Grappa und die acht Todsünden - Gabriella Wollenhaupt - E-Book

Grappa und die acht Todsünden E-Book

Gabriella Wollenhaupt

4,8

Beschreibung

"Schinken wie immer?" Ich nickte. Die Bäckersfrau zog das Blech aus dem Ofen. Wärme und der Geruch von frischem Brot verbreiteten sich im Raum. Ich sog beides ein. "Kein Unfall", sinnierte sie. "Was dann?" "Die sieben saßen beim Abendessen und ..." Ich führte meinen Arm von links nach rechts quer über die Kehle. "Die Kehlen durchgeschnitten?", fragte Frau Scholz mit glänzenden Augen. "Nee. Kein Messer im Spiel. Vermutlich Gas." "Is kein schöner Tod", stellte sie fest. "Zuerst merkt man nichts, und wenn man's merkt, isses zu spät. Und tschüs." Sieben Leichen und sieben Todsünden, ein schwarzer Kater und eine quietschblonde Frau, zwei attraktive Männer und mittendrin Maria Grappa, Reporterin beim Bierstädter Tageblatt. Die rothaarige Journalistin begibt sich auf die Suche nach einem religiösen Fanatiker, doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein: Sie selbst hat die achte Todsünde begangen ...

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»Schinken wie immer?«

Ich nickte. Die Bäckersfrau zog das Blech aus dem Ofen. Wärme und der Geruch von frischem Brot verbreiteten sich im Raum. Ich sog beides ein.

»Kein Unfall«, sinnierte sie. »Was dann?«

»Die sieben saßen beim Abendessen und ...« Ich führte meinen Arm von links nach rechts quer über die Kehle.

»Die Kehlen durchgeschnitten?«, fragte Frau Scholz mit glänzenden Augen.

»Nee. Kein Messer im Spiel. Vermutlich Gas.«

»Is kein schöner Tod«, stellte sie fest. »Zuerst merkt man nichts, und wenn man's merkt, isses zu spät. Und tschüs.«

*

Sieben Leichen und sieben Todsünden, ein schwarzer Kater und eine quietschblonde Frau, zwei attraktive Männer und mittendrin Maria Grappa, Reporterin beim Bierstädter Tageblatt. Die rothaarige Journalistin begibt sich auf die Suche nach einem religiösen Fanatiker, doch dann holt sie ihre Vergangenheit ein: Sie selbst hat die achte Todsünde begangen ...

*

E-Book © 2013 by GRAFIT Verlag GmbH

Originalausgabe © 2002 by GRAFIT Verlag GmbH

Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund

Internet: http://www.grafit.de/

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagillustration: Peter Bucker

eISBN 978-3-89425-992-1

Gabriella Wollenhaupt

Die Autorin

Gabriella Wollenhaupt, Jahrgang 1952, arbeitet als Fernsehredakteurin in Dortmund. Sie mag wilde Tiere, gutes Essen und schöne Männer.

Als Kriminalschriftstellerin debütierte sie im Frühjahr 1993 mit Grappas Versuchung.

Die Personen

Die lebenden Sünder

Yunus Aydin Sündenfälle sind sein Beruf

Big Mäc seine Sünde ist das Nikotin

Elvira Bollhagen-Mergelteich sehnt sich nach Sünde

Anton Brinkhoff ist für Sünden anderer zuständig

Eberhard kommt nicht zum Sündigen

Maria Grappa sündigt gern mal

Pfarrer Heinrich Großmann vergisst Sünder nicht

Michele Guardini verfolgt Sünder

Peter Jansen verhindert gedruckte Sünden

Georg Mahler hat alle Sünden schon gelebt

Nikoll Mahler zu blond, um zu sündigen?

Odysseus Odenski verdient an Sünden

Kosmo Schmitz möchte Sünden vergessen

Anneliese Scholz versündigt sich an der Sprache

Die toten Sünder

GULA (Maßlosigkeit) Johannes Schadewald, Reporter

SUPERBIA (Hochmut) Dr. Hartmut Freudenreich, Diplompsychologe

INVIDIA (Neid) Mandy Turner, Lehrerin

AVARICIA (Geiz) Dr. jur. Botho Müller, Richter i. R.

ACCIDIA (Trägheit) Schwester Barbara Odel, Ordensschwester

IRA (Wut) Richard Borchert, Rentner

Stets sah ich nur den Tod am Horizont

Im Jägermantel übern Acker schreiten,

Die braunen Rüden an der Leine leiten,

Die breite Stirn vom Abendrot besonnt.

Ich sah ein Kind ihn auf dem Arm im Mond

Auf einem weißen Pferd vorüberreiten,

Ich sah ihn still im Kahn vorübergleiten,

In dem ein junges Mädchen weinend wohnt.

Mein Weib und ich: wir lauschten früh der Mette,

Da riss die Türe jäh wie Spinngeweb.

Er hob mein Liebstes lächelnd aus dem Bette

Und sprach zu ihr: Mein goldner Vogel, schweb!

Ich schrie in Martern: Wo ist meine Stätte?

Er sprach: Sie ist erlöst. Du, büße! Leb!

Für E. S. – mit Dank für die Katerlaunen ...

Abendmahlstimmung

»Mach dich auf was gefasst!«, sagte der Bluthund am Telefon. In seiner Stimme lag Anspannung und professionelle Gier nach der Sensation.

»Hab alles im Kasten, was ging. Aber so richtig konnte ich mich dem Tatort noch nicht nähern. Kannst du sofort kommen?«, setzte er nach.

Mach dich auf was gefasst! Das klang nach einer Sache, die härter war als das Übliche.

»Wo bist du?«, fragte ich matt. Der Anruf hatte mich aus dem Tiefschlaf gerissen.

»Ich bin an der alten Villa, du weißt schon.« Er nannte die Straße, die sich in einer besseren Bierstädter Gegend befand.

»Was ist passiert?«

»Da sind Leichen«, klärte mich Big Mäc auf. »Und zwar mehrere. Schwing die Hufe, Grappa, bevor die Bullen alles dichtmachen!«

Das klang überzeugend. Big Mäc war mein Kollege, Fotograf beim Bierstädter Tageblatt, der seinen Namen der Vorliebe für US-amerikanischen Schnellfraß verdankte.

»Okay. Ich beeil mich. Knips alles, was noch zappelt. Und das, was nicht mehr zappelt, erst recht!«

»Klare Sache, das.«

Ich wischte mir einmal kurz mit dem Waschlappen übers Gesicht, sprang in die Jeans, warf den Pullover über und stieg in die flachen Schuhe. Keine Zeit für Make-up, nachts waren eh alle Katzen grau.

Kühle Spätsommerluft schlug mir entgegen. Die Nacht war noch nicht ganz vorbei, im Osten schob sich aber schon eine helle Wand hinter den Wald mit seinen gezackten Spitzen. Die Uhr zeigte kurz vor fünf.

Die Villa in dem grünen, hügeligen Stück Bierstadt zwischen der südlichen City und der Spielbank hatte früher mal einen Landgasthof beherbergt und konnte heute für Festivitäten aller Art gemietet werden.

Den Weg kannte ich, war noch letzte Woche in der Gegend herumgekurvt, um mich mit dem Vorsitzenden eines Arbeitskreises gegen die Spielsucht zu treffen, der vor dem Glückstempel eine Demonstration hatte anzetteln wollen. Die Aktion war aber zu dilettantisch angelegt gewesen, um etwas bewirken zu können. Nur Mitleid hatte mich dazu gebracht, zwanzig Zeilen ins Blatt zu heben.

Ich ließ den Motor des Wagens aufheulen und zog ab. Spielcasino stand irgendwann auf den Hinweisschildern. Denen musste ich folgen.

Die Landstraße war fast leer, im Abblendlicht erkannte ich gerade noch rechtzeitig eine Kugel, die gemächlich die Fahrbahn überquerte. Ich zog den Wagen nach links, der Igel blieb am Leben.

Nach knapp zehn Minuten erreichte ich die Straße, in der die Landvilla lag. Ich peilte die Lage. Noch hatte die Polizei die Straße nicht abgesperrt.

Ich beschloss, meinen Wagen abzustellen und mich zu Fuß zu nähern. Das war unauffälliger. Mein schwarzes Cabrio war bekannt in der Stadt, vor allem bei den Vertretern der exekutiven Gewalt. Nicht selten hatten sie mich mit Hinweis auf das rot-weiße Absperrband gnadenlos nach hinten geschossen.

Einige Polizeikombis in der Ferne zeigten mir die Stelle, zu der ich wollte. Blaulicht gleißte stumm. Einen Moment lang dachte ich an mein weiches Bett und das Kopfkissen, das ich nachts zu bearbeiten pflegte, wenn kein männlicher Körper neben mir ruhte. Und das war in den letzten Monaten beklagenswerte Normalität.

»Da bist du ja«, empfing mich Big Mäc.

»Hi, Baby«, grüßte ich kurz. »Was weißt du?«

Der Fotograf kam rasch mit dem rüber, was bereits feststand: Ein anonymer Anrufer hatte beim Polizeinotruf angeklingelt und von mehreren Leichen in einem Haus berichtet. Eine Streifenwagenbesatzung war umgehend ausgerückt. Auf heftiges Läuten an der Haustür der Villa hatte es keine Reaktion gegeben. Die Beamten waren um das Haus und so in den Garten gelangt. Durch die Terrassentür habe man dann die Leichen gesehen, denn das Zimmer war hell erleuchtet.

»Die Bullen haben die Tür eingeschlagen«, berichtete Big Mäc, »und sind beinah umgekippt. Da kam nämlich Gas raus oder so was.«

»Hast du die Toten im Kasten?«, fragte ich.

»Nee, leider nicht. Als ich die Kamera heben wollte, haben die Bullen Stress gemacht. Aber einen Blick konnte ich drauf werfen.«

»Und?«

»Nicht schön, kann ich dir sagen, Grappa. Alle saßen um einen Tisch herum.«

»Einfach so?«

»Nee, der Tisch war gedeckt. Die müssen wohl vorher gegessen haben. Einige hatten die Köpfe zurückgelegt, manche waren halb vom Stuhl gerutscht, andere lagen mit dem Gesicht im Essen oder knapp daneben.«

»Wie viele sind es denn?«

»Ich hab sieben gezählt.«

»Wer bringt sieben Menschen mit Gas um und lädt sie vorher noch zum Essen ein?«, murmelte ich. »Ziemlich viel Aufwand.«

»Sagte ich doch, dass du dich auf was gefasst machen sollst!«

»Wer leitet die Ermittlungen?«

»Der dort hinten. Das ist der Staatsanwalt.«

Big Mäc deutete mit dem Kinn auf einen Yuppie-Typen. Smart, gut gekleidet, dominant. Das waren die schwierigsten Kandidaten. Hatten keine Ahnung, konnten kein Blut sehen, wollten ihren Kopf aber am nächsten Tag möglichst als Close-up im Blatt bewundern. Letzteres hielt sie immerhin davon ab, allzu unhöflich zu werden.

Ich pirschte mich an den Mann ran, hörte schon auf halbem Weg, wie der Jurist den alten Hasen von der Mordkommission Befehle erteilte.

»Sie leiten die Ermittlungen hier?«, fragte ich und hielt Yuppie meinen Presseausweis unter die Nase. »Mein Name ist Grappa. Wie der italienische Tresterschnaps. Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«

Der Staatsanwalt studierte das Papier in meiner Hand, ich konnte sein Parfum riechen. Es stammte nicht vom Grabbeltisch eines Drogeriemarktes.

»Ich komme gleich zu Ihnen, Frau Grappa«, kündigte Yuppie an. »Verstehen Sie bitte, dass ich mir erst selbst einen Überblick verschaffen möchte. Haben Sie etwas Geduld. Ich bin übrigens Oberstaatsanwalt Guardini.«

»Aber natürlich«, sagte ich. »Darf ich mich auf dem Gelände umsehen?«

»Sie wissen doch, dass die Spurensicherung zuerst ihre Arbeit erledigen muss. Fragen Sie die Beamten, wo Sie sich am Tatort aufhalten dürfen. Kann ich mich darauf verlassen?« Der Staatsanwalt lächelte mich an.

»Sicher«, meinte ich verblüfft. »Ich werde fragen.«

Ich schlenderte zu Big Mäc zurück. »Kennst du den näher?«, fragte ich mit Blick auf den Staatsanwalt. »Er heißt Guardini.«

»Ist mir noch nicht vor die Flinte gekommen«, antwortete der Fotograf.

»Gar nicht so übel, der Bursche. Scheint Verständnis für die Arbeit der Presse zu haben. Also, los! Ich brauch ein Bild von den Toten am Tisch.«

»Und wie soll ich das machen?« Big Mäc deutete auf Polizisten, die endlich das rot-weiße Absperrband um das Gelände zogen. Dahinter hatten sich Fernsehteams und ein paar Kollegen postiert.

»Wir sind immerhin schon hier drin«, versuchte ich den Fotografen aufzumuntern. »Und die da müssen draußen bleiben.«

Ich beobachtete, wie der Kameramann eines Privatsenders von den Polizeibeamten rüde zurückgedrängt wurde. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel zwischen dem Filmer und den Grünröcken.

»Komm!«, befahl ich Big Mäc. Die Gelegenheit war günstig. »Wo geht's zur Terrasse?«

Der Fotograf trabte los, ich hinterher – mit einem Auge immer die Lage peilend. Ein flaues Gefühl zog in meinen Magen. Obwohl ich Polizeireporterin des Bierstädter Tageblattes war, beeindruckte mich der Anblick von Toten immer wieder. Es war nicht das Wissen um die Gewalt, die dieser Art des Sterbens meist vorausgegangen war, sondern diese unfassbare Stille, die von toten Körpern ausging – egal wie lebhaft, freundlich, laut, lebensfroh die Menschen gewesen sein mochten, als das Blut noch in ihren Adern floss und ihre Gehirne arbeiteten – sie befanden sich nun in einem Zustand beginnender Zersetzung.

Zum Glück hatte ich schrecklich zugerichtete oder verweste Körper noch nie ansehen müssen. ›Meine‹ Toten waren bisher relativ frisch gewesen, erschossen, erstochen, vergiftet, erwürgt. Meist tauchte ich ja nach der Polizei am Tatort auf, die Fotografen waren fast immer zuerst da, weil sie den Polizeifunk abhörten.

Der Garten lag an der Rückseite der Villa und war von der Straße aus nicht einzusehen. Die Spurensicherer waren gerade dabei, das Gelände zu durchkämmen. Zum Glück waren sie noch einiges von uns entfernt.

Um nicht allzu sehr aufzufallen, strichen wir eng an der Hauswand entlang. Wir umkurvten einige Blumenkübel mit Trockengemüse und standen bald auf der Terrasse. Das Zimmer war hell erleuchtet. Ich atmete tief ein, trat dicht zur Scheibe hin.

»Mein Gott!«, entfuhr es mir.

Sieben Menschen, drei Frauen und vier Männer, saßen an einem festlich gedeckten Tisch. Auf den Tellern aus weißem Porzellan waren noch die Reste von Speisen zu erkennen. Alkohol hatte es auf jeden Fall gegeben, es befanden sich mehrere Weinkühler auf dem Tisch, aus denen Flaschenhälse ragten.

Big Mäc begann wortlos mit seiner Arbeit. Er hüpfte wie ein Kobold vor der eingeschlagenen Glastür hin und her, die Scherben klirrten unter seinen Schuhen. Es war das einzige Geräusch, das ich bewusst wahrnahm.

Der Fotograf jagte einen ganzen Film durch, nahm ihn aus der Kamera, gab ihn mir und legte sofort einen neuen ein.

Ich verstaute den Film in meiner Tasche. Wir arbeiteten immer so, bei Problemen mit der Staatsgewalt an einem Tatort wurden immer zuerst die Knipser gefilzt.

»Ich mach mal die Totale vom Haus«, kündigte Big Mäc an und tauchte in das Dunkel des Gartens ab.

Ich blieb allein zurück. Die Terrassentür war nur angelehnt. Ich versicherte mich, dass mich die Polizisten im Garten nicht sehen konnten, und überlegte. Nein, das konnte ich nicht machen. Und dann tat ich es doch.

Zögernd zog ich die Tür auf. Meine Hand hatte ich mit meiner Jacke umwickelt, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Fast wäre ich über eine Orientbrücke gestolpert; ich konnte mich gerade noch an einer Gardine festhalten. Sie riss ab und einige Gardinenröllchen kullerten auf den Boden.

Es war so still im Raum, die Luft war stickig, die Situation unwirklich. Der Mörder hatte den Tod seiner Opfer theatralisch in Szene gesetzt. Mir war, als würden die sieben gleich aufstehen, sich verbeugen und lächelnd den Applaus eines Publikums entgegennehmen.

Mein Blick wanderte über die Körper, mein Hirn versuchte, sich möglichst viele Einzelheiten einzuprägen, meine Lippen begannen die Worte zu formen, mit denen ich die Lage hier später beschreiben würde.

Die Toten waren schwarz gekleidet, elegant und schlicht, so, als habe sie jemand in Uniformen gesteckt, die sie im Jenseits würden tragen müssen. Alle waren nicht mehr jung, hatten ein Leben gelebt, das sich in die Gesichter eingegraben hatte.

Big Mäc hatte von Gas gesprochen. Dann musste es sie alle etwa zur gleichen Zeit getroffen haben.

Nein, hatte es wohl doch nicht. Die Miene der toten Frau mit dem blonden Haar war friedlich, während der Mann neben ihr wohl sehr mit dem Tod hatte kämpfen müssen, die Züge waren verzerrt und die Zunge hing seitlich aus dem Mund.

Mein Blick fiel auf die Hand einer weiteren männlichen Leiche – sie hatte sich in die Tischdecke verkrallt und war erstarrt. Mich schauderte.

»Schöne Schweinerei«, hörte ich eine Stimme in meinem Rücken fluchen. »Was machen Sie hier, zum Teufel?«

Die Spurensicherer der Kripo waren angerückt und sie gehörten nicht eben zu meinen Freunden.

»Kein Problem, Jungs! Ich bin schon weg«, beeilte ich mich zu versichern.

»Nachdem Sie hier alles zertrampelt haben«, meinte Anton Brinkhoff.

Der Hauptkommissar war eine der Konstanten während meiner Arbeit der letzten Jahre. Er leitete die Mordkommission der Bierstädter Kripo, ich schrieb über seine Kunden, er erhielt Tipps von mir und manchmal fiel auch für mich eine kleine Info ab, die sonst kein anderer Journalist bekam.

Brinkhoff brauchte ich meine grundgesetzlich verankerte Pressefreiheit nicht immer wieder zu erklären, ich akzeptierte im Gegenzug seine Lizenz, mich notfalls von einem Tatort wegscheuchen zu dürfen. So waren wir immer gut miteinander klargekommen.

»Ich habe mir nur einen Eindruck von der Lage verschafft«, sagte ich. »Und Sie wissen doch, Herr Brinkhoff, wie vorsichtig ich immer bin.«

»Das sehe ich«, meinte der Kripomann trocken und deutete auf die abgerissene Gardine. »Die sah eben noch ganz anders aus!«

»Kleiner Unfall«, gab ich zu. »Tut mir echt Leid.«

»So, so«, entgegnete Brinkhoff. »Und? Welchen Eindruck haben Sie von der Lage?«

»Der Mörder ist ein fantasievoller Mensch und er hat sich viel Mühe gegeben. Mord als Kunstwerk, als szenische Darbietung.«

»Das klingt ja so, als würden Sie ihn bewundern.«

»Ich bewundere Profis immer«, gab ich zu. »Profis auf allen Gebieten.«

»Und den hier halten Sie für einen Profi?«, hakte der Hauptkommissar nach.

Frische Brötchen

Oberstaatsanwalt Guardini vertröstete die Journalisten auf den frühen Nachmittag – erst dann würde er sich einen Überblick verschafft haben. Egal. Es war sowieso zu spät, in der nächsten Ausgabe noch einen Artikel zu platzieren. In einer knappen Stunde würden die Zeitungsboten die druckfrischen Exemplare des Bierstädter Tageblattes in die Briefkästen der Abonnenten legen.

Ich hatte genug gesehen und machte mich auf den Nachhauseweg. Big Mäc war schon gestartet, wir würden uns in ein paar Stunden in der Redaktion treffen.

Unterwegs hielt ich vor einer Bäckerei, in der es die ersten frischen Brötchen und immer einen frisch gebrühten Kaffee gab. An Morgen wie diesem kehrte ich besonders gern hier ein.

»Moin, Frau Scholz«, sagte ich, als ich eingetreten war.

»Moin, Frau Grappa«, antwortete die Bäckersfrau.

»Wie isses?«, fragte ich.

»Muss«, meinte sie. »Und selbst?«

»Auch«, entgegnete ich.

»Was lag an?« Sie stellte mir einen heißen Kaffee hin.

»Sieben Tote«, sagte ich. »Im Süden.«

»Ach was! Unfall?«

»Eher nicht.«

»Gleich sieben auf einen Schlach?« Sie konnte es kaum glauben.

»Genau.«

»Schinken wie immer?«

Ich nickte. Die Bäckersfrau zog das Blech aus dem Ofen. Wärme und der Geruch von frischem Brot verbreiteten sich im Raum. Ich sog beides ein.

»Kein Unfall«, sinnierte sie. »Was dann?«

»Die sieben saßen beim Abendessen und ...« Ich führte meinen Arm von links nach rechts quer über die Kehle.

»Die Kehlen durchgeschnitten?«, fragte Frau Scholz mit glänzenden Augen.

»Nee. Kein Messer im Spiel. Vermutlich Gas.«

»Is kein schöner Tod«, stellte sie fest. »Zuerst merkt man nichts, und wenn man's merkt, isses zu spät. Und tschüs.«

Sie stellte das Brötchen vor mich auf den Bistrotisch. Es war mit gekochtem Schinken und ein paar frisch aufgeschnittenen Gurkenscheiben belegt. Ich biss mit Lust hinein.

»Woher wissen Sie so was?«, kaute ich.

»Hab's mal gelesen«, antwortete sie. »In einem meiner Krimis. Der Mörder hat da auch Gas benutzt. Geruchlos.«

»Sie und Ihre Krimis«, lächelte ich. Sie hatte mir mal erzählt, dass sie alles an Literatur verschlang, was nur entfernt mit Gewalttaten zu tun hatte. »Das Leben ist anders. Nicht so wie in Ihren Büchern.«

»Ich weiß. Die meisten Menschen sind in Wirklichkeit noch schlimmer als in meinen Krimis.«

Ich gab es auf, sie von der Harmlosigkeit der Welt überzeugen zu wollen.

»Es gibt auch viele Arten schnell wirkender Gifte«, plapperte sie fröhlich weiter. »Auch welche, die keiner auf Anhieb findet. Indianisches Pfeilgift zum Beispiel. Kommt in die Blutbahn und löst sich sofort wieder auf. Nicht nachzuweisen. Oder Gifte, die in Backwaren versteckt sind.«

Irritiert beäugte ich mein Brötchen. Nein, sie hatte kein Motiv, mich umzubringen. Ich hatte meine Einkäufe immer sofort bezahlt und war auch stets freundlich zu ihr gewesen.

»Weiß man schon, wer's war?«

»Nein. Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen.«

»Sie werden's bestimmt rauskriegen, Frau Grappa«, meinte Frau Schulz und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. »Wenn jemand, dann Sie.«

Blonde Überraschung

Nach kurzem, tiefem Schlaf betrat ich gegen elf Uhr morgens die Redaktionsräume des Ich hatte mir die Konferenz um zehn Uhr geschenkt immerhin war ich nachts auf den Beinen gewesen. Mein Chef Peter Jansen wusste Bescheid, dass ich den mysteriösen Mordfall bearbeiten würde ich hatte ihm eine kurze Mitteilung auf die Mailbox seines Handys gesprochen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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