Grand Hotel Wunder (Band 1) – Liebeszauber sind gefährlich - Katharina Schöde - E-Book

Grand Hotel Wunder (Band 1) – Liebeszauber sind gefährlich E-Book

Katharina Schöde

0,0
11,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Charlie, Paulina und Mia sind die "Wunder-Mädels" – sie leben alle drei mit ihren Familien bei der exzentrischen Lady Lou im Grand Hotel Wunder. Dabei ist in dem vornehmen Luxushotel am See nichts so, wie es von außen scheint, und es ranken sich düstere Sagen und Gruselgeschichten um das alte Gemäuer. Ob die Geister, Flüche, magischen Plätze und verwunschenen Zimmer im Hotel wirklich existieren? Die Wunder-Mädels sind skeptisch und beschließen kurzerhand, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Als sich Paulina verliebt, will sie es ganz genau wissen und sucht magische Hilfe: beim Liebeszauber-Rosenstrauch im Garten des Hotels! Ob das wohl gut geht? 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 237

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Sammlungen



Inhalt

1Spukball zur Geisterstunde

2Bei Nacht und Nebel

3Unbekannter Planet

4Drei sind eine Bande

5Operation Sommernacht

6Liebeszauber und Kakao

7Meet the Ghosts

8Cordelia la Rapidité

9Fake it!

10Rivalinnen der Rennbahn

11Date um Mitternacht

12Katerstimmung

13Freundinnenschwur

14Blamieren oder verlieren

15Triumph auf der Bühne

16Vorläufiges magisches Endergebnis

17Liebe Grüße aus Mailand

1

Spukball zur Geisterstunde

Wuuuii!

Ohhhoooo!

Haaaah!

Eine antike Kanonenkugel flog quer durch den nächtlichen Salon des Grand Hotel Wunder. Von Geisterhand wurde sie gezielt auf fünf silberne Kerzenleuchter geworfen, von denen vier scheppernd zu Boden fielen. Woraufhin eine Etage tiefer die schreckhafte Operndiva Linda Leptratow schlagartig aus ihren Träumen erwachte und hysterisch zu schreien begann.

Das wiederum weckte Richard, den Hotel-Concierge. »Diese verflixten Geister. Können die nicht ein einziges Mal still sein? Nie hat man seine Ruhe«, grummelte er, wälzte sich aus dem Bett und griff nach seinem karierten Morgenmantel. Mit einem riesigen altmodischen Schlüsselbund bewaffnet, stieg er die Stufen der Hoteltreppe hinauf. Es war schwer zu sagen, was lauter war: sein Keuchen, das Knarzen der alten Holzstufen, das Gewimmer von Linda Leptratow oder das schauerliche Gejohle, das aus dem Salon kam.

»Juhuuu, Lorie! Vier auf einen Streich!«, jubelte Hilpold von Schauerstein aus seiner quietschenden Ritterrüstung heraus, und die anderen Geister stimmten ein.

Loreley die Graue kicherte unter ihrem silbrig weißen Gespensterumhang und verneigte sich schüchtern. Dabei hickste sie laut. »Hicks, oh, Entschuld-icks-ung.« Das war nichts Ungewöhnliches. Die Arme litt seit ihrem unnatürlichen Tod vor mehr als sechzig Jahren an ständigem Schluckauf. Ein lästiges Schicksal.

Jetzt war Roderik der Schöne mit dem gespenstischen Spiel an der Reihe. Er räusperte sich theatralisch, und alle schauten zu ihm.

»Geister und Geisterinnen, GespensterInnen und Spukende dieses ehrwürdigen Hauses, schauet an diesen athletischen jungen Geist!«, kommentierte Sir Edmund ohne Kopf. Wie sein Name schon sagte, trug er keinen Kopf mehr auf seinen Schultern. Wie er dann sprechen konnte? Er trug sein abgetrenntes Haupt unter seinem Arm. Deshalb spielte er beim Spukball auch nicht mit. Nicht auszudenken, wenn er Kanonenkugel und Kopf verwechseln und anstatt der Kanonenkugel seinen eigenen Kopf werfen würde! Eine grauenhafte Vorstellung – selbst für einen Geist. Also betätigte sich Sir Edmund der Vorsicht halber als Kommentator des Turniers.

Die Kerzenständer wurden wieder aufgestellt. Es wurde still im Salon. Von draußen drang nächtlicher Nebel durch ein geöffnetes Fenster hinein und ließ die Vorhänge leise hin und her rauschen. Die Kerzen im Kronleuchter flackerten. Die Spannung stieg.

»Wird Roderik der Schöne es schaffen, seine Erfolgsserie fortzusetzen und auch heute zu gewinnen? Alle Augen sind auf ihn gerichtet!«

Roderik ließ sich seinen großen Auftritt nicht nehmen. Lässig griff er nach der Kanonenkugel und ließ sie ein paarmal gekonnt in der Luft herumwirbeln, bis er zielte – und warf. In einem perfekten Bogen raste die Eisenkugel quer durch den Salon nur haarscharf am Kronleuchter vorbei und passierte die Vitrine, bis sie auf dem Schränkchen alle Kerzenständer auf einmal umkegelte.

Schepper! Klirr! Bumm!

Die Geister applaudierten und polterten um die Wette.

Linda Leptratow saß aufrecht im Bett und sah zitternd an die Decke. Man hatte sie gewarnt. Ja, das hatte man, sogar mehrfach. Es hieß, im Grand Hotel Wunder würde es spuken. Es gäbe Gespenster und Geister aller Art. Aber dass direkt über ihrem Kopf ein Spuk-Turnier stattfinden würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Ihre Hände zitterten, und ihre Zähne klapperten. An ihrem Fenster zog der dicke Nebel vorbei. Sie lauschte gespannt.

Doch bevor das nächste Gespenst die Kanonenkugel Richtung Kerzenleuchter schleudern konnte, riss Concierge Richard entschlossen die Flügeltür zum Salon auf.

Sofort erstarrten sämtliche Hotelgeister und schnipsten mit den Fingern, wodurch sie für Normalsterbliche unsichtbar wurden. Doch das half ihnen wenig, denn Richard wusste Bescheid. Er kannte jeden einzelnen der übernatürlichen Hotelbewohner und würde sich nicht von ihnen an der Nase herumführen lassen. Er hatte hier das Sagen. Zumindest wenn die Hoteldirektorin nicht in der Nähe war.

»Waren wir uns nicht einig, dass Spukball verboten ist, solange Gäste im Hotel sind?«, fragte er vorwurfsvoll.

Nichts geschah.

Doch Richard gab nicht nach. Er holte sein riesiges Schlüsselbund hervor. Unzählige Schlüssel jeglichen Alters und verschiedenster Größen hingen daran. Einige waren zweihundert Jahre alt und verrostet, andere glänzten und hatten aufwendige Verzierungen. Wohl wissend, dass das Gerassel dieses mächtigen Schlüsselbundes für Gespensterohren absolut unerträglich war, fing Richard an, es zu schütteln. Und in dem Moment, in dem die Schlüssel aneinanderschlugen, begann ein gespenstisches Heulen und Wehklagen. »Auuuuu! Nein! Aufhören! AUAAA! Gnade! Bitte, Gnade!«

»Haben wir uns verstanden?«, wiederholte Richard streng.

Auf der Stelle schepperte das Visier von Hilpolds Ritterrüstung herunter. Das war seine Art des Nickens. Weil seine Rüstung seit mehreren Jahrzehnten klemmte, war er dazu gezwungen, im Übrigen regungslos in der Ecke des Salons zu stehen. Richard hielt still und beobachtete, wie von Geisterhand die Kerzenständer zurück in die Vitrine gestellt, die Tischdecken zurechtgerückt und die Kerzen im Kronleuchter ausgeblasen wurden. Zum Schluss verschwand die Kanonenkugel unter der Bar, wo sie hingehörte.

Richard steckte das Schlüsselbund wieder in die Tasche seines Morgenmantels und seufzte mit Genugtuung. Er ließ einen letzten strafenden Blick durch den Salon gleiten, bevor er die Flügeltür hinter sich schloss.

Dann holte er aus der Hotelküche ein Glas heiße Milch und eine Auswahl feinster Pralinen, um die Operndiva zu besänftigen. »Verehrte gnädige Frau Leptratow, entschuldigen Sie bitte diesen nächtlichen Tumult.«

»Was war das? Da oben? Waren das … Geister?«, kreischte ihm die Diva so hysterisch entgegen, dass er sich Sorgen um ihre begnadete Stimme machte.

»Aber nein, keinesfalls! Wie kommen Sie denn auf so etwas? Der Wind hat im Salon ein Fenster aufgeweht und der Vorhang einen Leuchter umgeworfen. Verzeihen Sie vielmals«, säuselte Richard.

»Das waren also keine … Geister?«, stieß sie besorgt hervor.

Richard lachte gekünstelt, als hätte sie einen Witz gemacht. »Geister? Gnädige Frau, so etwas gibt es hier nicht. Nicht in diesem ehrwürdigen Haus.«

Die Diva seufzte erleichtert, steckte sich eine Praline in den Mund und ließ sich theatralisch zurück in die Spitzenbettwäsche fallen.

Richard stapfte verärgert die Treppe hinunter zu seinem Zimmer und schimpfte dabei vor sich hin. »Verflixte Geister. Elender Spuk. Verfluchtes Hotel.«

2

Bei Nacht und Nebel

Mias Herz klopfte wie wild, als sie mitten in der Nacht mit ihrer Mutter den Weg hinunter zum See lief. Durch den Nebel konnte sie kaum etwas erkennen. Ihre Schritte knirschten unheimlich auf dem Schotter. Der Schrei einer Eule verriet ihre Ankunft. Mia fröstelte, am liebsten wäre sie sofort wieder umgekehrt, aber das Taxi, das sie vor der Einfahrt rausgelassen hatte, war schon im Nebel verschwunden. Ihr war, als sähe sie Schatten umherhuschen. Oder waren das Fledermäuse, die über ihnen durch den Himmel sausten?

Sie gingen weiter, und langsam wurden die Umrisse eines großen, alten Gebäudes deutlich. Wie ein Schloss sah es aus, oder ein Museum. Doch über dem mächtigen Portal prangte in goldenen Buchstaben:

Mehrere Türmchen mit grünen Kupferdächern kamen zum Vorschein, Balkone mit verwobenen Geländern, alte Fensterläden. Die dunklen Fenster sahen aus, als blickten düstere Augen durch den Nebel. Das also sollte ihr neues Zuhause sein? Es kam ihr völlig irreal vor.

»Und, wie gefällt dir unser neues Zuhause?«, fragte prompt ihre Mutter Marlen, während sie mühsam die vollgepackten Koffer Richtung Eingangstreppe schob.

»Spukt es wirklich da drin?«, entgegnete Mia besorgt.

»Ja, aber sag es keinem weiter.« Marlen zwinkerte ihr zu und lachte.

Mia runzelte die Stirn. War das jetzt ein Scherz, oder meinte ihre Mutter es ernst? Wäre es nicht absolut beängstigend und furchterregend – wahrscheinlich sogar ernsthaft gefährlich! –, sich hier aufzuhalten, wenn es wirklich Geister im Hotel gab? Ein Schauer lief ihr über den Rücken. In was war sie da nur hineingeraten? Sie zog ihre Kapuze hoch. Ihre leichte Sweatjacke war völlig unzureichend für dieses miese deutsche Wetter.

Kaum zu glauben, dass sie vor weniger als 24 Stunden noch in der Karibik gewesen war. Sie sehnte sich jetzt schon zurück auf die Queen Esmeralda, das Kreuzfahrtschiff, auf dem sie bisher zusammen mit ihren Eltern gelebt hatte. Ihre Mutter Marlen war dort Küchenchefin und ihr Vater der Kapitän. Sie überquerten Ozeane, kreuzten durch die Südsee und ankerten in jedem Winkel der Erde. Mia kannte die ganze Welt. Also, fast jedenfalls. Denn von einem wichtigen Teil dieser Welt verstand sie gar nichts: Sie hatte noch nie an Land gelebt, war nie in eine normale Schule gegangen und hatte nie richtige Freundinnen gehabt.

Das alles sollte sich jetzt ändern. Nach einem großen Streit hatten ihre Eltern beschlossen, vorerst getrennte Wege zu gehen. Das war schon schlimm genug. Aber dann war ihre Mutter auch noch übereilt und ohne Vorwarnung mit ihr abgereist. Und jetzt stand sie hier, mitten in der Nacht, müde und verängstigt am gruseligen Arsch der Welt.

Mia schaute sich um. Das Hotel war umgeben von dem dichten Wald, durch den sie von der Straße aus gekommen waren. Die Eule hatte aufgehört zu schreien, stattdessen hörte Mia jetzt tiefes, knarzendes Quaken. Waren das Frösche? Leises Geplätscher verriet, dass sich hinter dem Haus der sagenumwobene Blankensee verbarg. Oder stammten die Geräusche von dem großen Springbrunnen mit der Seejungfrauenstatue, der mitten in der Einfahrt stand? Ängstlich suchte sie den Blick ihrer Mutter. Warum war es hier nur so verdammt unheimlich?

Im nächsten Augenblick wurde die massive Eingangstür vor ihnen mit einem gewaltigen Stoß aufgerissen.

Mia erschrak so heftig, dass ihr Koffer die Eingangstreppe fast wieder hinuntergepurzelt wäre. Mit einer Taschenlampe leuchtete ihnen jemand direkt ins Gesicht. Der Lichtstrahl war so hell, dass Mia nicht mal erahnen konnte, wer sich dahinter verbarg. War das ein Geist? Oder vielleicht irgendein psychopathischer Gruselclown?

»Hmpf! Verflixter Nebel! Und dann auch noch mitten in der Nacht! Marlen? Marlen Wunder?«, fragte eine Männerstimme hinter der Taschenlampe. Mia versteckte sich hinter ihrer Mutter und blinzelte. Schemenhaft erkannte sie einen grimmigen älteren Herrn im karierten Morgenmantel.

»Ritchi!«, jubelte ihre Mutter und fiel dem Alten erstaunlicherweise um den Hals. Das gefiel ihm gar nicht, so viel konnte Mia erkennen.

Er räusperte sich, löste sich aus der Umarmung und musterte Mia, indem er sie von oben bis unten mit der Taschenlampe ableuchtete. »Und was ist das?«

»Das ist Mia Wunder, meine Tochter. Sie ist zwölf. Mia, das ist Richard, der Hotel-Concierge. Wir kennen uns schon, seit ich so alt war wie du, nicht wahr?«

Er nickte, dann räusperte er sich wieder, dieses Mal noch unzufriedener. »In der Mail stand aber nichts von einer … Tochter. Die Wohnung wird zu klein sein für Sie und … eine Tochter.«

»Das lassen Sie mal unsere Sorge sein«, sagte Marlen und schob Mia mitsamt den Koffern durch die Tür.

Na toll, dachte Mia. Nicht nur, dass es hier total gruselig war, anscheinend war sie auch total unerwünscht. Sie sehnte sich zurück auf die Queen Esmeralda. Wie gerne würde sie jetzt am Pool liegen, die Füße ins Wasser baumeln lassen und den karibischen Sternenhimmel bewundern. Oder ihretwegen bei Regen und Sturm um Kap Horn steuern … Alles war besser als das hier.

Nachdem sie die schweren Koffer vier Stockwerke hinauf bis unters Dach geschleppt hatten, schloss Richard die Tür zur Dienstwohnung auf und verabschiedete sich umgehend. Alles Weitere wollten sie morgen früh besprechen. Die beiden hörten, wie er im Hinuntergehen schimpfte: »Verfluchtes Hotel. Jetzt noch so ein furchtbares Kind. Als wenn die anderen nicht reichen würden.«

Marlen schaute ihm kopfschüttelnd hinterher. »Der hat sich kein bisschen verändert, der griesgrämige alte Ritchi.« Dann wandte sie sich zu Mia. »Na dann, herzlich willkommen im Grand Hotel Wunder, du furchtbares Kind!« Sie machte eine einladende Geste und zog Mia über die Türschwelle. »Wir freuen uns sehr, dass Sie unser Gast sind. Treten Sie ein, staunen Sie, lachen Sie, leben Sie. Alle Wunder stehen Ihnen offen. Haben Sie schon mal in einem Schloss geschlafen? «

Mia huschte ein Lächeln über das Gesicht. Ihre Mutter schaffte es immer wieder, selbst den furchtbarsten Situationen etwas Fröhliches abzugewinnen. Im Schein einer funzeligen Glühbirne sahen sie sich um. In der Mitte der Wohnung befand sich ein großer Raum mit einer alten Küche und eine Wohnecke mit zerschlissenen Sofas aus verschiedenen Jahrhunderten und verblichenen Samtdecken. An den Seiten gingen vier Türen ab. Sie fanden ein Badezimmer mit einer Zinkwanne auf Löwenfüßen, zwei kleine Schlafzimmer und eine vollgestopfte Abstellkammer. Von wegen zu klein! Verglichen mit ihrer Schiffskajüte auf der Queen Esmeralda war es sogar recht groß und geräumig hier oben. Und durch eine Dachluke hätte man sogar den Nachthimmel sehen können, wäre der Nebel nicht so dicht gewesen.

»Voilà, Sie sehen hier: unser neues Zuhause. Das wird großartig, Sie werden schon sehen«, jubelte Marlen, nahm Mia an der Hand und tanzte mit ihr durch die Küche. »Decken aus Samt, Böden aus Eichenholz, Möbel aus dem letzten Jahrhundert. Hier unterm Dach haben früher die Hotelpagen und Zimmermädchen gewohnt. Und schauen Sie nur, einige achtbeinige Mitbewohner haben wir auch schon.« Marlen beleuchtete mit ihrer Handytaschenlampe mehrere große Spinnennetze zwischen den Dachbalken.

Mia schüttelte sich, dann umarmte sie ihre Mutter. Sie waren ein gutes Team, alles würde gut werden, irgendwie.

Als Mia eine Stunde später in einem antiken Messingbett auf einer durchgelegenen Matratze lag, war ihre Zuversicht verschwunden. Das Schaukeln des Meeres fehlte ihr. Schlimmer, sie gruselte sich vor dem alten Grand Hotel.

Was, wenn es hier wirklich spukte? War das da ein Schatten an der Wand? Raschelte dort etwas in der Ecke? Gab es Hotelgeister, und wenn ja, wie sahen die aus? Wichtiger noch: Waren sie gefährlich? Mit aufgerissenen Augen lag sie im Bett und wagte es nicht, sich zu bewegen, aus Furcht, die Aufmerksamkeit irgendwelcher Spukgestalten auf sich zu lenken. Doch das Messingbett quietschte bei der kleinsten Erschütterung.

Einatmen – ausatmen. Warum war es so verflixt dunkel hier?

Wutsch! Da sah sie einen Silberstreif durchs Zimmer huschen. Mia hielt die Luft an.

»Hicks!«

Was war das?

Dann sah sie es noch einmal. Unter einem silbrig glänzenden Umhang war für einige Sekunden eine graue Mädchengestalt zu erahnen, die sich schwebend zwischen den Dachbalken hindurchbewegte. Ein eisiger Lufthauch umgab sie.

»Hicks!«

Ein Gespenst! Ein echtes Gespenst! Mit Schluckauf!

Mia zitterte vor Angst, und das brachte das Bett zum Quietschen. »MAMA!«, rief sie angsterfüllt. Marlen stürzte ins Zimmer und nahm sie in den Arm.

»Das ist doch nur der Nebel«, versuchte sie, Mia zu beruhigen.

»Du hast aber selbst gesagt, dass es hier spukt.«

»Ja, aber die Gespenster und Geister, die hier wohnen, sind alle absolut harmlos.«

»Woher weißt du das? Du warst doch ewig nicht hier.«

»Stimmt.«

»Also bist du nicht sicher?«

»Was ist schon sicher?«

»Mama! Du machst mir Angst.«

Marlen lachte. Mia fand das gar nicht so lustig.

»Keine Sorge, die tun dir nichts«, versicherte ihre Mutter. »Aber erzähl besser keinem davon. Dass es im Grand Hotel Wunder spukt, ist ein Geheimnis.«

Mia seufzte.

Den Rest der Nacht verbrachten sie gemeinsam in dem quietschenden Bett, und das Hicks-Gespenst tauchte nicht noch einmal auf.

Am nächsten Morgen fühlte sich Mia wie gerädert, und ein Blick auf ihre Mutter verriet, dass es ihr nicht besser ging.

»Du musst jetzt noch nicht in die Schule. Du kannst doch erst später hin – oder morgen. Lass uns erst mal ankommen und auspacken«, sagte Marlen.

Aber Mia schüttelte entschieden den Kopf. Sie wollte hier von Anfang an alles richtig machen, das hatte sie sich geschworen. Also musste der Ernst des Lebens schon heute anfangen. Auch wenn sie nicht viel von Deutschland verstand, so wusste sie doch, dass Pünktlichkeit hier eine große Rolle spielte. Also zog sie sich schnell an, holte einen zerquetschten Müsliriegel als Frühstücksersatz aus ihrem Koffer und gab ihrer Mutter einen Abschiedskuss.

Als sie im strömenden Regen den Waldweg zur Bushaltestelle entlanglief, bereute sie ihre Entscheidung bereits. Verdammtes Wetter. Da war der Nebel von gestern Nacht ja besser gewesen! War das Wetter hier etwa immer so? Innerhalb kürzester Zeit war sie total durchnässt. Wie gut, dass ihre Mutter ihr im letzten Moment ein Cap aufgesetzt hatte.

Zumindest behielt Mia recht, was das mit der Pünktlichkeit betraf: Der Bus kam keine Sekunde zu spät. Der Busfahrer hieß Ernie, wenigstens stand das auf seinem Namensschildchen, und begrüßte sie herzlich. Er wollte schon losfahren, da stürmten im letzten Moment zwei Mädchen durch den Regen und winkten ihm zu.

»Charlie und Paulina! Jeden Tag seid ihr zu spät. Irgendwann lass ich euch stehen«, schimpfte Ernie.

Aber die beiden grinsten ihn nur an, und er grinste zurück. So ernst hatte er es wohl nicht gemeint.

Mia schaute neugierig zu den beiden Mädchen. Das mussten ihre Cousine Charlie und das Mädchen sein, das seit zwei Jahren mit ihren Eltern im Hotel wohnte. Ihre Mutter hatte gesagt, dass sie sich mit den beiden anfreunden solle. Aber Mia hatte keine Ahnung, wie das mit dem Anfreunden überhaupt ging. Sie hatte nie richtige Freundinnen gehabt. Was, wenn die sie total blöd fanden? Und überhaupt keine Lust hatten, sich anzufreunden?

Sie musterte die beiden, als wäre sie eine Außerirdische, die zum ersten Mal der Spezies »deutsche Schülerin« begegnet. So sahen die also aus. Den Rucksack lässig über eine Schulter gehängt. Charlies Haare kurz und zerzaust, Paulinas lang und aufwendig geflochten. Sie trugen Regenjacken, viele Armbänder und Turnschuhe mit bunten Schnürsenkeln. Mia wartete gespannt, ob ihre Cousine sie erkennen würde, aber Charlie rauschte schnell an ihr vorbei und verschwand mit Paulina im hinteren Teil des Busses.

Mia hatte sich extra nach vorne gesetzt, weil sie dachte, hier seien die besten Plätze. Offenbar hatte sie sich da vertan. Sie hörte die Mädchen hinten herumalbern und sah sich verstohlen nach ihnen um. Sie hatte noch viel zu lernen.

Mia seufzte. Ernie lächelte sie mitleidig an, aber dadurch fühlte sie sich noch einsamer. Wie sollte sie nur begreifen, wie das alles funktionierte?

Als sie bei der Schule ankamen, hatte zumindest der Regen aufgehört. Auf dem Schulhof wurde Mia von ihrer neuen Klassenlehrerin Frau Krautwurm in Empfang genommen. Sie trug ein zu enges beiges Kostüm und hellgraue Strumpfhosen, und Mia fand, dass sie aussah wie eine Leberwurst auf Stöckelschuhen. Außerdem sprach sie mit einer unangenehm hohen Quiekstimme. »Miia, wie schöön. Du kommst wiirklich von einem Schiff? Wiie abenteuerlich.«

Mia nickte, obwohl ihr der Schulhof mit seinem großen Durcheinander an Schülern und Lehrern aller Art, dem lauten Geschrei und den Geschossen verschiedenster Form und Größe (Turnbeutel, Tischtennisball, Mandarine) abenteuerlicher vorkam als ihr Schiff. Ihre Lernstunden auf der Queen Esmeralda waren auf jeden Fall bedeutend ruhiger gewesen.

Entsprechend war es ein großes Glück, dass Frau Krautwurm Charlie entdeckte und sie zu sich rief. »Charlotte? Kannst du bitte deiner Cousiine alles erklären? Sie kommt in unsere Klasse.«

O nein, dachte Mia. Sie war doch kein Sozialfall, um den man sich kümmern musste! Was, wenn ihre Cousine gar keine Lust hatte, sie unter ihre Fittiche zu nehmen?

Doch dann drehte sich Charlie zu ihr um, erkannte sie und grinste. »Mia Wunder? Bist du es wirklich? Du warst bei uns im Bus! Ich hab dich gar nicht erkannt.« Sie schloss Mia in die Arme und hüpfte mit ihr über den Schulhof. »Hurra-hurra, Mia ist da! Hurra!«

Mia lachte. So einen stürmischen Empfang hatte sie jetzt auch nicht erwartet. Das letzte Mal hatten sich die beiden vor drei Jahren beim feierlichen Hoteljubiläum gesehen und kaum miteinander geredet.

»Danke, Charlie, in fünf Miinuten beginnt der Unterriicht«, quiekte Frau Krautwurm den beiden hinterher. Dann stöckelte die Leberwurst Richtung Lehrerzimmer davon.

Als Charlie mit ihrer Hüpfumarmung fertig war, stellte sie Mia vor. »Hey, Leute, das ist Mia, meine Cousine. Mia, das ist Paulina, der Rest ist nicht so wichtig.«

Alle drehten sich um und musterten die Neue. Am liebsten wäre sie im Boden versunken, denn sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. Paulina nickte ihr freundlich zu, und sie lächelte schüchtern zurück.

»Was ist denn mit dir passiert? Wo kommst du her?«, fragte ein Mädchen in einem hellrosa Polohemd mitleidig.

Mia wurde bewusst, dass sie nicht nur klitschnass war, sondern auch total anders aussah als die anderen. Sie trug das alberne Cap mit dem Emblem der Queen Esmeralda über ihren ungekämmten Locken, dazu kurze Pluderhosen aus buntem peruanischem Webstoff, eine Sweatjacke, Flip-Flops und eine Plastiktüte anstatt eines Schulranzens. Fast, als hätte sie Schiffbruch erlitten. »Äh, ich komme von einem Schiff. Äh, einem Kreuzfahrtschiff«, stammelte sie nervös.

»Und deshalb hast du keine anständige Kleidung?«, fragte das Mädchen in Hellrosa weiter.

»Halt die Klappe, Netti«, nahm Charlie Mia direkt in Schutz.

»Genau, ich finde ihren Look total cool«, sprang nun auch Paulina für sie in die Bresche.

»Tss-tss-tss, also unsere Eltern, die würden uns nicht so vor die Tür gehen lassen«, erklärte ein Junge, der neben dem Mädchen in Hellrosa stand und das gleiche hellrosa Polohemd trug.

»Die beiden sind nicht zufällig gleich blöd und gleich rosa«, flüsterte Charlie Mia zu. »Die sind Geschwister.«

Trotzdem starrte Mia eingeschüchtert zu Boden. Am liebsten wäre sie wieder abgehauen. Aber das war ja wohl keine Option.

Im nächsten Moment ertönte die Schulklingel und erlöste sie.

3

Unbekannter Planet

Im Klassenzimmer schlug Charlie vor, Mia solle sich zwischen sie und Paulina setzen, damit sie ihr alles erklären konnten.

»Frau Krautwurm ist unsere Klassenlehrerin. Sie unterrichtet Deutsch und Bio, irgendwie klar bei dem Namen. Ihr Mann ist Polizist. Aber um Diebe zu fangen, hat der viel zu kurze Beine«, erzählte Charlie. »Und die beiden da vorne in der ersten Reihe, die gerade so gemein zu dir waren, das sind Netti – eigentlich Henriette – und ihr Bruder Hugo, der hat eine Klasse übersprungen.«

»Die halten sich für muy inteligente, oberschlau«, ergänzte Paulina.

»Sie heißen ja auch Obermeyer. Und der Vater ist hier der Oberbürgermeyer … nee, -meister. Der Bürgermeister«, meinte Charlie.

Mia nickte überwältigt vom Redeschwall ihrer Sitznachbarinnen und versuchte, sich alles zu merken. Dabei schaute sie sich im Klassenraum um. So sah es also aus in einer Schule. Eine Tafel, viele bunte, selbst beschriebene Plakate an der Wand zu verschiedenen Themen wie »Das Auge«, »Die fünf Kontinente« oder »Mein Zwerghamster«, vergilbte Vorhänge, zwei vertrocknete Zimmerpflanzen, ein Waschbecken, ein Lehrerpult, ein Globus.

Autsch!

Irgendwas hatte sie am Kopf getroffen. Mia schaute sich um.

Hinter ihr lachten einige Mitschüler. Vor ihr auf dem Tisch lag eine Styroporkugel, die von dem Planetenmobile stammte, das von der Decke hing. Es war der Saturn, das erkannte man sofort an den Ringen. Aber wer hatte ihr den an den Kopf geworfen, und warum?

Charlie drehte sich empört nach hinten. »Hey, ihr Blödbratzen, wer war das? Karl oder Max?« Dann griff sie nach dem Tafelschwamm und pfefferte ihn einem Jungen an den Kopf. Egal ob Karl oder Max, auf jeden Fall war der Junge jetzt nass und dreckig. Mia war froh, dass in diesem Moment die Leberwurst, also Frau Krautwurm, hereinkam und der Schlacht ein Ende setzte. Auf solch ein Kampfgeschehen war sie nicht vorbereitet gewesen.

Der Unterricht begann, und Mia versuchte, sich zu konzentrieren. Aber von dem, was Frau Krautwurm sagte, verstand sie nur die Hälfte, und das lag nicht an der hohen Quiekstimme der Leberwurst und auch nicht am Lernstoff. Mias Problem waren die unzähligen unbekannten Begriffe und Abkürzungen, die auf sie einprasselten. Was war eine LEK oder eine Cafete? Was machte man in NaWi? War es wirklich schwieriger, eine Schule zu verstehen, als ein Schiff zu steuern, wie ihr Vater es ihr prophezeit hatte?

In der Pause versuchte Charlie, sämtliche Fragen und Missverständnisse aufzuklären. Besonders schade fand Mia, dass es in NaWi um Naturwissenschaften ging und nicht ums Navigieren, das konnte sie nämlich schon. Eine LEK war eine Lernerfolgskontrolle, also so was wie eine Klassenarbeit, und die Cafete die Schul-Cafeteria, nur dass es dort gar keinen Kaffee, dafür aber Mittagessen gab.

Charlie lachte sich über ihre Fragen halb tot. »Du bist echt wie vom anderen Stern, Mia. Aber keine Sorge, so schwierig ist der kleine Planet Blankensee nicht zu verstehen«, versprach sie.

Mia seufzte und war dankbar, eine so fähige Planeten-Erklärerin gefunden zu haben. »Seit wann wohnst du schon im Hotel?«, fragte sie Paulina.

»Ich bin vor zwei Jahren mit meinen Eltern aus Valencia hierhergezogen. Mi madre, meine Mutter, ist Hotel-Chauffeurin, und mein Vater ist Zimmermädchen.«

»Also ein Zimmermann?«

Paulina lachte. »Nein, er macht das Housekeeping. Betten machen, in den Zimmern aufräumen und so weiter. Wir wohnen hinten neben den Ferienwohnungen.«

Mia nickte. »Muy bien.«

»Hablas español?«, fragte Paulina freudig überrascht.

Mia nickte. »Ja, ich spreche ein bisschen Spanisch. Ich hoffe, wir werden uns gut verstehen.«

Paulina betrachtete Mia noch einmal. »No tienes frio?«, fragte sie.

Mia verstand, dass sie gefragt hatte, ob ihr kalt sei. Sie nickte.

Paulina zog ihre bunte Strickjacke aus und wickelte Mia darin ein. »Wir Hotel-Chicas müssen doch zusammenhalten, oder?«

Charlie legte den Arm um beide. »Zu dritt werden wir das Wunder rocken.«

»Och nee, nicht noch so eine Hotel-Kröte«, rief Netti, die direkt hinter ihnen stand, und ihr Bruder gab ihr recht.

»Quak, quak, quak. Komm, Netti, wir gehen lieber da rüber, sonst denkt noch jemand, wir reden mit den Hotel-Kröten.«

Jetzt stimmten Max und Karl mit in das Gequake ein, und die anderen lachten.

Mia war verwirrt. Hotel-Kröten? »Was haben die denn für ein Problem? Wieso Kröten?«, flüsterte sie Charlie und Paulina zu.

Ihre Cousine zog sie zur Seite. »So nennen die uns immer.«

»Vielleicht wegen der vielen Kröten, die im See hinterm Hotel wohnen«, sagte Paulina.

»Oder wegen des goldenen Froschs im Hotelwappen«, meinte Charlie.

»Oder vielleicht, weil sie einfach ein bisschen gemein sind?«, sagte Mia. Sie hätte nicht gedacht, dass in der Schule die Pausen anstrengender sein würden als der Unterricht.

»Es ist ein sehr vornehmes Haus, muy elegante«, konterte Paulina in Richtung des rosa Polohemdduos.

»Ihr seid doch nur neidisch, weil ihr nicht in einem Grand Hotel wohnt«, fügte Charlie hinzu.

»Neidisch? Auf diese alte Absteige? Voll von gestern! Gibt’s da nicht mal fließendes Wasser, oder warum stinkt ihr so?«, rief Netti zurück, und wieder lachten alle.

Mia verstand nicht, warum die Geschwister so gemein waren.

Doch bevor sie Charlie fragen konnte, stürzte sich ihre Cousine schon auf Netti.

Die beiden lieferten sich einen Faustkampf mitten auf dem Schulhof. Und alle standen drum herum und feuerten sie an. Netti war größer. Sie hielt Charlie auf Abstand und versuchte, sie zu treffen, doch Charlie duckte sich immer wieder weg.

Mia sah den Kampf sprachlos mit an. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst. Hilfe suchend schaute sie zu Paulina, aber die zuckte nur mit den Schultern.

Die Pause endete mit einer zerrissenen Jacke auf Charlies und einer blutigen Nase auf Nettis Seite. Dazu muss man sagen, dass Charlie Netti gar nicht getroffen hatte, ihr Nasenbluten hatte ganz von allein angefangen. Das glaubte Frau Krautwurm natürlich nicht, aber Mia und Paulina konnten es bezeugen. Trotzdem gab es eine Woche Hofdienst für jedes der beiden Mädchen.

Der Rest des Schultags verlief ohne weitere Vorkommnisse. Mia stellte fest, dass sie in Bio einiges aufholen musste. Sie kannte sich mit der Flora und Fauna des heimischen Nadelwaldes überhaupt nicht aus. Dafür konnte sie in Englisch glänzen. Sie war ziemlich erledigt, als es am Ende der letzten Stunde endlich klingelte, und träumte von einer heißen Dusche und einem leckeren Mittagessen. Doch Charlie und Paulina holten sie auf der Treppe ein.

»Du kommst doch noch mit, oder?«, fragte Paulina.

»Mit wohin?«, fragte Mia zurück.

»Zur Theater-AG. In der Turnhalle, fängt heute an«, erklärte Charlie.

Mia runzelte die Stirn. Theater? Auf keinen Fall. Das war nichts für sie. Sie würde sich nie im Leben auf eine Bühne stellen!

Doch da hatte sie Paulinas Überzeugungskraft unterschätzt. Denn die schaute Mia mit ihren großen dunklen Augen an und flehte: »Bitte, Mia, chica, du musst mitkommen, ich brauche Unterstützung, bitte. Sonst muss ich sterben, tengo que morir.«

»Sterben? Wirklich?«, fragte Mia stirnrunzelnd.

Da fasste sich Paulina ans Herz, schloss die Augen und atmete dramatisch ein und aus. »Du wirst sehen und verstehen, de verdad.«

Sie benahm sich so theatralisch, dass Mia neugierig wurde und sich am Ende doch mitziehen ließ. Bevor sie protestieren konnte, hatte Paulina sie schon bei Frau Krautwurm für die Theater-AG angemeldet. Jetzt saßen sie alle in der Turnhalle auf dem Boden und warteten, dass es anfing. Mia bemerkte auch Netti und Hugo und setzte sich absichtlich so hin, dass Charlie die beiden nicht sehen konnte. Sicher war sicher. Paulina war total aufgeregt, und Mia hatte noch immer nicht herausgefunden, was genau das Problem war. Charlie grinste. Und dann sah Mia ihn: den Grund, warum Paulina um ihr Leben fürchtete. Es war ein Junge!

Gefolgt von zwei Freunden kam er in die Halle. Paulina strahlte ihn an wie ein Honigkuchenpferd und wurde dabei knallrot.

»Das ist Leon aus der Parallelklasse. Pauli ist seit den Ferien unsterblich verliebt in ihn«, flüsterte Charlie und zwinkerte Mia amüsiert zu.