Grenzen zum Nichts - Jane Robinson - E-Book

Grenzen zum Nichts E-Book

Jane Robinson

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Beschreibung

Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht – Neue Edition: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Mystik Romanen interessiert. Wie unter einem magischen Zwang schickte Lord Wismore seinen Blick ein weiteres Mal zu den Tannen hinüber, doch seine geheime Hoffnung, die weiße Schleiergestalt könnte inzwischen wie eine flüchtige Lichtspiegelung verschwunden sein, erfüllte sich nicht! Die lichtumflutete Gestalt stand vielmehr noch immer an derselben Stelle – angestrahlt von einem seltsamen, geradezu überirdischen unwirklichen Licht – eine ganz eigenartige zauberhafte Erscheinung! Und die Gestalt schien inzwischen sogar auf Gordon aufmerksam geworden zu sein, denn sie hob plötzlich die linke Hand und winkte herüber. Dabei lag auf ihren bleichen blutleeren Lippen ein seltsam wissendes Lächeln, das Gordon unwillkürlich den Eindruck vermittelte, sie wollte ihn an alle ihre gemeinsamen düsteren Geheimnisse erinnern! Lord Wismore stand am offenen Grabe seiner vor kurzem unter mysteriösen Umständen plötz­lich verstorbenen Gemahlin. Ein unbarmherziges Schicksal hatte ihr Lebenslicht in der Blüte ihrer Jugend ausgelöscht. Besonders tragisch war der Umstand, daß der herbeigerufene Arzt sie wahrscheinlich hätte retten können, wenn er nur eine halbe Stunde früher verständigt worden wäre! So aber hatte er bei seinem Eintreffen nur noch bedauernd Lady Moiras Tod feststellen können. Lord Wismore war seither wie von Sinnen vor Schmerz und vor Trauer. Es schien, als hätte ihn der tragische Schicksalsschlag zu einem gebrochenen Mann werden lassen. Und auch jetzt, da er am offenen Grabe der geliebten Toten stand und den zu Herzen gehenden Worten des Geistlichen lauschte, machte er den Eindruck, trotz seiner Jugend alle Lebenslust verloren zu haben. Aber nicht nur deshalb durfte er sich des Mitleids aller Trauergäste gewiß sein! Das tragische Geschehen hatte sich nur wenige Monate nach der Hochzeit des jungen Paares ereignet, und bisher hatte niemand eine plausible Erklärung gefunden für die seltsamen Umstände, die so plötzlich zum Tode der jungen Frau geführt hatten. Nicht einmal Scotland Yard! So jedenfalls hieß es in dem offiziellen Abschlußbericht der Behörde, mit dem der Leichnam der jungen Lady vor zwei Tagen endlich zur Bestattung freigegeben worden war. Der herzzerreißende Nachruf des jungen Lords nahm in der ­TIMES eine halbe Seite ein. Und niemand, der diese bewegenden Worte voll tiefster Trauer und Verzweiflung las, konnte an dem großen Schmerz des Witwers zweifeln. Abgesehen davon war die märchenhafte Hochzeit des verliebten, glückstrahlenden jungen Paares allen Freunden und Bekannten, aber auch ungezählten Zaungästen noch in zu guter Erinnerung, als daß man angesichts dieser Tragik nicht zutiefst hätte berührt sein müssen. Damals war man sich einig gewesen: Lord und Lady Wismore hatten ein traumhaftes Liebesglück gefunden, und dieses Glück hatte ihnen aus den Augen geleuchtet, als sie sich vor dem Altar die Hände reichten und der Geistliche den Segen sprach. Doch selbst die, die damals weder geladen gewesen waren, noch als Zaungäste der Hochzeit hatten beiwohnen können, hatten durch die überschwenglichen Berichte in Presse und Fernsehen von der Krönung dieser großen Liebe erfahren und bewegt Anteil genommen an dem außergewöhnlichen Glück des Paares.

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Irrlicht - Neue Edition – 5 –

Grenzen zum Nichts

Jane Robinson

Wie unter einem magischen Zwang schickte Lord Wismore seinen Blick ein weiteres Mal zu den Tannen hinüber, doch seine geheime Hoffnung, die weiße Schleiergestalt könnte inzwischen wie eine flüchtige Lichtspiegelung verschwunden sein, erfüllte sich nicht! Die lichtumflutete Gestalt stand vielmehr noch immer an derselben Stelle – angestrahlt von einem seltsamen, geradezu überirdischen unwirklichen Licht – eine ganz eigenartige zauberhafte Erscheinung! Und die Gestalt schien inzwischen sogar auf Gordon aufmerksam geworden zu sein, denn sie hob plötzlich die linke Hand und winkte herüber. Dabei lag auf ihren bleichen blutleeren Lippen ein seltsam wissendes Lächeln, das Gordon unwillkürlich den Eindruck vermittelte, sie wollte ihn an alle ihre gemeinsamen düsteren Geheimnisse erinnern!

Lord Wismore stand am offenen Grabe seiner vor kurzem unter mysteriösen Umständen plötz­lich verstorbenen Gemahlin. Ein unbarmherziges Schicksal hatte ihr Lebenslicht in der Blüte ihrer Jugend ausgelöscht.

Besonders tragisch war der Umstand, daß der herbeigerufene Arzt sie wahrscheinlich hätte retten können, wenn er nur eine halbe Stunde früher verständigt worden wäre! So aber hatte er bei seinem Eintreffen nur noch bedauernd Lady Moiras Tod feststellen können.

Lord Wismore war seither wie von Sinnen vor Schmerz und vor Trauer. Es schien, als hätte ihn der tragische Schicksalsschlag zu einem gebrochenen Mann werden lassen. Und auch jetzt, da er am offenen Grabe der geliebten Toten stand und den zu Herzen gehenden Worten des Geistlichen lauschte, machte er den Eindruck, trotz seiner Jugend alle Lebenslust verloren zu haben.

Aber nicht nur deshalb durfte er sich des Mitleids aller Trauergäste gewiß sein!

Das tragische Geschehen hatte sich nur wenige Monate nach der Hochzeit des jungen Paares ereignet, und bisher hatte niemand eine plausible Erklärung gefunden für die seltsamen Umstände, die so plötzlich zum Tode der jungen Frau geführt hatten.

Nicht einmal Scotland Yard!

So jedenfalls hieß es in dem offiziellen Abschlußbericht der Behörde, mit dem der Leichnam der jungen Lady vor zwei Tagen endlich zur Bestattung freigegeben worden war.

Der herzzerreißende Nachruf des jungen Lords nahm in der ­TIMES eine halbe Seite ein. Und niemand, der diese bewegenden Worte voll tiefster Trauer und Verzweiflung las, konnte an dem großen Schmerz des Witwers zweifeln.

Abgesehen davon war die märchenhafte Hochzeit des verliebten, glückstrahlenden jungen Paares allen Freunden und Bekannten, aber auch ungezählten Zaungästen noch in zu guter Erinnerung, als daß man angesichts dieser Tragik nicht zutiefst hätte berührt sein müssen.

Damals war man sich einig gewesen: Lord und Lady Wismore hatten ein traumhaftes Liebesglück gefunden, und dieses Glück hatte ihnen aus den Augen geleuchtet, als sie sich vor dem Altar die Hände reichten und der Geistliche den Segen sprach.

Doch selbst die, die damals weder geladen gewesen waren, noch als Zaungäste der Hochzeit hatten beiwohnen können, hatten durch die überschwenglichen Berichte in Presse und Fernsehen von der Krönung dieser großen Liebe erfahren und bewegt Anteil genommen an dem außergewöhnlichen Glück des Paares.

»Eine romantische Liebe, wie sie in hundert Jahren nur einmal blüht!« hatte eine der Frauenzeitschriften ihre Reportage untertitelt. Und genau so hatte es jeder empfunden, der von diesem strahlenden Liebesglück erfuhr.

Es war doppelt tragisch, daß ein solches Glück nur von so kurzer Dauer hatte sein dürfen!

*

In eben diesem Augenblick segnete der Geistliche den schneeweißen Sarg der jungen Lady ein letztes Mal. Dann senkten die Sargträger die sterbliche Hülle langsam hinab, bis der Sarg zwischen halbaufgeblühten schneeweißen Lilien auf einer Schicht edler Tannenzweige den Grund der Gruft erreichte.

Die Sargträger ließen die Enden der breiten seidenen Gurte los und traten zurück.

Der Geistliche sprach ein letztes Gebet für die Tote, ehe er dem jungen Lord durch aufforderndes Zunicken zu verstehen gab, die Reihe sei nun an ihm, an das offene Grab zu treten und Abschied zu nehmen von der geliebten Toten.

Lord Wismore schreckte auf und wollte der Aufforderung des Geistlichen folgen – aber es ging nicht!!

Er war wie zu Stein erstarrt, und es war ihm völlig unmöglich, sich auch nur wenige Zentimeter von der Stelle zu bewegen – geschweige denn, an das offene Grab zu treten!

Seine Füße schienen auf mysteriöse Weise mit dem Boden, auf dem er stand, verwachsen zu sein.

Und zu allem Überfluß begann sich plötzlich auch noch alles um ihn zu drehen!

Gordon senkte den Kopf noch tiefer und fuhr sich über die Augen, um den eigenartigen Schwindel abzuwehren.

Diese Reaktion konnte den Trauergästen nicht verborgen bleiben, doch sie glaubten nicht anders, als daß der verzweifelte Witwer mit den aufsteigenden Tränen zu kämpfen hatte.

Niemand erwartete, daß der junge Lord sich dieser Tränen schämen würde, nur weil er ein Mann war – weinte er diese Tränen doch um die geliebte Tote!

James, der Butler des jungen Paares, hatte bis zu diesem Augenblick in dezentem Abstand hinter seinem Herrn gestanden. Jetzt trat er heran, und da Lord Gordon ihn in seiner Verzweiflung nicht gleich bemerkte, räusperte James sich leise und machte durch ein geflüstertes: »Verzeihung, my Lord«, auf sich aufmerksam.

Gordon schreckte auf. Konsterniert starrte er seinen Diener an.

»Verzeihen Sie, my Lord, die Rosen!« raunte James ihm dezent zu und reichte dem trauernden Gatten den bereitgehaltenen kunst­voll gebundenen Strauß halb­erblühter roter Rosen an, damit er sie der Toten als letzten Liebesgruß ins Grab hinabwerfen konnte.

Butler James hatte bereits den verstorbenen Eltern der jungen Lady Moira viele Jahre lang treu gedient und Lady Moira aufwachsen sehen. Und als Lord und Lady Baxter vor zwei Jahren durch einen Verkehrsunfall auf tragische Weise aus dem Leben gerissen worden waren, war er selbstverständlich in den Diensten Lady Moiras geblieben.

Ebenso selbstverständlich hatte James, nachdem Moira Lord Wismore geheiratet hatte, auch dessen Betreuung übernommen.

Lord Wismore starrte so konsterniert auf die Rosen, die James ihm anreichte, als müßte er sich erst darauf besinnen, für welchen Zweck sie gedacht waren. Und als er dann seine Hände ausstreckte, um den Strauß entgegenzunehmen, zitterten sie bedenklich, so daß man befürchten mußte, es könnte ihnen die Kraft fehlen, den Strauß zu halten. Aber dann umschloß Gordon den Strauß mit beiden Armen und preßte die Blüten mit einer zärtlichen Geste wie ein lebendes Wesen liebkosend an seine Brust, um für einen Moment sein Gesicht in die Blüten zu tauchen.

Es gab niemanden unter den Trauergästen, der von dieser Geste nicht zutiefst berührt gewesen wäre, vermittelte sie doch allen Anwesenden den Eindruck, der junge Witwer versuchte, die geliebte Tote auf diese Weise noch ein letztes Mal zärtlich zu umfangen und zu liebkosten – ihr mit diesen Rosen gewissermaßen seine Liebe mit ins Grab zu geben!

Einmal mehr empfand man allseits aufrichtiges Mitleid mit dem Schicksal des jungen Lords, einem Mann, dessen strahlendes Glück sich so bald schon auf tragische Weise in Schmerz, Trauer und Verzweiflung gewandelt hatte!

Nur zögernd fügte Gordon sich den Erfordernissen dieses schicksalsschweren Augenblicks und näherte sich mit unsicheren, zögernden Schritten dem Rand des offenen Grabes.

Eine seltsame Scheu ließ ihn etwa einen Meter davon entfernt stehen bleiben, und wenn er sich selbst gegenüber aufrichtig gewesen wäre, hätte er sich eingestehen müssen, daß ihn ein gewisses Grauen erfaßt hatte bei der Vorstellung, den Blick nach unten richten zu müssen – dorthin, wo der Sarg zu sehen sein mußte – diese letzte Heimstatt seiner jungen Gemahlin!

Verstört ließ er seinen Blick umherschweifen – über die Köpfe der Trauergäste hinweg, und wie unter einem unerklärlichen inneren Zwang wurde seine Aufmerksamkeit in diesem Moment auf einen kleinen mit jungen Tannen bewachsenen Hügel gelenkt, der das Friedhofsgelände nach Osten hin auf natürliche Weise begrenzte.

Und völlig unerwartet glaubte er dort plötzlich eine Gestalt zu entdecken – etwas, was er noch Sekunden zuvor für völlig ausgeschlossen gehalten hatte: Es war Moira!

Sein Atem stockte, und er schloß die Lider – kniff sie zusammen, so fest es nur eben ging, um das Bild auszuschließen, das sich ihm dort drüben bot.

Lieber Himmel, das kann doch gar nicht sein! dachte er verstört. Was gaukeln mir meine überreizten Sinne da vor?

Moira ist tot! Sie kann also unmöglich dort drüben stehen! Sie liegt da unten in ihrem schneeweißen Sarg! Und aus diesem Sarg gibt es für sie kein Entrinnen mehr!

Das sagte ihm sein Verstand!

Doch trotz dieser Feststellung erkannten Gordons Augen, sobald er sie wieder öffnete, einen ganz anderen Tatbestand:

Die Frau, die er für tot hielt, stand wie ein unwirklicher Geist kaum dreißig Meter von ihm entfernt da drüben zwischen den Tannen!

Und so absurd die ganze Sache auch zu sein schien: Die Gestalt, die da drüben zwischen den Tannen aufgetaucht war, war Moira einfach viel zu ähnlich, als daß es jemand anders hätte sein können, der nur zufällig in diesem Augenblick dort aufgetaucht war!

Die Gestalt wurde von einem unwirklichen grellen Licht umflutet, so daß ihr helles Haar wie gesponnenes Gold aufleuchtete.

Niemand hatte so leuchtendblondes Haar wie Moira!

Die Gestalt war bis vor wenigen Augenblicken von einer der Tannen verdeckt gewesen und hatte offenbar von dort aus der Beisetzungszeremonie unbemerkt zugeschaut!

Ihrer eigenen Beisetzung! durchfuhr es Lord Wismore.

Eisige Schauer rannen ihm durch die Adern, und vor Entsetzen stockte ihm der Atem. Am liebsten hätte er laut schreiend das Weite gesucht. Doch daran war gar nicht zu denken!

Abgesehen von dem Aufsehen, das er mit seiner Flucht erregt hätte, schienen an seinen Schuhsohlen plötzlich Eisenplatten zu kleben, die das Aufheben seiner Füße so gut wie unmöglich machten. Außerdem zitterten seine Knie so sehr, daß er befürchten mußte, sie könnten ihm schon im nächsten Moment den Dienst versagen und einknicken.

Was wäre, wenn es trotz aller angebrachter Skepsis auf unerklärliche Weise doch noch irgendwie gelungen wäre, Moira wieder ins Leben zurückzuholen? schoß es dem jungen Lord siedendheiß durch den Kopf, und der Schreck – es könnte sich tatsächlich so verhalten, jagte ihm das Blut mit solcher Heftigkeit durch die Adern, daß es unter seiner Schädeldecke zu brodeln und zu kochen begann und er Mühe hatte, auch nur noch einen einzigen Gedanken zu Ende zu denken.

*

Verzweifelt bemühte Gordon sich um Haltung. Vor allen Dingen aber versuchte er, sich die Sterbe­szene noch einmal in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen.

Er erinnerte sich ganz genau daran, daß das Leben bereits aus Moiras Körper gewichen war, als er in jener bedeutsamen Nacht nach dem Arzt telefoniert hatte.

Dr. Benson war zwar überraschend schnell eingetroffen, viel schneller, als es nach Gordons Berechnungen hätte sein können – doch dann hatte auch er nur noch bedauernd Moiras Tod feststellen können!

Und als Gordon Moira zuletzt von Angesicht zu Angesicht an ihrer Bahre gegenübergestanden hatte, war ihr hübsches Antlitz deutlich vom Tode gezeichnet gewesen. Sie hatte mit unverkennbar geschlossenen Augen völlig regungslos und mit wächsernem Gesicht auf dem weißseidenen Kissen ihres Totenbettes gelegen!

Gordon hatte nicht den geringsten Zweifel an ihrem Tod haben müssen – haben können!

Seit er drüben bei den Tannen die weiße Schleiergestalt entdeckt hatte, waren ihm trotz allem gewisse Zweifel gekommen.

Was wäre zum Beispiel, wenn Moira trotz aller einschlägigen Anzeichen von Todesstarre vielleicht doch noch nicht unumkehrbar tot gewesen wäre? fragte er sich besorgt.

Existierten nicht ungezählte Berichte über Menschen, die nur scheintot gewesen und entgegen aller ärztlicher Diagnosen wieder zum Leben erwacht waren?

Die Vorstellung, sein listig ausgeklügelter Plan könnte trotz aller Umsicht fehlgeschlagen sein, versetzte ihn immer mehr in Panik. Sein Herz schlug unregelmäßig und begann sogar zu stolpern. Und die Kehle schnürte sich ihm immer mehr zu, so daß sich das Gefühl, an seinem Entsetzen regelrecht ersticken zu müssen, von Sekunde zu Sekunde verstärkte.

So sehr Gordon sich auch mit aller Kraft gegen seine beklemmenden Theorien aufbäumte, so nahmen sie doch immer mehr Besitz von ihm!

Immerhin bestand die Möglichkeit, daß selbst ein so versierter Mediziner wie Dr. Benson sich irrte, wenn er glaubte, den Tod eines Menschen festzustellen!

Hörte man nicht immer wieder von Totgeglaubten, die auf wundersame Weise ins Leben zurückgekehrt waren, weil ein Mediziner sich geirrt hatte?

Also war nicht völlig auszu­schließen, daß es inzwischen irgend jemandem tatsächlich gelungen war, auch Moira noch einmal ins Leben zurückzuholen!

Am Ende hat man mich sogar mit Vorbedacht über eine solche Entwicklung im unklaren gelassen, weil man zugleich mit Moiras Wiederbelebung mein düsteres Geheimnis aufgedeckt hat? überlegte Gordon, und plötzlich drängte sein schlechtes Gewissen ihm Bilder auf, die ihn zutiefst schreckten, und die geeignet waren, ihn immer mehr in Panik zu versetzen.

Er spürte, wie er sich immer mehr verkrampfte, und schließlich tauchten sogar vor seinen Augen schwarze Punkte auf, die eilig auf und ab tanzten, und ihm die Sicht nahmen. Und seine Atemnot verstärkte sich so sehr, daß er zu röcheln begann. Zudem begann es hinter seiner Stirn immer heftiger zu summen und zu brummen, als hätte sich dort ein ganzer Bienenschwarm eingenistet.

Gordon war sich bewußt, daß er drauf und dran war, völlig die Nerven zu verlieren. Und wenn das geschehen würde, stand zu befürchten, daß sein plötzlich einsetzendes schlechtes Gewissen ihn unter Umständen sogar noch dazu treiben würde, sein schlimmes Geheimnis preiszugeben!

Großer Gott, nur das nicht! dachte er in panischem Entsetzen. Das muß ich mit allen Mitteln verhindern. Wenn ich die Nerven verliere, bin ich ganz und gar verloren, und alle meine klugen Manipulationen wären völlig umsonst gewesen!

Mehr noch! Ich würde wahrscheinlich bis an das Ende meiner Tage ein Leben hinter Gittern führen müssen!

Eine entsetzliche Vorstellung!

Gordon atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen.

Was um alles in der Welt treibt mich nur plötzlich zu so abwegigen Gedankenpielen? haderte er mit sich. Tatsache ist doch, daß nichts und niemand Moira noch einmal zum Leben erweckt haben kann!