Grob - Björn Brocks - E-Book

Grob E-Book

Björn Brocks

3,9

Beschreibung

Nachdem Tarek Neumann in seinem Ermittler-Debüt "Abnorm" kraftvoll aufgetreten war und den Fall um einen skrupellosen Massenmörder schnell geklärt hatte, trifft er in "Grob" auf Gegner ganz anderen Kalibers. Parallel zur Auffindung grausam entstellter Leichen kämpfen zwei verfeindete Motorradclubs um die Vorherrschaft der Organisierten Kriminalität Hannovers. Ihr Einfluss reicht bis weit in die Behördenspitzen hinein und Tarek Neumann kann nicht jedem seiner Kollegen über den Weg trauen. Von der Leitung der Zentralen Polizeidirektion bis hinunter zum Angestellten verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Und als letzte Herausforderung gesellt sich zu den schon vorhandenen Problemen die neue Liebesbeziehung seiner Exfrau Andrea, die ihm nicht nur beruflich, sondern auch emotional schwer zusetzt. Dieses hochkomplexe Handlungsgeflecht gerät zu einem lebensgefährlichen Ermittlungsjob für Tarek Neumann, dessen Lösung all seine Talente und Fähigkeiten bis aufs Äußerste fordert.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de

 

© 2012 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

www.niemeyer-buch.de

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Carsten Riethmüller

unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.com

Druck und Bindung: AALEXX Buchproduktion GmbH, Großburgwedel

Printed in Germany

ISBN 978-3-8271-9453-4

E-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

E-Book ISBN 978-3-8271-9821-1

Alle verwendeten Namen, Handlungszusammenhänge und Geschehnisse sind frei erfunden.

Etwaige Namensgleichheiten wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt. Die Rahmenhandlung ist an das aktuelle Zeitgeschehen der Jahre 2011 und 2012 angelehnt.

Über den Autor:

Björn Brocks wurde 1967 geboren und lebt mit seiner Familie in Bückeburg.

Nach dem Abitur begann er seine berufliche Laufbahn als gebürtiger Niedersachse bei der Polizei des Nachbarlandes Nordrhein-Westfalen. In 25 Dienstjahren lernte er den Polizeiberuf in all seinen Facetten kennen. Nach Einsätzen bei der Bereitschaftspolizei in Stukenbrock sowie den Polizeibehörden in Köln, Detmold und Minden absolvierte er das Masterstudium für den höheren Dienst an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster-Hiltrup.

Nach verschiedenen Anschlussverwendungen leitet er aktuell die Direktion „Verkehr“ bei der Kreispolizeibehörde Herford. Als bodenständiger Niedersachse reizten ihn schon immer die Gegensätze der beschaulichen Kleinstadt Bückeburg zu den vielfältigen Möglichkeiten der schillernden Metropole Hannover.

Die Leidenschaft für das Schreiben entdeckte er bereits in seiner Jugend. Nach mehreren Kurzgeschichten und einer Veröffentlichung im Rahmen der Anthologie „Bückeburg mordet“ stellt der Autor mit dem Roman „Grob“ sein zweites Buch nach „Abnorm“ in der Hannover-Krimi-Reihe vor.

 

Dieser Roman ist allen aufrechten Männern und Frauengewidmet, die unter Einsatz ihres Lebens und ihrerGesundheit 24 Stunden täglich, an sieben Tagendie Woche unsere Welt ein wenig sicherer machen.

Kapitel 1

Schöner Mann, komm zu mir … es ist kalt. Ich seh Dich, lauf nicht vorbei. Ich bin so müde, kann nicht sprechen. Wenn Du da bist, wird alles gut. Möchte in Deine starken Arme, heb mich aus meinem Elend, nimm mich in Deinen Schutz. Deine Kraft soll mich behüten, bin so verletzt, hilf mir, hilf mir aus meiner Not, hilf …

Endlich wieder laufen! Nach beinahe einem halben Jahr hatte ihm sein Arzt das Okay gegeben. Tarek kam fast um vor Langeweile. Nachdem der Fall um den mordenden Kürschner Lambertz im Oktober des vergangenen Jahres mit einer spektakulären Festnahmeaktion schwer verletzt überstanden war, hatten ihn die Chirurgen kunstvoll wieder zusammengeflickt. Fast vier Wochen Krankenhaus, drei Wochen Reha, regelmäßige Krankengymnastik und ein anschließend wie Kaugummi klebrig dahinschleichender Arbeitsversuch mit täglich vier Stunden spannender Büroarbeit lagen hinter ihm.

Tapfer hatte Tarek den Heilungsprozess ertragen, jede Anweisung zur Schonung seines verletzten Körpers beachtet und jede noch so absurde Einschränkung akzeptiert, bis ihm der Polizeiarzt vor knapp einer Woche wieder grünes Licht gab.

Nachdem sein Astralkörper trotz der Übungen zum Muskelaufbau gehörig aus der Form geraten war, hieß es für Tarek sportlich reinzuklotzen, um die Fitness vergangener Tage wieder zurückzuholen.

Tarek Neumann, der 44-jährige Zielfahnder des LKA mit irakischen Wurzeln und einer bewegten Vergangenheit, hatte einen der spektakulärsten Fälle Hannovers der vergangenen Jahre in kürzester Zeit geklärt und den vor nichts zurückschreckenden Täter festgenommen.

Nachdem Tarek aufgrund privater Krisen, anschließender Alkohol- und Drogenexzesse sowie dienstlicher Verfehlungen zum Zentralen Verkehrsdienst der Polizeidirektion Hannover versetzt worden war, verhalf ihm dieser Fall zu einem grandiosen Comeback in die Ermittlerreihen des Landeskriminalamts.

Doch nach Abschluss des Falles musste er erst einmal seine Schulterverletzungen auskurieren. Außer dem Ordnen von Akten, der Eingabe von Ermittlungsergebnissen in die Falldateien und dem einen oder anderen Termin mit der Staatsanwaltschaft hatte sich in der Zwischenzeit nicht viel ereignet.

Tarek war ungeduldig. Seinen Dienst beim LKA hatte er sich anders vorgestellt. Die Erinnerung an die Zeit vor seinem Absturz in die krisengeschüttelte Trennungsexistenz schmerzte. Damals wurde er als Zielfahnder beim LKA auf erkannte, aber flüchtige Schwerverbrecher angesetzt und jeder Tag verging wie im Laufschritt. Diese Aktion gehörte seit seiner Verletzung der Vergangenheit an.

Doch jetzt genoss er seinen ersten Lauf; das erste Mal seit langer Zeit konnte er wieder durch das morgendlich erwachende Hannover joggen.

Es war Ende März. Dr. Max Jargmann, der für die körperliche und seelische Fitness der LKA-Beamten zuständige Polizeiarzt, hatte Tarek fast seine gesamte polizeiliche Karriere begleitet. Er kannte jedes Zipperlein, jedes Gebrechen, aber auch jeden Exzess seines ihm anvertrauten Schützlings und wachte wie eine Mutter über Tareks Dienstfähigkeit.

Der Leitende Regierungs-Medizinaldirektor ließ sich gerne mit seiner korrekten Amtsbezeichnung ansprechen, wenn ihm rechthaberische oder großmäulige Polizeibeamte als Antwort auf kritische Fragen zu ihrem Lebenswandel liebenswürdige Komplimente entgegenschmetterten. Einige uneinsichtige Ordnungshüter versuchten permanent, sich einem anstrengenden Sportprogramm oder einem Gesundheitstest zu entziehen. Jargmann selbst war nicht gerade ein Vorbild, was die Beflissenheit in Gesundheitsfragen anging. Als passionierter Jäger residierte er lieber auf einem Hochsitz in seinem Revier am Deister. Das Erlegen des Wildes, die fachgerechte Zubereitung des Wildbrets und natürlich der Genuss desselbigen in gebratener Form, mit Begleitung eines süffigen Rotweins, faszinierten eher seine Sinne als dieser anstrengende Sportkram. Entsprechend dieser mangelhaften Motivationslage formte sich sein Körper zu einem kulinarischen Gesamtkunstwerk. In ihm hätte der dicke Faxe von Wickies starken Männern ein ebenbürtiges Abbild entdeckt.

Tarek war da das diametrale Gegenteil. Sport war seine Leidenschaft, und zwar in jedweder Form. Ob als Jogger oder Radfahrer in der Eilenriede, Eisenbieger im Fitnessstudio, agiler Kampfsportler oder Gelegenheitsschwimmer – Sport war für ihn nicht nur Bewegung. Es war Philosophie, Lebenseinstellung und Heilmittel gegen Frust und Enttäuschung.

Und mit dem heutigen Tage sollte er seinen eingerosteten Körper das erste Mal am Maschsee im leichten Trab ausführen. Aber übertreiben sollte er nicht. Jargmann warnte Tarek ausdrücklich vor seiner ausgeprägten Fähigkeit, Erfolge mit der Brechstange zu suchen.

„Neumann, Sie sind jetzt 44 Jahre alt. Sie haben sich in den letzten Jahren nach Ihren Eskapaden ganz prächtig entwickelt. Aber mit den Schulterverletzungen, die Ihnen dieser abnorme Straftäter bei der Festnahme vor einem halben Jahr beigebracht hat, bereichert mit dem selbst zugeführten Trümmerbruch ihres Schlüsselbeins, ist nicht zu spaßen. Möglicherweise werden Sie noch ein paar Jahre lang Schmerzen verspüren und die eine oder andere Bewegungseinschränkung haben. Da ich Sie aber nicht festketten kann und ihr körperlicher Zustand normale Belastungen zulässt, erlaube ich Ihnen das Betreiben von Laufsport in einem mäßigen Tempo. Genießen sie die ersten Runden an der frischen Luft und – übertreiben Sie es nicht!“

Tarek hatte die klare Ansage verstanden und wollte sich zwei kleine Runden um den Maschsee gönnen. Vor seiner Wohnung in der Wiesenstraße war dieses künstliche feuchte Kleinod direkt in Hannovers Mitte ein willkommener Ort, an dem sich Spaziergänger, Jogger, Inlineskater, spielende Kinder, verliebte Paare und Erholung suchende Senioren ein Stelldichein gaben.

Der Tag war noch jung. Kurz nach sechs Uhr morgens ließ Tarek die Wohnungstür hinter sich zufallen, eilte die Treppe hinunter, durchschritt die Eingangstür und dehnte ein wenig seine eingerosteten Gliedmaßen, bevor er im leichten Trab die Wiesenstraße in Richtung Rudolf-von-Bennigsen-Ufer hinunterlief. Tarek lief immer mit leichtem Gepäck. In seinem Hüftgurt führte er stets ein paar kleine, aber nützliche Utensilien mit, die er in einem Fall der Fälle gut gebrauchen konnte: einen halben Liter Wasser gegen den Durst, einen Block Traubenzucker gegen Erschöpfung, einen Müsliriegel gegen den kleinen Hunger zwischendurch, ein Pfefferspray gegen unfreundliche Angreifer, Kabelbinder zur Fesselung von Festgenommenen, Knallfrösche gegen bissige Hunde, seinen Dienstausweis, 10 Euro Bargeld und sein Handy, das natürlich mit mobilem Internet, Kamera, Videofunktion und einem zusätzlichen Datenspeicher ausgestattet war.

Die Strecke um den Maschsee war die ideale Einsteigerdistanz. Selbst in relativ untrainiertem Zustand sollte Tarek die sechs Kilometer in einer Dreiviertelstunde schaffen.

Wie ein übergroßer Spiegel lag das von Menschenhand geschaffene Feuchtbiotop im Dunst des sich langsam auflösenden Nebels vor ihm.

Das Blau des Tages erwachte und ganz allmählich bahnte sich die aufgehende Sonne ihren Weg durch den gräulich verwehenden Schleier einer kühlen Nacht.

Lustvoll sog Tarek den frischen Duft des beginnenden Morgens in sich auf. Atmete er schon die ersten Aromen des nahen Frühlings ein?

Andächtig lauschte er dem mit gedämpftem Straßenlärm untermalten Gesang der Enten, Kormorane und Möwen, deren kratzige Laute wie eine Ouvertüre den bevorstehenden Sonnenaufgang ankündigten.

Tarek verweilte und ließ seinen Blick über die glitzernde Fläche in Richtung Stadion wandern. Ob Hannover 96 dieses Jahr wohl Meister wird?

Die erste Morgenstimmung dieser Art nach all der Zeit des Wartens fühlte Tarek ganz intensiv. Seine Sinne waren hellwach und entspannt zugleich, ein überwältigendes Gefühl tiefster Zufriedenheit wärmte seine Seele und streichelte seinen von Aktivität entwöhnten Körper.

Eine kurze Morgengymnastik, Muskeln und Sehnen ein wenig gedehnt, dann joggte er am Seeufer mit mäßigem Tempo in Richtung Maschseebad.

Noch war diese einzigartige Freiluft-Badeanstalt mitten im Herzen Hannovers geschlossen. Bei geschätzten acht Grad Wassertemperatur würden selbst die hartgesottensten Schwimmer nur wenige Minuten in dem kühlen Nass verbringen wollen.

Tarek lief langsam, aber beschwingt den geschotterten Weg entlang. Seine vom Büromief geschundene Lunge freute sich über jede Gabe kühlen Sauerstoffs, die den Weg durch die Bronchien in die Lungenbläschen wehte.

Am Strand des Maschseebades konnte er im Halbdunkel des Morgendunstes ein Knäuel Kleidungsstücke erkennen, die offenbar aus dem See an den Badesaum gespült worden waren.

Immer wieder diese illegale Müllentsorgung – wofür gibt es eigentlich Altkleider-Container, wenn sich ein paar Ferkel einfach nicht an die Regeln halten, schoss es Tarek in den Sinn. Wie oft hatte er sich schon über die unnötigen Müllhalden in der Stadt geärgert. Es schien Leute zu geben, die immer noch nicht im Zeitalter der Mülltrennung angekommen waren.

Schöner Mann, komm zu mir!

Was war denn das? Hatte ihn jemand gerufen? Kaum hörbar spukte eine Aufforderung durch Tareks Kopf, die er überhaupt nicht deuten konnte.

Klar, er war nicht ganz alleine unterwegs. Ein paar Frühjogger taten es ihm gleich und nutzten die Zeit vor Arbeitsbeginn, um ihre Körper zu ertüchtigen.

Tarek schaute sich um – hm, da war zwar eine Joggerin, nicht einmal unattraktiv, aber die war noch gut und gerne zwanzig Meter entfernt. Außerdem trug sie einen überdimensionalen Plüsch-Kopfhörer und lief selbstvergessen mit fast geschlossenen Augen vor sich hin. Nein, diese junge Frau hatte ihn sicherlich nicht angesprochen.

Tarek verwarf den verwirrenden Gedanken und setzte seinen Lauf fort. Ums Maschseebad herum, die attraktive Strecke auf der Landzunge zwischen Leine und See entlang des Karl-Thiele-Wegs durch den Wald am Ruderklub vorbei Richtung Arthur-Menge-Ufer. Zwischendurch ließ er das Stadion links liegen, blickte auf das in ein paar Hundert Metern entfernte Neue Rathaus, um seine Runde dann am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer zu vollenden. In einem gefühlten Wimpernschlag war die kurze Strecke bezwungen und Tarek fühlte sich ein wenig unterfordert. Er verspürte zwar leichte Stiche in beiden Schultern, aber diese Empfindung konnte man nicht wirklich Schmerz nennen. Also entschied er sich, gleich noch eine Runde zu drehen, um das Ausdauerprogramm noch ein wenig länger zu genießen.

Als er wiederum in Richtung Maschseebad blickte, beobachtete er erneut das Knäuel aus verschiedenen Kleidungsstücken.

Ein eiskalter Schauer lief seine Wirbelsäule hinunter. Hatte er sich zu leicht angezogen, fror er vielleicht? Tarek wischte sich über seine Stirn – nein, der Kopf war ganz warm und er spürte den Schweiß auf seiner Stirn.

Gut, die Kleidung war der Witterung angemessen, seine Vitalfunktionen alle noch im Lot und einen Tinnitus hatte er auch noch nicht.

Was war es dann, was ihn so verwirrte?

Tarek wusste von sich, dass seine Sinne außerordentlich fein ausgeprägt waren. Diese Fähigkeit, vor allem der sehr dominante Geruchssinn, hatte ihm schon so manchen wichtigen Dienst bei den Ermittlungen geleistet, wenn die herkömmlichen Methoden versagten. Seine feine Nase entwickelte sich in seiner Kindheit in Basra, als er die vielfältigen Düfte des Orients begierig aufnahm und Stunden in den Souks der Märkte und Basare verbrachte, nur um ein wenig die köstlichen Aromen aufzunehmen.

Doch diese Empfindung hier war kein Duft, es war ein Zerren, ein Angefasstwerden, von jemandem, der nicht da war. Eine unsichtbare Hand griff nach ihm.

Wurde sein Körper jetzt gesund und verließ ihn dafür sein Geist? Spielten ihm seine Gedanken jetzt einen Streich?

Tarek brauchte Gewissheit. Das Knäuel fest im Auge, lief er auf den Strand des Maschseebades zu.

Kapitel 2

Montagmorgen.

Wer hatte sich diesen Zeitpunkt zum Start in eine neue Woche bloß ausgedacht?

Nach einem wunderschönen Wochenende mit Party, Spaß und Chillen mit Freunden landete das Wesen dieses allwöchentlichen Spielverderbers wie ein unbarmherziger Schlag tief in Sarahs Magengrube.

Aber Aufstehen musste sein. Nach der dokumentierten Faulheit über den freien Fall der schulischen Leistungen auf dem letzten Halbjahreszeugnis ihrer Tochter verstand Sarahs Mutter Andrea überhaupt keinen Spaß mehr. Ab sofort wurden andere Saiten aufgezogen und Sarah bekam einen sehr engen Korridor aufgezeigt, in dem sie sich frei bewegen konnte. Das pünktliche Aufstehen und die korrekte Wahrnehmung der Schulpflichten gehörten genauso dazu wie das disziplinierte Fertigen der Hausaufgaben sowie andere lästige Pflichten bei der Hausarbeit. Denn mitunter glich der Blick in Sarahs Zimmer eher dem Betrachten einer kreativen Sondermülldeponie als der Einsicht in den Wohnbereich eines Teenagers.

Nach der Scheidung von Tarek hatte Andrea für sich und ihre Tochter ein Reihenhaus am Wolfsburger Damm im Heideviertel gemietet. Der kurze Weg zur Arbeit und die stille, aber stadtnahe Lage hatten sie überzeugt, dass dieses Heim ihr neues Zuhause werden sollte.

Sarah war hier nie richtig angekommen. Klar, die Hütte war echt nett, die Nachbarn okay und das Gymnasium lag auch ganz in der Nähe. Aber die Familie war nicht komplett, Sarah litt unter der Scheidung ihrer Eltern – Tarek und Andrea hatten sich vor zwei Jahren getrennt.

Und nach dem letzten dramatischen Fall, bei dem Sarah mit ansehen musste, wie ihr Vater Tarek beinahe von einem Massenmörder erschlagen wurde, war das Band, das sie zusammenhielt, stärker denn je.

Seit dem aufsehenerregenden Ende von Tareks letzter Mordermittlung hatte sich ihre Mutter Andrea irgendwie verändert. Hatte Sarah vor einem halben Jahr noch die vage Hoffnung gehabt, dass die Liebe ihrer Eltern wieder wachsen würde, entwickelte sich ihre Mutter nach einem missglückten gemeinsamen Familienfrühstück ganz anders als erwartet.

Sarahs Mama Andrea hatte nach der Trennung von Tarek wieder angefangen, als Ärztin in der Medizinischen Hochschule Hannover zu arbeiten. Die sechs Jahre Erziehungsurlaub hatten sie ein wenig aus der Übung kommen lassen. Aber Andreas Ehrgeiz und ihr engagierter Einsatz in der MHH verhalfen ihr binnen kürzester Zeit zu einem guten Leumund. Bald schon strebte sie die Facharzt-Qualifikation zur Chirurgin an und nutzte jede freie Minute, sich auf diesem Weg fortzubilden.

Doch seit einiger Zeit beobachtete Sarah an ihrer Mutter Andrea Veränderungen. Andrea wirkte irgendwie abwesend, summte leise vor sich hin, tänzelte hin und wieder durch die Wohnung und hörte ihr oft gar nicht richtig zu. Nur manchmal gab es so etwas wie fühlbare emotionale Reaktionen. Und die geschahen immer dann, wenn Sarahs Schulnoten sich vom Mittelfeld sturzflugartig dem Nullmeridian näherten und eine Ehrenrunde drohte. Dann lief ihre Mutter zur gewohnten, alten Höchstform auf. Wüste Schimpftiraden donnerten dann in Sarahs Richtung, begleitet von einem Formationsflug nicht enden wollender Gardinenpredigten.

Pünktlich um 6:30 Uhr meldete Sarahs Radiowecker mit einem schrillen Piepen die Aufforderung, unverzüglich das Bett zu verlassen und sich umgehend zur Körperreinigung ins Bad zu begeben.

Der durchdringende Laut erreichte Sarahs Ohr erst mit einiger Verzögerung. Den Kopf ins Kissen gegraben, die Decke über das andere Ohr gezogen, lugte nur noch ihre Nasenspitze aus der warmen, behaglichen Oberbett-Komposition hervor, die ihren zarten Körper vor unerwünschten Reizen von außen schützen sollte. Neben der Kälte gehörte zu diesen ungebetenen Morgenboten eben jener Piepser, der sich jetzt langsam, aber unaufdringlich zu ihren Ohren durcharbeitete. Mit dem Kommentar eines unmotivierten „Leck mich“ arbeitete sich Sarahs rechte Hand durch das Wirrwarr der Hohlfaser-Formationen, die sich wie eine zweite Haut um ihren Alabasterkörper schmiegten und sie sanft und warm in ihrem Bett festhielten.

Zielstrebig schwebte ihr Zeigefinger durch das Dunkel des mit lichtdichten Rollos verdunkelten Raums, um dann mit einer Punktlandung dem missliebigen Pfeifton den Garaus zu machen.

Geschafft – nach dieser ersten aufgezwungenen Strapaze säuselte Rihannas soulige Stimme ihren Song „Te Amo“ durch den Äther. N-JOY Radio gab wieder alles, um dem ätzenden Aufstehen einen motivierenden Start in den Tag zu verschaffen.

Nach dem Kampf zwischen Engelchen und Teufelchen um die Vorherrschaft des heutigen Morgens hatte Sarah es nach weiteren fünf Minuten tatsächlich geschafft, ihren vom Wochenende durchfeierten Körper aus dem Klammergriff des Nachtlagers zu entreißen. Begleitet von einem geräuschvollen Gähnen klappte erst das rechte und wenig später das linke Bein aus der schützenden Umhüllung der Zudecke. Im Gegenzug richtete sich Sarahs Oberkörper auf, bis er sich in einer gegenläufigen Kippbewegung zu einer aufrechten Sitzhaltung auf der Bettkante schaukelte.

Den plötzlichen Temperaturschock einer um zehn Grad niedrigeren Umgebungskälte gegenüber ihrem flauschigen Bettmilieu überlebte sie nur knapp. Sarah fröstelte. In diesem Zustand war die beste Überlebenstaktik, nach einem tiefen Luftzug und einem gehörigen Räusperer sofort aufzustehen. Ein abrupter Kaltstart half, der ungemütlichen Umgebungstemperatur zu enteilen und zügig dem mit Fußbodenheizung ausgestatteten, warmen Badezimmer entgegenzueilen.

Das Anknipsen des Lichtschalters hätte nur ihre aristokratischen Augen beleidigt, derweil ihre von wilden Träumen zerwuselte blonde Haarmähne sowieso keinen erhellenden Lichtstrahl durchgelassen hätte. So eilte sie im Stechschritt durch ihr unbeleuchtetes Zimmer über den dunklen Flur schnurstracks in Richtung des behaglichen Fliesenpalastes, der ihren Körper mit warmem Fußboden und heißem Wasser einladend empfangen sollte.

Auf der anderen Seite des Flures brüllte ZZ-Tops „Gimme All Your Lovin’“ in die Stille von Andreas Schlafzimmer. Seit ein paar Monaten stand sie mehr und mehr auf die harten Klänge scheppernder Gitarrensoli. Die Zeit, in der die flüsternden Harmonien von Mozart und Händel ihren Tag begleiteten, gehörten der Vergangenheit an. Der schwere Rhythmus von Heavy Metal Beats hatte die zarten Adagios der Klassiker vertrieben und ihren Platz eingenommen.

Andreas Aufstehvorgang ähnelte dem ihrer Tochter wie eine Blaupause. Zielsicher stach ihre Hand aus dem Dickicht des Daunen-Oberbetts in Richtung Wecker, würgte den groovigen Sound der bärtigen Männer ab, zog sich dann zurück, um mit einiger Verzögerung in einer spontanen Explosion weiblichen Bewegungsflusses dem attraktiven Körper einer Mittvierzigerin in die aufrechte Sitzposition zu verhelfen. So verharrend wartete Andrea einen kurzen Moment ab, bis sich ihr Kreislauf, aus den Zehenspitzen über die Taille und den Oberkörper kriechend, so langsam im Gehirn anmeldete und die ersten Vitalfunktionen in ihrem Bewusstsein aufflackerten.

Schmatzend vertrieb sie die Trockenheit in ihrem Mund und rekelte sich aufreizend auf ihrer Bettkante, um die Müdigkeit aus ihrem wohlgeformten Körper zu pressen.

Gut, dass er mich nicht so sieht, sonst wäre ich wieder fällig gewesen, kam es ihr in den Sinn. Ein verhaltenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und einen kurzen Augenblick lang rauschten anregende Fantasien wie ein erotischer Film durch ihr verschlafenes Gedächtnis.

Sie hätte noch gerne ihren wollüstigen Gedanken nachgehangen, als sie plötzlich das Quietschen einer Tür und das anschließende Trippeln auf dem Teppichläufer des Flures hörte.

Sarah! Ihre Tochter sprintete nahezu unhörbar in Richtung Badezimmer. Das war immer ihre Art. Wie eine Katze auf samtenen Pfoten sauste sie zielstrebig in Richtung des heimischen Kosmetiksalons, um als Erste das Bad zu erreichen. Jetzt blieb keine Zeit mehr. Wie von einer Sprungfeder in die Senkrechte katapultiert, schoss Andrea vom anderen Ende der Wohnung aus ihrem Schlafzimmer behände auf den Flur. Mit ihrem schnellen Antritt wollte sie ihrer Tochter zuvorkommen und einen frühen Sieg im Rennen um Platz eins des Morgentoilette-Pokals zu gewinnen.

Die Regel im Wettstreit zwischen Mutter und Tochter beinhaltete, dass der Verlierer dieses Wettstreits sich in die Küche im Erdgeschoss zurückziehen musste und dort den Frühstückstisch zu decken hatte. Meistens war Sarah ihrer Mutter um eine Fußlänge voraus. Doch am Montagmorgen ging Andrea oftmals als Siegerin aus diesem Match hervor.

Nach dem Durcheilen der Schlafzimmertür schoss Andrea kometenhaft in Richtung Badezimmer. Sarah drang aus der anderen Richtung in den Flur vor. Mutter und Tochter waren mit einer derartigen Geschwindigkeit unterwegs, dass sie sich in der Dunkelheit nur erahnen konnten. Dieses allmorgendliche Rennen war schon lange kein Spaß mehr, es war blutiger Ernst – es ging um die Vorherrschaft in der Dusche, vor dem Spiegel und am Fön, die Entscheidung über Frühstück oder Schönheit, dem archaischen Grundprinzip weiblicher Überlegenheit.

Mit einem lauten Nein, gefolgt von einem spitzen Ich, flogen die beiden Kontrahentinnen einander entgegen. Nur noch wenige Zentimeter, dann wäre das Rennen entschieden – die Fronten geklärt. Fanatisch verkrampft, zielstrebig vernarrt, die Tür des Badezimmers erahnend, rasten beide der Türklinke entgegen.

Fast zeitgleich schlugen sie abrupt einen Haken, um ihren geradlinigen Lauf in eine Bogenkurve in Richtung Bad zu lenken. In dieser Dunkelheit fühlte jede die Anwesenheit der anderen und mit der letzten Beschleunigung aus den nachtmüden Körpern drangen Mutter und Tochter verbissen in Richtung Ziel. Nur noch ein paar Zentimeter, dann war es geschafft, dann war der Sprint entschieden und die Unterlegene musste ihren Frondienst in der Küche verrichten.

Mit dem zeitgleich gestemmten Haken bekam auch der Teppichläufer einen unverhofften Impuls.

Wie zwei in entgegengesetzter Richtung auf demselben Gleis einander zusteuernde Züge wellte sich die Auslegeware unter dem abrupten Bremsmanöver der beiden Frauen. In der Dunkelheit des unbeleuchteten Flures deutete nur ein leises Zischen von Sarah und ein ungläubiges „Oh, oh, oh“ von Mutter Andrea auf das bevorstehende Unheil hin.

Wild rückwärts rudernd versuchten die beiden Damen, dem unausweichlichen Ende zu entkommen, die Katastrophe noch rechtzeitig abzuwenden. Doch der Physik der kinetischen Energie folgend, schob sich der Teppich unter dem starken Bremsmanöver wie eine Ziehharmonika zusammen und legte seine Flanken in welligen Formen frei. Fast zeitgleich schrien die beiden Verursacherinnen dieser unschönen Läufer-Deformation ein lautes und lang gezogenes „Aaaahhhhh!“, bevor sie im Rückwärtsfallen aufeinanderzuprallten. Ihre langen Beine nahmen die größte Kollisionsenergie mit dem Einknicken ihrer spitzen Knie auf, krachten dann gegeneinander und ließen ihre Unterleibe am Schlagpunkt ineinander verhakt zurück. Sarahs und Andreas Oberkörper bekamen aufgrund der jähen Abbremsung einen plötzlichen Drang nach vorne. In einer formvollendeten Wurfparabel strebten ihre Köpfe unausweichlich aufeinander zu. Die Frequenzen ihrer Entsetzensschreie steigernd, krachten sie unvermittelt mit ihren Stirnpartien zusammen. Ein mittleres Platschen untermalte zurückhaltend diesen Crash. Ein hochfrequenter Schrei – und ihre Köpfe drifteten wie zwei Billardkugeln wieder auseinander, und die beiden Protagonistinnen blieben mit ihren Beinen verhakt rücklings auf dem zerknüllten Teppichläufer liegen.

Für einen kurzen Moment herrschte absolute Stille.

Als Erstes überwand Sarah ihre Schockstarre.

„Oah, Mama, hast Du se noch alle? Bist du total besoffen? Du hättest mich umbringen können!“

Andrea, die noch um ihre Fassung rang, murmelte, „… hätte ich das doch bloß gemacht!“

Mutter und Tochter hielten sich synchron ihre Köpfe und rieben die Stellen, die am meisten schmerzten. Sarah kam zuerst auf die Beine, tastete sich an der Wand entlang und knipste den Lichtschalter an. Andrea, die noch etwas benommen dreinschaute, schützte ihre Augen vor der schlagartig einflutenden Helligkeit der Flurbeleuchtung. Nachdem sich ihr Blick an das Licht gewöhnt hatte, schaute sie aus ihrer Froschperspektive zu ihrer stehenden Tochter empor. Sarah hatte beide Arme in die Hüften gestemmt. Ihre Körperhaltung glich der eines Gladiators, der auf das Votum des Kaisers wartete, den am Boden liegenden Gegner zu vernichten oder Gnade walten zu lassen.

„Erster, alte Frau!“, schoss es aus Sarahs Mund. Triumphierend öffnete sie die Tür zum Badezimmer und stolzierte aufrechten Hauptes hinein. Andrea benötigte noch einen kurzen Moment, um ihre Beine zu sortieren und sich einen Bewegungsablauf zu überlegen, der sie aus ihrer misslichen Lage wieder in die aufrechte Position bugsierte. Sie war kaum auf ihren Beinen sicher in den Stand gekommen, flog ihr ein hysterischer Schrei ihrer Tochter aus dem Badezimmer entgegen.

Mit einem Schlag öffnete sich die Badezimmertür und Sarahs Gesicht lugte hervor.

„Siehst Du, was Du angestellt hast, siehst Du das?“

Andrea versuchte, ihren Fokus auf das Antlitz ihrer Tochter zu zentrieren. Nach einer kurzen Verzögerung sahen ihre Sensoren die Bescherung. Ein dickes rotes Horn mit blau verlaufendem Federstrich in Richtung linker Augenhöhle entstellte die ansonsten wohlgeratene Form von Sarahs oberer Extremität. Ein bisschen erinnerte dieser Anblick an das Erscheinungsbild eines Nashorns, nur dass das zweite Horn ein wenig schräg oberhalb der Nase angebracht war und etwas schief stand. Aus Andreas Magengegend bahnten sich rhythmisch zuckende Bewegungen ihren Weg über Brustkorb und Hals schließlich in den Mund, wo sie in einer spontanen Explosion in ein schallendes Gelächter mündeten.

„Das ist nicht witzig!“, keifte Sarah zurück, sichtlich irritiert von der unerwarteten Reaktion ihrer Mutter.

„Soviel Make-up kannst Du gar nicht auftragen, Sarah, dass man das Horn nicht erkennt!“

Mit einem wutentbrannten Schrei schlug Sarah ihrer Mutter die Tür vor der Nase zu. Wüste Schimpftiraden ablassend, versuchte Andreas Tochter, ihr lädiertes Aussehen wieder instand zu setzen.

Nach diesem lebhaften Auftakt des Montagmorgens stieg Andrea als unterlegene Sprinterin, aber überlegene Kontrahentin die Treppe zur Küche hinab. Ihre Stirn schmerzte zwar auch ein bisschen, aber wie sie im Garderobenspiegel im Erdgeschoss erkennen konnte, hatte sie den stumpfen Zusammenprall optisch ohne gravierende Folgen überstanden.

Trotz der Auseinandersetzung zauberte Andrea ein appetitliches Frühstück. Nach zwanzig Minuten erschien Sarah in der Küche. Aufgestylt und glattgebügelt mit mehreren Lagen Make-up und Lidschatten zementiert, hatte sie die Unfallfolgen nahezu weggespachtelt. Dem gelungenen Erfolg der visagistischen Zauberei war es zu verdanken, dass sich die weitere Konversation an diesem Morgen etwas entspannter darstellte.

Nach dem ersten Schluck Kaffee drang Andrea auf Neuigkeiten aus der Schule.

„Wann schreibt Du denn heute die Mathe-Klausur?“

„In der dritten und vierten Stunde. Ja, Mama, und ich habe ordentlich gelernt und werde die Geschichte schon nicht versauen. Ich habe übrigens endlich ein Fotoshooting Ende März. Timo Rautenbach hat Nachwuchsmodels aus Hannover und Umgebung zu einer Flash Competition eingeladen. Und ich gehöre dazu!“

Sarah bemühte sich seit geraumer Zeit, als Model in der Modeszene Fuß zu fassen. So nachlässig und unzuverlässig sie mitunter in Sachen Schule war, so zielstrebig und diszipliniert ging sie in der Angelegenheit Model-Karriere vor. Vor einem Dreivierteljahr hatte sie ihr Portfolio bei der Agentur NewHanCast (New Hannover Casting) eingereicht, wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und bekam sofort einen Platz in der Datei für Nachwuchsmodels im Kundensegment der Teenager- und Twencollection. Ein viertel Jahr später wurde sie das erste Mal geordert, als der bekannte Kürschner Lambertz Fotos für seine neue Winterkollektion in Auftrag gab. Dass sich dieser Termin als Falle herausstellen sollte, wurde ihr erst nach der spektakulären Festnahme des, wie sich später herausstellte, Serienmörders Lambertz klar. Trotz dieses Zwischenfalls blieb sie bei ihrem Berufswunsch und arbeitete härter denn je an ihrem Aussehen.

Da hatte so eine Beule oberhalb der Nasenwurzel überhaupt keinen Platz.

Andrea verstand nicht wirklich, wovon Sarah sprach. Weder kannte sie Timo Rautenbach noch war ihr der Begriff „Flash Competition” geläufig. Solange es mit der Schule einigermaßen akzeptabel voranging, ließ Andrea ihre Tochter gewähren.

„Wann stellst Du mir eigentlich mal Deinen neuen Freund vor, Mams?“

Andrea fühlte sich ertappt. Vor einem halben Jahr hatte sie jemanden kennengelernt und sich bis über beide Ohren verknallt. Manchmal fühlte sie sich wie ein Teenager und konnte ihr emotionales Chaos zeitweilig nicht unter Kontrolle bekommen. Aber den Neuen zu Hause vorstellen – nein, das kam noch nicht infrage.

„Sarah, weißt Du, die Zeit ist noch nicht reif dafür. Nach dem Theater mit Deinem Vater will ich nichts überstürzen. Und vielleicht magst Du den Neuen auch nicht oder drehst durch, weil Du mit der Situation nicht klarkommst. Ich werde ihn Dir vorstellen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“

Mit dieser ausweichenden Antwort sollte das Thema eigentlich beendet sein. Aber Sarah, die ihren Vater Tarek über alles liebte und es ungerecht fand, dass ihre Mutter einen anderen Kerl hatte, setzte nach.

„Hast du Papa gegenüber eigentlich gar kein schlechtes Gewissen, nach allem, was er durchmachen musste?“

Da war er wieder. Der moralische Hammer, den Sarah kreisen ließ, um die Gemütsverfassung ihrer Mutter im Nu wieder runterzuziehen.

Wie ein Kloß klebten die wechselvollen Gefühle gegenüber ihrem Exmann Tarek im Hals. Natürlich hatten sie eine tolle Zeit, voller Liebe, Zuneigung und Leidenschaft. Aber nach seinem Absturz war das Zusammenleben mit ihm unerträglich geworden – Tarek wurde ein Säufer, Kiffer und zwanghafter Neurotiker. Deswegen die Scheidung, deswegen keinen Kontakt mehr, deswegen sollte es einen Neuanfang geben. Nur ihre Tochter hatte noch keinen Abstand zu Tarek gewonnen. Für sie war er immer noch der Übervater, der Held, der verständnisvolle Supermann, zu dem sie aufschaute.

Andrea musste ihrem Groll Luft machen.

„Sarah, ich möchte, dass wir das Thema Ehe, Scheidung und Tarek Neumann ad acta legen. Ich will einen Neuanfang. Kannst du Dir eigentlich vorstellen, wie ich gelitten habe. Wenn der Mann, den du unendlich liebst, sich nur noch für seinen Beruf interessiert? Wenn du abends allein ins Bett gehst, weil er alle Verbrecher dieser Welt hinter Schloss und Riegel bringen muss? Wenn er mit Niederlagen nicht mehr umgehen kann, anfängt zu saufen, zu kiffen und nur noch herumkommandiert? Erinnerst Du Dich nicht auch noch an seine immer schlimmer werdenden Macken – wie er Tupperdosen beschriftete und so in den Kühlschrank stellte, dass man die Etiketten im Kühlschrank erkennen konnte. Wie er alles und jedes sortieren, im 90-Grad-Winkel ausrichten und geradlinig weglegen musste? Wie er zum Schluss sogar die Lichtschalter mit Aufklebern versehen hat, damit man sofort die richtige Lampe anstellte, ohne Strom für die falsche Lichtquelle zu verschwenden? Sarah, Dein Vater hat einen Knall, Tarek ist hochgradig neurotisch. Und dass er diese Macke immer noch nicht überwunden hat, zeigte sich wohl am deutlichsten beim Frühstück nach unserer, zugegeben heißen, Liebesnacht im Oktober. Du hast dir so viel Mühe gegeben, als du den Frühstückstisch so wunderschön gedeckt hattest. Und da kommt dieser Kerl und richtet das Besteck aus, weil es nicht exakt parallel neben dem runden Teller liegt?“

Sarah konnte sich noch deutlich an den Zwischenfall erinnern.

„Ich weiß nicht, wie es Dir dabei geht, aber ich bin eine Frau aus Fleisch und Blut. Ich will mich nicht registrieren, archivieren oder etikettieren lassen, ich will leben. Und Tarek hat mir die Luft zum Leben genommen. Ich entscheide, ob das Messer links oder rechts liegt und ob die Unterwäsche neben den Socken oder den Strapsen lagert! Meine Wohnung ist kein Museum – und mein Leben kein Büroarchiv! Wenn ich mich schon nach all den schlechten Erfahrungen auf einen Mann einlasse, so soll der witzig, kreativ, urwüchsig und unkonventionell sein – und er soll mich zum Lachen und Träumen bringen. All das kann Tarek nicht mehr und ich will ihn auch nicht mehr. Damit ist das Thema für mich beendet!“

Nach dieser klaren Ansage traute sich Sarah nicht mehr nachzuhaken. Das Thema Tarek Neumann war für ihre Mutter beendet. Die Aussicht auf eine Wiedervereinigung ihrer Eltern schien entfernter denn je.

Traurig nahm Sarah einen kräftigen Schluck aus ihrer übergroßen Kaffeetasse. Lange hielt sie sich den Rand des überdimensionalen Geschirrs vor ihre feuchten Augen.

Den letzten Triumph, sie gebrochen zu haben, wollte sie ihrer Mutter nicht zeigen.

Kapitel 3

Die Neugier ließ ihn nicht los.

War er jetzt total verwirrt oder hatte der Singsang, der sich virtuell in seinem Oberstübchen abspielte, einen realen Hintergrund?

Tarek war sich nicht sicher. Entweder hatte er sich die ganze Geschichte bloß eingebildet oder seine ausgeprägten Sinne erhielten jetzt eine weitere Ergänzung, emphatisch auf wie auch immer geartete Schwingungen zu reagieren.

Der Lauf hatte ihn ertüchtigt, er fühlte sich fit, aber noch nicht verausgabt. Eigentlich wollte er eine weitere Runde drehen, doch dieses Kleidungsbündel am Strand des Maschseebades ließ ihn nicht los.

Den Blick stier geradeaus in Richtung Strand geheftet, joggte er auf sein Ziel zu.

Das Bad war noch geschlossen und er musste erst den Grünstreifen durchqueren und dann den Zaun, der parallel zum Rudolf-von-Bennigsen-Ufer verlief, überwinden. Viel Mühe machte ihm dieses Manöver nicht, nur das Hochstemmen seines Körpers vor dem Drüberhechten ließ einen kurzen, stechenden Schmerz in seinen Schultern aufflackern.

Schöner Mann, komm zu mir … Da war es schon wieder!

Tarek schauderte. Es war mitten am frühen Morgen, zahllose Jogger waren unterwegs, die ersten Menschen machten sich auf den Weg zur Arbeit, und ihm lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, weil er sich etwas einbildete?

Verkehrte Welt.

Er war im realen Hier und Jetzt und irgendein mystischer Eindruck schien ihn in eine Parallelwelt zu zerren, deren Einfallstor er nicht sehen konnte.

Tarek war nie ängstlich. Er war ein Kerl von 1,90 m Größe, muskulös mit breitem Kreuz, kraftvollen Händen und starken Beinen, ein Typ wie aus einem Actionfilm – doch diese verwirrenden Eindrücke flößten ihm Unbehagen ein.

Nach der kleinen Klettereinlage stand er mitten auf dem Strand des Maschseebades. Am Fuß des Turms der Badeaufsicht sah er dieses Knäuel jetzt etwas deutlicher. Es war noch etwa 50 Meter entfernt. Tarek wollte jetzt eigentlich kraftvoll antreten und schnell die Lagerstatt des unbekannten Etwas erreichen. Doch nach dem ersten kurzen Sprint verlangsamte er schlagartig die Frequenz seiner Schritte, bis er langsam und bedächtig in die angestrebte Richtung ging.

Das undefinierbare Knäuel schien irgendwie gerollt. Tarek konnte kaum erkennen, welche Kleidungsstücke in diesem gordischen Knoten verwoben waren. Beim Näherkommen fiel ihm auf, dass die Teile auseinandergefasert waren und sich im Rhythmus der flachen Wellen des Maschsees hin und her wiegten. Dieses asymmetrische Gebilde aus Lumpen wirkte wie ein überdimensionaler Wickel, der etwas Längliches umschloss.

Tarek schärfte seinen Blick und ließ ihn Richtung Strandsaum gleiten.

„Schöner Mann, komm zu mir!“, schon wieder kroch dieser Sirenengesang in seinen Kopf. Unwillkürlich hielt sich Tarek mit beiden Händen die Ohren zu.

„Nein, nein, nein! Das kann nicht sein, ich bin nicht verrückt!“, sprach er sich selber Mut zu. In der heißen Phase der Drogen- und Alkoholexzesse seiner Vergangenheit war er einiges an halluzinogenen Fehlwahrnehmungen gewöhnt, aber dieser Eindruck hier verwirrte ihn vollends.

Tarek nahm die Hände wieder von seinen Ohren und schüttelte sich. Er atmete tief durch und hielt direkt auf sein Ziel zu.

Je näher er kam, desto mehr Details konnte er ausmachen. An dem einen Ende des Wickels konnte er etwas Braunes erkennen. Es sah aus wie ein großer L-förmiger Haken aus Gummi. Das andere Ende wirkte deutlich dicker. Es schien in mehrere Lagen Stofflappen eingerollt. Mit jeder kleinen Welle wiegte sich dieses Gebilde rhythmisch am Strand hin und her.

Nach der unheimlichen Begleitakustik beruhigte Tarek dieser friedliche Anblick. Er verlangsamte seine Schritte weiter und schlich beinahe. Sein Kreislauf fuhr herunter und der abkühlende Schweiß ließ ihn frösteln. Kalte Schauer jagten seinen Rücken hinab. Verbunden mit der mystischen Morgenstimmung und den verwirrenden Eindrücken dieses Anblicks fühlte er sich wie in einen unwirtlichen Horrorfilm versetzt.

Mit jedem Schritt wurden die Umrisse deutlicher. In mehreren Schichten war Kleidung mit alten Laken und Stoffresten ineinander verschlungen. An der verdickten Seite konnte er keine ungewöhnlichen Details ausmachen, aber auf der anderen Seite entpuppte sich der L-förmige Gummihaken als … – Tarek schärfte seinen Blick, er wollte es ganz genau sehen – … als Fuß!

Tarek traute seinen Augen kaum. Von der plötzlichen Entdeckung eines menschlichen Körperteils angespornt, beschleunigte er seine Schritte wieder und eilte unversehens an das Fundstück heran.

Jetzt stand er direkt vor seinem Ziel, die erschreckend faszinierende Entdeckung zu seinen Füßen.

Ganz langsam scannte er mit dem geschulten Blick eines Ermittlers sein Fundstück. Die ausgefranste Textilrolle vor ihm war etwa 1,70 m lang und hatte die Form eines spitz zulaufenden Kegels. Der Fuß, der aus dem schmalen Ende herausragte, wirkte sehr zierlich. Er hatte eine Farbe, die zwischen Blau und Braun wechselte, und machte einen gepflegten Eindruck. Die knallrot lackierten Fußnägel waren deutlich zu erkennen.

Tarek kniete sich hin.

Was würde ihn wohl erwarten, wenn er das verschnürte Paket auspackte?

Sein Puls beschleunigte. Instinktiv sah er sich um. Niemand war in seiner Nähe. Vielleicht war die Person noch am Leben und nur bewusstlos? Sollte er jetzt wirklich? Ein halbes Jahr nur langweilige Büroarbeit und jetzt so eine Entdeckung.

Tarek hielt es vor Neugier kaum aus. Er ergriff die ausgefranste Spitze eines losen Lappens am runden Ende des Knäuels und fing an, das Stück Stoff wie das Gebinde eines Turbans langsam und vorsichtig abzuwickeln. Das Gewebe hatte sich voll Wasser gesogen und Tarek hatte einige Mühe, seine Entdeckung behutsam von der Last zu befreien.

Unwillkürlich erinnerte er sich an manche Schulfete, bei der seine Kumpel die attraktiven Mädchen dazu überredeten, sich wie Mumien in Toilettenpapier einwickeln zu lassen, um sie dann gegen Ende der Party nach einigen Bieren und Longdrinks langsam und genussvoll wieder auszupellen.

Am Anfang musste Tarek relativ viel Kraft einsetzen, um die Spitze seines Fundstücks anzuheben. Doch mit jeder Umdrehung, mit der er den Stofflappen abwickelte, gestaltete sich das Unternehmen leichter.

„Dachte ich’s mir doch“, resümierte Tarek, als nach einiger Zeit dunkelschwarze Haare zum Vorschein kamen. Er wurde hektischer. Unruhig wickelte er das Paket immer schneller aus, gespannt darauf, was ihn noch erwarten sollte.

Jede abgewickelte Lage des nasskalten Verbandes eröffnete einen tieferen Blick in die Geheimnisse seines Inneren.

Auf das Schlimmste gefasst, erahnte er, welcher Anblick ihm bevorstand. Ganz allmählich teilten sich die Harre und legten den Beginn einer Stirn offen. Tarek befreite den Körper von weiteren Stofflagen, bis langsam dunkelschwarze Augenbrauen auftauchten und vermuten ließen, welch schönes Geschöpf er unter den Lumpen entdecken würde.

Nur noch diese eine Lage und Tarek sollte endlich in das Antlitz des ihm unbekannten Wesens schauen. Ein kurzer Schrecken durchfuhr seinen langsam auskühlenden Körper. Weit aufgerissene, rehbraune Mandelaugen starrten ihn angsterfüllt an. Ihr Glanz war entschwunden, aber die malerische Ästhetik des Make-ups mit den fein gezeichneten Konturen der Wimpern und Lider ließen sie immer noch lebendig wirken.

Lebendig?

Tarek wickelte wie besessen die restlichen Stofffetzen ab, riss und zerrte an ihnen immer heftiger, als es ihm nicht schnell genug ging. Unterhalb der Nase erwartete Tarek den Anblick eines dezent geschminkten, formschönen Mundes.

Doch als er die Stelle freigelegt hatte, klebte dort, wo verliebte Männer eigentlich einen einladend geschwungenen Mund erwarteten, ein ausgefranstes, rechteckiges Stück Panzerband, das den gesamten Bereich zwischen Nase und Kinn verklebte.

Tarek ging jetzt in die Hocke und hob den schlaffen Körper sanft an.

Kurz bevor er den Kopf komplett von seiner Vermummung befreit hatte, klappte dieser nach vorn und Tarek schaute, mit der linken Hand den Körper festhaltend und mit seiner rechten immer weiter den Stoff abwickelnd, auf einen anmutigen Nacken. Der Körper war leblos.

Der Klumpen der gelösten Stofflappen in seiner Rechten hatte mittlerweile die Größe eines Fußballs erreicht. Tarek legte den Körper bäuchlings ab und riss mit beiden Händen den Stoff vom verbliebenen Rest ab, der sich wie eine Würgeschlange um die Leiche gezogen hatte.

Tarek warf den Abfall beiseite und drehte ruckartig den Körper auf den Rücken, um das Gesicht in Gänze anblicken zu können.

„Ah!“

Ein grausiger Anblick schlug ihm entgegen. Tarek wurde übel.

So etwas hatte er in seinen 25 Dienstjahren noch nicht gesehen.

Nachdem er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte, gewann Stück für Stück die kriminalistische Neugier die Oberhand über das blanke Entsetzen, das ihn kurzzeitig abgelenkt hatte.

„Das habe ich das letzte Mal auf einem Bild in dem Kriminalistik-Lehrbuch an der Fachhochschule gesehen – abartig.“

Was er da sah, war die unschöne Arbeit eines Berufskillers.

Schlagartig war der Reiz der attraktiven Morgenstimmung verflogen und die Fratze des Todes glotzte Tarek unvermittelt ins Gesicht.

Unterhalb des Kinns der jungen Frau klaffte dort, wo sich eigentlich der Kehlkopf befand, ein Loch von der Größe einer Faust.

Die Haut war blass-weiß und umgab das Loch mit ausgefransten Hautlappen. Eine Art spitz zulaufender, rötlicher Schwamm hing in der Mitte des Lochs aus dem Hals. Tarek schaute genauer hin und tippte mit seinem Zeigefinger ganz sacht diesen klobigen Wackelpudding an. Die Oberfläche war rau und mit kleinen Huckeln übersät – Tarek hatte die Zunge berührt!

„Eine ,Kolumbianische Krawatte‘ – ich fasse es nicht!“

Die wunderschöne Erscheinung der jungen Frau war von einer „Kolumbianischen Krawatte“ entstellt.

Im Krieg um die Drogenkartelle Mitte der 80er-Jahre wurden Morde mit diesem Schnitt als eindringliche Warnung an missliebige Konkurrenten der Gegenseite begangen. Der Täter tötete sein Opfer, indem er ihm die Kehle durchschnitt, den Kehlkopf vollständig entfernte und die Zunge des Toten durch die geschaffene Öffnung zog. Dieses abartige Arrangement wirkte beim Hinsehen wie eine Krawatte, die geradewegs dem Hals entsprang.

Das Wasser hatte die Wunde ausgewaschen. Trotz der dominanten Entstellung wirkten Hals und Kopf der jungen Frau auf ihre Art schön – leider war ihre Schönheit das Opfer eines Mörders geworden.

Plötzlich kam Tarek der Gesang wieder in den Sinn.

„Schöner Mann, komm zu mir!“

Ohne zu wissen, warum, strebte Tareks rechte Hand zu den Haaren des Opfers. Er streichelte sie. Ganz liebevoll und behutsam strich er mit seiner starken Hand über den Schopf dieser Frau, beinahe zärtlich. Traurigkeit überkam ihn. Mit seinem Mund kam er ganz nah an sie heran und hauchte in ihr Ohr:

„Ich bin da, Du bist sicher. Schöne Frau, niemand wird Dir mehr etwas tun. Du bist erlöst!“

Bei diesen Worten bahnten sich Tränen den Weg in seine Augen. Für einen kurzen Moment schloss er sie, küsste die Tote auf die Stirn und strich mit seiner Hand den entsetzten Blick aus ihrem so schönen Gesicht. Sie schlief.

Ein letztes Mal schloss die unbekannte Schöne ihre Augen und Tarek schickte sie in Gedanken auf ihre letzte Reise.

Ein paar Minuten lang verharrte er so, bis die Kälte den Weg über seine nass geschwitzte Haut in sein Bewusstsein schaffte und ihn zurück in die Realität holte.

Benommen von den starken Eindrücken dieses Morgens, stand Tarek andächtig auf und holte zögerlich sein Handy aus dem Hüftgurt.

Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, wählte er die ihm nur allzu gut bekannte Nummer: 110.

Langsam, mit klarer und deutlicher Stimme, gab er die traurige Nachricht weiter:

„Leitstelle, hier ist Tarek Neumann, Zielfahnder vom LKA. Ihr glaubt nicht, was ich gerade eben gefunden habe.“

Kapitel 4

Wenn Arnulf Wagner zum Treffen lud, kamen sie alle. Der urwüchsige Präsident des hannoverschen Charters der Raw Devils kannte kein Pardon. Absagen akzeptierte er nicht, es sei denn, ein Mitglied seines Charters oder nahe Familienangehörige lagen im Sterben. Doch selbst wenn ein solcher Anlass bestand, niemand hätte ernsthaft gewagt, den Großmut des obersten Chefs des umtriebigsten Motorradklubs Hannovers zu testen.

Wagner hatte seine Truppe im Griff und alle verehrten und respektierten ihn.

Arnulf Wagner war seit 20 Jahren der unangefochtene Präsident des hannoverschen Ablegers eines weltumspannenden Motorradklub-Imperiums.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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