H. C. Hollister 21 - H.C. Hollister - E-Book

H. C. Hollister 21 E-Book

H. C. Hollister

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Beschreibung

Für Tex Conway bedeutet es einen schweren Schlag, als sich Packy, sein eigener Bruder, gegen ihn stellt. Ja, Packy greift sogar zur Waffe, um sich endlich von der lästigen Bevormundung des Bruders zu befreien. Tex hat es einfach nicht geschafft, den Bruder auf dem richtigen Weg zu halten. Wohin das bei dem leichtsinnigen und unbelehrbaren Packy führen muss, steht außer Zweifel: in die Gesellschaft der Gesetzlosen.
Es ist ein Weg, von dem es eines Tages kein Zurück mehr gibt. Tex schlimmste Befürchtungen werden noch übertroffen, als er sich auf Packys Fährte setzt. Im äußersten Westen von Colorado stößt er mitten in ein Hornissennest von Banditen, skrupellosen Glücksrittern und üblen Revolverhelden. Und Packy ist einer der ihren geworden ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Kein Weg zurück

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Ertugrul Edirne / Becker-Illustrators

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0664-3

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Kein Weg zurück

Für Tex Conway bedeutet es einen schweren Schlag, als sich Packy, sein eigener Bruder, gegen ihn stellt. Ja, Packy greift sogar zur Waffe, um sich endlich von der lästigen Bevormundung des Bruders zu befreien. Tex hat es einfach nicht geschafft, den Bruder auf dem richtigen Weg zu halten. Wohin das bei dem leichtsinnigen und unbelehrbaren Packy führen muss, steht außer Zweifel: in die Gesellschaft der Gesetzlosen.

Es ist ein Weg, von dem es eines Tages kein Zurück mehr gibt. Tex schlimmste Befürchtungen werden noch übertroffen, als er sich auf Packys Fährte setzt. Im äußersten Westen von Colorado stößt er mitten in ein Hornissennest von Banditen, skrupellosen Glücksrittern und üblen Revolverhelden. Und Packy ist einer der ihren geworden ...

Als Tex Conway die erregten Stimmen im Schlafhaus vernimmt, treten seine Backenknochen in maßlosem Zorn hell hervor.

Er braucht keinen besonderen sechsten Sinn, um aus dem wütenden Gebrüll, das von Klirren und Krachen begleitet wird, die Stimme seines jüngeren Bruders Packy herauszuhören.

Tex gleitet aus dem Sattel seines stämmigen Grauschimmels, schlingt die Zügel um die Haltestange vor der Bunk und hastet in langen, geduckten Sätzen zur Tür.

Noch bevor er sie erreicht hat, fliegt sie auf und kracht hart gegen die Wand. Ein Mann kommt rückwärts herausgetaumelt.

»Immer dasselbe!«, knurrt Tex Conway bitter und stürmt in den Raum.

Er bleibt einen Moment stehen und überblickt das Geschehen.

»Verdammt, ich habe euch gesagt, dass ihr es niemals mit Übermacht versuchen sollt!«, grollt er drohend.

Niemand ist in der Lage, seinen Worten Beachtung zu schenken. Nur Packy findet eine Sekunde Zeit, um einem seiner Gegner auszuweichen und übermütig zu Tex hinüberzugrinsen.

Im nächsten Augenblick rächt sich seine Unaufmerksamkeit, denn einer der Burschen hat sich aus dem Trümmerhaufen, der vor wenigen Minuten noch die Einrichtung des Schlafhauses war, einen halben Stuhl herausgeangelt und schmettert ihn Packy über die Schulter.

Das ist für Tex Conway das Signal, in den Kampf einzugreifen. Mit zwei Schritten ist er bei dem hinterlistigen Schläger und streckt ihn zu Boden.

Feixend tritt Packy neben seinen älteren Bruder.

Tex streift den Bruder mit einem missbilligenden Blick. Sofort darauf fragt er die arg mitgenommenen Männer, die aus den Ecken gekrochen kommen und sich wiederaufrichten:

»Was ist passiert, Jungs? Welcher Satan hat euch geritten, dass ihr die Bunk kurz und klein schlagen musstet?«

»Welcher Satan uns geritten hat?«, brummt ein untersetzter rothaariger Bursche. »Dort drüben steht er in der Ecke, Conway! Yeah, dein Bruder ist dieser Satan, der uns nicht in Ruhe lassen konnte. Er hat Hopkins sein Mädel ausgespannt. Das hätten wir noch hingenommen, und es wäre eine Sache gewesen, die Hopkins allein mit ihm hätte austragen müssen. Aber soeben hat er uns erzählt, dass er überhaupt kein Interesse an dem Mädchen habe. Es habe ihm nur Spaß gemacht, Hopkins in die Ecke zu drängen, und ebenso würde er es bei jedem anderen von uns machen, der in der Stadt ein Mädel habe.«

»Du wirst keines der Mädchen auch nur mit einem Blick behelligen, Packy!«, knurrt Tex drohend.

»Sieh da, jetzt redet der großspurige Bruder!«, spöttelt Packy. »Du bist der Vormann dieser Ranch und hast zu bestimmen, was auf der Ranch geschieht. Was aber mich persönlich betrifft, so solltest du dir merken, dass du mir weder als Vormann noch als Bruder irgendwelche Vorschriften zu machen hast. Du hast lange Zeit für mich sorgen müssen, Tex, aber das gibt dir nicht das Recht, dich immer wieder in meine Sachen einzumischen. Ich kann inzwischen ganz gut allein im Sattel sitzen, auch wenn du es nicht wahrhaben willst.«

»Rede nicht so mit mir!«, knurrt Tex heiser.

Packy lacht schneidend auf und blickt den Bruder triumphierend an.

»Das hörst du nicht gern, wie? Und weil du selbst zu hölzern bist, um dich mit Frauen zu beschäftigen, platzt du vor Neid, wenn ich mich amüsiere.«

Packy vernimmt das plötzliche Keuchen seines Bruders und sieht ihn herumwirbeln. In jähem Schrecken weiten sich seine Augen. Er reißt die Arme als Deckung hoch, aber es ist zu spät. Krachend landet Tex' Faust auf seinem Kinnwinkel.

»Muss ich es wirklich aus dir herausprügeln, Packy? Warum kannst du nicht auf mich hören!«

»Weil ich es satthabe, deine ewige Bevormundung zu ertragen! Jetzt bringen wir es endlich ins Reine!«

Zeitgleich mit den letzten Worten kommt Packy herangefegt. Zweimal trifft er den Bruder voll.

Mit Verwunderung erkennen die Cowboys, dass ihr Vormann zu wanken beginnt. Er wirkt unentschlossen, fast kraftlos, und zweifellos sind es nicht so sehr die Schläge Packys, die ihm zu schaffen machen, als vielmehr die Erkenntnis, dass ihm sein Bruder, dem er viele Jahre lang Vater und Mutter ersetzt hat, völlig entglitten ist.

Plötzlich aber werden seine Hüften wieder beweglich, und jetzt erkennen auch die Männer, dass Tex Conway seinem Bruder an Gewandtheit und Schnelligkeit nicht nachsteht. Er arbeitet mit der Präzision einer Kampfmaschine.

Schließlich nimmt Packys Gegenwehr ab. Immer deutlicher tritt das Gespenst einer Niederlage vor seine Augen. – Niederlage! Das ist etwas, was Packy Conway noch niemals hingenommen hat. Seine Arme sind lahm und bleiern geworden. Wenn er schon nicht siegen kann ...

Ein wuchtiger Schwinger seines Bruders lässt alle Gedanken Packys in einer roten, flammenden Lohe versinken. Mit letzter Kraft springt er zurück, um aus der Reichweite dieser eisenharten Fäuste zu gelangen.

Erst als er Tex mit hängenden Armen und leerem, ausdruckslosem Gesicht vor sich stehen sieht, wird Packy bewusst, dass er seinen Colt in der Hand hält.

Und Packy Conway weiß damit umzugehen!

Tex blickt in das verzerrte Gesicht seines Bruders und erkennt, dass auch die letzten Hemmungen von Packy abgefallen sind.

»Komm nur heran, Bruder!«, schnauft er gehässig. »Komm nur näher! Oder kriecht jetzt die Angst in dir hoch? Warum winselst du nicht? Warum flehst du nicht um dein Leben? Ja, die Angst schnürt dir die Kehle zu, nicht wahr? Du hast Angst, großer Tex Conway!«

»Ja, ich habe Angst, Junge«, murmelt er gepresst. »Angst, dass ein Conway der Mörder seines Bruders werden könnte, wie es vor langer Zeit schon einmal in unserer Familie geschah. – Du kennst die Geschichte, Packy. Wenn du sie hier wiederholen willst, dann mach schnell! Ich will es dir sogar noch leichtmachen. Deshalb sage ich dir, dass ich dich von dieser Ranch jagen werde, wenn du mich nicht erledigst, denn ich habe es satt, zuzusehen, wie du überall nur Unheil und Verderben stiftest. Jetzt kannst du wählen!«

Eine Zeitlang herrscht atemlose Stille in dem großen Raum. Mitten in diese Stille hinein tönt der gedehnte, schrille Pfiff Packys, bevor er sagt:

»Warum rückst du erst jetzt damit heraus, Bruderherz? Ich hätte längst wissen müssen, dass sich unsere Wünsche entgegenkommen. Auch ich habe kein Verlangen mehr nach deiner Gegenwart. Vielleicht bin ich hemmungslos und egoistisch, vielleicht sogar verdorben. Aber dann trägst du die Schuld daran, Bruder! Immer hast du mich am Gängelband führen wollen, selbst dann, als ich längst auf eigenen Füßen stehen konnte. Du hast mich verzogen und verwöhnt. Beklage dich also nicht, wenn ich zu harter Arbeit nicht mehr tauge und auf leichtere Weise Geld verdienen will, viel Geld, Bruder!«

»Geh, Packy!«, sagt Tex angewidert. »Mach, dass du fortkommst und reite deinen eigenen Trail. Ich habe versagt, und es ist zu spät, die Fehler jetzt noch berichtigen zu wollen.«

Packy lässt sich langsam auf sein Bett sinken und winkt einen der Weidereiter mit dem Revolverlauf heran.

»Bist du vielleicht so freundlich, meine Sachen einzupacken und mir meinen Gaul zu satteln, Rotkopf? Ich möchte meinen Colt vorsichtshalber nicht aus der Hand legen.«

Der Rothaarige wirft einen fragenden Blick zu Tex hinüber, und dieser nickt ihm zu. Da beginnt der Mann in aller Hast, Packys Sachen aus einem Spind zu zerren und in zwei Decken zu wickeln. Sporenklirrend verlässt er mit seiner Last das Schlafhaus.

Es wird kein Wort mehr gesprochen.

Erst als vor der Bunk der Hufschlag eines Pferdes aufklingt, erhebt sich Packy und geht zur Tür. Der Revolver liegt immer noch in seiner Hand.

Dann lässt er mit einer blitzschnellen Bewegung sein Eisen im Halfter verschwinden und schlägt mit dem Absatz von außen die Tür krachend ins Schloss. Gleich darauf zeigt Hufgeklapper an, dass Packy Conway davonreitet.

✰✰✰

Als Tex Conway aus der Ranch tritt, sieht er den Rothaarigen mit finster zusammengezogenen Brauen neben der Tür lehnen. Er starrt nach Süden, wo der Ranchhof offen ist und sich das Gelände zum Big Sandy Creek hinabsenkt. Erst als Tex in sein Blickfeld tritt, schaut er ihn verlegen an und murmelt:

»Hätten wir es uns denn gefallen lassen sollen, Tex?«

»Ihr habt keine Schuld daran, mein Freund«, murmelt Tex tonlos und geht steifbeinig zu einem Gatter, das sich an die Bunk anschließt. Er legt die Unterarme auf den obersten Balken und stützt das Kinn darauf. So steht er und blickt der Gestalt des Reiters nach, die eben den Creek durchfurtet hat und immer kleiner wird, ehe sie schließlich hinter einer Bodenwelle verschwindet.

Tex bemerkt nicht die rastlose Tätigkeit der Weidereiter hinter sich. Er nimmt auch nicht die gebeugte Gestalt des grauhaarigen Ranchers wahr, der sich auf der Veranda des Wohnhauses lange mit dem Rothaarigen unterhält.

Die Dämmerung bricht herein, und vom Küchenanbau ruft der hallende Ton einer Triangel die Männer zum Abendbrot. Tex Conway steht noch immer unverändert am Gatter, als die Cowboys mit scheuen und unbehaglichen Blicken hinter ihm vorbeigehen und im Küchenanbau verschwinden.

Dann endlich legt sich eine feste, begütigende Hand mit fast väterlichem Druck auf seine Schulter, und eine brüchige Stimme murmelt:

»Kommen Sie ins Haus, Tex. Sie können hier nichts mehr tun.«

Steif richtet sich Tex Conway langsam auf, wendet sich um und starrt Tom Wesley aus verständnislosen Augen an. Seine Gedanken scheinen sich in weiter Ferne zu befinden. Schwerfällig nickt er vor sich hin und geht geistesabwesend voraus in das geräumige Wohnzimmer des Ranchhauses.

Dort bleibt er stehen und setzt sich erst mechanisch in einen Ledersessel, als Tom Wesley ihn sanft darauf niederdrückt.

Wenige Augenblicke später drückt ihm der Rancher ein gefülltes Glas in die Hand und kommandiert:

»Trinken Sie, Tex! Sie brauchen jetzt einen Schluck, um zu vergessen.«

Automatisch setzt der Vormann das Glas an die Lippen und kippt es in einem Zug hinunter. Dann setzt er es angewidert auf den Tisch und keucht:

»Vergessen? Wesley, wer sagt Ihnen, dass ich etwas vergessen will? Nein, ich muss jetzt überlegen, damit ich die Lösung finde. Mich trifft die Schuld, und deshalb muss ich Packy von seinem Weg abbringen, der ihn geradewegs in die Hölle führen wird.«

Der Graukopf des alten Ranchers beugt sich weit vor.

»Ich kenne Sie besser, als Sie glauben, Tex. Ich habe viel von Ihnen gehört, denn sonst hätte ich niemals einen Siebenundzwanzigjährigen als Vormann auf meine Lohnliste gesetzt. Zudem kann auch ein alter Mann noch scharfe Augen besitzen, was den Charakter und die Fähigkeiten eines anderen Mannes betrifft. Sie sind ein Arbeitspferd, Tex, und ein treuer und pflichtbewusster Mann. Das habe ich bereits am ersten Tag erkannt. Sie besitzen die Fähigkeit, andere Männer zu leiten, und deshalb sind Sie der geborene Vormann. Wenn also diese Fähigkeit bei Ihrem Bruder vollständig versagt, so liegt der Grund dafür nicht bei Ihnen, sondern ist in der Veranlagung Packys zu suchen.«

Tex Conway starrt brütend vor sich hin und wirft unwillig den Kopf zurück.

»Sie wollen es mir leichtmachen, Wesley, aber Sie kennen die Tatsachen nicht. Es gab auf meinem gemeinsamen Weg mit Packy viele Warnzeichen, die mich hätten aufmerksam machen sollen. Die eindringlichste Warnung erlebte ich schon mit fünfzehn Jahren. Ich hätte eine Lehre daraus ziehen müssen.«

Der alte Rancher empfindet deutlich, dass die Vergangenheit in seinem Vormann lebendig wird.

»Erzählen Sie, Tex«, sagt er deshalb ruhig. »Sie wissen, dass Ihre Worte bei mir gut aufgehoben sind.«

Er steht auf, schenkt erneut die Gläser voll und reicht Tex eine Zigarre. Nachdem der Vormann sie gedankenvoll entzündet hat, beginnt er zu berichten:

»Wir hatten ein kleines Anwesen unten im Pima County. Mein Großvater hatte es in einem Leben voll harter Arbeit aufgebaut. Von Jugend an mussten seine beiden Söhne ihm dabei helfen. Mein Großvater wurde von Apachen getötet. Seine Söhne führten das mühselige Werk fort, wenn ihnen auch die Siedlerstelle nur das Allernotwendigste einbrachte, das sie zu einem kärglichen Leben brauchten.

Es wurde besser. Jedes Jahr ein paar Rinder mehr und ein paar Acres Weizenland, die unter den Pflug genommen werden konnten. Aber die Arbeit forderte den Männern das Letzte ab.

Eines Tages hatte der jüngere der beiden Brüder das Leben satt. Er nahm sich alles Bargeld als seinen Anteil des Erbes und ritt davon, um irgendwo draußen das Glück zu suchen, das die eigene Scholle ihm vorzuenthalten schien. Der ältere Bruder blieb allein zurück. Es war mein Vater! Es kostete ihn die besten Jahre seines Lebens, die kleine Ranch vor dem drohenden Zerfall zu retten.

Er fand eine Gefährtin, die ihn in seinem harten Ringen unterstützte und ihm zwei Söhne gebar. Er schaffte es. Die Ranch warf wieder Ertrag ab, und seine Söhne wuchsen heran. Er wusste, dass er seinen Kindern eines Tages ein gutes Erbe hinterlassen würde. Seine Kinder waren wir, Tex und Packy Conway. Uns waren die harten Jahre erspart geblieben. Tod und Not waren überwunden, für uns sollte es Brot geben.

Es war ein schöner Traum, Wesley, der brutal vernichtet wurde, als eines Tages der jüngere Bruder wiederauftauchte. Abgerissen, auf abgetriebenem Pferd, kam er auf der Ranch an. Wie sich bald herausstellte, war ihm ein Aufgebot auf den Fersen. Wenige Jahre hatte er auf leichte, aber höllische Weise Geld verdient, bis die Hölle ihn selbst einholte.

Ich war fünfzehn Jahre alt, Packy acht Jahre, als unser Onkel auf der Ranch eintraf. Mit zynischem Grinsen erklärte er, dass die Ranch gewachsen sei und damit natürlich auch sein Anteil und Erbe. Wieder forderte er alles Geld. Er wollte über die Grenze nach Mexiko, die nur fünfzig Meilen entfernt war.

Aber mein Vater blieb hart. Ich weiß, dass er es nicht für sich selbst tat, sondern dabei an uns, seine Söhne, dachte. Er versuchte, dem Bruder klarzumachen, dass das Wachstum der Ranch nur harter Arbeit zu verdanken gewesen sei, an der er keinen Anteil habe. Das Geld, das er vor Jahren erhalten habe, sei zu jener Zeit fast genau der Wert der Ranch und damit sein Erbteil gewesen. Er habe keinen Anspruch mehr.

Mein Vater ging dann zu einer Truhe, in der er sein Bargeld aufbewahrte und nahm es heraus. Auf dem Tisch teilte er es genau in zwei Hälften und bot die eine davon seinem Bruder an. Er sagte, dass er nicht mehr entbehren könne, wenn er nicht die Ranch aufs Spiel setzen wolle.

Plötzlich ging alles sehr schnell. Wir hörten den fernen Hufschlag eines Reiterrudels. Der andere erbleichte, wollte das ganze Geld an sich reißen, und als mein Vater seine Hälfte zu sich heranzog, schoss er ohne Gnade und ohne Warnung.

Noch heute klingen mir der Schuss und der gellende Schrei meiner Mutter in den Ohren. Packy begann zu weinen, und ich stürzte mich auf den Mörder.

Er schlug mich mit dem Coltlauf nieder, und als ich erwachte, bemühte sich ein bärtiger Mann um mich, während meine Mutter, von einem Weinkrampf geschüttelt, neben meinem toten Vater kniete.

Das Aufgebot hatte den Mörder erwischt. Er hatte jahrelang unter falschem Namen gelebt, und erst jetzt stellte sich seine Identität heraus. Für uns sollte das schlimme Folgen haben.«

Tex holt tief Atem und verkrampft die Hände ineinander.

»Er wurde gehängt!«, fährt Tex hastig fort. »Es wurde sehr schlimm für uns. Die strafrechtliche Seite der Angelegenheit war mit seinem Tod erledigt. Aber es gab Leute, die durch ihn oder die Bande, mit der er zusammengearbeitet hatte, geschädigt worden waren. Diese Leute machten einen Anspruch auf seinen Nachlass geltend. Sie strengten einen Prozess an. Das Geld, das bei ihm gefunden worden war, hatte man schon beschlagnahmt. Jetzt verlangten sie auch noch den halben Wert der Ranch.

Wir konnten nicht beweisen, dass die Erbschaftsangelegenheit zwischen ihm und meinem Vater längst erledigt war. So kam es dann, dass wir verloren. Gegen die gerissenen Anwälte der Gegenpartei hatten wir keine Chance. Unsere Ranch wurde öffentlich versteigert. Der Tod ihres Mannes und der Verlust der Ranch traf unsere Mutter schwer.

Wir zogen nach Tombstone. Sie führte einem alten Mietstallbesitzer den Haushalt, während ich als Stallbursche arbeitete. Packy besuchte die Schule. Aber schon wenige Wochen später wurde unsere Mutter von einem heftigen Nervenfieber befallen. Kurz darauf starb sie. In den letzten Minuten erlangte sie noch einmal das Bewusstsein. Sie wusste, dass sie uns verlassen musste, und deshalb galt ihre größte Sorge Packy, der noch zu jung war, um alles richtig zu verstehen. Ich sagte ihr, dass ich alles tun würde, um ihn zu einem aufrichtigen und starken Mann zu machen, wie unser Vater es war.

Es war ein leichtsinniges Versprechen für einen Fünfzehnjährigen, Wesley. Gott ist mein Zeuge, dass ich alles darangesetzt habe, es einzuhalten, wenn es mir auch manchmal fast unmöglich erschien. Zunächst arbeitete ich weiter als Stallbursche. Dann suchte ich mir einen neuen Job. Mit sechzehn Jahren wurde ich der jüngste Weidereiter einer großen Ranch. Ich bekam vollen Lohn, konnte Packy und mich anständig durchbringen und dabei noch sparen.

Je älter Packy wurde, desto mehr bekam er seinen eigenen Kopf. Das ständige Herumziehen bekam ihm nicht sonderlich gut. Soweit ich es damals verstehen konnte, war der Bruder meines Vaters der harten Arbeit nicht gewachsen und daran zerbrochen. Dieser Umstand war der Anlass gewesen, der ihn auf den höllischen Trail trieb. Ich wollte es mit Packy besser machen. Er war nicht ganz so kräftig gebaut wie ich. Es schien mir, dass er auch weniger belastbar war. Und so ...«

»Sie brauchen nicht weiterzureden, Tex«, krächzt Tom Wesley heiser. »Ich kann Ihnen genau sagen, welchen Fehler Sie dann begingen. Weil Sie glaubten, dass Packy ebenfalls an zu harter und schwerer Arbeit zerbrechen könnte, haben Sie ihn verwöhnt und fast gar keine Arbeit von ihm verlangt. Wenn bei Ihnen von einem Fehler die Rede sein kann, dann ist es der, dass Sie ihn zu wenig herangenommen haben, während Ihnen selbst nichts erspart blieb. Aber ist das ein Grund, sich Vorwürfe zu machen? Ihre Sorge um Packy war zweifellos echt! Mann, überlegen Sie doch! Ihr Bruder ist jetzt zwanzig Jahre alt. Zwölf Jahre lang haben Sie nur für ihn gelebt. Ein Mann wie Sie hätte sich in dieser Zeit längst eine eigene kleine Ranch aufgebaut. Aber seinetwegen waren Sie ruhelos und ständig unterwegs. Weil er sich zum Unruhestifter und Revolvermann entwickelte, mussten Sie immer wieder nach kurzer Zeit Ihren Job aufgeben und weiterziehen. Streifen Sie diese Dinge endlich ab, Tex. Lassen Sie sie zurück und verbannen Sie sie endlich aus Ihrem Gedächtnis!«