GrenzenLos - Simone Pablitschko - E-Book

GrenzenLos E-Book

Simone Pablitschko

4,8

Beschreibung

Wenn Ella morgens in den Spiegel schaut, klaffen riesige Fragezeichen auf ihrer Stirn: Warum zur Hölle fällt es mir so schwer, Grenzen zu setzen? Warum ist es manchmal so herausfordernd, die eigenen Bedürfnisse und die der Mitmenschen zu akzeptieren? Und warum begründen wir eigentlich standardmäßig unser Nein aber nie unser Ja? Frustriert stolpert Ella mal wieder über die Selbsterkenntnis, dass es leichter gesagt, als getan ist, sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden, diese zu kommunizieren und dementsprechend Grenzen zu setzen. Noch schwieriger fällt es ihr, Verantwortung zu übernehmen und daraus Konsequenzen zu ziehen. Doch sie weiß: Dies ist die Basis für jede gesunde Beziehung, sei es zu sich selbst oder zu Anderen, sie muss einfach irgendetwas verändern. Jetzt! Also begibt sich Ella auf die Suche nach Antworten, zerlegt dabei ihre gesamte Welt, setzt sie neu zusammen und stellt am Ende mit einem kleinen Lächeln fest: Man kann dem vermeintlichen Schreckgespenst seinen Schrecken auch nehmen. Denn es kann auch unheimlich viel Spaß machen, Grenzen mit Bleistift zu ziehen.

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Seitenzahl: 130

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„Manchmal werden meine Gedanken & Gefühle ganz schön laut. Dann ist das Schreiben meine Therapie. Außerdem habe ich keine Lust mehr so zu tun, als wäre immer alles ok. Ich weiß, dass ich mit meinem Kabelsalat im Kopf nicht allein bin & Sharing ist bekanntlich Caring. Also viel Spaß beim Lesen!“

Simone Pablitschko, geboren 1995 in Ebersberg, studierte "Management in der Gesundheitswirtschaft" und arbeitet hauptberuflich in der Pharmabranche. Sie glaubt, dass jeder, täglich, mit einem Mimimum an Aufwand, einen wertvollen Beitrag dazu leisten kann, Mental-Health-The-men aus der Tabu-Zone zu holen. 2020 begann sie ihre Gedichte und Gedanken dazu auf Instagram @zoeysmoodswings zu teilen. 3 Jahre später veröffentlicht sie ihren ersten Roman "GrenzenLos". Die Gedichte in diesem Buch schrieb sie, mit Blick auf die Alpen und einem blühenden Flieder, auf ihrer kleinen Dachterrasse in München.

Für alle, die von Zeit zu Zeit nicht wissen, wo sie eigentlich hin wollen… Für alle, die sich manchmal fragen, ob das Sinn macht, was sie da den ganzen Tag tun…

Für dich, weil du dich manchmal überfordert fühlst, manchmal morgens schwer hochkommst, einsam bist, mit deinem Gedankenstrudel und den Zweifeln, die langsam, aber unaufhaltsam in dir hochkriegen und du irgendwie auf dem Weg nach „Ja, wohin eigentlich?“ dein Lächeln verloren hast.

Für dich, weil ich dir sagen möchte: Du bist damit nicht allein und es ist vollkommen ok, nicht ok zu sein. Du bist auf einem wunderbaren Weg, auf dem Weg zu dir. Auch wenn es anstrengend ist, die Steine, die im Weg liegen, beiseitezuschaffen: Du bist schön! Und der Weg ist es wert.

Für mich, um mich bei „Gewitter-im-Kopf“-Tagen daran zu erinnern, dass nach jedem Regenschauer auch wieder die Sonne aufgeht.

INHALTSVERZEICHNIS

Prolog

Schlussstrich

Affäre

Tiefpunkt

Gamechanger

Flieder

Epilog

Danksagung

Nachweis

PROLOG

‚Sei so gelb wie du nur sein kannst‘ – die Löwenzahnstrategie von Thomas Hohensee: Selbstbewusst, widerstandsfähig und allzeit optimistisch – mit seinen leuchtenden Blüten und seiner Gabe, sich auch auf schwierigem Terrain zu behaupten, verkörpert der Löwenzahn all die Eigenschaften, die wir uns im Alltag so oft wünschen. 1

Es gibt Tage, an denen auch ich mir daran die Zähne ausbeiße, so gelb zu sein, wie ich eigentlich sein könnte. Der Gang zur Dusche scheint schon unüberwindbar. Das Gewitter im Kopf möchte einfach nicht vorbeiziehen. Am liebsten wäre es mir dann, wieder die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und die Welt ohne mich wach werden zu lassen. Meistens bleibe ich nicht liegen. Dann hätte die Welt ja gewonnen und ich hätte dem Tag keine Chance gegeben. Meistens schadet mir aber genau das. Es nützt mir nichts. Ich muss mir selbst eingestehen: Das ist einfach das beste „Gelb“ das an diesen Tagen geht. Und: Das ist doch ok. Das ist vollkommen ok. Es ist vollkommen ok, mal nicht ok zu sein.

Wer kennt sie nicht, diese „Gewitter-im-Kopf “-Tage? Meist muss man Geduld haben, die Wolken ziehen in der Regel genauso schnell vorbei, wie sie gekommen sind. Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regeln, kleine Gewitterschauer können manchmal auch in Wochen andauernden Dauerregen übergeht. Wie Parasiten nisten sich diese Gewitterwolken dann im Kopf ein und wenn man morgens in den Spiegel sieht, klaffen riesige Fragezeichen auf der Stirn:

Wer bin ich?

Wer möchte ich eigentlich sein?

Was mache ich hier eigentlich den ganzen Tag?

Ist das denn „richtig“, was ich hier tue?

Denke ich schon wieder zu viel nach?

Oder denke ich gar zu wenig nach?

Sind meine Gefühle & Gedanken angebracht?

Wie zur Hölle habe ich mich schon wieder in diese Situation manövriert?

Und wie komme ich da wieder raus?

Grenzenlos „Grenzen, Los!“. Wenn ich in der Vergangenheit erzählt habe, dass ich ein Buch schreibe über das Thema „Grenzen“, „Grenzerfahrungen“, „Grenzen, die man selbst setzt oder auch nicht setzt“, „Grenzen, die man selbst bewusst oder auch unbewusst missachtet“ und „die eigenen Grenzen, die von Anderen missachtet werden“ oder „Grenzen, die andere Personen einem setzen“ hatten auch meine Gegenüber jedes Mal eine ganz persönliche Erfahrung mit mir geteilt, die ihnen zu dem Thema sofort in den Kopf geschossen sind.

Doch was bedeutet eigentlich „Grenzen setzen“? Immer wieder bin ich in den letzten Jahren darüber gestolpert. Gar nicht so selten wurden meine Grenzen überschritten, obwohl ich sie meines Erachtens klar kommuniziert hatte. Natürlich, auch das war ein Prozess, eine Reise, mich zu trauen, meine Grenzen zu kommunizieren. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Inzwischen springe ich lieber einmal über meinen Schatten und lege ein Veto ein, als dass ich nächtelang wachliege und mich darüber ärgere „Ja“ statt eigentlich gewollt „Nein“ gesagt zu haben oder noch schlimmer, gar nichts gesagt zu haben. Warum tun wir Menschen uns so schwer, Grenzen und damit einhergehend unsere Bedürfnisse klar zu kommunizieren? Schämen wir uns? Schäme ich mich? Warum ignorieren wir die Grenzen anderer Menschen? Inzwischen habe ich für mich persönlich eine Antwort darauf gefunden: Menschen (und ich schließe mich definitiv mit ein) sind sich über ihre Bedürfnisse manchmal gar nicht so bewusst. Wir nehmen uns nicht die Zeit für uns selbst, wir nehmen uns nicht die Zeit, in uns reinzuhören, in uns auszuloten, was wir brauchen und was eben nicht. Und selbst wenn wir das in Worte fassen können und das dann kommunizieren, können viele Menschen nichts damit anfangen, weil sie sich selbst nicht aktiv Gedanken über ihre Bedürfnisse gemacht haben, obwohl das eine immense Tragweite, einen immensen Einfluss auf das Miteinander hat. Das hat nichts mit „Scham“ zu tun.

Meine Aussage mag falsch sein. Meine Aussage mag nur für mich und mein Umfeld und meine Erfahrungen gelten. Vielleicht rette ich mich mit dieser Aussage auch nur in eine schöne, heile Welt. Doch ich denke es lohnt sich, in seinem täglichen Tun und in seinem täglichen Miteinander mit anderen Menschen einmal darauf zu achten, sei es im Arbeitsumfeld, in Freundschaften, in Beziehungen. Zum Beispiel im Arbeitskontext uns und andere zu ermutigen, dass bei der Belastung die eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, bei Freunden Verständnis zu haben, wenn sie einmal absagen, weil ihnen das Treffen zu viel wird, selbst abzusagen, wenn der Geist und Körper in diesem Moment etwas anderes signalisieren, in Beziehungen regelmäßig die Zeit nehmen, auszuloten, ob man die Grenzen des anderen wahrt, die eigenen Grenzen gewahrt werden, welche Grenzen man gemeinsam verschieben möchte.

Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass, wenn ich einmal wieder „Gewitter-im-Kopf“-Tage habe, mir einmal wieder die oben aufgelisteten Fragen stelle, dass ich teilweise auch selbst dafür verantwortlich bin. Dann ließ ich mal wieder konsequent zu, meine Grenzen zu missachten. Ich habe mich und meine Bedürfnisse de-priorisiert, hintenangestellt, mich aufgeopfert für andere. Meine eigene Stimme habe ich verstummen lassen. Oder ich bin in Beziehungen zu anderen Menschen komplett aufgegangen, statt diese Beziehung als Add-on zu meinem Leben zu sehen. Statt an mir zu arbeiten, habe ich an anderen Menschen gearbeitet, statt mich zu bewegen, wollte ich andere Menschen bewegen, statt mich bzw. meine Einstellung zu ändern, wollte ich andere Menschen ändern. Ohne dass diese das natürlich wollten. Sie wollten in ihrem Alltag bleiben, in ihrer Rolle, in dem Zustand, den sie seit jeher kennen. Oft hatte ich auch Angst vor den Konsequenzen, wenn ich „Nein“ antworten würde. „Nein, ich habe heute leider keine Zeit.“. „Nein, ich möchte nicht Lead in diesem Projekt sein.“ Wie begründe ich dieses „Nein“, ohne dass man einen schlechten Eindruck von mir hatte?

Meine Prämisse war immer: Ich will mit meinen eigenen Wünschen und meiner Erwartungshaltung niemandem auf den Schlips treten. Ich wollte niemandem zur Last fallen, im Gegenteil. Ich wollte die perfekte Partnerin, Freundin, Arbeitskollegin sein. Dass ich mich dadurch selbst verleugnet hatte, fiel mir meist erst auf, als es schon zu spät war und ich mich schon lange in der Abwärtsspirale befand.

Ich weiß, ich bin damit nicht allein. Ich habe schon so viele Menschen getroffen, denen es ähnlich geht. Und das sind nicht nur Frauen. Meiner Erfahrung nach, sind es eher Frauen, die damit kämpfen, Grenzen zu ziehen, Männer tun sich da etwas leichter. Aber gib ihnen mal 2-3 Bier abends in die Hand, dann fällt auch bei Ihnen die selbst auferlegte Fassade. Dann möchten auch Männer einfach nur ihren Kopf in deinen Schoß legen.

Ich möchte mit diesem Buch aufzeigen, dass hinter den Kulissen nicht immer alles rosarot ist. Dass das vollkommen ok und normal ist. Und dass wir damit nicht allein sind. Und: Ich möchte uns an unsere Stärken erinnern, dann, wenn wir es am meisten brauchen. Ich weiß nicht, mit welch kleinen oder auch großen Dämonen du gerade kämpfst. Was ich aber weiß, ist, dass jeder von uns mit irgendetwas kämpft. Der eine hat deshalb Herzrasen, der andere Schlafstörungen und das „Morgens nicht hochkommen“ ist auch keine Seltenheit. Diesen Zustand kann man, ja, darf man, wenn man das Bedürfnis hat, allein, im Stillen, aushalten. Sollte man aber meiner Meinung langfristig nicht, vor allem nicht allein.

Mein Appell: Lasst uns doch unsere Grenzen gemeinsam austesten. Lasst uns über unsere Bedürfnisse sprechen. Lasst uns die Zeit nehmen, um über unsere Bedürfnisse klar zu werden. Lasst uns auf die Bedürfnisse eingehen. Lasst uns gemeinsam die Grenzen verschieben, in jegliche Richtungen. Denn dort, wo die Grenze des einen anfängt, hört die Grenze des anderen auf. Lasst uns Spaß haben auf dem Weg. Es gibt so viel zu entdecken, das Leben ist ein ewiges Lernen, wir werden ständig mit ungewohnten Situationen konfrontiert, mit neuen kleinen und großen Wundern. Lasst uns uns selbst und andere besser kennenlernen und Grenzen verschieben. Und wenn deine Grenze heute 300km weit weg von dir ist, ist das ok! Das ist einfach das beste „Gelb“ das heute geht. Leg dich wieder hin. Morgen kannst du neu entscheiden.

Ich glaube, dass jeder von uns, täglich, mit einem Minimum an Aufwand einen wertvollen Beitrag dazu leisten kann, Mental Health-Themen aus der Tabuzone zu holen: Öfter mal hinter die Kulissen der Menschen blicken, mit denen wir tagtäglich beisammen sind. Manchmal reicht ein ernstgemeintes „Hey du! Wie geht es dir heute?“ oder noch besser: „Was treibt dich heute um?“ bei due Espressi am besten! Und dann reicht oft sogar ein „auf die Schulterklopfen“, ein „Ich weiß was du meinst!“, ein „Ja, ich hatte heute auch keine Lust aufzustehen“. Vielleicht ein: „Sei nicht so hart zu dir selbst.“ und ein ernstgemeintes „Ruf an, wenn du reden möchtest!“. Lasst uns darüber reden. Über die großen und kleinen Dämonen, die uns das Leben schwer machen. Niemand muss allein in den Montag starten. Lasst uns doch gemeinsam aufstehen morgens. Lasst uns gemeinsam in die Woche starten und uns gegenseitig ermutigen, wach zu werden. Lasst uns gemeinsam dem Tag, der Woche, eine Chance geben. Dann sind wir alle Gewinner, helfen und helfen lassen, das ist doch eine WIN-WIN-Situation par excellence. Dann schaffen wir es vielleicht, gar nicht erst in solche Strudel und Abwärtsspiralen reinzufallen. Nur wenn wir wach werden – mit der Welt da draußen – können wir uns gegenseitig unser leuchtendstes Gelb rauskitzeln oder aus diesem pechschwarz wenigstens ein meliertes Grau zaubern.

Das reicht vielleicht für ein kleines Lächeln abends, wenn man vor dem Einschlafen nochmal den Tag Revue passieren lässt. Und das ist doch mehr wie 1A, oder?

1 Vgl. Thomas Hohensee: Die Löwenzahn-Strategie: Blüh auf, sei wild und unbezähmbar

SCHLUSSSTRICH

Es ist gerade mal 16 Uhr und draußen wird es schon wieder dunkel. Wie schnell das immer geht, dass die Nächte so lang und die Tage so kurz werden. Gefühlt war der Sommer viel zu kurz, ein „goldener Herbst“ ist ausgeblieben. Schon seit Wochen sind Dauerregen und Temperaturen im einstelligen Bereich angesagt. Mir fällt jetzt erst auf, dass in 3 Wochen schon wieder Weihnachten ist. Irre, wie schnell die letzten Monate ins Land gezogen sind, wie turbulent dieses Jahr war.

Ich atme durch. Da sitze ich also wieder. Auf meinem alten, über Ebay Kleinanzeigen gekauften cognacfarbenen Ledersessel, in der Mitte meines neuen Wohnzimmers, mit einem grauen Samtkissen, das mir meine Tante zum Einzug geschenkt hat, auf dem Schoß. „Lieblingsplatzl“ ist darauf gestickt, eingerahmt von einem Hirschgeweih. Süß von ihr, finde ich. Ich hatte ihr erzählt, dass ich doch etwas Respekt davor habe, nun das erste Mal in meinem Leben allein zu wohnen. Sie erzählte mir, dass die Zeit, in der sie allein gewohnt hat, die beste Zeit ihres Lebens war. Tun und lassen zu können, was man möchte, ohne Absprachen oder Rechtfertigungen anderen gegenüber, das sei Freiheit. „Genieß das Ella“, meinte sie, „und wenn etwas ist, ruf an.“

Obwohl mein Umzug schon 3 Monate her ist, stehen neben mir immer noch 2 kleine Umzugskartons, die ausgepackt werden wollten. Übermorgen werden endlich die restlichen Möbel geliefert, die ich schon vor Wochen bestellt hatte: eine hübsch verzierte Vitrine, passend zu meinem neuen moosgrünen Sofa, in die ich endlich die restlichen Gläser und Schüsseln einräumen kann und eine schlichte, graue Vintage-Kommode für meine Bücher und Bürokram. Den Ledersessel wollte ich schon lange wieder über Ebay verkaufen, er sollte bis zur Lieferung meiner neuen Couch eigentlich nur übergangsweise als Ersatz fungierten, doch irgendwie hänge ich an ihm. Stundenlang habe ich auf diesem Sessel nach dem Umzug in den Garten geglotzt oder die noch kahlen Wände angestarrt.

Ich bin froh, wenn endlich alles an seinem Platz ist und die Wohnung fertig eingerichtet ist. Viel war es nicht, was ich aus meiner alten Wohnung mitnehmen konnte. Die ersten Wochen hatte ich nicht einmal eine richtige Herdplatte. Ein Campingkocher von meinen Eltern hat es vorerst auch getan. Eine neue Küche hätte ich maßanfertigen müssen mit ich-weiß-nicht-mehr wieviel Wochen Lieferzeit und das Geld dafür wollte ich ehrlich gesagt auch nicht ausgeben, weshalb ich alles selbst peu à peu zusammengestellt habe. Eine Küchentheke in L-Form mit Ablageflächen und eine freistehende SMEG-Spülmaschine habe ich relativ günstig gebraucht auch über Ebay Kleinanzeigen erworben. Der schwarze Kühlschrank mit Eiswürfelspender war bei Lidl im Angebot. Die Spüle habe ich zusammen mit meinem Papa selbst gebaut. Außerdem habe ich dank seines handwerklichen Geschicks ein in die Küchentheke eingelassenes Ceranfeld. Der Mini-Backofen hat darunter seinen Platz gefunden. Ich musste lachen. Ich hätte auch einfach die andere Wohnung nehmen können, bei der hätte ich die Küche einfach ablösen können, das wäre wirklich weniger Action gewesen.

Ja, ich hatte tatsächlich die Wahl zwischen 2 Wohnungen. Und das nach nur einer Woche Suche. Man muss aber auch dazu sagen, dass ich absolut keinen Plan hatte, wo ich hinziehen wollte, also schloss ich in den Suchradius alles ein, das ansatzweise irgendetwas mit Stadt München und Münchner Umland zu tun hatte. Außerdem lagen nur 4 Wochen zwischen „Erster Tag Wohnungssuche“ und „Umzugstag“. Ich durchforstete an einem Mittwochnachmittag die bekannten Apps und Websites wie Immoscout, Immonet, Immowelt und fand 3 ansatzweise günstige Wohnungen. Es waren nicht einmal Fotos angehängt, aber Anschauen kostet ja bekanntlich nichts. Also organisierte ich den notwendigen Papierkram und bewarb ich mich. Außerdem nahm ich etwas Geld in die Hand, um in diversen Käseblättchen die Annonce „28-jährige, alleinstehende Frau mit gutem Einkommen sucht Wohnung“ zu platzieren, schrieb mit einem etwas detaillierteren Text gezielt Hausverwaltungen an und postete diesen auch in diversen öffentlichen „Wohnung suchen und vermieten“, „Kleinanzeigen“, „Wohnung frei“- Facebookgruppen. Innerhalb von 48 Stunden bekam ich 3 Antworten. Ging irgendwie ganz schön schnell, ich wusste ehrlich gesagt noch gar nicht, ob ich wirklich aus- und umziehen wollte. Die erste Nachricht ploppte über den Facebook Messenger von einem privaten, männlichen Nutzer auf, nur ein paar Stunden nach meinem Inserat:

Hallo Ella, ich habe gerade deine Annonce gelesen, wärst du generell auch offen für eine WG?

Ich dachte nach. Nein, ich wollte keine WG, ich wollte einfach nur meine Ruhe.

Hi, danke Dir für deine Nachricht. Mein Wunsch wäre eigentlich eine eigene Wohnung. Aber es ist natürlich die Frage, ob man etwas findet. Du wirst den Immobilienmarkt ja kennen