inneren Verspannungen beruht auf einem Gesetz, welches ein menschliches Hirn verstandesmäßig gar nicht in der Lage ist zu erdenken, und welches mir durch eine Fügung bekannt geworden ist, die ich nur eine göttliche nennen kann. Nachdem ich das Gesetz kenne, weiß ich, wie unendlich einfach es ist. Aber so ist es immer bei den großen Erfindungen gewesen. Vorher sind es Hirngespinste, die jeder wirklichen Grundlage entbehren, und nachher sind es Tatsachen, die jeder menschliche Geist leicht begreifen kann.